genauer ist sein Name— habe ein derartig barsches, schroffes Wesenzur Schau getragen, daß die Angehörigen, die der frommen Ver«storbenen wegen die Hilfe des Pastors glaubten in Anspruch nehmenzu müssen, für die Zukunft von dieser Art der Tröstung kuriert sind.Fünf durchgegangene Militärpferde hätten vorgestern imWesten Berlins das gröszte Unheil anrichten können, wenn ihnennicht drei Arbeiter mutig entgegengesprungen und die wilden Tierezum Stehen gebracht hätten. Eine Eskadron der Garde-Dragonerwar am Morgen zu einer Felddienstübung nach dem Grunewaldausgerückt, wo fünf der jungen Pferde, die ein Soldat nichtgenügend beobachtet hatte, entwichen.. Die führerlosen �Tieresprengten im schärfsten Galopp durch Halensee nach dem Kur-fürstendamm. Durch das unerschrockene Zugreifen der drei hiermit Asphaltarbeiten beschäftigten Arbeiter der Firma Kopp u. Cie.wurde ein Unheil in der großen Verkehrsstraße vermieden. DieArbeiter hielten die Tiere durch Anrufe und Spatenhcbcn auf undbrachten sie schließlich zum Stehen.Bei der Einfahrt des Automobilwettfahrcrs Koppen in Berlinhat sich gestern mittag in der Friedrichstraße ein bedauerlicher Unfallereignet. Als sich der Protoswagcn der Leipziger Straße näherte,stürzten die Menschenmengen, die solange den Bürgersteig besetzt ge-halten hatte», auf den Slraßendamm und drängten sich dicht an dasKraftgefährt und die nachfolgenden Autoniobile. Hierbei wurde derHausdiener Renvers durch die nachdrängenden Massen so dicht anein Privatautomobil geschoben, daß ihm das Hinterrad desselbenüber den rechten Fuß hinwegging. R. wurde zu einem in der Nähe.vohnenden Arzt gebracht, welcher eine starke Quetschung der Zehenfeststellte, doch waren glücklicherweise die Knochen unbeschädigt ge-blieben. Der Verunglückte wurde dann mittels Droschke nach seinerWohnung geschafft.18 Hunde vergiftet. In den letzten beiden Tagen sind inPankow und Umgebung nicht weniger als 18 Hunde an Vergiftungeingegangen, darunter recht wertvolle Exemplare, einer der 400 M.gekostet hat. Die Tiere starben alle in der gleichen Art in kurzerZeit. Schon vor einem halben Jahre trieb der Hundefeind in dennördlichen Vororten sein Unwesen. Damals gingen 31 Hundedurch die Zusichnahme von vergiftetem Fleisch ein. Trotz der acht-samen Tätigkeit der Kriminalpolizei ist es noch nicht gelungen, eineSpur des Hundemarders zu' finden.Ertrunkene Kinder. Immer mehr Opfer fordert in diesemSommer der Wassersport. Heute wird uns wieder über zweiFälle berichtet. In der Oberspree bei Niedcrschöneweide ertrankder ISjährige Schüler Heinrich Schneider, dessen Eltern in derMirbachstr. 80 wohnen. Der Knabe war zu weit in den Flußhincingeschwommen. Die Kräfte verliehen ihn plötzlich und hilflosmußte er ertrinken.— In der Havel fand das Sjährige Schulmädchen Martha Will aus Eberswalde den Tod durch Ertrinken.Die Kleine hatte am Ufer der Havel gespielt und war dabei aneiner tiefen Stelle ins Wasser gestürzt. Bevor Hilfe zur Stellewar, war sie untergegangen und ertrunken.Aus dem Strassenverkehr.Ein folgenschwerer Zusammenstoß zwischen einem Straßen-bahnwagen und einem Automobil hat sich in der verflosienenNacht am Kurfürstendamm zugetragen. Der kgl. KommerzienratHans Borchardt, Französischcstr. 