Bulow empfohlene Sparsamkeit geübt werden könnte. Sparsam-keit an den SsnfumartiJeln würde nur zur Produkt ionLeinschran-kung führen und dadurcb die Krise und Arbeitslosigkeit noch ver-schärfen.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Für Kultur-ausgaben hat das Deutsche Reich kein Geld, sondern nur fürMilitärausgaben. Datz auch die neu zu bewilligenden Ein-nahmen hauptsächlich für das Militär verwendet werden sollen,darin liegt geradezu eine Gefahr für das deutsche Volk.Die ewigen Hecrcsvcrjtärkungen werden fortwährend mit demHinweis auf die französische Rcvancheidee verteidigt. Soweit dieseRevaucheidee überhaupt noch existiert, lasch sich ihr durch vcrstän-dige Lösung der elsatz-lothringischen Frage der Boden entziehen,(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Statt Elsaß-Lothringcnals unterworfene Provinz zu behandeln, soll man dem LandeSelbständigkeit gewähren. Das würde auch versöhnlich auf dieFranzosen wirken.(Aha! uno Hchterkeit rechts.) Eine solche �Selb»jtändigleit lägt sich sehr wohl im Rahmen des Reiches gewähren.(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Die Staatsform desneuen Bundesstaates Elsah-Lothringen müßte republikanischsein.(Lachen rechts.) Wir haben doch schon Republiken imDeutschen Reiche: die Hansastädte.(Sehr wahr! bei den Sozial-demokraten.) Die clsaß-lothringische Bevölkerung und nicht etwadie dortige Sozialdemokratie zieht die republikanische Form sichereiner Hohcnzollernschen Lccunäo genitur(Nebenlinie) vor.(Leb-hafte Zustimmung bei den Sczialdemokraten.) Eine solche Lösungder Frage würde Elsaß-Lothringen viel vorteilhafter sein als derja übrigens gar nicht in Betracht kommende� Rückfall an Frank-reich. Die wirtschaftlichen Beziehungen verweisen Elsaß-Lothringenan Teutschland. Da allseitig betont worden ist, daß wir Friedenund Freundschaft mit England halten wollen, und da Rußlandvöllig kriegsuntüchtig ist, kann bei einer einigermaßen verständigenFührung der auswärtigen Politik von einer Kriegsgefahr keineRede sein, und eine Beschränkung der militärischen Ausgaben er-scheint somit durchaus als möglich.Die andere Seite der Finanzlage istdie Verteilung der Steuer».Eine gesunde Finanz- und Sozialpolitik erfordert, daß dieHauptlasten an der Erhaltung des Staates den Besitzendenauferlegt werden, die am meisten an der Erhaltung des Staatesinteressiert sind.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Dervon der Denkschrift als Autorität herangezogene� Herr Stein-mann-Bucher hat die jährliche Vermögenszunahme in Deutschlandauf 14 Milliarden berechnet. Wenn also— was wir bestreiten—wirklich 500 Millionen neuer Steuern nötig sind, so lassen sich dieseahne Säiwierigkeit durch Besteuerung der jährlichen Vermögens-zunähme mit 8% Proz., also wahrlich keiner unmäßigen Besteue-rung(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten) aufbringen. Abervon einer solchen Besteuerung des Besitzes wollen die herrschendenKlassen nichts wissen. Lieber besteuern sie die Genußmittel deskleinen Mannes, ein Getränk wie das Bier» und benutzen dasBranntweinmonopol, um neue Liebesgaben herauszuschlagen.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Die Leute gerade, dieetwas nachlassen, jammern über die Nachlaßsteuer als eine„urt-ethische Steuer"; durch indirekte Steuern das Volk zur Unter-ernährung zu verurteilen, oas erscheint ihnen aber nicht als un-moralisch.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.)In Anlehnung an Adolf Wagner hat der Reichskanzler hiereine schöne Rede über Steuerfilzigkeit gehalten. Der Reichs-kanzler hätte seine Rede an die R ech t e richten sollen, dort floriertdie Steuerdrückebergerei.