Einzelbild herunterladen
 

Nr. 225.

Abonnements- Bedingungen: bonnements Breis pranumerando's Bierteljährl. 3,30., monatl. 1,10 M möchentlich 28 Pfg. frei ins Haus. Einzelne Nummer 6 Bfg. Sonntags nummer mit illustrierter Sonntags. Beilage Die Neue Welt" 10 Big. Bost Abonnement: 1,10 Mart pro Monat. Eingetragen in die Bost- Zeitungs. Breisliste. Unter Areuzband für Deutschland und Desterreich Ungarn 2 Mart, für das übrige Ausland 8 Mark pro Monat. Bostabonnements nehmen an: Belgien , Dänemark , Holland , Italien , Luxemburg , Bortugal, Sumänien, Schweden und die Schweiz

Ericheint täglich außer Montags.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

25. Jahrg.

Die Insertions Gebühr beträgt für die sechsgespaltene stolonel geile oder deren Raum 50 ẞfg., für politische und gewerkschaftliche Vereins, und Bersammlungs- Anzeigen 30 Big. ,, Kleine Anzeigen", das erste( fett. gedruckte) Wort 20 Big., jedes weitere Wort 10 Big. Stellengesuche und Schlaf­stellen- Anzeigen das erste Wort 10 Pig., jedes weitere Wort 5 Pig. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet.

Telegramm Adresse: ., Sozialdemokrat Berlin ".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.

Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.

Freitag, den 25. September 1908.

An die Dartei!

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1984.

Parteigenossen! Der Parteitag in Nürnberg hat sich in gründlicher Verhandlung an dem Ausbau der Organisation gearbeitet werden; es gilt die mit der Frage der Budgetbewilligung in den Landtagen beschäftigt. Einer Frage von Einigkeit des Proletariats zu fördern und dessen Macht zu erhöhen! großer grundsäglicher Bedeutung, die schon vor dem Parteitag in der Presse und in Versammlungen Viele Arbeiter stehen dem Befreiungskampfe des Proletariats noch fern. Sie lebhaft diskutiert worden ist. Nachdem nun der Parteitag in der Sache entschieden hat, darf aufzuklären über unsere Grundsätze und Forderungen und sie als Mitglieder unserer Organi­erwartet werden, daß der Beschluß von allen Genossen beachtet wird und die fationen zu werben, muß das Streben aller Sozialdemokraten sein! In allen Bundesstaaten Genossen von Süd und Nord nach wie vor in der alten, geschlossenen und sturm des Deutschen Reiches können nun die Frauen Mitglieder der politischen Vereine werden; erprobten Phalanx den gemeinsamen Kampf gegen die herrschenden Klassen weiter- sie als gleichberechtigte Streiter in unsere Reihen einzugliedern ist eine der vornehmsten Auf­führen werden. gaben der nächsten Zukunft!

Große Anforderungen stellt die nächste Zukunft an die Tätigkeit der Parteigenossen. Die Zeit der wirtschaftlichen Krise, in der Hunderttausende fleißiger Arbeiter brotlos In der Reichspolitik werden Fragen erörtert und entschieden, die das Interesse der sind, ist besonders geeignet, neue Anhänger für unsere Partei zu gewinnen, weil die Mängel Arbeiterklasse auf das stärkste berühren. Die Finanznot des Reichs ist eine notwendige, der kapitalistischen Produktion mehr sichtbar werden und der Charakter des immer wiederkehrende Erscheinung des von der Sozialdemokratie bekämpften Militarismus. Staates als Staat der Besitzenden, als lassenstaat unverhüllt zutage tritt. Wenn in Die von Bismarck eingeleitete Blut- und Eisenpolitik braucht Kriegshezzereien um den solchen Zeiten die Ausgebeuteten und Unterdrückten die Grundsäße und Forderungen der Militarismus steigern zu können. Während die arbeitenden Klassen aller Länder in Sozialdemokratie kennen lernen, dann erfassen sie nicht nur deren Richtigkeit, sondern be­mächtigen Demonstrationen ihre Friedensliebe und ihren Abscheu gegen den Massenmord zum geistern sich auch für die Durchführung unserer Forderungen! Ausdruck bringen, behaupten die Vertreter der herrschenden Klassen, daß die Völker blut­gierig seien und treiben unter diesem Vorwand die Rüstungen weiter. Die ins maßlose gesteigerten Rüstungen zu Wasser und zu Lande müssen mit Not. wendigkeit den Bankrott des Reiches herbeiführen! Der Arbeiterklasse, die immer gegen die Kriegsheßereien und Rüstungen Front gemacht hat, will man jett weitere Lasten aufbürden, indem neue Steuern geschaffen, und alte Steuern erhöht werden sollen, die in erster Linie die Arbeiterklasse treffen. In der Bekämpfung dieser neuen Steuerpläne muß die Sozialdemokratie die Führung übernehmen!