47, war in Charlottcnburg gewesenund in dem Droschkenautomobil Nr. 2349 fuhr er nach Mitternachtheim. Als der Kraftwagen die Kreuzung des Kurfürstendammsund der Nürnberger Straße passierte, kam aus der entgegengesetztenRichtung der Straßenbahnwagen Nr. 288 der Linie?. Da derChauffeur genau wußte, daß der Straßenbahnwagen nur linkseinbiegen konnte und daß an der fraglichen Stelle eine sogenanntetote Weiche ist, so fuhr er ordnungsmäßig auf der rechten Seitein die Nürnberger Straße hinein. Die tote Weiche war jedochumgestellt worden und so mutzte zwischen den beiden Gefährtenein Zusammenstoß stattfinden. Er erfolgte mit solcher Gewalt,daß das Automobil fast gänzlich in Trümmer ging. Kommerzien-rat B. erlitte bei dem Unfall Verletzungen und Quetschungen undwurde nach Anlegung von Notverbänden auf der nahen Unfall-station nach einem Privatkrankenhause in der Joachimsthalerstraßegebracht.—Ein aufregender Unglücksfall hat sich vorgestern abend in derLeipziger Straße ereignet. In der Nähe des Potsdamer Platzesversuch'' der Maurer HanS Rathenow, Kochhannstr. 19 wohnhaft,auf einen in voller Fahrt befindlichen Straßenbahnwagen zuspringen. Er glitt vom Trittbrett ab und stürzte mit solcherGewalt auf den Straßendamm, daß er besinnungslos liegen blieb.Auf der Unfallstation in der Kronenstraße, wo der Verunglücktehingebracht wurde, stellte der Arzt einen Schädelbruch und einenRückenwirbelbruch fest. In recht bedenklichem Zustande fand R.in der Charite Aufnahme.—Ein anderer schwerer Unglücksfall trug sich vorgestern abendauf dem Gesundbrunnen� zu. In der Badstraße, dicht amHumboldthain, wurde der Schulknabe Fritz Teschke aus der Grün-thaler Straße beim Uebcrschreiten des Fahrdammes von einemStraßenbahnwagen der Siemens u. Halste- Bahn erfaßt undunter den Vorderperron geschleudert. Der Kleine zog sich einenschlveren Schädelbruch sowie schreckliche Verletzungen im ganzenGesicht zu. In fast hoffnungslosem Zustande fand er im städtischenKinderkrankenhause Aufnahme.Spurlos vcischwiiudcu ist seit Sonntag der Feuerwehrmann Wilh.Kirsch st ein von der dritten Kompagnie. Kirschstein, der seit23 Jahren ohne Tadel bei der Feuerwehr dient, verließ am Sonntagfrüh in Zivil seine Familie, um einen Arzt zu konsultieren. Seit-dem ist K. verschwunden. Alle Nachforschungen seiner Angehörigenund der Behörden sind bisher vergeblich geblieben.Beim Sommcrfest des„Guten Montag", veranstaltet am 20. Juli1908 vom Deutschen Buchbinder-Perband, sind folgende Gegenständegefunden worden: Eine dunkelbraune Ledertasche fDamenj, ein PaarDamenhandschuhe, ein Bund Schlüssel, ein Hausschlüssel, ein Damen-Hut und eine Schülermütze.Die Gegenstände können im Bureau der»Neuen Welt" von denVerlierern in Empfang genonimen werden.Feuer auf dem Bahnhof Friedrichstraße alarmierte gestern frühum 9 Uhr die Berliner Feuerwehr. Als Brandmeister Tamm mitzwei Zügen dort eintraf, brannten Teile des Dachstuhls, der zumgrößten Teil aus einer Eisenkonstruktion besteht. Es gelang, dieFlammen mit einer Schlauchleitung einer Dampfspritze zu löschen,so daß nur geringer Schaden entstanden ist. Das Feuer' soll an-geblich durch Fahrlässigkeit eines Arbeiters entstanden sein.In der Brandenburgstr. 