und schafften ihn nach der Neblerpolizei, während das schlverderletzte-Dienstmädchen nach dem nächsten Krankenhause transportiert wurde.Die Personalien deS Mannes sind noch nicht festgestellt.In Gegenwart zahlreicher Ausflügler erschost sich am Sonntagin Tegel ein unbekannter Mann. Er hatte dortselbst in einem Lokalgeweilt und eine ziemlich hohe Zeche gemacht und verließ dann fürwenige Augenblicke den Gastraum und begab sich nach dem Garten,wo er plötzlich einen Revolver aus der Tasche hervorzog und, dieWaffe gegen den Kopf richtend, sich eine Kugel in die rechte Schläfejagte. Der Tod trat augenblicklich ein. Der Verstorbene ist etwa30 bis 3ö Jahre alt, blottd und war bekleidet mit einem braunen,karierten Anzug, schwarzem steifen Filzhut und schwarzen Schnür-schuhen. Bei ihm wurde ein Toschentuch gefunden, welches E. K.gezeichnet ist. Geld oder Wertsachen besaß der Selbstmörder, dessenLeiche nach dem Tegeler Kirchhofe gebracht wurde, nicht.Ein großer Dachstuhlbrand beschäftigte die Feuerwehr gesternfrüh in der L i n d e n st r a ß e 33, Ecke der Oranienstraße. Bei denAblöschungSarbeiten, die mit zwei Schlauchleitungen erfolgten, v e r-u n g l ü ck t e n leider z w e i P e r s o n e». Die beiden Feuerwehr-Volontäre Gronwald und Döpper wurden von Stichflammenersaßt und erlitten schmerzhafte Brandwunden im Gesichtund an den Händen. Gronwald mußte die Hilfe der nächstenUnfallstation in Anspruch nehmen.Ein brennender„Kientopp" verursachte Sonntagnachmittag inMoabit große Aufregung. Auf einem Rummelplatz in dier Beussel-straße 44? sind Buden, ein Karussell und ein Kinematographen-theater aufgebaut, und diese Vorstellungen erfreuen sich namentlich anden Sonntagen eines lebhaften Zuspruches der Jugend. Kurz vorBeginn der Vorstellung geriet nun die von einem Motor betriebeneOrgel des„KientoppS" in Brand. In wenigen Minuten standder Zuschauerraum und das Zeltdach in Flammen und eine an-grenzende Bude sowie das Karussell waren stark gefährdet. AlsBrandmeister Hammer mit dem Löschzuge aus der Turmstraße amBrandorte erschien, war von dem Theater nichts mehr zu retten.Ex ließ sofort zwei Rohre in Tätigkeit treten und lokalisierte da-durch das Feuer. Von der Feuerwehr wird die Entstehung desBrandes dem Motor zugeschrieben, während der Besitzer behauptet,baß hier«in Racheakt gegen ihn verübt worden sei.Bei drin ain Sonntag bei Keller, Koppenstraße, vom 4. Wahl-kreis abgehaltenen Vergnügen ist ein Portemonnai verloren gegangen.Der Finder wird um Abgabe ersucht im Bureau des WahlvereinsStralauer Platz 1/2.Der frühere Gemeindevorsteher von Pankow, Gottschalk, hatsich gestern auf der Gensenbrücker Mühle bei Eberswalde mit einemJagdgewehr erschossen. Gründe werden nicht mitgeteilt.Herr Karl Böttcher protestiert in einem an uns gerichtetenSchreiben gegen das Urteil unseres TheaterkritikcrS über sein Schau-spiel.Freiheit'. Er wünscht lebhaft, daß ihm der Anspruch auf den„Respekt vor seiner Ueberzeuguna unter allen Umständen" gewahrtbleibe. An Herrn Böttchers.Ueberzeugung'. ganz gleich, welche erzu vertreten meint, ist in der Kritik nicht gezweifelt worden: ebensowenig werden des Autors private Sympathien für die Arbeiterschaftbestritten! sie sind ja an sich achtungswert, und wenn er sie nochextra durch politische Bühnenstücke dokumentieren zu sollen glaubt,so ist dagegen nichts einzuwenden. Etwas anderes würde es fein,wollte sich ein Autor Verdienstlichkeit zusprechen, nur weil erpolitisch„dramt". Wir vermögen weder darin, daß Herrn BöttchersSchauspiel„Ausgewiesen" seit Jahren, wie er uns schreibt.sich„der liebevollen Verfolgung der Polizei" erfreut, noch auchin seinem neuesten Opus ein Märtyrertum oder ein Verdienst umdie Arbeiterschaft zu erblicken.