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flu  « dem preußischen Abgeordnetendause. lNr. 47.) Uebersichtcn über die Ergebnisse der anderweiten Ver- Pachtung der im Jahre 1903 pachtfrei gewordenen und der im Jahre 1909 Pacht frei werdenden Domänenvorwerke. (Nr. 49.) Nachweisung über die im Etat° jähre 1907 bei der Forstverwaltung durch Kauf, Tausch usw. vorgekommenen Flächen- Zugänge sowie über die durch Verkauf, Tausch usw. eingetretenen Flßchenabgculge. <Nr. 51.) a) Nachweis über die im Kalenderjahr 1908 statt- gehabte AuS- und Einrangierung in den Landgesliitcn des Staates. b) die BetciebSresultate der Haupt- und Landgestüte des Staate» in den Jahren 1904/05 bis einschließlich 1906 07. <Nr. 56.) Bericht der GcschästSordnungekommission über den Antrag der Abgg. Borgmann u. Genossen betreffend die AuS- setzung der Sollstrecknug der gegen den Abg. Dr. Liebknecht crfaimle» Festungshaft.____ Hus der partcu Em origineller Kirchenstrrit ist in Nürnberg   ausgebrochen. Bei den letzten Gemeindewahlen lourde». a. auch der Genosse Treu, Sekretär de- soffaldemokra- tischen Vereins, in den Magistrat gewählt. Beim Eintritt in diese Körperschaft wurden ihm die Geschälte des ausgeschiedenen frei- sinnigen Magistratsratö Hofmann zugewiesen, darunter auch die B c r- tretung der Stadt in der katholischen Kirchenver- waltung. Dieses Amt bat mit religiösen Dingen nichts zu tun, es ist durch gesetzliche Vorschrift begründet und hat lediglich den Ziveck, die Jntereffen der Stadt gegenüber der Kirchenverwaltung wahrzunehmen. Die katholische Geistlichkeit hat sich aber schon von jeher benrüht, der Vertretung einen kon- seisionellen Anstrich zu geben, und verlangt, daß nur ein MagistratSrat katholischer Konfesston entsendet werde. Da im Magistrat kein einziger Katholik war. wurde der Posten lange durch einen Protestanten verwallet, bis Hofmann gewählt wurde, der Katholik ist. Durch daS Aussweiden Hosmannö ist nun die Streit- frage wieder ausgerollt. Genosie Treu ist zwar von Geburt Katholik. aber das Pfarramt hat zu seiner konfessionellen Taklsestigkeit kein rechtes Zutrauen, weshalb eS gegen seine Entsendung Prolest erhob. wegen der kirchenfeindlichen Stellung Treus. Der Magistrat wies den Protest zurück mit der Erklärung, datz es aus die'Konfession überhaupt nicht ankomme. DaS Pfarramt hat diese Entscheidung bei der Regierung angefochten, weit sie gegen daS ReligionSedikt verstoße. Genosse Goldstein aufs neue schwer erkrault. AuS Zwickau   wird gemeldet: Der erkrankte Genosse Gold» stein sollte in daS Sanatorium Kreischa   übergeführt werden. Er erlitt jedoch einen neuen schweren Schlaganfall» so daß die Reise unterbleiben mußte. {Polizeiliches» Ocrichtllches ulw. Der heilige Militarismus. Wegen Beleidigung des preußischen Offizier- und Unteroffizier- lorpS, begangen durch den Abdruck desSchinderknecht-- Artikels ans demVorwärts-, wurde Genosse Peter Berten von der. B o l k S z e i t u n g' zu Düsseldorf   zu 500 M. G e l d st r a f e verurteilt. Der Staatsanwalt hatte drei Monate Gefängnis beantragt. Von der Görlitz   er Straskanmier wurde Genosse Fleißner- Dresden als Verantwortlicher derG ö r I i tz e r B o l k ö z e i t u n g-, des KopfblattS derDresdner VolkSzeitung-, zu 900 Mark Geld- strafe verurteilt wegen Vergehens gegen den ß 21 des Preß- gefetzeS f Fahrlässigkeit). ES