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r. 221. 25. Jahrgang. 4. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonntag, 20. September 1908.

Partei- Angelegenheiten.

Friedenau . Die Mitgliederversammlung des Wahlvereins findet am Dienstag, den 22. September, im Rheinschloß", Rheinstr. 60, statt. Auf der Tagesordnung steht u. a. Berichterstattung vom Parteitag, Referent Genosse Groger. Tegel . Dienstag, den 22. September, abends 8%, Uhr pünktlich: Mitgliederversammlung bei Lippenstein, Spandauer Straße 4. Tagesordnung: Bericht vom Parteitag zu Nürnberg . Die bevorstehende Gemeindevertreterwahl für die dritte Klasse, sowie verschiedene Neuwahlen. Gleichzeitig werden die Eintrittskarten zu dem am 7. November stattfindenden Kunstabend ausgegeben.

Weißensee - Heinersdorf . Heute Sonntag, den 20. September, bormittags 10 Uhr, findet beim Gastwirt Neumann in Heiners dorf die Zusammenkunft( Bahlabend) statt. Es wird dringend er fucht, daß die Parteigenossen zahlreich erscheinen. Stralau. Dienstag, den 22. September, abends 81 Uhr: Mitgliederversammlung der Frauen bei Gundlach, Markgrafen­dann 3. Die Genossen werden ersucht, ihre Frauen hierauf hin­

Butveifen.

Der Vorstand.

Groß- Lichterfelde . Am Dienstag, den 22. September, findet im Westen eine allgemeine Flugblattverbreitung zu der bevorstehenden Gemeindewahl statt. Die Genossen werden ersucht, sich ihren Be­zirksführern zur Verfügung zu stellen.

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freistelle, den Dienst zu verlassen. Daraufhin zogen 13 Pfleger es wird hierdurch natürlich nicht die Mühe erspart, die vorgetragenen vor, sofort die Arbeit niederzulegen. Der Direktion Klagen untersuchen zu müssen. Was wird dabei herauskommen? inftaltsdirektion so geschwind zu der Ansicht, daß die Klagen bes Es handelt sich nur um Krankenpfleger, da bekehrt sich keine rechtigt sind.

