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St ockes, die sich Mlf ihre Frömmigkeit so biet zugute tut. recht charakteristisch. Das ist praktisches Christentum l Die Gesättigte»». Wie in allen Städten Ostpreußens   herrscht auch in Jnsterburg seit fast einem Jahr in den meisten Berufen Arbeitslosigkeit und infolgedesien große Not in manchen Arbeiterfamilien. In der Stadl- verordnetensitzung am 11. Dezember wurde nun ein vom Jnster- burger GewerkschaftSkartekl gestellter Antrag beraten, der verlangt, die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen: a.) Aus allgemeinen Mitteln unverziiglich größere Notstands- arbeiten vornehmen zu lasten, b) Mittel bereit zu stellen zur Unterstsitzung derjenigen Arbeits- losen und ihrer Familien, welche bei Noistandsarbeiten nicht be- schäfligt werden können, desgleichen ist für Speisung der Kinder der Arbeitslosen in den Schulen mit warmer Nahrung Sorge zu tragen. Diese Unterstsitzungen dürfen nicht als Armenunterstsitzuilg gellen und nicht den Verlust politischer und bürgerlicher Rechte zur Folge haben. Unterzeichnet war dieser alsdringlich� bezeichnete Antrag von dem Vorsitzenden desKartells der Freien Gewerkschaften". In der Debatte über diesen Antrag bemerkte der Oberbsirger- meister Dr. Kirchboff, daß ihm von einem Notstand und einer Arbeitslosigkeit nichts bekannt wäre; denn sonst hätten sich Arbeiter zu Waldarbeiten   im Stadtwalde bei ihm gemeldet. Ein pensionierter Steuerinspektor bezeichnete den Vorsitzenden des Kartells als arbeitS- scheuen Menschen. Ein anderer Stadtverordneter, der meinte, der Grund, weshalb sich für die Arbeiten im sieben Kilometer entfernten Stadtwalde leine Arbeiter melden, läge wohl daran, daß viel zu tvenig Lohn gezahlt werde, wurde einfach ausgelacht. Bewilligt wurde nichts. Der Antrag wurde dem Magistrat zur Erwägung überwiesen. Gleich darauf wurde aber ein vom Magistrat gestellter Antrag, ein Darlehen von 110 583,82 M. aufzunehmen. » zum Umbau des GesellschaflshauseS, in dem die sogenannte bester« Gesellschaft ihre Feste feiert, ohne Debatte bewilligt. Zu bemerken ist noch, daß Arbeiter, welche die vom Oberbürger- meister erwähnten Holzschlagarbeiten im Stadtwalde ausgeführt haben, in zwei Wochen nur 12 M. zu verdienen vermochten und täglich bis zur Arbeitsstelle 14 Kilometer zu Fuß zurücklegen mußten._ Die Fremdenlegionäre. Die offiziöseKöln  . Ztg." schreibt:Im Znsammenhang mit dem Streich der SO Fremdenlegionäre in Südoran ist wieder von einem Verein gegen die Fremdenlegion die Rede, der in Köln  oder Aachen   seinen Sitz haben soll. Eingehende Ermittelungen haben ergeben, daß von einem solchen Verein weder in Köln   noch in Aachen  etwas bekannt ist. Selbstverständlich haben die deutschen Be« Hörden   mit den als Förderern dieser Bestrebungen genannten Persönlichkeiten nicht das mindeste zu tun, wofür, ganz ab- gesehen von politischen Bedenken, triftigste Gründe der« schiedener Art vorliegen." Ob in der Tat ein solcher verein nicht besteht, darüber wollen wir weiter nicht rechten. Festzuhalten ist aber, daß die deutschen  Behörden versprechen, sich in die Angelegenheit der Fremdenlegion nicht eingemischt zu haben._ Die Balkankrise. Der Boykott. Konstantinopel  , 19. Dezember. Nach der gestrigen Ankunft des österreichisch-ungarischen Lloyddampfers in Avlona kam eS beim Transport der österreichisch-ungarischen Post zu Ausschreitungen und Tätlichkeiten. Jnsolgedessen erhob der Botschafter Mark- gras Pallavicini bei der Pforte ernst« Vorstellungen. Italien  . Eine Bcamtenmaßregelung. Rom  . den IS. Dezember.