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51«. Hierbei sab et in einer Vertiefung in der Nabe der Gemeindeschule, die dort gebaut wird, nicht weit von der Mauer der Turnhalle entfernt, eine weibliche Leiche liegen. Da ihr Blut vor Nase und Mund stand, so benachrichtigte er schleunigst die Revierpolizei und diese die Kriminalpolizei. Nach dem Vorsteher des 98. Reviers erschien alsbald auch der Chef der Kriminalpolizei OberregierungSrat Hoppe mit einem Stab feiner Beamten am Fundort, den er gleich absperren liest, um die näheren Feststellungen zu machen. Die Leiche lag mir gespreizten Beinen auf dem Rücken. Im Rachen fand man ein Tuch, das anscheinend scharf hinein- fiestosten worden ist. Zwischen dem Kopf und der linken Schulter land eine leere Schnapsflaschc. Die linke Kopfseite der Toten war blau angelaufen, das linke Auge anscheinend blau geschlagen. Um den Hals lag ein Tuch. Die Frauensperson, wohl eine jener Unglücklichen, die sich in der Umgebung des Asyls Viel aufhalten, ist anscheinend vergewaltigt und dann erwürgt worden. Zur Feststellung der Persönlichkeit liest der Chef der Kriminalpolizei sofort alle Leute aus jenen Kreisen heranholen, die in Kaffeeschänken, Wirtschaften und im Freien aufzutreiben waren. Die Frau ist etwa 35 bis 40 Jahre alt und hat dunkelblondes, etwas gewelltes Haar. Sie trug ein schwarzes Jackett mit zwei Knopf- reihen, einen modefarbenen kleinkarierten Rock, darunter einen grau- braun gestreiften Unterrock und schwere schwarze Schnürstiefel, wie sie wohl in Anstalten ausgegeben werden. Die Knöpfe tragen einen Blumenkranz Das Tuch, das um den Hals lag, ist ein Taschentuch mit dem Zeichen A. B. Weiter wirb gemeldet: Die Tote ist eine am IS. Januar t3SS geborene Arbeiterin Johanna Pagel auS Wardcr in OstfrieS  - land. Sie war bis zum 31. Oktober d. I. im Krankeuhanse zu Josten, arbeitete dann in Jachzenbrück   im Kreise Zossen   und kam am IS. d. M. nach Berlin  . Hier war sie nachweislich schon am Mittwoch voriger Woche im Asyl. Bor einige» Tagen erhielt sie dort eine Verwarnung, weil bekannt geworden war. dast sie sich mit Männern umhertrieb. Ihren Tod hat sie wahrscheinlich nach einem Streit um wenige Groschen gefunden. Rechts und links von der linken Hand, die etwas vom Körper weggestreckt lag, fand man zwei Fünfpfennigstücke. Zwei Finger der linken und der Daumen der rechten Hand sind mit Blut besudelt. DaS um den Hals geschlungene Tuch gehört wahrscheinlich der Toten. Die Tat kann erst gestern gegen Morgen verübt worden sein. Denn atS die Leiche um 7 Uhr gefunden wurde, war noch nickt alle Wärme aus ihr entwiche». Gegen 10 Uhr kamen Beamte des Er- kennungSdiensieS, um die Leiche und ihre Umgebung zu photogravhieren. Nach Beendigung der photographischen Ausnahmen untersuchte Gerichts- arzt Dr. Strauch die Leiche genauer. Sie war auch jetzt an einzelnen Stellen noch warm, der GerichtSarzt stellte fest, dast der Tod durch Ersticken eingetreten sein must. DaS Tuch, das sich im Rachen fand, war zu einem Knebel scharf zusammengedreht und mit großer Gewalt in die Rachenhöble hinemgestosten worden. Hier zeigten sich Verletzungen, die von den Fingernägeln des Täters her- rühren, so mächtig hat dieser mit dem Knebel zugestasten. Die Zunge war ganz»ach hinten zurückgestosten. Wahrscheinlich hat sich auch der Täter an den Zähnen der Ermordeten die Hand verletzt, mindestens die obere Handfläche. DaS Tuch, das er zum Knebel benutzte, ist ein