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.)Ein kurzes Wort über die Matrikularbefträge. Wir wendenuns gegen die Bindung der Matrikularbeiträge und den Erlaßder gestundeten Matrikularbeiträge, tocil diese Beiträge das einzigeMittel darstellen, die Bundesstaaten und ihre Vertreter im Bundes-rat zur Mitwirkung an einer sparsamen Reichspolitik zu erziehen.Die Frage der verfassungsmäßigen Garantien gegen das prrsSa-liche SIcgimentsteht in engster Beziehung zu der Finanz frage. Wenn Herr Erzberger in einer energischen Wahrnehmung des Budgctrechts desReichstages bereits genügende Garantien sieht, so hat er durchseinen Hinweis auf die verschiedenen Reichstagsauflösungen.namentlich die letzte, sich selbst widerlegt. Es muß dafür gesorgtwerden, daß in Konfliktsfällen der Reichskanzler und nichtder Reichstag zu gehen hat.(Sehr richtig! Bei den Sozialdemokraten.) Demokratische Einrichtungen im Reiche sind die einzigeGarantie gegen den Absolutismus und gegen eine volksfeindlicheFinanzwirtschaft. Dem heutigen System bewilligen wir keinenMann und keinen Groschen!(Lebhafter Beifall bei den Sozial.demokraten.)Abg. Preist(Elf.) wendet sich gegen die Benachteiligung ElsaßLothruigens durch die Brausteuer.Abg. Dr. Arendt(Rp.):'Durch die Rede deS Herrn Emmel istdie Debatte auf ein tiefes Niveau herabgedrückt worden.(Lachenbei den Sozialdemokraten. Zuruf: Sie sollen es wohl wieder hochheben? Heilerkeit.) Die bisherigen Debatten erinnern leider mehran den Reichstag von 1903 als an den von 1907. Wieder hat manversucht, bei nationalen Forderungen Fraktionsforderungen durch-zusetzen. Aller ich hoffe, oaß die Linke sich die Folgen einer Politikvergegenwärtigt, welche die Grundlage der Verständigung in Fragesteht. Den Ausführungen des Grafen Schwerin muß ich michdurchaus anschließen; sie enthielten keine Drohung, sondern nurdie wohlwollende Mahnung«nes Freundes.(Große Heiterkeitlinks.) Ich verstehe übrigens nicht, was die Freisinnigen, die dochnur eine kleine Minderheit sind, von einem konstitutionellen Systemerwarten!Wir alle sind einig darüber— natürlich mit Ausschluß derSozialdemokraten— daß die großen Genußmiftcl der Massenstark herangezogen werden müssen. Ebenso sind wir einig, daßauch der Besitz stark herangezogen werden muß. lieber die Artder Heranziehung der Genußmittel und des Besitzes gehen unsereMeinungen noch auseinander. Aber wo ein Wille ist, ist auch einWeg, und ich hoffe, wir werden diesen Weg in der Kommissionfinden.(Bravo! rechts.)Ter Redner geht dann auf die Nachlaßsteucr ein, die er verwirft. Weiter polemisiert er gegen die Ausführungen der Ab.geordneten Emmel und Südekum: Die Wohnungspreise in Frank.reich sind stärker gestiegen als in Deutschland, wenn Südekum auchdas Gegenteil behauptet. Die Zivilliste der deutschen Fürsten bc-trägt nach Südekum die Zinsen von einer Milliarde Mark. Nun,die GewerkschaftSbeiträge sino die Zinsen von 2 Milliarden Mark.Herr Emmel nennt die Gewerkschaften eine Sparkasse der Arbeiter.Da mutz man doch daran erinnern, daß ihre VerwaltungßauS-gaben 41 Proz. der aa"Skn Ausgaben betragen. Das ist eine etwasteure Sparkasse.(Sehr richtig! rechts.) Gefreut habe ich mich,wie Herr Südekum von seinem Freunde Calwer sprach, den seineParteifreunde uns schenken wollen. Man kann bei der Inquisitionder sozialdemokratischen Partei nicht wissen, ob nicht auch HerrSüdekum uns noch einmal geschenkt wird.