„Ausgewiesen" hat ebenso wenig mitdem Sozialismus zu tun wie das Schauspiel„Freiheit". Unseresozialdemokratische Arbeiterschaft ist über solche kleinbürgerlichenHorizonte längst hinausgewachsen. Ihr wird mit hohlen politischenTendenzstuckchen kein Gefallen getan. Insofern verkennt der HerrAutor den sozialistischen Geist unserer Arbeiterschaft. Sie ist durchVorträge aller Art, wie auch durch wirkliche KunstdarHiehmgen.wie solche von feiten de« Vereins„Freie Volksbühne" unddurch sonstige Veranstaltungen angestrebt werden, geschult genug,um das Gute vom weniger Guten sehr wohl zu unterscheiden.Sie muß sich mit Fug und Recht gegen Theaterstücke ablehnendverhalten, die im Grunde nur all zu bekannte politische Zeitvorgängein dramatischer Form widerspiegeln. Die Kritik über das Schau-spiel„Freiheit" verliert kein absprechendes Wort über HerrnBöttchers persönliche„Ueberzeugung". Sie wendet sich nur gegeneinen gewissen„Talmi- Sozialismus" und gegen die„Talmi-kunst", wie solche? beides in diesem Tendenzstück wieder in die Er-scheinung tritt. Der Kritiker würde ebenso auch gegen das Dramaeines parteigenössischen Schriftstellers Einwendungen machen, wenndarin das künstlerische Element unter der tendenziösen Mache stünde;denn auch mit der echtesten„Ueberzeugung" allein wird noch keineinwandfreies Kunstwerk zustande gebracht IRadrennen zu Treptow Sonntag. 11. Oktober. Die TreptowerSchlußrennen verliefen in bester Weise. Der beliebte Direktor,Herr Wille, der seit einigen Wochen einer Operation wegen inin ärztlicher Behandlung und tagS zuvor aus der Klinik entlassenwar, leitete die Nennen wieder selbst. Der Besuch war ein guter.Das 4t)Kilometer-Rennen mit Motorführung(800, 200,150, 100 M.) gewann Hugo P r z y r e m b e l in 33 M,n. 19�, Sek.vor George(1586 Meter), Wolf(2520 Meter) und Schräpel(3490 Metnlzunicf). Przyrembel warvon Beginn an erster, und die Reihen-folge blieb fast unverändert. Schräpel war, an dritter Stelle liegend,beim 27. Kilometer zu Fall gekommen, erlitt aber nur Hautabschürfungenund konnte das Rennen fortsetzen.— Jm20Kilom«ter-Rennenmit Motorführung(100, 75, 60 M.) siegte Wolf vor Weber(1035 Meter), Schräpel(1975 Meter) und Marx(2590 Meter zurück).Wolf führte durchweg; Schräpel und Marx waren infolge vonMotordefekten zurückgeblieben. Schräpel, der sein erstes Rennenbestritt, fuhr ganz achtbar.— Zwei Fliegerrennen vervollständigtendas Programm. Da» Vorgabefahren über 1200 Meter(40, 25, 16, 10 M.) gewann Trinis(70 Meter Vorgabe) vorRottntck(80), Vierck(30) und Nicoleizig(80).— Nabe al« Malmannwar im Vorlauf ausgeschieden.— Das Trostfahren über900 Meter(20. 10. 