rotes, gemustertes baumwollenes Taschentuch, wie man sie aus dem Lande gebraucht, mit schwarzen und gelben Streifen. Die Kriminalpolizei hat für sachdienliche Mitteilungen zur Er- Mittelung des TäterS eine Belohnung von 1000 Mark ausgesetzt. Einstweilen fehlt noch an jedem Anhalt. Tie PolizeihundeSchnauzer", ein Airedale-Terrier. undPrinz", ein deutscher Schäferhund, fanden die erste Spur. In einem Zeit- abstand von einer halben Stunde an die Leiche geführt, folgten sie unabhängig von einander derselben Fährte. Beide gingen über das Feld an der Mauer der Gemeindeschule entlang nach der Raumerstraste und dicht um das Schulgebäude heruni nach der Senefelderftraste bi« an das erste Eckhaus aus der rechten Seite, in dem sich eine Gastwirtschaft befindet. Hier ist gestern abend ein unbekannter Mann gewesen, der jetzt gesucht wird. Ob er für die Tat in Betracht kommt, ist aber noch sehr die Frage. Augenblicklich wird versucht, alle Gäste zu ermitteln, die ihn gesehen haben. Verdächtigt wurde bereits ein Kohlenhändler, der aber sei» Alibi bald nachweisen konnte, Ein Schutzmann hatte ihn nach Ver« lassen eines Schanklokals um 12 Uhr nach der Wache gebracht, aus der er sich zur Zeit der Tat noch befand. Die Leiche ivurde im Laufe des Vormittags von einem ver- treter du Staatsanwaltschaft und einer Gerichtskommission be- Weiter wird uns mitgeteilt, dast auch ein dritter Polizeihund nachträglich noch dieselbe Spur verfolgt hat, der die beiden anderen schon nachgegangen waren. Er bliebe vor dem Ladenlisch in der Schankwirischaft von Nickel in der Senefelderstraste stehen. Möglick, dast der Mörder nach VerÜbung der Tat zu Nickel gegangen ist. um einen Schnaps zu trinken. Kurz nachdem er geöffnet hatte, besuchten Nickel schon mehrere Männer. Nach diesen wird jetzt geforscht. Alle ?Zersonen. die bisher herangeholt und zur Rede gestellt wurden. omme» nicht in Betracht. Für die Oeffenllichkeit und die Mitwirkung de? Publikums zur Ernrilteinng des Mörders ist besonder? zu beachten: 1. Die Er- mordete war erst seit dem 15. d. Ml«, in Berlin  . 2. Sie bat hier ständig verkehrt mit einer gewissen Anna Beyer, die im Asyl be- kannt ist. Mit dieser hat sie auch stets im Atyl genächtigt, nur in der letzten Nacht waren beide nicht da. Anna Beyer, die bisher nicht zu ermitteln war, wird ersucht, sich sofort zu melden. 3. Der Täter ist vielleicht ein pervers veranlagter Mensch. ES kann aber auch ein Mann sein, der eS auf die wenigen Groschen abgesehen hatte, die die Ermordete nach ihren Arbeitsverhältnissen noch be- sitzen mustte. sei eS auch nur. um sie in ScknapS anzulegen. 4. Nach dem Gutachten und den Bekundungen eines Zohnsachverstüiidigen. den die Kriminalpolizei zugezogen hat. hat die Ermordete im Oberkiefer nur noch den rechte» Eckzahn und den linken kleineren Schneidezahn. Beide sind grost, ausgeprägt und scharf, besonders scharf der an- gestockte Schneidezahn. Der rechte Eckzahn im Untmieser ist lose und steht vor. Hiernach ist eS sehr wahrscheinlich, dast sich der Täter beim Hineinstopfen des Tuches in die Rachenböhle verletzt hat, und zwar vielleicht am Rmg-, Mittel- oder Zeigefinger. Die Ver- letzungen können Quetsch-, Rist- oder Bißwunden sein, sie können sich an der rechten oder linken Hand bestnden, da der Täter vielleicht ein Linkshänder ist. Der Zustand der Kleidung lägt auch aus einen Kampf schlichen, denn von dem modefarbenen Unterrock ist ein Hake» mit einem Stück Zeug abgerissen. Ob