wSchuld. E s mache sich unter den Mitgliedern derAerzteorganisation eine Gärung bemerkbar, diekurz davor stehe, in die Tat überzugehen; die Aerzte wollten tun,woS sie für gut und recht hielten, nicht aber, was ihnen vonLeipzig befohlen würde.Der Kölner Aerztestreik hat wieder ein Menschenlebegefordert; einer der streikenden Aerzte in Köln- Lindenthal ver-weigerte die Behandlung eines ein Jahr alten KindeSweil der Vater Kassenmitglied war. Infolge der Verzögerung starbdaS Kind einige Stunden nachher an Diphtheritis und zwar in denArmen des Vaters auf dem Wege zum Augusta-Hospital.ES ist höchste Zeit, daß der BehandlungSz Wang reichsgesetzlicheingeführt werde._Polizeiverordnung gegen Pfleglinge von Lungenheilstätten.Im November v. I. machten, wie wir seinerzeit mitteilten, einigePfleglinge der Lungenheilstätte„Albrechtshaus" bei Stiege einenAusflug nach Güntcrsberge und nahmen dort in einer GastwirtschaErfrischungen zu sich. Dieses„Verbrechen" beantwortete derGiinterSberger Amtsvorsteher mit Strafmandaten von j8 Mark. Hiergegen beantragten die Betroffenen gerichtlichEntscheidung und das Schöffengericht in Harzgerodehat nunmehr„Im Namen des Herzogs" für Rechterkannt, daß es bei der polizeilichen Bestrafunbleibt. Im Urteil wird gesagt, die Polizeiverordnungbestimme, daß für die Pfleglinge des Mbrechtshauses derAufenthalt in den geschlossenen Räumen der Gastund Schanlwirtschaften zu Güntersberge verboten sei; hiergegen seiverstoßen. Die Rcchtsgültigkeit der Verordnung könne nicht in Fragegestellt werden, da sie auf Grund der§§ 8 und 10 des anhaltischenGesetzes über die Polizeiverwaltung erlassen und im anhaltischen.Staatsanzeiger" veröffentlicht worden sei.Ferner wird im Urteilstenor hervorgehoben, daß die Pfleglingedes Albrechtshauses zum mindesten der BeHaftung mit Tuberkuloseverdächtig seien. Deshalb sei im öffentlichen Interesse ihr Aufenthaltin geschlossenen Räumen von Gast- und Schankwirtschaftenverboten. Die Polizeiverordnnng richte sich in ihrem Bestrebendahin, die Allgemeinheit vor Ansteckungsgesahr zu schützen.Diese Argumentation ist um so befremdender, als der Z 3 fraglicher Verordnung den Gastwirten die Pflicht auferlegt, die von denPfleglingen des Albrechtshauses benutzten Eß- und Trinkgefäßesofort nach Gebrauch in heißer zweiprozentiger Sodalösung sorgfältig zu reinigen.Der Rechtsgültigkeit und Zweckmäßigkeit der Polizeiverordnungdürften trotz des Urteils lebhaften Zweifel entgegenstehen.GettwKlcdaftUcbes.Ein Wort an die deutschen Arbeiter!Die Buchdrucker Amerikas haben eine Delegation nach Europageschickt, um die Solidarität der Arbeiter in Anspruch zu nehmen.Die Schriftsetzer der Vereinigten Staaten führen seit mehrerenJahren einen erbitterten Kanipf um Einführung des achstündigenArbeitstages.Allem Widerstande der organisierten Druckereibesitzer zumTrotze ist es ihnen gelungen, im größten Teil der Druckereibetriebeihre Forderung durchzusetzen, doch setzt ein Teil der verbündetenDruckereikapitalisten den Widerstand sort. und wehrt sich besonders auch dagegen, daß in seinem Betriebe die Regeln und For-derungen Geltung erlangen, die die Gewerkschaften zum Schutzeund im Interesse ihrer Mitglieder aufzustellen für nötig fanden.Dieser Teil der Druckcreibesitzer der Vereinigten Staaten istorganisiert und führt seit Jahren einen erbitterten Kampf gegenjede Gewerkschaftsforderung. Kein Mitglied der organisierten Arbeitcrschaft