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Folgen einer falschen Information.
230 Millionen Mart, also um 11,05 Proz. Nach den Rechnungs- 1 Stadtverordnetenbersammlung zu beraten. Diefer Antrag wurde hin, daß der Angeklagte Mühsam der Beleidigung fchuldig, aber abschlüssen der Attiengesellschaften in der chemischen Industrie angenommen. Nun lag die Sache wieder beim Magistrat. Diesem firaffrei erklärt wurde, da er zu schwer gereizt worden ist, der wurde von 166 Aftiengesellschaften mit einem eingezahlten aber fiel es anscheinend ungemein schwer, aus den Erwägungen" Privatfläger Goldschmidt dagegen wegen Beleidigung au 20 ML. Aktienkapital von 528,6 Millionen Mark, Reservefonds von heraus zu kommen. Auch eine Spezialkommission des Magistrats 173,6 Millionen Mart und einer Obligationen und Hypotheken- wußte nichts rechtes aus der Geschichte zu machen, so daß der Geldstrafe oder 4 Tagen Haft verurteilt werde. Die Gerichtskosten schuld von 94,6 Millionen Mark, im ganzen eine Summe Magistrat der Stadtverordnetenversammlung am 23. September hat der Privatfläger zu tragen. bon 81,7 Millionen Mark an Dividenden gezahlt. Dies ergibt im empfahl, so lange von der Zusammensetzung der gemischten Durchschnitt 15,45 Broz., also gegen das Jahr 1906 eine Steigerung Deputation abzusehen, bis der Magistrat die notwendigen Erum 0,38 Proz. Unter Berücksichtigung der außer den Aftienkapitalien fahrungen in dieser Frage gesammelt habe. Wie lange das noch Das Organ der Berliner Mitgliedschaft des Bäckerverbandes in den Betrieben arbeitenden Kapitalien ermäßigt sich der Durch dauern könnte, wurde nicht gesagt. Aber man hätte wohl mit einer Der Bäcker" veröffentlichte vor etwa einem Jahre ein scherzhaftes schnittsertrag auf 10,78 Proz., das ist 0,7 Broz. mehr als im Jahre recht langen Zeit rechnen tönnen. Wenn sich auch die Stadt Preisrätsel. Den Lesern wurde die Frage gestellt, wer wohl wiffe, 1906. Bezeichnet man die Ertragsfähigkeit der chemischen Industrie Charlottenburg - so auch in dem jetzt erschienenen letzten Bericht wie der Mann heiße, der in der Nähe des Michaelkirchplates zurzeit der letzten Hochtonjunktur im Jahre 1899 mit 100, so stellen des Dezernenten der Armenverwaltung über eine Informationsreise wohne, Druckereibefißer und ein über 50 Jahre alter Junggeselle fich die folgenden Jahre beginnend 1899 auf: 100, 91,2, 90,9, 87,8 nach Süddeutschland - rühmt, in bezug auf die Wohlfahrts- sei, trotzdem aber eine große Vorliebe für die holde Weiblichkeit 93,8, 98,7, 104,9, 111,5, 114,3. Die erzielten Geschäftsgewinne ver- einrichtungen an erster Stelle zu marfchieren, so riecht diefes Eigen habe, deshalb nur junge und hübsche Wirtschafterinnen engagiere teilen sich auf die einzelnen Branchen sehr verschieden." lob sehr schlecht, wenn man allein an die Frage der Arbeitslosen- und häufig mit denselben wechsele. versicherung denkt. Unsere Genofien lehnten dann auch die Buchdruckereibesiver Wilhelm Hartmann, ein hervorragender Empfehlung des Magistrats glatt ab und sie forderten die foFührer der gelben Bäderorganisation, erblickte in feiner eigenen Die„ Liberalen " Person die Lösung des Rätsels, obgleich er angiebt, daß die Anwaren in einer schlimmen Lage. fortige Bildung der gemischten Deputation. Auf