den Noten- 0,14 Mk. pro Krrmkenunkerstutzung zwischen 20,76 Mk.(MMenarbeiter) und 0,06 Mk.(Gärtner). Die Jnvalidenunterstützung kostete stcchern 21, S1 Mk., dagegen den Handschuhmachern Kopf der Mitglieder. Ein eigenes Verbandsorgan hatten 60 von 61 Ver- bänden. Von den Gewerkschaftsblättern erscheint eins wöchentlich dreimal, 33 erscheinen wöchentlich einmal, 13 zweiwöchentlich, 8 monatlich einmal. Die Gesamtauflage aller Blätter betrug im Berichtsjahre 2 077 643(gegen 1920 250 im Jahre 1906). Eine gewaltige Fülle von Aufklärung, Erziehung und Bildung ist es, die die Gewerkschaftsprcsse Jahr für Jahr im Dienste der Arbeiter. bewcgung leistet. Sie spannt die geistigen Fäden zwischen Groß stadt, Landflecken und GebirgSwinkel, und verbindet die entferw testen Gegenden des Reichs miteinander. Internationale Beziehungen wurden im Jahre ?907 von 40 Verbänden gepflegt. Zu den früher gepflegten Ver bindungen kamen hinzu die Bäcker. Fabrikarbeiter, Portefeuiller, Schiffszimmerer und Schuhmacher. Em Induftric und HandeL Rückgang der Bergarbciterlöhne. Die Kohlenmagnaten denken nicht daran, die Brennmaterialien- preise herabzusetzen; aber schnell bei der Hand sind sie mit Lohn- abzügen. Preisaufschläge wurden stets verteidigt mit der Be- hanptung, sie seien eine notwendige Folge voraufgegangener Lohn- erhöhungen. Riesenlöhne hätten die Bergarbeiter nach Hause tragen können, wären in ihre Taschen die Preisaufschläge geflossen. Daß die Behauptung, die Mehrerlöse würden von den Lohnaufbesserungen absorbiert, mit den Tatsachen in schreiendem Widerspruch steht. beweisen schon die glänzenden Geschäftsabschlüsse. Hat doch der Steinkohlenbergbau, soweit bisher für das Jahr 1907 Abschlüsse vorliegen, trotz der gegen das Vorjahr stark erhöhten Abschreibungen und Reservestellungen, eine Durchschnittsdividende von 13,4 Proz. für die Aktionäre erbracht. Unter Berücksichtigung der vorsichtigen Dividendenpolitik bei den diesmaligen Abschlüssen muß das letztjährige finanzielle Ergebnis als gläuzendeS bezeichnet werden. Es ist günstiger als das vorjährige, das bei viel mäßigeren Abschreibungen und Rückstellungen für dieselben Gesellschaften die Ausschüttung einer Dividende von 13,6 Proz. ermöglichte. Und nun sind die Kohlenpreise teilweise noch weiter gestiegen! Dem- entsprechend � wachsen natürlich auch die Erlöse, aber die Löhne werden natürlich reduziert. Im zweiten Quartal dieses Jahres betrug nach der amtlichen Statistik das Einkommen eines Berg- arbeiters im Ruhrrevier 18 M. weniger als im ersten Quartal 1903. Die Veränderung illustriert diese Zusammenstellung: Lohn Lohn pro Schicht pro Quartal I. Quartal 1908.... 4,87 382 C. Quartal 1908.... 4,82 364 Demnach ist der Lohn pro Schicht um S Pf., pro Quartal um !8 Mark gesunken I Natürlich wird man sagen, der Lohnrückgang rechtferttge sich, weil auch die Produktion gesunken sei. Daß aber nicht nur im Verhältnis zur ProduktionSabschwächung, sondern auch absolut die Löhne reduziert worden sind, ergibt sich schon auS der Differenz in der Lohnverminderung nach Schichtlohn und pro .Quartal. DaZ absolute Einkommen ist im 2. Quartal um 13 Mark. gleich 4,71 Prozent zurückgegangen; die Senkung des Durchschnitts- lohnes pro Schicht beträgt 1,03 Prozent. Die Arbeiter müssen die Kosten der Krise bezahlen. Enorm hohe Lebensmittelpreise, wachsender Steuerdruck und Lohnrückgang, das ist der Segen der göttlich kapitalistischen Weltordnung der agrarisch-zöllnerischen neu- deutschen Wirtschaftspolitik, für welche die Arbeiter neben den Kon- servativen und Nationalliberalen hauptsächlich dem Zentrum zu danken haben. Ein neues Stahlwerk. In Willich . Kreis Krefeld, beabstchttgt der frühere Direktor des Krefelder Stahlwerks ein neues Wert zu errichten. Wie die ,NH.-W. Ztg.* meldet, war zuerst die Errichtung des Werkes auf dem Hafengelände in Krefeld -Linn geplant. Die Verhandlungen mit der Stadt Krefeld sind jedoch gescheitert. Darauf griff der Landrat des Landkreises Krefeld die Angelegenheit auf und die Verhandlungen sind jetzt so weit gediehen, daß der Errichtung eines Stahlwerks in Willich nichts mehr im Wege stehen soll. Von den beim Krefelder Stahlwerk beschäftigten Arbeitern wohnen etwa 200 in Willich . Für das neu zu gründende Werk sollen bereits IVz Millionen gezeichnet sein. Vom Ruhrkohlenmarkt. Die Berg- und Hüttenmännische Zeit schrift„Glückauf* in Essen schreibt: Die allgemeine Lage auf dem Ruhrkohlenmarkt hat im August gegen den Vormonat keme Wesen t lichen Veränderungen erfahren, doch waren die Abrufe der Industrie im ganzen etwas schwächer, was in der Hauptsache auf den im letzten Monatsdrittel erheblich verschlechterten Wasserstand deS Rheines zurückzuführen ist. Im Zusammenhang damit zeigten die Zufuhren zu den Rheinhäfen eine Abnahnre und litten dre Verschiffungen von Mannheim aufwärts in starkem Maße. DaS Kohlensyndikat hat sich infolge dieser Verhältnisse genötigt gesehen, in gewissem Umfange solche Sorten zu lagern, die ihm infolge der Einschränkung der KokSerzeugung in größerer Menge zur Verfügung gestellt wurden. Rückgang der Kalieinfnhr. In der letzten Generalversammlung deS Kalisyndikats berichtete Direktor Gräßner über Rückgang im Kaligewerbe. Infolge der finanziellen Ärifis in den Vereinigten Staaten von Nordamerika und wegen der Schwierigkeiten, die sich bei der Abwickelung der von ver Gewerkschaft Sollstedt mit ameri kanischen Käufern abgeschlossenen Verträge herausgestellt haben und ferner wegen des geringeren Bedarfes der deutschen Industrie, habe die geschäftliche Lage in den ersten sieben Monate dieses Jahres sich ungünstiger gestaltet. DaS finanzielle Ergebnis in dieser Zeit bleibt hinter dem des Vorjahres wegen dieser Umstände um etwa 8/4 Millionen Mark zurück._ Hua der frauenbewegung. Konsessionelles zur Dienstbotenfrage. Nun wissen wir es genau, woran es liegt, daß unsere aus den Volksschulen entlassene weibliche Jugend immer weniger Lust verspürt, bei sogenannten Herrschaften sich zur. Dienstsklavin auszubilden. Die von sozialer Heilswissen- sschaft und noch mehr von sozialem Wort- Empfinden triefenden katholischen Vereine haben's ausbaldowert, �iür sie gipfelt die Lösung der sozialen Frage in der Religton. Sozialer Tiefstand der unteren Klassen, soziale Klüfte? Skandalöse Behandlung der Dienstboten, verbrecherische Aus- beutung ihrer Arbeitskraft und ihrer abhängigen Stellung? Ist ja alles Unsinn, gibt's ja garnicht. Gegenüber der Scheu unserer modernen Mädchen aus dem Volke vor grober Arbeit ilttd vor der Gebundenheit, die das Dienstbotenverhältnis mit sich bringt, tut es lediglich not. die Arbeit ins Licht der Religion zu rücken, sie als von Gott gewiesenen Himmelsweg betrachten- zu lehren, wodurch die Mühen der Arbeit ver- klärt � werden und nicht als etwas erscheinen, was um jeden Preis verinieden werden müsse. So zu lesen in einem als Aufruf an die deutschen Hausfrauen soeben er- schienenen Schriftchen der Leiterin des Verbandes katholischer Vereine erwerbstätiger Frauen und Mädchen Deutschlands , welches natürlich von der katholischen„Germania " über den grünen Klee verherrlicht wird. Wohlberechnet spricht die I"»rgeschvben. Verfasserin mit keinem Worte von den sozialen Ursachen der Dienstbotennot und der modernen Dienstbotenbewegung� Indem ganz allgemeine Mißstände, die unbestreitbar im heutigen Dienstbotenstande vorhanden seien, zugestanden werden, geht die Schrift wie die Katze um den heißen Brei und betont dafür auf jeder Seite, daß das einzige Mittel zur vollständigen Wiederherstellung eines patriarchalischen Verhältnisses zwischen Herrschaften und Dienenden der Zu sammenschluß der letzteren zu konfessionellen Orga nisationen und die wohlwollendste Stellungnahme der Hausfrauen zu diesen sei. Das war auch der Grundakkord einer Resolution, die in der Dienstbotenfrage auf dem dies jährigen Katholikentage in Düsseldorf angenommen wurde und nur solche Dienstbotenorganisationen den Hausfrauen zur Beachtung und Unterstützung empfiehlt, welche neben der Pflege ihrer Standesinteressen auch der Förderung des religiös-sittlichen Lebens obliegen. Am Schlüsse der den „Schwarzen" gewiß wohlgefälligen Schrift setzt es noch einen kräftigen Hieb auf die gottlose Sozialdemokratie ab mit der erhabenen Weisheit, daß solches biedere Gegenseitigkeits Verhältnis auf konfessioneller Grundlage den einzig wirklichen Schutz biete gegen die unheilvollen Konsequenzen jener mo dernen Dienstbotenorganisationen, deren letztes Ziel die Auf lösung der Familie ist. Abgesehen von der konfessionellen Spitze, die in der Hauptsache bloß auf den Seelenfang und auf Erhaltung in großgepäppelter Dummheit berechnet ist, ließe sich einiges in besagtem Aufruf unterschreiben. Aus den Dienst mädchen— so heißt es anerkennend— rekrutieren sich tatsächlich die tüchtigsten Frauen des Arbeiterstandes. Ihr Beruf ermöglicht es ihnen vor allen anderen Berufsarten, sich die nötigen Fähigkeiten, die einer tüchtigen Hausfrau zufallen, anzueignen. Ja, wenn man daS erkennt und offen zugesteht, warum wird dann die Hetze gegen die moderne Dienstbotenbewegung katholischerseits in systematischer Form betrieben? Wollen denn die Mädchen dienenden Standes etwas anderes, als sich neben ihrem Lebensunterhalt und selbstverständlich unter anständiger Behandlung zu tüchtigen Frauen des ArbeiterstandeS heranbilden? Die bürgerlichen Zeitungen strotzen von teils erfundenen, teils übertriebenen Beispielen, nach denen die modernen Diestboten ihren Herr schaften die Pistole auf die Brust setzen. Allen voran das Scherlblatt, das in seiner zwiespältigen„Oeffentlichen Meinung " keine Gelegenheit vorübergehen läßt, um die mo derne Dienstbotenteufelin als soziales Schreckgespenst an die Wand zu malen. Aber kein Platz ist in diesem Herrschafts organ für die Gewohnheitssünden der Arbeitgeberinnen. Wenn in den Witzblättern das moderne Dienstmädchen mit seinen urkomischsten Ansprüchen zur emanzipierten typischen Figur erhoben ist, so glossiert das die schauderhaften Zu stände, welche sich die Herrschaften selbst durch ihre Sklavenhalterneigungen erst geschaffen haben. Nicht zügelloser Freiheits- und Vergnügungsdrang ist es, welcher unsere schul entwachsenen Mädchen dem Dienstbotenberufe entfremdet und in die doch auch höchst unfreie Fabrik treibt. Wollen die Herrschaften, wozu in der katholischen Ver einsschrift aufgefordert wird, ehrlich dahin wirken, daß der Dienstbotcnberuf wieder mit einiger Lebensfreude ergriffen werden kann, so müssen sie sich selbst erkennen und das Messer an die eigenen Wunden legen. Weihwasser ist nicht mehr das Universallexier, mit dem soziale Fragen von der schwer� wiegenden Bedeutung der Dienstbotenfrage auf Pfaffen' kommando zur Lösung gebracht werden. Bersammlunge«— Veranstaltungen. Wedding und Ornnicnburger Borstadt. Donnerstag, den 10. September, 8>/z Uhr, bei Raabe, Kolberger Str. 23: Kassenschluß- Abrechnung und Sitnattonsbericht der Vertrauensperson. Sericdts- Deining. Eine bemerkenswerte Entscheidung für Mitglieder freier Hilfskassen. Viele freie HilfSkassen, die Mitglieder aufnehmen, ohne die Bewerber vorher einer Untersuchung aus ihren Gesundheitszustand zu unterziehen, lassen die Bewerber die Erklärung abgeben, daß sie in den letzten Jahren(gewöhnlich drei) nicht krank gewesen seien. Die Aufnahmeantrage enthalten einen entsprechenden Vordruck. Diesen PassuS lesen viele Mitglieder nicht und wenn sie eS tun, so werden ihre Bedenken durch gewissenlose Agenten beseitigt und sie veranlaßt, den Tatsachen zuwider zu erklären, daß sie nicht krank gewesen seien. Erkrankt nun ein Mitglied, so wird von dem Kassenvorstand regelmäßig nachgeforscht, ob eS nicht doch krank gewesen ist und wenn sich dieS ergibt, kommt sicher der Ausschluß des Mitgliedes„wegen falscher Angaben bei der Aufnahme*. Die Mitglieder sehen sich dann um ihre Hoffnungen betrogen. Die ordentlichen Gerichte, die, wenn nicht durch Statut ein Schiedsgericht vorgesehen ist, über Unterstützungsansprüche der Mitglieder zu befinden haben, bleiben fast immer am Wortlaut des Aufnahmeantrages hängen und erklären den von den Vorständen vorgenommenen Ausschluß für rechtsgültig. In einen erfreulichen Gegensatz zu dieser Rechtsprechung nach dem Buchstaben hat sich kürzlich da» Landgericht zu Bautzen gestellt. Die in Bautzen domizilierte Deutsche Kranken» und Sterbeversicherungsanstalt E. H. hatte eine Witwe aus Frankfurt a. M.. die auf Veranlassung des Agenten die Frage nach einer überstandenen Krankheit mit Nein beantwortet hatte, ausgeschlossen und verweigerte jede Unterstützung. Vom Amtsgericht Bautzen wurde der Standpunkt der Kasse ge billigt. DaS Landgericht Bautzen dagegen als Berufungsinstanz verurteilte die Kasse zur Leistung der Unter- st ü tz u n g. Die Begründung de§ Urteils ist so bedeutungsvoll, daß wir sie in ihren Hauptstellen wörtlich zum Abdruck bringen wollen: „Der Ansicht des Vorderrichters, daß die Beklagte die Aufnahmeerklärung aus dem von ihr angegebenen Grunde wegen Irrtums aufechten könne, war nicht beizutreten, denn eine Willenserklärung ist wegen Irrtums nur anfechtbar, wenn anzunehmen ist. daß sie der Erklärende bei Kenntnis der Sachlage und bei verstündiger Würdigung des Falles nicht abgegeben haben würde<J 119 des Bürgerl. Gesetzbuches Absatz 1). Da nun die Erkrankung, die sich die Klägerin im Jahre 1905 infolge einer Blutvergiftung zugezogen hatte, weder chronischer Natur, noch von der Art war. daß nachträglich noch Rückfälle zu befürchtenge- wesen wären, auch zur Zeit, wo die Klägerin ihre Aufnahme als Mitglied beantragte, längst völlig geheilt war, lag für die Beklagte keinerlei Veranlassung vor, jener Krankheit wegen daS Beitrittsgesuch abzulehnen, vielmehr ist anzunehmen, daß sie die Klägerin auch dann als Mitglied aufgenommen haben würde, wenn sie von dem früherenKrankheitSfalle ge- wüßt hätte. AuS dem gleichen Grunde findet hier eine Anfechtung wegen arglistiger Täuschung(§ 123 B. G.-B.) nicht statt. Denn da die Beklagte annehmbar; auch bei wahrheitsgemäßer Beantwortung der Frage 8a die Aufnahmeerklärung abgegeben haben würde, fehlt es nn dem ursächlichen Zusammenhange zwischen dem Verhalten der Klägerin, in dem die arglistige Täuschung liegen soll, und der Ab- gäbe der Erklärung.* ES wäre zu wünschen, daß alle Gerichte sich auf diesen ver» nünftigen Standpunkt stellen möchten, dann wäre dem unerhörten Gebaren mancher freien HilfSkassen wenigstens in etwas ein Riegel Er ist kein Streikbrecheragent der Herr Strohfeld, Bezirksleiter der Hirsch- Duncker- schen Metallarbeiter in Breslau , aber Streikbrecher zu ver- mittel» versuchte er doch— an dieser Tatsache vermochte auch das Breslauer Oberlandesgericht nichts zu ändern, das als RevisionS- instanz in einer Beleidigungsklage deS Herrn Strohfeld gegen den Genossen D a V i d s o h n als Verantwortlichen des„Vor- w ä r t S* zu entscheiden hatte. Im März dieses Jahre* hatte nämlich unser Blatt unter der Spitzmarke»Der Oberhirsch als Streikbrecheragent* eine Korrespondenz aus Breslau gebracht, in welcher mitgeteilt war, daß der besoldeie Bezirksleiter des Hirsch-Dunckerschen Metallarbeitergewerkvereins in Breslau — eben der Herr Max Strohfeld— bei Gelegenheit eines in Liegnitz bei Geibisch ausgebrochenen Streiks Mitglieder seiner Organisation als Arbeitswillige dorthin zu vermitteln versucht halle. Das Breslauer Schöffengericht hatte auf die von Strohfeld angestrengte Klage hin erklärt, die Behauptung. Stroh- feld sei ein Streilbrecheragent, sei nur der Ausdruck einer be- wiesenen Tatsache und hatte daher den Genossen Davidsohn freigesprochen. Die Strafkammer aber entschied, daß eine formelle Beleidigung vorliege und verurteilte Davidsohn zu 20 M. Geldstrafe. Diese Strafe ist jetzt in der Revisionsinstanz vom Breslauer Oberlandesgericht bestätigt worden. Bandendiebstähle. Eine auS 14 Köpfen bestehende jugendliche Diebesbande wurde gestern zum Teil aus der Untersuchungshaft beziehungsweise der Zwangserziehung der Feriensttafkammer des Landgerichts Hl vor- geführt, um sich wegen Baildendiebstahls und Hehlerei zu verant- loorlen. Die Angellagten sind 13— 16jährige Arbeitsburschen und Schüler, die sich beim Suchen nach Arbeit zusammengesunden und den Plan gefaßt hatten, durch Diebesfahrten sich in den Bssitz von Waren und Geld zu setzen. Sie machten vorwiegend Straßenzüge CharlottenburgS unsicher. verlegten aber daS Feld ihrer Tätigkeit auch nach dem Westen Berlins . In mehreren Fällen erbeuteten sie bei Zigarrenhändlern Hunderte von Zigaretten, in einem Papiergeschäft in Charlottenburg stahlen sie zweihundert Neujahrs- karten, in mehreren Schlächtergeschäften fielen ihnen Würste zur Beute, in größeren Kaufhäuser» fanden sie Gelegenheit, dort ausgestellte Waren verschwinden zu lassen. Dazu traten mehrere Fälle, in denen Schaukästen erbrochen und ans- geplündert wurden. Zwei besonders beherzte Angeklagte waren in die augenblicklich unbewachten Geschäftslokale eines Schuhmachers, eines Milchhändlers und eines Bäckers gedrungen, hatten sich der L a d e n k a s s e bemächtigt und waren davongeeilt, noch ehe der betr. Geschäftsinhaber auS dem neben dem Laden liegenden Zimmer auf der Bildfläche erschien. In mehreren Fällen'wurde kleinen Kindern auf der Straße, bezw. auf Hausfluren das Geld, welches sie zum Einholen von Kaufmannswaren in der Hand trugen, abgewonnen. Auch ein Fall regelrechter Leichenfledderei lief mit unter. Nicht weniger als 41 solcher Fälle des Diebstahls waren unter Anklage gestellt. Der Hauptschuldige war ein Arbeitsbursche Willi R., der mit einem anderen, geisteskranken und deshalb ver- higen Burschen eine Art Anführerrolle hatte und bei Raubzügen dieser Art beteiligt war. Gegen ihn erkannte der Gerichtshof auf neun Monate Gefängnis unter Anrechnung von acht Monaten Untersuchungshaft, ein gleich- falls hervorragend beteiligter Arbeitsbursche K. wurde zu acht Monaten, einer zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Gegen die übrigen Angeklagten lautete das Urteil auf sechs o ch e n. bis herab auf zwei Tage Gefängnis. Ein Angeklagter wurde freigesprochen._ Ein nächtlicher U eberfall durch zwei RowdyS fand gestern vor dem Schöffengericht Berlin-Lichtenberg seine Sühne. legen gemeinschaftlicher Körperverletzung waren der Monteur Paul K r r e g e r und der Arbeiter K a l l, e S angeklagt. Der Erst.- angeklagte, der zurzeit eine ihm wegen gefährlicher Körperverletzung zudiktierte einjährige Gefängnisstrafe verbüßt, gehört zu jenen licht- scheuen Subjetten, die des Nachts die Straßen unsicher machen und harmlos des Weges gehende Passanten ohne die geringste Veranlassung anrempeln und zu Boden schlagen.— In der Nacht zum 1. Juni dieses Jahres ging der Förster Stegemaur. in Begleitung des Monteurs Egler durch die Alfredstraße in Lichtenberg . Die beiden AngeUaglen kamen ihnen entgegen und brachten ihre Abficht dadurch sehr deutlich zum Ausdruck, daß sie den harniloS ihres Weges gehenden Leuten e,n Bein stellten. Wüv- rend die beiden Zeugen hierdurch am Weitergehen behindert waren, fragte Krieger den Förster, ob er Feuer bei sich hafe Als Stege- mann verneinte, schlug ihn der Angeklagte mit den Worten:„Dann werde ich eS Dir aus den Augen schlagen!* mit der geballten Faust mitten in daS Gesicht, so daß der Geschlagene infolge dieses unvermuteten Angriffs zu Boden stürzte. Krieger schlug nunmehr wie ein Unsinniger auf den am Boden Liegenden ein und ergriff dann die Flucht. Der zweite Angeklagte, KallieS, war unterdessen auf Egler eingedrungen und hatte versucht, diesen ebenfalls zu Boden zu werfen. Er kam hierbei aber an den Unrechten, denn der ihm an Körperkraft weit überlegenere Egler prügelte ihn windelweich und übergab ihn dann einem hinzueilenden Schutzmann.— Der Staatsanwalt beantragte gegen Krieger eine Gefängnisstrafe von einem Jahre, gegen Kallies nur eine Geldstrafe von 150 M. Das Gericht war jedoch der Ansicht, daß derartige brutale und rohe Wegelagerer eine Milde nicht verdienten und erkannte gegen Krieger auf eine Zusatzstrafe von einem Jahre, gegen KallieS auf zwei Monate und einer Woche Gefängnis. Ein Elendöbild. Der Bergmann P. Bayer und feine Ehefrau wurden vom Landgericht in Bamberg wegen Kuppelei zu zwei und drei Wochen Gefängnis verurteilt, weil sie den intimen Verkehr ihrer Tochter mit einem Schlafburschen nicht verhindert haben. Die Eheleute besitzen eine Wohnung mit einem Zimmer, einen: Kämmerchen und einem Winkel, den man Erker nennt. In diesen Räumen stehen drei Betten, in die sich 15 Personen zu teilen habe«: die Eheleute, zwölf Kinder und ein Schlafgängcr. Unter solchen Umständen alle sittlichen Pflichten wahrzunehmen, mag ür die in größter Not lebenden Eheleute sehr schwer sein. Die Ver- Handlung enthüllte geradezu schreckliches, unbeschreib- licheS Elendl Der Vater Staat haut zwar mit dem Polizeibüttel drein, er vermag aber nicht Zustände zu schaffen, um auch den Aermsten unter den Armen ein menschenwürdiges Dasein zu ermöglichen. Kommerzicnrat und Steuerhinterzieher. Den Staat betrogen hat der königliche Kommerzienrat Georg B a u m a n n, der Besitzer der großen Emailwerke in Amberg iOberpfalz). Er wurde vom dortigen Landgericht wegen Hinter- ziehung von Kapitalrenten st euer zu 4335.25 Mark Geldstrafe verurteilt. Der Herr gibt sich bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit als braver Patriot, was ihn aber nicht hinderte, das zu unterschlagen,„was des Kaisers ist*, Eingegangene Druchlchnften. in 19 des„Süddeutschen Postillon«(Verlag M. Ernst, München ) In soeben erschienen. DaS Titelbild behandelt die Elektrizitätssteuer, daS Schlußblld die Konstitution in der Türkei , der„kranke Mann- ist der Ouack- alberci überdrüssig und versucht eS mit der Naturheilmethode. Ein weiteres Vollbild zeigt den Schah von P-rsien im gemeinsamen Morden mit dem russischen Bären.„Feudale Ehe-, ein GescllschastSbild, läßt unS einen Blick in moderne Ehen tun. Aus dem textlichen Inhalt heben wir hervor: Zum Nürnberger Parteitag(Leitgedicht), Was in der Welt vorgeht. Rote Sonette in drei Abteilungen. Konservative Gegenrevolution. RevolutionSIied, Zeppelin über Stuttgart ,(Äöttingcr Wurst, Das freudige Ereignis*, Sedan- eier, des Köpenickers Glück und Ende. Illustrierte Stttrngeschtchte vom Mittelalter Bis zur Gegenwart. Lieferung 1. Herausgeber: Ed. Fuchs. Komplett 29 Lieferungen a 1 W. Verlag: A. Langen in München .
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