Kr. 12. 26. IshrMy. 2. KilU Ks Nim NsIKslllÄ. Freitag. 13. Januar 1909. Crdbeben. Mesfina, 14. Januar. Seit Dienstag abend regnet eT�hier sehr stark. Gestern wurde wieder ein Erdstost der- spürt, die Nacht jedoch war ruhig. Tie Zählung der lieber- lebenden in Messina ist nunmehr fast beendigt. Venedig , 14. Januar. Ueber das Erdbeben, das gestern morgen um �2 Uhr die Einwohner der Lagunenstadt aus dem Schlafe weckte, werden folgende Einzelheiten bekannt: Der Erdstoß dauerte nur einige Sekunden, war jedoch, trotz- dem et keinen Schaden anrichtete, von derartiger Heftigkeit, daß die Kirchenglocken mehrere Minuten lang von selbst läuteten. Die Möbel in den Häusern wurden umgeworfen und die schlafenden Bewohner aus den Betten geschleudert. Eine ungeheure Panik bemächtigte sich der gesamten Stadt. Halb bekleidet stürzten die Leute auf die Straßen. Der Markusplatz war in wenigen Minuten von einer ungeheuren lärmenden Menge angefüllt, die angstvoll weiterer Erdstöße harrte. Auch die öffentlichen Gärten und sonstigen freien Plätze der enggebauten Stadt waren von taufenden von Menschen besetzt. Vor Tagesanbruch ging niemand nach Hause, und viele Hunderte, die sich keine Zeit genommen hatten, erst Schuhwerk überzustreifen, standen mit bloßen Füßen stundenlang in dem hartgesrorenen Schnee, der vor einigen Tagen hier gefallen war. Rom , 14. Januar. In Ravcnna wurde ein neuer Erdstoß wahrgenommen, der 39 Sekunden dauerte und von unterirdischem Rollen begleitet war. Mehrere Wohnhäuser weisen Risse auf. Aus Florenz wird gemeldet, daß am Mittwochabend nach schönen Tagen plötzlich Regen eintrat und sich eine eigentüm- liche Röte nach Sonnenuntergang zeigte, lim'/»S Uhr früh schlichen Tausende von Katzen ängstlich an den Häusermauern entlang: ein Phänomen, das auch 1905 in Kalabrien beobachtet wurde. Eine Viertelstunde später wurden zwei zugleich springende und wogende Erdstöße verspürt. Der erste Erd- stoß ging in nordsüdlicher Richtung. Die Horizontalpendcl schlugen um 75 Millimeter aus. Stärkere Erdstöße wurden in der Lombardei und in Venezien verspürt, wo in vielen Städten und Orten die Bevölkerung entsetzt auf die Straße lief. Auch in Umbrien , in den Marken, in Ligurien und Emilia erzeugte das Erdbeben eine Panik. Aber es geschah kein Unglück, und nur geringer Schaden wurde angerichtet. In der Nähe RomS wurde ein Erdstoß nur in Roccadipapa festgestellt. Pater Alfani sagt bezüglich de? Erdbeben? in Oberitalien : � Mit diesem Erdbeben begann eine neue seismische Periode von einiger Bedeutung. Der Stoß dauerte vier bis fünf Sekunden, er war vierten oder fünften Grades. Die Seismographen»ach dem System Sckkhi zeichneten große Ellipsen, woraus hervorgeht, daß das Zentrum nahe bei Florenz lag. DaS Erdbeben hat aber nichts mit dem Erdbeben in Unteritalien zu tun, da die Diagramme anderen Charakter tragen. » GrcnoSle, 14. Januar. Die hiesige Erdbebenwarte verzeichnete gestern morgen um 1 Uhr 23 Minuten ziemlich heftige Erdstöße. AuS Mcssina. Rom , 14. Januar. General Mazza telegraphierte an den Ministerpräsidenten Giolitti aus Messtna vom 13. Januar: Gestern ist trotz der Nachforschungen kein Ueberlebender auf- gefunden worden. Die Genietruppen sind unermüdlich tälig, am dringendsten