dachen köimen. Hinter all den sozialdemotratischen Friedens--Phrasen lauert der Gedanke, daZ Deutsche Reich wehrlos zu machen.Auf diese Weise kann die Friedensdemonstration am nächstenSonntag nur den Eindruck eines Possenspielcs erwecken.Wir finden ganz begreiflich, daß die„Konserv. Korrefp."die sozialdemokratische Arbeiterschaft begeifert, denn gar ofthat die sozialdemokratische Presse das chauvinistische Treibender fuhrenden konservativen Blatter, der„Lkreuzztg." und der» Deutsch. Tagesztg."» energisch zurückgewiesen und ihre frivolenMachinationen aufgedeckt. Ist es doch noch gar nicht so langeher, daß wir die systematische Englandhetze, die sich HerrProfessor Schiemann in der der„Konservativen Kor-respondenz" recht nahestehenden..Kreuz-Zeituyg" leistete.als eine verlogene, auf die deutsche Unkenntnis englischerPreßvcrhältnisse spekulierenden Mache nachgewiesen haben.ES ist deshalb in Anbetracht der moralischen Qualitäten der„Konserv. Korresp." ganz selbstverständlich, daß sie die sozial-denivkratische Presse beschuldigt, sie habe sehr viel dazubeigetragen, die Beziehungen zwischen Teutschland undEngland zu verschlechtern, und zwar dadurch, daß sie imAuslande„unaufhörlich Mißtrauen gegen dieDeutschen verbreitet" habe. Aus dein chau-vinistischcn Jargon in die gewöhnliche Sprache über-setzt heißt das: wir hätten aus sogenanntem Pa-triotiSmus über das jingoistische Gebaren der konservativenBlätter schiveigen und sie ruhig ihre frivole Verhctzungstaktikfortsetzen lassen sollen, nur damit die ausländische Presse nichtsvon dieser Mache erfährt oder, wie die„Konserv. Korresp."sich ausdrückt, damit nicht das Vaterland„herabgesetzt"wird. Zu dieser Taktik, die direkte und indirekte Kriegshetzegouvcrncmentaler Blätter zu verschweigen, damit das Aus-land nicht darauf aufmerksam wird, können wir uns aller-dingS nicht verstehen; denn nach unserer Auffassung istdie erste Vorbedingung eines guten Einvernehmens zwischenDeutschland und England, daß den zum Kriege treibendenJntercssenkliquen diesseits und jenseits der Nordsee ihr SpielMöglichst erschwert wird.Aber wenn die„Konserv. Korresp." sich an die englischenArbeiterdcputierten wendet und die deutsche Sozialdemokratieals Friedensstörerin zu verdächtigen sucht, dann solltesie wenigstens nicht so nngeschickt verfahren. Was wirftsie uns vor? Daß wir den deutschen„Militarismus"beseitigen wollen, das heißt, daß wir gegen die fortgesetzten Rüstungen kämpfen. Darin, in dieser Bekämpfungdes RüstungsficberS, soll eine Verletzung des„F r i e d e n s>v e r k e S" liegen. ES heißt die Intelligenzder ausländischen Teilnehmer an der InterparlamentarischenKonferenz, besonders aber der englischen Arbetterdeputiertensehr gering einschätzen, wenn man annimmt, sie könntendie Mähr glauben, eine immer weitere Berniehrungder„nationalen Wehrkraft" verbürge den Frieden, währendeine Verminderung der Rüstungen den Krieg heraufbeschwöre.Gerade indem die deutsche Sozialdemokratie den Militarismusbekämpft, dient sie dem Frieden.Doch begnügt sich die„Konserv. Korresp." nicht nurdamit, die deutschen sozialdemokratischen Arbeiter bei derenglischen Arbeitcrdeputation zu verdächtigen, sondernauch die englischen Delegierten bei inLesepublikum der konservativen Blätter,indem sie iin letzten Absatz die unverschämte Unterstellungausspricht, die englischen Delegierten kämen nur deshalb nachDeutschland, weil sie es recht gerne sähen, wenn in Deutsch-land eine„die nationale Wehrkraft