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Ostra-Allce marschiert, die abgesperrt war, weil der StaaiSscsrctnr Wernburg im Gewexbchause einen Vortrag hielt, dem auch der 5tönig alu Zuhörer beiwohnte. Diiöcll hatte den dort kommandieren- den Potizeiinspektor in höflicher Weise ersucht, die Menge durch- zulassen. Als das verwehrt wurde, begaben sich die Demonstranten mit Düvell durch andere Straßen nach dem Altmarkt, wo er mit der Menge in die Schloßstraße hineingedrängt wurde, in der die bekannte Attacke der Polizei auf die Demonstranten stattfand. Die Anklage behauptete, es sei die Absicht Düvells gewesen, trotz der polizeilichen Absperrung die Menge nach dem Schloß zu führen und dort der Polizei zum Trotz zu demonstrieren. Die Staats- anwaltschast stützt sich dabei auf eine angebliche Stelle der von Düvell gehaltenen Versammlungsrede, wonach er gesagt haben sollte:Wir wollen uns dem König so zeigen, daß er die Augen vor uns nicht verschließen kann." Die Anklage war erhoben worden, obwohl Düvell selbst nach den Aussagen der Polizei auf der Schloßstraße alles aufgeboten hatte, um die Menge zum Aus- einander- und Fortgehen zu bewegen. Das wurde auch in der Beweisaufnahme von einer Anzahl Polizeibeamten bestätigt. Zum Teil erstreckte sich die Zeugenvernehmung auch darauf, ob Düvell wirklich gesagt habe:Wir müssen uns dem König zeigen." Er bestritt das entschieden. Zwei Polizisten aber, die die Versamm- lung überwacht hatten, legten ihre stenographische Niederschrift über den Vortrag vor, in der sich die Stelle befand. Im übrigen wurde nicht einmal der Versuch gemacht, Düvell zu beschuldigen, daß er in der Schloßstraße die Masse aufgereizt oder geführt habe. ES konnte ihm ebenso nicht nachgewiesen werden, daß er sich in der vordersten Reihe befunden habe. Dagegen wurde von neuem festgestellt, daß die Polizei in furchtbarer Weise gewütet und ohne ersichtlichen Anlaß eingehauen hatte. Die früher aufgestellten Be- hauptungen, die Polizei sei von der Menge mit Stöcken und Schirmen so bedroht worden, daß sie aus Notwehr den Säbel ziehen mußte, wurden gar nicht wieder vorgebracht. Als einzige Gewalttat der Demonstranten wurde angeführt, daß ein Stock aus der Menge geschleudert und einem Polizisten, ohne ihn irgend- wie zu schädigen, gegen die Brust geflogen sei. Die Behauptung, daß die Masse auf die Polizeiketten eingedrungen sei, versuchten die als Zeugen vernommenen Polizisten'aufrechtzuhalten. Andere Zeugen jedoch behaupteten das Gegenteil. Bemerkenswert waren besonders die Aussagen des Lagerhalters Bartels, der- unter seinem Eide bekundete, er habe, die Brüdergasse heraufkommend, die Schloßstraße gekreuzt und gesehen, daß zwischen der Menge und der Polizei eine volle Straßenb zweite frei gewesen wäre; dennoch hätten die Polizisten ohne weiteres blank gezogen und auf die Menge eingehauen. Auf einen stürzenden Mann hätten sich vier säbelschwingende Polizisten gestürzt und auf ihn ein- gehauen. Ein Mann, der sich in höflicher Weise bei den Polizisten beschwert habe über dieses Vorgehen, sei ohne jeden anderen An- laß über den Kopf geschlagen worden. Der Gutsbesitzer Jhrg ist zufällig in das Gedränge auf der Schloßstraße gekommen. Er konnte weder zurück noch vorwärts. Plötzlich sah