der einen Seite fällt ihnen deutung bezüglich der jungen und hübschen Wirtschafterinnen auf bie Opposition gegen den Magistrat ungeheuer schwer, aber auf der ihn nicht zutreffe. Hartmann fühlte sich also durch das scherzanderen Seite drohten die Ersagwahlen! Eine davon findet im hafte Breisrätsel beleidigt. Er verklagte nicht nur den Redakteur fünften Bezirk statt. Dort trebiten die" Liberalen " schon 1907 des" Bäder", Genossen Franz Schneider, sondern auch der Redakteur mit der fühnen Behauptung, daß es ohne die Sozialdemokraten im Heren und den Verleger Allmann von dem in Hamburg erscheinenRathaus auch ginge. In diefem zumeist von Arbeitern und fleinen den Verbandsorgan des Bäckerverbandes. Dieses Blatt, die Leuten bewohnten Bezirk muß sich der" Liberalismus" schon ein Deutsche Bäcker- und Konditoren- Zeitung" hatte nämlich das wenig arbeiterfreundlich zeigen. Aus diesem Grunde dürften denn Preisrätsel aus dem Berliner Organ übernommen. Nachdem auch schließlich die„ Liberalen " für die fofortige Busammensetzung durch Ermittelung des Berliner Polizeipräsidiums festgestellt war, der gemischten Deputation gestimmt haben. daß in der Nähe des Michaelkirchplatzes außer Hartmann kein Buchdruckereibefizer wohnt, auf den die in dem Preisrätsel enthaltenen Kennzeichen der Persönlichkeit zutreffen, hielt das Gericht Herrn Hartmann zur Erhebung der Klage gegen Schneider und Heren für legitimiert. Das Verfahren gegen den Verleger Allmann lehnte das Amtsgericht ab, weil der Verleger nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden könne, wenn der verantwortliche Auf Hartmanns Beschwerde hat die Redakteur verflagt werde. Straffammer jedoch auch gegen Allmann die Klage für zulässig erklärt. Die Beklagten erhoben Widerklage. Dieselbe stützt sich auf beleidigende Ausdrücke, welche Hartmann in dem von ihm redigierten gelben Gewerkschaftsblatte gegen die Beklagten gerichtet hat.
Die Eisen- und Stahlindustrie der Vereinigten Staaten . Das zweite Quartal dieses Jahres wies wohl den tiefften Stand der Eisen- und Stahlproduktion im Pittsburger Gebiete auf, feitdem es von jener schweren Strife heimgesucht worden ist, die in den letzten Monaten des Jahres 1907 eingesezt hat und für beren völlige Behebung zurzeit taum erst Anzeichen vorhanden find. Während im ersten Halbjahr des Jahres 1907 die Roheisen produktion der Vereinigten Staaten 13 478 044 Tonnen erreicht hatte, hat sie in den ersten zwei Quartalen des laufenden Jahres bloß 6 850 000 Tonnen betragen. Es ergibt sich also ein Rüdgang der Roheisenproduktion um bolle 49 Proa. Seit dem Jahre 1890 hat die amerikanische Eisenindustrie dreimal schwere Krisen zu überstehen gehabt, die aber alle nicht die verheerende Wirkung der gegenwärtigen Strise gehabt haben, wie auch aus den folgenden Daten ersichtlich ist. Nachdem die aufstrebende amerikanische Eiſenindustrie im ersten Halbjahre 1891 mit 4911 763 Tonnen ein Rekordjahr gehabt hatte, betrug die Produktion des entsprechenden Halbjahres 1893 2561 584 Tonnen, der Rückfall betrug also 47,85 Broz. In den Halbjahren 1895 und 1896 fiel die Produktion von 5358 750 Tonnen auf 3 646 891 Tonnen, also um 20,36 Proz. In den ersten Semestern 1903 und 1904 betrug der Rückfall 15,80 Proz.
Zur Frage der Arbeitslosigkeit.
