Einzelbild herunterladen
 

20 000 Mark, wie sich's im daraus derstanden hatte. Beschlossen wurde außerdem die Einsetzung einer ge- mischten Kommission, die noch genauer bestimmen soll, wie der Freisinnsstolz vor Prinzenkutschen sich zu be- tättgcn hat. Die Kommission wurde sofort gewählt. Das amüsante dabei ist, daß die freisinnige Mehrheit sogar den Sozialdemokraten nach Maßgabe der Stärke ihrer Frattion zwei Sitze anbieten mußte._ Die Kirchenaustrittsvewegung liegt unseren Frommen sehr im Magen und es besteht die Absicht, die ani 17. d. M. zusammentretende Brandenburgische Provinzialsynode damit zu befassen. Was diese soll, ist nicht klar, aufhalten wird sie diesogenannte Bewegung", wie man sich in jenen Kreisen auszudrücken beliebt, sicherlich nicht. In einer in derDeutschen Tageszeitung" enthaltenen Notiz über den Kirchenaustritt lesen wir: Die von den Superintendenten der sechs Berliner Diözesen erstatteten Berichte weisen auf die zum Teil immerhin recht stark gewachsenen Austrittsziffern hin, wobei allerdings zu be- rücksichtigen ist, daß an diesen Ziffern auch die Selten einen nicht unerheblichen Anteil haben, der ebenfalls in letzter Zeit stark gc- wachsen ist; namentlich dieNcuapostolischen" entfalten eine fanatische Propaganda. Statistische Unterlagen zur Beurteilung der ganzen Frage gewähren die vom Deutschen evangelischen Stirchen-Ausschuß gemachten Mitteilungen, die seit 1881 regel- mäßig zusammengestellt werde». Danach beträgt für Berlin in den 25 Iahren von 1881 bis 1905 die Summe der Uebertritte zur Landeskirche 9731, die Summe der Austritte aus der Landes- kirche 0894. Im Jahre 1906 haben sich die Austritte aber mit einem großen Ruck sehr vermehrt, und dieser Umstand verschiebt das Verhältnis der genannten beiden Zahlen bereits derart, daß bis 1906 die Summe der Austritte(10 660), die der Uebertritte (10 340) bereits um 320 übersteigt. Im Jahre 1906 tvcrdcn nämlich 609 Uebertritte verzeichnet(127 von Juden, 435 von Katholiken, 47 aus sonstigen Gemeinschaften). Denen stehen gegenüber 3766 Austritte(22 zum Judentum. 10 zum Katholi- zismus, 3734 zu sonstigen Gemeinschaften, d. h. Selten und Sozialdemokraten). Für 1907 sind die Ziffern noch nicht ab- geschlossen. Jedenfalls verdienen sie ernste Aufmerksamkeit." Soweit wir unterrichtet sind, werden gerade in nächster Zeit die Kirchenaustritte sich sehr häufen. Zahlreiche Per­sonen, die seit Jahr und Tag innerlich mit der Kirche ge- krochen haben, werden im Hinblick auf die starke Anziehung der Steuerschraube auch seitens der Kirche veranlaßt, nun auch formell aus einer Geineinschaft zu scheiden, mit der sie schon längst nichts mehr zu tun haben. Bon den drei vermisztcn BallonsBusleh",Hergesell" und Plauen " ist jetzt der letzte Teilnehmer an der Gordon-Benett- FahrtBusley" glücklich mit seinem Führer Dr. Niemeyer und dessen Begleiter, Fabrikbesitzer Hiedemann, gerettet worden. Der Ballon ist Dienstag vormittag von einem nach Schottland gehenden Kohlendampfer aufgefischt worden. Dr. Niemeyer und Hiedemann wurden nach Edinburg gebracht, von wo sie über London nach Deutschland zurückkehren. Nachstehender Drahtbericht gibt Auf- schlutz über die Fahrt und die sehr schwierige Bergung des Ballons, der sämtliches Inventar verloren hat. E d i n b o u r g h, 15. Oktober, früh 3 Uhr 24 