(Eig. Ber.) Heute sind die Jnter- pellationen über den Fall Campanozzi vechandelt worden. Campanozzi ist jener Postbeamte, der auf dem Kongreß seiner Organisation in Florenz   als Referent Kritik an der Verwaltung des PostministerS Schanz er geübt hat. Deswegen wurde er des Amtes enthoben, und zwar auf Grund des neuen Ge. setzes über die Rechtslage der Beamtenwegen Verletzung des DienstgeheimnisteS und Insubordination". T u r a t i vertrat in anderthalbstündiger Rede die Ansicht, der Minister habe durch sein Vorgehen das Gesetz verletzt. Er beklagte, daß man die Kammer mit einer Diskussion über Ge- dankenfreiheit aufhalten müsse, was doch nachgerade nicht mehr zeitgemäß wäre. Nachdem Redner den Gemaßregeltcn als guten und intelligenten Beamten gekennzeichnet hatte, der auf ein« tadel- lose fünfundzwanzigjährige Dienstzeit zurückblickt, wies er darauf bin, daß sich die Kritik Campanozzis gegen schwere und offenkundige Mißbnäuche richtete. Von Verletzung des Amtsgeheimnisses könne keine Rede fein.Ihr wollt die Beamten knebeln und sie zu Die- nern ihrer Vorgesetzten, nicht zu Dienern einer öffentlichen Ver- waltung machen. Gebt dem Lande die frisch« Luft der Kontrolle durch die Bürger. Wir verkommen in der Stadtlust." Redner schließt mit einer Kritik deS Verfahrens, durch das die Dienst- entlassung Campanozzis vollzogen wurde. Der angcgristene Minister führte nach dem bewährten Schema aus, der Beamte sei kein bloßer Arbeitnehmer, sondern ein Glied des Regierungsorganismus, sin Teil einer hierarchischen Kette. Die Regierung müsse von ihm Diskretion fordern, die fei für das Land wichtiger als die Kontrolle, zu der den Beamten meist Kennt- nisse und Uebersicht fehlten. So schwach die Argumente VcS MinisteiS waren, so fanden sie hoch den Beifall der bürgerlichen Parteien, die von den Beamten die unbedingte Vertretung der Klassenherrschaft verlangen und ihnen selbst die Rechte nimmt, die sich die Arbeiterklasse selbst er. obert hat. In der Verteidigung des Retlsts der Beamten auf freie Meinungsäußerung und rücksichtslose Vertretung ihrer Interessen blieben die Sozialisten allein. Portugal  . Ministtrkrise. Lissabon  , 19. Dezember. Der Staatsrat sprach sich mit K gegen B Stimmen gegen die Beibehaltung des gegenwärtigen Ka­binetts aus. Nach Schluß der Sitzung begab sich der Minister- Präsident do Amaral zu einer Konferenz zum Könige, welcher dann die Präsidenten der beiden Kammern empfing. Darauf trar der Ministerrat zu einer Sitzung zusammen. In politischen Kreisen glaubt man, der Ministerpräsident werde dem Könige die De. Mission des gesamten Kabinetts einreichen. Die Ursache der Krisis liegt in dem Umstände, daß Vilhena. der Führer der RegeneradoS, dem Kabinett Amaral das Vertrauen. seiner Partei entzogen hat._ Ein angeblicher Attentatsversuch. London  , 19. Dezember. Vor«inigen Tagen wurde bemerkt, daß der König von Portugal  , von einer Reise zurückkehrend, in rasender Fahrt durch die Straßen von Lissabon   jagte. Wie nun- mehrCentral News" berichten, war an diesem Tage ein Kam- plott gegen den König entdeckt worden. Ein früherer Polizeioffizier war ausgewählt worden, den König zu töten. Er hatte sich infolgedessen in einen Hinterhalt gelegt, nur der Schnelligkeit der Pferde hatte es der König zu verdanken, daß der Anschlag nicht zur Ausführung kam. Der frühere Polizeioffi­zier gehörte einer geheimen Gesellschaft an und hatte vor einiger Zeit versucht, sich zu vergiften, weil er anscheinend den ihm ge- wordenen Auftrag, den König zu ermorden, nicht ausführen wollte. Cnglaml. Der Achtstundentag. London  , 18. Dezember. Das Oberhaus nahm heute in