ist der Bau von Baracken, aber cS fehlt an Holz, nach- dem ein Teil des beschränkten Vorrats an die benachbarten Gemeinden, die jedes Schutzdaches beraubt sind, abgegeben worden ist. Die Bevölkerung verhält sich ruhig. Sechs Plünderer sind verhaftet worden, darunter drei Gefangene, die bei dem Erdbeben am 28. De- zcmber entwichen waren. Der Felersprozeß der, Moeheller Post". (Telegraphischer Bericht.) München , 14. Januar. Zweiter Verhaudlungstag. Die prozessuale Berichterstattung durch Aktenverlesung nahm auch heute noch mehrere Stunden der Sitzung in Anspruch. Nach Beendigung der Verlesung ersucht der Vorsitzende, stellvertretender Landgerichtsdircktor Kaisermann, den Angeklagten G r u b e r, sich zu äußern, welchen Zweck er mit den Artikeln gegen Peters verfolgt habe. Angekl. Gruber: Ich habe mich schon vor dem Schöffen- gcricht eingehend geäußert und möchte hier nur noch einiges er- gänzend erklären. Nach den Kolonialdcbatten im Reichstag und nach der Auflösung des Reichstags war gegen die Sozialdemokratie eine Hetze ohnegletchen, auch mit amtlichm und öffentlichen Mit- teln, unternommen worden. Wir hatten allen Anlaß, uns gegen diese Hetze zu wehren und uns anzusehen, welche Leute gegen unS austreten. Und zu diesen Leuten gehörte natürlich auch wieder unser �guter, alter Freund" Dr. Peters. Es sind, das gebe ich zu, scharfe Ausdrücke gebraucht worden, aber ich behaupte, daß sie gefallen sind, weil sie lediglich das Kind beim rechten Namen nennen.und nur eine scharfe Kritik des Petersschen Verfahrens bedeuten. Ich bin in den Artikeln nicht schärfer gewesen, als der Reichstag . Ich glaube, daß der Name„Hänge-Petcrs" für Dr. Peters nichts Beleidigendes haben kann und daß der Name in der Geschichte ein bleibender sein wird. Der Vorsitzende ersucht den Angeklagten, sich zu mäßigen und beleidigende Ausdrücke zu vermeiden. Er müsse doch zugeben, daß ein derartiger Ausdruck eine objektive Beleidigung enthalte.— Angekl. Gr über: Aber eS ist eine Tatsache.— Vors.: Die Ausdrücke„Hängc-Pcters" oder„Hänge-Gruber", das werden Sie doch zugeben, sind beleidigend.— Angekl.: Das gebe ich zu, daß das objektiv beleidigend sein kann, aber jcmano, der zwei Morde begangen hat, wird im Vclksmunde keinen anderen Namen haben.— Vors.: Der zweite Artikel spricht von viehischen Verbrechen des Dr. Peters.— Angekl.: Ich gebe zu, daß das Beleidigungen sind. Aber ich bitte zu bedenken, weshalb der Artikel geschrieben ist. Der Artikel ist eine Antwort auf die schweren Beleidigungen in dem Artikel der„Hamburger Nach- richten", in dem behauptet worden ist, daß die Münchcner Sozial- demokratie Dr. Pciers durch ein B om be n a tt e n ta t.habe abschrecken wollen. Ich erachte es durch die bisherigen Verband- langen für erwiesen, daß Dr. Peters zwei Leute hat hängen lassen, in einem Fall aus rein persönlichen Gcschlechtsmotiven; ich stimme darin mit dem Disziplinarrichter überein. Auch daS Schöfson- gericht gibt ja zu, daß Dr. Peters in einem Falle nicht nur objektiv seine Pflicht verletzt, sondern sich auch in subjektiver Bc- ziehung schuldig gemacht hat. Es ist erwiesen, daß Dr. Peters sich einer falschen Berichterstattung schuldig gemacht hat, um gegen- über dem Gouverneur von Soden den Tatbestand