nicht zurückgewiesen. Aber sie wollen ihr Worrecht nicht umsonst[ einzelnen Gemeinden nur dann zustimmen, wenn sie unbeschadet hingeben. der notwendigen Gehaltsaufbesserung für den Ausfall entschädigt Im Rathause ist einmal von einem Freisinnsführer, der den wird." Zur Lokallifte. Die Adresse des Lokalkommissionsmitgliedes für Gaffel, die Entrichtung von Steuern an die Ge­Seinen als ein hervorragender gilt, von dem Stadtverordneten den zweiten Wahlkreis ist von jetzt ab: Heinrich meinde als das eigentliche Mittaten" des Bürgers be- Der Magistrat Berlin ist dem Beschluß der Stadtverordneten­Die Arbeitslosenversicherung in einer gemischten Deputation. Schröder, SW. 29, Fürbringerstraße 29. Die Adresse zeichnet worden. Nicht die schaffende Tätigkeit, die den Wohlstand versammlung vom 14. Mai d. J. über die Arbeitslosenfrage bei­des Obmanns der Lokalkommission ist jetzt: Rich. der Stadt hebt, sondern die bare Münze, die dem Steuererheber getreten. Er hat beschlossen, mit der Stadtverordnetenversammlung Henschel, N. 58, ledermünder Straße 17, born II. überreicht werden kann, ist Herrn Cassel das Kennzeichen eines in einer gemischten Deputation von 15 Mitgliedern die Frage der Die Lokalfommission. Vollbürgers. Ein Arbeiter, dem so wenig Lohn gezahlt wird, daß Einrichtung einer Arbeitslosenversicherung für Berlin zu erörtern. Pankow . Am Dienstag, den 22. September, 19 Uhr abends: man ihm nicht einmal Steuern abfordern kann, ist den Frei- Gleichzeitig macht der Magistrat der Stadtverordnetenversammlung Außerordentliche Generalversammlung im Feldschlößchen", Berliner finnigen kein Mittater". Und sie halten es für einen unerträge Mitteilung über die Dauer der Arbeitszeit in den einzelnen städtischen Straße 27. Tagesordnung: 1. Die Bejezung unserer lichen Zustand, daß solche angeblich nicht mittatenden" Einwohner Betrieben. Beitungsspedition. 2. Vereinsangelegenheiten und Wer der Stadt auf die Verwaltung der Stadt mit= schiedenes. Der Vorstand. ratend" einwirken wollen, d. h. an den Wahlen zur der Beföstigung in den Heil- und Pflegeanstalten der Stadt Berlin Pflegerstreik in der Jerenanstalt Buch. Unter den Mängeln Treptow - Baumschulenweg. Heute früh 8%, Uhr, findet von den Stadtberordnetenversammlung teilnehmen bekannten Bezirkslotalen aus eine Handzettelverteilung dürfen beanspruchen. Die Arbeiterbevölkerung hat gegen diese sondern ebenso sehr auch das Wartepersonal. Auch in der Jrren­zu leiden, wie wir oft ausgeführt haben, nicht allein die Patiente statt. Pflicht jedes Genossen ist es, hierzu zu erscheinen. echt freisinnige Anschauung wiederholt mit aller Schärfe protestiert. anstalt Buch hatten die Pfleger seit langem allen Grund, mit Der Vorstand. Einen Protest hat mancher wohl auch von den Gemeindeschullehrern der ihnen gewährten Beköstigung unzufrieden erwartet, die jawenn die Anschauung des Freisinns die richtige zu sein. In einer Versammlung erörterten fie die Beköstigungs­zu sein. In einer Versammlung erörterten fie die Beköstigungs­ist gleichfalls nicht zum Wohle der Stadt mittaten", alldieweil frage, und sie faßten den Beschluß, ihre Beschwerde der Direktion brauchen. Aber die Lehrer hatten es nicht nötig, zu protestieren. bliden, daß sie den mit der Beköstigung unzufriedenen Pflegern sie nicht einen Teil ihres Gehaltes dem Stadtsäckel zurückzugeben vorzutragen. Das geschah denn auch. Die Direktion ließ durch­Sie wußten, daß der Berliner Stadtfreisinn ihnen das Recht, zur Stadtverordnetenversammlung zu wählen, das sie haben, trok ihrem Steuerprivileg nicht nehmen will deshalb nicht, weil er gerade sie bei den Wahlen als dienstwillige Schußtruppe braucht. nichts dagegen einwenden, wenn man fünftig auch sie zur Zahlung Die Gemeindeschullehrer Berlins wollen also von Gemeindeeinkommensteuer heranziehen würde. Sie sind aber der Meinung, daß die bisherige Steuerfreiheit der an den Volks­schulen tätigen Lehrer weiter nichts ist als ein Zuschuß, der ihnen erhellen, die uns zum Zwecke der Veröffentlichung von in der Die Motive zu obigem