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vupple sich mit der Zeit c»lS streit-, ränle- und trunksüchtiger Mensch, der unaufhörlich mit dem Gerichte zu thun hatte und sich eine lange Reihe von Bestrafungen zuzog. Charakteristisch für die Art. wie der alte Feldbinder seine Söhne erzog, ist eine der ihm wiedersahrenen Vorbcstrafungen. Der jüngste der jetzt angeklagten Söhne lernte in der Schule absolut nichts, er machte auch keine Schularbeiten. Als der Lehrer den Schüler eines Tages wegen seiner Faulheit strafte, schrieb der Vater einen Brief an den Lehrer, rn welchem die Worte vorkamen:Wenn Sie meine« Sohn noch einmal strafen, dann werfe ich Sie in den Rinnstein und trete mit den Beinen aus Ihnen herum!" Dafür hat Feldbinder sen drei Monate Ecsäugnih verbüßt. Die Folgen dieser Kindererziehung machte» sich später bemerkbar. Um sich Hab und Gut nicht vollständig durch den Gatten verwirthschaften zu lassen, warf ihn die Gattin mit Hilfe der Söhne zum Hause hinaus. Darauf hat der Gatte der Frau die Milchkühe fortgeführt und verkauft, auch an- dere Gegenstände heimlich fortgebracht, welche die Frau stets nur mit schweren Geldopfer» wieder in ihren Besitz bringen konnte. Die Sache spitzte sich derart zu. daß die Frau F. sich ständig zwei Wächter halten mußte, welche den Gatten verhinderten, des Nachts in das Grundstück einzubrechen. Zuletzt fiel der alte Ffeldbinder Frau und Kinder wiederholt auf der Straße an, am LO. Mai 1891 siel er den Pferden des Milchwagens in die Zügel und versuchte diese auszuspannen. Dabei erhielt er von den Söhnen solche Prügel, daß er das Gehör auf einem Ohre ver- koren haben will. Wenn auch dies nicht ganz feststeht, so hat er doch mehrere Wochen im Krankenhause zugebracht. Da die Söhne trotz aller Familien-Zwistigkeiten kein Recht hatten, den Vater zu mißhandeln, so mußten sie bestraft werden. Wilhelm erhielt 1 Jahr, Theodor 0 Monate GesSngniß. Zu einer merkwürdig hohen Strafe wurde in Stettin  der ehemalige Postassistent Tank von der 3. Strafkammer des Landgerichts vcrurthetlt. Er hatte, wie der StettinerVolks- böte" berichtet, an die dortige Oberpostdirektion ein Schreiben gerichtet, worin Beleidigungen gefunden wurden. Wegen dieser That, die doch weiter keinen Schaden angerichtet hat, als daß sich jemand kurze Zeit ärgerte, und die ohne diesen Prozeß gar nicht weiter bekannt geworden wäre, wurde Tank zu SOO M. Geldstrafe oder SO Tagen Gefängniß verurtheilt. Der Staats­anwalt hatte nur 100 M. beantragt i ReächSgericht. Leipzig  , LS. März. Wegen Beleidigung <n zwei Fällen ist der Redakteur desVolksblattes für Halle", Herr Kcrrl Krüger in Halle a. S. vom dortigen Landgerichte am 19. Januar zu 2 Monaten Gefängniß verurtheilt worden. Die ersie Beleidigung war nach der Ansicht des Gerichtes in einem Artikel enthalten, welcher die Ueberschrift führte:Ein böses Beispiel", und davon Mittheilung machte, daß ein Polizei- Oderinspektor bei einem Renkontre mit einem Arbeiter den Säbel gezogen habe. Durch den zweiten Artikel, überschrieben:Ein patriarchalisches Verhältniß auf dem Lande", halte sich ein Orts­vorsteher beleidigt gefühlt, weil ihm darin nachgesagt worden war, er h,abe ein Kinderfest deshalb nicht stattfinden lassen wollen, weil in seiner Familie ein Todesfall tzingclreten war. Die Revision des Angeklagten kam vor den, dritten Strafsenate des Reichsgerichts zur Verhandlung, wurde jedoch als unbegründet verworfen. Reichvgericht. Leipzig  , 2S. März. Eine vier Jahre zurückliege ade Ctrafthat kam erst im vorigen Herbste zur Kenntniß der Behörde. Ein Maurer in Könnern   machte eine Anzeige gegen den dortigen praktischen Arzt Dr. med. Hermann iffie Icker wegen Ehebruchs.   