Einzelbild herunterladen
 

Ar. 12. 26. Jahrgang.

Reichstag  .

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. eitag, 15. Januar 1909.

Veränderungen vorgegangen sind und daß es unrecht wäre, un­verschuldet in Rot   geratenen Bürgern das Reichstagswahlrecht, das Sandtagswahlrecht und das Gemeindewahlrecht zu entziehen, weil sie 184. Gigung vom Donnerstag, den 14. Januar, Unterſtügungen empfangen haben. In diesem Gesetz müßte zum nachmittags 1 Ühe. Ausdruck gebracht werden, daß alle derartigen Bestimmungen auf gehoben werden.( Zustimmung bei den Sozialdemokraten.)

0

Am Bundesratstische: b. Bethmann Hollweg  . Debattelos wird der Handelsvertrag zwischen dem Deutschen Reiche und dem Freistaate El Salvador  in erster und zweiter Beratung angenommen. Hierauf folgt die Fortsegung der ersten Beratung für Leute, die es mit ihren bürgerlichen Rechten ernst nehmen, ist

des Gesezentwurfes betreffend die Einwirkung von Armenunterstützung auf öffentliche

Rechte.

Mann, Frau, Sohn und Tochter, im dortigen Armenhause nur ein einziges Zimmer mit einem einzigen Bett eingeräumt war, in welchem die vier Personen zusammen schliefen!( Hört, hört! bei den Sozialdemokraten.) Der Untersuchungsrichter bezeichnete diesen Zustand als geradezu grauenhaft, und der ärztliche Sachver­ständige erklärte zu dem Adjunkten von Sitters  :

als besondere Härte empfunden werden muß, wenn bei den gegen­In der Begründung wird angeführt, daß es in vielen Fällen " Ihr Armenhaus ist kurz gesagt ein Sanftall!" wärtigen sozialen Verhältnissen unterschiedslos allen Unterstügungen in den Großstädten ist dies wegen der Kritik durch die Deffentlichkeit Am meisten kommen solche Fälle auf dem platten Lande vor; der Charakter einer Armenunterstützung gegeben wird. Gerade und die Presse aller Parteien faft nicht mehr möglich. das sehr empfindlich.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Das ganze Armenunterstüßungswesen hat heute im Reiche und in einzelnen Ländern eine ganz andere Form angenommen. Die an

"

Welch engherzigen Standpunkt auch zuweilen die Richter ein­nehmen, dafür will ich nur einen Fall anführen: Am 22. Februar 1908 wurde dem Schöffengericht in Wismar   ein Arbeiter vorgeführt, dem zur Last gelegt war, am 27. Januar fich als obdachlos und