Vorfall dürften aus folgender Zuschrift ehemals gewährt wurde, um ihr dürftiges Gehalt aufzubeffern. Anstalt angestelltem Pflegepersonal zugeht. Die Zuſchrift lautet: Infolgedessen stellen sie die Forderung, daß bei Aufhebung ihrer Seit einiger Zeit sind die Kostverhältnisse bei uns in der Jrren­Steuerfreiheit sie für die fortan an die Gemeinde au anstalt Buch die denkbar traurigsten. So erhielten wir Sped mit zahlende Einkommensteuer von der Gemeinde Maden, faule Gier, ganz übelriechend, die wir, um Griak zu er­entschädigt werden. Die Entschädigung kann natürlich nur halten, der Küche übergaben. Nach ein oder zwei Tagen erhielten eine Gehaltszulage sein. Die Lehrer bringen aber bei dieser Ge- wir andere in rohem Zustande. Da wir aber nicht die nötigen und schon oft vorgetragen haben. Die Lehrer der Volksschulen tochen dürfen, müssen wir die Gier in rohem Zustande genießen, legenheit noch einen anderen Wunsch vor, den sie seit langem hegen Vorrichtungen dazu haben, im übrigen auf den Stationen nicht haben zwar das attive Wahlrecht zum Gemeindeparlament, aber nicht auch das passive, sie dürfen zwar wählen, dürfen aber nicht natürlich immer in dem Gedanken, daß sie verdorben sein könnten. selber in das Gemeindeparlament hineinge völlig ungenießbar waren, durchweg schwarz und wässerig. Die Am letzten Sonntag mittag erhielten wir Bellkartoffeln, die aber Friedrichshagen . Am Mittwoch, den 23. September cr., abends wählt werden. Sie erneuern jetzt ihre alte forderung, daß Wurst, die wir zum Frühstück erhalten, ist größtenteils nicht zu 8 Uhr, findet in Lerches Bürgerfälen die Mitgliederversammlung ihnen endlich auch das passive Wahlrecht gewährt werde. Sie des Wahlvereins statt. Tagesordnung: 1. Vortrag des Genossen wollen mitraten" nicht nur als wählende, sondern auch als wurst" bekannt ist, findet man Fettstüde( Fledsen), die mit dem effen. In Mettwurst, die bei uns dem Namen nach als Revolver­Maschte über Jugendorganisation. 2. Diskussion. 3. Vereins- Gewählte. Eine Versammlung des Berliner Lehrer- wurst" bekannt ist, findet man Fettstücke( Flecksen), die mit dem Lehrer- Meffer nicht zu durchschneiden sind. angelegenheiten. 4. Verschiedenes. vereins hat zu dieser Frage Stellung genommen. Lehrer( Gummiwurst) enthält mehr Fett wie Fleischstücke. Bei Verab­Messer nicht zu durchschneiden sind. Die Thüringer Rottwurst Mariendorf . Die am Orte befindliche Zeitungsspedition ist zum Bäßler führte in einem Referat aus, die Lehrerschaft wolle gleich reichung der Tagesration für die Pfleger soll jeder 70 Gramm 1. Oktober neu zu besetzen. Bewerber tönnen ihre Meldungen bis gestellt werden mit allen übrigen Staatsbürgern, sie wünsche, Butter erhalten, da aber insgesamt tnapp gewogen wird, so ist zum 22. September an den Genossen Baul Suder, Mariendorf , gleiche Pflichten zu übernehmen und gleiche Rechte zu erhalten, es dem Küchenpfleger nur möglich, 65 Gramm zu verabreichen, Bergstr. 12, mit der Aufschrift: Bewerbung um die Spedition, ge- fei bereit, ihr Steuerprivileg aufzugeben und ihren Anspruch auf da er für das ganze Haus abzuwiegen hat. Des weiteren foll Langen lassen. Der Vorstand. Wahl von Volksschullehrern ins Gemeindeparlament anerkannt jeder 250 Gramm Fleisch in rohem und 200 Gramm in gekochtem Königs- Wusterhausen und Umgegend. Mittwoch, 23. September, au sehen. Für das Steuerprivileg müsse aber Entschädigung Bustande erhalten. Da nun das Fleisch stückweise abgezählt wird, abends Bunkt 8 Uhr, im Lokal Wedhorn," Altes Schützenhaus" allen Bevölkerungsschichten ohne weiteres als selbstverständlich hin- Beschwerden an die Direktion niemals Antwort erhielten, gingen fordert werden. Dieser Vorbehalt wird, vermuten wir, nicht in erhält jeder höchstens nur 150 Gramm. Da wir auf wiederholte Wahlvereinsversammlung. Tagesordnung: Bericht vom Barteitage. Berichterstatter: Genosse Küter. Bericht von der Streisgeneral- genommen werden. Es gibt aber der Arbeiterklasse die wir am letzten Mittwoch mit einer Beschwerde ganz energisch vor, versammlung und von der