Minuten. Diens- tag nacht um 1 Uhr verließen wir mit dem BallonBusley" zirka 8 Kilometer westlich von Kuxhaven die Küste mit 17 Sack Ballast bei scharf auf das mittlere England zugehendem Wind von zirka 50 Kilometer Geschwindigkeit. Auf hoher See drehte der Wind plötzlich nach Norden um. Wir schienen verloren. Morgens um 5 Uhr nordwestlich von Helgoland gelang Verständigung mit einem nach Edinbourgh gehenden Kohlenoampfer. Der durch Ventilzug aufs Wasser gebrachte Ballon wurde durch starken Wind von dem Schiff weggetrieben, so daß Reißbahnzug nötig wurde zu gefahr- vollem Rettungswerk. Durch Kapitän Schacht fast entkleidet auf- gefischt. Bordbuch mit anderer Habe verloren. Der Ballon ist geborgen. Dr. Niemeher, Hiedemann. Wie nachträglich bekannt wird, ist übrigens Dr. Niemeher für eine Fahrt über See in keiner Weise ausgerüstet gewesen. Er wie seine Begleiter hatten weder Schwimmwesten bei sich noch Korlschutz für ihre Gondel, waren auch für eine längere Zeit ungenügend pcoviantiert. Die Fahrt in die Nordsee ist also ein großes Wagnis gewesen. Es findet aber darin seine Erklärung, daß Dr. Niemeyer der Annahme war, der östliche Wind, der bei der Ueberschreitung der Küste mit 13 Mcter-Geschwindigkeit in der Sekunde wehte, in Richtung und Stärke anhalten werde, eine An- nähme, die bei den herrschenden Wetterverhältnissen durchaus berechtigt war. Als Sieger für den Gordon-Bennett-Preis oder auch nur Preisträger kommen weder«Busley" noch der spanische Ballon Castilla" in Betracht, da beide Ballons nicht auf dem Lande nieder- gekommen sind. Nach den Bestimmungen für das Gordon-Bennett- Rennen gilt ein Ballon, der auf dem Meere heruntergeht, als disqualifiziert und kommt damit außer Wettbewerb. Sieger ist somit, wenn die Nachricht des Führers des Schweizer Ballons Hclvetia" Oberst Schacck, daß er tatsächlich gelandet und nicht, brecherische Extravaganzen treiben könne; Paduck freilich sagte, kein Wort, daß dieses vermeintliche Mädchen jedenfalls seine Frau war, die ihrem Manne die Einsamkeit seines pflichteifrigen Junggesellenlebens zeitweilig erheitern wollte. Paduck war eben kein Freund des Zankes; schweigend nahm er den Schein der Unkeuschheit aus sich und zog nach der Oranienstr. 109 II bei Witwe Lauer. Aber wl dortigen Bezirke gefiel ihm das Parteileben nicht. Dort waren ihm die Zahlabende zu langweilig, die Genossen zu solide; sie erledigten ihre Parteigeschäfte und gingen dann nach Hause; er aber liebte es. nach den Sitzungen mit den Parteigenossen noch zusammenzubleiben, zu plaudern und ab und zu ein Spielchen zu machen; es kam ihm auch auf ein paarLagen" nicht an. Darum bat er, im alten Bezirk weiter tätig sein zu dürfen, und die Genossen hatten Grund, diese Bitte zu erfüllen. Der Maurer August Puhlmann war seiner Sache ganz sicher; inzwischen war eS ihm. wie er erzählte, durch seinen Cousin gelungen, bei dem Rechtsanwalt Wange mann, Friedrich st r. 90, als eine Art Faktotum anzukommen, so daß er auch finanziell etwas bester gestellt war; zum Beweise dessen nahm er wiederholt Ge- legenheit, einigen Genossen, denen er besonders vertraute, zu zeigen, daß er auch blaue Lappe n im Besitze habe; ebenso habe er jetzt mehr freie Zeit und könne so auch für die Partei in erhöhtem Maße tätig sein. Nebenbei frug er auch, ob er denn nicht Bezirks- führer werden