SUPPO

leben und

der

ftigung zum Zwecke der Erziehung oder der Ausbildung für einen Armenunterstützung angerechnet. Statt dies zu tun, sollte man ganze 82 Pf. bei fich trug! Er wurde deshalb wegen versuchten Hiernach sollen Krankenunterſtüßung, Anſtaltspflege, Unter finder wird in manchen Gemeinden den Eltern nachträglich als mittellos auf der Polizeitvache gemeldet au haben, obgleich er noch Beruf, einmalige Unterstützung zur Hebung einer augenblicklichen lieber vermeiden, die Lehrmittel an die Kinder in einer berartig Betruges zu einer Gefängnisstrafe von 3 Tagen verurteilt! von 3 Tagen verurteilt!( Hört! Notlage, zurückerstattete Unterstützungen nicht als Armenunterſtügungen erkennbaren Form zu geben, daß sie von ihren Mitschülern als hört! bei den Sozialdemokraten.) Jedenfalls hatte angesehen werden, soweit in Reichsgesezen der Verlust öffentlicher Arbeiter gedacht, mit den 82 Pfennigen fönnte Armenkinder" bezeichnet werden. er den ( Sehr wahr! bei den nächsten Tag Rechte von dem Bezug einer Armenunterstüßung abhängig ge- Sozialdemokraten.) Als Armenunterstützung follte es auch nicht und brauche nicht zu betteln, macht wird. dafür wurde er bestraft! Ein geradezu erschütterndes gelten, wenn jemand für sich oder ein Familienmitglied Kranken- Elendsbild brachte vor einigen Wochen der Stettiner Volks. Abg. Brühne( Soz.): oder Anstaltspflege in Anspruch nehmen muß. In dieser Beziehung bote  ". Der Herr Staatssekretär sagte gestern, Menschen, die ihren ge- haben wir in Deutschland   haarsträubende Erfahrungen gemacht. gesund und start wat er in den südwestafrikanischen Krieg gezogen, Ein Schriftsteller hatte den Hererofeldzug mitgemacht, famten Lebensunterhalt aus öffentlichen Mitteln bezögen, hätten keine( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) In dem Gesetz­öffentlichen Rechte mehr zu beanspruchen. Ich bin anderer Meinung. entwurf hätte man weitergehen und mit den entgegenstehenden gebrochen und frank, wie so mancher, tam er aus der Sandwüste Es gibt heute im Deutschen Reiche eine ganze Anzahl von Leuten, die landesgefeßlichen Bestimmungen gründlich aufräumen sollen. nach Hause und bezog eine Invalidenrente von monatlich 45 M. nicht durch eigenes Verschulden einem Armenasyl, einer städtischen Ein gegebenes Versprechen einlösend, verheiratete sich der Mann. Der Gesetzentwurf bestimmt auch, daß in Zukunft die sogenannte Da er Barmittel nicht hatte, nahm er die nötigen Möbel auf Ab­Versorgungsanstalt überwiesen sind und allerdings aus öffentlichen einmalige Unterstützung als Armemunterstützung nicht mehr anzahlung. Als er nun schwer krank wurde, mußte er alles vers Mitteln unterhalten werden. Nicht nur Arbeiter befinden sich gerechnet werden soll. Gegenwärtig betrachten Armenpfleger und äußern, und das übrige nahm das Abzahlungsgeschäft zurück. Bei unter diefen Leuten, sondern auch zahlreiche Gewerbetreibende, kurz Angehörige aller Stände. Solchen Leuten, einige Brote erhält. Wenn eine einmalige Unterſtügung zum eingebracht hatte, bersetzen, der Pfandleiher erklärte ihm aber, für Handwerker, städtische Behörden es als einmalige Unterſtügung, wenn ein Armer dem Pfandleiher wollte er seine beiden Orden, die der Feldzug ihm welche unverschuldet die öffentliche Unterstüßung in Anspruch nehmen zweiten Male gegeben wird, so sollte das nicht als laufende Unter­müssen, auf ihre alten Tage das Wahlrecht zu entziehen, ist eine stüßung angesehen werden. Darin sind Sie, meine Herren, alle die blechernen Dinger" besondere Härte. Graf Weſtarp meinte gestern, er fönne sich bei mit uns einverstanden, daß das gesamte Wesen unserer Armenpflege fönnte er nichts geben. Nun wandte er sich in der höchsten Not an männlichen Personen feinen anderen Grund zum Begehren der durch dieses Gesetz nicht sonderlich gebessert werden wird. Unsere die Armenbehörde; die wies ihn ab, weil die 45 M. Invaliden­öffentlichen unterstützung denken als den Fall der Strankheit. Armenpflege sollte eben nicht erst einfegen, wenn die Not in unterſtüßung für ihn, seine Frau und sein Kind ausreichen Offenbar hat er vergessen. daß in der schweren Zeit der einer Arbeiterfamilie am größten geworden ist, sondern vielmehr müßten! Krise viele Arbeiter, um ihre Familie nicht dem Hunger beizeiten, um die Familie vor der gänzlichen Berarmung zu In Ludwigshafen   hat der Verband der Großindustriellen am preiszugeben, als letzte Zuflucht die Armenpflege in Anschügen. Es wird ja nun in allen Städten, großen wie kleinen, fort- 25. November 1908 ein Birkular erlassen, wonach Frauen und spruch nehmen müssen.