handelt sich um einen Artikel: "Uniformierte Bestie»-. In der ersten Verhandlung deS Land- gerichlo erhielt Genosse Fleißner sechs Monate Gefängnis. Das Reichsgericht hob das Urteil auf und verwies die Sache an das Landgericht Görlitz   zurück. In der zweiten Verhandlung wurden drei Monate Gefängnis verhängt. Auch dieses Urteil wurde vom Reichsgericht aufgehoben. Diesmal erkannte die Strafkammer auf die oben gemeldete Geldstrafe. Die blamierte» Patrioten. Unter der SpitzmarkePatriotische Raufbolbe- ver- öffentlichtc dieBergische Arbciterstimme zu Solin- gen im Sommer vorigen Jahres eine Notiz, nach welcher der G a r d e v e r c i n in Wald   bei Solingen   einen Ausflug nach dem nahegelegenen SommcrlokalFlockertsholz- unternommen hatte, wobei es unter den braven Patrioten zn einer regelrechten Rauferei kam und einer derKameraden" von einem anderen mit einem Knüttel zu Boden geschlagen wurde, sodatz ein Mitglied der Gräf  - rather SanitälSkolonne und ein dortiger Arzt requiriert werden mußten. Auch andere, gänzlich unbeteiligte Personeu, die dem Kriegsspiel" zusahen, wurden von den Gardevereinlern, die dem Alkohol sehr stark zugesprochen hatten, angerempelt und mitTot- schlagen" und dergleichen bedroht. DieA r b e i t e r st i m m e" kritisierte das und nannte den Verein einegemeine, b l u t- dürftige Bande". Die Folge davon war, daß die schlagfertigen Patrioten durch einen einstimmigen Gencralversammlungsbeschluß ihren Vorsitzenden, einen Rescrvcleutnant Altenburg   beauftragten, gegen den verantwortlichen Redakteur derArbcrterstjmmc", Gc- nossen Deisel, bei der Staatsanwaltschaft Strafantrag wegen Beleidigung zu stellen. Die Staatsanwaltschaft willfahrte denn auch dem Wunsche der schlagfertigen Gardevercinler und erhob gegen unseren Genossen Anklage imöffentlichen Interesse", trotz- dem der Hauptheld der Affäre in einem vorhergehenden Verfahren i» derselben Sache wegen schwerer Körperverletzung vom Schöffengericht in Solingen   in eine Geld- beziv. Gefängnis- strafe genommen wurde. Genosse Deisel hatte sich nun dieser Tage vor demselben Gericht wegenBeleidigung des Gardevereins in Wald und insbesondere dessen Mitgliedes und Vorsitzenden Reserveleutnant Altenba rg" zu verantworten. Trotzdem der Angeklagte zu Beginn der Verhandlung die Recht-güliigkeit deö Strafantrags mit der Motivierung anzweifelte, daß ein nichteingetraaener Ver- ein nicht klagbar werden könne, da er den Charakter einer luristischen Person ja gar nicht besitze, wurde in die Beweisauf- nähme eingetreten. In vierstündiger Verhandlung wurden die in dem Artikel aufgestellten Behauptungen durch eine große Anzahl Zeugen bestätigt. Trotzdem beantragte der Amtsanwalt gegen unseren Genossen eine Geldstrafe von 60 M. eventuell l5 Tage Ge- fängniS, während der Angeklagte, welcher ohne Rechtsbeistand er- schienen war. aus Einstellung des Verfahrens bezw. Freisprechung vlädierte, da der Strafantrag formell nicht richtig gestellt bezw. der Wahrheitsbeweis für die in dem Artikel ausgestellten Behaup- hingen vollkonimen erbracht worden sei. Nach langer Beratung fällte daS Gericht folgendes, nicht allein für Vereine und Gesell- i chatten, sondern auch für die Presse interessante Urteil:Der Artikel enthalte zweifellos Beleidigungen. Der Angeklagte könne aber nicht bestraft werden, weil keine