schwächende Bewegung"gestärkt würde, bei sich selbst zu Hause hätten sieaber gegen die Rüstungen und das Kriegs-treiben nichts einzuwenden.Diese perfide Bemerkung zeigt zur Genüge, welche Ab-sichten die offiziöse Korrespondenz der konservativen Partei,der preußischen Regierungspartei, verfolgt und wie ihreFriedeMiebe gemeint ist.LrÄehuog des Freisinns.Der Bürgermeister S ch ü ck i n g soll nun also wirklichals Opfer der Blockpolitik fallen. Denn es ist wesentlich diesePolitik, die es der preußischen Vureaukratie als Lebens-bcdürfnis erscheinen läßt, demonstrativ und mit nicht zu über-bietender Deutlichkeit zu zeigen, daß zwar die freisinnigenParlamentarier in der_ neuen Aera das„Recht" bekommenhaben, für die Regierungsvorlagen zu stimmen, daßaber von irgend einem liberalen Einfluß aufdie Verwaltung, auf die wirkliche Ausübung derRcgierungsmacht auch nicht im entferntesten die Rede seindarf. Deshalb hatte die Bureaukratie in listigem Raffinementsich gerade einen freisinnigen Kommunalpolitiker, einen frei-gewählten Bürgermeister und volksparteilichen Landtags-landidatcn ausgesucht, um an ihm ibr Exempel zustatuieren. Sie wollte zeigen, daß sie keinem Frei-sinnigen gestattet— bei Strafe der Brotlosmachung— irgendeine Kritik— und bliebe sie auch wie bei Schückingganz in dem Nahmen freisinniger Anschauungen—an ihrem Regime zu üben. Nicht als gleichberechtigteMitarbeiter, sondern nur als versklavte Knechte läßtdie preußische Bureaukratie die Freisinnigen zu. Das Ver-fahren gegen Schücking entspringt nur dem Bedürfnis zuzeigen, daß die konservativen Regierungsgrundsätze nicht diegeringste Aendcrung erfahren, daß der Freisinn sich auf Gnadeund Ungnade dem preußischen BureaukratieabsolutiLmuS unter-warfen ist.ES ist kein Ziveifel, daß Inhalt und Ton der Anklagegegen Schücking zugleich eine Kapitulation B ü l o w S vor derAllmacht der preußischen Bureaukratie bedeutet. Bülow mußteund hatte in der Tat seine politische Leibgarde vor dieseräußersten Demütigung zu wahren versucht. Die„Nordd.Allg. Ztg." hatte wiederholt zu beschwichtigen sich bemüht unddie gutgläubigen Freisinnigen hatten sich schon halb und halbmit dem Gedanken befreundet, daß es sich höchstens um einenVerweis für Schücking handeln werde. Ein Verweis aber, dasist für Leute ohne politisches Ehrgefühl und politische Grundsätze, also für Blockfreisinniae, keine Sache, um dieman sich groß aufregt. Prinzipielle Kämpfe führendiese Leute längst nicht mehr durch. Da fällt ihnennun, diesen armen Teufeln. diese Anklage plötzlichwie eine Bonibe vor die Füße. Und sie ist wirkichdaS stärkste, was sich die Bureaukratie überhaupt leisten konnte.Liest man die Anklage, s< fragt man sich unwillkürlich, obdenn die persönliche Ehre anständiger Menschen schondeshalb v o g e l f r e i ist, weil so ein preußischer Bureaukratda5 Bedürfnis hat. seine Kaste gegen eine sachliche undin jedem Wort gerechtfertigte, wenn auch noch langenicht erschöpfende Kritik zu verteidigen. Schücking ist einguter Verwaltungsbeamter, dem selbst seine Ankläger in seinerAmtsführung nicht das geringste ausstellen können.Sein einziges Verbrechen ist das Büchlein gegen die Reaktionin Preußen. Und nun höre man die Kanonade, die die An-klage gegen ihn abfeuert:Durch die Unehrerbietigkeit gegen den Landesherrn, dieHerabsetzung bestehender Gesetze und Anordnungen der Behördenunter wissentlich en oder leichtfertigen Fälsch un genoder Entste l lun gen. durch die V erdächtigung der