eine Vergewaltigung der Ermordeten stattgefunden hat. steht, entgegen der ersten Annahme. noch nicht fest._ Schulkinder im Theater. Für Geinemdeschulkinder läßt alljähr- kich die Schulverwaltung der Stadt im Schillertheater eine Reihe von Schülervorstellungen veranstalten. Zutritt haben Kinder der ersten Klassen und zwar unentgeltlich; die Kosten werden aus einer Stiftung bezahlt. Ueber diese amtlichen Veranstaltungen hinaus tun manche Lehrer noch ein UebrigeS, indem sie ihre Zöglinge auch mal in ein anderes Theater führen, etwa zum Besuch einer billigen Nachmittagsvorstellung. Dabei saht ein Lehrer wohl auch iu das eigene Portemonnaie und legt zu den Billettkosten etwas zu. damit das Vergnügen sich für die Kinder nicht zu teuer stellt. Wird jemand eS für möglich halten, dast in einem Theater versucht werden könnte, an diesen tlassenwcise antretenden Schulkindern be- züglich der Garderobeaufbewahrung und de« GetränkeverbrauchS ebenso zu verdienen, wie an jedem anderen Theaterbesucher? Im Berliner   Theater ist das kürzlich vorgekommen. Bon der 221. Knaben-Genietndeschule lPappelalleej waren Schüler der ersten Klasie auf Veranlassung ihres Lehrers gemeinsam zu einer Nachmittagsvorstellung dieses Theater« gegangen. Sie hatten Galeriestehplätze, wofür jeder an den Lehrer 10 Pf. hatte zahlen müssen. Im Theater wurden sie zunächst auf gefordert. ihre Garderobe abzugeben, nicht nur die etwa mit- ? gebrachten Mäntel, sondern auch die Mützen. Wer dieser Auf- orderung nicht nachkommen wollte, wurde in dringenderem Tone gemahnt. Jungen, die hierzu erklärten, sie könnten die Garderobe nicht abgeben, da sie kein Geld bei sich hätten, bekamen die Antwort. sie würden schau Geld bei sich haben. Verschiedene Jungen mustlen tvohl oder übel sich dazu entschiiesten. die Garderobe abzugeben und für die Ausbewahrung den geforderten Betrag zu be- zahlen. Nicht vielen gelang es. sich der GeldauZgabe dadurch zu entziehen, dast sie die Mütze unter der Jacke ver- bargen. Wir verstehen nicht, was eS dem übrigen Publikum oder dem Theater schaden. soll, wenn auf der Galerie ein halbes Schock Schuljungen ihre Mütze in der Hand oder den Mantel auf dem Arm halten. Später kam für diese jugendlichen Theaterbesucher noch eine andere Ueberraschung. Da eS in dem Theater sehr Heist war. so stellte sich bald Durst bei ihnen ein. Einigen wurde sogar übel und einer mustte ohnmächtig hinausgeschafft werden. Draußen gab eS Bier. Selters und andere Gelränke, ousterdem auch simples Wasser ouS der Leitung. Die Jungen meinten, dieses Getränk fei umsonst zu haben, aber pro GlaS wurden 10 Pfennige ge- n o m m e n. Als ein Junge 5 Pfennige bot, wurde ihm geantwortet. das koste l0 Pfennige und er mustte sie zahlen. Nun kann man eS dem Pächter des Ausschankes gewist nicht verdenken. dast er verdienen will. Auch simples Wasser wird er nicht umsonst geben wollen, weil er ja dann von seinen anderen Getränken weniger loS würde. Aber, daß man in einer billigen Nachmittags- Vorstellung Galeriebesuchern, und noch dazu Schulkindern, für ein GlaS Wasser 10 Pfennig abnimmt, ist eigentlich doch ein starkes Stück. Das leuchtete übrigens auch der Garderobiere ein, derselben, die vorher ganz in der Ordnung gefunden hatte, dast diese Kinder so dringend zur Ablieferung der Garderobe ermahnt wurden. Sie ging zu dem Inhaber des Ausschankes, machte ihm Vorhaltungen darüber, dast er ihnen 10 Pfennig für das Glas Wasser abnehme, und setzte