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Genossin Roussel befürchtet von der Resolution Kmitslh Ver­wirrungen. EZ genügt nicht, den Klassenkampf zu betätigen, ohne ihn anzuerkennen. N u b a n o w i t s ch bestreitet, daß eS sich uin eine Opportnnitäts- frage oder eine Frage der Stimmenvertcilung handelt. ES ist viel- mehr eine Prinzipicnfrage und eS handelt sich darum, zu sagen, ob die englische Arbeiterparlei sLabonr Parth), welche erklärt, keine sozialistische Partei zu sein und den Klassenkampf nicht anerkennt, in die sozialistische Internationale aufgenommen werden kann. Es ist ein linterschied zwischen den Trades- Unions und der Labour Party  , welche eine politische Partei ist. Rnbanowitsch befürchtet gleichfalls von der Resolution K o u t S k y eine Berlvirruna. Jede ewustte sozialistische Partei bedarf als Basis des KlasienkampfeS. Wir wollen nicht den AuSfchlnb der Labour Party  , aber eine klare Lösung, welche dieser Partei in ihrer Entwickelnng vorwärts hilft. Hyndman   spricht gegen die Resolution Kautsky   und für den Status quo. Lenin findet die Resolution KautSkh widerspruchsvoll. Der erste Teil fei unbestreitbar, doch glaubt er nicht, daß dieLabour Party  " den Klassenkampf führt. Der zweite Teil der Resolution sei nicht aufrecht zu erhalten. Er schlägt ein Amendement vor, in dem ausgesprochen werden soll, daß die.Labour Party  " auf dem Wege zum Klassenkampf ist. Adler- Oesterreich findet die Situation im Gegensatz zu Rubanowitsch und den anderen Rednern durchaus llar: das Bureau ist sich darüber einig, daß dieLabour Party  " zuzulassen ist. Man streitet nur darum, unter welchen Gründen das geschehen soll. Es mag uns genügen, daß dieLabonr Party" sich allen bürger- lichen Parteien entgegenstellt und sich praktisch auf den Boden des Klassenkampfes stellt. Mag sie das nicht machen, wie wir wollen, so haben wir doch allen Grund, diesen Fortschritt mit Genugtuung zu begrüßen. Man möge nicht erlauben, daß Definitionen Ver- wirrungen stiften; wir haben hier praktische Arbeit zu leiste». Schließlich erklärt sich Adler für die ReiolMion Kautsky  . KautSky beruhigt die französischen   und russischen Genossen, die befürchten, daß wir allen möglichen Zersplitterungen Vorschub leisten und daß sich alle möglichen Parteien bilden und zum Anschluß melden können. Die Labour Party   ist eine sozialistische Partei, die den Klassenkampf führt und die Masse der Arbeiterklasse repräsentiert. Das ist für mich das wesentliche. Anders ist es mit den Gruppen, auf welche unsere russischen und französischen   Freunde hinweisen. Die Arbeiterpartei in England ist selbständig organisiert sie geht nur wie andere sozialistische Parteien zuweilen mit bürgerlichen Parteien behufs gemeinsamer Aktion zusammen. Doch ist sie voll- ständig unabhängig. Wir sind daher verpflichtet die Labour-Party all zuerkennen. A v r a in o r findet das Moment, daß die Labour Party   die Arbeiterniassen hinter sich habe, unzureichend und sieht in der Votierung der Resolution KautSky   eine Ermutigung für den Opportunismus. Glasier: Die englische Arbeiterbewegung ist auf dem Wege zum Sozialismus. Der Kongreß der Labour Party  repräsemierto 700000 Arbeiter, die sich dem Sozialismus an- geschlossen haben.Die Jndepcndant Labour Party" vereinigt 30 000 und die.Social Democralic Party" 10 000 Arbeiter. Es wäre ein Fehler, jetzt die Bewegung zu entniutigen. Man möge klare Situation schaffen durch die Au nähme der Resolution Kautsky  . Bei der Abstimmung wird der erste Teil der Tagesordnung KautSky  , welcher sich auf die Zulaffung bezieht, mit allen gegen drei Stimme» und bei einer Slimmenenthaltung, der zweite Teil mit allen gegen vier und bei einer Slimmenenthaltung an- gruommcu.» Die Nach mittagSsitzung wird mit dem zweiten Punkt: Die