5, 5, 5 M.) holte sich Nabe vor Sterka, Helle-mann, Schmittchen und W. Treiß.Orgelkonzert. In der M a r i e n- K i r ch e veranstaltet der kgk.Musikdirektor Beruh. Jrrgang am nächsten Mittwoch das nächsteOrgelkonzert abends 7 Ve Uhr unter Mitwirkung von FräuleinKäte Hauffe(Sopran), Herrn Carl Rachö(Baryton) und FräuleinElisab. Vesser(Bioline). U. a. Phantasie und Fuge über Bach vonFr. Liszt. Der Eintritt ist frei 1 Programm mit Text 10 Pfennig.Vorort- JSacbncbtemEin Erholungsheim der Ortskassen im WestenBerlins.Die OrtSkrankenkaffm der Vororte Wilmersdorf, Friedenau.Steglitz, Zehlendorf, Tempelhof, Mariendorf, Teltow, Schmargen-dorf, Gruneivald, Dahlem und Groß-Lichterfelde sind zurzeit mitdem Plan eines Genesungsheims für erholungsbedürftige Kassen-Mitglieder beschäftigt. Dem Uebelstand, daß solche Mitglieder jetztbeim Bedarf von Landaufenthalt vielfach verwandte an kleinenOrten aufsuchen und dort unter denselben Kümmernissen leben wiedaheim, haben bekanntlich schon mehrere Ortskassen zu begegnengesucht. Die Vorstände der erwähnten Vorortskassen sind bei ihrenBerechnungen der Dresdener Ortskrankenkasse gefolgt, die auf derWettiner Höhe bei Kötzschenbroda eiste Anstalt erbaut hat, welchefich allgemeiner Anerkennung erfreut. Für die 40 000 Mit-gliedex, welche die Kassen der elf Bororte insgesamt zählen, würdenach dem Voranschlag ein Heim mit 84 Bette» in Betracht komme».Die Kosten für Bau und Einrichtung des Instituts sind auf130 000 M. berechnet worden; an Zinsen und für Unterhaltung desErholungsheims wären 20 850 M. oder pro Pflegling täglich 80 Pf.aufzubringen, wozu noch die Kosten für die Verpflegung kämen, dieman auf 1,85 M. pro Person und Tag bemessen hat.In einer Konferenz am 9. Oktober kamen die Vorstände derinteressierten Kassen dahin überein, daß mit den Vorarbeiten fürdie Errichtung des Genesungsheims unverzüglich begonnen werdensoll; es wurde zu diesem Zweck die Gründung einer Kommissionbeschlossen, in die jede Kasse zwei Delegierte, nämlich einen Arbeit-geber und einen Arbeitnehmer zu entsenden hat.Bemerkt sei noch, daß Lungenkranke und sonstige Schwerkranke.die für die Heilstätten der LandeSverstcherungSanstalt in Betrachtkommen, in daS Erholungsheim nicht aufgenommen werden.Man hofft, daß auch die Aufsichtsbehörden die Nützlichkeit desProjekts erkennen und alles tun werden, um zum Besten der Ver-sicherten dessen Zustandekommen zu fördern.Charlottenburg.„Gesunde Wohnungen für die>»inderben»itt«ltc» Klaffe» zuschaffen ist für die modernen Gemeinoen eine Aufgabe von grund-sätzlicher Bedeutung." So schrieb der Charlottenburger Ober-bürgermeistcr in einem Artikel über das„Ledigenheim", den die„Königsberger HartungscHe Zeitung" in einer Festnummer zurJahrhundertfeier der preußischen Städteordnung wiedergab. DiesesZugeständnis, das uns Herr Schustehrus in einem auswärtigenBlatte machte, freut uns ungemein. Eröffnet es doch die Aus-ficht, daß die auch m dieser Beziehung so oft geäußerten Wünscheund die wiederholt gestellten Anträge der sozialdemokratischenStadtverordneten doch noch einmal einen Erfolg zeitigen werden.Wie oft beantragten unsere Vertreter, die Stadt solle ein Woh-nungsamt. eine Wohnungsinspektion errichten, sie solle die Bau-Polizei übernehmen uno den Bau von kleinen Mietwohnungenselbst i» die Hand nehmen. Immer wurden diese Anträge abge-lehnt, in ihrer Ausführung verschleppt oder als nicht erfüllbarbezeichnet. Freilich, man hat eine Deputation zur weiteren Ver-folgultg dieser Fragen eingesetzt. Aber was hat diese Deputation,die seit