wird von diesen Leuten beschäftigt, und offen wird er-klärt, daß sie ihren Kampf führen, um die Organisation der Arbeiter zu vernichten.An der Spitze dieser Todfeinde der organisierten Arbeit stehteine Firma, die sich Butterick Publishing Company" nennt und diein New Aork ihren Sitz hat. Diese Gesellschaft ist eine der größtenVerlagshäuser der Welt. Ihr Aktienkapital beträgt über fünfzigMillionen Mark und sie ist die Führerin im Kampfe gegen die or-ganisierte Arbeit ihres Berufs, und hat auch die Hilfe der Gerichtein Anspruch genommen, um die Arbeiter ins Gefängnis zu bringen.Bis zum 24. November 1005 waren bei der„Butterick PublishingCompany" nur organisierte Arbeiter beschäftigt. Am genanntenTage stellte die Firma unorganisierte Arbeiter ein, um die Ein-führung des Achtstundentages zu verhindern, die von der Schriftsetzer-Gewerkschaft verlangt wurde. Seit jener Zeit führen dieBuchdrucker New Aorks und der Vereinigten Staaten ihren Kampfum Anerkennung ihrer Union und um Einführung des Achtstundentages gegen das genannte VerlagShaus. Unsummen von Geldernund Kräften sind darauf verwandt worden, es zum Nachgeben zuzwingen., Nicht ganz vergeblich, denn die„Butterick PublishingCompany" hat vom 1. Januar ab sich gezwungen gesehen, den Acht-stundentag in ihren Betrieben einzuführen. Noch aber verweigerndie Leiter des Geschäfts die Anerkennung der Union und die Ein-führung der Unionregeln in ihrer Druckerei. Sie stützen sich dabeiauf den internationalen Charakter ihres Geschäfts. Die Publtkationen der«Butterick Publishing Company" werden in der ganzenWelt abgesetzt und in allen Sprachen verbreitet. In Deutschlandgibt diese Firma neben den Buttericks Schnittmusterndie monatliche Zeitschrist„Moden-Revu e", ButtericksModen-Album und Buttericks Moden der Hauptst ä d t e heraus, die in Berlin erscheinen. Auf diesen internationalenCharakter ihres Geschäfts gestützt, weigert sich die genannte Firmaimmer noch, die Organisation der Arbeiter anzuerkennen. Sie er-klärt, daß, wenn die Gewerkschaft der Schriftsetzer auch in den Ver-einigten Staaten ihr beträchtlichen Schaden zufügen möge, die Machtder Arbeiterschaft doch nicht so weit reiche, daß sie auch im AuS-lande Schaden nehmen könne.Man sieht, diese kapitalistischen Unternehmer rechnen nicht mitder Tatsache, daß die Internationale der Arbeit das Vorbild warallen internationalen Verbindungen, und daß die Solidarität eineproletarische Tugend ist.Wenn die Arbeiter Deutschlands und wenn besonders dieFrauen der Arbeiter nur für eine kurze Zeit ihre Schuldigkeittun und den Modezeitungen und Schnittmusternder„Butterick Publishing Company" die Aufmerk-samkeit schenken, die ihnen gebührt, so wird die Solidarität dereuropäischen Arbeiterklaffe durchsetzen, was den amerikanischenArbeitern allein zu erkämpfen nicht möglich war. Schon hat, wiegesagt, die genannte Gesellschaft sich gezwungen gesehen, den Acht-stundentag zu bewilligen. Ein Druck, ein Stoß nur noch ist nötig.um auch die Anerkennung der Gewerkschaft ihr abzuzwingen. Undmit der Niederlage der„Butterick Publishing Company" fällt auchdie Unternehmervereinigung, deren leitender Geist sie ist.Es liegt an den Arbeitern Europas, den Schriftsetzern derVereinigten Staaten in ihrem Kampfe den Sieg zu sichern.