begangen mit seiner, des Anzeigenden, Frau und bemerkte dabei, seine Nichte könne über eine ähnliche unsittliche Handlung des Arztes, die dieser vor vier Jahren mit einer Schulfreundin der Nichte begangen, Auskunft geven. Diese Freundin, Marie D., wurde nun sogleich als Zeugin ver- nommen. Bei ihrer ersten Vernehmung wußte sie nicht sogleich, um was es sich handelte, bei der zweiten aber mochte sie bestimmte Angaben. Ihre Aussage nun war die Ver- anlassung zu einer besonderen Anklage, die gegen den Arzt auf gnind des ß 170, 3(Vornahme unzüchtiger Handlungen mit Kindern unter 14 Jahren) erhoben wurde. Die Zeugin, die im Jahre 187S geboren, litt von ihrem elften Jahre an an Hüft gelenk-Entzündung und wurde vom Angellagten behandelt. Sie ging öfters zu ihm und mußte sich behufs Untersuchung entkleiden Dies kam im Laufe von zwei Jahren mehrfach vor. ohne daß etwas Unrechtes passirt wäre. Im Herbst 1888 aber will nun das damals dreizehnjährige Mädchen vom Angeklagten in durch aus roher Weise unsittlich berührt und zu einem ihr Schamgefühl verletzenden Anblicke genöthigt worden sein. Sie hat damals aus Scham niemandem etwas von dem Vorfalle mitgetheilt, erst Ostern 1389 hat sie ihrer Freundin den Vorfall erzählt. Wenngleich es nun immerhin bedenklich ist, aus die Aussagen einer so jugendlichen Person hin«inen Beweis gegen einen bisher an- gesehenen Mann zu gründen, so glaubte doch das Landgericht Halle, welches am 0. Februar über Dr. Welcker abzuurtyeilen hatte, unter Berückstchtigung aller Umstände zu einer Schuldig. sprechung kommen zu sollen. Es verurtheilte den Angeklagten zu einem Jahre Gesängniß. Die Revision des Arztes kam vor dem dritten�Strafsenate des Reichsgerichtes am Donnerstag zur Verhandlung. Gerügt wurde«»genügende Feststellung des Thatbestandes und der Umstand, daß die Hauptverhandlung zu- nächst öffentlich gewesen sei. Da aber durch zu weit gehende Oeffeiltlichkeit der Verhandlung die Interessen des Angeklagten nicht verletzt werden, auch sonst kem Rechtsirrthum ersichtlich war, so ersolgte die Verwerfung der Revision. Sozicile lkebeustttik: Achtung, Mechaniker! Kollegen! Heute, Dienstag, den 28. März, Abends SVe Uhr, findet im Louisenstädtischen Konzerihaus, Alte Jakobstraße 37, eine öffentliche Versammlung der Mechaniker, Uhrmacher und verwandter Berussgenossen statt, zu welcher alle Kollegen ein- geladen sind. Wir ersuchen Euch, dieser Einladung Folge zu leisten, und durch zahlreichen Besuch dieser Versammlung den Beweis zu liefern, daß Ihr nicht geivillt seid. Eure Lage weiter verschlechtern zu lassen. Darum ist es Pflicht eines jeden Kollegen, pünktlich in dieser Versammlung zu erscheinen.