Der Mniberger Parteitag in den Organifationen. Für den Regierungsbezirl Merseburg fand am Sonntag, den 11. Oltober, ein Bezirkstag bei starler Be- teiligung in Halls a. S. statt. Sämtliche zum Regierungsbezirk Merseburg gehörigen acht Wahlkreise waren durch Delegierte und Vertrauensleute vertreten. Den Parteivorstand vertrat Genosse P f a n n k u ch. Bei dem Punkt Presse, über den Genosse Redakteur Fröhlich referierte, fehle eine sechsstündige lebhafte Debatte ein, die zeitweile einen stürmischen Charakter anirahm. Mit den, Referenten traten K u n e r t- Berlin, Drescher- Halle, Konrad Müller« Schkeuditz , auch Leopold« Zeitz und andere sehr nachdrücklich gegen die Haltung des.VolksblatreS" und des Genossen Thiele, der den politischen Teil des„Volksblattes" in der Budgetfroge ungenügend geführt hatte, in die Schranke». Die in der Redaktion ausgebrochenen Differenzen hätten dahin geführt, dah die drei Redakteure Däumig, Fröhlich und Thiele ihre Kündigung eingereicht hätten.— Genosse Redakteur Thiele verwahrte sich dagegen, unklare, oder gar zweideutige Politik getrieben zu haben. Genosse P f a n n k u ch vom Parteivorstand erklärte darauf unter anderem, sich zurzeit in den Halleschen Preststreit nicht einmengen zu wollen; er vermute aber, daß sich der Parteivorftand vielleicht später noch parteiamtlich mit den hiesigen Redaktionsverhältnissen werde bc schäftigen müsien. verständlich sei die Haltung des Genossen Thiele auf dem Nürnberger Parteitage sowie ini„Volksblatt" nicht ge- Wesen. Nachdem z. B. die Resolution Frohme gefallen war, hätte er logischerweise für die Resolution des Parteivorstandes stinimen müssen.— Im weiteren verlauf der Diskussion wurde dem Genossen Thiele nahe gelegt, ans der Redaktion des„Volksblatt" aus zu« scheiden. Er erklärte wiederholt, in der Frage der Budget bewilligung weder zweideutig, noch unklar, noch direktionslos ge- handelt zu haben: er werde bestimmt Ende dieses Jahres aus der Redaktion ausscheiden.— Gegen zwei Stimmen wurde schließlich— unter Ablehnung eines Thieleichen Vorschlages— folgende Resolution Kunert-Drescher angenommen: Die Bewilligung oder Verwerfung des Budgets muß sowohl vom pri nzipiellen, wie vom taktischen als auch vom organisatorischen Standpunkt der sozialdemokratischen Partei beurteilt werden. Von diesen drei Gesichtspunkten aus ist die Budgetbewilligung entschieden zu verwerfen und der Nürnberger Beschlutz gutzuheißen. Gleichzeitig ist daher auch vom Merseburger Bezirkstage die zweideutige, unklare und direktionslose Haltung beS politischen Ressorts vom Halleschen.Volksblatt" in der Budgetfrage zu bedauern.— •„• Aus der Parteiversammlung zu Nürnberg , über die wir schon kurz telegraphisch berichteten, rst noch folgendes zu vermerken: Genosse S ü tz h e i m verwahrt sich dagegen, daß die Budget» bewilligungSgegner in der praktischen Mitarbeit einen Partei- verrat erblicken. Auch sie hätten jederzeit praktisch mitgearbeitet. In dem Wörtlein Ja komme die praktische Arbeit nicht zum Aus« druck. Man könne praktisch mitarbeiten und trotzdem sagen: Als Sozialdemokrat bin ich verpflichtet, das Budget abzulehnen. Es sei nicht wahr, daß die Ablehnung unS in der Agitation schade. Diesen Einwand weise noch daS Sozialdemokratische Handbuch, das vor den letzten Landtagswahlen