(Heftcrkeit.) DerRedner wendet sich dann noch einmal an die Freisinnigen undbittet sie mitzuarbeiten an der Finanzreform: sie sei notwendigfür die EntWickelung des deutschen Vaterlandes.(Bravo! rechts.)Abg. Hilpert(baher. Bauernbund) verlangt, daß vor allem dieBesitzenden zur Durchführung der Finanzreform herangezogenwerden, will jedoch auch indirekte Steuern zulassen, freilich nicht inder von den verbündeten Regierungen vorgeschlagenen Form. DerRedner kritisiert dann die einzelnen vorgeschlagenen Steuer-Projekte, bleibt auf der Tribüne aber unverständlich.Damit schließt die Diskussion. Es folgenpersönliche Bemerkungen.Abg. Dr. Müller-Meiningen(frs. Vp.): Mit Herrn Erzbergerwerde ich mich wegen seiner Aeußerungen über Eugen Richter/beianderer Gelegenheit auseinandersetzen.Abg. Erzberger(Z.): Ich erwarte diese Auseinandersetzungmit Ruhe, bitte Herrn Müller-Meiningen aber, mick dabei nichtanzudichten.(Gr. Heiterkeit.)Abg. Dr. Müller-Meiningen(frs. Vp.): Eine so prosaischePersönlichkeit wie Herr Erzberger kann auch mich nicht zu einemdichterischen Erguß begeistern.(Heiterkeit.)Abg. Dr. Südekum(Soz.): Herr Arendt hat meine Bemerkungüber den Preis der Wohnungen in Frankreich damit zu widerlegengesucht, daß er sagte, im„Vorwärts" habe gestanden, in Parisseien die Wohnungspreise im letzten Jahrhundert erheblich ge-stiegen.(Heiterkeit.) Ich weiß nicht, inwiefern er dag für beweis-kräftig hält, da ich mich nicht auf Paris, sondern auf Frankreichwerden" einer Kom-bezogen habe.Die Vorlagen zur ReichsfinanzreformMission von 28 Mitgliedern überwiesen.Die Tagesordnung ist erschöpft. iNächste Sitzung: Montag 1 Uhr.(2. Beratung der Gelverbe-ordnungsnovelle.)Schluß 4 Uhr._Huö der Partei»Gemeindewahlcn.Mülheim a. Rh., 28. November.(Privatdepesche des„Vorwärts".)Bei der Stadtratswahl, die heute endete, erhielten die sozial-demokratischen Kandidaten 2241—2257, die des Zentrums2681—2694, die der Liberalen 751—786 Stimmen. Es findet alsoStichwahl zwischen Sozialdemokratie und Zentrum statt. Im Jahre1906 erhielten die Sozialdemokraten 940, das Zentrum 1881, dieLiberalen 751 Stimmen.»In Aplerbeck bei Dortmund erzielte die Sozialdemokratieeinen glänzenden Wahlsieg. Ihre beiden Kandidaten siegten mit332 Stimmen über die vereinigten bürgerlichen Parteien, die eS nurauf 260 Stimmen brachten. Ebenso erfolgreich war. die Partei imnahen Berghofen, wo unsere Genossen 183 Stimmen auf-brachten, das Zentrum 81 und die Nationalliberalen nur 23 Stimmen.In Oerlinghausen(Lippe-Detmold) siegten bei'den Gc-memdeausschußwahlen der dritten Klasse die sozialdemokratischenKandidaten mit 161 und 156 Stimmen gegen 109 und 87 Stimniender Bürgerlichen.In Roth a. S.(Bayern) wurden zwei Sozialdemokraten undein sozialdemokratischer Ersatzmann gewählt.In Pasing(Bayern) wurden zwei Sozialdemokraten gewähltIn Kamenz(Sachsen) zieht der erste Sozialdemokrat insStadtverordnetenkollegium ein.Bei den Gemeindewahlen in der Stadt Gößnitz(Sachsen-Altenburg) und in Kauerndorf— einer Vorortgemeinde inAltenburg— hat der Reichsverband neue Niederlagenerlitten. In beiden Orten leitete der Reichsverein, der mit demReichsverband identisch ist. die bürgerlichen Wahlen.— In Gößnitzeroberte die Partei ein Mandat mit 128 gegen 112 Stimmen.Ebenso fiel der Partei das Mandat für.den Ersatzmann mit 134gegen 118 Stimmen zu.— In Kauerndorf, wo die Partei einMandat inne hatte, erhielt unser Kandidat 182 Stimmen gegen 90des Reichsverbaiides. Die Partei eroberte hier gleichzeitig diebeiden zur Wahl stehenden Mandate der Ersatzmänner mit 167Stimmen. Damit fällt der Partei ein weiteres Mandat zu, dasbisher die Reichsverbändler inne hatten. In beiden Orten hatte derReichsvtrband sicher auf den Sieg gerechnet.In Pirna wurden zum ersten Male drei Sozialdemokratenin die Stadtverordnetenversammlung gewählt. Die sozialdemo-krattsche Stimmenzahl stteg von 142 im Jahre 1906 auf 553In Ronsdorf(Rheinland) siegte die sozialdemokratische Listein der dritten Klasse.In S ch w a r t a u bei Lübeck unterlag die Sozialdemokratieund verlor ihre Sitze in der Gemeindevertretung.In Mllhlhausen i. Thür, erzielten die sozialdemokratischenKandidaten 614—640 Stimmen gegen 1069—1035 der BürgerlichenMandate haben unsere Genossen also diesmal nicht erboert, doch istihre Stimmenzahl gegen die vorige Wahl erheblich gestiegen.Soziales»Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten.Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten hat kürzlich eine dankenswerte Einrichtung getroffen,welche breiten Schichten der Provinzbevölkerung wissenschaftlicheAufklärung über die Gefahren der Geschlechtskrankheiten in ein-dringlicher Weise zu vermitteln bestimmt ist. Auch bisher habenwohl die Krantenkaffenverbände und größeren Krankenkassen abund zu für ihre Mitglieder Vorträge aufklärenden und belehrendenInhalts veranstaltet. Jetzt aber, ausgehend von der Erfahrungstatsache, daß das Bild, da? Anschauungsmaterial eine eminentwertvolle Unterstützung deS gesprochenen Wortes bildet, versendetdie Gesellschaft an die Krankenkassen leihweise für mehrere Tageihre Sammlung von Vkoulagen, Bildertafeln, statistischen Tabellenzum Zwecke der Ausstellung und der Abhaltung von DemonstrationsVorträgen an Hand der ausgestellten Sammlung. Die Abhaltungder Demonstrationsvorträge haben bisher durch Bermittelung derärztlichen Bezirksvereine gewöhnlich ortseingesessene Aerzte übernommen.Zur Gntwickelung der Fideikommisse(einschließlich der HauSgüter)in Preußen.a) Vermehrung des gebundenen Besitze«:Im Jahre 1890 bestanden 89 Fideikommisse(je über5000 Hektar Fläche)— 1,3 Mill. Hektar, 343(je unter 500 Hektar)77 009 Hektar.Im Jahre 1903 betrug die ganze im Fideikommiß befindlicheFläche bereits über 2197111 Hektar.Davon 0,6 Proz. unter 200 Hektar, 3,3 Proz. bis zu 500 Hektar.7,9 Proz. bis zu 1000 Hektar, 88,02 Proz. über 1000 Hektar.Die Flächenausdehnung betrug im Jahre 1900(1119 Fideikommisse) 2 181000 Hektar. 1904 2 234 000 Hektar. 1905 2 360 000Hektar.Im Vergleich zum Gesamtareal deS Staates 6.4 Proz.(inBayern waren 1906 von 100 Hektar Areal 2,3 Hektar fideikommissanschgebunden).84 Fideikommisse umfaßten allein 717 993 Hektar(durch-schnittlich 20 000 Hektar).Ostpreußen<7 östliche Provinzen) zählte l48 Privat-b e s i tz e r mit über 5000 Hektar(65 sind Fideikominißbesitzer),44 Private mit über 10000 Hektar(darunter 24 Fideikommiß-besitzer).Die Provinz Schlesien enthält mehr als ein Viertel derpreußischen Fideikommißfläche(14,59 Proz. der ganzen schlesischenProvinz war 1903 gebundene Fläche, mehr als 8 Proz. über denLandesdurchschnitt gegenüber zum Beispiel Hannover und Rhein-land 2 bezw. 2,69 Proz. Soweit der Fideikommißbesitz in einzelnenKreisen besonders stark ist, stehen an der Spitze: Wernigerode mit56,74 Proz., Pleß 41.8 Proz; in 33 preußischen Kreisen nimmtder Fideikommiß mehr als 20 Proz. der Gesamtfläche ein. Vergl.Reibnitz. Fol. 17 ff.)b) Einzelproben(nach Professor Conrad 1908. Grundriß derpolittschen Oelonomie. Seite 91):Für st Pleß besitzt in 78 Gütern 60 850 Hektar(83,5 ProzentFideikommiß). Fürst H e n ck e l l v. Donners marck-Neudeck34 Güter— 25 189 Hektar(nur Fideikommiß). Prinz Hohen-lohe-Jngelfingen 23 Güter— 28 751 Hektar(lauter Fidei-kommis). Herzog von Ratibor 54 Güter--- 33 090 Hektar(lauter Fideikommiß).c) Der adelige und der bürgerliche Besitz:Im Jahre 1895 zählte Preußen 1015 Fideikommisse und HauSgütermit 939 Eigentümer»; davon 23 Inhaber mir 201077 Hektarenaus Regentenhäusern, 41 mit 326814 aus dem Standes-a d e l, 20 mit 229 761 aus sonstigen Für st e n geschlechtern, 210mit 733 866 Hektaren aus gräflichen Familien, 525 mit 589 013Hektaren vom sonstigen Adel und 90 mit 37821 Hektaren ausbürgerlichen Familien.ä) Der befor stete Fideikommiß:Während in den übrigen Bundesstaaten mehr als die Hälftedes gebundenen Besitzes Wald enthält, bleibt Preußen etwas unter50 Proz. Die erwähnten 6,1 Proz. Fideikomrnißflächen tragen zu3,5 Proz. Wald. Bayern bei 2,3 Proz. eine Waldfläche von 1.3 Proz.In 6 Provinzen und 12 Regierungsbezirken ist mehr als die Hälftedes preußischen Fideikommisses mit Wald bepflanzt. Unter derDurchschnittsbewaldung des Staates, 23,72 Proz., bleibt nur dieProvinz Schleswig-Holstein(13,53) und drei Regienmgs-bezirke(Stettin, Stralsund, Aurich). Einzelbeispiele: Kreise Adelnau(85,97 Proz.), Wernigerode(3l.99>, Pleß(79.70), Fideikommiß-waldfläche. Die größte Fideikommißwaldfläche hat der Kreis Pleß.e) Die EntWickelung der Waldnutzung:In Preußen waren von der Fideikommißfläche Wald 1396 46,1,1897 46,1, 1898 46,1, 1899 45,9, 1900 45,8, 1901 45,8, 1902 46,0,1903 46,1, 1901 46,3, 1905 46,4 Proz. In Bayern tvaren1896 von 163 914 lm Fideikommißfläche bewaldet 9217118981900190219041906164 353 ha167 710 ha169 126 ha171 047 ha174 747 ha92 53393 28894 31695 15295 925AuS der Provinz Posen.Preußen„germanisiert" auf seine Weise die unglückliche ProvinzPosen, verwendet alljährlich Millionen von Mark ganz zwecklos,um„Bildung und Wohlstand" zu verbreiten. Und das Resultat?Der soeben erschienene Bericht der Landesversicherungsanstalt„Posen" für das Jahr 1907 beleuchtet die sozialen Verhälmisse derarmen Bevölkerung dieses Bezirkes und bringi uns wider Willen einBild des Elends. Wir haben schon bei Besprechung des Bericht-der Landesversichenindsanstalt„Pommern" unlängst auf die großeArbeilerflucht dortselbst hingewiesen. Der Umtausch der OuittungL-karten bewies, daß 34 000 Arbeiter nach Pommern auswanderten,dagegen doppelt mehr, 71000 das Land verlassen haben. DerBericht der„Pomniern" hatte keinen erklärenden Text für dieseZahlen. Erfreulicherweise verfährt der Bericht der Anstalt„Posen"anders und erläutert, wenn auch in Notwehr, ihre Zahlen, die sich„sehen lassen können" 1 1 Hier ist das Elend, die Landfluchtnoch weit größer als in Pommern INach der Aufstellung des Berichts wurden fremde Jnvalidenkartenan die betreffenden Versicherungsanstalten im Jahre 1907 ins-gesamt 35 764(gegen 23 1 12 im Jahre 1906) übersandt, dagegen101886 eigene Karten(102 213:1906) dagegen eingetauscht. DieAuswanderung ist also dreimal stärker als die Einwanderung.Wieder sind es die Industrie bezw. die Großstädte, die den Stromder„Sackisengänger", wie sie der Bericht selbst bezeichnet, aufnimmt.Dafür einige Zahlen:ES sind Kartenübersandt an die eingegangen von derVersicherungSanstalltVerlin....Brandenburg.,Rheinprovinz..Westfalen...Königr. Sachsen.Hansastädle..17 323 Stück28 2öZ10 362.9 6312 1272386„1 328 Stück5 175„733..1287..711»311„Diese Zahlen reden lDa die Zahl der Invalidenrenten in„Posen" ständig anwächst,so bereiste die berühmre Kommission von Verlin die Provinz umdie Ursachen dieser Belastung zu„ergründen". Wäre der lumpigeReichszusckmß von 50 M. zur Jahresrente nicht vorgeschrieben, da-„schöne Geld" in Berlin nicht für„andere Zwecke