Generalversammlung Groß- Berlins . Wahl jedermanns Recht ansehen, auch sein materielles Interesse beanspruchten oder den Dienst niederlegen wollten. Wir erhielten beruhigende Gewißheit, daß die Lehrer es doch wohl noch als indem wir bessere Soft, resp. wenigstens genießbare Soft einer Genoffin zum engeren Vorstande. Parteiangelegenheiten und nachdrücklichst zu vertreten. Bezweifelt wurde das bisher mancham Donnerstag den Bescheid, wir müßten abwarten. Hierauf Verschiedenes. mal von Eltern, deren Kinder aus der Schule die Nachricht heim verließen wir 13 Kollegen die Stationen und verweigerten den brachten, der Herr Lehrer habe heute auf die Arbeiter ge- Dienst. Wir wurden ins Bureau gerufen und verhandelten über schimpft, weil sie nie genug triegen fönnten". Die Diskussion über das Referat ergab über die Forderungen Bureauvorsteher. Nach langem Hin- und Widerreden erklärte der die betr. Sache mit dem Herrn Direktor und dem Herrn bolle Uebereinstimmung. Meinungsverschiedenheiten bestanden nur Das Vorrecht, an die Gemeinde keine Steuern Berli'n stellten Kundige in Aussicht, daß der Freifinn, der könne kein anderes Eſſen verabreicht werden. Wenn es Ihnen nicht darüber, welchen praktischen Erfolg man haben werde. Für Direktor, das Essen wäre vorschriftsmäßig zubereitet" und es zahlen zu müssen, steht einer Reihe von Beamten zu. Wenigstens bei Wahlen die Lehrer als Laufburschen benuke" und ihnen hinter- paßt, sind Sie entlassen. Worauf 13 Kollegen den Dienst nieder­von ihrem Einkommen aus Gehalt brauchen sie teine Gemeinde- her Fußtritte gebe", doch so bald feinem Wolksschul- legten. Hoffentlich wird dieſen miserablen Zuständen bald abge­steuer zu zahlen. In dieser angenehmen Lage befinden sich auch lehrer einen Siz im Stadtparlament einräumen holfen." die Lehrer der Volksschulen, also in Berlin die Ge- würde, wenns mal zum Klappen fäme. Ein paar unentwegt Libe- Angestellten geradezu in den Ausstand gehezt werden und somit Es ist ein Skandal für die städtische Verwaltung, daß die meindeschullehrer. Von den Gemeinden ist seit langem gegen rale, Rettor Kähler und Lehrer Merten, sprangen selbstverständlich auch die Patienten in den Anstalten mehr oder minder darunter dieses dem Gemeindefädel gar nicht zuträgliche Privileg Sturm sofort auf die Schanzen zum Schutz des Berliner Stadtfreisinns, leiden müssen. Handelt es sich um Schwestern oder Aerzte, so gelaufen worden, und man darf bereits annehmen, daß dem Ge- den kein Lehrer im Stich lassen dürfe. Zum Schluß wurde ein wird viel eher Abhilfe geschaffen, als wenn es sich um Klagen von meindesteuerprivileg- zu entscheiden hat darüber der preußische stimmig folgende Resolution angenommen:" Die Lehrerschaft -die Pflegern oder Patienten handelt. Das Pflegepersonal hat seit Landtag die Tage gezählt sind. Diejenigen, denen es genommen erstrebt grundsäßlich gleiches Recht und gleiche Pflichten mit allen Jahr und Tag Beschwerden über Beschwerden geführt über die werden soll, sind natürlich nicht sehr erbaut davon. Steuern zu übrigen Staatsbürgern. Es liegt im Interesse der Gemeinden, Jahr und Tag Beschwerden über Beschwerden geführt über die zahlen hat felten einer als Vergnügen angesehen, nach dem er sich der Schule und des Lehrerstandes, daß den Volksschullehrern das dem Vorfall trifft einzig und allein die Zeitung der Jrrenanstalten Beköstigung, aber nur wenig ist bisher geschehen. Die Schuld an drängen zu sollen glaubte. In Berlin beschäftigen die Gemeinde- passive Gemeindewahlrecht gewährt wird. Giner Aufhebung der dem Vorfall trifft einzig und allein die Zeitung der Jrrenanstalten schullehrer sich schon jetzt mit der Frage, was werden soll, wenn Gemeindeſteuerfreiheit kann die Lehrerschaft angesichts des großen und in letzter Linie die städtische Verwaltung. das Privileg aufgehoben wird. Die Zumutung, der Gemeinde eine Abstandes der Lehrergehälter vor denen der mittleren Staats­Einkommensteuer zu zahlen, wie andere Bürger, wird von ihnen beamten und in Anbetracht der ungleichen Besteuerung in den