rechtsgültigen Strafa n träge ixr Beleidigten borliegen. Der nichtein- getragene Gardevcrein Wald könne als solcher keinen Strafantrag stellen, wohl aber sei jedes Mitglied einer Perjonenmehrheit straf- antragberechtigt, wenn einzelne Personen in einer beleidigenden Miindgebimg nur als Mitglied der Personenmehrheit gekennzeichnet feien, wie es hier der Fall sei. Nun habe zwar die Generalver- sammlung den Vorsitzenden einstimmig beauftragt, Strafantrag r'-t stellen, Vereinsbeschlüsse hätten auch für alle Mitglieder Gültig- keit im Vereinslebcn, in öffentlich-rechtlicher Hinsicht liege die Sache aber anders._ Tie Strafantragsberechtiguna sei ein ganz persönliches Recht; die in der Versammlung anwesenden 30 Mit- glisder konnten daher wohl für sich persönlich den Vorsitzenden teauftragen, Strafantrag zu stellen, nicht aber auch für die nicht-< anwesenden 20 Mitglieder. Der Nachweis des Einverständnisses und des Auftrages aller Mitglieder fei aber erforderlich für die Strafverfolgung� stehe doch nicht einmal fest, wer in der Versammlung anwesend war und wer nicht. DaS Verfahren wegen Beleidigung des Gardevereins Wald" sei daher einzu- stellen. Im Verfahren wegen Beleidigung des Vercinsvorsitzen- den, Reserveleutnant Altenburg, der rechtsgültig Strafantrag stellte, sei der Angeklagte freizusprechen. DaS Gericht habe nicht die Feststellung treffen können, daß die Beleidigungen sich auf Altenburg   beziehen muhten, der in dem Artikel nickt genannt oder anderweitig besonders bezeichnet werde. Der Angeklagte kannte A. nicht, wußte überhaupt nicht, daß er an dem Ausftuge teilgenommen hatte. Die Bestrafung wegen Beleidigung eines einzelnen Mit- glicdes einer Personenmehrhcit sei aber nur möglich, wenn der Ang>'klagte sich bewußt war, daß dieses einzelne Mitglied die Be- leidigung auf sich beziehen konnte." So endete dieStaats- aktion" der schlagfertigen Patrioten mit einem vollständigen Fiasko. erdbeben. Messina  » 20. Januar. Heute früh ereignetet« sich hier wieder zwei Erdstöße» von denen der' zweite sehr stark war und zehn Sekunden dauerte. Das Wetter ist bei anhaltendem Regen kalt. Nachdem jetzt Bauholz angekommen ist, wird mit der Errichtung von Baracke» eifrig fortgefahren. Im Hafcnteil der Stadt wütet das Feuer in den stehengebliebenen Hänscrn weiter. R c g g i o iCalabrien), 20. Januar. Heute früh 4 Uhr wurde ein neuerlicher, sehr merklicher Erdstoß verspürt. Rom  , 20. Januar. Der Polizeiausschuß hat die Reor- ganisation des Aiifsichtödieiistcs in den von der Erdbeben­katastrophe getroffenen Gebieten durchgeführt. Eine Anzahl Personen wurden unter der Beschuldigung des Diebstahls und der Plünderung verhaftet. Das geschäftliche Leben in Messina  nimmt täglich zu. Die Witterung ist äußerst ungünstig. Eine leichte Schneedecke hüllt die benachbarten Berge ein. Eue Industrie und Handel. Das Berliner   Grundstücksgeschäft im Jahre 1908. Dem soeben erschienen Jahresbericht desVereins Berliner Grundstücks- und Hhpothekenniakler" für das Jahre 1908 entnehmen wir folgende Angaben: Die Umsätze im Grundstücksverkehr Groß- Berlins sind in 1908 um 33 Proz. oder rund 400 Millionen iviuri gegen 1907 zurückgegangen. In noch größerem Maße hat sich die Zunahme der Subhastatwnen erhöht, und zwar von 110,6 Millionen auf rund 172 Millionen. Diese Ziffern, welche eine einschneidenide allgemeine