dritter Lesung daS Gesetz betreffend den Achtstundentag in Bergwerken an, nachdem eS zwei wichtige Abänderungen an dem Entwurf vorgenommen hatte. Das Unterhaus stimmte der einen dieser Abänderungen zu. verwarf jedoch die andere ES besteht kein Zweifel, daß daS Oberhaus sich fügen und der Entwurf Gesetz werden wird. Die Vertagung erfolgt am 21. Dezember. Die neue Session wird am 16. Februar be- ginnen._ Die Seerechtskonferenz. London  , 18. Dezember. Die Internationale Seerechtskonferenz ist über die Feiertage vertagt worden. Die Delegierten haben sechs Plenarsitzungen abgehalten, in welchen u. a. die Fragen der Blockade und des Verkehrs von Kauffarteischiffen der kriegführenden Macht unter neutraler Flagge besprochen wurden. Nachdem das Komitee über diese Punkte zu einem Ein- vernehmen gelangt war, wurde ein Subkomitc« ernannt, um die Materie für die endgültige Annahme in die Form gesetzlicher Vor- schristen zu bringen. Dänemark  . Ablehnung der Biersteuererhöhnng. Infolge der in der vorigen Session des dänischen Reichstages beschloffenen Einführung des Metersystems hatte der neue Finanz- minister B r a n vorgeschlagen, die Biersteuer auf 7 Kronen den Hektoliter festzusetzen, obwohl nach dem geltenden Satz von 9 Kronen für die Tonne Bier genau gerechnet nur 6,85 Kronen für den Hektoliter herauskommen. Er begründete seinen Vorschlag, der der Staatskasse eine Etnnahmeerhöhung von rund 120 00a Kronen gebracht haben würde, damit, daß 7 Kronen eine leichte und glatte Rechnung ergäbe. Der gemäßigt-liberale Block im Folke- thing war damit einverstanden, aber das sonst so grundreaktionäre Landsthing hat nun diese Steuererhöhung abgelehnt und ein» stimmig den Satz von 6,85 Kronen beschlossen, sich damit ganz aus- nahmswcife einmal als Gegner der Erhöhung indirekter Steuern aufgespielt. Der Finanzminister hat sich dem Beschlüsse unter« worfen, und das gleiche wird wohl auch die FolkethingSmehrheit tun müssen. Kußland. Gegen den bäuerlichen Gemeinbesitz. In der Diskussion über die Agrarfrage ergriff gestern Ministerpräsident E t o l y p i n daS Wort, um die RegierungSvor- läge, d,e das Jndividualeigentum auch für den bäuerlichen Besitz durchführen will, zu verteidigen. Er erklärte: Dort, wo die Individualität der Bauern eine gewisse Eni» Wickelung genommen, der Gemeindebesitz aber die Eigentättgkeit hemmt, muß eS dem Bauern ermöglicht werden, frei über sein Besitztum zu verfügen. Er muß Herr seines Landes und von der Knechtung der Gemeinde befreit werden. Gewisse Einschränkungen muß daS Gesetz für das Land vorsehen, aber nur für das Land, nicht dessen Besitzer, und diese Einschränkungen behält unser Agrargesetz bei. Allgemeine Ge» setze können nicht für entstellte, unnatürliche und Ausnahme» crscheinungen gegeben werden. Dadurch würde der Glaube des Bauernstandes sowohl an seine Kraft und Zulunft, als auch an seine Kreditfähigkeit getötet werden. Für Schwache und Eni- artete müssen Gesetze betreffend Kuratel und Unteilbarkeit der Grundstücke ausgearbeitet werden. Es ist nicht lange her. da »vankte der Glauben an die Zukunft Rußlands  . Damals über- nahm die Regierung eine schwere Verantwortung, indem sie auf dem Wege der obersten Verwaltung das Agrargesetz durchführte. Dabei rechnete sie nicht auf Schwache und Trunkenbolde, sondern auf Gescheite und Starke. Gegenwärtig find schon Mil­kionen D eS j ä t i n en in den Einzelbesitz an Land- Wirte übergegangen. Hemmt nicht die weitere Entwickelung dieser Leute, seid eingedenk, daß solche Leute in Rußland   die Mehrzahl bilden. DaS Prinzip deS JndividualbesitzeS wird des öfteren von