Staats-regierung und durch die persönlichen Beleidigungen der vor-gesetzten Dienstbehörden und der Inhaber anderer öffentlicherAemter hat der Angeschuldigte seine Pflichten als Beamterverletzt und sich der A ch t u n g, des A n s e h e n s und desVertrauens, die sein Beruf erfordert, unwürdig gezeigt.Man wird zugeben, daß eine solche Leistung nicht mehrzu überbieten ist. Wir kennen kein Land außer Rußland, wosich ein Tschinownik eine solche Sprache gegen einen vonseiner Stadt zum Bürgermeister gewählten Mann herausnehmendürfte. Auch in Preußen hat erst die Blockära, die Verschmelzungdes Bürgertums in eine reaktionäre Masse, den Uebermut derBureaukratie so schrankenlos werden lassen. Denn auch derTon der Anklage ist offenbar mit Absicht gewählt. Er ist dieAntwort der Bnreankratie auf die Versicherung des HerrnWiemer, daß hinter Schücking die ganze freisinnigeVolkspartei stände.In der konservativ-kiberalen Paarung haben dieKonservativen wirklich gründlich die„Erziehung zur Ehe"übernomnien. Der Freisinn jammert ja noch manchmal.ivenn die Prügel seines Herrn allzu herzhaft fallen. Aberfür den Gedanken der Scheidung ist das Weibchen viel zufeig-Sie bosnische Verlegenheit.Aus Wien wird uns vom 14. d. M. geschrieben:In Budapest ist in der vorigen Woche großer Kriegsrat ge-halten worden und als das Ergebnis der nach mannigfachen Kon-fercnzen beim Kaiser und Thronfolger abgehaltenen gemeinsamenMinisterkonscrenz ist die Verschiebung der für Ende dieses Monatsin Ausficht gewesenen Session der Delegation verkündet worden.Mit dieser TelegationSbertagung hat es eine eigne Bewandtnis.Ursprünglich hätte fie schon im Mai stattfinden sollen: um dievon den patriotischen Oesterreichern angeregte, von denUngarn im Frühjahr zurückgewiesene Erhöhung der Offiziers-gagen zu beschließen; auf Einspruch der Ungarn ist sie dann aufden September verschoben worden. Run soll wieder Beck die Ver»schiebung gewünscht haben: angeblich um den Landtagen, diemorgen zusammentreten, zu ihren Verhandlungen, die sich in denmeisten um Wahlreformen bewegen, die nötige Zeit zu ver-schaffen. Man wird aber nicht fehlgehen, wenn man als die eigent-liche Ursache der Verschiebung die bosnische Frage annimmt.Den Regierungen ist es klar, daß in der Frage der Verfassung fürdie im Jahre 1318 besetzten Länder etwas geschehen muß, aber vielweniger ist es ihnen klar, was geschehen wird. Und da man denDelegationen ein ausgereiftes Projekt noch nicht vorzulegen ver-mag, aber zu gewärtigen hat, daß von den Delegierten danach ein-dringlich gefragt werden wird, so hat man die unbequeme Tagungeben verschoben, augenscheinlich in der Hoffnung, daß die„In-formationsrcise", die der gemeinsame Finanzministcr, in dessenRessort da? Regieren der Okkupationsländer fällt, macht, die er-wünschten Anhaltspunkte für die notwendigen Reformen ergebenwerde.Der RechtStitel der österreichifch-ungarifchen Herrschaft inBosnien und der Herzegowina ist bekanntlich der Artikel LS desBerliner Vertrages, der am 13. Juli 1873 zwischen den Groß-mächten abgeschlossen worden ist und der bestimmt: Die Pro-vinzen Bosnien und Herzegowina werden von Oesterreich-Ungarnbesetzt und verwaltet werden. Formell ist also das besetzte undvon Oesterreich-Ungarn feit 38 Jahren verwaltete Land türkischesGebiet; die Souveränitätsrechte des Sultans sind, überdies in derzwischen Oesterreich-Ungarn und der Türkei am 21. April 187ggeschlossenen Konvention ausdrücklich anerkannt worden. Trotzdemist nicht