( Sehr wahr bei den Sozialdemokraten.) während Klage darüber geführt, daß die Ausgaben für Armen- Töchter von Streifenden Beschäftigung in den Fabriken nicht be Wir sollten uns der französischen   und der noch weiter gehenden unterstützungen sich in den letzten Jahren bedeutend vermehrt haben, fommen sollten! Anstatt Frauen und Töchter, die ihren Vätern belgischen Gesetzgebung anschließen. Ich stimme dem Kollegen troßdem wir die Kranken-, Invaliden- und Unfallversicherung haben. und Brüdern zu Hilfe kommen, besonders hoch zu schäzen, macht Everling zu, daß zwischen unverschuldeter und selbstverschuldeter In den Großstädten kommt das, außer von dem Zuwachs der Be- man auch fie arbeitslos und treibt Hunderte von Arbeitern dazu, die Unterſtützung zu unterscheiden sei. Leuten, die so weit gekommen völkerung, auch von der ungeheuren Verteuerung der Lebensmittel, öffentliche Armenunterstützung in Anspruch nehmen zu müssen. find, daß sie arbeitsscheu sind, kann man die öffentlichen Rechte nicht da ja Armenunterstützungen auch in Naturalien gewährt werden. mehr zugestehen. Ein notorisch Arbeitsscheuer macht sich auch nichts daraus, er benutzt diese Rechte auch nie, höchstens fann man ihn bei Am Schlusse der Begründung dieses Entwurfes heißt es: wenn Wahlen mit einem Glase Bier für eine Partei erkaufen, wie wir er Gefeß wird, werden in Zukunft nur noch solche Personen von dem das in Deutschland   erlebt haben. Wenn man aber von Berlust öffentlicher Rechte betroffen werden, die dauernd der öffent­Leuten spricht, die nicht arbeiten, so tönnte man den Faden lichen Armenunterstügung zur Last fallen. Wir erleben aber tag weiter spinnen; Arbeitsscheue finden wir nicht nur unter den täglich, daß die Gesetze, die hier beschlossen werden, nicht in dem Arbeitern, sondern auch in den höchsten Schichten der Gesellschaft. Sinne ausgelegt werden, wie die Gesezgebung es wünscht. Daß im Es gibt Tausende in Deutschland  , die in ihrem Leben nie eine Armenwesen sehr vieles im argen liegt, weiß jeder, der fich praktisch nüzliche Arbeit verrichtet haben. Die wollen Sie freilich nicht unter damit beschäftigt. Im November 1908 ging eine Notiz durch die die Arbeitsscheuen zählen. Es wäre aber besser für sie, sie wären Breffe, wonach einer 119 Jahre alten Greifin in Spizendorf im von Jugend auf an richtige Arbeit gewöhnt.( Sehr richtig! bei Bayerischen Wald  , für die der Ortspfarrer eine Sammlung ber­ben Sozialdemokraten.) In Betracht zu ziehen ist weiter, was im anstaltete, die Ausweisung angedroht wurde, nachdem sie wegen Deutschen Reich   alles als Armenunterſtüßung angesehen wird. Erkrankung ihrer sie ernährenden, ebenfalls hochbetagten Tochter Wenn wohlhabende Privatpersonen der städtischen Armenverwaltung der Gemeinde zur Last zu fallen drohte!( Hört! hört! bei den Geld zu Kohlen oder auch direkt Kohlen, Holz oder Lebensmittel geben, Sozialdemokraten.) so rechnet z. B. die Stadt Straßburg   den Personen, welchen sie diese Ein bezeichnendes Licht auf die gemeingefährliche Wirkung aus privaten Mitteln herrührende Unterstüßung zuwendet, dieses mancher Armenhäuser und Zwangserziehungsanstalten warf dieser als öffentliche Armenunterstüßung an. In einer Zeitung aus Bolen Tage eine Verhandlung vor der Straffammer in Staiserslautern. Der las ich, daß man armen Leuten, denen man die Genehmigung ges wegen Blutschande Angeklagte war früher der Zwangsanstalt in geben hatte, im Walde trockenes Holz aufzulesen, dies nachträglich Speyer   überwiesen, und in dem ärztlichen Gutachten heißt es, daß als Armenunterstützung angerechnet hatte.( hört! hört! bei den der Angeflagte, der an angeborenem Schwachsinn leide, ein Opfer Sozialdemokraten.  der sozialen Verhältnisse sci, unter denen er großgezogen wurde. Auch die sozialdemokratische Partei erkennt an, daß der vor- Für ihn, der ein harmloser und gutmütiger Mensch war, eigne fich liegende Gesezentwurf wesentliche Verbesserungen enthält.( hört! die Anstalt in Speyer   nicht. Noch schlimmer erging es der Ver­hört! Беі   den Nationalliberalen.) Zu bedenken ist aber, waltung des Heimatsortes des Angeklagten, Sitters   bei Alfenz. Es daß in den letzten Jahren in unserem Armenwesen bedeutende wurde festgestellt, daß der Familie des Angeklagten,