zu verschleiern und zu verheimlichen. Darin sehe ich einen Akt der Feigheit. Im „Kolonialblatt" hat Dr. PetcrS über alles Mögliche berichtet: aber daß er zwei Menschen hat hinrichten lassen, hält er nicht für nötig, zu melden. Bezüglich der Hinrichtung der Jagodja muß ick ja sagen, daß der Nachweis der geschlechtlichen Motive nicht erbracht werden konnte und auch nicht werden rann.?sber man rann aus der Aussage des Lazarcttgehilfen Wiest diesen Schluß ziehen. Wiest hat gesagt, daß Mabruk vor der Hinrichtung auf eine Geschlechtskrankheit untersucht worden sei. Darum hat man sich der beiden entledigen wollen angesichts der Wcibergemeinschaft, die auf der Station herrschte. Diese Weibcrgemcinschast hat ja stattgefunden, oa Dr. Perers zugab, daß er ein Weib des Frei- Herrn von Pechmann auch gebraucht hat. Rechtsanwalt Rosenthal: Das hat Dr. Peters nicht zu- gegeben, ebensowenig wie das Schöffengericht objektiv einen Mord angenommen hat.— Angekl.©ruber: Das mag ein Irrtum sein, daß Dr. Peters das zugegeben hat. Aber es ist Tatfache, daß eine Art Wcibergemeinschaft auf der Station geherrscht hat. Auch Gouverneur von Soden har gesagt, daß die Aus- peitschung der Weiber ein Akt der Brutalität und eine unmenschliche Grausamkeit gewesen sei.— Vors.: Wie kamen Sie zu dem Ausdruck„Paralyse"?— Angekl. Gruber: Ich sprach mit dem Verfasser des Artikels und er sagte mir, daß Dr. Peters in einem Buche von Geistererscheinungen und körperlichen Erscheinungen seines verstorbenen Onkels gesprochen habe. Darin heißt es, die Leiche haVe sogar am nächsten Tage anders gelegen, als am Tage vorher. Hieran München hat nie- mand die Sache mit dem Bombenattentat ernst gemeint. Wenn aber Dr. Peters zur Zeit des Wahlkampfes sagt, die Sozialdemo- l ratio plane Attentate, dann bin ich berechtigt, derartiges zu sprechen. Eine Reihe von Juristen hat erklart, sie verstehen es nicht, wie Dr. Peters angesichts der schweren Angriffe gegen die Münchener Sozialdemokratie frei ausgehen konnte, während ich verurteilt wurde. Nach einer Pause erklärt Peters: Tie Anschauung sei irrig, daß man damals beabsichtigt habe, ihn wieder in den Ncichsdienst hineinzubringen. Das seinerzeitige Ausscheiden aus dem Reichsdienst sei freiwillig geschehen unter Berücksichtigung der damals obwaltenden Verhältnisse. Es sei auch falsch, daß er angestrebt habe, wieder in den Kolonialdicnst zu kommen. Man könne also nicht darauf die Beleidigungen stützen. Sein Münchcner Vortrag habe mit den Reichstagsdebatten, in denen er fortgesetzt besudelt und beschimpft worden sei, nichts zu tun. Die Artikel in den„Hamburger Nachrichten" seien zur Ab- wehr der Angriffe Bebels geschrieben worden. Aber der Angeklagte Grubcr sei nicht damit gemeint gewesen. Die Darstellung, daß die Hinrichtung des Mabruk aus geschlechtlichen Gründen von ihm ver- fügt worden sei, sei absolut lächerlich und durchaus nicht erwiesen. Dr. Lieber und die anderen ReichstagSabgcordneten hätten ihre Ausführungen immer nur auf die Zlngaben Bebels, die absolut un- wahren, gestützt. Als schon vorher einmal der Abg. v. Wollmar eine Andeutung über diese Sache gemacht hatte, habe er sie en bsgstelle als lächerlich gar nicht beachtet. Wir hatten dort viele Gefechte, an einem Tage