dem Jahre 1900 besteht, getan? Sie ist einmal, vielleichtauch zweimal zusammengewesen, um— für einige private Bau-gescllschaften Subventionen zu bewilligen. So sah es bisher inChanottenburg mit der Erfüllung dieser„Aufgabe von grund-sätzlicher Bedeutung" aus. Es ist geradezu beschämend für eineStadt wie Charlottenburg, eine solche Frage durch die Betätigungvon privaten Baugesellschaften und Vereinen sich lösen zu lassen.Aber vielleicht wird eS nun anders, oa der Oberbürgermeisterdurch seine Ausführungen in dem Königsberger Blatt die Stadtin dieser Beziehung nach außen verpflichtet hat. Wir sagen viel-leicht. Denn ganz so glatt und schnell, wie wir eS hoffen, wird eswohl auch künftig nicht gehen und es wird noch manches Elendaus den schlechten Wohnungsvcrhältnissen geboren werden, ehe inCharlottenburg die ersten städtischen Mietshäuser gebaut werden.Dafür werden schon die Herren Hausbesitzer in der Stadtverord-netenversammlung sorgen, die ihr Vorrecht, die Hälfte der Stadt-verordnetensitze einnehmen zu könnrn, nicht ungenützt bestehenlassen.Um so notwendiger aber ist eS, den Einfluß der sozialdemo-kratischcn Stadtverordneten zu stärken. Tins mögen auch dieWähler im 5, und ö. Bezirk am Montag, den IS. Oktober, Pohlbedenken.Ein« schwere Enttäuschung bedeutet die Vorlage betreffend Ab-änderung der Bestimmungen über die Gewährung von Ruhe-,Witwen- und Waisengeld für städtische Bedienstete ohne Beamten-eigenschaft einschließlich der Arbeiter, mit der sich die Stadt-verordnetenversammlung am Mittwoch beschäftigen wird. Bei derEtatsberatung hatte der Bürgermeister eine Reihe von Aenderungenin Aussicht gestellt, die den städtischen Angestellten tatsächlich Vorteilegebracht hätten; so eine Herabsetzung de« ruhegehaltsfähigen Lebens-alters von 25 auf 13 Jahre, eine Doppelberechnnng der Kriegsdienst-zeit, eine Zurruhesetzung mit erreichtem 35. Lebensjahre ohne Erfordernisdes Nachweises der Dienstunfähigkeit, eine anderweite Berechnungder Unierbrechungszeiten, eine Beschränkung der Abrechnung dernvaliden- und Unfallrente, die Gewährung eines Gnadenquartalsei Todesfällen, die Erhöhung des MindestwitwengeldeS von250 auf 300 Mark und schließlich die Gewährung einesRechtsanspruchs. Von alledem empfiehlt die neue Vorlageso gut wie nichts, sie beschränkt sich, soweit städtische Arbeiterund Angestellte in Betracht kommen, darauf, die Voraussetzung derGewährung deö lliuhelohnö an eine mindestens zehnjährige un-unterbrochene Beschäftigung im städtischen Dienst nach vollendetem17.(bisher 18.) Lebensjahre zu knüpfen, den Ruhelohn auf stattbisher lt/e«»ach vollendetem zehnten Dienstjahr zu bemessen(waSin Berlin schon längst eingeführt ist), das Witwengeld von mindestens250 auf mindestens 300 M. zu erhöhen, statt oeS GnadenmonatSein Gnadenquartal einzuführen und den Aenderungen rückwirkendeKraft vom 1. April 1907 ab zu geben. Die gleichen Aenderungensollen für Feuerwehrmannschaften und für die städtischen Schwesterngetroffen werden.Eine gründliche Reform glaubt der Magistrat mit Rücksicht aufdie in Aussicht gestellte reichsgesetzliche Regelung der Witwen- undWaisenversorgung, die reichsgesetzliche Regelung der Pensions- undHinterbliebenenversicherung für Privatangestellte und die Reformder Invalidenversicherung in Verbindung mit der Reform