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auf die Straße gehen. Bald darauf wurde ich zur Vernehmung in das Zinuner 36 gerufen. Der Beamte, welcher mich vernahm, saß an einem Tisch, und ich saß dicht neben ihm. An demselben Tisch saß noch ein anderer Beamter. Als der Beamte, welcher mich vernahm, einige Fragen wegen des Diebstahls an mich gerichtet hatte, fragte er, ob ich mit fremden Männern verkehrt habe. Ich verneinte die Frage. Dann sagte der Beamte: Na, Sie sind doch keine Jungfer mehr. Ich ant- wortete: Das ist richtig, eine Jungfer bin ich nicht mehr. Ich war über diese Frage betroffen, denn mit dem Diebstahl hat das doch nichts zu tun. Der Beamte fragte mich dann: Wollen wir auch mal? Ich wußte nicht, was er meinte und schwieg deshalb. Dann sagte der Beamte nochmal: Na, möchten Sie nicht mal mit mir? Ich fragte: Was denn? Da flüsterte mir der Beamte ein Wort ins Ohr. Dies Wort hat die Zeugin nicht genau verstanden, sie glaubt aber. es sei ein bestimmtes Wort gewesen, womit man in Berlin die Ausübung deS geschlechtlichen Aktes bezeichnet. Gleich- zeitig habe der Beamte eine Handbewcgung gemacht. welche dieselbe Bedeutung hat. Weiter sagte die Zeugin, nach Beendigung der Vernehmung habe sie den Beamten gefragt, Ivo die Toilette sei. Der Beamte habe sie dorthin geführt und an der Tür gefragt, ob er mit hinein kommen solle. Der Beamte, welcher Frl. K. im Polizeipräsidium vernommen hat. ist der jetzige Geheime Kanzleidiätar Schneider, der zur- zeit im Reichskolonialamt angestellt ist. Er bestritt unter seinem Eide, daß er zu dem Mädchen irgendwelche Acußerungen gemacht habe, welche als Absicht einer geschlechtlichen Annäherung angesehen werden könnten. ES sei völlig ausgeschlossen, sagte der Zeuge, daß er die von Frl. K. angegebenen oder auch nur ähnliche Aeußerungen getan habe. Kriminalkommissar v. T r e S ck o w, der ebenfalls als Zeuge vernommen wurde, machte Angaben über die örtlichen Verhältnisse im Zimmer 36. Dort seien gleichzeitig zwölf Beamte beschäftigt, er selber ginge dort auS und ein, so daß Vorgänge, wie sie das Mädchen schilderte, im allgemeinen nicht un- bemerkt bleiben könnten. Es habe aber niemand etwaS bemerkt. Der Vorgang an der Tür der Toilette sei auch unwahrscheinlich, denn der Beamte mußte befürchten von Vorübergehenden gesehen werden. Richtig sei allcrdinnS, daß dir Beamten angemicsc» seien, weibliche Personen, welche nach der Toilette frage», dorthin zu führen, weil die Toilette schwer zu finden sei, und auch um zu verhindern, daß Leute, die zur Vernehmung geladen find, auf dem Flur mit anderen Personen sprechen. Kriminalschutzniann Ackermann soll vor der Vernehmung von Frl. K. daS Gespräch im Korridor deS Polizeipräsidiums mit ihr geführt haben. Er gab als Zeuge an, daß er von alledem nichts wisse. Frl. K. erkennt ihn auch nicht mit Bestimmtheit wieder, Kellner A., der Bräutigam deS jungen Mädchens, gab an, daß ihm seine Braut zwei oder drei Tage nach der Vernehmung ihr Erlebnis mitgeteilt und er eS dann dem.Vorwärts" übermittelt hat. Damit war die Beweisaufnahme beendet. Erster Staatsanioalt Steinbrecht sagte in seinem Plaidoyer: ES sei nicht leicht, zu entscheiden, ob Schneider oder die Zeugin K. die Wahrheit gesagt hat. Er, der Staatsanwalt, habe sich aber dahin entschieden, daß man der Zengin K. nicht glauben könne. Diese Zeugin gehöre zu denjenigen weiblichen Personen, die eine ungeheure Phantasie haben, namentlich, wenn es sich um Liebesangelegenheiten handelt. Sie habe sich diese Sache eingeredet, um sieb ihrem Bräutigam interessant zu machen und glaube nun selber an die Wahrheit ihres Phantasiegebildes. Daß