Berliner Nachrichten.

Die Lehrer wollen mittaten", aber auch mitraten".

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Kleines feuilleton.

Wie Beethoven taub wurde. In London erscheint soeben eine groß angelegte Lebensbeschreibung Beethovens von Alice H. Diehl, die eine Reihe kaum bekannter Tatsachen aus dem Leben und Schicksal des großen Meisters ins rechte Licht rückt. Die Mit teilungen der Verfasserin gehen zum Teil auf mündliche Ueber­Lieferungen zurück. Viel Interessantes", so berichtet sie in der Borrede, ist mir von meinem Vater erzählt worden, der als Schüler Hummels dessen Berichte über Beethoven häufig gehört hat, und persönlich habe ich manches erfahren von einem, der den Meister nicht nur gut kannte, sondern einer von den Auserwählten war, der seine Quartette, noch feucht vom Niederschreiben, durch probieren durfte, dem verstorbenen berühmten Violinisten und Musiker Leopold Janja." Auch einige ganz seltene und schwer zu­gängliche Bücher find von Alice Dicht benutzt worden, die dieser aus Liebe unternommenen Arbeit" fast zwanzig Jahre gewidmet hat. Wie Beethoven taub wurde, erzählt sie nach den Mitteilungen des Engländers Charles Neate , dem von englischen Musikfreunden der Auftrag geworden war, den berühmten Komponisten nach London einzuladen. Neate besuchte Beethoven in Wien , und um ihn zu der Reise zu überreden, erwähnte er auch die Ueberlegen­heit der englischen Ohrenärzte, die mit ihrer Behandlung von Krankheiten des Gehörs viel weiter wären als die Mediziner des Festlandes und die ihm vielleicht in seiner Zaubheit Erleichterung, ja sogar Heilung verschaffen könnten. Beethoven schüttelte den Kopf: Rein," fagte er, ich habe allerart Aerzte konsultiert und mich ihren Vorschriften und Mitteln unterworfen. Ich werde niemals geheilt werden. Ich will Ihnen erzählen, wie die Sache passierte. Ich schrieb gerade an einer Oper" Fidelio?" fragte Neate." Nein," antwortete Beethoven ; es war nicht Fidelio . Ich hatte damals mit einem sehr launenhaften und lästigen Tenor zu tun. Schon hatte ich zwei große Arien auf denselben Text ge­schrieben, aber keine von beiden gefiel ihm, und ebenso ging es mit einer dritten, für die er beim ersten Ueberfliegen und Bro­bieren auch nicht viel übrig zu haben schien, obwohl er sie mit sich nahm. Ich dankte dem Himmei, als ich mit ihm fertig war und wieder anfangen konnte, mich einer Sache zuzuwenden, die ich bei feitegelegt hatte. Ich hatte daran eine halbe Stunde tüchtig ge­arbeitet, als ich ein Klopfen an meiner Tür hörte, das ich als das meines Tenors erkannte. Ich sprang in einer solchen Wut von meinem Tisch auf, daß ich mich, als der Mann in das Zimmer trat, selbst auf den Boden warf, wie man's auf der Bühne macht( dabei warf er die Arme in die Höhe und gestikulierte wild, um seine Un­bändigkeit zu zeigen), aber ich fiel auf meine Hände. Als ich auf­stand, fand ich, daß ich taub war, und ich bin es von diesem Augen­blid an geblieben. Die Aerzte sagten, ich hätte die Nerven ver­lept,"

Theater.

Die Schulbildung der Schifferkinder. Ueber den Schulbesuch der Schifferkinder hat die Abteilung für Kirchen- und Schulwesen patriotischen Legende verherrlichten Führer werden so ganz bei. läufig mit Hohn und Spott überschüttet. Zum Schluß hängen am Galgen, dem der wahrhaft gute Mensch", der gottlose Teufels­mensch entrissen wird, die moralischen und patriotischen Legenden, die Sham mit sicheren Fleuretstichen zu Tode getitelt hat.

Daß das Schiller- Theater den schwierigen Aufgaben dieser ironischen Groteste gerecht wurde, war nicht zu erwarten. Aber verdienstvoll bleibt sein Unternehmen, mochten im einzelnen die Kräfte auch manchmal versagen, auf alle Fälle. Und das Publikum wußte ihm Dant,

Humor und Satire.

Te

Siebe mit Liebe. Die Kopenhagener Buchthaus­verwaltung hat beschlossen, dem Millionendieb und Vater der Prügel­strafe, Justizminister a. D. Alberti, eine besondere Ehrung zu ers weisen: anläßlich seiner ersten Prügelung wird der Zuchthaussaal festlich geschmückt, die Hiebe werden mit einem rosenumbänderten Stock ausgeteilt, und von der Rückfront des verehrlichen Zuchthäuslers werden Ansichtskarten hergestellt. Jeder Sträfling des Buchthauses darf einen Ehrenhieb austeilen.

-Feuerbestattung berboten. Jn Berlin am Branden burger Tor steht ein Schußmann und sieht den Leuten, welche dort mit Pflasterausbefferungen beschäftigt sind, zu. Plößlich bemerkt er, wie ein Arbeiter in einen der hochglühenden Asphaltöfen fällt. Rasch springt er hinzu, zieht den schon arg verbrannten heraus und herrscht ihn an:" Herr!!! Wissen Sie nicht, daß die Feuerbestattung in Preußen untersagt iſt?"

