dadurch einzudläuen sich demüht, dah er ihnen mit der Faust die Zähne blutig schlug und sie vor die Brust stieß. Zivilisten brachten den Menschenschinder zur Anzeige. Sechs Wochen Mittelarrest schienen dem Neißer Kriegsgericht eine ausreichende Sühne.—_ Schweiz . Die Altersversicherung. St. Gallen. 4. August. Die Konferenz der Schweizer KantonZ- tegierungen sprach sich für die vorläufige kantonale Regelung der obligatorischen Altersversicherung mit Bundeshilfe aus. Die Unterstützung soll mit dem 65. Altersjahr beginnen und mindestens 300 Frank im Jahre betragen. Englancl. Der FreihaudelSkongreß. London , 4. August. Der internationale Freihandels- kongretz wurde heute eröffnet. ES find Vertreter aus Deutsch - land, Frankreich , Belgien , Holland , Dänemark , Italien und Amerika erschienen. Handelsminister Winston Churchill leitete die Ver- Handlungen mit einer Rede über die Wirkungen deS Frei- Handels auf die internationalen Beziehungen ein. Er führte aus, der Freihandel schaffe Frieden, Einigkeit und gegenseitige Abhängigkeit, während die Schutzzollpolitik Isolierung bedeute und schädliche Folgen habe, indem die Tarife Argwohn, Eifersucht. Uebelwollen und Uneinigkeit unter den großen Völkern erzeugten. Der Freihandel vervielfache dagegen das Wohlwollen und die inter - nationale Sicherheit. Er vertraue darauf, daß die Freihandelsidee ihre Triumphe feiern werde.— Drei Anhängerinnen des Frauen- slimmrechls, die den Minister in seiner Rede unterbrachen, wurden hinausgewiesen. London , 4. August. (Privatdepesche des„Vorwärts".) Die deutsche Delegation besteht aus den Münchener Professoren Brentano und Lötz, ferner aus Dr. Barth und Dr. B r e i t s ch e i d. Als erster Redner sprach Barth. Er führte ' aus: Gladstone erklärte im Jahre 1866 den Freihandel für eine moderne Idee. Aber diese Idee wurde unmodern und ihre Stelle nahm der ökonomische Imperialismus ein, der lehre, daß neue Märkte für den Kapitalismus auch mit Gewalt geöffnet werden müßten. So bestehe in der Tat ein logischer Zusammenhang zwischen Frei- Handel und Frieden auf der einen, Schutzzoll und Krieg auf der anderen Seite. Dann sprach Barth über die deutsch -englischen Beziehungen und lenkte die Aufmerksamkeit auf die Tatsache, daß der Handelsverkehr zwischen Deutschland und England rund zwei Milliarden Mark betrage. Auf diesem Handel basiere die Existenz von einer Million Arbeiter. Die In tere sse n h a r m o ni e zwischen den deutschen und englischen Arbeitern bilde die st ä r k st e Garantie für den Frieden, eine stärkere Garantie, als Dreibund und Zweibund und alle Haager Friedens- konfcrenzen zusammengenommen. Man rede soviel von Isolierung und Einkreisung. Aber viel größer ist die Gefahr der S e l b st c i n k r e i s u n g durch die Schutzzollmauern. Besser als die diplomatische Allianz ist die materielle Allianz gemeinsamer Interessen. Barths Rede wurde mit großem Beifall aufgenommen.