Kleines feuilleton.

-

-

Präsident Graf Stolberg: Herr Abgeordneter, ich habe Ihnen dem vorliegenden Entwurfe nichts zu tun. einen weiten Spielraum gelassen, aber diese Dinge haben doch mit

Abg. Brühne( fortfahrend): Ich komme zum Schluß. Ich möchte Ihnen dringend empfehlen, die belgischen Bestimmungen anzunehmen. was man in Belgien   hat, können wir auch in Deutschland   auss führen. Ferner bin ich der Meinung, daß wir versuchen müssen, Verbesserungen in das Gesetz hineinzubringen und vor allen Dingen danach zu trachten, diejenigen landesgesetzlichen Bestimmungen zu beseitigen, die dem Entwurf entgegenstehen. Deshalb beantrage ich namens meiner Fraftion, den Entwurf an eine Kommission von 14 Mitgliedern zu überweisen.

Abg. Raab( wirtsch. Vg.): Die Armenpflege ist in den letzten Jahre zehnten erheblich verbessert worden. Aber dies Gesetz hat mit der Armenpflege nichts zu tun. Wir sind mit diesem Gefeßentwurf ein­verstanden und werden die Verbesserungsvorschläge der Sozial demokraten in der Kommission prüfen. Ich persönlich würde es für richtig halten, wenn man einfach bestimmte, daß der Bezug von rmenunterstüßung die Entziehung öffentlicher Rechte nicht nach sich ziehen darf.

Abg. Dove( frf. Vg.): Die Zustimmung zu dem Gesetzentwurf ist ja eine allgemeine, und insofern wäre eine Kommissionsberatung vielleicht überflüssig; doch werden wir dem Antrage der Sozialdemokraten nicht widersprechen. Wir werden dazu kommen müssen, daß öffent­liche Rechte nicht gefährdet werden durch Inanspruchnahme öffentlicher Hilfe; es ist aber nicht einzusehen, daß es sich dabei nur um öffent liche Reichsrechte und nicht auch um Landesrechte handeln soll. Ich