Nun aber erwarten wir von dem Magistrat, daß der selbe die Sache nicht weiter verschleppt oder durch immer erneute Erwägungen", Prüfungen" und spezielle Beratungen binzieht," fondern die Arbeiten der gemischten Deputation müssen bald beginnen. Die Folgen der Strife, die erschreckend anwachsende Arbeitslosigkeit, die dadurch äußerst gedrückte Lebenshaltung der Arbeiter lassen sich durch noch so gründliche„ Erwägungen“ nicht bertagen. Die Not und der Hunger schreiten fort und die von ihnen Ergriffenen bedürfen der Hilfe, der schleunigen Unterstügung. Wir können und wollen an dieser Stelle nicht auf die einzelnen Wege ege der Hilfe verweisen. Das wird Sache der Verwaltung refp. der gemischten Deputation sein. Aber wenn der Magistrat immer noch nicht weiß, was er und wie er es machen soll, die Vertrauensleute der Arbeiter im Rathause, die sozialdemokratischen Stadtverordneten werden gern ihre aus der Praxis gewonnenen Erfahrungen in den Dienst der Sache stellen. Nur muß endlich einmal angefangen werden, es hat ohnedies schon sehr, sehr lange gedauert.
Gerichts- Zeitung.
Am
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Als die Klage am Donnerstag vor dem Schöffengericht BerlinMitte verhandelt wurde, stellte sich heraus, daß Schneider das Opfer einer falschen Information geworden ist. Ein junger Mann, der im Hartmannschen Kontor beschäftigt tvar, erschien nämlich eines Tages im Bureau des Bäckerverbandes, um diesen zur Veröffentlichung von Mißständen im Hartmannschen Betriebe zu veranlassen. Der junge Mann teilte mit, daß er von Hartmann eine sehr geringe Entlohnung habe und erzählte auch mancherlei über die angebliche Vorliebe Hartmanns für junge und hübsche Wirtschafterinnen. Da sich die Angaben des jungen Mannes hinsichtlich seiner Entlohnung vor dem Gewerbegericht als wahr herausstellten, so nahm Schneider an, daß auch die anderen Angaben desselben auf Wahrheit beruhen. So entstand das scherzhafte Preisrätsel.
Der junge Mann, Meier ist sein Name, wurde in dem gegenwärtigen Prozeß als Beuge vernommen. Er konnte jedoch nichts Tatsächliches über Hartmanns vermeintliches Verlangen nach hübschen jungen Wirtschafterinnen bekunden. Ja, der Zeuge wollte zunächst fogar bestreiten, daß er Schneider überhaupt derartige Mitteilungen gemacht habe. Schließlich gab er jedoch die Möglichkeit zu. Daß er es tatsächlich gesagt hat, wurde durch einen Ohrenzeugen des Gesprächs erwiesen.
Die Widerklage stüßt sich darauf, daß Hartmann in seinem Blatte die Beklagten der Feigheit beschuldigt und sie elende Verleumber, sowie strupellose Berleumder erster Klasse genannt hat. Hartmann wandte dagegen ein, die Beklagten hätten schon vor= dem dieselben Bezeichnungen auf ihn angewandt. Der Vorfitende des Gerichts drüdte seine Verwunderung darüber aus, daß Hartmann, wenn er als strupelloser Verleumder bezeichnet worden sei, seine Gegner nicht gerichtlich zur Verantwortung gezogen habe, während er doch so empfindlich sei, daß er flage wegen bes Preisrätsels, durch das er gar nicht in feiner Ehre gekränkt, sondern nur wegen seines Geschmacks hinsichtlich der Wirts fchafterinnen geuzt werde.
Die schöffengerichtliche Lösung des Preisrätfels war diefe: Die Beklagten Schneider und Heren, sowie der Widerbeklagte Hartmann werden jeder zu 20 M. Geldstrafe verurteilt. Allmann wird frei= gesprochen, iveil er nachgewiefen hat, daß er an der Herstellung der fraglichen Zeitungsnummer nicht beteiligt war.