die Zeugin einen wissen tlichenMeineid geleistet habe, könne allerdings nicht angenommen werden. Glanbwürdig sei dagegen die Aussage des Zeugen Schneider, auch sei es bei den örtlichen Verhältnissen im Polizeipräsidium sehr unwahrscheinlich, daß sich der Vorgang so. wie ihn die Zeugin dargestellt habe, abspielen koiinte. Der Angeklagte müsse bestraft werden, weil das. was er im Artikel angab, nicht wahr sei. Aber er habe die Mitteilung vor der Veröffentlichung auf ihre Richtigkeit hin wenigstens gründlich geprüft. DaS sei ihm als Milderungsgrund anzurechnen. Da eine Geldstrafe nicht vom An- geklagten, sondern von seiner Partei gezahlt würde, so sei eine Freiheitsstrafe am Platze in Höhe von einer Woche Gefängnis. Rechtsanwalt Loewy vertrat die Ansicht, daß die Zeugin K. glaubwürdig sei. Sie könne sich doch nicht alle? aus den Fingern gesogen haben. An dem Zeugnis des Beamten dagegen könne man zweifeln, denn wenn er den von der Zengin K. bekundeten Vorgang zugeben würde, so stehe ja seine Stellung auf den, Spiel. Dem Angeklagten stehe auch der Schutz des ß 1VJ zur Seite, deshalb müsse Freisprechung erfolgen.' D a v i d s o h n kam ebenfalls nach einer Würdigung der Beweisaufnahme zu dem Schluß, daß alle Umstände für die Glaubwürdigkeit der Zeugin K. sprechen und er deshalb frei- gesprochen werden müsse. Das Urteil lautete auf eine Geld st rase von 160 Mark. Wie aus der Begründung hervorgeht, hat dnS Gericht den Angaben der Zeugin K. keinen Glanben geschenkt und deshalb die im Artikel angegebenen Tatsachen für unwahr gehalten. Die Beleidigung sagte der Vorsitzeude sei eine sehr schwere, aber cS sei an­zuerkennen, daß derVorwärts" die Sache vor der Beröffentlichnng geprüft bat. Vor Gericht habe sich jedoch herausgestellt, daß die behaupteten Tatsachen nicht wahr shien. Deshalb nmsse der An­geklagte bestraft werden._ Hub der Partei. Der 23. Januar in der russischen sozialdemokratischen Agitation. Der vierte Jahrestag des BluisonntagS in Petersburg ist im ganzen Reiche äußerlich ruhig verlaufen. Das bedeutet aber nicht, daß dieser historische Tag, der zum Wendepunkt der russischen Revolution wurde, auS dem Herzen der Arbeiterklasse verschwunden ist. Davon zeugen die glühenden Aufrufe, die an diese», Tage von den Parteiorganisationen in allen Teilen des Reiches, in Petersburg . Lodz . Riga , de», Uralgebiet usw. herausgegeben wurden. Die Petersburger Organisalio» forderte die Arbeiler auf, am 22. Januar Gcldsamm- lungen zugunsten der zur Zwangsarbeit verurteilten sozialdemokratischen Abgeord- neten zu vrran st alten. Wie das Petersburger Komitee mitteilt, hatten diese Sammlungen f a st i n s ä M t l i ch e n Fabriken einen guten Erfolg. DaS L o d z e r Komitee des jüdischen Arbetterbundes zieht in seinem Flugblatt das Fazit der vierjährigen Kämpfe der Arbesterklasse und fordert die Arbeiter auf, ungeachtet der furchtbaren Schwierigkeiten sich zu organisieren und den revolutionären Kamps fortzusetzen. DaS Zentralkomitee der Sozialdemokratie Lettland S gibt eine geschichtliche Uebersicht der Revolutionsjahre und fordert zur Organisation und zum Kampf auf. Das Rigaer Partei- komitee erinnert in seinem Flugblatt an daS Blutbad, das die Regierung nach dem 22. Januar in den Ostsceprovinzen an- richtete usw. Unter den jetzigen Verhältnissen war eS schwer, den 22. Januar durch eine bedeutende Manifestation der Arbeiterklasse zu seiern. Aber die energische«gitatton unserer Partei und der Widerhall, den sie in den Reihen der Arbeiler fand, zeigt, daß die Arbeiterklasse, nachdem sie sich von ihren Wunden erholt hat und sobald die fach- liche Möglichkeit