zu erwarten, daß Oesterreich-Ungarn auf die zwei Pro-vinzen verzichten könnte, wenngleich man zu einer regelrechtenAnnexion, die von den Kreisen um den Thronfolger herum befür-wartet wird, wenigstens vorläufig keineswegs schreiten wird.Diese wäre schon deshalb schwierig, weil dann sofort die Frageentstünde, w e nx die Okkupationsländer.gehören" sollen: Oester»reich oder Ungarn. Derzeit werden sie allerdings als eine Art„Reichsland" verwaltet, aber diese Verwaltung ist dem AbsolutiS-mus so auf den Leib zugeschnitten, daß sie ohne seine Voraus-setzung dielleicht gar nicht mehr haltbar sein wird; sie machtübrigens, obwohl sie schon ein Menschenalter währt, durchaus nochden Eindruck des Provisoriums. Wohl ist durch übereinstimmendeGesetze in Oesterreich und in Ungarn Bosnien in das bestehendeallgemeine Zollgebiet aufgenommen worden(daS übrigens nurmateriell, gemäß dem letzten Ausgleich, der Form nach aber nichtmehr besteht): im übrigen erfolgt„die provisorische Verwaltung"(so bestimmt im Gesetze vom 22. Februar 1880 b i S h e u t e!) durchdas gemeinsame Ministerium, das dabei„im Einvernehmen" mitbeiden Regierungen(Oesterreich und Ungarn) vorzugehen hat. DerEmfluh aber, den auf diese Verwaltung die Parlamente dexbeiden Staaten nehmen, besteht darin, daß den Delegationen da»Budget für die bosnischen Soldaten vorgelegt wird, wobei sie sich auchüber die Zivilverwaltung unterhalten können, ohne dabei auf denjeweiligen Diktator der Okkupationsländer besonderen Eindruckzu machen. Lange Jahre war dieS Herr von Kallay, der sich wohlgewisse Verdienste um die Reorganisation der von der Türkei ingrenzenloser Verwahrung übernommenen Provinzen erworben hat,die Grundlagen zu einem organischen Aufbau zu legen aber dochnicht verstand. Der jetzige Verwalter ist Herr v. Burian, eine ober-flächliche Bureaukratcnseele. der diesem schwierigen Moment sichernicht gewachsen ist.Die besondere Schwierigkeit besteht nun in der türkischen Er-Hebung, die das Selbstbewußtsein der bosnischen Bevölkerung ein-leuchtenderweise sehr gehoben hat und es als unerträglich empfindenläßt, daß die Länder, an denen die österreichische Großmacht dreißigJahre ihr Kulturtalent übt, die also die Früchte dieser Arbeit cnd-lich ernten wollen, noch immer absolutistisch regiert werden unddas Volk von jeder Bestimmung seiner eigenen Geschicke gänzlichabgeschnitten ist. Schon vor der türkischen Revolution ist inBosnien die Verfassung dringend gefordert worden, und in beidenDelegationen hat die Forderung Unterstützung und Befürwortunggefunden; nun aber tritt sie in den Okkupationsländern stürmischauf, und sie wird insbesondere in der österreichischen Delegationmit allem Nachdruck bekräftigt werden. Es ist auch klar, daß dieErhaltung der österreichischen Position an ihre Erfüllung geknüpftist, daß ein weiteres Sträuben die ohnedies nicht starken Trag-balken der OkkupationSrcgierung ernstlich erschüttern müßte. Herrv. Burian hat sich jedoch einen Plan zurechtgelegt, in dem die Ver-fassung alS die„Krönung eines Gebäudes" erscheint, welches mitder KreiSorganisaiion beginnt und sich nur sehr allmählich auf-bauen lassen würde. Damit würde Oesterreich seinem geschicht-lichen Berufs imser am letzten zu sein» wohl entsprechen, aberdadurch könnte die bosnische Frage leicht zu einer ernsten boS-nischen Vetlegenheit werden. Es wird also doch möglich werdenmüssen, den zwei Provinzen jenen Grad von Autonomie und Ver-fassungSmäßigkeit zu verschaffen, den