politische Lage" cröffnct. Dazu liegt die von Vaillant(franz. Sektion) eingebrachte Resolution vor, die wir hier zugleich mir dein von Adler eingebrachten Amendement, (über die UnabhängigleitSerklärung Bulgariens   und die Annexion Bosniens  ) bringen. Resolution: Wir stellen fest, daß: die englischen und deutschen   Sozialisten durch ihre SolidaritätSerklärungcn für den Frieden die französischen   Sozialisten durch ihre Agitation gegen die marokkanische Expedition die dänischen Sozialisten durch ihren Gesetzentwurf über die Abrüstung vollkommen im Sinire des Auftrages der. Jnter nationale" gehandelt haben. Wir müssen aber trotzdem darauf hinweisen, daß die Gc- fährdung des Friedens fortbesteht, der imperialistische Kapitalismus in England weuer intrigiert, die marokkanische Expedition und die damit verbundene Börsenspekulation fortgesetzt werden: ini Balkan   die Einmischung und die Aspirationen des Aus­landes mehr als jemals und nur in, Interesse des letzteren, die nationalen und religiösen Leidenschaften aufwühlen; daß in den letzten Tagen durch die UnabhängigkeitS- erklärung Bulgariens   und insbesondere die A n n e x i o n Bosniens   die Gefahr einer Störung des Friedens verichärft und nähergerückt ist; daß endlich überall die Komplotte der Regierungen, das Ueberuiaß der Rüstungen und deSMilitariL- m u S, ebenso wie die kapitalistische Konkurrenz und die koloniale Räuberei den Frieden bedrohen. Demgegenüber erklärt das Internationale Sozialistische Bureau von neuem, daß die sozialistische Partei und_ daü organisierte Proletariat die einzige Macht bilden, die wirksam für die Er- Haltung des Friedens eintritt, und daß sie eS für ihre Pflicht halten, den Frieden zu sichern. DasInternationale Sozialistische Bureau" fordert die sozia- listischen Parteien aller Länder auf, zur ausreichenden Anwendung der Resolution deS Stuttgarter   Kongresses, ihre Wachsamkeit, ihren Eifer, ihre Anstrengungen aufs äußerste anzuspannen, und eS fordert ihre Parteileitungen, ihre Parlamentssraktioncn und De- legationen auf, mit dem Sekretariat des Internationalen Sozia- listischen Bureaus die Mittel und praktischen Maßregeln zu suchen, die je nach den jeweiligen besonderen U», ständen am geeignetsten wären, den Frieden zu sichern. Vaillant verweist darauf, daß bei der Verfassung der Re- solution die diplomatischen und kapitalistischen Intrigen noch nicht bis zum gegenwärtigen Punkte gediehen waren. Es erweist sich nunmehr ais notwendig, daß die interessierten Nationen die Initiative für eine spezielle Resolution ergreifen, uin anzuzeigen, welche Aktion sie zur Verhinderung des Krieges ergreifen wolle». Molkenbuhr charakterisiert die Beweggründe und verweist auf die Notwendigkeit der Bekämpfung deS Militarismus. Seit 25 Jahren haben sich die militärischen Ausgaben in Deutschland   um eine Milliarde erhöht, die das Volk zu bezahlen hatte. Wenn das Volk durch seine öffentliche Tätigkeit die Ausgaben des Militarismus zu vermindern vermag, lverden sich auch die Chancen für den Krieg vermindern. Adler erklärt, daß die Vertreter für Oesterreich und Böhmen  für die Resolution Vaillant sind. Die von unS erwarteten Er- klärungen und Proteste haben unsere Vertreter in den Delegationen abgegeben. Dasselbe wird im ReichSrat geschehen, wo wir die Regierung zur Verantwortung ziehen werden. Wir reden hier zu allen Regierungen. Wir haben keine Lust, die Politik Franz Josefs zu machen, aber ebensowenig die Politik Abdul Hamids, der englischen oder serbischen   Regierung.. Alles was wrr tun könne», ist, unsere Regierung veranttvortlich zu inachen für die Situation, die sie heraufbeschworen hat. Was die serbische Bewegung betrifft, so sollen wir darauf hinwirken, daß sich die dortigen Genossen nicht von der Bewegung hinreißen lassen, was zu Verseh- lungen