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wollen. Die staatlichen und städtischen Instanzen müssen ein bitterböses Gewissen haben, daß sie die Größe der Arbeitsnot nicht offenbar werden lassen. Es ist die Furcht, daß man ihnen die wahren Zahlen, die nicht trügen, vor Augen hält und der kapitalistischen Clique den Vorwurf ins Gesicht schleudert: Ihr habt das Elend des arbeitslosen, arbeits- willigen Volkes gekannt und ihm doch nicht gesteuert I Nun gut da Ihr Hirnverblendeten nicht wollt, bringt es die Sonne der machtvollen Volksbewegung an den Tag. In jenem höflichen, bescheidenen Tone, von dem gewisse Kammerherren noch sehr viel lernen können, sprachen die Tausende von Genossen, welche in treuer Erfüllung ihrer Parteiinteressen das Zählamt übernommen hatten, bei jeder einzelnen Haushaltung vor. Kein Haus, keine Tür, wo arbeitsame Menschen wohnen, ist verschont geblieben. Man unterzog sich sogar der Mühe, selbst da anzuklopfen, wo mit einiger Gewißheit vorauszusetzen war, daß Arbeitslose nicht vorhanden sind. Mit peinlichster Genauigkeit sollte das kleinste Steinchen zu dem sozialen Fundament- bau zusammengetragen werden. War doch die bessere Ge- währ für ein annähernd richtiges Resultat schon dadurch gegeben, daß die gewählte einzig richtige Zählmethode mit der lieben Bequemlichkeit so mancher Indifferenten rechnete und ihnen diesmal den Gang zu einer amtlichen Zählstelle ersparte. Kommt der Berg nicht zu Mohammed , sagt ein altes Sprichwort, so kommt Mohammed zum Berge. Zu Ehren der Berliner Bevölkerung soll es gesagt sein, daß der größte Teil derselben unserem Unternehmen mit vollem Verständnis gegenüberstand. An den weitaus meisten Stellen, bei allen Arbeiterfamilien selbstverständlich, wurde die höfliche Anfrage des Zählers in der ruhigen, sachlichen Form erledigt, die der Ernst der Aktion erforderte. Selbst das ja vom Nährvater Staat stark an der Kandare gehaltene Heer von kleinen Beaniten empfand die Einsicht, daß es sich hier in erster Linie nicht um eine Stärkung der Sozialdemokratie, nicht um eine Schädigung des Staatswesens handle, sondern im Gegenteil um eine Statistik echt sozialen Charakters, die für die Gesamtheit des Volkes gute Früchte tragen soll. Da natürlich, wo der geistige Horizont sich über die laxe Moral freisinnigen Muckertums und konservativer Schwach- köpfe nicht hinaushebt, konnte man ein verständiges Eingehen auf unsere Arbeitslosenzählung kaum erwarten. Es hat denn auch nicht gefehlt an vornehmen Kammcrherrennawren, die dem Zähler einfach die Tür vor der Nase zuwarfen oder ihre ablehnende Haltung gar noch mit einer Brutalität würzten. An einem glattenNein" ließen sich diese edlen Herzen nicht genügen. Sie mußten noch den Extra- trumpf" ausspielen, daß sie mit der für wahre Volksrechte kämpfenden Partei nichts zu tun haben wollen. Genutzt hat es ihnen nichts, denn fast überall sind die Zähler trotz dieser Liebenswürdigkeiten zum Ziele gelangt. Die Zählung der Partei und Gewerkschaften will und kann keinen Anspruch aus unbedingte Vollständigkeit erheben. Das ist schon deshalb nicht möglich, weil verschiedene Sammel- stellen, wo viele Hunderte von Arbeitslosen zusammenströmen, die Zählung erschwert haben, allen voran