durch, dost den Kindern von nun an das Wasser umsonst gegeben wurde. Der Lehrer, der die Jungen zum Besuch des Theaters angeregt und ihnen die Billetts besorgt hatte, war gleichfalls im Thealer. Er wußte aber von all diesen Vorgängen nichts, iveil er nicht bei seinenZöglingen auf der Galerie stand, sondern unten im Parkett fast. Bon derSparsamkeit" bei der kgl. preußischen Eisenbahnver- waltung, oder wofür die kgl. preußische Eiienbahuverwaltung nicht zu sorgen braucht. UnS wird geschrieben:Bekanntlich führt die Wannseebahn zu einem großen Teile durch bebaute OrlSteile; zwischen Schlachtensee und Nikolassee   laufen entlang der Bahn zwei Strastenlinien, an denen außer zahlreiche» Häusern auch die Schule liegt. Auf derselben Strecke nun werden schon seit einiger Zeit, wie sehr häufig im Jahre. Gleisarbeiten ausgeführt, Reparaturen an dem Bahnkörper, Anlage neuer Gleise usw. Jeder Unternehmer ist bekanntlich bei Arbeiten im Freien verpflichtet, für seine Arbeiter Aborte aufzustellen. Das braucht die kgl. preußische Eisenbahn- Verwaltung anscheinend nicht; oder sind derartige transportable Ein- richtungen ihr noch unbekannt? Die Arbeiter müffcnaufden Schienen oder nach Ueberklettcrn des die Gleise einfriedigenden Zaun« direkt an der Straße oder auf einem der zwischen den Häusern liegenden Bau- stellen ihre Bedürfnisse verrichten.(Aehnliches kann man an andern Vorortstrecken ebenfalls beobachten I) Nach der nächsten Bahnstation sind eS 510 Minuten, und dahin würde eine königlich preußische Eisenbahnverwaltung das Austreten natürlich nickt gestallen; waS bleibt also den Arbeitern anderes übrig? Ja. wenn die Eisenbahner organisiert wären l Dast solche Zustände ein Skandal sind, ist klar. Man bedenke, fast gegenüber der Schule, direkt am Schulweg vieler Kinder I Und die den Berliner   Ausflügler» sicher besonders willkommene Verunreini- gung des Waldes I Ob der Staatsanwalt gegen die kgl. preußische Eisenbahndirektion wegen Er- regung öffentlichen AergernisseS einschreiten würde?" AuS Not in den Tod. Montag abend wurde der 38 Jahre alte Kutscher und Arbeiter August D. in seiner Wohnung in der Straße 60o erhängt aufgefunden. Der von der Ehefrau herbeigerufene Arzt konnte nur noch den bereits eingetretenen Tod feststellen, nachdem angestellte Wiederbelebungsversuche erfolglos geblieben waren. Motiv zum Selbstmord: N a h r u n g S s o r g e n. Die Leiche ist dem Schauhause zugesührt worden. In der Markthalle abgestürzt. Ein schwerer Unglücksfall hat sich gestern nachmittag in der Markthalle am Weddingplay zu- getragen. Die Jahre alte Händlerin Förster, die einen Gemüse- stand in der Halle besitzt, wollte nach dem Eiskeller hinuntergehen und frisches Gemüse herausholen. Infolge eine» verhängnisvollen Fehltrittes glitt sie ab und stürzte kopfüber die hohe Treppe hinab. In besinnungslosem Zustande wurde die Verunglückte in das Krankenhaus Moabit eingeliefert. Sie hat schwere innere Ver- letzungen erlitten und wird wohl kaum mit dem Leben davonkommen. In den Besitz der Firma Greifenhagen sind die Häuser Brunnen- straste 13 und Veteranenstr. 