links und rechts angefeindet. Im gegebenen Falle tritt die Linke gegen das Prinzip wirklicher und vernünftiger Freiheit auf. Die Vormundschaft über eine Bevölkerung von 90 Millionen hat noch meiner Ansicht einen großen Mißorfolg erlitten. Man kann nickt die Jahne einer scheinbaren Frei- heit nur für die oberen Schichten auspflanzen, ohne auch an die unteren zu denken. Wir sind berufen, das Voll von seiner Armut, Unwissenheit und Rechtlosigkeit zu be- freien. Ebensosehr wie ein starker Einzelbesitzer zur Erneuerung unseres Staates auf starken monarchistischen Prinzipien notwendig ist, ebensosehr ist er ein Hindernis für die revolutto- närc Bewegung.(Daher das Eesetzl) Die Anhänger des FamilienbefitzeS sowohl auf der rechten als auf der linken Seite irren sich. Alle Bemühungen der Re- gierung müssen auf die Hebung der produktiven Kräfte als der einzigen Quelle des Wohlstandes des Landes durch Anwendung der individuellen Arbeit des Einzel- b e s i tz e s gerichtet sein. Unser verarmtes ausgenutztes Acker- land ist das Unterpfand unserer Zukunft. Dieses Ackerland ist Rußland  ." Die Duma deS Großgrundbesitzes nahm diesen konterrevo- lutionären Lösungsversuch der Agrarfrage natürlich mit großem Beifall auf. Die Forderung der verelendeten Bauernschaft nach Land bleibt unerfüllt, und die Reaktionäre schöpfen neue Hoffnung auS der Utopie, durch Hineintragen deS Klassengcgen» satzeS   in die Reihen der Bauern die Kraft der Revolution zu brechen. JVIarohKo. Die Anerkennung Mnlay HafidS. Paris  , 18. Dezember. Eine Note der Agence HavaS besagt, die den französischen   und spanischen diplomatischen Vertretern, welche bei den Signatarmächten der AlgeciraSalte beglajubigl sind, gegebenen Instruktionen gingen dahin, daß Frankreich   und Spanien  die Antwort Mulay HafidS für zufriedenstellend hielten und demzufolge den Vorschlag machten, ihn als Sultan von Ma- rokko anzuerkennen. Diese Anerkennung soll nach der Meinung der französischen   und der spanischen   Regierung in Form eines Briefes zum Ausdruck kommen, der vom Doyen des diplo- malischen Korps in Tanger   an den Vertreter deS Sultans zu richten sei. In diesem Briefe solle erklärt werden, daß die Mächte die Mitteilung Mulay Hafids erhalten hätten und ihre Ueberein- stimmung mit ihm mit Genugtuung feststellten, und daß die Mächte unter diesen Bedingungen Mulah Hafid als Sultan von Marokko anerkennten._ Huö der Partei. Maurenbrecher» drei Frage». Genosse Maurenbrecher hat bekanntlich jüngst eine feieruqe Kriegserklärung an dirMarx- Epigonen" ergehen lassen, diede» Arbeitern die Köpfe verkleistern". Er hat sich dann auch sofort aus den Kriegspfad begeben und in derNeuen Zeit" gegen den Ge« nossen KautSky, der auf die Kriegserklärung geantwortet hatte, dar- gelegt, daß die Sozialdemokratie nicht eher einen Eutscheidungs- kampi um die politische Macht wagen dürfe, ehe sie nicht 75 P r o z, der Wahlberechtigten auf ihre Seite gebracht hat, wozu sie, wie das Tempo ihres Wachswms in der Vergangen« heit beweise, noch ein ganzes Menscbenalter brauchen werde. Weshalb sie sich für dieses Menschenalter allein auf die Resormierung der bürgerlichen Gesellschaft einricküen müsse. Ob unsere Gegner unS ruhig aus 75 Pro z. der Wahlberechtigten wachsen lassen werden, ob es im Laufe der Entwickelung nicht not« wendig zu Konflikten kommen muß, die den Anstoß zu schnellerer, stürmischer Entwickelung. zu einer Umwälzung der politischen Macht- Verhältnisse sein können, darüber macht sich der streitbare Marx« epigonenveruichter keine Gedanken. Die praktische Anwendung der Taktik, wie sie Maurenbrecher in