Reduktion der Unternehmungslust bezeugen, betrafen hauptsächlich und naturgemäß den Bau- und Terrainmarkt. Die erteilten Bauscheinc sanken um rund 30 Proz. gegen daS Vorjahr. Die Zahl der Subhastationen betrug im laufenden Berichts- jähre 1269 gegen 1110 int Vorjahre. Am größten waren die Zu- nahmen in Rixdorf, 246 gegen 156, woselbst schon im Vorjahre eine starke Zunahme gegen 1906 stattfand, ferner Pankow  , während Charlottenburg   eine kleine Mmahme zu verzeichnen hat. Eine erhebliche Erhöhung der Subhastationen weist ferner das Amts- gericht Berlin-Wedding, und zwar 255 gegen 187 im Vorjahre auf. Dagegen sind die Zwangsversteigerungen beim Amtsgericht Berlin- Schöneberg von ll0 auf 76 zurückgegangen. Der Gesamtimmobiliemimsatz in Groß-Bcrlin betrug im Jahre 1908 963 900 000 M., abzüglich der Subhastationeu 792 003 000 M. (1907 freiwillig 1200 000 000 M.). Hiernach ist der Rückgang der freiwilligen Umsätze(ohne Vererbung) fast allerwärts ein überaus beträchtlicher gewesen. Berlin   allein hat einen Rückgang von 260 000 000 M. zu verzeichnen. Hiernach folgen Charlottenburg  mit 40 000 000, Ripdorf irst 80 000 000, Wilmersdorf   mit 13 000 000, Lichtenberg  «itt 12 000000, Steglitz   mit 10 000 000, Tcmpelhos mit 7 000 000 und so fort. Einen verhältnismäßig geringen Rückgang von nur 4 000 000 weist Schöneberg   aut, dagegen hat in Zehlen- dorf eine Erhöhung der Umsätze von 8 000 000 stattgefunden. Die Ergebnisse der Zwangsversteigerungen find auf 171 901 000 M. gegen 110 646 000 M. im Vorjahre gestiegen. Auf dem Hypothekenmarkt haben sich bedeutende Umsätze voll- zogen, welche allerdings mit großen Opfern seitens der Geldnehmer getätig werden mußten. Trotz aller ungünstigen Momente muß jedoch hervorgehoben werden, daß solvente Geldnehmer ununter- krochen während des ganzen Jahres htipoiheiansche Darlehen er­halten konnten. Der Pfandbriesiibsatz der Hhpothekenbanken. welcher ja bekanntlich grundlegend für das ganze Belejhungsgeschäft ist, war im ersten Halbjahr und auch im zweiten Semester günstiger als im Vorjahr. Bis zum 30. Juni 1908 beziffert sich bei 3? Hypothekenbanken die Lbligaticmszunahme auf 242,32 Millionen gegen 191,94 Millionen im gleichen Zeitraum deö Vorjahres und gegen nur 95,30 Millionen im zweiten Semester 1907. Hingegen sind die Versicherungsgesellschaften in diesem Jahre nicht so kapital- kräftig auf dem Hypothckenmarkt wie seither erschienen. Der Verein glaubt, daß im lausenden Jahre auf eine GeschästSbclebung gerechnet werden darf.__ Shstematischer Lohnabzug. Im rheinisch-westfälischen Kohlenbergbau geht man anscheinend nach einheitlichem Plan mit Lohnkürzungen vor. Natürlich werden verschlechterte Lage am Kohlenmarkt und hohe Gestehungskosten als der Maßnahme bestimmende Faktoren deklariert. In einem Situa- tionLbericht derRhein.-Westf. Ztg."(Nr. 61) liest man u. a.: Die Lage am Kohlenmarkt ist eine wenig zufriedenstellende und Aussichjen auf eine Besserung sind nicht vorhanden. Im Gegenteil ist anzunehmen, daß mit dem Eintritt des Frühjahrs d!e Absatzverhältnisse noch schwieriger sich gestalten werden, wenn nicht in der Eisenindustrie durch eine unvorhergesehene größere Beschäftigung ein stärkerer Verbrauch sich einstellen sollte, waS aber nach Lage der Dinge kaum anzunehmen ist.... Der Ein- fang an neuen Aufträgen war sowohl gegen