das städtische Obdach. dessen Leitung ja noch niemals durch sozialpolitische Geist- reichigkeit geglänzt hat. Dennoch dürfen wir mit dem Er- qebnis zufrieden sein. Es wird sich bei näherer Prüfung und Vergleichung des Zählmaterials bald herausstellen, was von den amtlichen Zählungen, nach dem Meldesystem,, die sich mit einem Krebsschaden des Staatswesens befassen, zu halten ist. Für die Mittagsspcisung vedürftiger Schulkinder hat der Magistrat von Verlin 100000 M. in den Etat 1909 eingestellt Die ArmenkommissionSvorstehcr fordern wieder einmal, daß tiefer in den Stadtsäckel gegriffen werde. Die Armen- direltion soll mehr hergeben, allerdings nicht für die Annen, sondern für die Herren Vorsteher. Den Vorstehern der Armenkommissionen wird seit langem für ihr eigenes Portemonnaie eine bare V e r-- gütung gewährt, die sich gegenwärtig aus dreihundert Mark pro Jahr beläuft Dieser Betrag gilt als Entschädigung dafür, daß die Vorsteher zur Erledigung ihrer Amtsgeschäfte ein Zimmer bereithalten müssen. Für das Etatsjahr 1908 ist die Summe der an die Armenkommissionsvorsteber zu zahlenden Eni- schüdigungen angenommen worden auf 130000 Mark, die durch den Etat bewilligt wurden. Zufrieden waren aber die Vorsteher mit der ihnen gewährten Entschädigung schon längst nicht mehr, und unausgesetzt Ivurde dafür agitiert, daß man mehr fordern müsse. In der letzten Vorsteherversammlung ist nun verhandelt worden über einen Antrag der Armenkreise 18 und 15, die Armen- direktion um Erhöhung der Unkostenentschädigung für die Armenkommissionsvorsteher zu ersuchen. Begründet wurde diese Forderung von Herrn Gosse, dem Vorsteher der Kommission 126 o sTeile der Greifswalder Straße, der Hufeland- straße, der Lippehner Straße). Herr Gosse selber hat, nebenbei bemerkt, früher seine Sprechstunden für Armenangelegenheiten nicht in seiner Wohnung Greifswalder Straße 209, sondern in dem Mietsschulhause Greifswalder Straße 207 abgehalten. Er ist nämlich Gemeindeschullchrer und amtiert an der betreffenden Schule; inzwischen ist aber dieses Mietsschulhaus aufgegeben worden, so daß Herr Gosse jetzt wohl seine eigene Wohnung hergeben muß. Die Vorsteherversammlung beschloß, der Antrag aus Erhöhung der Entschädigung solle der Armendirektion zur weiteren Veranlassung über- geben werden. Bezüglich der Höhe der künftigen Entschädigung lagen zwei Vorschläge vor: Der�eine forderte 400 M., der andere sogar 480 M. Die Herren, die es nicht unter 430 Mark pro Jahr tun wollen, waren in der Versammlung so zahlreich vertreten, daß dieser zweite Antrag mit bedeutender Mehrheit an- genommen wurde. Hinterher gab es noch eine längere Geschäfts- ordnungsdebatte, die so stürmisch verlief, daß schließlich der Vorstand sein Amt niederlegte. Wenn die Armendirektion die Forderung der Armen- kommissionsvorsteherversammlung bewilligt und die Entschädigung von 300 M. auf 480 M. erhöht, dann ergibt das eine Mehr- belastung des Armenetats um mindestens 80 000 M. pro Jahr. In der Armenkommission wird sonst, wenn mehr aus- gegeben werden soll, nicht selten �die Frage aufgeworfen, wo denn das Geld dazu herkommen solle. Solche Bedenken scheint der Mehr- heit der Vorsteher nicht aufgestiegen zu sein in dem vorliegenden Fall, wo es sich um die ihnen selber zu gewährende Entschädigung handelt. SuSmissionsvlüten. Bei der Ausschreibung der Lieferung von Burcaumöbeln für die Tiefbauverwaltung im Neubau desStadt- Hauses" sind u. a. 8 Angebote abgegeben, darunter eins von E. Gossow Nchf., der 3541 M. verlangt und eins von C. Trost, der S427 M. fordert. Differenz: 1886 M. Noch größer ist diese bei der Ausschreibung von Türen für das Charlottenburger Polizeipräsidium. Die Firma Sauerwein berechnet: 17 121 M. und Heinr. Mittag: 9614 M. Differenz: 7 427 M. Für Bänke imReform-Gymnasium Charlottenburg verlangt Wegener, Wilmersdorf : 3303 M. und Mattick, Charlottenburg nur 1720 M. Differenz: 1678 M. Kommentar ist wohl überflüssig. Än die Mitbürger Groß-Berlius richte ich die dringende und herzliche Bitte, dem Berliner Ashlverein für Obdachlose, der während seines vierzigjährigen Bestehens über 6l/.2 Millionen Obdachlosen Unterkunft gegeben hat, der sie verpflegt, durch ein Bad gereinigt und ihnen zum Teil auch Arbeit verschafft hat, und der dafür ein Kapital von 3 Millionen aufgewendet hat, in augenblicklicher finanzieller Not zu Hilfe zu kommen. Das Recht zu diesem Appell an die Berliner Bürgerschaft glaube ich mir dadurch erworben zu haben, daß ich als Mitbegründer des Vereins, als sein Vorsitzender seit dem Tage seiner Begründung, dem 30. November 1863, in rastloser Arbeit tätig war, um das Werk der Barmherzigkeit, das den Aernisten der Armen unter unseren Mitbürgern das Notwendigste bietet, dessen der Mensch bedarf, auf- zurichten und auszubauen. Mit leeren Händen gründeten einige warmherzige Bürger Berlins den Verein und errichteten die ersten Asyle. Schon nach kurzer Zeit konnten wir. gefördert durch die Freigebigkeit unserer Mitbürger, zwei andere Gebäude errichten. Beide Häuser erwiesen sich nach �wenigen Jahren als zu klein für die große Not, die die rasch vorwärts- schreitende Weltstadt mit sich bringt. Wir gingen nun daran, ein neues Männerasyl für 700 Personen zu erbauen, und als wir auch daS Haus, das unser Frauenasyl entdielt, wegen Niederlcgung des Scheunenviertels an den Magistrat von Berlin zu verkaufen gezwungen waren, errichteten wir auch ein neues Asyl für 400 Frauen. Dazu waren wir nur imstande durch reichliche Zu- Wendungen und letztwillige Vermächtnisse bemittelter Mit- bürger. Beide Anstalten wurden mit allem ausgestattet, was die neue Wissenschaft der Hygiene verlangt und was der Fort- schritt der Technik bietet. Beide Institute sind nicht bloß für den Augenblick gebaut, sie sind nach Umfang und Einrichtung und dies sei hier ausdrücklich ausgesprochen gegenüber den Vorwürfen, die uns von manchen Seiten gemacht wurden viele Jahrzehnte geeignet, ihrem Zwecke zu dienen. Die Mitglieder des Hygiene-Kongresses, der im September 1907 in Berlin tagte, erkannten unsere Asyle als Musteranstalten an und empfahlen sie zur allgemeinen Nachahmung. Im gegenwärtigen Augenblick aber sind durch die ungeheuere wirtschaftliche Depression der letzten Jahre unsere Ausgaben so gewachsen, daß es nnS an flüssigen Mitteln fehlt I nur durch die Freundlichkeit unseres Bankhauses sind wir in der Lage, das zu leisten, was die Not der Zeit von uns fordert. Wir dürfen aber nicht länger den Kredit unserer Freunde in Anspruch nehmen, wir müssen danach streben. daß wir durch die regelmäßig fließenden Beiträge von Mitgliedern die laufenden Ausgaben unserer Anstalten decken. Die Bewohner Berlins haben stets offene Herzen und Hände, wenn Unglück und Not uns und andere heimsuchen. Die großartige Teilnahme, die Berlin wie ganz Deutschland den un- glücklichen Opfern von Messina erwiesen hat. war ein neues Zeugnis jener edelmütigen Hilfsbereitschaft, deren wir uns mit Recht rühmen. Ich appelliere an diese immer von neuem bewiesene Hilfsbereit- schaft. Unsere Asyle, die Tausenden von Obdachlosen eine Zuflucht gewähren, wenn sie ohne Dach umherirren, die ihnen durch ein Bad und die zuverlässige Säuberung ihrer Kleider die Möglichkeit geben, unser Haus wieder menschenwürdig zu verlassen, schützen auf diese Weise die Bewohner unserer Stadt vor außerordentlichen Gefahren. Es ist nicht ohne Bedeumng, daß unseren beiden Asylen jede Epidemie bisher ferngeblieben ist. Von den 3 Millionen Einwohnern Groß-BerlinS sind nicht mehr als viertausend Mitglieder unseres Vereins. Der Zweck dieses Appells ist eS, diese Zahl zu verzehnfachen. Wenn uns 40 000 Mit- bürger von ihrem Ueberfluß jährlich nur 1�/z oder 2 M. beisteuern, erhalten unsere Institute eine unerschütterliche Grundlage für Jahre und Jahrzehnte. Mitbürger, laßt diesen Ruf nicht ungehört verhallen, kommt, schaut und helft, dies Werk gehört unsallen. Februar 1909. Gustav Thölde. Wir haben vorstehendem Ausruf des Begründers und lang- jährigen Vorsitzenden des AsylvereinS, Herrn Gustav Thölde, gern einen Platz in unseren Blatte eingeräumt und wünschen dem Appell besten Erfolg. Beiträge und Beitrittserklärungen nehmen entgegen die Schatzmeister des Vereins, die Herren Alfred Hirschfeld, Berlin W., Kleiststr. 8, und Dr. Paul Arons, Berlin W., Mauerstr. 34. Ueier ein unerhörtes Vorkommnis in der Charitö wird uns aus Spandau geschrieben: Der Arbeiter Hermann Dubberstein, Jüden- straße 12 hier wohnhaft, trat am 12. Oktober 1908 in dem Straf- gefängnis zu Tegel eine viermonatliche Gefängnisstrafe an. die er wegen Mißhandlung von Pferden erholten. Am 14. November 1903 erhielt die Ehefrau des D., die während der Strafzeit ihres Mannes zwei Kinder im schulpflichtigen Alter allein zu ernähren hat, von dem Direktor des Strafgefängnisses die schriftliche Nachricht, daß ihr Ehemann an Influenza schwer erkrankt sei und daß sie den- selben in der Zeit von acht Uhr vormittags bis vier Uhr nachmittags täglich besuchen könne. Für ausreichende ärzt- liche Hilfe sei gesorgt. Am 15. November vorigen Jahres besuchte Frau Dubberstein ihren Mann zum letzten Male. Derselbe wurde denn am 18. November v. I. nach der kgl. Charitv, Schumannstr. 2�, übergeführt. Die Frau, toelche nun glaubte, daß ihr Mann gut untergebracht war und die selber nicht viel Zeit übrig, wohl auch keine Mttel hatte, um nach Berlin zu fahren, wartete sehnsüchtig auf den Ablauf der Strafzeit, welche mit dem 12. Februar 1909 zu Ende ging. Sie fuhr an diesem Tage mit ihren Kindern nach der Charitö, um ihren Mann abzuholen. Dort erfuhr sie zu ihrem Entsetzen, daß ihr Mann bereits am 28. November 1908 gestorben, auf dem städtischen Friedhofe in Friedrichsfelde auf Armenkosten begraben und der Nachlaß auf Veranlassung der Armendirektion verkauft sei. Gleichzeitig wurde ihr ein vom 12. Februar 1909 datiertes Schreiben der Charitvverwaltung mit folgendem Inhalt übergeben:In Erfüllung unserer traurigen Pflicht zeigen wir hierdurch ergebenst an, daß der am 18. November 1903 in das königl. Charits-KrankenhauS aufgenommene Arbeiter Hermann Dubberstein am 28. November 1903, vormittags 11 Uhr, an Unterleibstyphus gestorben ist" p. p. Es ist einfach nicht zu verstehen, weshalb die Frau nicht von dem Tode ihres Mannes benachrichtigt ist. Die Charitsverwaltung kann sich damit nicht entschuldigen, daß sie die Adresse der Frau nicht gewußt hat, denn dieselbe war ja bei der Gefängnisdirektion in Tegel , von wo aus Dubberstein eingeliefert war. Es ist ein dringendes Erfordernis, daß hier untersucht wird, an wem die Schuld liegt. Warum er kein armes Mädchen heiratet. In der Sonntags- Nummer desBerliner Tageblatt" sucht ein Heiratskandidat in einem umfangreichen Inserat eine Dame kennen zu lernen,von der er annehmen darf, daß sie sein LebenSglück ausmache". Der Herr führt, nach seinen Angaben, das völlig schuldenfreie Geschäft seiner Eltern und erhält, wenn er sich verheiratet, jährlich einen Zuschuß von 6000 M., umeinen behagliche» Hausstand führen zu können". Und nun folgt die tiefe Lebensweisheit:Ich habe die Erfahrung gemacht, daß arn« Mädchen, welche in gute Verhältnisse heiraten, verschwenderisch werden, während reiche des Geldes Wert zu schätzen wissen. Ich heirate d e S h a l b s!?) nur eine Dame mit Vermögen. Neigungsheirat, keine Geldheirat." Ein gerissener Philosoph! Der pathetische Schluß kann nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, daß es ihm um die Moneten zu tun ist. Also, warum denn nicht ehrlich, ohne Umschweife:Ich will Geld, je mehr, je lieber." Der Selbstmord eines Schutzmanns Kiescmalter in der Liegnitzer Straße 11 erregt im Südosten der Stadt großes Aufsehen. Kiese- Walter, der auf der Wache Kottbuser Ufer 44 angestellt war. wird nachgesagt, daß er sich erhebliche Unterschlagungen habe zuschulden kommen lassen. Er habe nebenbei Geldgeschäfte gemacht, das Geld aber durch Wetten und Spielen an den Mann gebracht und dadurch viele kleine Leute, zumal Geschäftsleute, hineingelegt. Die ver- untreuten Summen rollen sich in die Zehntausende belaufen. Weil er weder aus noch ein gewußt habe, hat er sich im Keller seines Wohnhauses durch Schweinefutter Grün das Leben genommen. Die amtliche Arbcitslosenzählung nach dem Meldesystem findet heute Dienslag in Berlin und 20 Vororten statt; u. a. in Char- lottenburg, Rixdorf, Wilmersdorf , Reinickendorf , Weitzensee, Groß- Lichterselde, Steglitz , Rummelsburg . Stralau, Britz . Tegel , Friedrichs« felde, Mariendorf , Tempelhof und Treptow . Die Zählung erfolgt wie am 17. November v. I. in Zählbureaus, deren Verzeichnis an den Anschlagsäulen heute zu ersehen ist. Die männlichen Arbeits- losen melden sich von 812 Uhr, die weiblichen von 123. Der Kaiser hat an den Oberbürgermeister Kirschner eine Kabinetts- order ergehen lassen, in welcher er noch besonders seinen herzlichsten Dank für den freundlichen Empfang seiner Gäste, deS englischen Köiiigspaares zum Ausdruck bringt. In dieser Beziehuirg heißt eS in dem kaiserlichen Dankschreiben lZugleich ist es mir ein Bc- dürfnis, auch meinerseits Dank und Aiierkemiung zu sagen für die herzliche Begrüßung meiner erlauchten Gäste, die prächtige Aus- schmückung der Feslstraße und deren einzelnen Gebäude sowie daS sylnpathische Verhalten der Berliner Bürgerschaft während der ganzen Dauer des hohen Besuches. Berlin hat durch diese Kundgebung und Veranstaltungen wesentlich dazu beigetragen, den Aufenthalt der englischen Majestäten zu einem so angenehmen und erfreulichen zu gestalten, und dadurch zugleich erneut dem Wunsche des deutschen Volkes Ausdruck verliehen, die steundlichen Beziehungen zu dem stammverwandten englischen Volke zu pflegen und zu stärken." Zum ZwangsversteigerungSunweseu. Dieser Tage war im'Lokal- Anzeiger" folgendes Inserat zu lesen: Zwangsversteigerung. Am Sonnabend, den 13. d. M., vor­mittags 10 Uhr, werde ich Posener Str. 19: 3 Tauben und 3 Kaninchen öffentlich meistbietend gegen sofortige Bar« zahlung versteigern. P a g e l, Gerichtsvollzieher, Kopemikusstraße." Man stägt sich unwillkürlich; Was soll denn aus dem Verkaufs- erlös eigentlich gedeckt werden? Etwa die zehnzeilige Anzeige? Eine umfangreiche Betriebsstörung im Straßenbahnvrrkchr wurde am gestrigen Montag durch einen Kabeldefekt in dem Charlotten- burger Elektrizitätswerk herbeigeführt. Die Störung erstreckte sich auf Kurfürstendamm , Wilmersdorfer Straße bis zum Stuttgarter Platz, Kant- und Leibnizstraße und vom Amtsgericht Charlotten- bürg bis Witzleben und dauerte von 12� Uhr bis l45 Uhr nachmittags. Die Störung wurde durch Zuschalten einiger Speisepunkte der Berliner Elektrizitätswerke und des Schöneberger Elektrizitätswerkes behoben. Soweit sich die Wagen der in Betracht kommenden Straßen- bahnlinien nicht im Störungsgebiet befanden, wurden sie abgeleitet resp. vorzeitig umgelegt. Die Zeutralkommission der Krankenkassen Berlin ? und der Vor- orte veranstaltet in dieser Woche folgende hygienische Vorträge, welche, wie nachstehend aufgeführt, stattfinden. Der Zutritt zu diesen Vorträgen ist für jedermann unentgeltlich. Am DonnerStag. den 13. Februar er., sprechen in den Aulen der nachbenannten Gemeindeschulen über das Thema:Nervenkrank- heilen" Herr Dr. E. Fröhlich in der 247./252, Gemeindeschule, Rigaer Straße 81/82,' Herr Dr. C.Mendel in der 240./254. Gemeindeschule in der Waldenser Straße 25; Herr Dr. v. RutkowSki in der 11./178. Gemeindeschule, EberSwalder Straße 10; Herr Dr. O. Aron- söhn in der 115./237. Gemeindeschule, Skalitzer Str. 55/56. Am Freitag, den 19. Februar cr., sprechen über daS Thema: Frauenkrankheiten und ihre Verhütung" snur für Frauen) Herr SanitätSrat Dr. Arendt in der 91./101. Gemeindeschule, Gneiienau- straße 7; Herr Dr. O. Abraham in der 81./109 Gemeindeschule, Tilfiter Str. 4/5; Herr Dr. A. Simon in der 118./127. Gemeinde- schule, Pankstr. 8; Herr Dr. O. Backofen in der 228./279. Gemeinde- schule, Pasteurstr. 6.. In Boxhagen-RummelSburg in der neuen Schule. Marktstraße, spricht am Dienstag, den 16. Februar cr.. Herr Dr. P. Richter über das Thema:Hautpflege und Kleidung". In Charlottenburg spricht am Mittwoch, den 17. Februar cr., in der 12. Gemeindeschule, Sophie- Charlotten- Straße 69, Herr Dr. Wegscheider über das Thema:Gefahren des Alkohols". In Lichtenberg in der Gemeindeschule, Kroiiprinzenstr. 