Aus diesen Ziffern läßt sich die Bedeutung der jetzigen Krise entnehmen. Allerdings fällt ein Teil des zweiten Quartals bereits in die Zeit der Sommermonate, wo die Produktion ja stets eingeschränkt wird und die Werke Reparaturen unterzogen werden; Boch übersteigt der heurige Stillstand der Werke alles bisher zu dieser Jahreszeit dagewesene. Charakteristisch ist jener künstliche Optimismus, mit dem man sich über den Ernst und die Dauer der Krise hinwegtäuschen will. Tag für Tag erscheinen lange Spalten in den Zeitungen, die, gestützt auf diese oder jene Nach richt oder auf ein Interview, den baldigen Eintritt früherer guter Zeiten vorhersagen. Doch ist der Zeitpunkt der Sommermonate auch schlecht gewählt, um auf die so heiß ersehnte Besserung hoffen zu können; erst im Spätherbst wird man Klarheit darüber geEin Mordprozeß vor dem Schöffengericht Rigdorf. winnen, ob die Besserung wirklich eingesetzt oder ob man nur sich selbst getäuscht hat. Anfangs glaubte man. daß sich die Lage tas mit einer Verhaftung wegen Mordversuches begonnen hat, als Es dürfte nicht gerade häufig sein, daß ein Strafverfahren, ändern werde, sobald die Geldverhältnisse sich gebessert haben werden; nun war aber Geld in genügender Menge vor- Anllage wegen Uebertretung mit Freisprechung endet. handen, und doch blieb die Lage unverändert. Im Gegen 18. Juli( eines Sonnabends) fand bei dem Restaurateur D. in teil, trotz der gebesserten Geldverhältnisse war die Roh- Nixdorf ein geschlossenes Vereinsvergnügen statt, das bis in die eisenproduktion von März bis Juni eher eingeschränkt als ver- Morgenstunden dauerte und wobei es schließlich etwas laut hergegrößert worden. Nichtsdestoweniger werden in den nordamerika - gangen sein soll. Der Restaurateur hörte jemand von außen an nischen Zeitungen Gründe gebracht, als ob die Industrie in einem der geschlossenen Ladentür klinken und sah durch die Glasscheibe Stadium des Aufschwungs begriffen wäre. So haben vor einiger einen Polizeibeamten stehen. Um Störungen des Festes und Beit fast alle Pittsburger Zeitungen die Nachricht gebracht, die Homesteader Werke der Carnegie Steel Company hätten 50 000 einen Zusammenstoß zwischen den Gästen und der Polizei zu Arbeiter angestellt, dabei haben besagte Werte bei Bollbetrieb nicht berhindern, ließ D. die Rolljalousie herunter, und die Sache war mehr als 5000-6000 Arbeiter beschäftigt. Die Edgar Thompson- zu Ende. Dies glaubte D. wenigstens. Sonntag mittag aber erund Duquesne- Werke derfelben Gesellschaft arbeiten mit taum schienen plößlich 7 Polizeibeamte und führten D. in Untersuchungs40 Broz. ihrer Betriebskraft. Wenn es mit den größten Werken haft ab wegen Mordversuchs gegen den Polizeileutnant Schulze, So steht, so kann man sich denken, wie es mit der Tätigkeit der der nachts vor der Tür gewesen war. D. sollte, wie erklärt wurde, vielen kleineren Werfte bestellt ist. Es sei auf die Unverläßlichkeit beabsichtigt haben, den Schulze mittels der Rolljalousie zu erder Zeitungsmeldungen um so mehr hingewiesen, als dieselben meist fritillos in die europäische Presse übernommen werden und morden, also wohl zu guillotinieren. Brrr! Das Gericht besu mancherlei Irrtümern Anlaß geben können. Necht bezeichnend stätigte diese merkwürdige Berhaftung, weil ein Versuch der für die wirtschaftliche Lage im ersten Semester dieses Jahres ist Körperberlegung vorläge, und erst nach 6 Tagen auf energische per Bericht der United States Steel Corporation pro 1. und Intervention seines Verteidigers erlangte D. seine Freiheit wieder. 2. Quartal 1908. Die Reinerträgnisse besagter Gesellschaft waren Als die Anklage erhoben wurde, schrumpfte sie bereits auf im 2. Quartale 1908 um bolle awei Millionen Dollar höher als Widerstand gegen die Staatsgewalt" zusammen. D. sollte dem im 1. Quariale; fie bezifferten fich aber auch so nur auf 20 265 756 Polizeileutnant in der rechtmäßigen Ausübung seines Amtes Zollar, das ist um 25 237 949 Dollar weniger, als im selben siderstand geleistet haben. In der Hauptverhandlung sagte Quartal des Jahres 1907. Es wird allgemein als ein günstiges Beichen aufgefaßt, daß das unausgefeßte Fallen der Preise, das Bolizeileutnant Schulze aus, er hätte des Lärmes wegen in das Kann Nichtimpfung wiederholt bestraft werden? noch vor wenigen Monaten so drüdend empfunden worden, jekt Rokal hineingewollt, und D. hätte die Jalousie ziemlich schnell her Nach§ 14 Absatz 2 des Jmpfgesetzes vom 8. April 1874 untergelassen. Ob seine Absicht, einzutreten, von D. verstanden, endlich zum Stillstand gekommen zu sein scheint. worden sei, konnte der Zeuge natürlich nicht sagen. Der Amts- werden Eltern, deren Kinder ohne gefeßlichen Grund und trotz eranwalt ließ die Anklage wegen Widerstandes fallen, beantragte folgter amtlicher Aufforderung der Impfung entzogen geblieben aber nunmehr Bestrafung tegen Straßenpolizeitontravention, weil find, mit Geldstrafe oder mit haft bestraft. Sönnen Eltern, wenn D. einer im Interesse der öffentlichen Ordnung ergangenen Auf- fie bereits einmal auf Grund dieser Borschrift bestraft, nochmals forberung des auf der Straße befindlichen Polizeileutnants nicht bestraft werden, wenn sie troß abermals erfolgter amtlicher Aufnachgekommen wäre. Der Verteidiger Rechtsanwalt Wolfgang forderung die Impfung unterlassen? Diese Frage ist u. G. zu Seine beantragte Freisprechung und Auferlegung der Verteidigungs- verneinen, weil der Geschgeber nicht die Nichtbefolgung der amtkosten auf die Staatskasse. Er bestritt, daß der Polizeileutnant lichen. Aufforderung, sondern das Unterlassen der Impfung beüberhaupt in rechtmäßiger Dienstausübung gewesen wäre, als er straft. Die Nichtimpfung ist also eine fortdauernde Handlung. in die geschlossenen Räume zur Nachtzeit eindringen wollte. Die Eine nochmalige Bestrafung verstößt gegen den Grundsak ne bis in Voraussetzungen unter denen das Gesez dies gestattete, lägen nicht idem( eine strafbare Handlung darf nicht zweimal bestraft werden). vor. Das Herunterlassen der Jalousie, die Bereitung eines sach- In der Rechtsprechung herrscht eine einheitliche Auffassung über lidjen Hindernisses wäre kein Widerstand, und auch die Straßen diese Frage nicht. Das Oberlandesgericht in Gelle hat jüngst ordnung wäre nicht verlegt, weil die polizeiliche Aufforderung fich( am 11. September 1908) in der Straffache gegen den Naturheil an jemand richten müßte, der auf der Straße deren Ordnung ftöre. fundiger. Albert Seebach in Birna aus den eben von uns dar. Das Gericht sprach den Angeklagten frei und legte auch die Ver- gelegten Gründen auf Unzulässigkeit einer zweiten Strafverfolgung teidigungskosten der Staatstaffe auf, weil einem Angeflagten, der erfannt. Das Oberlandesgericht Dresden stellte sich, wiewohl das in ter Sache wegen Mordverfuchs verhaftet gewesen wäre, nicht Celler Urteil ihm vorgetragen wurde, am Mittwoch jedoch auf 3ugen: utet werden fönnte, ohne Verteidiger vor Gericht zu gehen. einen entgegengesetzten Standpunkt und bestätigte die Berurteilung Der Fall ist ein lehrreiches Beispiel, wie trotz aller Proteste eines zum zweiten Male wegen Nichtimpfenlassens trok amtlicher Diesem Antrag ging jedoch eine bereits am 2. Dezember von und Versprechungen im Parlament, trotzdem sich die öffentliche Aufforderung angeklagten Baumeisters Dabisch in Chemnik. anferen Genoffen an den Magistrat gerichtete Anfrage voraus, Meinung fast einstimmig gegen den Mißbrauch unnötiger und überdurch welche der Magistrat interpelliert wurde, was er gegen- eilter Verhaftungen ausspricht, immer von neuem völlig unbeüber der gestiegenen Arbeitslosigkeit zu tun gedenke. Aber der rechtigte Berhaftungen vorkommen, ohne daß die an der Ver- Wegen je eines Vergehens der Freiheitsberaubung, der NötiGefragte ließ sich recht viel Zeit mit der Beantwortung. Bir haftung Schuldigen zur Verantwortung gezogen oder auch nur mit gung und des Amtsmißbrauchs saß dieser Tage auf der Anklage18. Dezember 1907 zu der Sizung am fich der bank des Landgerichts München I der ehemalige Schußmann Ludwig Magistrat noch nicht flar, was er auf die Anfrage antworten bic! Aussicht auf Erfolg zivilrechtlich belangt werden können, Bidel aus Augsburg . Der 28 jährige Mensch wurde vor 3 Jahren sollte. Das Weihnachtsfest ging vorüber und erst am 8. Januar 1908, in München und bekanntlich wird ja München , nach dem Ausgelegentlich der Beratung des vorstehenden Antrages, erfuhr man, spruch des ehemaligen Ministers v. Feiliksch, von der ganzen baß für den Magistrat eine außerordentliche Arbeitslosigkeit nicht Vor dem Amtsgericht Charlottenburg wurde am Donnerstag Belt um seine Schuhmannschaft beneidet als Schuhmann verfegung eines Ausschusses, der seinen Bericht in der Sigung vom eine Klage des Schriftstellers Leonor Goldschmidt gegen den Schrift: Schuß" mannes jahrelang einherging, möge aus nachfolgendem egiſtierte. Die damalige Beratung endete dann auch mit der Ein Schriftpflichtet. Welch infamer Mensch hier in der Uniform eines 12. februar erstattete. Da sich aber auch bis dahin bie Ansicht stoller Erich Mühsam verhandelt. Mühsam hatte Goldschmidt als Berhandlungsbericht ersehen werden. Bidel hatte in der Nacht des Magistrats über die Arbeitslosigkeit nicht geändert hatte Polizeispitzel" bezeichnet, behauptet aber, dazu durch allerlei Be- zum 28. Juli im 1. Bezirk Patrouillendienst. Am Maximiliansund man vom Magistratstische aus überzeugend" überzeugend" nachwies, lästigungen in einem Café beim Billardspiel gereizt worden zu platz wurde eine 25 jährige Buchhalterin gegen% 11 Uhr von daß keine außergewöhnliche Arbeitslosigkeit herrschte, Leniten sein. Er betonte im übrigen, daß die Bezeichnung" Spitel" auf einem Herrn angesprochen und von ihm zu einer Tasse Staffce die Liberalen" ein. Sie brückten den Ausschußantrag durch, der den Kläger zutreffend ist. Vor Goldschmidt sei in einer añar eingeladen. Das Mädchen ließ den Herrn stehen und ging des für fritisch erklärt. Im übrigen solle man alles Vertrauen zum griffene sich dagegen verwahrt hätte. Auch dränge dieser sich in geben, meinte der Schußmann: Wenn er Ihnen 5 M. gegeben hätte, die Lage auf dem Arbeitsmarkt zwar für ernst, aber nicht chistischen Zeitung einmal gewarnt worden, ohne daß der so Ange- Weges weiter. Der Schuhmann verfolgte die Buchhalterin und stellte sie zur Rede. Nachdem sie die gewünschte Aufklärung ge= Magistrat haben, der