Ende deS ver, lossenen wie im Anfang dieses Jahres ein so geringer wie kaum zuvor, und speziell in Koks sollen die vorliegenden Aufträge kaum 60 Proz. erreichen, so daß sie also noch hinter der 40 Proz. betragenden Einschränkung zurückbleiben.... Die Zechen haben also mit nicht unerheblichen Mindereinnahmen zu rechnen, und angesichts dieser Tatsache kann eL nun nicht ausbleiben, daß auch die Löhne allmählich wieder sich den gesunkenen Verkaufs- preisen anpassen, denn bekanntlich stellen die Löhne der ge­samten Gestehungskosten dar. Bereits im Dezember zeigte bei vielen Zechen der Durchschnittslohn einen Rückgang und mit Be- ?;inn des neuen Jahres ist man anscheinend mehr in den oft- ichen, weniger in den westlichen Revieren zur Herabsetzung der Gedinge übergegangen. Ans die Dauer wird sich nicht vermeiden lassen, die Lohne durchweg weiter zu reduzieren. Auf verschiedenen Zechen find 29prozc»tige Lohnkürzungen vor- genommen; auf der Katastrophengrubc macht eine angekündigte Reform" noch mehr als 29 Prozent Lohnabzug aus. Auch von den Hüttenwerken werden Lohnherabsetzungen und Belegschafts- Verminderungen gemeldet. Die Peitschenschläge der Krise werden den Arbeitern der Großindustrie nun erst noch recht fühlbar. Und da soll die Krise angeblich schon überwunden sein dank der regelnden Preispolitik der Syndikate und Kartelle. Das Zentrum interpelliert. Wem« es sich nicht lediglich um ein parteitakiischeS Manöver handelt, dann wird das Projett der A. E. G. und der DiemenS-Schuckerlwerke zur Errichtung einer elettrifchen Schnellbahn von Köln   nach Düsseldorf   auf Schwierig- keiteii stoßen. Nach derKolnische» Voftszeitung' will der Führer der Kölner   ZentrumSpartei   Justizrat Krause bei der Stadtverwaltung durch eine Interpellation verlangen, daß das Mitbestimmungsrecht; der Städte energisch gewahrt werde. Es sei nach den von ihm im Jahre 1907 geführten resultatlosen Verhandlungen wenig Aussicht vorhanden, daß man jetzt mit den Stadtverwaltungen sich ver- ständigen werde._ Zur Geschäftslage in der Textilindustrie. Der Beschäftigungsgrad in der Textilindustrie hat sich gegen die Sommer- und Hecbstmonate unzweifelhaft gehoben, doch ist er noch immer unbefriedigend. In den Baumwoll- und Rämingarnspinncrcien ist man allgemein zur normalen Arbeitszeit wieder zurückgekehrt. Im Elsaß  , Bayern  , im rheinischen Industrie- gebiet, in Hannover  , Chemnitz   und Leipzig   wird wieder voll ge- arbeitet. Nur im Rheydter   Gebiet stehen noch einige Maschinen still. Nicht so günstig sieht cS in den Baumwollwebereien ans. Wohl wird in vielen Orten sächsische Lausitz, Scklesien, in Mar- kirch. Kalmar, Gebweiler. Kannstatt, Metzingen  , Rheine  , Rbeydt-M.-Gladbach mit Ausnahme weniger Betriebe wieder die volle Arbeitszeit eingehalten, aber in allen diesen Bezirken und Orten stehen noch viele Tmisende Webstühle still. Die Wollen- und Stmchgarnbranche deS sächsisch  -thüringischen Bezirks liegt noch danieder. In den Zentren der Jmitatspinnereien, Werdau  , Crimmitschau  . Zwickau   und M.