könne, um an deren Sitzungen teilzunehmen. Er zeigt eben glühenden Eifer für die Partei; früher meinte er sei er auch dumm und blind und patriotisch gewesen; als er aber aus Ostpreußen (seine Heimat, ist Dannenberg bei Ragnit ) nach Berlin kam, da seien ihm die Augen aufgegangen, und er sehe jetzt ein,� daß die Sozialdemokratie notwendig iei. Diesen Wunsch konnten ihm die Genossen nicht erfüllen; aber einen so eifrigen Genossen zieht man schließlich doch mehr ins Vertrauen. Und er war auf allen Gebieten eifrig. An den Versammlungen, denen ein gemütliches Beisammensein folgte, war er einer der eifrigsten Tänzer und gegen Damen besonders galant; wenn schließlich der Spielmann müde war, so nahm er ihm das Bandomum ab und zeigte sich als Virtuos auf diesem Instrument, die lustigsten Tanzweisen und die sehnsüchtigsten Walzer mit Gefühl vortragend. Und so sagte denn eines Abends Genosse Gn. zu einem anderen vertraulich, aber dock,� so laut, daß Puhlmann-Paduck es noch hören konnte:Du willst doch auch einen von den Revolvern haben; wir haben 500 bestellt I" O, wie da der eifrige Genofse Puhlmann seinen Hals reckte, daß die Ohren fast zu wackeln an- fingen I Aberer ließ sich nichts merken". Ein paar Abende später sagte Genosse Gn. zu ihm selber:Du, August, hör' mal, wie die Nachricht der norwegischen Schiffer lautet, ebenfalls auf- gefischt ist, sich bestätigt, der Führer des Schweizer BallonsHelvetia " Oberst Schaeck vor dem englischen BallonBanshee". Ist dieHelvetia " nicht auf dem festen Lande niedergekommen, so hat England mit Banshee" den Gordon-Bennett-Preis gewonnen. Ucber die beiden noch ausstehenden Teilnehmer an der Dauer- fahrt..Hergesell" undPlauen " fehlen leider immer noch irgend- welche Nachrichten. Ein weiteres Telegramm meldet: London , 15. Oktober. Daily Telegraph " meldet aus dem Haag, ein Luftballon, in welchem sich anscheinend eine Dame und zwei Herren befanden, sei gestern abend über der Provinz Groningen gesichtet worden, man vermutet, daß er zu den in Berlin aufgestiegenen gehörte. Bon der Straßenbahn totgefahren. Ein tödlicher Straßenbahn- Unfall ereignete sich gestern nachmittag in der F e n n st r a ß e. AlL dort der 2i/zjährige Sohn Fritz des Schleifers Lehmann aus der Fennstr. 14 über den Straßendamm lief, wurde er von einem Straßenbahnwagen der Linie 5 erfaßt und zu Boden geschleudert, Der Kleine fiel so unglücklich, daß er unter den Schutzrahmen der Elektrischen geriet. Nachdem der Wagen mit Winden hochgehoben war, wurde das Kind als Leiche hervorgezogen. Eine gemütsmenschliche Ehescheidungsannonce stellt derBer- liner Lokal-Anzeiger" auffällig an die Spitze seiner RubrikPer- mischtes". Sie lautete wörtlich folgendermaßen: Ehehindernisse beseitigt Direktor von Wcdelstädt. Luther- straße 2, billig, diskret." Es ist längst ein offenes Geheimnis, daß gewisse sindige Leute, die in Ermangelung einer anderen Erwerbsquelle das Talent zum Detektiv in sich entdecken, sich mit ganz besonderer Vorliebe in Eheaffärcn betätigen und hierbei tzn der Wahl ihrer Mittel nichts weniger als skrupulös sind. Mehrfach ist gerichtlich festgestelll worden, daß Vertreter solcher Detektivinstitute ihrp Ermittelungen nicht darauf beschränken, eine verdächtige Ehefrau beim Ehebruch zu ertappen, sondern daß sie selbst sich alscorpus delicti" her- gaben, also