diesen Polemiken theoretisch entwickelte, gibt er nun in einem Artikel:Der Wille zum Parlamentarismus", den er in dem neuesten 25, Heft derSozialistischen Monatshefte" veröffentlicht. Er beschäftigt� sich darin mit der Verfassungskrise. Es lohnt sich, auf diesen Artikel einzugehen, weil darin die praktischen Konsequenzen deS Revisionismus mit seltener Deutlichkeit ausgeführt werden. Sonst sind unsere Revisionisten nämlich im allgemeinen zurück- haltender und begnügen sich gern mit bloßen Andeutungen. Mauren- brecher glaubt dieser Zurückhaltung nicht zu bedürfen,_ er erachtet offenbar die Zeit reif für seine Pläne. Und so können wir denn den Genossen an seinen Ausführungen einmal zeigen, welche praktische Bedeutung die oft unliebsam empfundenen theoretischen Debatten der Literaten haben, tvclche Konsequenzen sich aus dem von denMarx-Epigonen" bekämpften theoretischen Revtsio» nismus" ergeben. In der ReichStagsdebatte über die Verfassungsanträge hat Ge­nosse Ledebour   bekanntlich darauf verzichtet, die Haltung und Hand- lungen deS Kaisers nochmals eingehend zu behandeln. Ein Ber  - fahren, das sich auS der einfachen Erwägung ergibt, daß man den bürgerlichen Parteien jeden Vorwand nehmen mußte, um sich in einer Entrüstungskomödie über die sozialdemokratische Kritik um den eigentlichen Kern der Sache zu drücken. Maurenbrecher genügt dieses Motiv nicht. Er entdeckt tiefere, ge­wichtigere, staatSmäiinischere Gründe. Er meint:Unsere Fraktion hat die Verantwortung nicht übernehmen wollen, die im Moment einzig regierungsfähige Mehrheit des Hauses zu sprengen.. Das heißt, der sozialdemokratische Redner hat auf die nochmalige Kritik des persönlichen Regiments verzichtet, um den konser- oativ-liberalen Block zu erhalten, der vielleicht aus- einandergefallen wäre, wenn der Freisinn gegen den Präsidenten entschieden hätte, der diese Kritik verhindern wollte! Also nach Maurenbrecher hat die sozialdemokratische Fraktion, damit dem persönlichen Regiment eine regierungsfähige Mehrheit des Parlaments gegenüberstehe, den Block geschont, den Block, der ein Hindernis energischen Vorgehens gegen das persönliche Re- gimeni ist! Wir verzichten darauf, diese Maurenbrechersche Weisheit zu verstehen! Der Kern deS Artikels sind drei GewissenSftagen, vor die Maurenbrecher die Sozialdemokratie stellt. Er setzt den Fall, daß der demokratische Flügel deS Freisinns und der des Zentrums, durch ihre Srbeiterwähler getrieben, bereit seien, in einer bestimmten Situation mit der Sozraldemokratie zusammen den Konflikt zu wagen. Ohne uns würden sie es nicht wagen, sondern nur, wenn sie sicher seien, daß wir in der Wahlbewegung mit ihnen zusammengehen und daß wir dann auch bereit sind, einen Teil der Verantwortung für die neue Regierung zu übernehmen. Dann sei der Moment gekommen, wo die Frage an unS herantrete, ob wir den Willen zur parla« mentarischen Mehrheitsbildung tatsächlich haben. Und die drei Fragen lauten alsdann: 1. Würde unsere Pattei in einem solchen Falle bereit sein, nach einer Auflösung des Reichstageck schon bei den Wahlen ihre Taktik so einzurichten, daß unsere Wählermassen beträchtlich mehrheitbildend und mehrheitstärkend wirken? Sind wird bereit, innerhalb des möglichen Blocks der Linken dafür zu sorgen, daß nicht ein Blockgenosse durch uns aus der Stichwahl gedrängt wird und damit der betreffende Kreis dem Block als ganzen verloren geht? Sind wir bereit, um eine Mehrheit der Linken zu sichern, gelegentlich auf die Aufstellung eigener Kandidaten zu verzichten? 2. Würde unsere Fraktion nach der Wahl bereit sein, die Bildung eines aus den Parteiführern bestehenden Koalitions- Ministeriums parlamentarisch zu stützen?