Darum vorwärts Genossen!

Frisch auf ans Wert! Agitiert! Organisiert! Hoch die Sozialdemokratie! Berlin , im September 1908.

Der Parteivorstand.

Bebel, Eberhardt, Ebert, Gerisch, Molfenbuhr, Müller, Pfannkuch, Singer. Wengels, Zieh.

Parteigenossen! Die Konstituierung des Parteivorstandes ist erfolgt. Die Adresse

Es gilt die Massen aufzuklären über die Reichspolitik, die eine Politik zur Förderung der Interessen der Reichen ist. Auf dem Handelstage behauptete der Staatssekretär Dernburg 1907 in einer Wahlrede, daß das Nationalvermögen", d. h. das Eigentum der Besitzenden in zwanzig Jahren um 30 Milliarden gestiegen sei. Die Veranlagung zur Ergänzungssteuer des Parteivorstandes ist wie bisher in Preußen beweist, daß diese Behauptung keine Uebertreibung war. Die Besizer dieser Milliarden will man aber nicht mit direkten Reichssteuern belasten! Sie sollen geschont werden. Zahlungsfähig sind nach Ansicht der Herrschenden

B. Pfannkuch, Berlin SW 68, Lindenstr. 69.

An diese Adresse sind sämtliche für den Parteivorstand bestimmte Zuschriften und Druc

Alle Geldsendungen sind nur an den Parteikassierer

nur die Armen, aus deren Taschen man durch den 1902 geschaffenen Buchertarif die Summen fachen zu richten. zur Bereicherung der Großgrundbesiger nimmt. Den Armen will man in dieser Zeit der Teuerung und der Arbeitslosigkeit abermals 400 bis 500 Millionen Mark neuer Steuern auferlegen.

A. Gerisch, Berlin SW 68, Lindenstr. 69, Alle Zuschriften betreffend die Frauenagitation sind an

zu adressieren. Daß eine Regierung, die so die Interessen der Reichen vertritt, unfähig ist, eine ernsthafte Sozialpolitik zu treiben, beweisen die Novellen zur Gewerbeordnung, der Entwurf des Gesetzes über die Arbeitskammern usw. In der Zeit der rapiden wirtschaftlichen zu richten. Entwickelung, in der die Unternehmer sich zu machtvollen Verbänden zusammenschließen, um den Arbeitern und Angestellten die brutale Macht der Kapitalisten fühlen zu lassen, muß der Mangel jeglichen Fortschritts in der Sozialreform auch von den Leuten schwer empfunden werden, die unserer Partei noch fernstehen.

D. Baader, Berlin SW 68, Linden str. 3,

Die Adresse des Bildungsausschusses lautet wie seither:

H. Schulz, Berlin SW 68, Lindenstr. 3. Zur Kontrolle des Parteivorstandes und als Beschwerdeinstanz ist die aus neun Ber­sonen bestehende, im§ 24 unseres Drganisationsstatuts vorgesehene Kontrollkommission Es gilt daher auch die Gleichgültigsten aufzurütteln, damit sie teilnehmen an dem Kampf gewählt. Dieselbe hat sich im Anschluß an den Parteitage in Nürnberg konstituiert und sind gegen die Bedrückung der Armen mit neuen Steuern; es gilt alle Arbeiter zu begeistern alle Zuschriften und Beschwerden für dieselbe an für die Idee des Fortschritts der sozialen Gesetzgebung.

Parteigenossen! Es muß in die Tat umgesetzt werden, was der Partei- zu richten. tag nach eingehenden Beratungen beschlossen hat. Unablässig mußl

Die Ergänzung des Sydowfchen Steuerbuketts.

A. Kaden, Gohlis bei Dresden ,

Der Parteivorstand.

einnahm. Es wird zu diesem Behufe die Rooperation mit den Konservativ en in der Frage der Branntwein­besteuerung herstellen, die Nationalliberalen in die Zwangslage bersehen, sich dieser Aktion anzuschließen, falls überhaupt etwas zustande kommen soll, und dann ist unter Ausschaltung des Frei­finns die Lage vor der Reichstagsauflösung wiederhergestellt. Wird der Freifinn dazu die Hand bieten, wird er sich ausschalten lassen und entgegen den Rezepten bei Vereinsgesetz und Börsen­reform dem Zentrum wieder in den Sattel helfen oder wird cr seine theoretischen Bedenken überwinden und das Monopol akzep tieren?"

heute die Mehrzahl der Brauereien sich nicht gut rentiere, hinfällig, da ja nicht beabsichtigt ist, die Brauereien die Steuer zahlen zu lassen, vielmehr die Abwälzung auf den Konsumenten vorausgesetzt sei. Und was den Tabak an­lange, so liege eine veränderte Lage vor. Die großen Ve­denken, einer so dezentralisierten Industrie mit einer Menge Fast scheint es, als solle von den in die Steuerpläne des fleiner und mittlerer Produzenten, die besonders schonungs­Reichsschazamtes Eingeweihten ihr Wissen dazu benutzt bedürftig sind und mit einer großen Zahl von Arbeitern werden, von Rebuen und Zeitungen schöne Schriftsteller- ein neues Steuersystem und eine große Mehrbelastung auf­honorare herauszuschinden und auf diese Art sich kleine zuerlegen, müsse schwinden vor der Größe der nationalen Nebenverdienste zu verschaffen. Nachdem der Reichsschatz- Aufgabe, die Finanzen des Reiches zu sanieren, wobei ein sekretär es für angebracht gehalten hat, einen Artifel mit Bedarf von 50 Millionen Mark neuer Einnahmen an dem Wie für jeden, der die übliche offizielle Argumentations­allerlei ein- und zweideutigen Angaben über die neuen Tabak nicht vorübergehen könne. weise kennt, aus diesen Ausführungen hervorgeht, ist das Roh­Steuervorlagen in der Deutschen Rundschau" zu veröffent- Schwieriger dünkt dem Verfasser die Frage, wie aus spiritusmonopol so beschaffen, daß die Spiritusbrenner und lichen, bringt heute die Köln . 3tg." eine Ergänzung zum dem Spiritus mehr herausgepreßt werden könne, denn, wie die Agrarier dagegen nichts Wesentliches einzuwenden haben, Sydowschen Artikel aus, parlamentarischen er verrät, ist das Nohspiritusmonopol geplant. Wörtlich d. h. das Monopol sichert den Brennern ihre Kreisen' allem Anschein nach von einem der national heißt es in dem Artikel: bisherigen hohen Profite und vermehrt sie liberalen Parlamentarier, der an den Konferenzen im Reichs­vielleicht noch! schazamt teilgenommen hat, und nicht nur gut über die projektierte Reichsfinanzjanierung unterrichtet ist, sondern auch genau weiß, wie die Regierung ihre Vorlagen zu begründen gedenkt, denn seine Erläuterungen und seine politischen Ermahnungen riechen sehr stark nach der offiziellen Garküche.

"

"

Der Verfasser des Artikels der Köln . 8tg." bestätigt zunächst, daß geplant ist, aus Branntwein, Bier und Tabak ein Mehr an Steuer- Mehrerträgen von 280 Millionen Mark pro Jahr herauszuziehen. Eine Absicht, meint er, gegen die sich vom Standpunkte des Konsums" nichts ein­wenden lasse, da es sich doch nur um Genußmittel handle. So seien z. B. beim Bier, das einen Mehrertrag von 100 Millionen Mark liefern solle, die Einwendungen, daß schon

" Das Rohspiritusmonopol wird von den verbündeten Regie: rungen vorgeschlagen werden. Die Produzenten werden Nur von den Freisinnigen befürchtet der Verfasser Ein­sich mit dem Monopol, wie anzunehmen ist, ein. spruch und droht deshalb dem Freifinn mit dem Verlangen verstanden erklären oder abfinden; wie es bezüg- des Zentrums, wieder Regierungspartei werden zu wollen. lich der politischen Parteien steht, ist schwieriger zu beantworten. Neben der enormen Besteuerung des Bieres ist auch eine Wird der Block das Monopol akzeptieren? Soll das Monopol Gesek werden, so ist die Zustimmung der Blockparteien notwendig, denn Zentrum und Sozialdemokratie stimmen gegen das Mono­pol, das ist sicher. Versagt sich der Freisinn dem Monopol und sucht er die Mehrerträgnisse aus dem Brannt. wein auf anderem Wege, so trifft er sich auf diesem Wege nicht mit dem Zentrum, sondern er isoliert sich vollständig. Das Zen­trum dagegen wird, sobald feststeht, daß der Blod in der Frage des Monopols versagt, versuchen, die ausschlaggebende Stellung in der zweiten Finanzreform zu gewinnen, die es bei der ersten

geringe Flaschenweinsteuer geplant; aber nur eine kleine Steuer lediglich zum Ausgleich, damit auch die Weintrinker nicht ganz leer ausgehen.

Wichtiger ist, was der Verfasser über die Erhöhung der Erbschaftssteuer mitteilt:

Die Nachlaßsteuer, als Ausgleich gegenüber der Heranziehung ocs Massenkonsums ist angekündigt; zusammen mit der Einschränkung des Intestaterbrechts soll sie wohl 100 Mil­lionen einbringen. Eine Herangiehung des wohlfundierten Be­sizes liegt darin. Die nationalliberale Reichstagsfraktion hat