1/2 übergegangen. Im wissenschaftlichen Theater der Urania gelangt am Freitag fersten Feierlag) der neue mit zahlreichen farbigen Bildern aus- gestattete VortragJerusalem  , ein Charakterbild der jetzigen Tradt und Umgebung" zur Darstellung. Am Sonnabend lzweiien Feier­tag) wird der VortragEine Nilsahrt bis zum zweiten Katarakt" und am Sonntag der VortragUeber de» Brenner nach Venedig  " wiederholt. Außerdem sinden am zweiten Feiertag und am Sonn- tag Nackmittogsoorstellmigen zu kleinen Preisen statt und zwar am SonnabendUeber den Brenner nach Venedig" und am Sonntag der Vortrag.Eine Nilfahrt bis zum zweite» Katarakt". Feuerwehrnachrichten. Wegen eines Kellerbrande» wurde die Feuerwehr nach der Schönhauser Allee 125 alarmiert. Lumpen, Brennmaterialien und anderes brannten dort. Der 17. Zug hatte in der Alexandrinenstr. 57 zu tun, wo in einem Glaslager Packstroh usw. in Brand geraten war. Ferner wurden Samariter nach der Straste Alt-Moabit 57 gerufen. Als sie dort mit einem Sanerstoff- apparat ankamen, war die Frau schon verstorben. Außerdem wurden noch Brände aus der Landsberger   Straste 83. aus der Reinickendorfer Straste 8 und von anderen Stellen gemeldet. Vorort- JSacb richten. Eharkottenburg. In der lebten Sitzung der hiesigen GcwerkschaftSksmmission gab Genosse Stahlberg einen Bericht über die Verhandlungen deS Fünften Deutschen ArbeitSnachwciSlongrcsfeS in Leipzig  . Der De- richterstaiter ist in seiner Eigenschaft als Mitglied der Deputation für den hiesigen städtischen Arbeitsnachweis vom Magistrat zu dem Kongcest delegiert worden. An den Bericht schloß sich eine DiS- kussion an, an welcher sich die Genossen Gebert, Flemming und AhrenS sehr lebhaft betciligicn. Es wurde in derselben hauptsäck»- lich die hier in Charlottcnburg herrschende Arbeitslosigkeit und da- Verhalten des Herrn Dr. Jastrow in der letzten Stadtverordneten- Versammlung gegenüber derselben eingehend erörtert. Desgleichen wurden auch noch die miserablen Zustände auf dem platten Lande, welche die Landslucht berurjacben,'iner gebührenden Kritik unter- zogen. Sodann beschäftigte sich die Kommission mit dem Konflikt, der zurzeit zwischen dem Zentralverband der Handlungsgehilfen und der Direktion der VerstcherungSgesellsdwstViktoria" besteht. Der Vertreter de" Verband«?, Genosse Paget  , gab den Sachverhalt zur Kenntnis. Allseitig mar man der Meinung, daß die Sympathie der bei dieser Gesellschaft versicherten Arbeiter allerorts den um ihr Koalitionsrecht kämpfenden Angestellten gehört; inf.lgrdessen drohe «uch die ilbschliestung von neuen Versicherungen zu versiegen. Die Direktion derViktoria" werde sich wohl oder übel wieder zu Ver- Handlungen bereit erklären müsse«. Nach der Erledigung einiger interner Angelegenheiten erfolgte der Schluß der Sitzung, i« welcher di« Delegierten der Bäcker. Fleischer, Metallarbeiter, Putzer und Steinsetzer unentschuldigt fehlten« Nixdorf. Zurückgewiesener Ausschluß. In derLeipziger Polkszettung� lesen wir:Wie wir seinerzeit berichteten, hatte der Rixdorfer Wahlvcrcin gegen 4 Buchdrucker, die als Delegierte der Kölner   Ver- bandIgeneralversammlung beiwohnten, nach Schluß derselben aber nicht sofort zwecks Stimmabgabe bei der am 3. Juni stattgesundencn preußischen Landtagswahl nach Hause gefahren waren, da« Aus- schlußverfahren aus der Partei anhängig gemacht. In dem am ToiWerstag abgehaltenen Schiedsgerichtsversahren wurde der be- antcagte Ausschluß zurückverwiesen und auch in Anbetracht der be« sonderen Sachlage des Falles von der Erteilung einer Rüge Abstand genommen". Wie'wir hören, war der Vorstand beS Rixdorfer WahlveveinS nicht in der Lage, das Ergebnis des Schiedsgerichtsverfahren? uns zur Veröffentlichung mitzuteilen, da er offiziell von demselben noch keine Kenntnis hatte. EtwaS weniger Zugeknöpftheit ist