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Kr. 337. 25. Wrgasg« cilsze i>es.Fmiirls" Znlim MM ,9. tiuzhänglwg der SWeiMev dochi keingrober Unfug"' 1 Bei den Landtagswahlen von 1903 hatten in Berlin   einige Gastwirte, in deren Lokalen unsere Ge- Nossen   ihre Wahlbnreaus eingerichtet hatten, L i st e n der Wähler mit Angabe der Abstimmung in die Schaufenster gehängt. Jeder der vorbeiging, konnte sich aus diesen Aushängen darüber informieren, wie es in dem betreffenden Bezirk zurzeit um die Wahlaussichten der Parteien stand. Aber jeder konnte allerdings auch daraus ersehen, ob die einzelnen Wählerrot" oderblau" gewählt hatten. Manchem unserer Gegner war das ein schweres Aergernis, besonders denen, die als Geschäfts- leute bisher die Arbeitergroschen gern eingestrichen hatten und nun fürchteten, daß sie in dieser angenehmen Beschäfti- gung gestört werden könnten. Sie liefen spornstreichs zum allmächtigen Schutzmann und forderten, dah den roten Gast- Wirten sofort aufgegeben werde, die gefährlichen Listen aus den Schaufenstern herauszunehmen. Für die Gastwirte hatte die Sache dann noch ein kleines Nachspiel: es blühte ihnen ein Strafmandat wegengroben Unfugs", und als sie die Schöffengerichte um Entscheidung ersuchten, wurden sieschuldig" befunden und verurteilt. Daß es noch kein grober Unfug" sein kann, wenn ein Geschäftsmann um seines Geldbeutels willen sich durch solche Aushänge von Ab- stimmungslisten gekränkt und belästigt fühlt, das hatten die Richter erster Instanz nicht begriffen. Begriffen haben es aber die Richter zweiter Instanz, die in zweien dieser Fälle über die gegen die Urteile ein- gelegte Berufung zu entscheiden hatten. Der Schankwirt Paschen(Wiener Straße) und die Schankwirtin Lange (Neichenberger Straße) standen dieser Tage vor der Sttaf» kammer und forderten Aufhebung der erstinstanzlichen Urteile. Rechtsanwalt Theodor Liebknecht  , der beide Angeklagte verteidigte, machte geltend, daß nach der Recht- sprechung des Reichsgerichts nur danngrober Unfug" als vorliegend zu erachten sei, wenn durch eine grob un- gebührliche Handlung das Publikum in seiner u n- bestimmten Allgemeinheit belästigt werde oder der äußere Bestand der öffentlichen Ordnung bedroht sei. Beides treffe nicht zu, wenn wie vor der Strafkammer durch die Zeugenaussagen aufs neue erwiesen worden sei e i n z e l n e Geschäftsleute an den Aushängen Anstoß nehmen, weil sie für sich B o y k o t t i e r u n g fürchten. Bei Frau Lange komme übrigens noch in Betracht, daß sie selber von der Aushängung der Listen gar keine Kenntnis hatte. Da das Gericht trotz der Einfachheit der Sache mit dem Urteil nicht sogleich fertig werden konnte, so wurde die Ver- kündung auf eitlen späteren Tag verschoben und hierfür ein besonderer Termin angesetzt. Am Donnerstag fand die Urteilsverkündung statt. In beiden Fällen wurden die Schöffengerichts urteile, die von den Verurteilten angefochten worden waren, aufgehoben. Nicht nur Frau Lange, die von den Aushängen nichts gewußt hatte, sondern auch Herr Paschen wurde glatt frei- gesprochen, unter Uebernahme der Kosten auf die Staats- lasse. Das Gericht hatte sich auf den vorn Verteidiger ein­genommenen Standpunkt gestellt, der nicht nur dem Wort- laut des Gesetzes, sondern auch den Regeln der Logik entspricht. Vor den Fenstern der fraglichen Lokale seien zwar einzelne Passanten stehen ge- blieben, um die Aushänge mtt ihren roten