hatten wir 14 Tote. Da mutz man die Perspektive der Zusammenhänge in Betracht ziehen und erkennen, daß daS nur nebensächliche Ereignisse waren. Daß ich über Radiesckicn berichtet habe, ist sehr begreiflich. Denn das war kolonialpolitisch und wirtschaftlich wichtig, ob Ravteechen, Baumwolle usw. dort wachsen. Ich sollte ja wirtschaftliche Berichte erstatten über das Land. Ueber Gerichtsverhandlungen hatte ich keinen Anlaß, zu berichten, dazu war ich nicht verpflichtet. Mein Verhältnis zum Gouverneur von Soden war so, daß ich keinen Anlaß hatte, mehr zu tun, als wozu ich verpflichtet war. Ich habe das System des Gouverneurs von Soden über die Behandlung der Schwarzen von Anfang an für falsck gehalten. Ich vertrat die englische Auffassung daß das Privateigentum der Eingeborenen zu konfiszieren ist. Während Herr von Soden den sentimental deutschen Standpunkt vertrat, daß der Boden Eigentum der Schwarzen sei. Gleich nach meiner ersten Unterredung mit Herrn von Soden schrieb ich nach Berlin , ich bäte, mich zu verabschieden, da ich mit ihm nicht arbeiten könne. Allerdings sagre Herr von Soden auch, daß er mit mir nicht arbeiten könne.— Verl . Dr. B e r n h e i m: Dr. Peters hat es so dargestellt, als ob der Reichstag ihm auf Grund des Bebeischen Tuckcrbricfes verurteilt habe. Ich stelle aber aus der ReichStagSdebatte fest, daß Dr. Lieber erklärt hat, die neuen Tatsachen, die Kolonialdirektor Dr. Kays er vorgebracht habe, seien fast noch entwürdigender, als die Darstellung Bebels. Ter Abg. Lenzmann sagte, erfreulich sei an dem ganzen Vorfall nur, daß ein deutscher Offizier sich ge. weigert habe, der Henkersknecht dcS Dr. Peters zu sein. Nach dem, waS Dr. Kayser vorgebracht habe, müsse man vermuten, daß der Mann entweder verrückt oder ein Scheusal sein.— Angeklagter Gr über: Dr. Peters sagt, wir sollten ihn in Ruhe lassen. Gewiß, das würden wir gerne tun, wenn er sich ins Privatleben zurück. ziehen wollte. Dann könnte er dieselbe Ruhe pflegen, wie seine Gesinnungsgenossen Leist, Wehlan und Prinz von Arenberg. Aber seine Freunde schieben ihn immer wieder in den Vordergrund.— Dr. Peters: Was meinen Sie denn mit dem„ins Privatleben zurückziehen"?— Angekl. Gruber: Keine politischen Reden mehr zu halten!— Dr. Peters(sehr erregt): Das allerdings werde ich niemals... Vors.(unterbrechend): Wir wollen jetzt mit der Zeugenvernehmung beginnen. Als erster Zeuge wird hieraus der pensionierte Feldwebel Wiest, der im Jahre 1891 Sanitätsuntcroffizier auf der Station war, ver- nommen. Als er auf die Station kam, sei Mabruk bereits in Ketten gewesen. Welche Gründe ihm dafür angegeben wurden, könne er nicht mehr sagen.— Vor.: Die Hinrichtung haben sie vollstreckt. Erfuhren Sie auch da nicht den Grund der Hinrichtung? Zeuge: Ich glaube wohl, daß mir dos gesagt wurde. Es war wohl der Diebstahl.— Vor.; War von der Weibergeschichte keine Rede?— Zeuge: Es kann sein, ich weiß aber nicht mehr.— Vor.: Weshalb wurde denn von Ihnen die Strafe vollstreckt und nicht vom Befehlshaber der Schutztruppe, dem Leutnant Bronsart von Schellendorf ?— Zeuge: Das kann ich nicht sagen. Es ist möglich, daß ich vom Kompagnieführer Hauptmann Johannes, dem Tr. PeterL direkt unterstellt war. Ich kann mich aber nicht mehr entsinnen, von wem ich den Auftrag zur Hinrichtung erhielt; ich glaube aber vom Leutnant Bronsart.