Üerlin und Qingegend.Tarifkündigung der Stukkateure.Die Filiale Berlin des Zentralverbandes der Stukkateure nahmin einer am Sonntag abgehaltenen außerordentlichen Mitglieder-Versammlung Stellung zu dem bevorstchenidcn Tarifablauf. DerTarif besteht jetzt vier Jahre und läuft am 15. Juni diesesJahres ab. Ter Vorsitzende Dietrich hielt das einleitendeReferat. Der Tarif habe nicht die Erwartungen erfüllt, die manauf ihn gesetzt hatte. Schon nach ein bis zwei Jahren seines Be-stehens konnte festgestellt werden, daß die Unternehmer mit allenMitteln die festgelegten Bedingungen umgingen. 1907 versuchteder Verband den Terif zu verbessern und zu ergänzen, doch verliedas Beginnen im Sande. Trotzdem hoffte die Organisation, dieMängel des Tarifs ohne Kündigung beheben zu können, allein dieUnternehmer reagierten nicht einmal darauf. Jetzt kümmerten siesich überhaupt nicht mehr um den Tarif, sondern stellen ihre eigenenBedingungen willkürlich auf. Daraus habe die Vcrbandsleitung dieUeberzeugung gewonnen, daß ohne Kündigung der Tarif nicht ver-bessert und auch sonst nichts erreicht werden kann. Die Unternehmerhaben schon in Zusammenkünften über die zu unternehmenden Schritteihrerseits beraten. In einem Rundschreiben haben sie alles, wassie im Schilde führen, niedergelegt und an ihre einzelnen Berufs-genossen das Ersuchen gerichtet, Listen über die gezahlten höchstenLöhne auszuhändigen. Die Löhne stehen aber weit unter dem, wasin der Oeftentlichkeit allgemein angenommen wird. Die Unter-nehmer erklären, die Stukkateure verdienten 3000 M. und darüber,das stimme aber nicht, und wenn es mal vorkomme, so seien dasseltene Ausnahmefälle. Die Unternehmer haben auch schon dieGründung einer Zwangsinnung für Berlin und Umgebung be-schloffen. Redner erklärt zum Schlüsse: Der Höhepunkt der Kriseist im Baugewerbe-erreicht und überschritten. Wir kündigen denTarif und wagen den Kampf. In der Diskussion sprachen sich dieRedner zum Teil für und zum Teil gegen die Kündigung aus. AuchKrebs empfahl, die Kündigung nicht auszusprechen, sondern strengauf die Jnnehaltung der jetzt bestehenden Tarifbestiinmungen zuachten. Sollten die Unternehmer durch die Scharfmacher gedrängt.kündigen, so solle man dies ruhig abwarten. In diesem Falle habeman die öffentliche Meinung für sich.Weng eis hält von der öffentlichen Meinung gar nichts. DerVorschlag, zu kündigen, fei erst nach reiflicher Ueberlegung gefallen.In Anbetracht der langjährigen Vertragsdauer und der in Aussichtstehenden guten Konjunktur sei der Tarif zu kündigen, um so einigeschlechte Positionen zu verbessern.Nach einem Schlußwort des Referenten nahm die Versamm-lung die Abstimmung per Zettel vor. Es wurde beschlossen, denim Jahre 1905 mit den Unternehmern abgeschlossenen Tarif zukündigen.— Aus den Wahlen zum Verbandstag gingen ScheckHanke, Radtke und Claus hervor.An die Mitglieder des Bäcker- und KonditorenverbandeS.Wie uns von glaubwürdiger Seite gemeldet wird, beabsichtigendie Gelben, unsere heutige Versammlung zu sprengen. Die AnHänger Wischnöwskis und HartmannS allein wären dazuwohl nicht imstande, da das Bäckerdutzend gelber Bäcker gar nichtin Betracht kommen.Allein, so ist uns von mehreren Seiten gemeldet, man will sichdie notwendige Hilfe bei den gelben Lebiusbrüoern holen, die auchsofort sich zu dieser Hilfe bereit erklärt haben sollen.Wir fordern nun alle unsere Mitglieder dringend auf, in derheutigen Versammlung in Freyers Festsälen ffrüher Keller) voll-z ä h l i g und pünktlich nachmittags 3 Uhr zu erschemen.Wenn alle unsere Verbandsmitglieder