(Näheres siehe Inserat.) Mehrere Kollegen. An die Desegirten zur Generalversammlung der OrtS- rraukenkasse der Schuhmacher Berlins  . Schon von verschiedenen Seiten wurde theils gegen die Ver- waltung als auch gegen die innere Einrichtung obiaer Kasse Klage erhoben. Da nu» Mittwoch, den ö. April eine beschließende Versammlung der Delegirten stattfindet, so ersuche ich sämmtliche Kollegen, die als Delegirte zur Generalversammlung obiger Kasse gewählt sind, sich am 3. Osterseiertage(4, April) Nach- mittags 4 Uhr zur Vorbesprechung zwecks Formulirung etwaiger Anträge in Feind's   Lokal, Weinstr. 11 einzufinden. Kollegen, wenn Ihr gewillt seid, die Kasse nach unserem Sinne umzuarbeiten, so ist es Eure Pflicht sowohl am 4. als am ö. April vollzählig auf dem Posten zu sein. I. A.: G. Niederauer, Veteranenstr. 10. Achtung? Militär- und LieferungSschueider? Im Anschluß an den Aufruf vom Sonntag empfehle ich den Kollegen dringend die Beachtung der folgenden Resolution, welche, wie bekannt, die am Freitag stattgefundene Schneider- Bersamm- lung angenommen Hai: Die beutige öffentliche Versammlung hält eS für gerecht­fertigt, daß, nachdem eine Anzahl der Kollegen zu tarifmäßige» Löhnen arbeitet, ein Theil des Errungenen, mindestens jedoch 1 Mark pro Woche, an die streikenden Kollegen abzuführen ist. Um diese Angelegenheit planmäßig zu regeln, werden von der Agitationskommission Marken a 1 Mark ausgegeben, welche von den Werkstatt- und Geschästsdelegirten zu übernehmen und all- wöchentlich abzurechnen sind." Es ist eine Ehrenpflicht der Nollegen, soviel Marken, als irgend möglich zu kaufen. , H. Roloff. Zentral-Kranken- und Begräbnitzkasie für Franen und Mädchen Deutschlands  (E. H. Nr. 26, Offenbach   a. M.) Die Ortsvorsitzende der örtlichen Verwaltungsstelle Berlin   11, Frau B. Lutz, wohnt Puttkamerstr. 7, v. i. K. Sprechzeit täglich. Die Kassirerin, Frau H. Lippmann wohnt Schleiermacherstr. 15, Q. III. Sprechzeit ebenfalls täglich. Beiträge werden außer bei Frau Lutz und Frau Lippmann in folgenden Zahlstellen entgegen- genommen: Frau H Ortlepp, Sleglitzerstr., 90 v. III, täglich; Frau A. Erdmann, Schäfersir. 2, v. K., täglich; Herrn Pnpke, Manteuffelstr. 31, v. K, täglich. Krankmeldungen werden nur bei Frau Lutz, Aufnahmen werden auch in den übrigen Zahlstellen cntgegengenoinmen. Die Auszahlung des Krankengeldes erfolgt Sonnabends Nachmittag? von 47 Uhr durch die Kassirerin Frau Lippmann in der Wohnung von Frau Lutz, Puttkamerstr. 7. Obiges gilt auch für die Mitglieder der ausgelösten Verwaltungs- stelle Berlin   l. Neber einen neuen Nebergriff deS Nuternehmerthnms wird uns aus S e n f t e n b e r g im Kreise Kakau, den der kon- servative Herr von Manteussel im Reichstage vertritt, berichtet. In dem benachbarten Jüttendorf war in einer Versammlung ein Arbeitcr-Bildungsvercin gegründet worden, in den als Mitglieder einzutreten sich gegen SO Personen unterschrisllich verpflichteten. Einberufer der Versammlung war ein Echneidergeselle, Referent der Sozialdemokrat Alfons Beyer aus Koltbus, der Verlauf der Zusammenkunft war in jeder Beziehung ein würdiger; der Arbeiter- Bildungsverein hat lediglich zum Zweck, Wissen und Bildung seiner Mitglieder zu fördern durch Anschaffung einer Bibliothek, durch Vorlesungen, Vorträge w. Kurz, was er will, muß jedem anständigen Menschen Sympathie einflößen. Nicht so bei dem Senftenberger   Unternehuierthnm. Ein dortiges Lokal- blatt schleuderte