er, obwohl er keinen Grund dazu bemerken konnte, daß die Polizisten ohne weiteres auf die Menge einschlugen und auf alles loSstachen, was ihnen in den Weg kam. ES habenur s o g e k l a t s ch t", als die Säbel auf die Köpfe sausten. Drei Wochen lang habe er unter .dem Eindruck dieses entwürdigenden Vorganges gelitten. Genosse Frätzdorf war als Zeuge geladen worden, um zu bestätigen, daß die 2 emonstration nicht von der sozialdemokratischen Partei geplant und veranstaltet worden war. Als er das bekundet hatte, erklärte der Vorsitzende, das Gericht habe dergleichen auch niemals angenommen. Der Staatsanwalt betonte in der Anklage- rede, aus der Versammlungsrede Düvells und aus seinem übrigen Verhalten gehe hervor, daß er die Absicht gehabt habe, die Menge nach dem Schloß zu führen. Er beantragte die Verurteilung wegen Aufruhrs. Der Verteidiger Dr. G i e s e trat ihm wirkungS- voll entgegen. Gegen Stengel wurde in der Beweisaufnahme festgestellt, daß er mit an der Spitze des Zuges gegangen fei, mit der Hand ge. winkt und vielfach Hochrufe auf das Wahlrecht ausgebracht habe. Daraus schloß die Staatsanwaltschaft auf eine Rädelsführer- fchaft des Angeklagten. Nach Aussage mehrerer Polizeibeamten wäre die Menge nicht nach der Schloßstraße gezogen, wenn sie Stenzel nicht dorthin geführt hätte. Irgend welcher ge- walttätigen Handlungen wurde Stlenzel nicht beschuldigt. Er hat auch seiner Verhaftung keinen Wider- stand entgegengesetzt. Als erschwerender Umstand wurde ihm a» gerechnet, daß er schon bei der Wahlrechtsdemonstration löOb durch polizeiliche Säbelhiebe verletzt worden ist. Stenzel wurde von zwei ärztlichen Sachverständigen als Alkoholiker mit verminderter Zurechnungsfähigkeit bezeichnet. Das nach langer Beratung verkündete Urteil lautete: Stenzel wird wegen Aufruhrs zu acht Monaten Gefängnis(!) verurteilt. Düvell wird freigesprochen. Dieser letzte Teil des Urteils wurde mit lauten Bmvos ausgenommen. Die Aktion gegen Genossen Düvell, die von der Staats- anwaltschast offenbar eingeleitet wurde, um ein abschreckendes Exempel zu statuieren, ist also gänzlich ins Wasser gefallen. Da­gegen ist das Urteil gegen Stenzel außerordentlich hart. wenn man bedenkt, daß dem Verurteilten nicht die geringste Aus- schreitung nachgewiesen wurde! Der Spruch des Landgerichts gegen Stenzel ist ein wahres Schreckensurteil. Der Betroffene wird dadurch schwer geschädigt. Nicht aber die WahlrechtSbewegung des sächsischen Proletariats!_ Demokratie und Fleischsteuer. Seit dem t. April 19YS ist in Stuttgart die kommunale Fleischsteuer aufgehoben. Die Maßregel bewirkte einen sofortigen Preisabschlag von S Pfennigen pro Pfund bei allen Fleischsorten. Um zu verhindern, daß ein Ring der Metzgermeister doch wieder die Fleischpreise um den Betrag der Steuer in die Höhe treibe und so die Aufhebung der kommunalen Fleichsteuer unwirksam mache, wurde eine Preisfestsetzungskommission gebildet, bestehend aus einem Ge- meinderat als Vorsitzenden, dem ersten Stadttierarzt, dem Obermarktmeister, einem Beamten des Stadtpolizeiamts als Ver­treter der Stadt, sowie drei Vertretern der Metzgerinnung. Die von dieser Kommission festgesetzten Ladenpreise sind bei Vermeidung einer Konventionalstrafe einzuhalten. Die Einrichtung hat sich