derKrankenversicherung nicht vornehmen zu können. Da» nennt manSozialpolitik des Charlottenburger Magistrats, der im Rufe einersozial vorgeschrittenen Behörde steht I Wie mag es da erst inanderen Gemeinden aussehen!Schöneberg.In der Generalversammlung der hiesigen Zahlstelle des DeutschenolzarbeiterverbandeS wurde im ersten Punkt der Tagesordnung deraffenbericht vom dritten Quartal gegeben. Die Einnahmen undAnsgaben der Hauptkasse betragen 2192,74 M.. die der Lokalkasse5409,17 M. ES befindet sich am Orte ein Barbestand von 4430,38 M.An Arbeitslosenunterstützung wurden durch die Hauptlast« 887,87 M.,durch die Lokalkasse 380,34 M. bezahlt. An Krankemmterstützungbezahlte die Hauplkisse 203,70 M.. die Lokalkasse 159,30 M. AnExtrabeiträgen gingen im Quartal 122.75 M. ein,— Hierauf hieltGenosse Müller-Köln einen Vortrag über:„Einige Kapitel auSder Entwickelungsgefcbichte der christlichen Gewerkschaften". In seinemBortrage kennzeichnete der Referent unter lebhaftem Beifall dieSireikbrechertattik der christlichen Organisationen. Sodann gab derVorsitzende das von der Zahlstelle Berlin geplante Regulativbekannt. In der Debatte sprachen sich eine Reihe der Redner fürden Anschluß an Berlin aus. während von anderer Seite davon ab-geraten wurde.Lichtenberg.Mit einigen Vorlügen, die da» Interesse weiter Kreise der Ve.völkerung berühren, hat sich die heutige Sitzung der Stadt-verordnetenversammlung zu beschäftigen. So steht unter anderemein Antrag unserer Genossen auf Ausdehnung der Kranken-Versicherung auf die in der H a u s i n d u st r i e beschäftigtenArbeiter auf der Tagesordnung; ferner kommt zur Verhandlung dieVorlage eines Entwurfes über die W e r t z u w a ch S st e u e r.Maßnahmen gegen die herrschende Arbeitslosigkeit verlangt eineInterpellation unserer Genossen. Der kommende Winter macht mitseiner zu erwartenden erhöhten Arbeitslosigkeit eine umfassende In-angriffnahme von Notstandsarbeiten erforderlich. Gespannt werdendie zahlreichen Arbeitslosen sein, wieweit die bürgerliche Mehrheitder Versammlung den im Interesse der arbeitenden Bevölkerung zufordernden NotstandSarbeiten gerecht wird.Steglitz.I» unserer Mitgliederversammlung am Mittwoch referierte Ge-nosse Heinrich Schulz über dm Nürnberger Parteitag. Eng an-chließend an sein Referat in Nixdorf gab Redner den Bericht undbeschäftigte sich hauptsächlich mit der Budgetfrage. Die nachfolgendeDiskussion gestaltete sich äußerst lebhast. Genosse L e i m b a ch hieltgetreu seinem Standpunlt in voriger Versammlung die ganze Budget-frage für eine taltische und für äußerst nebensächlich. Genosse Bocklegte dar, wohin der Weg führe, wenn dem Versuch der 66 nichtenergisch entgegengetreten werde. Die bisher vernachlässigtetheoretische Aufklärung sei schuld, daß noch nicht völlige Klarheitunter allen Genossen über den prinzipiellen Klassenkampfstandpunktherrsche. Sein Schlußsatz:„Bis hierher und nicht weiter" fandlebhaste Zusümmung. In der weiteren Diskussion fanden auch dieFälle Schippe! und neuerdings C a l w e r schärfste Verurteilung.Folgende Resolution fand gegen eine Stimme Annahme:„DieVersammlung erklärt sich mit den in Nürnberg gefaßten Beschlüsseneinverstanden. Insbesondere hält sie die Budgetbewilligung für eineFrage des Prinzips und erwartet von allen Parteigenossen