erschienen, als unrichtig zurück. Jetzt solle das auf einmal nicht mehr richtig sein! Die Wähler hätten unbedingt vor der Abstimmung gehört werden müssen. Er bestreite auf daS entschiedenste, dah in Bayern der Arbeiter ein gleichberechtigter Faktor sei, daß wir eine gerechte und Vorurteils- freie Regierung hätten. Durch die Betonung der verschiedenen Verhältnisse in Nord und Süd werde die Arbeiterschaft künstlich in einen Partikularismus hineingehetzt. Er bedauere die Erklärung der 66, noch mehr aber die des bayerischen LandeSvorstandcS, die den Streit wieder neu angefacht habe. Er bittet um Annahme einer Resolution, die sich mit der Erklärung der 66 nicht einverstanden erklärt. Genosse Dr. Weil! verteidigt die Erklärung der 66, die nichts weiter als eine Rechtsverwahrung fei. E« sei verfehlt, die Budget« ablchnung mit dem Klassenkampfstandpunkt in Zusammenhang zu bringen, beide hätten nichts miteinander zu tun, sonst wäre die Lübecker Resolution und auch die Nürnberger ein Unding, dann dürften überhaupt keine Ausnahmen gemacht werden und hätte man die Resolution Schöpflin annehmen müssen, die alle Ausnahme bestimmungen ablehnen wollte. Die Landesorganisationen«nützten Bewegungsfreiheit haben; die Anerkennung dieses Grundsatzes komme schon darin zum Ausdruck, datz die Landesorganisationen eigene Statuten haben, daß die Landesparteitage allein den Bericht der Landtagsabgeordneten entgegennehmen und datz die Ab geordneten nur auf den Landesparteitagen Sitz und Stimme haben. Es sei eine unbestreitbare Tatsache, daß die verschiedenen Verhältnisse in den verschiedenen Landeöteilen verschiedene Taktik erfordern. Deshalb weisen wir es zurück. wenn die Erwähnung von den verschiedenen Verhältnissen in Süd und Nord als PartikularlsmuS. als gewaltsame Tremiung der Arbeiterschaft erklärt wird. Nur auf der notwendigen Bewegungs« freiheit könne sich die Einheit der Partei aufbauen. Deshalb war es auch richtig, datz die Süddeutschen für die Resolution Frohme stimmten, die nicht die Autorität deS Parteitages festlegen, sondern die Möglichkeit einer Verständigung zwischen Landesorganisation und Parteivorsland ossen lassen wollte.. Gauselretär Genosse W a l t h e r bemerkt, eS liege System in den Bestrebungen, Eisner aus Nürnberg zu entfernen. Die Haltung der„Tagespost ", in der Streitfrage sei durchaus korrekt gewesen, nicht so die des ZentralorganS, deS„Vorwärts", der versucht habe. uns Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Redner will zum Beweise dessen eine Stimme aus dem Norden anführen und ver« liest einen Brief aus Stettin , der sich auf eine dortige Partei« Versammlung bezieht. Der„Vorwärts" berichtet, die Versammlung habe sich mit der Vorstandsresolution einverstanden erklärt, in der Debatte„habe sich freilich Opposition bemerkbar gemacht*. In dem Briefe wird jedoch angeführt, datz der Delegierte dre Vorstands- refolution verteidigte, die nachfolgenden fünf Redner sich jedoch auf den Standpunkt der Süddeutschen stellten und die gehässige Schreibweise de»„BolkSboten" verurteilten. Nur ein Genosse habe die Vorstands resolution vertreten. Die Versammlung habe sich bis kurz vor 1 Uhr ouS gedehnt, als über die Borstandsresolution abgestimmt wurde, hätten sich gut zwei Drittel der VersammlungSbesucher gedrückt gehabt, die Abstlmmung