und blauen Ver- merken zu lesen. Es seien aber keine Ansammlungen ent- standen, durch die etwa das Publikum in seiner unbestinimten Allgemeinheit belästigt und der äußere Bestand der öffentlichen Ordnung gefährdet worden wäre. Die Belästigung, die von einzelnen cinpfunden worden sei, weil sie für sich eine Boykottierung fürchteten, erfülle nicht das Kriterium des groben Unfug s"/ So hatte diesmal das Universalmittel, das sonst im Paragraphen vomgroben Unfug" gefunden zu werden pflegt, seine Wirkung versagt._ partei- Hngdcgenbcitcrn Zur Lokalliste. DaS LokalO st bahn h o f- R est a ur a n t", Küstriner Platz, steht uns zu den bekannten Bedingungen zur Ver- Fügung. In Pankow   hat dasGewerkschaftshaus", Kaiser- Friedrich-Slratze 12, den Inhaber gewechselt, jetziger Besitzer Albert R ö tz l e r; in Nauen   wird das Lokal von Kum ke(Schützen- Haus") unter der FirmaV o l 1 S g a r t e n", Chausseestratze bS, weitergesührt. Beide Lolale sieben uns nach wie vor zur Verfügung. In AWGlienicke ist das Verkehrslokal jetzt: I. Knochen, »Terrasjengarten". Nudower Straße 54. Die Lokalkommisston. Erster Wahlkreis. Sonntag, den 11. Oktober, abends 6 Uhr, findet in derLebensquelle". Kommandantenstraße 20, eine Ver- sammlung mit Frauen statt. Vortrag des Genossen Rechtsanwall Dr. Oskar Cohn   überJugenderziehung". Nachdem: Geselliges Beisammensein und Tanz. Eintritt mit Garderobe und Tanz 20 Pf. Der Vorstand. Johannisthal  . Sonntag, den- 11. Oktober, nachmittags 3 Uhr pünktlich, bei A. G o b i n. Roonstr. 2: Generalversammlung des Wahlvereins. Tagesordnung: Bericht vom Parteitag. Referent: Genosse K ü t e r° Schöneberg. Diskussion. Bericht der Gemeinde- Vertreter. Bericht des Vorstandes und der Funktionäre. Vereins- angelegenheiten. Mitgliedsbuch legitimiert. Parteigenossen, welche ihre Wohnung gewechselt haben, mögen dies demKaffiererPirsich, Roonstr. 7, anzeigen. Der Vorstand. Britz  -Buckow  . Sonntag, den 11. Oktober, nachmittags 3 Uhr, findet im Buschkrug. Rudower Straße 51, eine öffentliche Volks­versammlung statt. Tagesordnung: Vortrag des Genossen F- Zub eil über:Die Kriegshetze und die damit verbundene weitere Belastung des arbeitenden Volkes durch neue Steuern". Diskussion. Ver- schiedenes. Der Vorstand. Alt-Glienicke. Sonnabend, den 10. Oktober, abends 8 Uhr. findet im Lokal des Herrn Knochen. Rudower Straße 54. eine Wahlvereinsversammlung statt, die fich mit der Bericht- erstattung vom Parteilag und von der Generalversammlung Groß- Berlin beschäftigt. Die Frauen, die in der Volksversammlung ihren Eintritt zur Organisation erklärt haben, können in der Versammlung ihre Mitgliedsbücher beim Kassierer in Empfang nehmen. Der Vorstand. Hohen-Schönhauscn.. Heute abend 8 Uhr Zusammenkunft der Genossen und Genossinnen des Gutsbezirks ini Lokal des Genosien I S ch e i ch, Berliner Straße   91. Tagesordnung: Die plötzlich aus' 'geschriebene Schuldeputationswahl. Der Vorstand. Schildow-Blankcnfclde(Bezirk Nieder-Schönhausen). Am Sonntag. den 11. Oktober, nachmittags 3 Uhr, findet in Mönchsmiihle im Lokale des Herrn Florian Knappe die WahlvereinSvcrsammlung statt. Treffpunkt der Schönhauser Genoffen Punkt 1li2 Uhr bei Bratvogel. Nordend. Der Vorstand. Bernau  . Heute abend 71/* Uhr findet von Kunze. Bürger meisterstraße, aus eine Handzettelverbreitung statt. Berliner   JVfacbricbten. Die Speisung bedürftiger Schulkinder beschäftigt im Augenblick auch eine