20, spricht am Donnerstag, den 18. Febr"ar cr.. Herr Dr. L. Lilienthal über das Thema:Die geschlechtliche Ansteckung und ihre Ver- hütung". In P a n k o w in der 2. Gemeindeschule, Grunowstraße, spricht am Donnerstag, den 13. Februar cr., Herr Dr. Nagelschmidt über daS Thema:«Lichtbehandlung". In Rixdorf spricht am Freitag, den 19. Februar cr.. Herr Dr. Byck in der 110. Gemeindeschule, Kaiser-Friedrichstt. 4, am Hermannplatz, über das Thema:Krankheiten der Verdauungsorgane". In S ch ö n e b e r g, in der lO.cll. Gemeindeschule, Feurigstr. 61/62, spricht am Dienstag, den 16. Februar cr., Herr Dr. M. Weinrich über daS Thema:Die geschlechtliche Ansteckung und ihre Folgen". In T e m p e l h o f bei Herrn Hugo Wunder, Kaiserin-Augusta- Straße 1, spricht am Freitag, den 19. Februar cr.. Herr Dr. Bam- berg über das Thema:Frauenkrankheiten und ihre Verhütung". (Nur für Frauen.) Im Weißensee m der Gemeindeschulc, Langhansstr. 120, spricht am Freitag, den 19. Februar cr.. Herr Dr. Löwenberg üher das Thema:Frauenleiden und ihre Verhütung".(Nur für Frauen.) Sämtliche Vorträge beginnen pünktlich abends 8 Uhr. Das Polizeipräsidium teilt mit: Vor etwa acht Monaten ist einem Hause in der Schlesischen Straße von zwei jungen Leuten ein Straßenhandelswagen untergestellt und für zwei Monate Standmiete gezahlt worden. Da bisher keine Nachfrage geholten und auch der Wagen nicht abgeholt worden ist, so besteht die Verniutung, daß der Wagen gestohlen worden ist. Es ist ein einspänniger, mittelgroßer,.vierrädriger Wagen mit dunkelrotcm Untergestell, schwarz abgesetzt, dunkelgrünem etwa 40 50 Zentimeter hohen, offenen Kasten, hinten mit Klappe, in welchem die Felder mahagoniartig gestrichen sind. Am Kutschersitz das Sitzbrett mit rotem Felde, zwei Scherbäume ohne Firma. Rekognoszenten wollen sich im Zimmer 323 melden oder zu Tagebuch». 626 IV. 26. 09 'christlich Nachricht geben. Fcnerwchrbcricht. Am Sonntagabend wurde die Feuerwehr zweimal nach der Petersburger Stcaße gerufen. In dem Hause Nr. 89 stand eine Wohnung in großer Ausdehnung in Flammen, so daß tüchtig Wasser gegeben werden mußte, um den Brand zu löschen, und Nr. 5 war ein Wasserrohr geplatzt, wodurch eine lieber-, schwemmung verursacht worden war. Gleichzeitig wurde die Wehr zweimal nach der Ackerstraße alarmiert. In Nr. 103 war ein Wohnungsbrand zu löschen und in Nr. 14/15 stand infolge eines Wasserrohrbruchö eine Wohnung unter Wasser. Ferner wurden noch Wasserrohrbrüche aus der Zimmerstr. 13, Linienstr. 131 und anderen Stellen gemeldet. In der Amsterdamer Straße 11 brannten Betten und in der Schwedter Straße 13/19 Tapeten, ein GuMmischlauch und anderes. Ein Kellerbrand beschäftigte den 16. Zug in der Adolfstt. 12a; Kisten, Lumpen und alter HauSrat brannten dort. Weitere Feuermeldungen liefen auZ der Niederbarnimer Straße 3, Choriner Straße und anderen Stellen ein. Wegen einer Benzinexplosion wurde am Sonntagnachmittag um 2 Uhr die Feuerwehr aus der Pankslraße nach der Oudenarderstr. 44 alarmiert. Zwei Männer, die durch Stichflammen Brandwunden im Gesicht und an den Händen erlitten hatten, wurden von der