schon rechtzeitig eingreifen werde. Auch„ ergeben, meinte der Schußmann: Wenn er Ihnen 5 M. gegeben hätte, fuchten" die„ Liberalen " den Magistrat, in„ Erwägung" zu ziehen, auffälliger Weise an Personen heran, die in der anarchistischen wären Sie schon mitgegangen. Der Schußmann ging neben der ob sich die Verwendung städtischer Mittel zum Zwede der Arbeits- Bewegung hervortreten. Allerdings sei anzunehmen, daß Gold Buchhalterin her, vor der Polizeidirektion 30g er sein Notizbuch lofenversicherung empfiehlt Alle weitergehenden Anträge und An- schmidt weniger gegen Bezahlung als vielmehr aus Eitelkeit und heraus und meinte zu dem Mädchen: Wenn ich wüßte, daß Sie regungen der sozialdemokratischen Stadtverordneten wurden ab der Sucht eine Rolle zu spielen, der Polizei Dienste leistet. Der wegen Gewerbsunzucht noch nicht vorbestraft find, würde ich Sie gelehnt. Nun geschah für die nächste Zeit überhaupt nichts. Kläger selbst war bei der Verhandlung nicht anwesend, sondern laufen laffen. Der unter der Toreinfahrt stehende Bolizeiposten Magistrat und Liberale" hatten ihr soziales Gewissen völlig be- nur durch einen Rechtsanwalt vertreten. Durch Vernehmung fah, wie fein Kollege auf der Straße die Personalien des Mädchens ruhigt. Aber unsere Genossen ließen in dieser Frage nicht nach einiger Zeugen wurde festgestellt, wie Mühsam provoziert worden notierte. In der Meinung, es handle fich um einer Sistierten In der Stadtverordnetenfißung bom 17. Juni lag wieder ist. Ihn und Genossen bezeichnete Goldschmidt als„ Idiotenbande" gab er seinem Kollegen den Rat, um Aufsehen zu vermeiden, die ein Antrag der Sozialdemokraten vor, lautend:" Die Stadtdie und nannte ihn einen Trottel"," genialen Schiefling " und beteuerte auch diesem Polizisten gegenüber ihre Unschuld, nachdem berordnetenversammlung ersucht den Magistrat, die und nannte ihn einen Trottel", genialen Schiefling " und Angelegenheit innerhalb des Gebäudes zu ordnen. Die Buchhalterin auf dem Gebiete der städtischen Arbeitslosenfürsorge eventuell Schnvirer". Dieser Ausbrücke wegen erhob Mühsam durch seinen sie auch ihm Aufklärung über den Sachverhalt gegeben hatte. au treffenden Maßnahmen in einer gemischten Deputation mit der Rechtsanwalt Caro Wiberklage. Das richterliche Urteil ging da- Schutzmann Videl führte die Buchhalterin in den ersten Stod,
Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß die Folgen der wirtchaftlichen Krise, für den Arbeiter am stärksten durch eine gesteigerte, lang anhaltende Arbeitslofigkeit fühlbar werdend, fich im kommenden Winter noch ärger zeigen werden, als das bereits im lestvergangenen Winter der Fall war. Die Sommermonate brachten in dieser Be ziehung nur eine unmerkliche, bald wieder vorübergehende Besserung. Was wird der Winter bringen? So mancher Arbeiter wird, von dieser Frage gequält, forgenvoll in die Zukunft bliden. Als im letzten Winter die Arbeitslosigkeit in erfahredendem Um fange einfegte, versuchten auch die sozialdemokratischen Stadtverordneten in Charlottenburg , die Stadt zu einem Eingreifen zugunsten der Arbeitslosen zu veranlassen. Bereits am 16. Dezember 1907 reichten unsere Genossen folgenden Antrag bei der Stadtverordnetenbersammlung ein: Der Magistrat wird ersucht, schleunigst Maßnahmen zur Linderung der Arbeitslosigkeit und ihrer Folgen in Charlottenburg zu ergreifen."
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über
Der beftrafte Kläger.
Schuh vor Schuhleuten.