St ockes, die sich Mlf ihre Frömmigkeit so biet zugute tut. rechtcharakteristisch. Das ist praktisches Christentum l—Die Gesättigte»».Wie in allen Städten Ostpreußens herrscht auch in Jnsterburgseit fast einem Jahr in den meisten Berufen Arbeitslosigkeit undinfolgedesien große Not in manchen Arbeiterfamilien. In der Stadl-verordnetensitzung am 11. Dezember wurde nun ein vom Jnster-burger GewerkschaftSkartekl gestellter Antrag beraten, der verlangt,die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:a.) Aus allgemeinen Mitteln unverziiglich größere Notstands-arbeiten vornehmen zu lasten,b) Mittel bereit zu stellen zur Unterstsitzung derjenigen Arbeits-losen und ihrer Familien, welche bei Noistandsarbeiten nicht be-schäfligt werden können, desgleichen ist für Speisung der Kinderder Arbeitslosen in den Schulen mit warmer Nahrung Sorge zutragen. Diese Unterstsitzungen dürfen nicht als Armenunterstsitzuilggellen und nicht den Verlust politischer und bürgerlicher Rechte zurFolge haben.Unterzeichnet war dieser als„dringlich� bezeichnete Antrag vondem Vorsitzenden des„Kartells der Freien Gewerkschaften".In der Debatte über diesen Antrag bemerkte der Oberbsirger-meister Dr. Kirchboff, daß ihm von einem Notstand und einerArbeitslosigkeit nichts bekannt wäre; denn sonst hätten sich Arbeiterzu Waldarbeiten im Stadtwalde bei ihm gemeldet. Ein pensionierterSteuerinspektor bezeichnete den Vorsitzenden des Kartells als arbeitS-scheuen Menschen. Ein anderer Stadtverordneter, der meinte, derGrund, weshalb sich für die Arbeiten im sieben Kilometer entferntenStadtwalde leine Arbeiter melden, läge wohl daran, daß viel zutvenig Lohn gezahlt werde, wurde einfach ausgelacht.Bewilligt wurde nichts. Der Antrag wurde dem Magistrat zurErwägung überwiesen. Gleich darauf wurde aber ein vom Magistratgestellter Antrag, ein Darlehen von 110 583,82 M. aufzunehmen.» zum Umbau des GesellschaflshauseS, in dem die sogenannte bester«Gesellschaft ihre Feste feiert, ohne Debatte bewilligt.Zu bemerken ist noch, daß Arbeiter, welche die vom Oberbürger-meister erwähnten Holzschlagarbeiten im Stadtwalde ausgeführthaben, in zwei Wochen nur 12 M. zu verdienen vermochten undtäglich bis zur Arbeitsstelle 14 Kilometer zu Fuß zurücklegenmußten.—_Die Fremdenlegionäre.Die offiziöse„Köln. Ztg." schreibt:„Im Znsammenhang mitdem Streich der SO Fremdenlegionäre in Südoran ist wiedervon einem Verein gegen die Fremdenlegion die Rede, der in Kölnoder Aachen seinen Sitz haben soll. Eingehende Ermittelungen habenergeben, daß von einem solchen Verein weder in Köln noch in Aachenetwas bekannt ist. Selbstverständlich haben die deutschen Be«Hörden mit den als Förderern dieser Bestrebungen genanntenPersönlichkeiten nicht das mindeste zu tun, wofür, ganz ab-gesehen von politischen Bedenken, triftigste Gründe der«schiedener Art vorliegen."Ob in der Tat ein solcher verein nicht besteht, darüber wollenwir weiter nicht rechten. Festzuhalten ist aber, daß die deutschenBehörden versprechen, sich in die Angelegenheit der Fremdenlegionnicht eingemischt zu haben.—_Die Balkankrise.Der Boykott.Konstantinopel, 19. Dezember. Nach der gestrigen Ankunft desösterreichisch-ungarischen Lloyddampfers in Avlona kam eS beimTransport der österreichisch-ungarischen Post zu Ausschreitungenund Tätlichkeiten. Jnsolgedessen erhob der Botschafter Mark-gras Pallavicini bei der Pforte ernst« Vorstellungen.Italien.Eine Bcamtenmaßregelung.Rom. den IS. Dezember.