gegen die nach Wissen und Bildung dursten- den Proletarier den ersten Stein, indem es über die Versammlung schrieb:Obwohl nun der Redner in seinem Vortrage das politische Gebiet nicht streifte, so hegte doch der größte Theil der Anwesenden die Meinung, daß es sich hier um eine Vorbereilung zur sozialdemokratischen Agitation handele. Thatsache ist, daß sowohl der Vortragende, wie auch der Ein- berufer ausgesprochene Sozialdemokraten sind. ES wäre zu be- dauern, wenn eine derartige Agitation in unserer Gegend Wurzel chlagen und dadurch das bisher herrschende gute Einvernehmen zwischen Arbeitgebern und Arbeiter gestört würde." Und nun eröffnete das Senftenberger   Unternehmerthum gegen die Arbeiter die Kanonade, indem es folgendeBelanntmacbung" veröffentlichie: Am Soimtag, den 19. d. Mls. hat im Gulmann'jchen Saale  eine Versammlung stattgesunden, in welche: die Bildung eines Arbeiter-Bildnmzsvereines beschlossen wurde. Dieses Unternehmen wäre durchaus löblich und unbedenklich, wenn es thatsächlich nur den vorgeschobenen Zweck verfolgte. Bei der bekannten Gesinnung und Wirksamkeit der Veranstalter und ihrer Gehilfen ist es uns unzweifelhaft, daß es sich hier lediglich um die Einleitung einer zielbewußlen sozialdemokratischen Älgitation handelt, in welche unsere sonst verständige und gute Arbeiterschaft hineingezogen werden soll. Unserer festen Ueberzeugung nach ist deshalb das Zustandekommen eines solchen Vereines bedauerlich und verdirb- hch zugleich. Ter Erfolg könnte nur derselbe sein, wie an anderen Orten, wo nicht zur rechten Zeit ein Warnungsrnf er- folgte. Streit und Unfrieden, Streiks, Elend für die Arbeiter und ihre Familien und ein Untergraben der jetzt Taufende sicher ernährenden Industrie sowie des ehrlichen Handwerks würden auch hier einireten, während gewissenlose Agitatoren aus Kosten der Bolhörlen sich ein sorgenloses Dasein verschaffen! Wir er- achten es für unsere Pflicht, unsere Arbeiter zunächst vor dem Eintritt in diesen Verein zu warnen und erklären schon heute, daß jeder Angehörige desselben die sofortige und unnachstchtliche Kündigung zu gewärtigen hat, worauf er auch von keinem der Mitunlerzeichneien Beschäftigung erhalten wird. Censtenberg, den 20. März 1893. Anhaltische Kohlenwerke(Mariengrube) Neppist. August Alster  , Tischlermeister, Senftenberg  . BriketfabrikGrube Marie" bei Senftenberg N.-L., Gebr. Reschke, Reppist. Cleitwitzer Werke, t. Treuherz. Döring U. Lehrmann, Kl.-Räschen. Eibenstein und omp., Groß-Räschen. A. Fielitz, Grube Feliji bei Elettwitz. M. Freudenberg, Tischlermeister, Senftenberg  . H. Frosch, Cletl- witz. Gruhl'sche Briketfabrik, Zschipkau. H. Heinemann, Buch- druckerei-Besitzcr, Senftenberg  . Henckel'S Braunkohlenwerke, bei Senftenberg N.-L. A. Henrich, Senftenberg  . H. Heye, Glas- sabrik, Annahütte. F. Ci Th. Heye, Braunkohlenwerke, Anna- hülte. Hörlitzer Werke, G. Hariwig u. Komp.. Hörlitz. Fried. Hoffmann, Groß-Räschen. Ilse Bergbau-AkiiengeseUschast, Grube Ilse. W. John, Maurermeister, Senftenberg  . Kunheim u. Komp., Grube Ilse. F. W. Krause u. Komp., Montanwerke, Elettwitz. Meurostolln bei Senftenberg  . Albert Pusch, Maurermeister, Seustenbera. L. Rothe, Klempnermeister, Senftenberg  . Moritz Sachse, Schlossermeister, Senftenberg  . Gebr. Seidensticker und Greiner, Senstenbergerflnr. Schöppenthan u. Wolff, Senftenberg  . Stadtgrube, C. Westphal, Senftenberg  . GrubeVictoria" bei Groß-Räschen, Fried. Jßoffmann. Grube Waidmannshetl, Särchen  . Rod. Wendt, Malermeister, Senftenberg  . Zschiplaucr Werke, W. Nürnbergs Ww., Zschipkau." Wer schützt nun den Arbeiter vor dieser nichtswürdigen Ver- gewaliigung seines gesetzlichen Rechts, sich zu vereinigen? Niemand. Das Gesetz verbietet ja dem Unternehmer solche brutale Willkür nicht, folglich ist sie ihm erlaubt. So muß der Arbeiter dann, falls nicht besonders starke berufliche Organisation ihn schützen, knirschend das entwürdigende Joch tragen, das ihm das Unternehmerlhum in frechem Uebermuthe auserlegt. Ader ein Mittel bleibt ihm doch, sich Genuglhuung zu schaffen. Wenn der Tag wieder kommt, wo die Stimme des ärmsten Proletariers ebenso viel zählt und gilt wie die des Protzen mit und ohnevon", wenn der Tag der Reichstagswahl da ist, dann soll der tausendfach gedrückte ArbeiterseineStimme der Partei geben, die dem System, besten Ausfluß die Senftenberger   Bekanntmachung ist, jeden Mann und jeden Groschen verweigert. Ueber die privaten BriefbefördernngS-Anstalten, die in mehreren Distrikten Deutschlands   bestehen, wurde verFranks. Zeitung" aus Sachsen   berichtet, daß die nicht unbeträchtliche Zahl derselben durch die Errichtung derLeipziger Brieibeförde- rung Ikourier' um eine weitere vermehrt werde. Diese neue Anstaltwill in zahlreichen Städten Filialen errichten, um nicht nur für den Lokalverkehr geschlossene, sondern auch nach aus- wärts offene Briefe zu befördern. Die Beförderung geschlossener Briefe nach auswärts ist bekanntlich Monopol der Reichspost. Die neue Anstalt besördert Briefe nach auswärts bis zu 20 Gramm .u S Pf., bis 250 Gramm zu 10 Pf., die Kourierlarien zu 3 Pf.. Srieskouverts mit Freimarke kosten bei ihr ö Ps. Auch der Tarif für Drucksachen und Waarenprobm ist dilliger als bei der Reichs- post, ebenso der Tarif für den lokalen Briesverkchr. So ko:et eine einfache Karte für den Lokalverkehr 2�/« Ps., eine Brieskarte 3 Pf., Briese bis 250 Gramm 3 Pf. und Drucksachen in derselben Schwere nur 2 Pf. BiS jetzt hat die neue Anstalt ihren Betrieb aus 37 sächsische, thüringische und preußische Städte ausgedehnt; zahlreiche weitere Orte sollen noch angeschlossen werden." Die Geschäftswelt wird von der neuen Einrichtung zweifellos aus- giebigen Gebrauch machen. Schade nur, daß so viel man weiß die gut rentirenden Privatposten ihr Personal außerordentlich schlecht bezahlen weit niedriger, als selbst die Reichspojt. Die Freien Vereinigungen selbständiger Barbiere, Friseure und Perrückenmacher Deutschlands haben kürzlich eine Siatistik über die Einkommensoerhälinisse ihrer Mitglieder aufgenommen, die folgendes Resultat ergab: Ausgefüllte Frage- bogen gingen ein aus 15 Orten. Von den 53 Barbieren, Fri- seuren und Perrllckenmachern, die sich an der Statistik betheiligten, waren 41 verheirathet und hatten insgesamnit 05 Kinder(davon einer nicht weniger als 19). In vielen Fällen mußte die Frau durch Wäscherei, Schneiderei, Handel u. s. w. noch etwas zu ver- dienen suchen, weil das Einkommen des Mannes nicht ausreichle. lieber dieses Einkommen ist nun folgendes ermittelt worden. Es