vom Magistrat eingesetzte Kommission. Gestern hat eine Sitzung dieser Kommission stattgefunden, die Beratungen sind aber noch zu keinem end- gültigen Ergebnis gelangt. Bei früheren Gelegenheiten ist von uns darauf hingewiesen worden, daß der Leiter des Armcnwesens, der Stadtrat Münsterberg, darauf dringt, daß ihm die Angelegenheit überttagen werde, da sie zu seinem Ressort gehöre; derselbe Mann, der sich nicht im geringsten rührte, als alle Welt von der großen Notlage unter der arbeitenden Berliner   Bevölkerung und deren Kinder unter- richtet war. Wir müssen auch heute wieder gegen die Absicht Protest erheben, die Frage der Schülerspeisuug zu einer An- gelegenheit der Armenverwaltung zu machen. Die Schul- speisung ist eine Angelegenheit der Schule und darf von der Leitung der Schule nicht getrennt werden' Vom Waunsee. Auf dem im Sonnenlicht blauschwarz schimmernden Spiegel des Wannsees bilden die weißen Segel der Boote mit den bald grell ausleuchtenden, bald schwarz verschwimmendcn Flügeln der kreisenden Möven ein malerisches Durcheinander. Die sandigen Abhänge am Ufer glänzen dazwischen hell auf, und in mächtigen braungrünen Beständen hat sich zwischen See und Forst ein Wald von Schilf emporgereckt. Das größte unserer heimischen Gräser braucht Zeit zur Vollendung. Das weit zurückgetretene Waffer, das auf feuchtem Sandboden Schneckenschalen und grüne Algen zurückgelassen hat, gestattet uns, einige Schilfstengel zu erreichen. Von Strecke zu Strecke durch Knoten gestützt, wie sie alle Gräser auszeichnen, er- reichen die sonst hohlen Halme eine imposante Höhe und Festigkeit. Von jedem Knoten geht nach oben eine der Länge nach aufgeschlitzte Röhre aus, die Blattscheide, die den Halm fest umschließt und oben Plötzlich in ein weit abstehendes Blatt ausläuft. Faßt man das Blatt, so kann man es, weil die Blattschcide nachgibt, weit um den Halm herumdrehen. Das Blatt hat also gewissermaßen keinen bestimmten Befestiguugspunkt am Halm, sondern einen ver- änderlichcn, und diese Eigenschaft kommt dem Schilfe sehr zu statten, wenn der Wind es zerzausen will. Er würde die bei aller Höhe doch dünnen Pflanzen bald umlegen, wenn er die Blätter fassen könnte. Aber diese iveichen stärkeren Wind- stößen infolge der Beweglichkeit der Blattscheiden aus, indem sie sich in die Windrichtung einstellen. So rauscht der Wind unschädlich hindurch, nimmt aber dabei die reif gewordenen kleinen Samen aus den großen, braunen Rispen und führt sie weit umher. Dann fährt er mürrisch durch die Kiefern. denen er nur dürre Acstchen entreißen kann, und hält sich schadlos an Sträuchen: und Laubbäumen, die nun trotz der manchmal noch warm aufleuchtenden Sonne ihr letztes hergeben müssen. Nur an den Enden der schwanken Zweige sieht man oft noch lange einzelne Blätter wie Windfähnlein sich halten. Sie sind von allen immer die jüngsten, daher am zähesten. Erst der erste Frost wirft sie nieder. Ans den Gärten der Villen streckt allerhand Gesträuch bunte Beeren und andere Früchte durch die Eisengitter. Weiße Schneebeeren, die die Kinder gern unter der Sohle zerknallen lassen, Heckenkirschen und rote Pfaffenhütchen, einer Bischofsmütze ähnlich, die-aufgeplatzt schön orange gefärbte Samen ihren Liebhabern unter den Vögeln wie auf dem Präsentierteller darbieten. In den Alleen fällt raschelnd ab und zu ein stacheliges Gehäuse aus den hohen Kastanien und glänzende Früchte rollen aus den