(Eig. Ber.) Heute sind die Jnter-pellationen über den Fall Campanozzi vechandelt worden.Campanozzi ist jener Postbeamte, der auf dem Kongreß seinerOrganisation in Florenz als Referent Kritik an der Verwaltungdes PostministerS Schanz er geübt hat. Deswegen wurde erdes Amtes enthoben, und zwar auf Grund des neuen Ge.setzes über die Rechtslage der Beamten„wegen Verletzung desDienstgeheimnisteS und Insubordination".T u r a t i vertrat in anderthalbstündiger Rede die Ansicht, derMinister habe durch sein Vorgehen das Gesetz verletzt. Erbeklagte, daß man die Kammer mit einer Diskussion über Ge-dankenfreiheit aufhalten müsse, was doch nachgerade nicht mehrzeitgemäß wäre. Nachdem Redner den Gemaßregeltcn als gutenund intelligenten Beamten gekennzeichnet hatte, der auf ein« tadel-lose fünfundzwanzigjährige Dienstzeit zurückblickt, wies er daraufbin, daß sich die Kritik Campanozzis gegen schwere und offenkundigeMißbnäuche richtete. Von Verletzung des Amtsgeheimnisses könnekeine Rede fein.„Ihr wollt die Beamten knebeln und sie zu Die-nern ihrer Vorgesetzten, nicht zu Dienern einer öffentlichen Ver-waltung machen. Gebt dem Lande die frisch« Luft der Kontrolledurch die Bürger. Wir verkommen in der Stadtlust." Rednerschließt mit einer Kritik deS Verfahrens, durch das die Dienst-entlassung Campanozzis vollzogen wurde.Der angcgristene Minister führte nach dem bewährten Schemaaus, der Beamte sei kein bloßer Arbeitnehmer, sondern ein Glieddes Regierungsorganismus, sin Teil einer hierarchischen Kette.Die Regierung müsse von ihm Diskretion fordern, die fei für dasLand wichtiger als die Kontrolle, zu der den Beamten meist Kennt-nisse und Uebersicht fehlten.So schwach die Argumente VcS MinisteiS waren, so fanden siehoch den Beifall der bürgerlichen Parteien, die von den Beamtendie unbedingte Vertretung der Klassenherrschaft verlangen undihnen selbst die Rechte nimmt, die sich die Arbeiterklasse selbst er.obert hat. In der Verteidigung des Retlsts der Beamten auf freieMeinungsäußerung und rücksichtslose Vertretung ihrer Interessenblieben die Sozialisten allein.Portugal.Ministtrkrise.Lissabon, 19. Dezember. Der Staatsrat sprach sich mit Kgegen B Stimmen gegen die Beibehaltung des gegenwärtigen Kabinetts aus. Nach Schluß der Sitzung begab sich der Minister-Präsident do Amaral zu einer Konferenz zum Könige, welcherdann die Präsidenten der beiden Kammern empfing. Darauf trarder Ministerrat zu einer Sitzung zusammen. In politischen Kreisenglaubt man, der Ministerpräsident werde dem Könige die De.Mission des gesamten Kabinetts einreichen. Die Ursacheder Krisis liegt in dem Umstände, daß Vilhena. der Führerder RegeneradoS, dem Kabinett Amaral das Vertrauen. seinerPartei entzogen hat._Ein angeblicher Attentatsversuch.London, 19. Dezember. Vor«inigen Tagen wurde bemerkt,daß der König von Portugal, von einer Reise zurückkehrend, inrasender Fahrt durch die Straßen von Lissabon jagte. Wie nun-mehr„Central News" berichten, war an diesem Tage ein Kam-plott gegen den König entdeckt worden. Ein frühererPolizeioffizier war ausgewählt worden, den König zutöten. Er hatte sich infolgedessen in einen Hinterhalt gelegt, nurder Schnelligkeit der Pferde hatte es der König zu verdanken, daßder Anschlag nicht zur Ausführung kam. Der frühere Polizeioffizier gehörte einer geheimen Gesellschaft an und hatte vor einigerZeit versucht, sich zu vergiften, weil er anscheinend den ihm ge-wordenen Auftrag, den König zu ermorden, nicht ausführen wollte.Cnglaml.Der Achtstundentag.London, 18. Dezember. Das Oberhaus nahm heute indritter Lesung daS Gesetz betreffend den Achtstundentag inBergwerken an, nachdem eS zwei wichtige Abänderungenan dem Entwurf vorgenommen hatte. Das Unterhaus stimmte dereinen dieser Abänderungen zu. verwarf jedoch die andereES besteht kein Zweifel, daß daS Oberhaus sich fügen undder Entwurf Gesetz werden wird. Die Vertagung erfolgtam 21. Dezember. Die neue Session wird am 16. Februar be-ginnen._Die Seerechtskonferenz.London, 18. Dezember. Die Internationale Seerechtskonferenzist über die Feiertage vertagt worden. Die Delegierten haben sechsPlenarsitzungen abgehalten, in welchen u. a. die Fragen derBlockade und des Verkehrs von Kauffarteischiffender kriegführenden Macht unter neutraler Flagge besprochenwurden. Nachdem das Komitee über diese Punkte zu einem Ein-vernehmen gelangt war, wurde ein Subkomitc« ernannt, um dieMaterie für die endgültige Annahme in die Form gesetzlicher Vor-schristen zu bringen.Dänemark.Ablehnung der Biersteuererhöhnng.Infolge der in der vorigen Session des dänischen Reichstagesbeschloffenen Einführung des Metersystems hatte der neue Finanz-minister B r a n vorgeschlagen, die Biersteuer auf 7 Kronenden Hektoliter festzusetzen, obwohl nach dem geltenden Satz von9 Kronen für die Tonne Bier genau gerechnet nur 6,85 Kronenfür den Hektoliter herauskommen. Er begründete seinen Vorschlag,der der Staatskasse eine Etnnahmeerhöhung von rund 120 00aKronen gebracht haben würde, damit, daß 7 Kronen eine leichte undglatte Rechnung ergäbe. Der gemäßigt-liberale Block im Folke-thing war damit einverstanden, aber das sonst so grundreaktionäreLandsthing hat nun diese Steuererhöhung abgelehnt und ein»stimmig den Satz von 6,85 Kronen beschlossen, sich damit ganz aus-nahmswcife einmal als Gegner der Erhöhung indirekter Steuernaufgespielt. Der Finanzminister hat sich dem Beschlüsse unter«worfen, und das gleiche wird wohl auch die FolkethingSmehrheittun müssen.Kußland.Gegen den bäuerlichen Gemeinbesitz.In der Diskussion über die Agrarfrage ergriff gesternMinisterpräsident E t o l y p i n daS Wort, um die RegierungSvor-läge, d,e das Jndividualeigentum auch für den bäuerlichen Besitzdurchführen will, zu verteidigen. Er erklärte:„Dort, wo die Individualität der Bauern eine gewisse Eni»Wickelung genommen, der Gemeindebesitz aber die Eigentättgkeithemmt, muß eS dem Bauern ermöglicht werden, frei über seinBesitztum zu verfügen. Er muß Herr seines Landesund von der Knechtung der Gemeinde befreit werden. GewisseEinschränkungen muß daS Gesetz für das Land vorsehen,aber nur für das Land, nicht dessen Besitzer, und dieseEinschränkungen behält unser Agrargesetz bei. Allgemeine Ge»setze können nicht für entstellte, unnatürliche und Ausnahme»crscheinungen gegeben werden. Dadurch würde der Glaube desBauernstandes sowohl an seine Kraft und Zulunft, als auch anseine Kreditfähigkeit getötet werden. Für Schwache und Eni-artete müssen Gesetze betreffend Kuratel und Unteilbarkeit derGrundstücke ausgearbeitet werden. Es ist nicht lange her. da»vankte der Glauben an die Zukunft Rußlands. Damals über-nahm die Regierung eine schwere Verantwortung, indem sie aufdem Wege der obersten Verwaltung das Agrargesetz durchführte.Dabei rechnete sie nicht auf Schwache und Trunkenbolde, sondernauf Gescheite und Starke. Gegenwärtig find schon Milkionen D eS j ä t i n en in den Einzelbesitz an Land-Wirte übergegangen. Hemmt nicht die weitere Entwickelungdieser Leute, seid eingedenk, daß solche Leute in Rußland dieMehrzahl bilden. DaS Prinzip deS JndividualbesitzeS wird desöfteren von links und rechts angefeindet. Im gegebenen Falletritt die Linke gegen das Prinzip wirklicher und vernünftigerFreiheit auf. Die Vormundschaft über eine Bevölkerung von90 Millionen hat noch meiner Ansicht einen großen Mißorfolgerlitten. Man kann nickt die Jahne einer scheinbaren Frei-heit nur für die oberen Schichten auspflanzen, ohne auch an dieunteren zu denken. Wir sind berufen, das Voll von seinerArmut, Unwissenheit und Rechtlosigkeit zu be-freien. Ebensosehr wie ein starker Einzelbesitzer zur Erneuerungunseres Staates auf starken monarchistischen Prinzipien notwendigist, ebensosehr ist er ein Hindernis für die revolutto-närc Bewegung.(Daher das Eesetzl)Die Anhänger des FamilienbefitzeS sowohl auf der rechtenals auf der linken Seite irren sich. Alle Bemühungen der Re-gierung müssen auf die Hebung der produktivenKräfte als der einzigen Quelle des Wohlstandes des Landesdurch Anwendung der individuellen Arbeit des Einzel-b e s i tz e s gerichtet sein. Unser verarmtes ausgenutztes Acker-land ist das Unterpfand unserer Zukunft. Dieses Ackerland istRußland."Die Duma deS Großgrundbesitzes nahm diesen konterrevo-lutionären Lösungsversuch der Agrarfrage natürlich mit großemBeifall auf. Die Forderung der verelendeten Bauernschaftnach Land bleibt unerfüllt, und die Reaktionäre schöpfen neueHoffnung auS der Utopie, durch Hineintragen deS Klassengcgen»satzeS in die Reihen der Bauern die Kraft der Revolution zubrechen.—JVIarohKo.Die Anerkennung Mnlay HafidS.Paris, 18. Dezember. Eine Note der Agence HavaS besagt,die den französischen und spanischen diplomatischen Vertretern,welche bei den Signatarmächten der AlgeciraSalte beglajubigl sind,gegebenen Instruktionen gingen dahin, daß Frankreich und Spaniendie Antwort Mulay HafidS für zufriedenstellend hieltenund demzufolge den Vorschlag machten, ihn als Sultan von Ma-rokko anzuerkennen. Diese Anerkennung soll nach derMeinung der französischen und der spanischen Regierung in Formeines Briefes zum Ausdruck kommen, der vom Doyen des diplo-malischen Korps in Tanger an den Vertreter deS Sultans zurichten sei. In diesem Briefe solle erklärt werden, daß die Mächtedie Mitteilung Mulay Hafids erhalten hätten und ihre Ueberein-stimmung mit ihm mit Genugtuung feststellten, und daß die Mächteunter diesen Bedingungen Mulah Hafid als Sultan von Marokkoanerkennten._Huö der Partei.Maurenbrecher» drei Frage».Genosse Maurenbrecher hat bekanntlich jüngst eine feieruqeKriegserklärung an dir„Marx- Epigonen" ergehen lassen, die„de»Arbeitern die Köpfe verkleistern". Er hat sich dann auch sofort ausden Kriegspfad begeben und in der„Neuen Zeit" gegen den Ge«nossen KautSky, der auf die Kriegserklärung geantwortet hatte, dar-gelegt, daß die Sozialdemokratie nicht eher einen Eutscheidungs-kampi um die politische Macht wagen dürfe, ehe sie nicht 75 P r o z,der Wahlberechtigten auf ihre Seite gebracht hat,wozu sie, wie das Tempo ihres Wachswms in der Vergangen«heit beweise, noch ein ganzes Menscbenalter brauchen werde.Weshalb sie sich für dieses Menschenalter allein auf die Resormierungder bürgerlichen Gesellschaft einricküen müsse. Ob unsere GegnerunS ruhig aus 75 Pro z. der Wahlberechtigten wachsenlassen werden, ob es im Laufe der Entwickelung nicht not«wendig zu Konflikten kommen muß, die den Anstoß zu schnellerer,stürmischer Entwickelung. zu einer Umwälzung der politischen Macht-Verhältnisse sein können, darüber macht sich der streitbare Marx«epigonenveruichter keine Gedanken.Die praktische Anwendung der Taktik, wie sie Maurenbrecher indiesen Polemiken theoretisch entwickelte, gibt er nun in einemArtikel:„Der Wille zum Parlamentarismus", dener in dem neuesten 25, Heft der„SozialistischenMonatshefte" veröffentlicht. Er beschäftigt� sich darinmit der Verfassungskrise. Es lohnt sich, auf diesen Artikeleinzugehen, weil darin die praktischen Konsequenzen deSRevisionismus mit seltener Deutlichkeit ausgeführt werden.Sonst sind unsere Revisionisten nämlich im allgemeinen zurück-haltender und begnügen sich gern mit bloßen Andeutungen. Mauren-brecher glaubt dieser Zurückhaltung nicht zu bedürfen,_ er erachtetoffenbar die Zeit reif für seine Pläne. Und so können wir denn denGenossen an seinen Ausführungen einmal zeigen, welche praktischeBedeutung die oft unliebsam empfundenen theoretischen Debattender Literaten haben, tvclche Konsequenzen sich aus dem vonden„Marx-Epigonen" bekämpften theoretischen Revtsio»nismus" ergeben.In der ReichStagsdebatte über die Verfassungsanträge hat Genosse Ledebour bekanntlich darauf verzichtet, die Haltung und Hand-lungen deS Kaisers nochmals eingehend zu behandeln. Ein Ber-fahren, das sich auS der einfachen Erwägung ergibt, daß man denbürgerlichen Parteien jeden Vorwand nehmen mußte, um sich ineiner Entrüstungskomödie über die sozialdemokratische Kritikum den eigentlichen Kern der Sache zu drücken.Maurenbrecher genügt dieses Motiv nicht. Er entdeckt tiefere, gewichtigere, staatSmäiinischere Gründe. Er meint:„Unsere Fraktionhat die Verantwortung nicht übernehmen wollen, die im Momenteinzig regierungsfähige Mehrheit des Hauses zu sprengen..Das heißt, der sozialdemokratische Redner hat auf die nochmaligeKritik des persönlichen Regiments verzichtet, um den konser-oativ-liberalen Block zu erhalten, der vielleicht aus-einandergefallen wäre, wenn der Freisinn gegen den Präsidentenentschieden hätte, der diese Kritik verhindern wollte!Also nach Maurenbrecher hat die sozialdemokratische Fraktion,damit dem persönlichen Regiment eine regierungsfähige Mehrheitdes Parlaments gegenüberstehe, den Block geschont, den Block, derein Hindernis energischen Vorgehens gegen das persönliche Re-gimeni ist!Wir verzichten darauf, diese Maurenbrechersche Weisheit zuverstehen!Der Kern deS Artikels sind drei GewissenSftagen, vor dieMaurenbrecher die Sozialdemokratie stellt. Er setzt den Fall, daßder demokratische Flügel deS Freisinns und der des Zentrums, durchihre Srbeiterwähler getrieben, bereit seien, in einer bestimmtenSituation mit der Sozraldemokratie zusammen den Konflikt zu wagen.Ohne uns würden sie es nicht wagen, sondern nur, wenn sie sicherseien, daß wir in der Wahlbewegung mit ihnen zusammengehen unddaß wir dann auch bereit sind, einen Teil der Verantwortung für die neueRegierung zu übernehmen. Dann sei der Moment gekommen, wodie Frage an unS herantrete, ob wir den Willen zur parla«mentarischen Mehrheitsbildung tatsächlich haben. Und die dreiFragen lauten alsdann:1. Würde unsere Pattei in einem solchen Falle bereit sein, nacheiner Auflösung des Reichstageck schon bei den Wahlen ihre Taktik soeinzurichten, daß unsere Wählermassen beträchtlich mehrheitbildendund mehrheitstärkend wirken? Sind wird bereit, innerhalb desmöglichen Blocks der Linken dafür zu sorgen, daß nicht einBlockgenosse durch uns aus der Stichwahlgedrängt wird und damit der betreffende Kreis demBlock als ganzen verloren geht? Sind wir bereit, um eine Mehrheitder Linken zu sichern, gelegentlich auf die Aufstellungeigener Kandidaten zu verzichten?2. Würde unsere Fraktion nach der Wahl bereit sein, dieBildung eines aus den Parteiführern bestehenden Koalitions-Ministeriums parlamentarisch zu stützen?