und Mißverständnissen führen könnte. Belassen wir es bei der Resolution Vaillant, zumal eine spezielle Resolution falsch interpretiert werden und ihren Zweck bezüglich der Erhaltung des Friedens nicht erreichen würde. Adler beantragt dann das Amendement über den Balkankonflikt(das wir dem Wortlaut der Resolution bereits eingefügt haben)- De Brauck vre- Belgien   erklärt sich mit der Resolution ein- verstanden, bemängelt es aber, daß die Situation, in der sich die gegenwärtige Orientfrage darstellt, nicht genügend klargelegt ist. Sollen wir uns damit begnügen, den Krieg zu verhindern? ES handelt sich um zwei Dinge: 1. um den Wunsch der Nationalitäten, sich ihre Unabhängigkeit zu erohern, und 2. um die imperialistischen Gelüste der europäischen   Mächte zur Durchführung einer kolonialen Raubpolitik. Bekunden wir unseren Willen, die Mächte an einem gewallsomen Handeln zu verhindern, aber verurteilen wir nicht die Erhebung der Nationalitäten zur Selbstäudigkeit, die ein Fort- schrilt ist. Glasier fordert von den Oesterreichern dezidierte Erklärungen angesichts der Haltung ihrer Regierung eine Forderung, die auch von Hyndman unterstützt ivird. Es sei nicht allein die Orient- frage im Spiel, sondern auch die friedenbedrohenden Beziehungen Englands und Deutschlands  . Adler: Wir können nicht die Aufgabe und den Ehrgeiz haben, die Zukunft zu prophezeien und Fragen zu lösen, die zu losen wir nicht die Macht haben. Unsere Posiiion ist eine andere gegenüber Bulgarien   und eine andere gegenüber der Annexion Bosniens  . Adler beruft sich auf die Erklärung der österreichischen Genossen in den Delegationen, die ausdrücklich die Berechtigung eines Volkes auf seine nationalen Rechte anerkennt. Auf dem Balkan  handelt es sich nicht nur um die Unabhängigkeit, son- der» um die V o r h e r r s ck a f t der einzelnen Böller. Es ist schwer, eine Formel für all die vielen Völkerstämme am Balkan  zu finden. Wir können nur jeder iu seinem Staate dafür eintreten, daß die politische Entlvickclung der Völker vor sich geht, ohne daß der Friede darunter leidet. Auf HyndmanS Anfrage, was wir tun werden, können wir nur antworten: mindestens soviel als die englischen Genossen anläßlich der Annexion Aegyptens   oder ChpernS. Die Engländer sollen dafür sorgen, daß die englische   Re- g i e r u n g auf dem Balkan   keine Intrigen spinnt. Was Bosnien be« rrifft, so meint Adler, daß Oesterreichs   Völker keinen positiven Nutzen von der Annexion haben. Die Räiimmig des Sandichak Novi- bazar beweist, daß Oesterreich nicht nach Saloniki   marschiert. Die Annexion Bosniens   wird jedenfalls, und das ist das schlimmste, da? Regime der Jungtürken   schwächen und die Konterrevolution befördern. Mehr noch freilich wird das jungtürkische Prestige durch die Unabhängigkeit Bulgariens   bedroht. A v r a ni o f f(Bulgare) sieht in der Unabhängigkeit Bulgariens  keine besondere Förderung der Arbeiterklasse. N e m e c berichtet über seine Erfahrungen in Bosnien  , das trotz seiner geringen Bevölkerung von 1 700 000 Einwohnern eine aufsteigende ansehnliche Arbeiterbewegung hat. I» Bosnien   sind drei konfessionelle Parteien mit verschiedenen Alpirationen: die Katholiken wollen die Annexion durch Oesterreich  , die Anhänger der slawischen Kirche wollen zu Serbien   und die Mohammedaner zu den Türken. Es wird also, bei allem was geschieht, immer eine Minorität geben. Dem gegenüber stehen die aufblühenden sozialistischen   Organi- sationen mit 6000 Mitgliedern. Die österreichischen Sozialisten waren stets für eine Konstitution des bosnischen   Volkes und sie werden auch weiter ihre Pflicht lun.' Van Kol(Holland  ) spricht über die Zerreißung deS Berliner  Vertrages und ihre Folgen und wünscht einen entsprechenden Zusatz zur Reiolution. Adler erklärt sich d