die betreffende Frau, die der Mann gern los sein wollte, mit allen Finessen auf den Weg des Ehebruchs führten. Eine Bestrafung des Mitschuldigen oder richtiger des am meisten Schuldigen konnte natürlich niemals erfolgen, da solche nur auf Antrag des geschädigten Ehegatten zulässig ist und hier der Ehe- mann alle Ursache hat, sich über das mit Heimtücke erzielte Er­gebnis zu freuen. Es fehlt auch vorläufig leider an einer gesetz- lichen Handhabe, um solchen traurigen Gesellen, die um Geldes willen mit Frauenehre und Familienglück spielen, das schmutzige Handlverk zu legen. Wir hoffen, daß Herr Direktor von Wcdelstädt, der sicher ein schneidiger, weltgewandter Herr und selbstverständlich Offizier a. D. ist, sich durch den recht eigenartigen Wortlaut seiner Annonce nicht mit jenen gewissenlosen Detektivs identifizieren möchte. Der Aus- druckEhehindernisse beseitigen" ist ganz dazu angetan, eine Ge- schäftspraxis zu vermuten, wie sie dem Institut hoffentlich fern- liegt. Das achtzehnte Opfer des Hochbahnunglücks, die verstorbene 20 Jahre alte Stenographistin Elise Rill aus der Lindenstraße 122, ist gestern, Donnerstag, nachmittag 5 Uhr, auf dem Dreifaltig- keitskirchhof in Martendorf beerdigt worden. Die Verunglückte, die vierzehn Tage im Krankenhaus Am Urban auf dem Schmerzcns- lager gelegen hat, war die Tochter einer Tapcziererswitwe, die sich durch Auftvartearbeiten ernährt, und seit zwei Jahren im Kaufhqus des Westens angestellt ist. Warnung vor Schwindlern. Eine Million Prospekte hat der Continentale Bank- verein in Amsterdam über Deutschland ausgeschüttet, um speziell kleine Leute zur Zeichnung auf Shares der Dahle Consolidated Mincs Co. in Colorado zu veranlassen. Um den Empfängern die Sache recht rosig erscheinen zu lassen, wird in marktschreierischer Weise darauf hingewiesen, daß die Gesellschaft mit einem Kapital von zehn Millionen Dollars begründet ist. Daß es besonders auf die Spargroschen der kleinen Leute abgesehen ist, geht daraus her- vor, daß der Preis der Aktie auf 5 MI. gestellt ist; doch werden unter 25 Aktien nicht abgegeben. Diecoulante" Gesellschaft ge- stattet dagegen gern Abzahlung. Nach den bisherigen Erkundi- gungen handelt es sich hier um ein Unternehmen, das weder in Bank- noch Börsenkrcisen bekannt ist, und das anscheinend über- Haupt nicht existiert. Der famose Vertreter des Bankvereins in Amsterdam für Deutschland , ein Herr Liebreich in Hamburg , lehnt jede Verantwortung ab, behauptet, näheres über die Firma auch nicht zu wissen und nur den Auftrag zu haben, Zeichnungen auf Anteilscheine und Geldsendungen in Empfang zu nehmen. Wie hoch er sowie die Amsterdamer Firma einzuschätzen sind, ersieht man daraus, daß sowohl gegen Liebreich wie auch gegen seine Auftraggeberin viele Anzeigen wegen Losschwindels erstattet sind. Den Vertrieb von Losen scheinen beide jetzt aufgegeben zu haben, nachdem die Polizei ihnen scharf aus die Finger gesehen und die Presse den Leuten, die nicht alle werden, die Augen geöffnet hat. Selbst amerikanische Blätter wissen nichts von der Firma mit dem pompösen Namen, auch nicht Blätter, die in Colorado-Springs er- scheinen. Mit der Förderung derSchätze" soll noch gar nicht be- gönnen sein. Ist es da ein Wunder, wenn man annimmt, das Bergwerk liegt auf dem Monde? «vir haben 10 000 Revolver bestellt, willst Du auch einen 3" Ob er einen wollte! Am nächsten Sonnabend war in der Restauration von Jordh Michaelkirchstr. 