den Krankenhaus« ä r z t e n zu empfehlen, die bei dem Ableben eines Patienten von den Hinterbliebenen nach der Todesursache gefragt werden. Manche dieser Herren halten es nicht für nölig. aus derartige Fragen ausführlich zu amivorten. Sie speisen die Hiiilerbliebenen mit einigen kurz hüigeworsellei» Worten ab und binierher wundern sie sich, dast M i st t r a u e n rege wird. Nicht selten hat man in solchen Fällen zu uns den Verdacht geänstert. daß da wohl irgend etwas nicht in Ordnung sei. So wird uns jetzt wieder mitgeteilt, daß die Hiitterbliebcnen eines Kutschers Stengert au? Rixdorf. der in Berlin   im Bethanien-KrankenhauS verstorben warj über die Todesursache im unklaren gelassen worden seien. Stengert, der zuletzt bei der Abfuhrfirma Sckeller arbeitete, hatte sich' eine Er- kältung geholt, die der Kassenarzt Dr. Nagel für unerheblich hielt. Der Zustand verschlimmerte sich, aber Herr Dr. Nagel, der in der Nacht gerufen wurde, gab die Antwort, er sei kaum erst nach Hause gekommen und müsse nun etwas schlafen, man möge sich ohne ihn beHelsen, die Sache sei ja auch nicht schlimm. Der Arzt Dr. Burck- Hardt, der dann herbeigeholt wurde, nahm Lungenentzündung an und riet zu baldigster Ueberführuug in eni Krankenhaus. Zwei Tage darauf starb Stengert im Bethaiiien-Kranken- HauS. Als Frau Stengert dort eintraf, um den Kranken zu besuchen, wurde ihr vom Arzt kurz mitgeteilt, ihr Mann habe einen Tobsuchtsanfall gehabt, so dast man ihn binden und ihm zur Beruhigung Morphium geben mustte, und er sei dann früh um 7 Uhr gestorben. Ist der Mann nun an Lungelieiitzündung zugrunde gegangen? Oder hat der TobsnchtS- anfa'll seinem Leben' ein vorzeitiges Ende bereitet? Die Wilwe zieht aus der Wortkargheit deö ArzteS   den Schlust. ihr Mann lönne auch den Wirkungen einer zu reichlichen Dosis Morphium erlegen fein. Sie neigt sogar zu der Ansicht, der Mann sei noch gar nicht früh um 7 Uhr, sondern wohl erst gegen Abend desselben TagcS gestorben. Sie und ihre bereits erwachsenen Kinder glauben bemerkt zu haben, dast noch am Spätnachmittag die Leiche, obwohl sie schon in der kalten Halle lag, so warm gewesen sei, wie der Körper eines Lebenden. Nach dieser Wahrnehinuna bat Frau St. den Arzt, die Todesursache eventuell durch Leichenöffnung festzustellen, diese Bitte wurde aber nicht erfüllt. Wir ballen die Befürchtungen der Witwe und ihrer Angehörigen für uiibegrüiidet. ES erschien uns jedoch nötig, einmal durch eine öffentliche Er- örterung solcher Vorkommnisie zu zeigen, wie die von Zeit zu Zeit immer wieder allftalicheiiden Gerüchte über Tod durch Fahrlässigkeit oder auch über vermeintlichen Scheintod entstehen. Die Aerzte könnten mancher MisttraucnSregung vorbeiigen, wenn sie weniger zugeknöpft wären»md nicht inimer gleich meinten, dast sie»keine Zeit haben, sich mit solchen Leuten lange aufzuhalten". Schönedcrg. Stadtverordnetenversammlung. Zu Beginn der letzten Sitzung gab eS wieber einmal eine Haberland-Debatte". Diesmal war eS ein Berliner  Wochenblättchen, das schwere Vorwürfe gegen ein Mitglied deS Magistiais erhob, daS vor kurzem noch der liberalen Stadt- verordnetenfraklion angehörte. Die liberale Fraktion hatte eine Anfrage an den Magistrat gerichtet, was er daraufhin zu tun ge- denke. Der Magistratsvertreter erklärte, daß bereits das Straf« verfahren gegen das betreffende Blänchen eingeleitet sei. Sodann kam ein DringlichkeilSontrag der sozialdemo­kratischen Fraktion zur Beratung, worin der Magistrat ersucht wird: 1. um der vorhandenen Arbeitslosigkeit wirksam ent« gegenzutreten, der Stadtverordnetenversmnmlung bis zur ersten Sitzung im neuen Jahre eine Vorlage zu uittei breiten, die den Erweiterungsbau des Krankenhauses zur Aus- führung gelange» läßt; 2. mitzuteilen, wie weit die Arbeiten der kommunalen Arbeitslosenversicherung gediehe» sind; 3. darüber Milteilung zu machen, wie hoch sich der Betrag für den vom sogenannten Mühlenberg abgefahrenen und vom Unternehmer verkaufte» Kies und Sand beläuft. Nack einer kurzen Begründung des Antrages durch den Stadtv. Bäu m l er fSoz.) erklärt der Oberbürgermeister, dast sich der Magistrat bereits milden in dem Antrage erwähnten Angelegenheiten beschäftigt hat und der Stadtverordnetenversammlung zur nächsten Sitzung die eiltsprechenden Vorlagen zugehen lassen wird. Der Aulrag wird darauf einsiinimig angenonimen, ebenso ein weiterer Antrag derIii, ab» hängigen Vereinig, mg", worin der Magistrat ersucht wird, die bereits geiiehmigteii Kanalisationsarbeilen in der Grunewald  - und Grostgörschenstraste als NolstandSarbeiten zu betrachten und sofort ausführen zu lassen. Der Regulierung der Hauptstraße von der Eise- nacker Straß« bis zur Mühlenstraße wird nach den Vorschlägen de« AusichusleS zilgestiinmt und hierfür der Betrag von 868 000 M. bewilligt. Angenommen wird ferner die MngistratSvorlage, wonach die Abhoiiliig der Steuern. Gebühren und Schulgelder mit Beginn des nächsten EtaiSiahrcS in Wegfall lomme» soll. Nach den Berechiningen deS Magistrats wird dadurch«in Betrag von 40 000 M.' gespart. Auch heute zahlen nur noch kaum 40 Proz. der Slenerzahler a» den Sleuerertzeber ihre fälligen Steuern. Zur Mietung weiterer 80 Räume in Privalhäuiern zu Bureau­zwecke» wird dem Magistrat die erforderliche Genehmigung erteilt. Nach einer Vorlage des Magistrats soll den städtischen Arbetlern, die mindestens ein Jahr bei der Sladl in Beschäsligung waren, ein einmaliger Zuschuß von 30 Mark gewährt werden. Diejenigen Ar- beiter der Stadt, deren Beschäfiigiingsdalier geringer als ein Jahr ist, erhatten einen prozentualen Teil des ZiischnsseS nach der Zahl der Wochen feit ihrem Eintritt. Die städnichen Arvciteriniien erhallen mit derselbe» Maßgabe einen einmaligen Zuschuß von 2') Mark. Die zu diesem Zweck erforderliche Summe wird aus 11000 Mark geschätzt. Stadtv. Bäumler lSoz.) hält die Sätze für zu niedrig. Die sozialdemokratische Fraktion werde aber trotzdem für die Magistrats- vorläge stimmen, damit die Beträge noch vor Weihnachten zur AuS» zahlimg kommen. Jedenfalls fei eS diirchauS notwendig, den Arbeiten, diesen Zuschuß zu gewähren, da bereit? vor einem Jadre von den Arbeitern der Autrag aus Lohnerhöhung gestellt, bis heute aber noch nicht erledigt worden ist. Nach einer weiteren kurzen Debatte wird die Vorlage angenommen. Zur Einrichtung ei»«? neuen MagistratS-SitzungSsaaleS werden die nötige» Mittel bewilligt. Ei» Antrag, wonach der Magistrat ersucht wird, bei Neu- bezw. ErwriterungSbauten von Schulen für die giikunft einen Raum vor- zusehen, der als Krankenzimmer dient und dem Schularzt als Dienstrailm anzuweisen ist, wird einstimmig angenommen. Ebens» soll auch bei älteren Schnlgebäuden ein solcher Raum eingerichtet werden. Der Anstellung eines besonderen Standesbeamte« wird zu» gestimmt. Eine Petition der Schöneberger Lehrerinnen, wegen Bese»tigung der in dem LehrerbesoldungSgesetz für die Lehrerinnen enthaltenen