a g e g e n für die Integrität deS Berliner  Vertrages einzutreten. Es wird hierauf die Abstimmung über die Resolution vor­genommen und zwar vorerst über das russisi�e Amendement (in dem gesogt wird, daß der Zarismus durch dre Aufnahme neuer Steuern die Situatton immer mehr kompliziert, um feine Position gegenüber der Revolution zu stärken), daS einstimmig an­genommen wird. Mit allen gegen eine Stimme angenommen wird auch der usatz Adlers(und besonders durch die Annexion Bosniens  '). erworfen wird ein bulgarisches Amendement, und schließlich angenommen das Ganze der Resolution Vaillant. Van Kol zieht sein Amendement zurück. Angenommen wird ferner die Resolution des Genoffen De Broucköre: Das Internationale Sozialistische Bureau begrüßt mit Freude den Sturz des Regimes, das, im Einberständiiis mit den Mächten. Abdul Hamid   der Türkei   so lange auferlegte: die der Bevölkerung des weiten Reiches gegebene Möglichkeit, über sich selbst zu verfügen, und endlich die Einführung der modernen Freiheiten, die dem er- wachenden Proletariat die Möglichkeit geben, im Einvernehmen mit dem Weltproletariat seinen Klassenkamps zu führen." Erledigt werden hierauf eine Reihe von internen Angelegen- heiten des Internationalen Sozialistischen BureauS, so der Antrag, regelmäßig zwei Sitzungen des I. S. B. im Jahre abzuhalten, der nach längerer Debatte nicht angenommen, sondern als Wunsch des Sekretariats zur Kenntnis genommen wird. Ein Vorschlag der ungarischen Partei, die Stimmen der Ungarn   auf 12 zu erliöhen, wird vertagt, doch werden den Kroaten 2 Stimmen provisorisch bewilligt. Der Anschluß der Soz. Partei Chiles   wird genehmigt. Der Antrag des Bureaus, wonach die Sektionen und an- geschloffenen Parteien ciiien Beitrag von mindestens 100 Fr. per Stimme zu entrichten haben, wird allen nationalen Sekretariaten zur Aeußerung vorgelegt werden. Das Verlangen einer zionistischen   Gruppe, in daS Internationale Sozialistische Bureau aufgenominen und der russischen Sektion zugeteilt zu werden, wird abgelehnt. Um V°g Uhr abends wird die Sitzung, die eine überaus ernste und intensive Beratung umschloß, vom Präsidenten A n s e e l e auf- gehoben. Ueber die der Konferenz vorangegangene Journalistenkonferenz sowie über die Interparlamentarische Konferenz vom Montag werden wir noch berichten._ Hirn der parteü Genosse Goldstciu erkrankt. Die gestrige Meldung wird leider bestätigt. Genosse Goldstein erlitt in Dresden  , wo er sich zur Teilnahme an den Arbeiten der WahlrcchtSlommission aufhielt, einen glücklicherweise leichten Nerveuschlag. Die rechte Körpcrseite ist teilweise gelähmt. Unser erkrankter Genosse ist infolgedessen nicht mehr in der Lage, an den Arbeiten in der WahlrechtSkommission und im Plenum des Land- tageS teilnehmen zu können. DaS sächsische Proletariat ist so seines einzigen Fürsprechs in der Kammer beraubt. Hoffen wir, daß Genosse Goldstein bald wieder hergestellt sein wird. Zur letzten Erklärung MaurenbrechcrS schreibt dieMärkische P o l k S st i m m e" l K o t t b u«): Die Redakteure derMärkischen Volksstimme" haben sämt­lich an der Förster Bersammlung teilgenommen und erklären übereinstimmend: Genosse Maurenbrecher hat sich in der fraglichen Stelle seiner Rede so ausgedrückt, wie sie in den Zeitungsberichten über die Förster Versammlung wiedergegeben wurde. AlleS Bestreiten ist vergebliche Mühe. Als Genosse Maurenbrecher merkte, welche HerzenSgeheimniss« er im Drange seiner Parteirctterei ausgesprochen, verbesserte er sich schnell und sagte:Freilich liegt kein formeller Beschluß dieser Kreise vor!" und fuhr dann in seiner Rede fort.-- Wir betonen noch einmal, daß Maurcnbrechcr»von den Kreisen geredet hat, in denen er verkehrt"". DieArbeiterzeitung"(Dortmund  ) schreibt: Genosse Maurenbrccher vergißt nur zu sagen, daß seine Kriegserklärung an dieMarx- Epigonen" in Wahrheit nichts anderes war als eine Kricgöcrlliirnng an die gesamte Partei selbst l Er sollte aus dieser Kriegserklärung die Konsequenzen ziehen und der Partei, deren Wesen er nie begriffen hat, nun auch äußerlich de» Rücken lehren. Mag er sie dann wieder von außen bekämpfen, wie er das früher so lange getan hat« baS wäre wenigstens ehrlich!"_ Genosse Dr. Zadel sendet uns zu der gestrigen Veröffentlichung der sozialdemokratischen Fraktion der Berliner  Stadtverordneten ver samnilnng folgende Erklärung: Die in der heutigen Nummer desVorwärts" seitens der sozialdemokratischen Fraktion der Berliner   Stadtverordneten-Ver- sammlung veröffentlichte Notiz über eine unrichtige Auskunft, welche ich den süddeutschen Parteigenossen gegeben habe, könnte den Anschein erwecken, als bezöge sich die Stelle:die er nachträglich selbst nicht mehr aufrecht zu erhalten vermochte" auf eine Erkenntnis, die mir erst jetzt, bei der Besprechung der Angelegenheit in der Fraktion, gekommen sei. Ich lege Wert darauf festzustellen, daß dem nicht so ist: Bereits in meinem ersten Schreiben an den Genossen Auer hatte ich erklärt, daß ich seine Fragen nicht mit völliger Sicherheit beantworten könne, bevor ich mich weiter informiert hätte, und etwaige irrige An- gaben in demselben berichtigen würde, nachdem ich das getan. Demgemäß habe ich wenige Tage später ein zweites Schreiben a» ihn gerichtet, welches diejenigen Punkte richtig stellte, in ivelchen ich geirrt hatte. Daß dies zweite Schreiben zu meinem aus- richtigen Bedanern zu spät in die Hände des Genossen Auer ge- langte, ist nicht meine Schuld und habe ich erst nach Schluß des Parteitages erfahre n." Nach dieser Erklärung deS Genossen Zadel  , daß er in einem Schreiben an den Genossen Auer-Müiichen bemerkt habe, er könne seine Fragen nicht mit völliger Sicherheit be- antworten, bevor er sich nicht weiter informiert habe, ist eS um so unverständlicher, daß der Brief trotzdem in der Weise, wie eS geschehen, auf dem Parteitag ausgenützt ist, zumal ihm die mizweideutigen Erklärungen desVorwärts" und von Mitgliedern des verluicr SiadtverordnetenkollegiumS entgegen- standen._ Folgenbe Zuschrift des ParteivorstanbeS wurde in einer der letzten Nummern der«Dresdener Volks- zeitung" veröffentlicht: In der Parteiversammlung deS 5. fächs. KreiseS(DreSdcn-A.), die sich mit dem Nürnberger Parteitag beschäftigte, wurde nach dem Bericht derDrcsd. VolkSztg." Nr. 231 die Behauptung auf- gestellt, daß der Parteivorftand von der Stuttgarter Ab- geordnetenkonfercnz gewußt habe und daß von einer Geheim- konferenz keine Red: fein könnte. Begründet wird diese Be- hauptung mit den Erörterungen in Würzburg   und mit der Ein- ladung des Genossen Geck. Wir stellen demgegenüber erneut fest, daß Genosse Ad. Geck in seiner Eigenschaft als badischer Landtagsabgeordneter eingeladen war. Er hat von feiner Einladung dem Parteivorftand keinerlei Kenntnis gegeben. Es war auch noch nie üblich. auf dem Umwege der Einladung eines Mitgliedes der Kontroll- kommission den Parteivorftand zu einer Konferenz einzuladen. Zweitens stellen wir erneut fest, daß auf der Würzburger  Konferenz zwar von der Einberufung einer weiteren Konferenz die Rede war, daß aber weder Zeit noch Ort dieser Kon- fcrenz in Würzburg   genannt wurden, noch später irgendeinen! Mitgliede des Parteivorstandes bekanntgegeben wurden. Da in den Versammlungen nach dem Würzburger Parteitag übrigens nicht nur in Dresden   über die Einberufung der Stuttgarter   Konferenz und über die Nichtcinladung des Partei- Vorstandes in irreführender Weise berichtet wurde, sehen wir unS veranlaßt, zur Klarstellung folgendes mitzuteilen: In einer Sitzung Stuttgarter Parteifunktio- n ä r e, die am 21. September d. I. in S t u t t g a r t tagte, wurde von einem LandtagSabgcordneten festgestellt: ES s ei von vornherein formell und aus- drücklich beschlossen worden, daß an der Kon- ferenz in Stuttgart   nur die in Betracht kom- menden LandtagSabgeordneten teilnehmen dürften und absolut niemand außerhalb dieses Kreise». Dieser Darstellung widersprach keiner der fünf übrioen anwesenden LandtagSabgeord- n e t e n,_ Parteitag der«iedcrrheinlschen Sozialdemokratie. In Solingen   fand am 11. und 12. Oktober der Parteitag der niederrheinischen Genossen statt. Besucht war er von 03 Delegierten, darunter 10 Frauen, außer- dem waren anwesend 14 Kreisletter, 8 Parteisekretäre, 6 Vertreter der Presse de« Bezirks, 2 ReichStagSabgcordnete und das AgitationS- komitee. Der Parteivorstand hatte den Genossen Ebert entsandt. Den Bericht des AaitationSkomlteeS habe» wir schon vor einiger Zeit im AuSzuge gegeben. Zunächst wurden einige Lenderungen der Organisation vor- genommen: So wurde die Zahl der Delegierten in etwas be- schränkt. Die Wahlkreise haben das Recht, drei Delegierte zu ent- senden; außerdem wird' ihnen auf jede 300 organisierte Genossen noch ein Vertreter zugestanden. Weiter wurde ei» Beschluß gefaßt, den Beitrag an das Agitation»komitee von 15 auf 10 Proz. herabzusetzen. Die Agitationsschrift.Morgenrot' müssen die Wablkreisc den Mitgliedern gratis liefern. Der Beschluß tritt am 1. Juli 1000 in Kraft. In bezug auf die Frauenorganisation wurde be- schlössen, daß die Gcnossimten monatlich 30 Pf. Beitrag zu zahlen haben, wofür ihnen die»Gleichheit� gratis geliefert wird. Die Genossinnen, welche dieGleichheit" von ihrer Gewerkschaft beziehen. bezahlen alle vier Wochen IS Pf. Die Resolution, die der Nürnberger Parteitag zur Jugendorganisation angenommen hat, wurde gutgeheißen. Der Vertreter des Parteivorstandes. Genosse Ebert. erklärte, daß der Vorstand behufö Ausführung des Nürn- berger Beschlusses mit den in Betracht kommenden Instanzen in Ver- bindung getreten fei und schon Verhandlungen gepflogen sind. Er ersuchte deShalb, vorläufig in der Frage nichts zu unternehmen, bis der Parteivorstand die Aiileitungeii. die in Kürze an die OrganisationSleiter versandt lverden, herausgegeben habe. RetchSlagsabgeordnrter Scheidemann hielt einen Vortrag über die politische Lage, unter besonderer Berücksichtigung der Reichsfinanzreform. Nach einer trefflichen Sclnldenmg der Tätigkeit der Blockparteien erklärt« der Referent, daß die Partei »nentlvegt auf dem altenKlassenkampfstandpunkt stehen bleiben müsse. SinEntgegenkommen an die bürgerliche Gesellschaft könne ntv zum Ziele führen. Der Stimmzettel sei nicht das Mittel, mit welchem wir die.politische Macht erringen werden. E« wurde eine Resolutton angenommen, wonach der nieder- rheinische Parteitag der in Nürnberg   einstimmig beschlossenen Protest­resolution gegen die Zoll- und Steuerpolitik der Retchstagömehrheit und der verbündeten Regierungen ausdrücklich zustimmt. Bei einem Rückblick auf die verflossenen Landtags- wählen kam es zu einer Auseinandersetzung über die Frage. ob es taktisch richtig war. das Z e n t r r m in den S t i ch w a h l e n zu unterstützen, wie es w einigen Wahlkreisen geschehen ist. Eine Abstimmung wurde nicht vorgenommen, ooch konnte konstatiert werden, daß die Delegierten in ihrer Majorität auf dem Standpunkt standen, es sei ein Fehler gewesen, daß unsere Wahlinänner für die Kandidaten des Zentrums stimmten. Eine ziemlich heftige Debatte entspann sich bei dem Punkt Presse. Die bekannte Haltung unseres Solinger Parteiblattes gab den Anlaß zu den Auseinandersetzungen. Sehr scharf wurden die Acußerunaen des Genossen Donath. Hagen  , oer eine Lanze für den Revisionismus brach, zurückgewiesen. Genosse Haberland- Barmen erklärte, daß sich die Parteigenossen den Beschlüssen des Partei-