25 kam in der letzten Nacht abermals eingefährlicher Brand aus. Es brannten in einer mechanischen WertstattPutzlappen, Werktische, der Fußboden u. a. an drei verschiedenenStellen. Als die Flammen mit kräftigen Wafferstrahlen gelöschtwaren und Brandmeister v. Borch die Entstehung feststellen wollte,wurden noch mehrere, kunstgerecht vorbereitete Brandherde entdeckt,die aber ihren Zweck verfehlt halten, weil die Flammen nicht indem erwarteten Maße um sich gegriffen hatten und die Feuerwehrgar zu fix gewesen war. Die Kriminalpolizei hat bereits mehrerePersonen vernommen. Hoffentlich kommt nun Licht in diese Sacheund wird auch die Entstehung des anderen großen Brandes auf-geklärt.Ferner hatte gestern früh um ö Uhr der 7. Zug längere Zeitin der Boxhagener Straße 17U zu tun, wo ein Kellerin Flammen stand, die an Preßkohlen und an Brennmaterialienreiche Nahrung gefunden hatten. Der 16. Zug wurde nach demKohlenbahnhof auf dem Wedding alarmiert, wo große Stapel vonPreßkohlen brannten. Ein Wohi,ungsbrand mußte vom 3. Zuge inder Danziger Straße 8S gelöscht werden. Durch die Explosioneiner Petroleumlampe kam in der Swinemünder Straße S Feuer au«.Der Arbeiter-Athleten-Bnnd Deutschlands(Ortsgruppe Berlin),hält am Sonntag, den 20. Juli und am 2. August seine diesjährigenWettkämpfe in Ww. SchonertS Restaurant„Neu-Seeland" in Stralauam Parallelweg ab. Wegen der großen Zahl der Teilnehmer be-ginnen die Kämpfe vormittags 10 Uhr und werden ununterbrochenfortgeführt.Vorort- jyaebnebtettsSchSneberg.Kinderspiele veranstaltet vom kommenden Sonntag ab derArbeiter-Turnverein Schöneberg auf dem städtischen SpielplatzMaxstraße(hinter dem Friedhof) von 9—11 Uhr vormittags.Tegel.Aus der Gemeindevcrtrctersitzung. Zunächst wurde nntgeteilt,daß die vorläufige Verfügung, die Aufschüttung des Seeufers be-treffend, aufgehoben ist. Da eine Einigung nicht zu erzielen war,so nimmt das Enteignungsverfahren seinen Fortgang. Der Haupt-Punkt betraf die Erbauung einer Realschule. Bei Uebernahme derjetzigen Realschule hatte die Gemeinde sich verpflichten müssen, einneues Schulgebäude zu bauen. Wir sind gewiß für jeden Fort-schritt auch auf diesem Gebiet, aber einem Projekt, wie dem vor-liegenden, konnten unsere Genossen nicht zustimmen. Was dasProjekt anbelangt, so fei nur bemerkt, daß die Kosten des Bauesauf 710 900 M. veranschlagt sind. Die Schule soll zunächst für600 Schüler eingerichtet werden. Gegenwärtig sind 250 Real-schüler vorhanden, von denen ein Drittel Auswärtige sind. In derDiskussion über diesen Punkt sprachen eigentlich nur unsere Ge-nassen Lichtenberg und Halses zur Sache. Die bürgerlichen Herrenführten eine lebhafte Debatte über die finanzielle Lage der Ge-meinde, nahmen aber trotzdem das Projekt, das ja auch nur denKindern der besitzenden Klasse zugute kommt, an. so daß man wohlruhig ihre Erregung als Spiegelfechterei bezeichnen kann. Eswurde ferner die Errichtung einer elektrischen Kraftanlage in derKläranlage beschlossen. Ebenso der Umbau des Ladens BerlinerStraße 4.In der Generalversammlung des Wahlvereins wurde zunächstdes verstorbenen Genossen Ehrhart in der üblichen Weise gedacht.Zur Aufnahme hatten