die österreichischen Landtagebesitzen und der nach der überreichlich gepriesenen OlkupgtionL-Herrlichkeit wohl kein zu jäher Fortschritt sein wjrd»Politische(Jeberlicht.Berlin, den 19. September 1993.Das Berliner städtische Budgetund die sozialdemokratischen Stadtverordneten«Der Streit um die Frage, ob die sozialdemokratischen Stadt»verordneten Berlins das städtische Budget bewilligt haben oder nicht,hat das„Verl. Tagebl." veranlaßt, bei dein Vorsteher und dessenStellvertreter der Berliner Stadtverordnetenversammlung Erkuudi-gungen einzuziehe». Es erhielt folgende Antworten:Stadtverordnetenvorsteher Michelet:„Die Sacheliegt doch sehr einfach. Da bisher das Budget nicht durch nament-liche Abstimmung angenommen worden ist, so haben auch die Sozial-demokraten den Wunsch der Ablehnung nicht zum Ausdruckbringen können. Hätten fie das gewollt, so hätten sie ebeneine nanrentliche Abstimmung beantragen müssen."Der Führer der Alten Linken, der größten Fraktion im BerlinerStadtparlament, Stadtverordneter Geheimer Justizrat Cassel, der zu-gleich der Stellvertreter des Stadiverordnetenvorstehers ist, sprachsich zu dieser Frage in folgender Weise aus:.Ob und in welcherWeste die sozialdemokratische Fraktion der Berliner Stadtverordneten-Versammlung ihre prinzipiell ablehnende Stellung bei der Budget-bewilligung' generell, also ein für allemal besonders dargetan hat.ist mir nicht erinnerlich, insbesondere entsinne ich mich nicht irgend-einer dahinzielenden mündlichen Erklärung. Das ließe sich wohlnur aus den Verhandlungsprotokollen ersehen. Eine solche besonderePräzisierung ist aber meiner Meinung nach auch vollkommen über-flüssig. Wir pflegen in der Stadtverordnetenversammlung durckiHand hoch heben, seltener durch Aufstehen von den Sitzen abzu-stimmen. Die sogenannte Gegenprobe findet selten oder nie statt.So ist eS ganz selbstverständlich, daß mit.Nein" stimmt.wer nicht durch Hand aufheben oder Aufstehensein»Ja" ausspricht. Die Berliner Sozialdemokraten habenalso, vorausgesetzt, daß ihre Angaben auf dem Parteitage richtigsind, tatsächlich mit.Neri," gestimmt, also mit oder ohneAbsicht das Budget nicht bewilligt."Der Führer der Freien Fraktion» StadtverordneterM o m m s e n:»Die Sozialdemokraten in der Berliner Stadt-verordnetenversammlung können mit Fug und Recht be-Haupte n, gegen das Budget gestimmt zu haben. Dabei der Abstimmung die Zustimmung durch„Händeaufheben" erfolgt.und die sozialdemokratische Partei bisher niemals von diesemAusdrucke der Zustimmung Gebrauch gemacht hat. so liegt in dieserEnthaltung von der Abstimmung meines ErachtenS impliziteeine Verweigerung des ftädtischenBudgetS."In ähnlichem Sinne äußerte sich der frühere langjährigeStadtverordnetenvorsteher Dr. LangerhanS.Vielleicht werden sich EiSner, Tinun, Segitz usw. jetzt endlichberuhigen.—_Die neuen Neichssteuern.WeShalb die Regierung noch immer den Schleier des Geheim-nisses über die kommenden Steuervorlagen deckt, ist schlechterdingsnicht zu verstehen. Unter den Abgeordneten, die sich SchatzsekretürSydow kommen ließ, befand sich auch der Abgeordnete Müller-Fulda, und wenn nun die„Kölnische Volkszeitung" in der�Lageist, genaueres über die Finanzplmw mitzuteilen, so darf man wohlannehmen, daß daS Blatt sich auf Informationen und nichtnur auf vage Vermutungen stützt. Die Mitteilungen deS rheinischenZentrumsblattes gehen dahin, daß als Belastung deS Massen-konsumS eine Erhöhung der Einnahmen aus Vier, Brannt-wein und Tabak mit rund 300 Millionen Mark inAuSsichtgenommenfei. Rechnet man hierzu die teilweisesehr hohen Erhebungslosten, welche gerade die Getränkesteucrnfordern, und die Abfindungen, welche ein Branntweinmonopol, dasin der Tat geplant sein soll, nötig macht, so käme man für diesedrei Genußmittcl allein auf ein« Mehrbelastung der Konsumentenmit etwa 350 Millionen Mark jährlich i AlS Ausgleichfür diese Belastung deS Konsums der breiten Volksmassen sollenauch Luxussteuern: eine Wein st euer und eine Steuer auf Gasund Elektrizität, beide zusammen mit einem Ertrag von etwa70 Millionen Mark jährlich eingeführt werden. Damit auch derBesitz von den neuen Steuern erfaßt wird, soll ferner der schon bc-stehenden ReichSerbschaftssteuer, d. h. außer der Steuer auf dieeinzelne» Erbanfülle, der bisher die Erbanfälle der Kinder und Ehe-galten nicht unterworfen waren, eine Nachlaßsteuer von allen hinter-lassenen Vermögen, gleichviel, an wen daS Erbteil fällt, erhobenwerden. Diese Steuer soll etwa 120 Millionen Mark jährlich be-tragen, wovon jedoch ein beträchtlicher Teil als ErhebungSkostenabgeht. Alle diese Steuern ergäben eine Gesamtmehrbelastung vonjährlich 640 Millionen Mark, von denen etwa 470 Millionen Marknetto in die Reichskasse gelangen würden; während 70 MillionenMark jährlich für Abfindungen und Erhebungskosten droufgehen.Außerdem soll noch zur Deckung des Steuererlasses auf Zuckerim Betrage von 2 Pf. pro Kilo, welcher der Reichskasse einenAusfall von etwa 40 Millionen Mark jährlich verursachen wird, eineInseraten st euer(Annoncen- oder llnzeigensteuer) eingeführtwerden, in Höhe von etwa 00 Millionen Mark, weil auch dieseSteuer wieder besonders große Erhebungskosten erfordert.Diese Darstellung dürfte so ziemlich der Nichtigkeit entsprechen.Die Hauptlast wird wieder auf die Schultern der breiten Massengewälzt.—_Die Stimmen der Ffeinde.Die bürgerliche Presse begleitet die Entscheidung des Nürnberger Parteitages mit den üblichen Zeugnissen ihres Nicht-Verständnisses, ihre» Hasses und ihrer Furcht vor der einmütiacuAktion deS Proletariats. Die Furcht verrät sich besonders in denvom brennenden Wunsch gezeugten Prophezeiungen des Zerfallsder Partei, in denen sich die.Tägliche Rundschau",„DaS Reich",das»Berliner Tageblatt", die»Vossische Zeitung" ergehen. Aberauch andere Prophezeiungen werden laut— den schließlichen SiegdeS Revisionismus verheißt die»B. Z. am Mittag". Auch hier istder Wunsch der Vater des Gedankens. Die.Post' hat natürlichnur die Sorge, daß die bürgerlichen Parteien und Regierungen etwaunberechtigterweise den Revisionismus sür weniger gefährlich haltenkönnten, als den Radikalismus.Im allgemeinen stehen die Betrachtungen der feindlichen Presseauf niedrigem Niveau, so daß sich kaum etwa« auS ihnen lernenläßt. Die im Stile des ReichSlügenverbandeS redigierten Blätter,wie die.Tägliche Rundschau", sind natürlich eifrig dabei, ihrenLesern aufzubinden, daß in Nürnberg Schimpforgien gefeiert, eineDebatte gepflogen worden sei,.die in all ihrer Kläglichleit undmenschlichen Erbärmlichkeit einen moralischen Tiefstand der Parteinachwies, der sie vor der ganzen Welt blamiert". Ander« als durchsolche verlogene Entstellungen können diese armen Schacher, denendie furchtbaren Blamagen noch in den Knocken stecken, die dieEulenburg» und andere Skandale dem offiziellen Deutschland ge«bracht, doch ihren wenigen Gläubigen nicht beweisen, wie hoch ihreMoral erhaben ist über die der Proletariervartei. Dieser Schwindel