Schiller Theater( Charlottenburg ): Gin Teufels. fer!" bon B. Shaw. Unser verehrter Parteigenosse( in partibus Fabiorum) Shaw führt zum Entsezen aller ästhetischen Nacht­wächter, die dem Drama so gut wie den anderen Künsten ihre be­sonderen Aufgaben ja längst zugewiesen haben, auf der Bühne einen sehr hartnädigen Stampf gegen allerhand gutbürgerliche Vorurteile. Er führt ihn mit der Ueberlegenheit eines farkastischen Spötters und mit der bölligen Ungeniertheit um die üblichen Handwerksregeln. Er hält seinen Geist( und seine Sache) für so start, daß er ihn solo auftreten läßt( obwohl er nicht auf dem Bettel steht) und ohne die ministerielle Verantwortlichkeit seiner Per­fonen. Die Jronie ist bei ihm frei geworden und treibt souverän ihr Spiel über und neben den Handelnden. Das mag ein Kunst fehler sein, aber es ist sehr lustig, sehr wißig und hilft den Zwed aufs beste erreichen. In des Teufels Schüler( so heißt der Titel wörtlich überfest. Teufelstert ist natürlich etwas ganz anderes. Aber Shaw hat die besondere Ironie, einen Ueberseker zu mono­polisieren, der zufällig nur die englische und deutsche Sprache nicht beherrscht) führt Shat einen sehr siegreichen Kampf gegen Muder­tum, Heuchelei und die meisten anderen Tugenden einer guten mittelbürgerlichen Gesellschaft. Er kleidet die Vorgänge in das Gewand des 18. Jahrhunderts und benutzt eine Episode aus dem amerikanischen Befreiungskrieg gegen die Engländer von damals, um den Engländern von heute den Prozeß zu machen. Das ist ein fleiner Umweg, der aber gewisse Vorteile im Verkehr mit dem Publikum bietet. Etwas kompliziert wird die Sache aber auch noch durch die theatralische. Einkleidung, die aufs Haar einem englischen Melodram der fürchterlichsten Sorte gleicht. Aber auch das scheint für englische Zuschauer berechnet, die im gewohnten Gleise zu bleiben Hoffen können. Nur daß ihnen ihre gewohnte Welt der Anschauungen und Empfindungen in der amusantesten Weise auf den Kopf gestellt wird. Die frommen guten Leute ent­puppen sich als das reinste Gegenteil und der verrufene Teuflische, der Gottesleugner und Unmoralische, ist der größten und helden­mütigsten Aufopferung fähig, als seine Stunde geschlagen hat. Aber dieses Heldentum ist etwas so ruhiges, selbstverständliches, Die Luftschiffahrt auf dem diesjährigen daß der Glaube an das pathetische, phrasenhafte, patriotische Naturforschertag. Eines der aktuellsten, gegenwärtig gerade Gaufelspiel von Heldentum sich sanft und sicher dabei verbluten im Vordergrunde der öffentlichen Tageserörterungen stehenden muß. Und so sind der Erthüllungen und leberraschungen noch Probleme, die Gefahren der Motorluftschiffahrt, werden im Mittel­manche. Der sanftmütige Pastor entdeckt sich in der Stunde, punkt der diesjährigen Versammlung deutscher Naturforscher und da es zu handeln gilt, daß er ein Mann der Tat ist. Er wird in Aerzte stehen, die am Sonntag in Köln ihren Anfang nimmt. An Seld, der die Bürger zum Kampfe ruft und den Teufelskerl, der der Tagesordnung steht ein Vortrag des Erfinders bcs deutschen fich für ihn opfern will, befreit und die englischen Göldlinge zum unstarren Lenkballons, des Majors v. Parseva. Schon vor zwei Lande hinausjagt. So werden alle Spießbürgermorale in ihr Jahren stand auf der Stuttgarter Versammlung derfelbe Gegenstand Gegenteil verkehrt. Sanft, schmerzlos, aber wirksam. Aber das auf der Tagesordnung. Damals hielt Graf Zeppelin einen Vortrag zwischen spukt und züngelt und gleißt es von spizen Fronien und über die motorliche Luftschiffahrt, in dem er die Vorzüge feines farkastischen Bosheiten. Die Verruchtheiten der glorreichen" starren Systems im Vergleich mit dem halbstarren und unstarren Kriegsführung, die Unfähigkeit und Strupellosigkeit der von der System beleuchtete.

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Gräber Jmport nach Berlin . Geheimrat Bode ( der jüngst den Würzburgern durch Vermittelung eines Warenhauses einen ihrer schönsten Klostergänge wegmauste) zu Abdul Hamid : Was würde das Grab Mohammeds kosten, wenn wir es in Berlin auf der Museumsinsel aufstellten?"

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Notizen.

Jugend".)