zerschellenden Hüllen in das dürre Laub. So hat sich abermals ein Kreislauf des Lebens geschloffen, und das ewige Spiel rüstet zu neuem Beginn._ Wenn Arbeiter Samariterdienste tun. Bei dem Hochbahnunglück wurde den Verunglückten die erste Hilfe von Privatpersonen geleistet. Es verstand sich von selber, daß die Augenzeugen dieses entsetzlichen Vorganges nicht warteten, bis die Unfallstationen und die Feuerwehr alarmiert wurden, sondern sofort zusprangen und helfend eingriffen. Wir haben berichtet, in wie tatkräftiger Weise das Personal der Ge- sellschaft für Kühlhallen sich der Verunglückten annahm. Wir er- fahren aber jetzt, daß auch Bauarbeiter» die auf dem be- nachbarten Postneubau in der Luckenwalde  ! Straße beschäftigt waren, sich an den ersten Rettungsarbeiten be- teiligt haben. Als der Polier ihnen zurief, ein Wagen der Hochbahn fei abgestürzt, ließen sie ihre Arbeit im Stich, kletterten über den Zaun, der sie von der Unfallstelle kennte, und wachten sich daran, die lammernden Verunglückten aus ihrer furchtbaren Lage zu befreien. Noch ehe die Mannschaften der Feuerwehr bezw. das Personal der Unfallstattonetl- eintrafen, hatten die Bau- arbeiter zusammen mit den Arbeitern der Kühlhallen bereits eine Anzahl Verwundete und Tote aus den Trümmern des Wagens herausgeholt. Auch nachher leisteten sie noch Hilfe, nicht achtend der Gefahr, die von dem zweiten, halb über den Viadukt hinaus- hängenden Wagen ihnen drohte. Als sie schließlich die Unfall- stelle verließen, um auf dem Bau ihre Arbeit wieder aufzunehmen, sah man an ihnen die Spuren der Beteiligung an den RettungS  - arbeiten. Ihre Kleidung war mit Blut bedeckt, aus den Gesichtern sprach tiefe Erschütterung und Erschöpfung. Unter dem Eindruck des Furchtbaren, das sie erlebt hatten, wurde es manchem schwer, die Arbeit fortzusetzen. Aber dem Kommando des Poliers mußte Folge geleistet werden. Die Arbeiter haben hinterher nicht viel Aufhebens von dieser ihrer Samariterhilfe gemacht, die ihnen als selbstverständlich galt; darum war hierüber bisher nichts an die Oeffentlichkeit gelangt. Welchen Anteil sie an den Nettungsarbeiten gehabt haben, das ist auch uns erst nachträglich mitgeteilt worden und zwar aus einem bestimmten Grunde, der auch uns veranlaßt, jetzt noch auf die Angelegenheit zurückzukommen. Man hat nämlich den Arbeitern in der folgenden Woche bei der Lohnzahlung den Loh» für die zwei Stunden nach dem Unfall, in denen ihre Arbeit geruht hatte. einbelialtcn. Das war, vom Standpunkt des Geschäftsmannes be- trachtet, gewißganz in der Ordnung". Doch von rein mensch- lichem Standpunkt aus betrachtet, ist das eine Schäbigkeit ohne gleichen. Die Unternehmerfirma, in deren Betrieb aus solchem Anlaß eine Lohnkürzung über die Arbeiter verhängt worden ist, heißt B o s w a u u. K n a u e r. In dem Kreise der für ihre Samariterhilfe mit Lohnkürzung bestraften Arbeiter ist die Frage aufgeworfen worden, ob nicht die Hochbahngesellschaft es für an­gemessen halten wird, der Firma Boswau u. Knauer nachträglich den Geldbetrag zur Verfügung zu stellen, der aufgewendet werden niüßte, wenn den Arbeitern die zwei Stunden mitbezahlt würden. Man sieht hier, wie schwer es Arbeitern gemacht wird, ihren Mit» mensche» in der Not beizustehen. Wir sind indes überzeugt, daß trotz dieser Erfahrungen keiner der Arbeiter, die da Samariterhilfe geleistet hatten und dafür eine Lohnkürzung ernteten, bei cmem ähnlichen furchtbaren Unglück sich auch nur einen Augenblick be- sinnen wird, wiederum feine Pflicht zu tun und Hilf» losen zu helfen._' Die städtische Fleischvernichtungs- und Berwertungsanstalt in Rüdnitz   bei Bernau   hat sich günstig entwickelt. Seit dem 1. Juni d. I. wird dort ohne Störung gearbeitet.' Die Menge der dort ver- arbeiteten Kadaver, darunter Hunde, Pferde, Rinder usw., aber auch Hirsche, Bären, Löwen und anderes Wild, ist erstaunlich groß. Alle werden automatisch zu Knochenmehl, daß als Futter und Dünger verwendet wird, und Fett zur Seifcnfabrikation ver- arbeitet. Außerdem wird noch Leim gewonnen und werden die Häute gesalzen. Und das alles ohne die geringste Geruchbelästigung. Nichts verrät von außen, daß dort Tausende von Kadavern ver- nichtct werden. Sie kommen in fesivcrschloffenen eisernen Waggons mit der Eisenbahn in die Anstalt. Nachdem sie enthäutet sind, kommen Fleisch, Knochen usw. in große, von der Firma Rudolf u. Hartmann gelieferte Apparate von je 50 Zentner täglichem Fassungsvermögen. 50 Zentner Fleisch liefern dann 15 Zentner Fleischmehl, und zwar der allerfeinsten Qualität. Die Verarbeitung erfolgt in dauernd geschlossenen Apparaten, der jetzt 8 in Betrieb sind, so daß täglich 400 Zentner verarbeitet werden können. Seuchen- krankes Vieh wird besonders behandelt. Es wird zerteilt und kommt z. B. ein Bulle oder ein Pferd sofort im ganzen in einen Apparat. Die Arbeiter werden durch besondere Vorkehrungen gegen Ansteckung geschützt. Die Wände der Anstalt sind mit weißen, glasierten Steinen bekleidet, der Fußboden ist mit Fliesen bedeckt, der Hof vollständig aus Zement-Macadam hergestellt, jeder Teil der Anstalt, deren Baukosten sich auf IM: Millionen Mark belaufen, ist mit Leichtigkeit unter Waffer zu setzen, abzuwaschen und zu reinigen. Zum Einstellen von zum Töten bestimmten seuchenkranken oder scuchenverdächtigen Tieren ist ein besonderer Stall mit Futterboden usw. vorbanden. Ferner befindet sich auf dem Grundstück, das nur durch seinen weithin sichtbaren Riesenschornstein, der allein über 10 000 M. Kosten verursachte, seine Bestimmung andeutet, ein Kesselhaus, ein Stall für die Anstaltspferde und mehrere Schuppen, in denen sich auch eine Schlosserwcrkstatt befindet. Die eigentliche Anstalt ist mit einer hohen Mauer umgeben. Die Beamtenwohnhäuser mit ihren hohen roten Ziegeldächern be- herrschen die Straße nach dem Vorwerk Albertshof. Ein Anschluß- gleis verbindet dieses und die Anstalt mit der Stcttiner Bahn. Üeber die Fabrikation ist noch zu sagen, daß mit überhitztem Dampf die Kadaver förmlich geröstet werden. Das Mehl fällt aus den großen Kesseln in eine im Fußboden liegende Transportschnecke, wird von dieser mit einem Elevator auf den Dachboden befördert und nach Durchgang durch ein Mahl- und Siebwerk auf dem Boden aufgestapelt. Eine Verbindung zwischen den Räumen, wo seuchen- kranke Tiere ankommen bezw. wo die Kadaver abgeledert werden, und den Fabrikationsräumen besteht nicht. Die Arbeiter in den ersieren Räumen kommen mit den übrigen nicht zusammen._ Sie haben vollständig getrennte Aufenthalts-, Wasch- und Baderäume usw. An Raum ist nirgends gespart worden, so daß eine Erweite- rung schnell und mit geringen Kosten ausgeführt werden kann. Ueber die Behandlung und den Betrieb in den Anstalten des Pastors Bodelschwingh sind uns in letzter Zeit verschiedene Klagen zugegangen. In einem Falle handelt es sich um einen 65jährigcn Mann, der auf Zureden eines Predigerkandidaten, sowie des Ober» inspettors von StationGnadental  " aus dem Hospital in der Fröbelstraße im Dezember 1907 nach dorthin übergesiedelt und bis jetzt daselbst verblieben war. Es wurde ihm bei der Uebcrsiedelung gesagt, daß es draußen sehr gut eingerichtet und den Insassen Ge- legenheit geboten sei, auch ein paar Groschen von dem Verdienst zurücklegen zu können.