— Vors.: Glauben Sie, daß die Hinrichtung direkt wegen deL Diebstahls erfolgt ist? Sie haben ja doch auch einige Erfahrung, meinen Sie nicht, daß es angebracht war, eine so schwere Strafe wegen eines solchen Delikts zu ver- hängen?— Zeuge: Damals war ich noch sehr jung und uner- fahren.— Vor.: Aber später bekamen Sie doch mehr Erfahrung, Sie lernten. doch ähnliche Fälle kennen.— Zeuge: Einen ähnlichen Fall habe ich nicht kennen gelernt. Da- m a l s hatte ich keinen Zweifel, daß der Diebstahl der Anlaß war. Der Zeuge glaubt, daß die Warongos der Station nicht freundlich gegenüberstanden. Ob aber die Situation gefährlich war, könne er nicht sagen. Ein Beisitzer bittet zu fragen, wie oft die Jagodja geschlagen worden sei.— Zeuge: Das kann ich nicht sagen, sie wurde mehrmals geschlagen und ich nahm sie dann in Behandlung. Die Haut war abgelöst.— Vors.: Es sollen aber auch Löcher im Gesäß gewesen sein.— Zeuge: Das sieht gewöhnlich schlimmer aus als es ist. Ich hatte auf Veranlassung des Unter» offiziers Wilhelm die Jagodja in Behandlung genommen, darauf wurden die Prügel eingestellt.— Vors.: Wie lange war sie in Ihrer Behandlung?— Zeuge: Mehrere Wochen.— Vors.: War sie bei der Hinrichtung geheilt?— Zeuge: Das wird wohl der Fall gewesen'ein.— V o r s.: Sie wollen auch den Mabruk untersucht haben, ob er geschlechtStrank sei?— Zeuge: Das kann ich nicht mehr sagen.— Der Zeuge erinnert sich, daß den Ketten- gefangenen eingeschärft war, um sie einzuschüchtern, daß auf Flucht aus der Kettcnhaft Todesstrafe stehen. Die Station sei mehrfach alarmiert worden, er habe sich über den unnützen Alarm, weil es sich immer um Probealarme handelte, immer geärgert. — Rechtsanwalt Rosenthal: Herr Zeuge, hätten Sie das Urteil vollstreckt, wenn Sie Bedenken gehabt hätten?— Zeuge: Nein, sicher nicht.— Dr. Bernheim: Sie sind doch Soldat und haben den Befehl des Vorgesetzten vollführt?— Zeuge: Jawohl.— Vors.: Sie sagten ja auch, daß Sie unerfahren als Afrikaner waren.— Zeuge: Ja, ich habe nicht darüber nachgedacht. Fabrikbesitzer Oskar Wolf(Walsrode ) wird über den Leumund des Leutnants Bronsart von Schellendorf befragt. Er hat diesen 1895 durch Rechtsanwalt Tr. Scharlach kennen gelernt, als von Bronsart eine deutsche Straußengeseb- schaft am Kilimandscharo gründen wollte. Zeuge beteiligte sich mit Kapital und war im Aufsichtsrat. 1896 fuhr er mit Leut- nant von Bronsart nach Afrika , von Bronsart sei kein zuver- lässiger Mann gewesen. Die Berichte an die Gesellschaft waren, wenn auch nicht direkt wahrheitswidrig, so doch sehr übertrieben. Sein Verhalten der Gesellschaft gegenüber war nicht einwandfrei. Er hatte in den letzten zwei Jahren 7990 Rupien mehr verbraucht, als er zu beanspruchen hatte. Zum Schlüsse schuldete er nach der Aufstellung des Buchhalters der Gesellschaft 11 999 Rupien, wäh- rend von Bronsart nur 7999 Rupien angab. Er hatte keine Er- »nächtigung, das Geld zu behalten.— Vors.: War da? Ver« untrcuung oder nur leichtsinniges Verhalten in Gelosachcn?— Zeuge: In einer Denkschrift führte von Bronsart aus, er sei durch seine Frau zu größeren Ausgaben gekommen. Die Summe ist aber zu groß, als daß man glauben könnte, er habe unbewußt zu viel genommen.