habe IS Stimmen für und 16 Stiinmen gegen die Re- solultion ergeben, die Hälfte der Anwesenden habe sich der Stimme ent- halten. Genosse Walther erklärt, er habe diese Auslassung nur deshalb angesührt, weil die.Leipz.Bolksztg."unS die FürtherVersammlung vor- gehalten hat. Redner verteidigt darauf die Haltung der Süd- deutschen. Mit der bedingungslosen Unterwerfung wäre eine er- sprießliche Arbeit unserer Genossen im Landtage unmöglich ge- worden. Wir inüssen freie Hand haben, wenn wir bei unserer Agitation Erfolge erringen wollen, und wir müssen die JZ«» fplitterung der politischen Kraft unserer Partei mit allen Mitteln verhindern. Genosse Hermann tritt für die Resolution ein, die verlangt, datz alle Genossen sich den ParteitagSbeschlüssen zu fügen haben. Er verurteilt nicht die Erklärung der 66, sondern die deS Landes- Vorstandes. Zum Schlutz verliest er einen geschriebenen Zettel, durch den bestiininte Genossen zur heutigen Versammlung eingeladen worden seien. Genosse Z w o st a bemerkt: WaS sollen wir tun. wenn unsere Stimmen den Ausschlag geben, etwa anders stimmen, als wenn unsere Abstimmung auf das Resultat keinen Einfluß ausübt? DaS wäre politische Unanständigkeit. Simon polemisiert gegen Bemerkungen, die Eisner in der borigen Versammlung gemacht hat, wie die, datz die Minister Bc- auftragte deS Parlaments feien; die Minister seien Be» ouftragte des Regenten; das Parlament habe auf ihre Bestellung gar keinen Einfluß. Wenn wir vorher im Parlament oder in der Presse die Repräsentationskostcn der Minister angreifen, so können wir auch nicht zum M i n i st.e re s s e n gehen. Wenn wir auch mit Parteitags- beschlössen nicht einverstanden sind, so haben wir doch, nachdem einmal der Parteitag beschlossen, uns als Sozialdemokraten zu fügen. Wir waren bisher stolz auf die Einheit und Disziplin der deutschen Sozialdemokratie, jetzt sollen wir stolz darauf sein, datz wir nicht einig sind. Die Erklärung der 66 konnte als Rechts- Verwahrung hingenommen werden, aber nicht in dem Sinne, wie sie„Tagespost ",„Münchener Post" und Mannheimer„Volksstimme" interpretiert haben. Die Erklärung des Landesvorstandes habe dem Fatz den Boden ausgeschlagen. Er mahnr zuletzt, den Saal nicht zu verlassen, ohne jeden Stachel zu beseitigen, aber auch nicht ohne den Ausdruck des Willens, datz den ParteitagSbeschlüssen Geltung verschafft werden mutz. Die Genossen Schmucker und Baumgärtner sprechen für die Budgetbcwilligung. Genosse S e g i tz erinnert daran, datz die Nürnberger Genossen nach dem Berichte ihrer Abgeordneten deren Tätigkeit und auch der Budgetbewilligung zugestimmt haben. Die 66 haben mit ihrer Erklärung Verwahrung eingelegt gegen einen Parteitagsbeschlutz, der die Fraktionen unter allen Um- ständen zwingen will, gegen das Budget zu stiinmen. Ein großer Teil der norddeutschen Parteigenossen sei zweifellos mit der be- stimmten Absicht gekommen, die Süddeutschen zu verurteilen. Da- durch sei die Erklärung der 66 berechtigt, die noch lange nicht be- sagen solle, datz nun in Zukunft unter allen Umständen für das Budget gestimmt werde, man will nur die Möglichkeit haben, dies zu tun, wenn zwingende Gründe vorhanden sind. Die Budget- bewilligung habe mit dem Revisionismus gar nichts zu tun, auch sei es falsch, datz in der bayerischen