sich 36 Genossen gemeldet, von denen einerzurückgewiesen wurde. Sodann schilderte Genosse Borg mannm einem Bortrag das Verhalten der bürgerlichen Parteien vor denLandtagswahlen und gedachte besonders des schoflen Verhaltens derFreisinnigen Volkspartei. Zum Kassenbericht gibt der Kassierer be-kannt, daß die Einnahmen 1099,79 M. und die Ausgaben 831,59 M.betragen, so daß ein Bestand von 268,29 M. vorhanden ist. Genosse M a f s a teilt mit, daß auf den Listen zur Landtagswahl über390 M. gesammelt sind. Zum Anschluß der Frauen an die Parteiwurde dem vorliegenden Entwurf zugestimmt.Weiffensee.Tie Gründung eines Schwimmvereins für Frauen nndMädchen der Arbeiterklasse ist in Aussicht genommen. Die kon-stituierende Versammlung hierzu findet am Dienstag, den 28. Juli,abends 8)4 Uhr, im Seebad Wcißensee statt. Diejenigen, welchegewillt sind, sich dem Verein anzuschließen, werden gebeten, sichdaselbst zur angegebenen Zeit zu melden.Reinickendorf-Ost.In der am Dienstag, den 22. d. Mts., abgehaltenen General-Versammlung des Wahlvereins erstattete zunächst der VorstandBericht über das verflossene Halbjahr. Es haben stattgefunden:'1 Generalversammlung, 2 Mitgliederversammlungen, 4 öffentlicheVersammlungen, 2 Wahlmännerversammlungen, 8 Sitzungen desLandtagswahlkomitces, 6 Vorstandssitzungen und 36 Zahlabende.Die Mitgliederzahl beträgt 469, trotz Ausscheidens von 39 Mit-gliedern. Wie aus dem Kassenbericht zu entnehmen ist, betrugdie Einnahme 837,35 M., die Ausgabe 999,15 M.; an den Kreiswurden abgeführt 402,80 M..,Vorwärts"-Leser sind nach demBericht des Parteispediteurs zurzeit 880 vorhanden. Die Krisehat ihre Zahl vermindert. Die Bibliothek zählt zurzeit 255 Bände;ausgeliehen waren in der Berichtszeit 91 Bände. Unter Vereinsangelegenheiten teilte Genosse Schönberg mit, daß er mit der GeWerkschaftskommission betreffend Gewerbegerichtswahl Rücksprachegenommen und sich überzeugt habe, daß dieselbe in jeder Beziehungihre Schuldigkeit getan habe und das in der vorigen VersammlungBemängelte nicht auf ihr Konto zu setzen sei. Wegen Nichtbeteili-gung an der Landtagswahl wurden ausgeschlossen: Reinhard, Kube,Böhme, Dahms, Kopsch, Liebig, Schulz, Hase, Hübner, Jürst. ZurProvinzialkonferenz und zum Parteitag werden die GenossenNielsen, Lorenz und Neumann vorgeschlagen. In der Frage derJugend- und Frauenorganisation wurde den Delegierten kein gsbundenes Mandat mitgegeben. Beschlossen wurde ferner, bei dernächsten Uraniavorstellung ein älteres Thema zu wählen, nachdembemängelt worden war, daß die neueren Themata in der Oualifikation den älteren hintenanstehen.Nowawes.Das Einkassieren von Beiträgen des WahlvereinS erfolgtmorgen vormittag von'9—12 Uhr in folgenden Lokalen: 1. Bezirkbei Otto Hiemke, Wallstraße 55; 2. Bezirk bei Karl Gruhl, Priester-ftraße 69; 3. Bezirk bei Ludwig Richter. Großbeerenstraße 59.Auch werden neue Mitglieder aufgenommen.Die Genossen werden auf das am 26. Juli im SingerschenLokal stattfindende Sommersest des Arbetter-Radfahrervereins auf-merksam gemacht. Der genannte Verein hat stets bei den Festendes Wahlvereins mitgewirkt.