23, Geburtstagsfeier eines Mitgliedes desSpar- Vereins Adamsfonds"; auch diesem Berein war er bei- getreten und- hier übertrug man ihm vertrauensvoll das Amt des Kassierers, das er auch gewissenhaft verwaltete, wenngleich er heute noch einige MitgliederbeNräge im Besitz hat. Aber er wird Zweifel- los diese noch abführen, den» im Laufe des heutigen Tages hat er auch an den Rcstaurateur Jordy 50 Pf. zur Begleichung seiner letzten Zeche, die er zu bezahlen keine Zeit mehr fand, durch einen Dienstmann gesandt. Er ging nun zu dem Genossen Gn., um ihn abzuholen; dieser erklärte fich bereit mitzukommen. Da winkte ihm seine Frau vieldeutig zu:Du weißt doch, Du sollst doch noch nach der Seydelstraße." Richtig 1" entgegnete Gn.,«nun, August, geh' Du man voraus, ich komme dann nach." Und als er später mit Puhlmann-Paduck bei Jordy zusammentraf, erzählte er ihm lachend, wie er seiner Frau eine Nase gedreht habe; angeblich sei er ihres Hundes wegen nach der Seydelstraße gegangen, in der Tat aber handle es sich um die 10 000 Revolver, die sollen nächsten Sonnabend verteilt werden; da soll jeder Genosse zum Zahlabend noch zweipatente" Genossen mitbringen. Das war Sonnabend, den 3. Oktober. Schon am 5. Oktober war ein Schutzmann in der Wohnung des Gn. und frug in der be­kannten schlauen Weise, wo Gn. sei: ob er nicht in letzter Zeit ein- mal verreist gewesen sei; vielleicht bloß 12 Tage usw. Ein anderer Genosse des dritten Wahlkreises verreiste am 4. d. M. Schon am Bahnhof bemerkte er die bekannte Figur; er löste seine Fnhrkarte noch Kottbus; der bekannte Unbekannte ditto. In Lübben stieg unser Genosse aus und in Kottbus spähte sein Schutzengel vergebens nach ihm aus. 10 000 Revolver waren also bestellt. Selbstverständlich wurden sie wieder in der Pankstraße bei Kerfin verwahrt; deshalb stellten sich bei Kerfin und Warschowsli die bekannten Begleiter ein und sie gingen genial dabei zu Werke. Als K. u. W. sich längere Zeit in einem Laden aufhielten, kam kurz nach ihrem Weggang ein Herr. der den Laden mieten wollte. Der Schlauberger suchte aber die Ecken so auffällig ab:ob sie nicht feucht keicn," daß schließlich sogar eilt Beamter der politischen Polizei Verdacht hätte schöpfen müssen. Natürlich war der Rest der Revolver, der. nicht in der Pank- straße untergebracht werden konnte 10 000 ist ein schöner Haufen m derVorwärts"- Buchdruckerei in der Lindenstraße versteckt Der Tod im Polizeigewithrsqm. EZ wird berichtet: In einer Zelle ist gestern der 25 Jahre alte Telegraphenarbeiter Gustav Weimann aus der Stralsimder Straße 5b vom Tode überrascht worden. W. war wegen Trunkenheit ans der Straße aufgegriffen und nach dem 7. Polizeirevier transportiert worden, wo er in einer Zelle seinen Rausch ausschlafen sollte. Als später ein Beamter nach thm sehen wollte, fand er ihn tot auf. Die Todesursache wird erst durch die Obduktion im SchauhauS festgestellt werden können." Es wäre wünschenswert, zu erfahren, was die wirkliche Todes- Ursache war. Bei einem aufregenden Bootsnnfall, der sich auf der Oberspre» zugetragen hat, schwebten zwei Personen in größter Lebensgefahr. In der Nähe der Grünauer Fähre stieß ein Uebersetz-Motorboot mit einem Kahne zusammen, in dem