(D. h. also, Minister- Posten zu übernehmen.) 3. Würde unsere Fraktion im Falle einer solchen Mehrheit» bildung bereit sein, auch halbe Erfolge und vergleichweise kleine Fortschritte, wie sie nun einmal im Wesen eines solchen parla- mentarischen Blocks liegen, als solche anzuerkennen und daS da- durch zu bekunden, daß sie die Verantwortung dafür vor den Wählern mit übernimmt? DaS sind die drei Fragen Maurenbrecher». Daß ihre Be- jahung«inenvollständigen Umsturz der jetzt geltenden Taktik der Partei" bedeutet, liegt auf der Hand. Daß die Taktik» die Maurenbrecher hier empfiehlt, zu den Beschlüssen unserer Partei- tage im schärfsten Widerspruch stünde, ebenfalls. Doch das ist nicht daS wichtigste daran. Eine neue Situation kann eine neu« Taktik gebieten. Das Deprimierende an dieser Offenbarung des innersten Kernes revisionistischer Weisheit ist, daß die von Maurenbrecher rngenommene Situation, für die er seine Taktik empfiehlt, eine Situation ist, die überhaupt nicht eintreten wird! Alle Tendenzen der wirtschaftlichen, der politischen Entwickelung arbeiten dem entgegen, wie uns die Geschichte Deutschlands   seit 1848,»nie unS jede Analyse des Wirtschaftslebens zeigt. Mauren- brecher arbeitet mit einem Phantasiegebilde. Wo ist der demo- kratische Flügel des Freisinns, wo der des Zentrums? Im Kopfe Maurenbrechers, nicht in der Wirklichkeit! Wo sind die Arbeiter- massen, die diese Flügel nach links zum Bündnis mit der Sozial- demokratie drängen könnten? Nirgends ist auch nur der Ansatz einer Entwickelung in dieser Richtung zu erblicken wir sehen nur, daß die Arbeiter, die dem Zentrum und dem Freisinn folgen, trotz einiger parlamentarischer Konzessionsschulzen von einer Verstärkung ihres Einflusses auf die Haltung dieser Patteien weit entfernt sind! Daß die Sozialdemokratie ihnen nennenswerte Arbeiterscharen ab- nimmt, damit scheint Maurenbrecher überhaupt nicht zu rechnen! Maurenbrecher hat die Konsequenzen des Revisionismus rück- haltlos aufgedeckt. Daß er i h m damit einen Dienst erwiesen hat, das wagen wir zu bezweifeln. Aber denMarx-Epigonen" hat er ihn geleistet!_ Gcmeindewahlcu Bei den Magistratswahlen in München   wurden 6 Liberale, 2 Zentrumsmitglieder und 2 Sozialdemokraten gewählt. Auf die liberale List« fielen 465 Stimmen, auf die deS Zentrums 210 und auf die sozialdemokratische Liste 195 Stimmen. In EberSgrund bei Zwickau   siegte der Kandidat der Un- ansässigen mit großer Majorität, ebenfalls in R e i n S d o r f. Bei der Stadtverordnetenwahl in Schneeberg   im Erzgebirge   bracliie die Sozialdemokratie alle sechs Mandate durch. In Lichtenhain   bei Jena   siegte die sozialdemokratische Liste. ES sitzen vier Parteigenossen im Gemeinderat. In Unterwißbach (Schivarzburg-Rudolstadt) behauptete die Sozialdemokratie ein Mandat und gewann ein neues hinzu, so daß sich der Gemcinderat in Zukunft aus vier Arbeitervertretern und zwei Bürgerlichen zu» sammensetzt._ Sozialdemokratische LandtaqSkandidaturen in Baden  . Für die drei Freiburger   Kreise wurden die Genossen Kräuter, Grumbach und Engl   er aufgestellt. Im Landkreise Pforz, heim wurde der Genosse Friedrich Stockinger als Nachfolger Eichhorns einstimmig proklamiert. Dem Genossen Lutz-Baden. Baden  (früherer Landtagsabgcordneter) ist sein bisheriger Wahl- kreis nicht mehr übertragen worden; für ihn kandidiert der Genosse Schwall-Karlsruhe, der als Gauleiter des Eisenbahner- verbandeS größere Chancen besitzen soll, den Kreis wiedcrzu- gewinnen. Der bisherige LandtagSabgeoronete Peiffle ist in