-Gladbach, ist von Besserung noch nichts wahrzunehmen. Die genannten sächsischen Städte arbeiten noch immer nur 4 und 5 Tage pro Woche. Recht verickiedenartig ist die Lage in den einzelnen Orten der Tuch- und Buckskinbranche. In derselben Zeit, in welcher Tausende Arbeiter in Werdau  , Crimnnt- schau, Schwiebuö. Wittenberge  , Neuinünster, Luckenwalde   das Nötigste entbehren müssen, infolge ungenügender Beschäftigung, müssen sich andere Tncharbeiter in Kottbus. Grünberg, Aachen   und Herzfeld in überlanger Arbeitszeit abrackern. In Kottbus haben fast alle Fabriken vor Weihnackten mit Ueberstunden gesckafft In Grimberg müsien die Appreluxarbeiter der Schlesischen Tuchfabrik, A.-G drei- mal pro Woche bis nachts 12 Uhr arbeiten und in Hersfeld   hat man vor Weibnachten zur Tagschicht noch eine Nachtschicht hinzu- genommen. Die Leinen- und Domastbranche arbeitet in Bielefeld  noch immer mit beschränkter Produktion. Zirka 3000 Arbeiter werden da bei verkürzter Arbeitszeit beschäftigt. DaS Seiden- und Samt- geschäft liegt noch still und viele Arbeiter arbeiten noch 6 8 Stunden pro Tag oder müssen tagelang aussetzen. Ganz schlecht ist die Beschäftigung in den Teppichwebereien. Auch die Strumpf- Wirkerei des Erzgebirges ist noch mangelhaft beschäftigt. Viele Hunderte Arbeiter sind arbeitslos. Dagegen ist in der Trilotagen« und Handschubbranche jenes Bezirkes Besserung zu verzeichnen, und die Wirkereien Thüringens Apolda, Mühlbausen haben sehr flott zu lim. In der Bandbranche deS Rheinlauves und der Kleiderstoffbranche des sächsisch-thüringischen Gebietes hält der lebhafte Geschäftsgang an. Dagegen haben sich die Hoffnungen, weiuje an den etwas lebhafteren Eingang von Bestellmigen in den Stickereien deS Vogtlandes geknüpft wurden, als trügerische eriviesen. Im allgemeinen sieht eS in der Textil- industrie noch schlimn, auZ. Ganz besonders die FciertagSwocken waren für die Arbeiter Wochen bitterster Not. Taufende Arbeiter und Arbeiterinnen zahlreicher Betriebe haben während dieser Wochen auf jeden Verdienst verzichten müssen. Die Betriebe wurden viel- fach vom 24. Dezember bis 10. Januar stillgesetzt. Soweit die Arbeiter organister» waren, erhielten sie von der Gewerk- schaft Arbeitslosenunterstützung. Infolge der Krisiö kracht et jetzt auch in verschiedenen Unteriichmerverbänden. Während der Hoch- konjmittur erstanden in der Textilindustrie zahlreiche Vereinigungen zum Zwecke der Festsetzung einheitlicher VerkausSbedinguntjen usw. Der infolge der Krisis einsetzende schärfere Konlurrenzkamps schaffte dieser Bereinigung Schwierigleiten. So weigerten sich die Abnehmer, die vomVerband der deutschen Trikoiwarensabrikanlen" aufgestellten Verkaussbedingungen anzuerkennen. Es kam deshalb zum Konflikt. Acht der bedeutendsten Firmen haben ihren Austritt aus dem Ver- band erklärt. Der Verbandövorstand behauptet nun. daß diejenigen Firmen, welche der Konvention angehören, sich sämtlich verpflichtet haben, bis Ende 1910 nicht zurückzutreten. Sie könnten also bis dahin nicht austreten und auch keine anderen Konditionen als diu Berbandskoiidilionen stellen. Es ist deshalb zwischen dem Verband und der Firma Sar u. Co. in Tuttlingen   zu einem Prozeß ge- kommen. In erster Ii, stanz wurde am 24. Dezember der Verband abgewiesen. Am 28. Dezember beschloß sodann in Stuttgart   eine außerordentliche Generalversammlung die Auflösung des Ver­bandes. Ebenso kracht eS im.Bergischen   Fabrikanten­verband-. Der Bercin Wuppertaler   Schnürricnienfabrikanten hat sein Verhältnis zu diesem gelöst. Weiter sind etwa vierzig Finnen au« demselben ausgeschieden. Die Ursachen des Krachs sind