— Vors.: von Bronsart soll in finanzieller Beziehung ein sehr großer Illusionist gewesen sein und sehr leicht» sinnig gewirtschastet Hecken. Glauben Sie aber, daß er die Un- Wahrheit sagen würde?— Zeuge: Ich traue ihm zu, daß er die Unwahrheit sagen würde, aber nicht, daß oas ab- sichtlich geschähe. Der Zeuge glaubt dann aber, ihm in einem Punkte die Unwahrheit nachweisen zu können. Bei seiner Vernehmung hat Bronsart von Schellendorf gesagt, daß er leinen Haß gegen Dr. Peters habe. Er, Zeuge, wisse aber, daß von Bronsart einen geradezu fanatischen Haß auf Dr. PetcrS hatte.— Vors.: Das soll aber erst nach der Zeit der Ver« nehmung gewesen sein, als er erftihr, daß Dr. Peters behaupte, er sei mit der Hinrichtung einverstanden gewesen.— Zeuge; Den Anlaß weiß ich nicht.— Bert. Dr. Bernheim: Soviel ich weiß, sagte Bronsart von Schellendorf , er habe nie aus Rachsucht gegen Dr. Peters etwas unternommen. Das ist doch etwas ganz anderes.— Der Zeuge Wolfs führt dann noch weiter an: Ehe er an den Kilimandscharo reiste, habe er den Gouverneur Herrn von Bennigsen gefragt, ob die Gegend am Kilimandscharo von Eingeborenen bedroht sei. Herr von Bennigsen habe immer ge- sagt: Nein. Er brauche keine Waffen mitzunehmen, er könne mit dem Spazierstock dorthingehcn. Als er an den Kilimandscharo kam, sagte ihm der Vertreter des Hauptmanns Johannes, Oberleutnant Merken Wir sitzen dauernd auf einem Vulkan. Wir können die Herrschaft am Kilimandscharo mit einer Kompagnie nur durch das System: Teile und herrsche, ausrecht erhalten. Dieses System wird getragen von der Person des Hauptmanns Johannes. Ich fürchte, daß mit dem Weggange des Hauptmanns Johannes zur Küste die Situation für uns bedenklich werden kömite. Man kann nicht wissen, wie es von einem Tag zum anderen wird." Als Zeuge dann eine Jagd unternahm, nahm Oberleut- nant Merker vier Mann mit. Das Ivar der Spazierstock des Herrn von Bennigsen.(Heiterkeit.)—Vors.: Aber zum Kilimandscharo sind Sie unbehelligt hingekommen?— Zeuge: Jawohl, mir ist auch später nichts passiert. Allerdings erzählte mir später Hauptmann Johannes in Berlin , daß verschiedene Uebtzr- fälle nachher stattgefunden haben. Nach einer Pause wird zunächst Kapitän a. D. Prager verirommen. Er hat 1891 und 1892 an der Küste den Leutnant Bronsart von Sckellendorf kennen gelernt, der ihm die ganze Geschichte vom Kilimandscharo erzählte. Die Bronsart von Schelleickorf vom Major von Wißmann gestellten Aufgaben hat erjtcrer mit großem Mute ausgeführt. Unglaubwürdigkeit hat Zeuge an ihm nicht beobachtet. Gegen Dr. Peters hatte Bronsart von Schellendorf eine große Abneigung. Er sagte, daß er bei der Hinrichtung des Mabruk jede Mitwirkung abgelehnt habe. Auf meine Frage mußte er mir aber zugeben, daß die Lage auf der Station gefährdet war. Er mußte dann auch zugestehen, daß, wenn der Verdacht des Verrats der Jagodja durch die Verbiickung mit ihren Stammesgenossen begründet war, die Hinrichtung durch- aus gerechtfertigt war. Er würde an Stelle deS Dr. Peters dann ebenso gehaickelt haben.— Vors.; Warum war er dann nicht mit dem Todesurteil einverstanden?