betrug die Durchschnitts- Einnahme 1233,50 M. 1881,70 2226,40, 2822,80, 8710,30 sind solche bei 13 Barbieren:e. bei 3 bei 7 bei 6 bei 5 ll-»t?c den Ausgaben Ausgabe 1713,45 M. 1980,79, 2333,40, 2719,35 3349.34 für Erholungszwecke, für L-�lire, sowie solche, die bei Krankheitsfällen sich nölhig machen, nicht inbegriffen. Die Töpferei-Arbeiter Oesterreich- Ungarns   halten am 21. und 22. Mai in Budapest   den zweiten österreichisch-unga- rischen T ö p f e r t a g ab. VerlÄmmlungen: Zum Schneiderstreit. Am Sonntag Vormittag fand im Feenpalast" wiederum eine öffentliche Versammlung statt. Die .Kollegen Timm und Pfeiffer gaben den über 2000 Er- schienenen ein weiteres Bild der augenblicklichen Situation. Hier- nach haben bis jetzt 103 Geschäfte die Tarife der Arbeiter an- erkannt; weiter steht eine Reihe Geschäfte mit der Kommission in Unterhandlung. Im allgemeinen ist die gegenwärtige Lage günstig. Die Gesammtstimmung der Versammlung kam zum Ans- druck in der begeisterlen einstimmigen Annahme folgender Re- solutton: Die heutige große Versammlung der streikenden Schneider hält(nachdem ein großer Theil der maßgebenden Geschäfte de- willigt hat) die Gründe, welche heute noch von den Gegnern ins Feld geführt werden, für durchaus haltlose. Die Versammelten halten trotz aller Machinationen an den bisherigen Beschlüssen fest, und haben d i e Ueberzeugung, daß bei dem guten Geist der Streikenden der vollständige Sieg binnen Kurzem zu er- warten ist." Einstimmig wurde eine zweite Resolution angenommen: Tie Versammlung verpflichtet die Kollegen, welche tarifmäßig arbeiten, nach Kräften finanziell für die Streikenden einzutreten, und ferner dafür Sorge zu tragen, daß die in solchen Geschäften verlangten Arbeitskräsle vom Bureau, Schützenstraße 18/19, ent- nommen werden." Mit einem dreifachen Hoch auf die Schneiderbewegung schloß die imposante Versammluitg. Herr Juliuö Liudenbanm. Frankfurterstr. 139, ersucht uns um Veröffentlichung des folgenden: In der am 24. d. M. stattgefundenen Streikversammlung der Schneider bei Joel, Andreasstraße, ist von Herrn Timm die Behauptung ausgestellt worden, daß ich für meine Bestellungen 57 M. bezahle und dafür sogenannteLinden-Arbeil" verlange. Ich erkläre diese Behauptung für durchaus unwahr. Es ist richtig, daß ich eine gute und bessere Arbeit verlange, ich bezahle aber auch die höchsten Arbeitslöhne im Osten. Der beste Beweis dafür ist, daß keiner meiner Arbeiter die Arbeil niedergelegt hat. Ich zahle für Röcke 9-14 Mark. Jackels 7-12 Mark. Paletots 915 Mark. Julius Ltndenbaum. Eine öffentliche Versammluug der Metall­schrauben-, Faoondreher und Verufsgenossen war für den 20. d. M. einberufen, um zu der Maßregelung der Kollegen bei der Firma Groos u. Gras Stellung zu nehmen. Ueber die Angelegenheit ist bereits gelegentlich der Arbeits- einstellung berichtet worden. Die dort beschäftigt gewesenen Schraubendreher sind insofern in Mitleidenschaft gezogen, als auch sie sich weigerten, Ueberstunden ohne Lohnzuschlag zu machen. Dieselben wurden sofort entlassen, als sie am Freitag voriger Woche dem Gebote des Fabrikanten zur Ueberstunden- arbeit keine Folge leisteten, vielmehr sich in eine einberufene Werlstattversammlung begaben. N ä t h e r forderte energisch zur moralischen