sich ein Herr und eine Dame aus Berlin befanden. Das Fahrzeug schlug um und die beiden In- fassen wurden in die Spree geworfen. Sie verschwanden in den Fluten, kamen aber bald wieder an die Oberfläche. Den Mann- schaften des Motorbootes gelang es schließlich, die beiden Ge- fährdeten, die bereits erstarrt waren, zu retten. DaS Opfer eines schweren Unfalles mit tödlichem Ansgange ist anscheinend der 55 Jahre alte Arbeiter Hugo Scholz geworden. Sch. wurde gestern im Friedrichshain in besinnungslosem Zustande auf- gefunden und nach dem Krankcnhause am Friedrichshain gebracht, wo er aber bald nach seiner Einlieferung starb. Es wird an- genommen, daß er sich bei einen, Sturz innere Zerreißungen zu- gezogen hat, an deren Folgen er sterben sollte. Die Leiche ist polizeilich beschlagnahmt worden. Ter Arbeiter-Sängrrbund Berlins und Umgegend hielt am Sonntag in der Brauerei Friedrichshain seine Ausschußsitzung ab. Der Vorsitzende Meyer gab den Bericht über die Verhandlungen zwecks Verschmelzung der in Lichtenberg domizilierenden Gesang- vereine. Es existieren dort sechs Vereine. Wiederholt sind hier zwischen dem Bundesvorstand und den Vereinen Verhandlungen gepflogen ivorden. die jedoch zu dem gewünschten Resultat nicht führten. Während die beiden größeren ChöreFreie Sänger" mit 25 undVorwärts" mit 35 Mitgliedern für eine Gesamtverschmel. zung waren, verhielten sich die anderen vier Vereine, deren Gesamt- mitgliedcrzahl kaum 50 beträgt, ablehnend. So war es nur mög- lich, die beiden erstgenannten Vereine zu einem Chor zu vereinigen. Tie Delegierten waren einstimmig der Meinung, daß die im Januar stattfindende Generalversammlung durch Fassung geeigneter Beschlüsse hier helfend eingreifen müsse. Ausgeschlossen aus dem Bund wurdenFreies Lied", Berlin , undBruderbund". Lichten- berg. Das Stiftungsfest des Bundes findet am Sonnabend, den 12. Dezember in den Gesamtfesträumen der Brauerei Friedrichs- Hain statt. Feuerwehrbericht. Zum zweiten Male innerhalb weniger Stunden wurde gestern die Feuerwehr infolge groben Unfugs nach der Soldiner Straße auf dem Gesundbrunnen gerufen. Der Täter ist leider wiederum nicht ermittelt. Gleichzeitig erfolgte ein Alarm nach der Gitschiner Straße 38, wo Möbel. Betten, Kleider u. a. in einer Wohnung brannten. Etwas später brannten Gardinen in der Potsdamer Straße 140 und ein Klosett in der Bergmannstr. 15. Ter 1. Zug mußte in der Landsberger Straße 120 einen Brand löschen, der in einer Leimküche ausgekommen war und an Hobel- spänen schnell reiche Nahrung gefunden hatte. Ferner wurde die Wehr nach der ZionSkirchstraße 9 alarmiert, wo in einer Wasch- küche eine Tür u. a. brannte. Weitere Alarme liefen dann noch aus der Thurmstraße 27, Grünthaler Straße 52 u. a. Stelleo ein. Vorort- I�ack richten. Eharlottenburg. Stabwerordnetenversammlung. Die ungewöhnlich reichhaltig« Tagesordnung hatte zur Folge, daß die letzte Sitzung sich fast bis gegen Mitternacht hinzog. Nachdem zunächst einige unbedeutende Vorlagen ihre Er- ledigung gefunden hatten, defaßte sich die Versammlung mit der Magistratsmitteilung betreffend die Anträge der Großen Berliner und der Lerlin-Charlottenburger Straßenbahn auf Ergänzung der kleinbahngesetzlichen Zustimmung gegen die Stadt Charlottenburg . Der Berichterstatter Dr. F r e n tz e l er- klärte sein volles Einverständnis mit der Haltung des Magistrats. der, wie bereits mitgeteilt, beim Oberpräsidenten beantragt hat. die Anträge der Straßenbahngesellschaften auf Ausdehnung der er- teilten Benutzungserlaubnis und auf Abänderung vertraglich fest- gesetzter Fahrpreisbeschränkungen abzulehnen. Die Vertreter aller Fraktionen der Versammlung hatten sich auf folgenden Antrag geeinigt:Die Stadtverordnetenversammlung erklärt sich mit der Stellungnahme des Magistrats zu den Anträgen der Großen Berliner Straßenbahn und der Bcrlin-Charlottcnburger Straßen- bahn auf Ergänzung der kleinbahngesetzlichcn Zustimmung ein» verstanden und spricht die Erwartung aus. daß die zuständige In- stanz durch Zurückweisung der Anträge den Wünschen der städti- schen Behörden Rechnung tragen wird." Der Antrag wurde von dem Stadtverordnetenvorsteher unter Hinweis auf das bedrohte Selbstverwaltungsrecht der Städte begründet. Genosse Hirsch erklärte, daß die Sozialdemokraten in dem Kampfe um das Selbst- verwaltungsrecht stets voranmarschieren würden, und sprach im Aber schwierig war das Hinausbringen I Die Lindenstraße hatte nämlich wieder einmal die Ueberivachung jener Gentlemen erhalten, die wie Schafleder ausreißen, wenn man ihnen nur in die Augen sehen will. Nun hielten die Genossen eine Steigerung nicht mehr für not- wendig, sondern beschlossen, den Puhlmann abzuschieben. Zur besonderen Genugtuung Puhlmann-Poducks wurde für den Mittwoch- Zahlabend ein Vortrag des Genossen Gehrmannlieber die Sozial- demokratie und ihre innere Organisation" angekündigt.Da kann man was lernen I' hatte er ahnungsvoll zu Genosse G. gesagt. Und er lernte wirklich was. In seinem Vortrage fragte der Redner, da man über die innere Organisation dock nur im vertrautesten Kreise reden könne, die anwesenden Ge- Nossen nach ihrem Namen, und als er zu Puhlmann meinte:Und Sie sind Genosse Puhlmann?", da erhob sich Puhlmann-Paduck stolz und sagte:Ja wohl, Genosse Puhlmann." Im gleichen Moment trat aber Genosse Eugen Ernst zur Türe herein und herrschte ihn an:Ach nein. Sie sind der Kriminalschutzmann Paduck, Rathenower Straße 30 wohnhaft." Bleich und stockend versuchte Paduck zweimal sich zu verleugnen, aber umsonst I Und plötzlich machte er Anstalten zu verduften, aber spöttisch ineinte Gen. Ernst, er brauche sich nicht zu beeilen:Ihre Photographie habew wir schon!" Selbst diese wollte Paduck nicht anerkennen, umsomehr identifizierten ihn die Genossen. Endlich stürzte er, fassungslos und schlotternd, zum Lokal hinaus, begleitet von dem Hohngelächter und den gebührenden Hochachtungsbezeugungen der Genossen. Genosse Eugen Ernst hatte ihm auch noch einige Ermahnungen auf den Weg gegeben, die Paduck hossentlich seinen Auftraggebern, an die sie ge- richtet waren, bestellt haben wird. Bei seinem unfreiwilligen Abgange glich der Kriminalschutzmann Paduck ganz seinem Freunde Neumanu, als dieser nach seinem Reinfall fassungslos abschob; und doch hatte er ihn so liebevoll instruiert, wie man eS machen müsse, daß man nicht erwischt werde! Um nun unseren Genossen die Gelegenheit zu geben, die Visage deS Krimiiialschutzmannes August Paduck sich vor Augen zu führen, falls er sich in einem anderen Wahlkreise zur Aufnahme nielden sollte, sind Photographien angefertigt und eine davon ini Schaufenster unserer Expedition ausgehängt worden.