Fraktion revisionistische Be- strcbungen zutage treten. Genosse Reif, ein aktiver Eisenbahner, erklärt, datz die Staatsarbeiter die Budgetabstimmung begrüßen, weil dadurch die Agitation unter den Staatsarbeitern, die sich meist aus indifferenten Leuten vom Lande rekrutieren und um die sich das Zentrum und Liberale sehr bemühen, bedeutend erleichtert werde. Es gehe jetzt ein ganz anderer Zug durch die Staatsbetriebe. Die Abstimmung haben wir in der Sonntagsnummcr mit- geteilt. Hus der Partei» Die Internationale in Brüssel . Der Tagung deS Internationalen Sozialistischen Bureaus, die Sonnabend und Sonntag in Brüssel stattfand. ging eine Konferenz der sozialistischen Presse vorauf, auf der 12 Nationen vertreten waren. Es fand eine lange Diskussion über die Organisation der Korrespondenzenzwischen der sozialistischen Presse der verschiedenen Länder statt. Die Möglichkeit telegraphischer Berichtcrstatiung und der Organisation eines intev nationalen Bureaus für telegraphische Korrespondenzen wurde er- wogen. Schließlich wurde ein Vorschlag des Genossen Molken b u h r angenommen, der auf die Ausdehnung der Funktionen des deutschen Pressebureaus hinzielt. Am Sonnabendabend, nach der Sitzung des Internationalen Bureaus fand eine grotze inteniationalo Volksversammlung statt, die sich mit den jüngsten Vorgängen auf dem Balkan und der intev nationalen Lage beschäftigte. Es sprachen I o a n i s s i a n- Korn stantinopel für die türkischen Soziali st en.Abramow» Bulgarien , der erklärte, datz die Arbeiter Bulgariens an der Un- abhüngigkeiiSerklSrung kein Interesse hätten, da ihre Unter drückung dadurch nicht beseitigt werde, Buchiuger- Ungarn, der zeigte, wie die Wahlreform in Ungarn durch die Balkanpolitik Oesterreich-UngarnS bedroht werde, PernerStorfer- Oesterreich und A d l e r- Oesterreich, der daS Recht der Bulgaren au ihre Unabhängigkeit anerkannte. dagegen die Annexion Bosniens und der Herzogewina, die ein Akt der Gegen revolution gegen die jungtiirkische Bewegung sei, aufS schärfste ver- urteille. Die Sozialisten Oesterreichs würden darüber in den Delegationen und im ReichSrat von der Regierung Reche» schaft fordem. Außerdem sprachen noch Branting- Schweden, Bruce Glasier und H y n b m a n- England, Vaillant- Frankreich und Molkenbuhr- Deutschland. Alle verkündeten den Willen deS internationalen sozialistischen Proletariats, den Frieden gegen die kapitalistischen Regierungen aufrechtzuerhalten. Eine entsprechende Resolution wurde zum Schlüsse angenommen. Bebel und der„Labour Leader". Genosse Bebel schreibt unS: Auf den in der Nr. 235 des„Vorwärts" veröffentlichten Brief deS Genossen Bruce Glasier habe ich folgendes zu erwidern: ES ist richtia, daß ich in meinem Briefe an den genannten Ge- noffen nicht ausdrücklich bemerkte, daß ich die Veröffentlichung des selben nicht wünschte. Aber Ton und Inhalt meines Briefes ent sprachen so wenig einem Artikel, wie ihn der Genosse Bruce Glasier von mir erwartete, daß ich von der Annahme ausging, er werde selbst empfinden, mein Brief habe keinen für die Oeffentlichkeit be stimmten Inhalt. Ich gebe aber zu, daß meine Absicht mißverstanden werden konnte und der Genosse Bruce Glasier im guten Glauben handelte. als er meinen Brief veröffentlichte. Ich halte mich deshalb für ver- pflichtet, den Vorwurf zurückzunehmen» er habe sich durch Veröffentlichung meines Briefes einer Indiskretion schuldig gemacht. Zürich , den S. Oktober Ivos. S.Bebel. Marx-Epigoncn, zittert! In der„Fränkischen Tagespost" erklärt Genosse M. Maurenbrecher, er habe in Forst nicht gesagt:„In den Kreisen, in denen ich verkehre, sind wir entschlossen, die Herrschaft der Theoretiker zu brechen." Vielniehr habe er dem Sinne nach gesagt: „Jahrelang haben wir ruhig mitangesehen, wie die Epigonen deS Marxismus den Arbeitern die Köpfe verlleistern und sie durch rein dogmatisch begründete Theorien für die ivirkliche Politik einfach unfähig machen. Jetzt aber empfindet man allgemein: So geht das nicht weiter I Wir müsien in die Massen gehen und ihnen sagen, wie die Dinge liegen." Die Erklärung fährt dann fort:„Ich habe aus. drücklich gesagt:„Wenn ich dabei von Wir rede, so soll das nicht heißen, daß irgend eine Verabredung vorliegt. Aber rein instinktiv. aus demselben Gefühl heraus sehen wir heute die verschiedensteii Parteigenossen losbrechen, die bisher geschwiegen haben." Und all. gemein ist das Gefühl, daß die theoretische Arbeit der Nichls-als. Marxisten heute ein Unglück und eine Gefahr für die ganz« Zukunft der Arbeiterbewegung ist. DaS ist der Standpunkt, den ich erst allgemein formuliert und dann am Betspiel der Budgetfrage näher begründet habe. Von Kreisen, in denen ich verkehre", habe ich überhaupt nicht geredet. Aber eine rein individuelle Kriegserklärung an unsere Marx-Epigonen sollte der Satz allerdings sein." Genosse Maurenbrecher hat demnach in Forst lediglich im pluralis majestatis geredet. Das drückt die Bedeutung seiner Kriegserklärung allerdings etwas herab. Immerhin, die Marx- Epigonen mögen zittern! Denn Max Maurenbrecher hat fünf Jahre— so lange ist er jetzt Sozialdemokrat— gewartet und sich zu bessern. Sie aber verharren wird Max Maurenbrecher die Zukunft vor ihnen retten müssen. Denn„fünf trägt'S nicht länger mehr... Ernsthaft gesprochen erscheint uns das„jahrelang" des Genossen Max Mauren- brecher etwas anmaßlich. Er hat deinnach ungefähr gleich vom Bc- ginn seiner Parteizugehörigkeit an schon erkannt, daß die Marx- Epigonen den Arbeitern die Köpfe verkleistert: und sie für die wirk- liche Politik einfach unfähig machen. Oder hat er diese Erleimtnis ihnen Frist gegeben, im Bösen und also der Arbeiterbewegung Jahr hat er's getragen, etwa schon auS dem Nationalsozialismus mit herübergebracht? Da» wäre nicht unmöglich, denn Herr Naumann ist in diesem Punkte mit dem Genossen Maurenbrecher wohl ganz einer Meinung. Klus Industrie und Kandel . Ein SubmissiouScrgebnlS. Bei den vom Magistrat in Posen ausgeschriebenen Arbeiten von 75 VW Kubikmeter Bodcnbewcgung und Teichausschachtung zur Her- stellung einer Parkanlage, lautete die niedrigste, von der Finna C. Heinisch-Posen abgegebene Offerte auf 36006 M. während die höchst- fordernde Firma, Freyschmidt-Posen, 120 000 M. verlangte. Die Differenz beträgt also 34 000 M. Die Höchstsorderung geht über die niedrigste um 232 Proz. hinaus. Dividende». Von einer Reihe Gesellschaften geben wir nachfolgend die Dividendenerklärungen für das letzte Geschäftsjahr: Vereinigte Thüringer Metallwaren-Fabriken 10 Proz.. Aktiengesellschaft für Bürsteuindustrie in Etnegau 9 Proz. Fossoneisenwcrke Manustädt u. Co. in Köln 11 Proz.„Sarotti " Kakaoindustrie Berlin 6 Proz. Laurahiitte 10 Proz. Elektrizitätsgesellschaft Chemnitz 7 Proz. Humboldtmühle Berlin 10 Proz. Brasilianische Bank für Deuisch- land 10 Proz. Berliner Jute-Spinnerei in Stralau 6 Proz. Aktien- gesellschaft zur Fabrikation von Eisenbahnniaterial i» Görlitz 22 Proz. Ännaburger Steingut-Fabrik 12 Proz. Aktiengesellschaft Lauchbammer in Riesa 10 Proz. Cröllwitzcr Aktien-Papiersabrik in Halle-Cröllwitz 13 Proz. Mälzerei- Aktiengesellschaft vorm. Albert Wrede 7 Proz. Portland -Zementfabrik„Germania " in Lehrte 8 Proz. Düsseldorfer Eisen- und Drahtindustrie 4 Proz. Bismarckhiittc 18 Proz.„Otavi," Minen- und Eisenbahn - Gesellschaft Berlin 9 Proz. Vogtländische Maschinenfabrik 12 Proz.„Johannesmühle" in Posen 6 Proz. Liegnitz -Rawitscher Eisenbahn l'/g Proz. Norddeutsche Trikotweberei in Berlin 8 Proz. Frankfurter Schuhfabrik in Frankfurt a. M' 7 Proz._ Nengründunge«. Im Monat September war die GründungStätigkeit sehr minimal. Nach den Zusammenstellungen des„Int. Volkswirt" wurden neu errichtet nur 11 Aktiengesellschaften, die gar nur insgesamt ein Nominalkapital von 5 810 000 M. aufweisen, gegen 8 Neugründungen mit 5,06 Millionen Mark Nominalkapital im Vormonat und 16 Aktiengesellschaften mit 14,883 Millionen Mark im September 1907. In den abgelaufenen drei Quartalen deS laufenden Jahres stellt sich das GesamtgründungSergebnis auf 110 Aktiengesellschaften mit einem Nominalkapital von 122 106 000 Mark gegen 166 Gesellschaften beziehungsweise 229 407 000 Mark in der gleichen Periode des Vorjahres und gegen 2l2, 23t, 204, 125, 92, 89, 168. 216 und 864 Aktiengesellschaften mit 249,37 beziehnngöweise 473, 334, 384, 823, 115, 172, 340 und 544 Millionen Vkark in den vollen Jahren 1307-1839._ Die Roheisenerzeugung in den Vereinigten Staaten stellt stzch für die ersten 9 Monate des laufenden JahreS auf 10� Millionen Tonnen gegen rund 20 Millionen Tonnen in der gleichen Zeit deS Vorjahres._ Hus der frauenbenegung. An die Genossinnen Deutschlands ! Genossinnen! Der Aufruf des Parteivorstandes:„An die Genossen" ist durch die Parteiprcffe bereits zur allgemeinen Kenntnis gelangt. Er weist auch auf die Situation hin, welche das Reichs- vcreinsgesctz schafft, wonach eS den Frauen aller deutscher Bundes- staaten fürderhin nicht mehr verwehrt ist, als Mitglieder in die politischen Vereine einzutreten. Daß die Genossinnen, die bisher in losen Organifationen oder in unpolitischen BildungSvereincn Zu- sammenschluß suchten, nunmehr— soweit dies noch nicht geschehen ist— ihren Eintritt in die Parteiorganisationen vollziehen, wird sicher von allen als selbstverständliche Pflicht angesehen werden. Doch noch andere Aufgaben nicht minder wichtiger Natur harren ihrer Erfüllung durch die geineinsame Tätigkeit der Genossinnen. Es gilt allerorts eine intensive Agitation zu entfalten, um die breiten Schichten proletarischer Frauen für die sozialistischen Ideen zu begeistern und sie unseren Organisationen zuzuführen. Es gilt siir die Genossinnen ferner, nach besten Kräften innerhalb' der Organisationen bei allen vorkommenden Arbeiten mitzuwirken, ganz gleich, ob es sich um Wahl-, Verwaltungs- oder sonstige Arbeiten bandelt. Bei der Neuwahl des VerwaltungskörpcrS, der AgitalionS- kommisstonen usw. sollten