— Am Sonntag, den 26. Juli, findetim Schmidtschcn Lokale das Stiftungsfest des Arbeiter-Theater-Bundes Deutschlands statt.Am Montag, den 27. d. M.. abends 8% Uhr, findet im Schmidt-schcn Lokale, Friedrich- und Wilhelmstraßen-Ecke, eine Versamm-lnng statt, in der Gewerkschaftssekretär A. Ritter- Berlin Be-richt über den 6. Gewerkschaftskongreß erstattet. Wir ersuchen dieArbeiterschaft, sich recht zahlreich an dieser Versammlung zu be-teiligen. Das Gewerkschaftskartell.Spandau.Aus der Stadtverordnetenversammlung. Die zweite Ferien-sitzung wies zwar nur 21 Nummern auf. nahm jedoch durch aus-gedehnte Debatten längere Zeit in Anspruch. Die erste längereDebatte entstand gleich bei der ersten Vorlage betreffend die Fest-setzung der Fluchtlinie auf dem Brettschneiderschen und MüllcrschenGelände an der Neuendorfer und Triftstraße. Der HolzhändlerVrettschneider und der Stadtrat Maurermeister Müller, ein paarschwerreiche Leute, besitzen an der Neuendorfer Straße bis hinunterzur Havel ein sehr umfangreiches Gelände, das sie zu bebauenbeabsichtigten. Sie reichten ein diesbezügliches Gesuch beimMagistrat ein, worin sie die Ausweisung einer. 14 Meter breitenUferstraße und einer 18 Meter breiten Querstraße in Aussichtstellten. Nach der jetzigen Fluchtlinie ist die Neuendorfer Straßean dieser Stelle zirka 22)ä Meter und die querlicgende Triftstraße15 Meter breit. Der Magistrat machte der Versammlung voreiniger Zeit eine diesbezügliche Vorlage. Die Versammlung be-schloß aber damals, die Neuendorfer Straße, die später einengroßen Verkehr zu bewältigen haben wird, 24 Meter und die Trift-straße 18 Meter breit anzulegen, hingegen die geplante Uferstraßenur 12 Meter breit auszuweisen. Den beiden Eigentümern bliebsonach noch derselbe Grund und Boden, zur Bebauung, die ganzeFluchtlinie wuroe nur um 1)4 Meter nach der Havel zu verschoben.Der Magistrat, zu dem auch der eine Interessent, Stadtrat Müller.gehört, der schon einmal eine Probe seines Entgegenkommens beiBeseitigung eines Vorgartens vor einem seiner Grundstücke in derNeuendorfer Straße gezeigt(der Vorgarten vor seinem Hause be-steht noch, während die anderen Besitzer ihre Vorgärten alle ab-getreten haben), trat dem Beschlüsse der Versammlung aber nichtbei. Es wurde die Angelegenheit erst noch einmal in der Flucht-linien-Deputation besprochen. Diese behielt aber den Standpunktder Stadtverordnetenversammlung bei. Trotzdem brachte derMagistrat seine ursprüngliche Vorlage wieder ein. Als erster, derden beiden schwerreichen Leuten beisprang und von der großenSchädigung derselben fabelte, trat der ehemalige sozialdemokratisch?,jetzt wilde Stadtverordnete und mehrfacher Hausbesitzer Duckschauf. Dieser Herr hat sich als Spekulant und Vertreter der Speku»lanten ganz vorzüglich ausgebildek, obwohl er den größten Teilfeines Besitztums den Arbeitern und früheren Parteigenossen zuverdanken hat, deren Vertrauen er so gerechtfertigt hatte, daß dieseihn schon einmal aufgefordert hatten, sein Mandat niederzulegen,da er ihr Vertrauen nicht mehr besitze, was der spekulative Herraber ablehnte. Als zweiter Vertreter der beiden armen reichenLeute trat der Stadtrat und praktische Arzt Dr. Engelhardt auf,der in bezug auf Grundstücksspekulation aber auch eine feine Nasezu besitzen scheint. Scharf