der erforderlich wäre, um sieben große Eimer voll Wasser vom haben den unfäglichen Tiefstand dieses Cliquenparlaments Fußboden in etwa Tischhöhe zu heben. Und das, trob- in Kunsts und Kulturfragen aufs blamabelste bewiesen. dem die moderne Technik den inneren Reibungswiderstand der Man kann mit dem fenilen Roeren so wenig wie mit den Die Schreibmaschine. Der moderne Industriearbeiter ist beweglichen Teile auf ein äußerstes Minimum reduziert hat. Dieser fonservativen Kunstbanaufen sich auseinandersetzen. Es hieße mag seine soziale Lage noch so miserabel sein in einer Be physische Straftaufwand stellt jedoch nur den kleinsten Teil der auch Herrn v. Moltke zu viel Ehre antun, wenn man sein Kunst­stehung gar nicht so übel daran. Die bis zur letzten Möglichkeit Gesamtarbeitsleistung einer Maschinenschreiberin dar, denn es befenntnis ernst nehmen wolte. Es flingt sehr schön, wenn ein durchgeführte Arbeitsteilung und Organisation des Arbeitspro- leuchtet ohne weiteres ein, daß die Uebertragung vom Steno  - preußischer Minister des Innern den Roeren predigt: geffes stellt zwar an seine physischen Leistungen die größten An- gramm auf die Maschine eine bedeutende geistige Anstrengung ere Die fünstlerische Wiedergabe eines menschlichen Körpers in forderungen, hat aber zugleich seine geistige Inanspruchnahme fordert, die einen ganz erheblichen Verbrauch an Nervenfraft vollendeter, ideal geklärter Form ist von jeher das höchste Ziel des auf das mindeste Maß herabgedrückt. Daher die Redensart von bedingt. berechtigten Strebens jeder ernst schaffenden Kunst gewesen. Aber der geisttötenden" Teilarbeit. Im Grunde genommen ist es tat- Demgegenüber ist die Bezahlung dieser meist weiblichen Ares ist das Wesen jeder echten und wahren Kunst, daß sie den Bes sächlich nur eine Redensart, denn ich möchte den Arbeiter sehen, beitskräfte in den weitaus meisten Fällen geradezu miserabel. schauer hoch über niedere Triebe erhebt und in den Bannkreis idealer der sich wirklich durch die Eintönigkeit seiner Arbeit zur bloßen Diese Behauptung erscheint aber um so berechtigter, wenn man sich Bewunderung zwingt. Wer würde anders empfinden bei dem An­Maschine herabwürdigen ließe. Dazu ist die Spannkraft seines vor Augen hält, welchen großen Nußen der Unternehmer durch blick einer Venus von Medici, einer Venus von Tizian   oder anderer Geistes zu groß. Sie wird, täglich durch die Bildungsarbeit der den Ersatz der erheblich langfamer, weil mit der Feder, arbeitenden unsterblicher Werke der Kunst? Nur hochgradige Brüberie ober Arbeiterpreffe neu belebt, mit aller Macht nach Betätigung drängen und höher bezahlten männlichen Korrespondenten durch die billige völliges Verfagen des Kunstempfindens würde sich hieran stoßen." und tut es auch, weil dies die rein mechanische Hantierung zuläßt. und doch außerordentlich rasch arbeitende Maschinenschreiberin hat. In der Tat ist es eine allzu durchsichtige Heuchelei, wenn man Nun ist es allerdings begreiflich, daß sich der Arbeiter nur selten Sehen wir aber einmal von den Schattenseiten gänzlich ab, dann uns glauben machen will, daß die alte Kunst etwas anderes ist als mit der Arbeit beschäftigen wird, die ihm durch ihre tausendfache können wir die wirtschaftliche Bedeutung dieses Umschwunges sicher die moderne und daß eine nackte Schönheit anders wirken soll, wenn Wiederholung einen gewissen Abscheu verursacht. Er wird also zu nicht hoch genug einschäben. Die Tausende von Arbeitskräften, die sie von Tizian   gemalt ist, als wenn sie Olga Müller heißt und lebt. meist auf andere Gebiete abschweifen, liebt es aber auch, den von durch die gesteigerte Leistungsfähigkeit der Maschinenschreiberinnen Lebende Nacktheit muß nicht mehr Segualismus wachrufen als gemalte ihm verfertigten Gegenstand in das Getriebe des vielgestalteten frei werden obgleich sie zunächst wohl ausnahmslos der Reserve- Radtheit. Die eine fann künstlerisch oder ästhetisch wirken wie die andere. Wirtschaftslebens zu begleiten. armee zufallen und dadurch den Arbeitsmarkt und die Lohnhöhe Wenn die Lobredner alter Kunst sich ernsthaft prüfen wollten, müßten ungünstig beeinflussen müssen notwendigerweise doch wieder sie das selber finden. Aber sie reden ja nur nach, was ihnen auf in der menschlichen Wirtschaft Verwendung finden und bilden so bem Bildungswege eingetrichtert ist. Ihr Respekt vor der einen oder eine Triebfraft zur Weiterentwickelung derselben. anderen Venus ist ihnen aufgenötigt durch die Autoritäten, die all­