gegeben ist, den 22. Januar in entsprechender Weise feiern w,rd. Die Arbeiterklaffe Rußlands wird dieseS Datum des revolutionären Kalenders niemals vergessen. > Gemeindewahlsieg. In K a s s e l fand am Dienstag Stadtvcrordnetenwahl in zwei Stadtteilen statt; in beiden hat die sozialdemokratische Stimmen» ' zahl starke Zunahme gegen 1366 aufzuweisen. Im Stadtteil Vettenhausen siegte in der dritten Klasse Genosse S t c i n i g k mit 217 Stimmen über den bürgerlichen Kandidaten, der 147 Stimmen erhielt. Im Stadtteil Rothenditmold , wo viele Eisenbahner, Staats- und Privatbeamte wohnen, blieben die Bürgerlichen Sieger, die Stimmen der Sozialdemokratie sind aber um 266 Proz gewachsen._ Aus dem polnischen Parteilcben. DieRote Fahne", das in Warschau illegal er- scheinendeOrgan der Sozialdemokratie Russisch-PolenS und Litauens , bringt in seiner letzten Nummer(vom 8. Februar) einen kurzen, zusammenfasse,, den Bericht über den jetzigen Stand der sozialdemokratischen Organisation in Russisch-Polen. In Warschau steht die Arbeit besser als in anderen Orten. Die Organisation unterhält Verbindungen mit Fabriken. vier Rayons versammeln sich der Rayonvorstand und die Vertreter der Fabrikorganisationen 12 mal wöchentlich. Es funktionieren 8 propagandistische Zirkel. Der Diskussionsklub, in welchem taktische Fragen diskutiert werden, versammelte sich in den letzten vier Monaten zehnmal. DieRote Fahne" wird in Warschau in 2666, dieSozialdemokratische Revue", das theoretische Organ der Partei. in 166 Exemplaren vertrieben. In Lodz beginnt sich die Partei erst seit August zu beleben. Seit Juni war sie infolge von Verhaftungen usw. sehr geschwächt. Trotzdem ist sie in der Berichtszeit(Dezember) noch schwach. Die Rote Fahne" wird nur in 366356 Exemplaren verbreitet. Die Organisation ist in vier Rayons eingeteilt. Im November fand in Lodz eine Parteikonferenz statt. Im Domdrowaer Kohlenbecken belebt sich die Arbeit in den letzten Monaten, obwohl 714 Genossen eben in dieser Zeit hinter Schloß und Riegel kamen. DieRote Fahne" wird in 366 Exemplaren verbreitet, dieSozialdemokratische Revue" in 36 Exemplaren. In Czen stochau beträgt die Zahl der organisierten Gc noffen 126. DieRote Fahne" wird in 236 Exemplaren verbreitet. Diese Zahlen sind allerdings sehr niedrig. Man muß jedoch in Betracht ziehen, daß jede Nummer einer illegalen Zeitung durch viele Hände geht und daß der Einfluß der Organisation keines, gs an der Zahl der organisierten Parteimitglieder gemeffen werden kann. poNreilickes, Cencbtticbca ufw. Vom Strafkonto der Presse. Vor dem Landgericht Bautzen als Berufungsinstanz wurde der Genosse U h l i g von der Z i t- tauerVolkszeitung" zu 1666 M. Strafe wegen Be- leidigung eines ArzteS, ein anderer Mitangeklagter, ein Apotheker, u 1566 M. Strafe verurteilt. Das Urteil des Schöffengerichtes Zittau hatte auf je 2 Monate Gefängnis gelautet. Soziales. Heber das Erholungsheim für das Berliner Bnchdruckgewerde in Bad Berka a. d. Ilm wird uns geschrieben: In der richtigen Erkenntnis, daß Vorbeugung daS beste Mittel zur Verhütung oft schwerer Erkrankungen ist, hat der Borstand der Ortskrankenkasse für dnS Berliner Buchdruckgewerbe am 1. Mai 1063 in dem idyllisch gelegenen Thüringer Städtchen Bad Berka a. d. Ilm ei» Erholungsheim für Nervenleide,.de, Blutarn, e und sonstige Rekonvaleszenten eingerichtet. Das Erholungsheim, inmitten herrlicher Buchen- und Tannen- Wälder gelegen und unter ständiger Kontrolle eines bewährten Naturheilarzles stehend, ist keineswegs als eine geschlossene Anstalt anzusehen. Im Gegenteil kann sich der Pattent nach seinem Belieben der fteie» Natur oder