entgegengetreten wurde diesen beidenEidcshelfern von den Stadtverordneten Bender, Dr. Baumert u. a.und schließlich bestand die Versammlung auf ihrem Beschlutz undlehnte die Magistratsvorlage ab. Es bleibt nun abzuwarten, obnicht doch noch ein Umfall stattfindet, wenn der Magistrat die Vor-läge zum drittenmal einbringt. Denn daß diese Vorlage nochmalskouimt, ist zweifellos.Zur Herstellung eines Kanals von dem in der Stadtforst be»legenen Teufelssee"nach der Oberhavel werden von der Versamm-lung 99 000 M. aus dem Kaufgeld des Johannesstiftes bewilligt.Das Johannisstift zahlt für die 45 000 Kubikmeter Boden, der ihmdurch die Ausschachtung geliefert wird, 67 500 M., so daß die Stadtnur noch 22 500 M. zuzuschießen hat. Seitens der sozialdemo-kratischcn Fraktion erklärt Stadtv. Genosse Schmidt I, daß sie fürdie Vorlage stimmen werden, weil dadurch das Forstland trockengemacht wird. Gleichzeitig fordert der Genosse, daß bei denArbeiten in erster Linie biesige Arbeiter berücksichtigt unb_ daßnicht, wie bei den Rcgierungsarbeitcn, vorwiegend� Ausländerherangezogen werden. Er gibt sich der Hoffnung hin, daß dieBaudeputation, ohne daß er einen Antrag stellt, auf seine For-derung eingehen werde.(Wenn sich der Genosse nur nicht getäuschthat!)— Ferner bewilligt die Versammlung die Aufnahme einerAnleihe von 335 000 M. mit 3)4—4)4 Proz. Verzinsung und1)4 Proz. Tilgung zur Herstellung einer Gasrohrleitung nach demNonnendamm, sowie 92 000 M. zur Herstellung eines Regenwasser.Kanals in der Pichelsdorfer Vorstadt.— Zur Beschickung der9. Hauptversammlung des Deutschen Forstvereins in Düsseldorfwerden 470,40 M. Reisekosten verlangt. Genosse Schmidt Imoniert hierbei, daß die Versammlung in voriger� Sitzung dieBeschickung zum Verbandstage der deutschen Kaufmanns- undGewerbcgerichte durch die Beisitzer abgelehnt hat. Er hielt diese Be.schickung für wicbtiger als die zum Forsttage und beantragte Ab-lehnung der Vorlage. Beinahe hätte er auch Glück damit gehabt,denn nach der ersten Abstimmung verkündete der Vorsteher Lüdicke,daß die Vorlage abgelehnt sei. Als diese Abstimmung jedoch an.gezweifelt und nochmals abgestimmt wurde, ergab sich Stimmen-gleichheit: 15 zu 15. Da gab der Vorsteher den Ausschlag, indemer sich für die Vorlage entschied und somit war dieselbe an,genommen.— Zum Schluß kam noch folgender Antrag zur Ver»Handlung:..a) Die Stadtverordnetenversammlung wolle ihr Einverständnisdazu kundgeben, daß dem Grafen Zeppelin für die Ausgestaltungseines Systems und zur Erbauung von weiteren lenkbaren Luft-schiffen 7500 M. zur Verfügung gestellt werden als besondere An-erkennung der Stadt Spandau für die epochemachenden Verdienstedes Erfinders in kultureller und national-deutscher Hinsicht. Di-Gabe ist gedacht als Beitrag von etwa 10 Pf. für den Gemeinde-Eingesessenen und soll dem Grafen Zeppelin andeuten, daß jedeseinzelne Gcmeindemitglied an seinem Erfolge lebendigen undopferfreudigen Anteil nimmt. Wird'der Gedanke einer der»artigen VolkSantcilnahme von sämtlichen GemcindebczirkenTeutschlands aufgenommen, so würde eine Summe von rund65 Millionen mal 10 Pf. gleich 6)4 Millionen Mark vom deutschenVolke dargebracht werden können.b Der Magistrat wird nun gebeten, sich dem Antrage anzu»schließen und wolle namentlich nötigenfalls gemeinsam mit derStadtverordnetenversammlung die vorgedachte Verallgemeinerungund Weitertragung des Gedankens einer Bolksspcnde sich angelegensein lassen. Er ist in der Lage, zunächst beim BrandcnburgischcnStädtetage vorzugchen mit Rücksicht darauf, daß Herr Oberbürger.meister Költze Vorsitzender des Vrandenburgischcn Städtetages ist.Die Stadt Spandau vermag ferner als Mitglied des DeutschenStädtetageS einen dahingehenden Antrag einzubringen und wirk-sinn zu vertreten und schließlich wäre die Presse, in erster Linieoie Spandauer Presse, zur Verbreitung des Gedankens in An-spruch zu nehmen.Der Antrag, welcher von 28 Stadtverordneten, u. a. auch vomStadtverordneten Genossen P i eck unterzeichnet ist, gelangte nachkurzer Debatte zur Annahme.(Wenn es richtig ist, daß sozialdemokratische Stadtverordnetediesen Antrag unterzeichnet haben, so möchten wir mit unsererVerwunderung icher diese Luftflottenbcgeisterung nicht zurück-halten. D. Red.)_Oeffentliche Bibliotvel und Lesehalle zu unentgeltlicher Be-rnihung für jedermann, S\V., Sllexandrinenstr. 26. Geöffnet täglich von5'/,— 10 Uhr abends, an Sonn- und Feiertagen von 9—1 und 3—6 Uhr.Fi, den Lesesälen liegen zurzeit St 5 Zeitungen und Zeitschristen jeder Artund Richtung aus.— Die AuSleih-Bibliothck ist bis aus weiteres geschloffen.Berliner Jugendorganisation. Morgen(Sonntag), nachmitlagS'f.3 Uhr(pünktlich): Generalversammlung in den„Armin-ballen", Kommandantenstr. 58/59. Tagesordnung:„Stellungnahme zu denVerhandlungen des Hamburger Gewerkschastslongreffcs über Jugend»organisatioir"Freireligiöse Gemeinde. Sonntag, den 26. Juli, vormittags 9 Uhr,in der Halle der Gemeinde, Pappelallce 15—17: Freireligiöse Vorlesung.Vormittags 105/, Uhr in der Schulaula, Kleine Franksurter �-tr. 6: Vortragvon Herrn Dr. Bruno Wille über: Das Freireligiöse in Goethes Faust II(Die Roll- des Uebels und dcS Unsinns).— Herren und Damen pnSals Gäste sehr willkommen.Wasserstands-Nachrichteader LandeSanstalt für Gewässerkunde, mitgekeilt vomBerliner Wetterbureau.WafferstandM- m- l. TilsttBr e g e l, JnsterburgWeichsel, ThornOder, Natibor» Kroffen, FrankfurtWarthe, Schrimm, LandsbergNetze, VordammElbe, Leitmeritz, Dresden, Barby, Magdeburg»1+ bedeutet Wuchs,— Fall,—*) Unterpegel.—') Am 22. um9 Uhr abends 270 Zentimeter.Nach telearaphischer Meldung erreichte die Oder bei Ratiborheute nacht ihren höchsten Stand mit 580 Zentimetern undist bis heute morgen aus 563 Zentimeter gesunken.Witterungsübersicht vom 24. Juli 1908, morgens 8 Uhr.StationenIic2|s 5swtnembe.HamburgverlinFranis.a M.MünchenWien765 NNO767 SS765 NW765 NO764 SW761 WNWStationenWetterG*f".«s,daparanda, 768 SSWPetersburg 769 ONOScillyW-rdeenParis.765 S764SIW765 NNO2 wölken!1 wollig2 wolkig1 wolkig2 wölken!1515151616Wetterprognose für Sonnabend, den LZ. Juli 1908.Etwas kühler, ziemlich trübe mit leichten Ncgensällen und mäßigen nörd-lichen Winden.Berliner W e t t er b u r e a u.Lerantwortlitber Redakteur: Georg David kobn. Berlin. Für denLoieratenteil verantw.i Tb.L>liicke»B.erlio. Tuuf u. BerlggtBorwärtöBuchdruckereiul. Berlagsanftglt Paul Singer& Co.. Berlin SW,