So auch der Schreibmaschinenmechaniker, der die Bestimmung hat, die Maschine, nachdem sie durch Hunderte von Händen bis zu ihm gewandert ist, gebraudis fertig zu machen. So schwierig seine Arbeit erscheinen mag an den Anforderungen gemessen, die an eine moderne Schreibmaschine gestellt werden eine jahrelange Uebung gestattet ihm, fie fast spielend zu verrichten. Folgen wir seinem Gedankengange.

-

-

Die Betrachtung über die Leistungsfähigkeit der Maschinen- mählich die Zeitgenossen und die Späteren daran gewöhnt haben, schreiberin läßt jedoch noch eine andere interessante Gedanken- sich diesen Bildern gegenüber nicht mehr zu blamieren. Wäre dies reihe zu. Wir dürfen ohne Uebertreibung behaupten, daß die nicht der Fall, so würden alle die Molttes die Venus von Tizian  maschinelle Schreibarbeit etwa das Bierfache leistet wie die manuelle. genau so tongeffionspflichtig und höheren preußischen Kunstinteressen Der Bedarf an Schreibmaschinen muß ein ganz beträchtlicher Das heißt von dem Umfange der Arbeit ist auch nicht ein nicht genügend finden wie heute die Nackttänzerei. fein, wenn man bedenkt, wieviele Tag für Tag diefen einen Be- Tüpfelchen hinweggenommen, aber ihre Zeitdauer ist auf den