aber dem zwanglosen Gesellschaftsspiel überlassen. Hierzu bieten ihm die zahl- reichen Promenaden nnd Waldspazierwege und der Pracht- volle Kurpark, zu welchem die Parienten freien Eintritt haben, beste Gelegenheiten. Bad Berka besitzt neben seinen heilwirkenden Mineralquellen auch vorzügliche Moor -, Sand-, Sool-, Kiefernadel- und Sonnenbäder, denen sich außerdem im Sommer dieses Jahres noch ein elektrisches Lichtbad anschließen soll. Damit sind allerdings noch nicht die natürlichen Heilmittel Bad Berkas erschöpft. Durch seine bedeutenden Tannenwaldungen wird eine starke ozonreiche und zugleich milde Luft erzeugt, die ganz besonders auf nervöse, blut- arme und bleichsüchtige Personen einen kräftigenden und appetit- anregenven Einfluß ausübt. Das Erholungsheim für Buchdrucker stellt unter eigener Regie deS jetzigen Besitzers, Franz Rese, den Patienten eine ganz vorzüglich gewählte kräftige Kofi und äußerst behagliche, heimlraute Gesell- schastS- und Sckilafräuine. Mit den jetzigen Heilerfolgen in diesem Heim vollauf zufriedengestellt, hat sich der Vorstand den Ratschlägen ärztlicher Beamten folgend eittschlossen. daS Erholungsheim auch während der Winterinonate geöffnet zu halten, so daß"daS ganze Jahr hindurch Erholungsbedürftige Aufnahme finden können. Zur Zeit ist das Heim in der Lage, jährlich über 366 Patienten zu je vier Wochen Erholungsdauer aufzunehmen. Allerdings ist dies nur eine sehr bescheidene Anzahl gegenüber einem 25 666 Köpfe zählenden Mitgliederstnnd dieser Kasse. Doch wenn die Erwartungen der Direklion in Erfüllung gehen, daß sich die Erholnngsbediirftigen zahlreicher als bisher an dieser Wohl- sahrtseinrichtung beteiligen, dann wird sicher schon in allernächster Zeit ein umfangreicherer Bau erstehen, der allen Erholungs - bedürftigen Rann, gewährt und zur Erfüllung deS Mottos beiträgt: Gesundheit ist das höchste Glück. Gesundheit nur ist wahres Leben. Mögen auch andere Krankenkassen ähnliche Erfolge auf dem gleichen Gebiet zeitigen._ Entschädigung wegen verspäteter Aushändigung der Jnvalidenkartcu. Der Photograph B. klagte gestern beim Gewerbegericht gegen daS Warenhaus Stein aus Zahlimg einer Entschädigung im Betrage von 53,75 M. wegen verspäteter Aushändigung der Invaliden karte. Er wies nach, daß er sich in der in Frage kommenden Zeit um Arbeit bemüht, jedoch keine erhalte» habe. Beklagter wendet ein, daß B. nicht der fehlenden Jnvalideutarte wegen, sondern wegen allgemeine,, Arbeitsmangels Beschäftigung nicht erhalten konnte. Diese Einrede ließ aber>ni, Recht daS Gericht »ter Vorsitz des M a g i st r a t s a s s e s s o r S Schultz»ich, gelten. Es gelte als gerichtsnotorisch, daß Arbeiter obne die Jnvalidenkarle keine Stellung erhalten. Beklagter war verpflichtet, die Karte recht- zeitig auszuhändigen. Da dies nicht geschehe», so war die geforderte Entschädigung berechtigt. Beklagter wurde deshalb verurteilt. Zum Krieg der Direktoren gegen die Schauspieler. Die am 36. Januar seitens des B ü h n e n v e r e i n S(des Ver- eins der Dircltorcn) gegen die Bühnengenossenschaft auS- gesprochene KricgSerllärnng hat der Frankfurter OrtSvcrband des Bühnenvereins mit einen, scharfen Protest beantwortet. Dem Protest haben sich, lote wir derFranks. Zrg." entnehmen, eine Reihe Bühnen angeschlossen u. a.: DaS Schiller-Theater. Neue« Operetten- Theater und Hebbel-Theater in Berlin , Stadt-Theater in Blomberg , Freiburg i. B.. Stettin, Barmen, Halle. Köln , Leipzig , Elberfeld und Brünn , Hof-Theater in Mannheim , Hof-Oper und Deutsches Volks- Theater in Wien , Schauipielhaus in Breslau und Bellevue-Theater in Stettin . Der Herrenmachtsstandpunkt. den