— Zeug e: Er war ein junger Offizier und fühlte sich wohl zurückgesetzt und verletzt. Soviel Zeuge weiß, hat die Niederlage ZelcwSlis die Stämme am Kilimandscharo sehr aufrührerisch gemacht. Auch Major von Miß- mann hat infolgedessen die geplante Expedition aufgegeben.— Zeuge Verlagsbuchhändler Felix Heinemann(Berlin ) lernte Bronsart von Schellendorf vor 19 Jahren kennen. Derselbe war damals in schlechter Lage und erbat sich von ihm 5999 M. als Darlehen zur Reise nach Afrika . Er versicherte auf Eyrentvvrt, das Geld auf Tag und Stunde zurückzuerstatten, aickernfalls würde eS sein Vater tun, der jetzt das Geld nicht flüssig habe. Diese Angabe war nicht zutreffend. Zeuge wurde� im Stich gelassen, und erst nachdem Bronsart von Schellendorf sich in Eng- land mit einer amerikanischen Dame verheiratet hätte, schickte er das Geld.— Vors.: Welchen Eindruck machte Bronsart von Schellendorf auf Sie?— Zeuge: Er kam mir vor wie ein lustiger Bruder und angenehmer Gesellschafter, lebte aber besser, als ihm nach seinen bürgerlichen Verhaltnissen zukam. Ueber seinen Charakter kann ich nichts sagen.— Zeuge Hauptmann a. D. W e r t h e soll über den verstorbenen österreichischen Konsul Dr. Baumann aussagen, der zu Dr. Peters die bekannte Aeuße- rung über die„Schwagerschaft mit den schwarzen Schweinen" gemacht haben soll. Baumann sei ein wahr» heitLliebender. ehrlicher Mann gewesen. Zeuge fragte ihn, warum er über Dr. Peters belastend ausgesagt habe, da er doch selbst bei den Expeditionen sehr schroff aufgetreten sei. Darauf erwiderte Baumann, er müsse offenbar mißverstanden sein und fügte hinzu:„Halten Sie mich für so saudumm, daß ich das alles glaube, was Dr. Peters in der Trunkenheit gesagt hat?" Er sagte, er habe daS auch damals extra betont, eS müsse dann überhört worden sein. Wenn die Sache nochmals vorkomme, sollte ich es vor Gericht vorbringen, da er wohl bald sterben würde.— Auf eine Frage des Rechtsanwalts Rosenthal erklärt der Zeuge, daß nach seinen Erfahrungen seit 1892 nach den Niederlagen Bülows und Zelewskis die Bevölkerung sehr un- ruhig uick die größte Strenge erforderlich war. Eö könnten Situationen vorkommen, wo bei Diebstahl die Todesstrafe an- gebracht erscheine. Ob diese Umstände hier vorlagen, könne er nicht sagen.— Vor s.: Kennen Sie Fälle, wo für ein so ein- iaches Delikt die Todesstrafe verhängt wurde?— Zeuge: Einen solchen Fall habe ich nicht erlebt.— Rechtsanwalt R o sc n t h a l: Ist das Eindringen mit Waffen in die Wohnung des Stations. leiterS nicht cme Gefährdung des Ansehens der Europäer und der Sicherheit der Station?— Zeuge: Unbedingt.— Rechtsanwalt Rosenthal: Wenn die Wecker, wie festgestellt, KriegSdaua ver. schickten und ausrissen, ist das nicht als eine Gefährdung der Station zu betrachten?— Zeuge: Nein, das ist nicht fcstgestcllr, daß KriegSdaua vorlag.— Pribatkläger Dr. Peters erklärt, ihm sei gesagt worden, er müsse sich vor der Jagodsa in acht nehmen, da sie an die Moschilcute die KriegSdaua verschicke.— Zeuge: Wenn ich festgestellt hätte, daß die Moschilcute Kriegs- daua gemacht hätten, wäre ich sofort zum Angriff geschritten.— Der Zeuge gibt weiter auf Befragen des Rechtsanwalts Rosen. thal an, ein Herr aus dein Reichsmarmccrmt habe ihm gesagt,
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten