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Nr. 226. 25. Jahrgang. 1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Sonnabend, 26. September 1908

Der Türnberger Parteitag in den Organisationen.

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legung zulasse, daß sich die Süddeutschen der Entscheidung nicht unter- organisationen in allen Fragen dem Parteitag werfen. Der Passus hätte lauten sollen, daß die Süddeutschen die unterwerfen müssen, wird das eine andere Frage noch nicht als entschieden betrachten. Die Disziplin müsse Sache sein. Jest besteht aber eine solche Be­gehalten werden. Genosse Endres: leber den Streit wegen st i m mung noch nicht. Die Ablehnung des Budgets ist keine der Budgetfrage seien die Arbeiter nicht erfreut. Die Masse verstehe revolutionäre, sondern eine reaktionäre Tat, die Regierung fann die Zustimmung zum Budget sehr wohl. Den Genossen, dann mit dem alten Budget weiter wirtschaften. Wir hätten uns In einer sehr gut besuchten Versammlung des sozialdemos die die Kleinarbeit verrichten müssen, werde durch solchen Streit in auch auf die Verfassung berufen können, wollten das aber nicht, fratischen Vereins Stiel erstattete Genosse Adler Bericht vom einer Woche mehr verdorben, als sie in den übrigen 51 Wochen auf- wir wollten uns die Freiheit erkämpfen, eine Ab­Nürnberger Parteitag. Er teilte unter anderem mit, daß 16 von richten können. Die Masse der Enterbten wolle Vorteile sehen. Iehnung des Budgets auch mit gutem Gewissen den 22 Unterzeichnern der Frohmeschen Reso- Das Hemd sei ihnen näher als der Frad. Sie fragen, was ihnen vornehmen zu können. Es wird gesagt, die Errungenschaften lution im Gegensaz zu Frohme auf dem Stand- gedient sein solle, wenn erst für die dritte oder vierte Generation im Landtage seien unbedeutend. Wenn zum Beispiel die Festlegung puntt entschiedenster Verwerfung der Budget- nach ihnen Vorteile geschaffen werden sollen. Genosse Betz ist eines Eristenzminimus von 1200 W. für alle Staatsangestellten, puntt entschiedenster Verwerfung der Budget durch die Parteitagsdebatten zu einer anderen Meinung die bisher ein Anfangsgehalt bis zu 780 M. herunter hatten, keine bewilligung gestanden und die Resolution nur des bekehrt worden. Er hielt die Budgetfrage zuerst für eine taktische Errungenschaft sein soll, dann verstehe ich die Arbeiter nicht mehr. lieben Friedens willen unterzeichnet hätten. Zur Zerstörung Frage, jetzt aber für eine prinzipielle. Durch die Er- Dann ist auch die ganze Gewerkschaftsbewegung nichts, die nicht der von der bayerischen Parteipresse, besonders der Fränkischen   flärung der" 66" habe er die Auffassung bekommen, als immer folche Erfolge zu verzeichnen hat. Sie hat schon viel Tagespost" kolportierten Legende, als ob die schleswig  - Holsteinischen wolle man sagen: Wir tun, was wir wollen. So geringere Vorteile nehmen müssen. Auf den Parlamentarismus Genossen irgendwie die Haltung der Süddeutschen billigten, empfahl dürfe das nicht gemeint sein. Wenn der Erklärung lege ich kein großes Gewicht, aber ich verlange, daß man auch Genosse Korn folgende Resolution, die denn auch gegen zugestimmt werden solle, müsse erst noch klar gesagt werden, was fonsequent ist. Entweder die parlamentarische Arbeit mit ihren Be cine Stimme angenommen wurde: sie bezwecke, und daß die Abgeordneten sich dem gleitumständen oder heraus aus den Parlamenten. Parteitagsbeschluß unterwerfen wollen. Genosse Die am 23. September in Kiel   tagende gutbesuchte Versamm­Genosse Goldschmidt sieht in dem, was geschaffen, teine lung des sozialdemokratischen Vereins erklärt sich mit den Beschlüssen eder: Es ist tolossal über die Schnur gehauen zwingenden Gründe für die Zustimmung zum Budget worden, wenn gesagt wurde, hinter den Ab im Sinne der Lübecker   Resolution. Die Erklärung der 66 hebe in des Nürnberger   Parteitages einverstanden und verspricht, sie sich geordneten stünden 95 Prozent der Genossen. ihrem zweiten Teil den ersten wieder auf. Es jei nicht an= in allen Stücken zur obersten Nichtschnur dienen zu lassen. Die Versammlung erwartet aber auch entschieden, daß andere Die Abgeordneten seien durch ihren Verkehr mit Ministern gängig, iezt, nachdem die Sache erledigt ist, zu sagen, man wolle auf Abwege geraten. Parteigenossenschaften den Beschlüssen diejenige Bedeutung zu- Vorwurf gemacht, daß er bei einem Regierungsrat ein Essen früher tun sollen. Einem Genossen habe man einst zum die Befugnisse der Landesorganisation wahrnehmen. Das hätte man erkennen, die ihnen als der Entscheidung unserer Parteiorganisation mitgemacht habe, habe, jetzt jetzt beteiligen sich die Abgeordneten Da es inzwischen Mitternacht geworden war, wurde die Vers zukommt. Insbesondere muß der Spruch des Parteitags in der Budget lebhaftem Widerspruch, an Miniſteressen. Genosse Zwiebel bemerkt unter sammlung auf nächsten Mittwoch vertagt. die frage für die Taktik der Partei so lange unverbrüchliches Gesez voreingenommenheit gegen die Norddeutschen, Süddeutschen hätten eine Parteiversammlungen in Heilbronn   und Karlsruhe   be sein, als er nicht durch den Beschluß eines späteren Barteitags ge- die die Sachlichkeit bewahrt hätten, während jene uniach dauerten den Beschluß des Parteitags in der Budget lich gekämpft hätten. Die Errungenschaften seien feine so großen, frage und billigten die Haltung der süddeutschen Die Versammlung bedauert deshalb aufs tiefste die Erklärung, daß deshalb das Budget hätte bewilligt werden müffen. Die Bu- Delegierten und die Erklärung der 66. die Genosse Segit im Namen von 66 süddeutschen Delegierten fiimmung sei eine Vertrauenstundgebung für die Regierung. Der Die Genossen in Kassel   erklärten sich mit dem Beschluß des abgegeben hat, insofern diese Erklärung, gemäß dem Kommentar Revisionismus sei in Deutschland   schon sehr tief eingerissen. Parteitags in der Budgetfrage einverstanden. der Fränkischen Tagespost", der Münchener Post und der Simon Nürnberg sei der einzige richtige Sozialbemo Mannheimer Voltsstimme" die Aufforderung zum offenen trat in ganz Bayern  . Wir kommen auf diese legten drei Versammlungen noch zurück. Disziplinbruch bedeutet, ein Vorgehen, das um so schärfer zu ver­urteilen ist, als es unmittelbar nach der entgegengesetzten Willens tundgebung des Parteitages in Szene gefegt wurde.

ändert wird.

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Die Versammlung ersucht den Parteivorstand als Exekutive des Parteitages, darüber zu wachen, daß diese Aufforderung nicht zur Eat wird, und jedem Versuch, in der Verhöhnung des Spruchs ihrer obersten Vertretung die Partei selbst zu verhöhnen, unnach sichtlich entgegenzutreten.

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Der Türnberger Parteitag in der Parteipreffe.

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,, Märkische Boltsstimme"( Rottbus):

gesprochen. Haben Sie mich dabei schon einmal als Revisio­Segiz: Ich habe schon in Hunderten von Versammlungen bin ich schon öfters zu Ministern gegangen, nisten fennen gelernt, der ich jetzt sein soll? Allerdings öfter als ich zukommen, mußte ich das tun, weil sich vielfach Betenten an mich gewünscht, aber um meiner Pflicht als Abgeordneter nach­wandten. So wurden in München   drei russische Genossen abgefangen, die an einem Millionenrubeldiebstahl beteiligt ge­wesen sein sollen. Von mir wurde, und zwar von Norddeutsch- Drohung einer Spaltung oder eines organisierten Widerstandes Die Freunde der Budgetbewilligung glaubten mit der land her gewünscht, ich solle allen meinen Einfluß auf- gegen die Wirkungen der Vorstandsresolution die Majorität des wenden, damit die drei russischen Genossen nicht aus Parteitags einschüchtern zu können. Es ist ein wahres Glück, daß In einer Parteiversammlung in Fürth   referierte Genosse geliefert würden, was gleichbedeutend mit ihrem Tode durch der Parteitag in seiner Mehrheit dieser Drohung keine Bedeutung 3orn. Er empfahl eine Resolution zur Annahm, in der es den Strang gewesen wäre. So machte ich mich auf den beimaß. Das wären in der Tat schöne Zustände, die in der Partei heißt, daß der Parteitag teine einwandfreie Beurteilung Weg zu Ministern und zum Ministerpräsidenten, und die einreißen könnten, wenn es einer beliebigen Minderheit gefiele, mit der Frage der Budgetbewilligung gefunden habe und in der be- drei Russen wurden wurden nicht ausgeliefert. In Obstruktion und Krieg zu drohen, falls die Mehrheit sich nicht zu dauert wird, daß durch Ablehnung der Resolution Frohme der Weg Nürnberg   und Begnitz wollten Parteigenossen ohnnungs- der fleinbürgerlich- reformistischen Weltanschauung" und Barlaments­zur Berständigung nicht beschritten, vielmehr eine Entscheidung genossenschaften gründen, wozu sie Terrain vom Forst- tätigkeit der Minderheit bequeme.

Sämtliche Diskussionsredner, mit einer Ausnahme, sprachen fich energisch im Sinne dieser Resolution aus.

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herbeigeführt wurde, die nicht gebildet sei aus der fachgemäßen ärar bedürfen. Auch diesen Genossen mußte ich auf ihren Wunsch Was wird nun die Folge des Parteitagsbeschlusses sein? Wir Kenntnis der Begleitumstände, sondern sie stüße sich auf das starre beistehen durch Vorstellungen beim Minister. So sehen meine wollen sie nicht überschäzen. Wenn die süddeutschen Parlamentarier, Festhalten an Dogmen durch die Mehrheit. Die Ministergänge aus. Bei einem gestessen des Ministers wird von denen noch eine bedeutende Minorität Gegner der Budget­Resolution billigt die Erklärung der 66 und bedauert, daß mich noch niemand gesehen haben. Was mit der bewilligung sind, ihre Drohung wahrmachen, dann werden sie sich dadurch die Situation noch mehr zugespitzt erscheine. Erklärung der 66 gemeint sein soll, ist doch klar an den Parteitagsbeschluß nicht fehren, sondern von Fall zu Fall

In der Diskussion bedauerte Genosse Schiller  , daß der ausgedrüdt. Der Parteitag hat die Erklärung ohne entscheiden, ob die Budgets der Bundesstaaten zu bewilligen oder Barteitag so wenig produttiv gewesen sei. Er habe nicht widerspruch hingenommen und dadurch seine abzulehnen sind. Sie wollen allerdings die Bewilligung zur Regel einmal die Frage der Maifeier und eine so einfache 3ustimmung indirekt ausgesprochen() Die Ermachen, während die Ablehnung die Ausnahme bilden soll. Die Sache wie die Frauenorganisation geregelt. Sehr zulärung wahrt das Recht der Landesorganisation. Partei wird einem etwaigen opportunistischen Vorstoß nicht ruhig tadeln sei die Art der Diskussion über die Budgetfrage vor und Der württembergische Landesparteitag hat schon im vorigen Jahre zusehen under den Verstoße gegen Parteitagsbeschlüsse auf den nach dem Parteitag. Genoffe Boliger: Es habe die Arbeiter seine Zustimmung zur Budgetbewilligung ausgesprochen. Jetzt folgenden Parteitagen rügen. Ohne große Aufregung wird aufgeregt, daß die Süddeutschen so verulft worden seien, wie es kommt der deutsche Parteitag und verneint diese Frage wieder. Im die Sache besprochen und den Parlamentariern, Die bor  durch den Antrag westmeher geschehen sei, und daß der ganzen Statut ist teine Bestimmung zu finden, lauter Berantwortung" gegenüber der Masse zusammenzubrechen Parteitag sich nicht einmal dagegen verwahrte. Ge- bie dem Parteitag diese Befugnis einräumt. drohen, an der Hand der politischen und wirtschaftlichen Zustände nosse Vogel: Die Erklärung der 66 entspreche der Gesinnung der In Bahern wurde zwar noch kein Parteitag einberufen, ihrer respektiven Vaterländer gezeigt werden, daß daß sie ihre Arbeiter. Es müsse eigentümlich anmuten, daß in Bayern   die Opposition der sich mit dieser Frage zu beschäftigen hatte, aber opportunistische Liebe an einen Univürdigen verschwenden. Die

gegen die Budgetbewilligung gerade aus den Orten komme, wo die aus der Stimmung der Genossen kann geschlossen werden, Presse, die in allererster Linie für die Durchführung der Parteitags­Organisation am schwächsten sei. Der Radikalismus, der in der daß auch in Bayern   das Einverständnis ausgesprochen wird. Der beschlüsse zu wirken hat, wird nicht zurückschrecken dürfen vor der Budgetfrage aufgewendet wird, wäre besser angebracht in der deutsche Parteitag geht über das alles hinweg. Wenn bei Neu- Aufgabe, die frondierenden Parlamentarier des Südens ganz gehörig Agitation für die Parteiorganisation.-Genosse Manig: Die beratung der Statuten eine Bestimmung auf zu beobachten und jede ihrer parlamentarischen Aktionen kritisch und Erklärung der 66 sei verfehlt, da der Schlußsaz die Ausgenommen würde, daß sich die einzelnen Landes rücksichtslos zu beleuchten.

Kleines feuilleton.

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glaube, und glaubt es selbst, um dann im nächsten Augenblick fich in neuen Lügen zu ergehen.

Dr. Jppen eine fesselnde Schilderung des Landes und feiner Be­wohner. Unter den Leuten von Bischkasch gibt es viele schlimme Räuber. In den Sommermonaten unternehmen nämlich diese Ge- Becky hat den Hang zum Schtvindeln und die gefährliche Be­birgsbauern nächtliche Streifzüge in die Ebenen und treiben den weglichkeit der Phantasie vom Vater geerbt. Ein reizendes Vögel­Bastarde auf dem Fürstenthron. Es ist bekannt, daß die dort wohnenden friedlicheren Bauern das Vieh weg. Nur gegen chen, immer in lustiger Bewegung, so flattert sie, in manchem großen Generäle Napoleons  , ein Dumouriez, ein Bichegru, ein ein gutes Lösegeld kann der Bestohlene sein Eigentum wieder er- an die Nora erinnernd, in den Bruntgemächern ihres reichen Netv­Moreau, ein Macdonald, ein Massena  , ein Murat, gleich ihrem halten. Aehnlich wie nach der Gründungssage von Rom   die ewige Yorker Gemahls umher. Sie verehrt und liebt ihn schwärmerisch, was Führer, selber aus dem Bürgertum und nicht, wie ihre unfähigen Stadt" dadurch entstanden ist, daß sich dort alle Verbrecher von sie indes nicht im geringsten hindert, ihm nach Belieben etwas Vorgänger, a la Soubise, aus dem Adel stammten. Ebenso bekannt Latium   zusammenrotteten, so sind auch die Gebirge von Bischkasch vorzuflunkern, und mit dem Manne einer eifersüchtigen Freundin ist, daß eine andere glänzende historische Epoche, die es an Bedeu- der Zufluchtsort aller derjenigen, die durch irgendwelche Umstände tung mit der Revolutionszeit aufnimmt, die sogenannte Renais gezwungen sind, die Heimat zu meiden und sich dann zumeist dem fance im 15. und 16. Jahrhundert, ebenfalls ausschließlich auf Räuberleben ergeben. Gerade wie bei den Arabern verbietet das den Schultern der Richtadeligen ruhte. Nicht nur der Stand der altheidnische Gesetz der Gastfreundschaft, die Aufnahme derartiger Gelehrten, Künstler, Handwerker war bürgerlich. Nein, auch die schlechter Elemente in den Stamm zu verweigern; vielmehr muß vielen Fürstenfamilien Italiens  , an deren Höfen die Kunst und der Stamm fortan seinen Schüßling gegen jedweden Angriff ver­Wissenschaft so eifrig gepflegt wurde, verdankten ihr plöbliches teidigen. Die Stänime der Schala und Schoschi leben fortwährend traftvolles Emporblühen nicht zum mindesten der kühnen Nicht- im Kriegszustand. Während andere Stämme für bestimmte Zeit achtung der bisherigen Exklusivität und ihrer ungescheuten Bluts- eine Art Waffenstillstand haben, den sogenannten" Beffa" zerreißen will. Natürlich muß es am Schlusse der Komödie zur verbindung mit bürgerlichen Häusern. Selbstverständlich waren analog unserem mittelalterlichen Gottesfrieden" geschicht dies diese Heiraten illegitim. Aber die Kinder wurden durchaus nicht nie zwischen jenen beiden Stämmen. als solche behandelt. Das Durcheinander von legitimen und ille- Stämme sowie die friedlichen Wanderer auf den beiden Haupt­Nur die Hirten beider gitimen Kindern war so start, daß ein Ausländer damals schreiben straßen gelten als unantastbar. Jene beiden Stämme sind die fonnte, man mache in Italien   gar keinen Unterschied zwischen Oberherren über die beiden Dörfer Mugula und Pogu, in welchen einem legitimen und einem illegitimen Kinde". Auch der Papst sich die Urbevölkerung des Tales erhalten hat. erfannte 1483 in einer Bulle din rechtmäßige Nachfolge illegitimer müssen ihre Herrenleute jederzeit in ihren Häusern aufnehmen Die Vasallen Kinder an. In Italien   gab es, nach Jakob Burckhardt  , kein fürst- und gut verpflegen, auch sonst kleine Abgaben leisten; dafür er­liches Haus mehr, welches nicht in der Hauptlinie irgend eine un- halten sie in Streitigkeiten ihren Schutz: Der Rest eines uralten cd Deszendenz( Nachkommenschaft) gehabt und ruhig geduldet Hörigkeitsverhältnisses! hätte. Der Zweig des Hauses Aragon  , der in Neapel   residierte, war eine Bastardlinie des Hauses. Federigo von Urbino  , dessen Bibliothek die berühmteste des Landes war, der nach dem frugalen

Theater.

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start zu flirten. Wie das tiefe Vertrauen, das ihr der offene, ge­biegen- ernste Gatte entgegenbringt, durch die Entdeckung einer ganzen Reihe kleiner Lügen und die in ihrer Kombination den schwersten Verdacht zu rechtfertigen scheinen, im Grund erschüttert wird, das ist vortrefflich in der festgeschlossenen Szenenreihe des zweiten Attes entwickelt. Ebenso überzeugend ist es in dem Cha­rafter des Mannes motiviert, daß er, nachdem sein Herz zu zweifeln angefangen, den Bund, der ihm bisher das höchste Glück bedeutete, Versöhnung kommen. Ob die zu ihrem Vater geflüchtete Becky die fann zweifelhaft erscheinen. Aber diese Ungewißheit ist kein Fehler. guten Vorsätze, die sie in ihrer Not gefaßt hat, ausführen wird, jedenfalls hielten die eigenartigen Szenen zivischen Vater und Tochter wie auch das charakteristische Arrangement des Wiedersehens gutes Spiel unterstützte die Wirkung. Interesse und Stimmung bis zum Schlusse wach. Ein ungewöhnlich prächtige Becky, Herr Christians in der Figur des jungen Gatten Meta Jäger war eine Schmidthäßler in der des alten Abenteurers, gaben scharf umrissene Typen. Humor und Satire.

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dt.

Es geht so auch. Vänerin: Sechzehn Riah hab'n ma' ' habt, Du Lump, und iatz hab'n ma' noch sechs! Die andern hast alle versoffen!" Bauer:' woaß's gar net, was D' hast?! Liefer' i' desweg'n aa' nur an' vanzigen Liter Milch weniger in d' Maliziös. Meine neueste Operette ist ein wahres 1908. Das Wetter pflegte früher ein Schauspiel in vier

Stadt als früher?"

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Neues Theater. Wahrheit", Lustspiel von Clyde Mittagsmahle eine Vorlesung aus alten Schriftstellern hörte und Fitsch, deutsche Bearbeitung von Popson. Der Abend bot dann mit den Nonnen über theologische Dinge disputierte, war eine angenehme und seltene lleberraschung: Eine mit Verstand, ritten ihm bei der Einholung acht Bastarde aus dem Hause Este von der flachen Harmlosigkeit des deutschen   Familien- Lustspieltypus, ein Bastard. Als Bapst Pius II.   durch die Stadt Ferrara   kam, Geschmack und sicherem Bühnenblick durchgeführte Komödie, die sich cntgegen. Unter ihnen war der regierende Herzog selbst und zwei wie von den Pikanterien und ausgeflügelten Verwechselungstricks feiner Neffen. Deren Vater war sein unehelicher Bruder und Vor- des Pariser Schwantes in gleicher Weise fernhielt. Von einigen Melodienstrauß." Sie meinen wohl Straußmelodien?" gänger Leonello. Letzterer hatte eine eheliche und eine unebenbürtige fleinen Bossenmogeleien abgesehen, nimmt es das Stück, an Frau gehabt. Diese wiederum war die Tochter einer Afrikanerin, Die sie Alfons 1. geboren hatte. Wie im Hause Eſte ſah es überall dem Komödienmaßstabe gemessen, mit der Wahrheit recht genau. Akten zu sein: Frühling, Sommer, Herbst und 28inter. Nun hat die aus. Die zweckmäßigkeit, die Geltung der individuellen Tüchtigkeit Bitch wendet bei all seiner Geschicklichkeit im Bühnentechnischen, launische Natur ein Variété- Theater daraus gemacht. und des Talentes drängte die alte starre feudale Erbordnung zurüd, fache Mittel an. Der Vorgang, den er schildert, kann sich täglich die Künsteleien einer verwickelten Intrige verschmähend, ganz ein­Aus einer Liedersammlung. Die Welt ist so diesem freien Durcheinander der Familien, das dem Adel frisches wiederholen und die Personen bleiben durchweg im Nahmen ihrer schön!"( Mit Erlaubnis des Verlegers.) Blut zuführte, ist ein nicht geringer Anteil an der Blüte zuzu- vorgezeichneten Charakterart. schreiben, zu der das europäische Geistesleben, besonders in Italien  , moralisierende Tendenz Die im Titel schon angekündigte ( Fliegende Blätter  ".) zur Zeit der Renaissance emporwuchs. der alte Sat: wer einmal fügt, dem glaubt man nicht", ist Leitmotiv des Lustspiels tommt ohne Spur Notizen. Aus Albaniens   Bergen. Ueber die Naturbölfer fremder Welt verstimmender Absichtlichkeit zum Ausdruck. Den Grundton bildet- Legitim bis dort hinaus! Die Kölnische Zeitung  teile lernt das eine oder andere schon jeder Voltsschüler; daß wir eine liebenswürdig duldsame Fronie. Sogar für den verkommenen meldet: Dem Kölner Residenz- Theater wurden soeben die Pariser  aber auch im modernen Europa   noch Völker haben, die noch fast Spieler und Gewohnheitsschwindler, der sich von seinem Schwänke Haben Sie nichts zu verzollen?" und" Die Zeisige" bom oöllig untultiviert sind und bei denen man Zustände trifft, welche Schwiegersohne und seiner Zimmerwirtin unterhalten läßt, Maurice Charpentier von der Zensurbehörde verboten. mit den analogen Verhältnissen der Naturvölker auffallende Aehn- weiß der Autor, indem er feine Lügenhaftigkeit verspottet, Weshalb das Verbot erfolgte, das verschweigt das liberale" lichkeit haben, weiß selbst mancher kaum, der sich zu den Ge- zugleich doch Mitgefühl Wenn seine Frau, als Blatt, obwohl ihm dies zweifellos bekannt ist. Das Kölner Polizei­bildeten" zählt. In einer ausführlichen interessanten Arbeit über fte hinter seine Unwahrhaftigkeit tam, ihn nicht verlassen, sondern präsidium stüßt nämlich sein Aufführungsverbot darauf, daß es die Gebirge des nordwestlichen Albanien   gibt uns im letzten Heft Geduld geübt hätte so flagt er vor der Tochter dann wäre unmoralisch ist, wenn auf der Bühne ein unehe der Abhandlungen der t. f. geographischen Gesellschaft in Wien   gewiß ein anderer aus ihm geworden! Er verlangt, daß man das liches Kind über legitime Erben triumpbiert".

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zu wecken.

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