* In den Anstalten sollen nun junge Leute aus demGrauen Hause" in Hamburg   ein etwas forsches Regiment führen und den alten Leuten nicht in der Weise entgegentreten, wie es sich nun einmal für junge, 20jährige Männer alten Personen gegenüber geziemt. Der betreffende Greis hat infolge dieser Behandlung gekündigt und ist wieder nach der Fröbelstraße zurückgekehrt. Ferner sollen daselbst, nach den uns mitgeteilten Angaben, eigentümliche Gepflogenheiten herrschen bezüglich der Entlohnung der Insassen. Es wird gesagt, die Anstalt bekäme für die auf die Güter entsandten Arbeitskräfte 2,59 bis 3 M. pro Tag von den Landwirten, an die betreffenden Arbeiter würden aber nur 59 Pf. Tagelohn ausgezahlt. In einem hektographierten Briefe, der uns vorlag, heißt es unter anderem in bczug auf diejenigen, die aus irgendeinem Grunde die Anstalt verlassen haben: Unsere Vorschriften für die Wiederaufnahme von Abgängern haben wir bedeutend verschärft. Sechs Wochen umsonst arbeiten, ein Vierteljahr ohne Urlaub. Verpflichtung auf ein halbes Jahr." Besonders geklagt wird über einen Herrn Weller. I: HauS- Vater, jetzt inHoffnungstal". Einem Manne sollen, als er nach SVs Monaten die Anstalt verließ, 49 Pf. für Briefporto abgezogen worden sein, obgleich er weder Briefe empfangen, noch solche abgeschickt hat. Ein Maurer, der fünf Monate fleißig gearbeitet hatte, soll Sonnabends seinen Abgang angezeigt und am anderen Tage, Sonntags, Besuch von Verwandten oder Bekannten erhallen haben. Diese brachten dem Mann einen Schnaps mit, was in der Anstalt verboten ist. Die Sache kam heraus und dem Manne sollen bei seinem Abgänge 53 M., die er verdient und zu bekommen hatte, einbehaltcn sein. Das Geld soll der Anstaltskaffe zugesallen sein. Echt christlich, Herr Pfarrer Bodelschwingh!-_ Zum Gordon-Brnnett-Rcnnen der Lüfte. Wie wir bereits kurz berichtet haben, ist für den 10.- 12. Oktober ein internationales Ballonwettfliegen geplant. Als Startplatz ist Schmargendorf   bestimmt. Die Stadt Berlin   hat zu diesem Zwecke beschlossen, das zum Füllen der Ballons notwendige Gas zur Ver- fügung zu stellen. Die Fiillanlage auf dein Startplatz in Schmargen- dorf ist jetzt auch in der tiefer gelegenen Talmulde fertiggestellt und ermöglicht es, mit dem Anschluß in der Ballonhalle des Berliner  Vereins für Luftschiffahrt 24 Ballons gleichzeitig für den Aufstieg fertig zu machen. Die unmittelbar vor der Ballonhalle gelegenen Füllplätze werden bereits für die Dichtigkcitspriifungen der ein- geliefetten Ballonhüllen benutzt, die gerade auf ihre Zuverlässigkeit nach dieser Richtung hin einer gründlichen Revision unterzogen werden. Von den für da? Gordon Bennett-Rennen der Lüste gemeldeten Ballons ist die Zahl der abgenommenen Bewerber jetzt auch kompletter. Bisher sind eingeliefert die drei deutschen   Ballons Berlin  ".Buslet," undDüsseldorf  ", ferner die drei spanischen BallonsValencia  ",Castilla" undMontaunsS". Bon den Schweizer   Bewerbern ist der BallonHelvetia  " abgenommen. Die