zur Stelle sind, vor allenDingen aber zeitig genug zur Stelle sind, werden wir etwaige gelbeAnschläge mit Leichtigkeit zurückweisen können..Vorwärts also zum Kampf für unseren wöchentlichen Ruhetag.Die Bezirksleitung Berjzn des Bäcker- und KonditorenverbandeS.I. Ä.: Franz Schneider.DeutTchr» Reich.Der Staat und daS Koalitionsrecht.Die königl. Eisenbahndirektion Erfurt hat in der I e n a e rHauptwerkstätte folgende Bekanntmachung erlassen:„Wir teilen den EiseribaHnbediensteten hierdurch mit, daß dersogenannte Hamburger Verband als Reichsfektion der Eisen-bahner in den Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter-verband feit dem 1. Oktober 1908 aufgegangen ist.Der Beitritt zu diesem Verband ist den Bediensteten nachZ 2 Ziffer 3 der Arbeitsordnung verboten und zieht so-fortige Entlassung nach sich Der Varband hat dasBestreben, den guten Frieden Mischen Eisenbahnverwaltungenund Bediensteten zu zerstören.Wir erwarten, daß die Bediensteten so einsichtig sind und UNSkeinen Anlaß zum Einschreiten geben."Das gesetzlich garantierte Koalitionsrecht ist also der Eisen-bahndirektion„L u ft". Das ist freilich nichts Neues, aber esist doch recht bezeichnend für den reaktionären Geist der Eisen-bahnverwaltung, der gar nicht scharf genug gegeißeltwerden kann._Formerstreik.Im Eisenwerk Neuvrandenburg. A.-G. vorm. Rahn, sind dieFormer und Gießereiarbeiter wegen fortwährender Lohnreduktionenn den Ausstand getreten. Seit September 1908 ist in diesem Be-rieb ein Abzug dem andern gefolgt. Die Former nahmen in Rückicht auf die schlechie Geschäftslage von weiteren Schritten zunächstAbstand. Hierdurch scheint die Firma imr zu neuen Taten ermutigtworden zu sein. Sie nahm weitere Kürzungen der Alkordpreise vorES ist jetzt so weit, daß die Arbeiter bei einer Reihe von Artikelnkaum noch 2,50 M. pro Tag verdienen können. Dazu kommt, daßich die Former jede Hilssarbeit selbst verrichten müssen. DieHilfsarbeiter, die früher in Lohn beschäftigt waren, haben jetztAkkord erhalten, wobei sie nicht auf ihren schon recht geringen Lokinkommen. Auch sonst sieht eS in der Gießerei traurig aus. ES fehltan Trinkwasser. Beim Gießen ist alles total verqualmt. Es fehltauch an Werkzeug.Am 2t. Januar fand eine Verhandlung zwischen einem Vertreter der Bezirksleitung und dem Betriebsleiter statt, die aberebensowenig zu einem Resultat führte, wie die Verhandlung mit derKommission der Former. Infolgedessen wurde in einer am Abendabgehaltenen Versammlung einstimmig beschlossen, in den Streikeinzutreten. Jetzt lenkte die Firma ein und versprach, die altenZreis» weiter zu zahlen. Aber bereits nach 1t Tagen war dieses Ver-prechen vergessen. So blieb nichts anderes übrig, als den Beschlußvom 2t. Januar zur Durchführung zu bringen. ES kommen nur8 Former und 9 Maschinenformer rcsp. Hilfsarbeiter in Frage.EL wird dringend ersucht, den Zuzug vonFormernnd Gießer ei Hilfsarbeitern vonNeubrandenburgernzuhalten. Das„Werk" ist gegenwärtig gut beschäftigt.Gelingt eS, dasselbe von Streikbrechern freizuhalten, so ist denArbeitern der Erfolg gewiß._Heinrich Gustav 50, Ncu-Jserlohn 105, Bruchjtraße 37, EngelSburg28, Graf Schwerin 29, Altendorf 68, Dahlhausen-Tiefbau 30,Charlotte 15, Baaker-Mulde 26 Mann.Auf Zeche Graf Schwerin wurden auch zwei Knappschafts-älteste gekündigt. Auf Zeche Pluto befindet sich unter den Gc-kündigten auch der Hirsch-Dunckersche Delegierte zum Bergarbeiter-kongreß. Unter den Gekündigten von Mansfeld befinden sich vor-nehmlich solche, die bei der Landtagswahl sozialdemokratisch gestimmthaben. Unter den Gekündigten auf Zeche Heinrich Gustav ist auchein sozialdemokratischer Landtagswähler, der 29 Jahre aus jenerZeche gearbeitet hat.Fast auf sämtlichen der genannten Zechen sind gleichzeitig Lohn-kürzungen angekündigt. Bei Gedingchauern bis zu 10 Pf. proWagen, bei Schichtlöhnern 10 bis 50 Pf. pro Schicht.Die Erregung unter den Arbeitern nimmt stündlich zu; amnächsten Sonntag werden allenthalben Belegschaftsversammlungenabgehalten._Lohnreduktionen bei der Eisenbahn.In der königlichen Eisenbahnhauplwerkstatt in Erfurt wurdebei den Eisendrehern eine zehnprozentige Lohnred uk-tion vorgenommen. Bis zum 1. April 1907 erhielten die Arbeiterder Hauptwerkstatt eine kleine Teuerungszulage von 3 bis 5 M.pro Monat, die von da ab in Wegfall kam gegen das Versprechen,daß der Stücklohn dementsprechend erhöht werden sollte. Auf einigeStücke wurde ja auch etwas zugelegt, von anderen dagegen aberwieder abgezogen. Jetzt nun wird ein Teil der Arbeiter abermalsmit einer so erheblichen Lohnreduktion beglückt. Die Erbitterungunter den Arbeitern ist groß, weil sie der Meinung� sind, daß dieden Beamten gewährte Gehaltserhöhung von den Löhnen der Ar-beiter wieder abgezogen werden sollen.Die Beamtenmaßregelungen in Overschleflendauern fort. Am Sonnabend wurde dem Ingenieur Caro vomBrückenbau in Königshütte durch den Generaldirektor HilgerPersönlich gekündjgt. Caro war am 7. Februar Vorsitzender einerProtestversammlung gegen die Beamtenmaßregelungen.* Massenkiindiguugen auf Ruhrzechen.Es wurden am Sonnabend(meist indirelt) gekündigt: aufZeche Zelte�heim 54. Zeche Pluto 19, Konstantin 50. Karoline 50.Ein christlicher Arbeiter„vcrtreter".Als im Vorjahre die Stukkateure Krefelds mit den Unternehmernin Unterhandlungen wegen eines Tarifvertrages standen, waren dieChancen der ersteren nicht günstig, weil eine wirtschaftliche De-Pression in der Baubranche herrschte. Um nun bei den Ver-Handlungen soviel wie möglich für die Arbeiter ljerauSzu-schlagen, befolgte man die Taktik, die Arbeitslosen abzuschiebenund den Zuzug fernzuhalten. An den Tarifverhandlungen warendie christlichen Gewerkschaftler mit beteiligt und war man sichin den taktischen Fragen in bezug auf die Lohnbewegungeinig. Wie erstaunten deshalb die freien Gewerlschaftler, als sie er-fuhren, daß der Angestellte der christlichen Bauarbeiter, ein gewisserHerm. Schwarz, versuche. Stukkateure von auswärtsheranzuziehen, und zwar zu noch billigeren Löhnen, alsin Krefeld gezahlt werden. Die Entrüstung über dieLeistung dieses christlichen ArbeitervertreterS war_ allgemeinund gab der Vorsitzende der Krefelder Filiale desStuklateurverbandeS, Genosse Dohmen, derselben lauten AuS-druck. Die Folge war eine Auseinandersetzung in Flugblätternund schließlich schleppte der christliche Schwarz unseren Genossenwegen Beleidigung vor den Kadi. Nach mehreren Verhandlungenwurde nun vor Gericht festgestellt, daß tatsächlich Schwarz ver«sucht hatte, Arbeitskräfte von auswärts nach Krefeld zu bringen.Auch hatte er die Leute zu billigeren Stundenlöhnen angeboten, alsbei manchen Unternehmern in Krefeld gezahlt wurden. Also soweitwar unserem Genossen der Wahrheitsbeweis gelungen. Nur gelanges ihm nicht, nachzuweisen, daß Schwarz bei mehreren Unternehmerngewesen, wie behauptet