(D. h. also, Minister-Posten zu übernehmen.)3. Würde unsere Fraktion im Falle einer solchen Mehrheit»bildung bereit sein, auch halbe Erfolge und vergleichweise kleineFortschritte, wie sie nun einmal im Wesen eines solchen parla-mentarischen Blocks liegen, als solche anzuerkennen und daS da-durch zu bekunden, daß sie die Verantwortung dafür vor denWählern mit übernimmt?DaS sind die drei Fragen Maurenbrecher». Daß ihre Be-jahung«inen„vollständigen Umsturz der jetzt geltenden Taktikder Partei" bedeutet, liegt auf der Hand. Daß die Taktik» dieMaurenbrecher hier empfiehlt, zu den Beschlüssen unserer Partei-tage im schärfsten Widerspruch stünde, ebenfalls. Doch das istnicht daS wichtigste daran. Eine neue Situation kann eine neu« Taktikgebieten. Das Deprimierende an dieser Offenbarung des innerstenKernes revisionistischer Weisheit ist, daß die von Maurenbrecher■rngenommene Situation, für die er seine Taktik empfiehlt, eineSituation ist, die überhaupt nicht eintreten wird!Alle Tendenzen der wirtschaftlichen, der politischen Entwickelungarbeiten dem entgegen, wie uns die Geschichte Deutschlands seit1848,»nie unS jede Analyse des Wirtschaftslebens zeigt. Mauren-brecher arbeitet mit einem Phantasiegebilde. Wo ist der demo-kratische Flügel des Freisinns, wo der des Zentrums? Im KopfeMaurenbrechers, nicht in der Wirklichkeit! Wo sind die Arbeiter-massen, die diese Flügel nach links zum Bündnis mit der Sozial-demokratie drängen könnten? Nirgends ist auch nurder Ansatz einer Entwickelung in dieser Richtung zuerblicken— wir sehen nur, daß die Arbeiter, diedem Zentrum und dem Freisinn folgen, trotz einigerparlamentarischer Konzessionsschulzen von einer Verstärkung ihresEinflusses auf die Haltung dieser Patteien weit entfernt sind!Daß die Sozialdemokratie ihnen nennenswerte Arbeiterscharen ab-nimmt, damit scheint Maurenbrecher überhaupt nicht zu rechnen!Maurenbrecher hat die Konsequenzen des Revisionismus rück-haltlos aufgedeckt. Daß er i h m damit einen Dienst erwiesen hat,das wagen wir zu bezweifeln. Aber den„Marx-Epigonen"hat er ihn geleistet!_GcmeindewahlcuBei den Magistratswahlen in München wurden6 Liberale, 2 Zentrumsmitglieder und 2 Sozialdemokraten gewählt.Auf die liberale List« fielen 465 Stimmen, auf die deS Zentrums210 und auf die sozialdemokratische Liste 195 Stimmen.In EberSgrund bei Zwickau siegte der Kandidat der Un-ansässigen mit großer Majorität, ebenfalls in R e i n S d o r f. Beider Stadtverordnetenwahl in Schneeberg im Erzgebirge bracliiedie Sozialdemokratie alle sechs Mandate durch.— InLichtenhain bei Jena siegte die sozialdemokratische Liste. ESsitzen vier Parteigenossen im Gemeinderat. In Unterwißbach(Schivarzburg-Rudolstadt) behauptete die Sozialdemokratie einMandat und gewann ein neues hinzu, so daß sich der Gemcinderatin Zukunft aus vier Arbeitervertretern und zwei Bürgerlichen zu»sammensetzt._Sozialdemokratische LandtaqSkandidaturen in Baden. Für diedrei Freiburger Kreise wurden die Genossen Kräuter,Grumbach und Engl er aufgestellt. Im Landkreise Pforz,heim wurde der Genosse Friedrich Stockinger als NachfolgerEichhorns einstimmig proklamiert. Dem Genossen Lutz-Baden.Baden(früherer Landtagsabgcordneter) ist sein bisheriger Wahl-kreis nicht mehr übertragen worden; für ihn kandidiert der GenosseSchwall-Karlsruhe, der als Gauleiter des Eisenbahner-verbandeS größere Chancen besitzen soll, den Kreis wiedcrzu-gewinnen. Der bisherige LandtagSabgeoronete Peiffle ist in