ähnliche, wie sie im Verband der Trikotwarenfabrikanteii wirksam waren. Die für die bergischen Fabrikanten uube- dingt notwendigen Hilfsindustrien wurden vom Fabrikantenverband angewiesen, über die ausgetretenen Firmen die völlige LieierungS- sperre zu verhängen. Diesem Verlangen des bergischeu Fabrikanten- Verbandes nachzukommen, ist die koalierte Hilftiudustrie kontraktlich verpflichtet. Sobald nun der Färber. Bleicher, Bandwirker usw. seine Tätigkeit für den ausgeschiedenen Fabrikanten einstellt, ist der letztere ruiniert. Auch in diclcm Falle gibt öffentliche Erklärt, Ilgen und Prozesse gegen den Verband und die Hilfsiiidustrie! Ein Antrag, den Fabrilaiiteilverband auszulösen, wurde durch die General- Verla, iinilung gegen eine Stimme abgelehnt. Auch in Sachsen  macht sich eine Bewegung gegen die etwa ein Jahr be- stehende Vereinigung der Färberei-, Bleicherei  - und Appreturbesitzer kür Chemnitz. Limbach   und Umgegend geltend. Dieser Ring hat bis- her jeden nicht zu ihm gehörigen Unternehmer rücksichtslos boykottiert. So wurde ein neues Uiiieriiehmen in Hartinainisdorf boykottiert, indem der Ring an die Maschinenfabriken schreiben mit der Drohung richtete, daß die dem Ring angehörenden Firmen nichts mehr bei der Fabrik bestellen würden, welche an das neue Unternehmen liefere, Ebenso wurde aus die Chemikalien- und Farbwarenhändler ein Druck ausgeübt. Bei Straft wurde den Mitgliedern untersagt, von bestimmten Firmen Waren zum Ausrüsten anzunehmen. Auch gegen diesen Ring erhebt sich jetzt eine starke Opposition. In Limbach soll eine Versammlung der Interessenten abgehalten werden. Soziales. Achtung, der Gewerbeinspektor kommt. AuS Halle a. S. berichtet man uns unterm 19. Januar: Wie ein Unternehmer bestraft wurde, der mit dem Leben seiner Arbeiter spielte, ergab eine vor der hiesigen Strafkammer stattgehabte Ver- Handlung gegen den Dampftnühlenbesitzer Otto Meyhofs von Als- leben, der wegen fahrlässiger Körperverletzung angeklagt war. Ein Müller erhielt in der Nacht zum 1. Dezember den Auftrag, auf dem dritten Mehlboden eine Reparatur an einer Sichtmaschinc vor- zunehmen. Da es auf dem Boden dunkel war und die Falltüren nach dem Fahrstuhl ausgehängt waren, stürzte der arme Mensch drei Stockwerke tief hinab, erlitt eine schwere Kopfverletzung und eine Beschädigung der Wirbelsäule. Der Krüppel ist dauernd arbeitsunfähig und vermag sich nur mit Hilfe eines Korsetts auf- recht zu erhalten. Der Unternehmer versuchte sich von den Folgen des Unfalls insofern zu drücken, daß er den Obermüller bat, er möge doch für die Sache die Verantwortung übernehmen. Diese Drückebergerei gelang ihm nicht und so mußte er die Verfehlungen auf sein Konto nehmen. Es wurde durch die Beweisaufnahme festgestellt, daß die Müller sich wiederholt über die Lichtersparnis auf den Böden be° fchwert hatten und daß der Fahrstuhlschacktvon unten bis oben" meist nnerlenchtet geblieben war. Wenn die Arbeiter die Lampen, die zur Beleuchtung unbedingt notwendig waren, brennen ließen. dann ordnete der Unternehmer an, daß sie ausgelöscht wurden. Die Türen der Fahrstühle tvareii unter Aufficht des Unternehmers aus- gehängt, obwohl dirS anf Grund einer Polizriverordnung streng verboten ist. Wenn der Gcwerbeinfpektor sich zur Revision in, Kontor vorstellte, dann versuchte man ihn so lange zu fesseln, die