ohneAusnahme, daß sie sich dem hierin gefaßten Beschluß unterordnen.ES ist dies unbedingt notwendig, um die Partei in ihrem einheit-lichen Vorgehen im Kampfe gegen die bestehende Gesellschafts-ordnung nicht zu lähmen. Die Versammlung erwartet aber auch.daß in Zukunft von der Parteileitung alle zu Gebote stehendenMittel mit Energie angewendet werden, um den ParteitagZbeschlüffenGeltung zu verichaffen.Bei der Abrechnung vom 8. Quartal wurde dem Kassierer ein«stimmig Entlastung erteilt. Das Volksfest vom 18. August hat einenUeberschuß von 346 M. ergeben. DaS Mitglied S t e» n i ck e wurdeeinstimmig ausgeschlossen, da er bei der Landtagswahl sich derStimme unter nichtigen Gründen enthalten hatte. Zur Vcrminde-rung der Fluttuatio» und zur Ermunterung bezw. besseren Aufklärung der neuen Mitglieder wurde eine achtglieoerige Kommissiongewählt. 50 M. wurden dann noch für die Bibliothek bewilligt.Britz-Buckow.Tie Gcnrralvcrsiimmlung des WahlvcreinS nahm zunächst denBericht des Vorstandes vom Viertelzahr Juli bis September ent-gegen. Danach wurden in diesem Zeitraum 53 Mitglieder, darunter35 Fralicn aufgenommen, 30 Mitglieder kamen zur Abmeldung. Am1. Oktober waren im Wahlverein 309 Genossen organisiert. DieEinnahme stellte sich auf 300,30 M., die Ausgabe auf 77,03 M. Andie Hauptkaffe wurden 200,40 M. abgeliefert. Hierauf gab GenosseGrog er den Bericht vom Nürnberger Parteitag. Redner be«leuchtete ausführlich die einzelnen Punkte der Tagesordnung. Inder Diskussion, die sich bis 1 Uhr nachts hinzog, bedauerte GenosseFriedrich, daß in der Maifeierfrage kein definitiver Beschlußgefaßt worden ist. Er hätte gewünscht, daß alle Genossen,die den 1. Mai nicht durch Arbeitsruhe begehen können,verpflichtet würden, die Hälfte des Arbeitsverdienstes zuopfern, um so einen Fonds zur Unterstützung der Gemaßrcgeltenzu schaffen. Auw die Genossen Schindler und Raatz be«mangelten den Maifeierbeschluß. Genosse Schindler hält dievon Eisner und Maurenbrecher geäußerten Auffassungen überBildungssragen für die richtigen. Ebenso hätte er lieber gesehen,wenn die Resolution Frohme angenommen worden wäre. DieselbeAuffassung verwaten die Genossen Baumgarten und Raatz.Genosse Ernst bedauerte den vom„Vorwärts" angeschlagenen Ton.der den Lesern die Polemiken verleiden könnte. Eine Resolution,die sich mit den Beschlüssen des Parteitages einverstanden erklärte,wurde abgelehnt.Friedrichshagen.Das Gewerkschaftskartell veranstaltet am Donnerstag, den15. d. M., in Lerches Bürgersälen einen Lichtbildervorttag„ImReiche der schwarzen Diamanten" vom Genossen Otto Roth. DerBesuch dieses hochinteressanten Vortrages, der erst kürzlich in derArbeiter-Bildungsschule mit großem Erfolg gehalten wurde, kannden Genossen und Genossinnen nicht warm genug empfohlen werden.Wir bitten, sich baldigst mit Billetts zu versehen, da nur sovielausgegeben werden, wie Plätze vorhanden sind. Billetts ä 20 Pf.sind in den bclanvtm Bczirkslokalcn sowie bei Lerche(Rundteil)zu haben.Wilhelmsruh.In einer leider nicht sehr stark besuchten Mitgliederversamm«lung gab Genosse Grauer- Lichtenberg den Bericht vom Nürn-bergcr Parteitag. Redner behandelte in seinem ztveistülwigenVortrag ganz ausführlich die einzelnen Tagesordnungspunkte undbeschäftigte sich ausführlich mit der Frage der Budgetbewilligung.Nachstehende