trieb berlassen. Und es gibt doch eine ganze Anzahl derartiger vierten Teil zusammengepreßt durch das Dazwischentreten der Meyerheim redivivus. Zu Tschudis, des auf Reisen geschickten Fabriken, die zum Teil weit größer find. Dabei hält eine Maschine Schreibmaschine. Sie hat mithin das Kunststück vollbracht, ohne Direktors der Nationalgalerie, unverzeihlichen Verdiensten um die immerhin eine Reihe von Jahren, selbst bei stärkster Beanspruchung, von der Arbeit etwas fortzulassen, diese dennoch zu berringern. fünstlerische Hebung der ihm anvertrauten Sammlung gehörte vor aus. Allerdings, wohin man heute fommen mag, überall tönt Ein Kunststück, welches in der spezifischen Arbeit des Schreib- allem fein Geschmad. Er hatte alten Kram, der fünstlerisch uns einem bas tidende Geräusch der Schreibmaschine entgegen; sei es maschinenmechanikers seine Erklärung findet. Und in der Tat nichts mehr zu sagen hatte und höchstens in tgl. Schlösser oder in kaufmännischen oder technischen Bureaus, bei Rechtsanwälten, hat dessen Arbeit keinen anderen als ben ausschließlichen Zweck, das Hohenzollernmuseum paßte, ausgeräumt oder unsichtbar ge­Behörden oder selbst in der Stube des Gelehrten. Maschinen herzustellen, die die Eigenschaft besißen, die Zeitbauer macht. Ferner hatte er die Sünde begangen, intime Räume zu Eine Schreibmaschine ist aber auch ein famoses Ding. Die der Schreibarbeit um emen nennenswerten Betrag abzufürzen. fchaffen, in denen bis dahin wenig beachtete, aber für die künft­verschiedenen Bewegungen, die zur Firierung eines Buchstabens Wir stehen also hier vor der merkwürdigen Erscheinung, daß ein lerische Entwickelung bedeutsame und uns heute besonders mittels der Stahlfeder erforderlich wären, sind hier in einem ein- fehr erheblicher Teil der kaufmännischen Arbeit in den zigen Fingerdruck zusammengezogen, der mit unerreichter Geschwin mechanischen Werkstätten der Schreibmaschinenfabriken Borraum des dritten Geschosses Stoff gespannt, der die zu hohen fesselnde Künstler zur Geltung kamen. Zu diesem Zwecke war im digkeit und Akkuratesse den Buchstaben auf das Papier wirft und erledigt wird. Die Tausende von Arbeitern der Schreib- Räume niedriger machte. Dabei waren ein paar künstlerisch gleich Dieses zugleich um Buchstabenbreite weiterrüdt. Ja es ist sogar maschinenbranche sind demnach als nichts anderes zu betrachten, gültige Wandbilder Paul Meherheims( Das Leben in den vier möglich, durch Einführung mehrerer Bogen mit zwischenliegendem als ein teilweiser Erfaß jener Arbeitskräfte, die wie wir Jahreszeiten) verdedt worden. Jezt ist die intime Raumertveiterung Bauspapier, mittels des einen Fingerdruces zehn und noch mehr oben gesehen haben, durch die Mehrleistung der Schreibmaschine zerstört worden, und wer Luft hat, fann Meyerheims Tiergarten­Abbrüde zu erzielen. Eine Leistung von hervorragender ökono- aus dem Bureau verdrängt wurden. Allerdings nur ein teilweiser, malerei genießen. Tichudi ist ja auf Reisen, und seine Bertreter mischer Bedeutung. Zieht man nun in Betracht, daß von einer ge- da sonst die Erfindung der Schreibmaschine teinen wirtschaftlichen haben nicht sein Rüdgrat. Und der Minister des Innern hat's be übten Maschinenschreiberin durchschnittlich acht Buchstaben in der Fortschritt bedeuten würde. Und Getunde geschrieben werden können welche Leistung freilich" Na wie steht's denn? Kann ich die Maschine noch nicht fohlen. Wahrscheinlich auf noch höhere Intentionen hin. Meherheim " Na wie steht's denn? Kann ich die Maschine noch nicht acht Stunden täglich kaum möglich sein wird so wird sich bekommen? S'ist bald Feierabend und sie muß heute unbedingt ist nun mal Vertreter einer staatlich beglaubigten, kaiserlich genehmen niemand wundern, zu hören, daß pro Stunde mehrere Hundert-' raus!" tönt unerwartet bie Stimme des Wertmeisters hinter taufend Bewegungen in dem Mechanismus der Maschine zustande unserem Freunde und reißt ihn zurück in die Eintönigkeit feiner fommen. Dementsprechend ist natürlich auch die rein physische Arbeit. Bielleicht dürfen wir ihn ein andermal wieder belauschen. Arbeitsleistung der Maschinenschreiberin eine recht erhebliche. Sie

-

-

Malerei.

Notizen.

wird etwa, obige Durchschnittszahl mutatis mutandis zugrunde Tizian Konzeffionsfrei. Die Verhandlungen des preußischen- Bölsche Vortrag. Freitag, abends 8 Uhr, findet in gelegt, 70 Kilogrammeter pro Tag ausmachen oder, um ein recht Abgeordnetenhauses über die Interpellation Roeren über die der Singafademie der erste Vortrag von Wilhelm Bölsche  anschauliches Bild zu wählen, einem Kraftaufwand gleichkommen, Verhinderung der Schaustellung nadter Personen über: Das Tier im Menschen und der Mensch im Tiere" statt.