nötiger" zubrauchen, so hätten wohl die hohen Herrschaften nicht die 21 Stab:-und Landkreise extta besucht. Interessant ist es auch, daß zur Reich:-kommiision sich auch der„Freund" der Ortskrankenkasseu. der Gc-Heime Oberregierungsrat Dr. Hoffinann gesellte, ovschon dieser hoheHerr dem Handelsministerium zugeteilt ist! Man hieitfürchterliche Musterung I Es wurden von diesen„Sachverständigen"laut Bericht 215 Rentenakten nachgeprüft und hiervon— 221 beanstandet. Die Arztgutachten ieien„mangelhaft" ausgefüllt,„esfehle in der Regel die Angabe der Körpergröße und des Körpergewichtes; die Alterserscheinungen seien oft in ihrer Wirkungauf die Leistungsfähigkeit überschätzt worden usw. Allen Respekt vordiesen„Feststellungen"! Danach drängt sich hier die Frage auf: wiegroß und wie schwer darf ein Invalide überhaupt wohl sein,um seine 12,50 M. pro Monat Rente einsacken zu dürfen? Dasmüßte„amtlich" festgelegt iverden, damit die unteren Organe derVerwaltung sich danach richten können! Die Rentendrücker schlugennoch vor. daß ein V e r t r e t e r des V o r st a n d e s der Veisicherungs-an statt an den Sitzungen der unteren Verwaltungs-Behörde teilnehmen müsse! Außer dem Assessor des Landralesnoch eine zweite Ueberwachung! Ferner sei eine„Verstärkungder Kontrolle der Rentenempfänger" dringend not-wendig I Alles— wegen 50 M. Reichszuschuß und 12,50 M. Rentepro Monat IDie angegriffene Versicherungsanstalt verteidigt sich nun wiefolgt:„Die Schwierigkeiten bei der Feststellung der für dieBeurteilung der Reiitenanträge erheblich tatsächlichen Verhältnisseseien im Bezirk der Provinz Posen größer als anderwäns, daßdies z, Teile in der geringen Bildung derGemein.«Vorsteher, die häufig auch der deutschenSprache nicht genügend kundig sind, seinen Grund habe."„DasInteresse, das die.Gemeinde als Armenunter-stützunASbehörde an der Reittengewährung habe, stelle sicheiner unparteiischen Aufklärung der Talsachen hinsichllich derLeistungsfähigkeit deS Renteubewerbers häufig hemmend entgegen!"Mehr Bildung ist natürlich auch den Bürgermeistern in anderenBezirken dringend zu wünschen und gehen die Pläne der.Germanisalio»" in Erfüllung, dann werden die Bürgermeister allereines— Preußendeutsch schnarren! Aber eine weitere ver-schlechterung des Gesetzes würde eS bedeuten, wenn man den Vor-schlagen der Verstcherungsanstalr folgen würde, die Renten-Vorbereitung in„unparteiische Hände" zu legen, weil die Gemeindenso interessiert sind. Besser gefällt uns schon die Schilderung dersozialen Berhältnisse diese« Bezirkes. Eö heißt darüber:„DieZahl der Renten im Bezirk ist aus die u n g ü n st i g eAlterögruppierung der Versicherten zurückzuführen, dieich aus der ständigen Abwanderung der jungenGräfte nach dem Westen ergeben." Als Hauptgrund wurdeerner„die allgemeine ungünstige wirtschaftlicheLage", schlechte Ernten, der Rückgang derJndustrieund die dadurch verursachten schlechten Arbeitsgelegenheiten besondersin den östlichen ärmeren Provinzen, in dem„ver-tärkten Drängen nach Renten' angegeben l Der Grund'ür die hohe VerhältniSzahl liege auch„in der Sachsen-gängerei": Die Sachsengänger kehrten dann später, krank ge-worden, in ihre Heimat zurück um Rentenaiittäge zu stellen.Schließlich versichert der Bericht, daß auch der Borstand seineSchuldigkeit" getan habe, denn eS wurden im Berichtsjahre von denbeantragten Renten nur 65 Prozent bewilligt und 42 Pro'z.abgelehnt, während andere Anstalten durchschnittlich 76 Proz.bewilligen. Weshalb also die Klagen? Arme Invaliden in Posen!Man gönnt ihnen nicht einmal diese Hungerrente)