die Leitung des BiihneuvcreiuS vertritt, wird also von einer Reihe angesehener Direktoren durchaus nicht geteilt. Daß die allgemeine Sympathie auf seilen der um Befreiung der Schanspielcr von ihren Sklaven- verttagsfesseln kämpfenden Bühneiigenosseuschast steht, hat auch die Annahme der Resolution im Reichstage gezeigt, die ein Schutzgesetz zugunsten der Schauspieler fordert. Der Resolution haben bekannt- lich die Mitglieder der äußersten Rechten bis zur äußersten Linken zugestimmt. Hoffentlich stehen die Parteien auch bei der Beratung der sozialdemokratischen Anträge fest, die die VerwirNichung der Forderungen im Rahmen der Gewerbeordnung fordern. Hub Industrie und Handel. Rückgang des Schweiuebestairdes. DieStatistische Korrespondenz", veröffentlicht die Ergebniste der außerordentlichen Viehzählung vom 1. Dezember 1963 für den preußischen Staat. Im Vergleich mit den Vorjahren ergeben sich diese Resultate: im Jahre Pferde Rinder Schafe Schweine 1873... 2232 433 8 639 514 19 666 794 4 294 926 1883... 2417 367 8737 641 14 752 328 6 819136 1892... 2 653 661 9 87t 521 16 169 594 7 725 661 1897... 2 308 419 16 552 672 7 859 696 9 390 231 1966... 2 923 627 16 876 972 7 061 518 10 966 921 1962... 2 927 484 10405 769 6 917 603 12 749 993 1904... 2 96-4 408 11 166 133 6 660 629 12 663 899 1906... 3 018 443 11646 963 6 435 653 15 355 959 1967... 3 646 304 12011534 6 408 867 15 095 854 1903... 3 062 895 12075 406 6 252 256 13 466 506 Der enorme Rückgang der SchweinebestandcS ist sicher kein Be- weis für die Richtigkeit der agrarischen Behauptung, die heimische Landwirtschaft könne unseren Bedarf decken. DieKorrespondenz", die das Resultat, daS offensichtlich unangenehm überrascht, möglichst als unbedenklich erscheinen lassen möchte, bemerkt u. a.: DaS Hauptinteresse nimmt bei der letzten Viehzählung die Entwickelung des Bestandes an Schweinen in Anspruch. Während sich bis zum Jahre 1962 eine andauernde, allmählich immer rascher werdende Zunahme zeigte, sank die Zahl von 1962 auf 1964 um ein geringes und hob sich dann von 1964 auf 1966 so außer- ordentlich wie nie zuvor auch nur annähernd(man vergleiche ins- besondere die Uebersicht der durchschnittlichen jährlichen Bewegung). Von 1966 auf 1967 ging die Zahl der Schweine wieder zurück, eine angesichts der durch hohe Schweinefleischpreise hervorgerufenen Massenaufzucht des JahreS 1906 weder bedenkliche noch auch nur verwunderliche Erscheinung. Von 1967 auf 1963 fiel der Schweine- bestand aber weiter, und zwar so stark, daß er den von 1962 nur noch um rund 760 666 Stück überragte. In Verhältniswahlen ausgedrückt bedeulet daS gegen 1967 eine Abnahme von 11,23 Proz. Der. allerdings durch ganz besondere Verhällnisse hervorgerufene Bestandsgewinn deS Jahres 1966 ist damit wieder völlig verloren gegangen. An der Richtigkeit der Zahlen unwesentlicde Korrekturen können natürlich noch e,»treten wird man bei der peinlichen Gewissenhaftigkeit, mit der die Angaben der Erhebungsbehörden im Statistischen Landesamte stets geprüft worden sind, billiger- weise nicht zweifeln dürfen. ES liegt keinerlei Grund zu der Äu- nähme vor, daß ein durch Jahrzehnte als zuverlässig erprobtes AufbereitunaSverfahren, das immer tadellose Ergebnisse geliefert hat, plötzlich versagt haben sollte. Die Tatsache einer sehr starken Abnahme deS SchweinebestandeS wird man also wohl hinnehmen müssen. Soll man sich aber deshalb der Befürchtung hingeben, die preußische Sckweinezucht werde nunmehr, ähnlich etwa wie die der Schafe, dauernd rückläufige Bahnen einschlagen? Das wäre denn doch wohl viel zu weit gegangen. Man muß ver- suchen, den Ursachen dieses Rückganges nachzuspüren. Das Jahr 1963 brachte sehr hohe Futterpreise bei gleichzeitig, wenn auch im allgemeinen nicht gerade sehr tief stehenden, aber doch im Vergleiche zu den letzten Jahren wesentlich niedrigeren Schwein'epreisen. Beide Umstände zusammen veranlaßten biele, namentlich kleinere, Schweinebesitzer, die Schweinehaltung ein- zuschränken oder selbst ganz aufzugeben. Daß dieses Verfahren über das ganze preußische Staatsgebiet verbreitet war. geht u. a. auS zahlreichen Aeußerungen der Erhebungsbehörden aus den verschiedensten Landesteilen hervor, die dem Statistischen Landes- amte zugegangen sind. Auch ihnen war der Rückgang der Schweinehaltung aufgefallen; er wurde übereinstimmend damit begründet, daß viele Personen, namentlich sogenanntekleine Leute", der hohen Futterkosten wegen daS sonst für den eigenen Bedarf gezogene Schwein abgeschafft, bezw. kein neues angeschafft hätten und lieber ihren Bedarf an Schweinefleisch beim Schlächter decken." AuS den angeführten Gründen glaubt man den Schluß ziehen zu dürfen, daß ein dauernder Rückgang wohl nicht zu be- fürchten sei._ GetreideanSfuhrprämie. Mit der von uns schon mehrfach behandelten Frage der Ein- ührscheine beschäftigt sich auch die.Bank- und HandelSztg."(Nr. 13) und macht dabei folgende Aufstellung: ES wurden unter Zahlung der Exportprämie vom 1. August bis 31. Januar ausgeführt in Tonnen: 1968 gegen 1908/69 Tonnen 1907/03 Tonnen 524142 282 945 18 105 200423 148 327 108 982 10 689 282 506 1907 4-375 815 -- 173 963 2 416 -- 82083 Zoll- WS M. 50 55 13 50 Zoll- vonifikation 4- 18 700 000 -- 9 667 000 81 000 -- 4104000 Roggen Weizen ©eilte. Hafer.____ Zollbomsitalion M. 24 2S6 000 Zudem hatte die ReichSkaffe im letzten Halbjahr gegenüber der Parallelzeit 1907/3 infolge verminderter Einfuhr eine um rund ZI Millionen geringere Einnahme an Zöllen. Infolge der Einrichtung der Einfuhrscheine ist bei der Ausfuhr deutschen Getreides nach dem Auslände in sechs Monaten uu- zweifelhaft ein Betrag von 24 286 000 M. auS der Staatskasse ver- ausgabt worden, und diese Summe hat das gesamte deutsche Voll aufzubringen, während sie ausschließlich der Landwirtschaft im Oster und Norden Deutschlands zugute kommt. BaukdiSkout. In der Sitzung des ZentralauSschnsseS der ReichSbaick am Dienstag wurde der Diskont von 4 aus 3'/z Proz. ermäßigt. Wie Reichsbankvräsident Havenstein ausführte, zeigt ein per 13. d. M. aufgestellter interimistischer Ausweis der Reichsbani eine stenerfreie Notenreserve von rund 231 Millionen Mark gegen 144,6 Millionen Mark am Ende der zweiten Februarwoche von 1968 und von 179 Millionen Mark am 7. Februar d. I. Trotz der Goldabslüsie auS der ReichSbauk hat sich der Metallbestaud gegen die Borwoch' um etwa 28 Millionen Marl erhöhen lönnen. Steigerung der Weizenpreise. Die Weizenpreise haben bis Milte Februar im laufenden Jahre chon eine ainehnliche Sleigetung erfahren; die AufwärtSbewegung ctztc sich seit Ende Dezember ohne jede Ullterbrechuug fort. Au der Steigerung sind alle wichtigen Welzenmärkte beteiligt; an eiuzeliien ist die Steigerung so beträchtlich, daß der Preis sich schon wieder sehr stark dem vorjähngeu nähert oder ihn gar schon über« 'chreitet. ES betrug nämlich der Preis für eine Tonne Weizen in Mark:.., Mitte Februar Anfang Januar Mitte Februar Berlin .. Danzig . Stettin . Pose».. Breslau . Magdeburg Leipzig . Hamburg . Duisburg Mannheim 1008 217219 208226 200216 206-228 193-225 210240 210246 208220 205-240 226-260 1909 202205 187303 103203 181201 168201 194243 204-208 200238 215-250 204-218 207218 198209 186206 173£06 203-228 203-243 214218 214245 227Va-2527»