worden war. In der Beziehung versagteneinige Unternehmer, die als Zeugen geladen waren. Sie erklärten,nichts zu wissen: nur einer derselben bestätigte voll und ganz dieBehauptung unseres Genossen.Das Gericht sah in der Behauptung eine schwere Beleidigungdes Schwarz und stellte sich auf den Standpunkt, daß derWahrheitsbeweis nicht erbracht sei. Doch müsse D o hmen frei-gesprochen werden, weil er in Wahrung berechtigter Interessen ge-handelt habe. Als Vorsitzender einer Gewerlschast habe der An»geklagte die Berechtigung gehabt, Dinge, welche schädigend auf dieOrganisasion einwirken können, öffentlich zu krittsieren.Unser Genoffe hatte Widerklage gegen Schwarz erhoben undwurden beide wegen der sich gegenseitig in den Flugblättern zu-gefügten Beleidigungen verurteilt und zwar der Christliche zu 40 M.und D o h m e n zu 30 M. Geldstrafe.Es wurde hier vor Gericht wieder einmal festgestellt, wie diechristlichen Gewerkschaftsführer die Interessen ihrer Mitglieder ver-treten._Der Beriand süddeutscher Kleiderfabrikanten hat nun in sämtlichen Ortsgruppen des Verbandes mit den Arbeitern Tarif«Verträge abgeschlossen, den letzten in dem Heimarbeiterdorf»Jchenhausen in Schwaben.Letzte JVaebnehten und Depefeben«A»S de« Urberfchwemmungögebiet der Elbe.Stendal, 15. Februar.<W. T. B.) Die Stadt Werben steht3 Meter unter Wasser. Der Ort Dobbrun ist vollständig überschwemmt.In Iben ist zahlreiche? Vieh, Schafe und Schweine, ertrunken. InRohrbeck, welches vom Wasser gänzlich eingeschlossen ist, konnte nichtsgerettet«erden. Tausende von Rindern, Pferden und Schweine«find fvrtgrtrirbrn worden. Ganze Heuschober und Strvhdirmen stehtman schwimmen. Luch bei Osterholz wird ein Deichbruch befürchtetIn den Bergen vernnglückt.Frankfurt a. M., 16. Februar.(B. H.) Beim Rodeln amFuchstanz ereignete sich gestern mittag ein tödlicher Unfall. Einjunger Mann brach das Genick und mar sofort rot. Bier weiter,Personen erlitten Beinbrüche.München, 15. Februar.<B. H.) Bei Ausübung de« Berg-sports in den bayerischen Bergen verunglückte» drei aus Münchenstammende Touristen und mußten in die Klinik nach München tranS-portiert werden._Drei Kinder ertrunken.Bruckhausen a. Rh., 15. Februar.(W. T. B.) Auf der schwachenEisdecke des Bruckhausener BacheS sind heute nachmittag vier Kindereingebrochen. Drei find ertrunken, das vierte wurde gerettet.AuS Seenot gerettet.Antwerpen, 15. Februar.(B. H.) Hier ist ein Telegramm desKapitäns Normann aus Algier eingetroffen, worin derselbe mitteilt,daß sein Schiff, der Dampfer„Australia", am Freitagmorgen aufder Höhe von Alberan infolge eines Zusammenstoßes mit einemuubekaunteu Segler innerhalb weniger Minute« gesunken sei.Er und neun Mann der Besatzung konnte« fich an Bordeines Bootes retten und wurden nach 42 stündigem Umherirre» aufhoher See von einem deutschen Dampfer aufgenommen. Bon demübrigen Teil der Besatzung fehlt jede Nachricht. ES handelt sich umzwei Offiziere und 15 Mann, man vermutet jedoch, daß sie sich auchretten konnten. Die Nachricht hat hier große Erregung hervor-gerufen, da die Familien der Verschollenen in Antwerpen ansässigsind. Der Dampfer„Australia" ist 1884 gebaut worden und waraus der Rückreise begriffen..Verantw. Redakt.: CarlWermnth, Berlin?Rixdorf. Inserate verantw,; Ach. Glocke, Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr, u> VkrlägSanftgU Bau! Singer& Co,, Berlin SW, Hierzu 3 Beilagen v.Uytcrhaltungtbl,