— Rußland. Der nette finnländische Landtag. H e l s i n g f o r S, 29. Juli. (Eig. Ber.) Der neue Landtag, der am 1. August zusammentritt, wird in seiner Gesamtheit dieselben Kräfteverhältnisse aufweisen, wie der im Frühling vom Zaren«mfgelöste. Die drei gewonnenen Sitz» der Sozialdemokratie sind nur insofern bedeutsam, als gerade die Sozialdemokratie durch die Auflösung de? Landtages getroffen werden sollte. Die bürgerlichen Parteien aber werden sich jetzt noch fester zusammenschließen. DaS ist bereits aus den abgeschlossenen Einigungsverhandlungen über die Zusammensetzung deS Senats er- sichtlich, die zu einer Verständigung aller bürgerlichen Parteien gesührt haben. Ueber die Taktik unserer Partei gewährt eine Rede des Land- tagsabgeordneten Genossen K u u st n e n Aufschluß. Er sagte: Die russische Vureaukratie dürfte zur Beseitigung der Selbständigkeit Finnlands eher zu verwickelten politischen Kunststücken als zu offenen Gewaltstreichen greifen. Die russische Regierung wisse sehr wohl, daß die Sozialdemokratie ihr gesähr- licher sei al-Z alle„Waffenverstecke" der Woimavereine. Ihre An- griffe würden daher in erster Linie gegen die Sozialdemokratie gerichtet sein. Die Art des Angriffs werde aber davon abhängen, welche Stellung die bürgerlichen Parteien zur Frage der Beziehungen zwischen Finnland und dem Reiche einnehmen würden. Es'schcine, so setzte der Redner fort, daß die bürgerlichen Parteien die bekannte russenfreundliche Politik der Altfinnen gut- zuheißen beginnen, um im Berein mit der russischen Regierung gegen die Sozialdemokratie vorzugehen. DaS sei schon daraus ersichtlich, daß sich die Bildung eines B l o ck s e n a t S als möglich erwiesen habe. Die bürgerlichen Parteien wüßten sehr gut,'daß die russische Regierung ihnen wie den besitzenden Klassen Polens nicht alle Vorrechte nehmen werde. Dagegen bedeute die Sozial- dcmokratie eine Gefahr für sie, weil sie die Aufhebung aller Privi- legien und gleiches Recht für alle verlangten. Unter dem Schutze des Ostens könne sich die finnländische Bourgeoisie' ganz sicher fühlen und sie werde darum ihre Politik danach richten, um dieses Schutzes teilhaftig zu werden. Die Lage der Sozialdemokratie sei darum doppelt gefahrvoll und deshalb müsse eine äußerst durch- daäne Taktik befolgt werden. Die Volksvertretung müsse als ein Stützpunkt angesehen und fest und unbeugsam müsse gekämpft werden, ohne den geringsten Gedanken der Nachgiebigkeit, selbst angesichts einer erneuten Auflösung, aufkommen zu lassen. Die feierliche Eröffnung des Landtags wird am ö. August erfolgen.— perfien. Täbris kämpft weiter. Petersburg, 4. August. Der Petersburger Telegraphen- Agentur wird aus Täbris über Dschulfa gemeldet, daß festern und heute seit dem frühen Morgen häufig g e- ch o s s e n wurde. Der türkische Konsul hat die Ein- stellung des Bürgerkrieges gefordert, anderenfalls werde seine Regierung genötigt sein, zum Schutze ihrer geschädigten Unter- tanen ernste Maßnahmen zu ergreifen. Ferner wird gemeldet, daß die Türken zwei Ortschaften im Bezirk Salmas besetzt haben. Die Verwaltung des indisch-europäischen Telegraphen hat die Annahme von persischen Telegrammen nach Teheran eingestellt. Im Laufe der letzten zwei Wochen hatte man für Persische Telegramme die indische Leitung benutzt, da die per- fische Station in die Gewalt der Revolutionäre gelangt war. Die Leitung nach Rußland ist in voller Ordnung. Gäruug in Teheran . London , 4. August. Wie„Daily Telegraph " au? Teheran meldet, wandern zahlreiche Stadtbewohner in die Vorstädte, viele haben in der türkischen Gesandtschaft Zuflucht gesucht. Die Nationalisten wollen den Schah mit aller Gewalt zwingen, die von ihm in Aussicht gestellten Konzessionen genau zu prüfen und Garantien für ihre Jnnehaltung zu geben. Indien . Neue Unruhen. Bombay , 4. August. Eine Bande Hindus griff das Missionshaus in Pandyarpur im Bezirk Poona an und ver- letzte die Frau des Missionars durch Stockhiebe und Steinwürfe. Es sind mehrere Verhaftungen vorgenommen worden. Weitere Einzelheiten fehlen._ Hub der Partei. Zum Parteitag in Nürnberg . In der am 26. Juli abgehaltenen Generalversammlung deS Kreisvereins Königsberg- Land-Fischhausen wurde im Anschluß an ein Referat deS Genossen Linde über den Nürnberger Parteitag folgender Antrag einstimmig angenommen: „Der Parteitag wolle beschließen: Der gemeinsame Beschluß deS PartcivorstandeS und der Generalkommission betreffend die Maifeier frage in bezug auf die Aufbringung der Mittel zur Unterstützung Ausgesperrter erhält folgende Fassung:„Die für die Unterstützung nötigen Mittel sind für die allein politisch Organi- sierten aus der Zentralkasse der Partei, für die allein gewerkschaftlich Organisierten aus der Zentralkasse der Gewerkschaften und für die beiden Organisationen Angehörigen auS beiden genannten Kasten zu gleichen Teilen zu zahlen." Zum Parteitag stellten die Genossen in Bant den Antrag, der Parteivorstand möge Mittel und Wege ausfindig machen, um eine Berbilligung der„Neuen Zett" herbeizuführen, die es einem größeren Teil der Genossen ermöglicht, Leser derselben zu werden. In die Redaktion der„Frankfurter Bolksstimme" treten am 1. Ok- tober die Genossen Wendel- Leipzig und W i t t r i s ch- Offen« bach a. M. ein. Genosse Staufer tritt dann aus. um wieder an die„Tagespost" in Nürnberg zu gehen. Die letzte Partciversammlung des Stuttgarter Sozialdemokratischen Vereins beschäftigte sich mit dem Parteitag in Nürnberg . Nach kurzer Begründung durch den Vorsitzenden Genossen W e st- nt e y e r gelangte ohne Debatte ein Antrag zur Frage der Jugendorganisation mit allen gegen zwei oder drei Stünmen zur Annahme. Der Antrag besagt: „Der Parteitag hält in Befolgung des Mannheimer Parteitags- beschliisses das Bestehen von selbständigen unpolitischen Jugend« organisationen nach wie vor im Interesse der proletarischen Jugend für nötig und empfiehlt den Parteigenossen, sie nach Kräften zu unterstützen. Der Parteitag beaustragt ferner den Bildungs- ausschuß, die Herausgabe einer sozialistischen Jugendzeitung in die Wege zu leiten." Die Parteivereine in Göppingen und Gmünd sprachen sich gleichfalls für die Selbständigkeit der Jugend« organisationen aus. Aus ganz Württemberg dürfte kaum ein Dele« gierter zum Parteitag entsandt werden, der eine andere Stellung zu der Frage einnimmt. Es muß anerkannt werden, daß die Jugend- organisationen in Württemberg trotz der kurzen Zeit ihres Be« stehens bereits Tüchtiges geleistet haben. Zu Differenzen mit der Partei oder den Gelverlschasten ist es nirgends gekommen. Hub Industrie und Kandel . Geschäfrsergebttisse in der Krisenzeit. Massenhaft auftretende soziale Erscheinungen sind Zeugen der furchtbaren Geißel Krise für das arbeitende Volk. Zunahme der Eigentumsdelikte. Steuerrückstände. Häufung der Schuldkontis bei Händlern und Kaufleuten, Anwachsen der Prostitution, alles sind dunkle Begleiterscheinungen der Störungen im Wirtschaftsleben. Und diese Störungen entsprechen nicht einem unabwendbaren Na- turgesetz, sondern sind Ausflüsse der— göttlich-kapitalistischen Weltordnung. Volkswirtschaftliche Charlatane versuchen allerdings, Wirtschaftskrisen als unabwendbar erscheinen �zu. lassen und plappern von Kapitalverlust usw. Das ist Uirsinni Kapital geht nicht verloren; es findet höchstens eine Verschiebung statt, es fließt das Kapital aus einer Tasche in die andere. Darüber zu jammern, hat die Arbeiterschaft gar keinen Anlaß. Ob sie von Hinz oder Kunz kapitalistisch ausgebeutet werden, macht der Produzenten Lage nicht angenehmer. Aber sie leiden wirklich, indem die Krise ihnen das Existenzminimum beschneidet, Tausende der direkten Not über- liefert. Und Unterernährung untergräbt Gesundheit, kürzt das Leben. Gewiß gibt es auch Unternehmer, die jetzt keinen Profit herausschlagen, andere sacken dafür um so mehr ein. Einige Bei- spiele dafür, daß trotz der Krise nach gute Geschäfte gemacht werden. Das Essener Steinkohlenbergwerk A.-G. hat im ersten Halbjahr 1903 bei 746 599 Tonnen Förderung 1 841 669 M. Ucberschuß erzielt gegen 1722 692 M. Uebcrschuß im ersten Halb. jähr 1907 bei 715 402 Tonnen Förderung. Im Krisenjahr ist der Ueberschuß nicht nur absolut gestiegen, sondern auch pro Tonne Förderung um zirka 10 Pf. Der Bochumcr Verein verteilt für das letzte. Ende Juni abgeschlossene Geschäftsjahr nur 15 Proz. Dividende gegen 16% Proz. pro 1906/07, aber der erzielte Bruttoüberschuß des letzten JahreS überragt den vorjährigen doch um 56 618 M. Man hat diesmal die Abschreibungen erheblich höher angesetzt, außerdem sind 830 006 M. aus den Betriebsmitteln zur Deckung von Emissionslosten für eine Anleihe verwendet worden, I Die Wirkung beZ Fleischbcschaugesetzes. Der Jahresbericht der Hamburger General-Zolldirektion über das Jahr 1667 äußert sich über ihre mit dem Fleischbeschaugesetze zusammenhängende Tätig- keit folgendermaßen: Wahrend 1966 eine bedeutende Zunahme der zur Untersuchung angemeldeten Fette sowie des frischen und zu- bereiteten Fleisches zu verzeichnen war, sind 1967 um 12676 722 Kilogramm Fette und 8 669 442 Kilogramm Fleisch weniger, da- gegen 1686 494 Kilogramm Därme mehr angemeldet worden lnämlich nur 46178 Kilogramm Fette, 12 816 957 Kilogramm Därme und 7 219 628 Kilogramm Fleisch). Die Ursachen sind darin zu suchen, daß im allgemeinen die Fleischeinfuhr, abgesehen von dem Import an Schinken, wegen der hohen Zölle und der durch das Fleischbeschaugesetz verursachten Erschwerungen und Neben- kosten zurückgegangen ist. Außordem war die Einfuhr englischen Fleisches in Anbetracht der dortigen hohen Marktpreise nicht mehr lohnend. Zubereitetes Fleisch, besonders die sogenannten Schweine- Herzschläge, wurden weniger eingeführt wegen des Sinkens der in- ländischen Schweinepreise. Dazu kam, daß vom I. August 1967 an die auf Ersparnis von Zollgefällen gerichtete Behandlung der Herzschläge in den Tcilungslagern untersagt wurde. Wegen der hohen Fettprcise gingen auch die Seifenfabriken zur vorzugsweisen Verarbeitung pflanzlicher Oele über, Enlengebirgöwcber als Bergknappen in Rheinland- Westfalen . EulengebirgSweber verlassen seit einiger Zett massenhaft ihre Heimat und wandern in die Bergwerke des westlichen Deutschlands . Die Krise wütet in der Baulvollweberei äußerst scharf. In Langen - bielau, PeterSwaldau , Reichenbach wird schon seit vielen Monaten nur vier oder fünf Tage gearbeitet. Beim AbWeben muß auf Kette gewartet werden. Der Verdienst der ohnehin karg entlohnten Leute ist so auf 6—7 M. pro Woche herabgesunken. Die Notlage ist in« solgedessen groß. In Langenbielau sind Typhusfälle zu verzeichnen. Die Weberfamilien sehnen sich nach anderen Verhältnissen, die ihnen durch lockende Versprechungen und Schilderungen als— Bergarbeiter in Aussicht gestellt werden. Seit einiger Zeit hat das rheinische Kohlenkapital seine Blicke nach Schlesien zu den Webern gelenkt. Jahrhunderte haben Regierungen und wohlmeinende Menschen vergeblich versticht, die Eulengcbirgs- weder anderen Beschäftigungen zuzuführen. ES ist nie aelungen. Das Kohlenkapital hat es fertig gebracht, in wenigen Wochen Hunderte der Weber nach Westen zu ziehen.„Nur hier fort l So schlimm kann eS nirgends sein I" Mit diesen Worten werden alle Einwendungen abgewehrt. Sie ziehen nach Hamborn , Buer usw. Die Textilindustriellen deS Eulengebirges befürchten nun, daß ihnen die Arbeitskräste entzogen werden und sie bei auf- steigender Konjunktur nicht in der Lage sind, über genügende Arbeits- kräfte zu verfügen. Sie haben deshalb beschlossen, von dieser Woche ab wieder sechs Tage arbeiten zu lassen. Warum wirft das Kohlenkapital geübte Arbeitskräfte auf die Straße und zieht Hunderte der ausgemergelten Eulen- gebirgsweberdafür in das Kohlengebiet? Hochseefischerei Großindustrie. Wie die oldenburgische Handels« kammer in ihrom Jahresbericht ausführt, geht die Küstenschiffahrt immer mehr in die Hände der Holländer über; dagegen hat sich die Hochseefischerei gut entwickelt. Die Gesellschaft„Nordsee " in Nordenham hat jetzt 56 Fischdampfer fahren und errichtete neue Filialen in Basel und Budapest , von wo aus ein großes Absatzgebiet geschaffen ist._ Zeppelins sernkahtt. Graf Zeppelin hat am Dienstag früh Va? Uhr den Versuch unternommen, durch eine 24-Stundenfahrt die Bedingungen zu erfüllen, an die die Zweimillionenbewilligung des Reiches geknüpft wurde. Bei günstigem Wind stieg er auf. Seine Fahrt ging auch fast 500 Kilometer ohne Unfall von statten. Ueber Basel, Straßburg , Mannheim nahm er die Fahrt nach Mainz . Die ersten 400 Kilometer nahm er mit einer Geschwindigkeit von gut 50 Kilometer die Stunde. Einige 20 Kilometer vor Mainz , bei Oppenheim am Rhein , hatte er indes seine„Panne". Sein Luftschiff mußte sich auf dem Rhein niederlassen, weil ein Defekt ein- getreten war. Wunderbarerweise gehen die Nachrichten über die Art des Defekts auseinander: während es sich nach der einen Nachricht um eine leichte Beschädigung der Steuerung handeln soll, soll nach anderen Meldungen an einem Motor Havarie entstanden sein. Auch über die Tragweite des Defekts gehen die Meldungen weit auseinander. Während nach der ersten Meldung der Defekt binnen Stundenfrist zu beseitigen sein soll, soll nach anderen Meldungen die Weiterfahrt erst Mittwoch vormittag zu erwarten sein. Da Zeppelin zwei Ingenieure und fünf Monteure mitgenommen hat, sollte man eigentlich annehmen, daß man über den wirklichen Charakter der Havarie zuverlässige Auskunft erhalten könnte. Ueber die Fahrt des Zeppelin-Luftschiffes wird gemeldet: Die Abfahrt. FriebrichShafen(Bodensee ), 4. August. Graf Zeppelin ist heute früh 6 Uhr 45 Minuten aufgestiegen. Wenn die zunächst vor- gesehene Probefahrt gut verläuft, tritt er sofort die 24stündige Fahrt nach Mainz an. Das Luftschiff passierte Konstanz um 7 Uhr. Friedrichshafen , 4. August. Als Teilnehmer an der heutigen Fernfahrt des Grafen Zeppelin befinden sich, wie ein Be- richterstatter meldet, in der vorderen Gondel außer dem Grafen Zeppelin Baron Bassus, Oberingenieur Dürr, zwei Unterkapitäne und drei Monteure, in der mittleren Gondel der Neffe des Grafen, Ferdinand, in der hinteren Gondel Ingenieur Stahl und zwei Monteure. Basel . Basel » 4. August. Der Ballon deS Grafen Zeppelin hat heute vormittag 9 Uhr 32 Minuten bei prachtvollem Wetter und voll- ständiger Windstille in einer Höhe von ungefähr 156— 266 Meter Basel passiert. Der Flug ist überraschend regelmäßig und sicher. Die Schweizerische Depeschen-Agcntur erhielt vom Luftschiff fol- gende Postkarte:„Vom Luftschiff des Grafen Zeppelin aus der Höhe über Basel . Alles gut. Weitere Richtung Straßburg , den 4. August 1968. gez. Graf Zeppelin ." Colmar — Straßburg . Colmar i. Elf.. 4. August. Graf Zeppelin hat mit seinem Luftschiff um 11 Uhr den Kaiserstuhl passiert. Straßburg i. Elf., 4. August. 16 Minuten vor 12 Uhr kam der Ballon des Grafen Zeppelin oberhalb Straßburgs an. Um 12 Uhr 16 Minuten fuhr das Luftschiff an dem mit Fahnen geschmückten Straßburger Münster vorbei. Es bewegte sich anfangs niedriger als die Plattform, ging dann etwas höher und fuhr in der halben Höhe des Raumes zwischen Plattform und Turmspitze am Turm langsam vorüber, begrüßt von den jubelnden Zurufen einer viel- tauscndköpfigen Mcnschcnmasse, die die Straßen dicht bevölkerte, die Dächer füllte und selbst Schornsteine erklettert hatte. Dann beschrieb das Luftschiff hinter dem Münster einen Bogen nach dem Rhein zu, um die Richtung stromabwärts einzuschlagen. Wolffs Telegraphischem Bureau ist folgende Karte zugegangen, welche auS der Gondel des Luftschiffes über Straßburg herab- geworfen wurde:„Aus der Höhe über Straßburg . Herrliche Fahrt. Richtung Mannheim . 4. August 1968/ 12 Uhr 16 Min. (gez.): Graf Zeppelin ." Dem„Berliner Tageblatt" ging folgende Meldung über Zeppelins Ankunft in Straßburg zu: Straßburg . 4. August.(Privattclegramm.) Um Yi12 Uhr würbe die Ankunft des Grafen Zeppelin durch Salutschüsse angekündigt. Kurz nach 12 Uhr erneute Salutschüsse. DaS Schiff ging in unmittelbarer Nähe von Straßburg , steigt auf und nieder, als wollte es hinabhören, was die Straßburger zu seiner Ankunft sagen. Um 12 Uhr 16 Minuten erhebt die Münsterglocke den tönenden Klang, der sollst bei Sturm ver- nommen wird. Jubel und Beifall schallt auf den Straßen. Mit Eilzugsgeschwindigkeit fährt der Ballon über das Haus der „Straßburger Bürgcrzeitung". Man sieht die Schrauben in greifbarer Nähe, hört die Motore und Propeller surren. Die Personen grüßen herab und werfen Postkarten herunter. Vom Münster herab erklingen die Klänge der Husarenkapelle. Das Schiff hat Straßburg im Fluge gestreift. Es war ein Augenblick von überwältigendem Zauber. Dasselbe Blatt berichtet über die Ankunft in Mannheim : Mannheim . 4. August, 3 Uhr nachmittags. In Mann- heim wurde das Luftschiff um 2 Uhr 26 Minuten als eine ganz kleine schwarze Linie sichtbar. Es näherte sich sehr rasch und passierte die Mannheimer Rheinbrücke um 2 Uhr 43 Minuten. Zu beiden Seiten des Rheins hatten sich viele Tausende von Menschen angesammelt. Als das Luftschiff sichtbar wurde, wurden Böllerschüsse abgefeuert. Als es über die Stadt fuhr, begrüßten die Menschen eS mit stürmischen Hurrarufen. Die im Rhein liegenden Schiffe ließen� die Dampfsircncn pfeifen, in den industriellen Etablissements am Rhein erklangen die Fabriksignale: es war ein ohrenbetäubende» Geräusch den ganzen Rhein entlang. Das Luftschiff fuhr mit majestätischer
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