Resolution wurde einstimmig angenommen: Die beutetagende Mitgliederversammlung deS sozialdemokratischen Wahl.Vereins Wilhelmsruh erklärt sich mit der Resolution deS Partei,Vorstandes einverstanden und hofft, daß die süddeutschen Partei-genossen sich den Beschlüssen des Parteitages fügen tverdcn. DieVersammlung spricht aber auch die Verwunderung aus, daß dieParteimitgliedschaft eine Provokation wie die des Genossen,Calw er so ruhig entgegennimmt. Die Versammlung erivactct,daß der Genosse CaltWi sich nun auch wirklich außerhalb derPartei stellen wird.Bernau.Bericht vom Parteitag in Nürnberg und die Beschlüsse deSGewerkschaftskongresses in Hamburg, lautete die Tagesordnung derVersammlung, welche der Wahlverein in Verbindung mit demGewerkschaftskartell einberufen hatte. Genosse Düwell, welcherdiesen Bericht erstattete, hob besonder» hervor, auf welchem hohenNiveau sich die Debatten auf dem Parteitag bewegten. Punkt fürPunkt beleuchtete der Referent die Verhandlungen. Die Versammlung bekundete durch die häufige» Zustimmungskundgebungen. daßsie durchaus mit den Ausführungen einverstanden war. FolgendeResolution wurde einstimmig angenommen:.Die Versammeltenerkläre» sich mit den Beschlüssen des Nürnberger Parteitages voll-kommen einverstanden. Sie erwarten, daß alle in Bettachtkommenden Organisationen die gefaßten Beschlüsse alS bindend an-sehen und in» Sinne dieser Beschlüsse handeln"Gerichts-Teilung.2 mal 2 gleich 5?Während das alte preußische VcreinSgeseh auch die Teilnahmean einem nicht genehmigten öffentlichen Aufzuge für strafwürdigerachtete, bestimmt 8 19 Ziffer 1 de« ReichSvereinSgesetzeS:«MitStrafe bis zu 300 M., an deren Stelle im Unvermögensfalle Hafttritt, oder mit Hast wird bestraft, wer eine Versammlung unterfreiem Himmel oder einen Aufzug ohne die vorgeschriebene Anzeigeoder Genehmigung(§8 7, g) veranstaltet oder leitet." Also nurdie Veranstalter mnd Leiter sind hiernach strafbar. Nach Meinungder Oberstaatsanwaltschaft am Kammergericht in Berlin sollenaber auch unter dem neuen Recht die Teilnehmer weiter strafbarsein, und zwar deshalb, weil alle Teilnehmer als die Veranstalterim Sinne des Reichsvereinsgesetzes anzusehen wären. AllenErnstes wurde dieser Standpunkt, der den Grundsatz 2 mal 2 gleich 5auf das Reichsvereinsgesetz zu übertragen sucht, in einem Straf-verfahren wider Jahrmann, Neumann und fünf weitere Genosse»vertreten. Allerdings ohne Erfolg.Es handelte sich um einen der Prozesse aus Anlaß der großenWahlrechtsdemonstration am 12. Januar. In Torgelow(Reg.-Bez.Stettin) fand am Sonntag, den IL. Januar, eine sozialdemokra«tische Wahlversammlung statt. Um 2 Uhr kam der Referent, Stadt-ordneter Kunze aus Settin, nlit der Bahn in T. an, begab sich abernicht direkt nach dem Kautzschen Versammlungslokal, sondern nachdem am entgegengesetzten Ende de» Ortes belegenen Lokal vonKoeppen. Dort fanden sich nach und nach aus allen OrtSteilen80 bis 100 Personen ein. Diese begaben sich dann zu zwei unddrei oder drei und vier in regelmäßigen Abständen durch ver-schiedene Straßen nach dem Lokal von Kautzsch, wo die Versammlung stattfand. Der Gemeindediener ließ den Zug an sich vorüber-ziehen. Er erkannte die Angeklagten unter den Teilnehmern understattete Anzeige. DaS Landgericht Stettin verurteilte sie auf