deshalb die Genossinnen sich recht- zeitig mit den Genossen des Orts ins Einvernehmen setzen, damit in den Vorstand und in die Kommissionen mindestens eine Genossin gewählt wird, die in Uebereiiistimmung mit den übrigen Vorstands- und KommisstoiiSmitgliedern in planvoller Weise die Sgitation unter ihren Klassenschwestern entfalten kann, die aber auch entsprechend den statutarischen Bestimmungen deS in Nürnberg an» genommenen Organisationsvorschlages die Schaffung von Einrichtungen anregt, die der theoretischen und praktischen Schulung der neu- gewonnenen weiblichen Mitglieder dienen. Im Hinblick aus die vermehrten Aufgaben der fortgesetzt er- starkenden proletarischen Frauenbewegung, die auf dem Nllrn- berger.Parteitage und der ihm vorausgegangenen Franenkonferenz gewürd'gt worden sind, ist das Frauenbureau erweitert und damit feine Arbeitsfähigkeit gesteigert worden. Die Unterzeichneten, die durch das Vertrauen der Genossinnen ans diesen Posten berufen wurden, werden natürlich ihre ganze Kraft einsetzen, sich dieses Vertrauens würdig zu zeigen. Ihre Tätigkeit kann jedoch nur dann zu einer für die Bewegung nutzbringenden werden, wenn sie allerons die treue, opferfreudige und begeisterte Untcisiützung der Genosfiimen finden. Zu dieser Unterstützung rufen wir Euch hiermit auf. Durchdrungen von der Erkenntnis, daß die proletarischen Massen nur durch eigene Kraft, durch ihre wachsende Zielklarheit und Macht im- stände sind, sich zu befreien au« politischer Rechtlosigkeit und ökonomischer Knechischaft, gilt eS nunmehr mit verdoppelter Energie daran zu arbeiten, alle Glieder unserer Klasse einzureihen in die Kadreö unserer Organisation. Vor allem müssen ivir bestrebt sein, ihnen auch die Frauen zuzuführen, die Klassenkämpferiiinen nnd Rekruten« erzteher für den Klassenkampf gleichzeitig sein sollen. Agitieren, organisieren, disziplinieren und theoretisch schulen: das fei deshalb auch fiit dieses Jahr unsere Parole. Darum Ge- nossinnen: Vorwärts I Ans Werk! Mit Parteigrutz Ottilie Baader . Berlin , 1. Oktober 1008. Luise Zietz . Die Arbeiterpresse wird um Mdruck gebeten. Die Frau und der Sozialismus. Ueber dieses Thema sprach in einer öffentlichen Fraiien« Versammlung in Friedrichsfelde die Genossin Selinger. Die Referentin entrollte in ihrem Vortrage ein treffendes Bild von der Unterdrückung und Ausbeutung der proletarischen VollSmassen, besonders der Frauen. Eine Befreiung der arbeitenden Klassen aus dem Joch der Unterdrückung sei nicht denkbar ohne die gleichzeitige Emanzipation der Frauen. Die Frau, die schon längst eine Stellung im wirtschaftlichen Leben, vor allem seit dem Emporblllhen der kapitalistischen Produktion erobert habe, hätte nun auch einen dementsprechenden Einfluß auf das öffeulliche und politische Leben zu beanspruchen. Da die sozialdemokratische Partei einzig und allein den Kamps gegen jede Untordriicknng ernsthaft 'iihre, so könne kein Zlveifel darüber bestehen, wo die Frau die Er« üllung ihrer Forderungen an die Gesellschaft zu erwarten habe. Der mit vielen Beispielen aus dem wirtschaftlichen und politischen Leben trefflich illustriert« Vortrag wurde sehr beifällig aufgenommen und hatte den Erfolg, datz eine Anzahl Neuaufnahmen bewlrlt werden konnten.
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