und finanziellen Unterstützung der Gemaßregelten. sowie zur Fernvaltung des Zuzugs auf. Leider hätten bereits zwei Schraubendreher die verlassenen Plätze ein­genommen. Nach längerer Erörterung der Angelegenheit erklärte die Versammlung in einer einstimmig angenommenen Resolution die erfolgte Ardeitseinstellung bei der Firma GrooS und Graf für berechtigt und verpflichtete sich. die Ausständigen moralisch und finanziell zu unterstützen. Nach Erledigung dieses Punktes der Tagesordnung behandelte N ä t h e r nochmals in einem längeren Vortrag« die schon so oft erörterte Organisations- frage, und erläuterte die Gründe, die maßgebend waren für die Organisati onssorm, welche die Metallarbeiter für sich gewählt haben. Wie mitgetheilt wurde. sind bis jetzt bei der Firma Groos u. Graf in» ganzen 20 Arbeiter eingestellt worden. Bc- dauert wurde allgemein das'wenig zahlreiche Erscheinen der Kollegenschaft in der Versammlung, welche die Einberufung einer weiteren öffentlichen Versammlung in nächster Zeit er- forderlich machen dürfte. Ebenso sind WerlsläUen-Besprechmigen in Aussicht genommen. Die au HolzbearbeitungS-Maschiuen und auf Holz- Plätzen beschäftigten Arbeiter hatten am Sonntag eine gut- besuchte Versammlung, welche sich mit dem Streik derMaschinen- arbeiter der Firma Stieghan, Waldemarstraß«, beschädige. Ueber die Veranlassung zum Streik wurde vom Resereuten K o b o l t, sowie von einigen anderen Rednern folgendes ausgeführt: Ein gespanntes Verhältniß zwischen Herrn ÄiiegHan und seinen Ar­beitern bestehe schon seit langem. Seinen hauptsächlichsten Grund habe dies in der Einstellung polnischer Arbeiter und der dadurch bewirkten Verdrängung der einheimischen Arveiler aus der Fabrik, welche theilweise sehr lange für die Firma thättg gewesen seien. Die Polen  , welche sich Slieghan badeverschreiben" lassen, mären vornehmlich ans Schnitz- und Bildhauerarbeiten angelernt worden; die alten Schnitzer und Bildhauer seien jetzt zum großen Theil durch sie ersetzt. Am letzten Donnerstag früh waren nun wieder polnische Arbeiter aus dem Hofe erschienen, was«me gewisse Gährung unter den Maschinenarbeitern(den Arbeitern an den Kehlen, Sägen:c.) verursacht habe; denn aller Boransycht nach hätten sie jetzt an die Reihe kommen und durch billiger arbeitende Polen   verdrängt werden sollen. Dazu wäre noch t«kommen, daß der Oberkehler Scharf(der Werksührer der liafchinenarbeiter) seine Stellung ausgab, um einer Entlassung beziehungsweise Maßregelung vorzubeugen. Die Kollegen hätten sich mit ihm nun einfach solidarisch erklärt, und die Arbeit nieder- gelegt. Das wäre ja etwas voreilig gewesen, insofern vornehm- lich, als keine Forderungen dabei gestellt seien. Als solche habe man dann ausgestellt: I. Nichteinstellung polnischer Arbeiter an den Maschinen; 2. Wiedereinstellung deS halbinvaliden Kolleaen Brose. Brase, dem im Dienste der Firma Stieghan ein Unfall passirt sei, so daß er nur noch im Lager und zum Besorgen von Gängen benutzt worden, sei nämlich sofort»ach der Arbeits- einstellung entlassen worden, weil er für dieselbe agitirt haben solle. Das sei n i ch t wahr, Br. habe mit dem Streik garnichts zu thun gehabt. Eine Kommission der Streikenden habe mit Stieghan und mit dessen Buchhalter oerhandelt, ohne daß