gut bewährt. Die Aufhebung der kommnnalen Fleischsteuer bat den Fleischpreis dauernd verbilligt. Am 1. April 1909 läuft die Berechtigung zur Erhebung der Fleischsteuer auch für jene Städte ab, die sie noch beibehalten haben. Das find in Württemberg noch 18 Gemeinden. Von diesen dreizehn haben sechs beim Landtag um Verlängerung der Berechtigungsfrist bis zum 1. April 1910 petitioniert. In der Donnerstagsitzung der Finanzkommisfion der zweiten Kammer wurde ein nationalliberaler Antrag, der die Regierung ersucht, einen Gesetzentwurf im Sinne der Petenten einzubringen, mit v gegen 4 Stimmen bei 2 Ent» Haltungen angenommen. Dagegen stimmten nur unsere drei Ge« nossen und ein ZentrumSmann. Die beiden Konservativen enthielten sich der Stimme. Die Herren Demokraten verhalfen dem nationalliberalcn Antrag zur Annahme! Auch ein Beitrag zur Raturgeschichte der württembergischen Demo- statte. Flottendeiuoltstpatiou gegen ttttz«friede»e Samoaner. Auf Sainoa ist schon seit längerer Zeit eine der deutschen Herrschaft feindliche Bewegung im Gange, die von osfizieller Seite mit der Frage derThronfolge" für den alten Häuptling der Ein- geborenen in Verbindung gebracht wird. Obwohl bisher Gewalt- tätigkeiten gegen weiße Ansiedler nicht vorgekommen sind, hat der Gouverneur Dr. S o l f die Entsendung einiger Kriegs- schisse nach Samoa verlangt! Der Chef des Kreuzer­geschwaders in Ostasien , Konteradmiral C ö r p e r. ist nun- mehr beauftragt worden, sich mit drei Kriegsschiffen nach Samoa zu begeben. Die offiziöse Notiz spricht die Hoffnung aus, daß die Anwesenheit dieser Kriegsschiffe genügen wird, um die Bestrafung der Schuldigen und die Wiederherstellung der Ordnung ohne Kämpfe herbeizuführen. Unsere Kolonialregisseure werden durch Schaden nicht klug.'Sie spielen immer wieder ohne Not mit den, Feuer, bis sie sich die Finger verbrennen und dem deutschen Volke neue Opfer an Gut und Blut aufhalsen._ frankreick. Eine Beamtendemonstration. Paris , 12. März. Die B a h n p o st b e a m t e n auf der Eisenbahnstrecke Paris Lyon Mediterranee hielten heute eine Versammlung ab, in der über verschiedene Forderungen be- raten wurde. Nach der Versammlung zogen sie nach dem Zen» tralpostamt in der Rue Grenelle, um dort eine Kundgebung zu veranstalten. Unterstaatssekretär Simyan und Polizeipräfekt Lepine, die die Beamten zu beruhigen versuchten, wurden ver- höhnt. Die Beamten drangen dann in die Amts- z i m m e r ein, aus denen sie von der Polizei, die viele Verhaf- tungen vornahm, vertrieben wurden. Dabei wurden mehrere Personen verwundet, auch der Polizeipräfekt Lepine erlitt eine leichte Quetschwunde. Die Postbediensteten verlangten die Demission des Unterstaatssekretärs Simyan. Der Dienst erlitt durch den Austritt erhebliche Verzögerungen. Paris , 13. März. Die gestrigen Demonstrationen der Post- beamten haben heute zu einem Aus stände geführt, über dessen Anfang nachfolgendes berichtet wird. Kurz vor 2 Uhr nachmittags soll ein Beamter, namens Thibaud, einer Angestellten vorge- warfen haben, daß sie ihre Arbeit schlecht tue und soll ihr einige Schimpfworte zugerufen haben. Dieser Beamte soll sofort zu dem Abteilungsvorsteher gefuhrt worden sein, der sich darauf beschränkt habe, dem Beamten eine Ermahnung zu erteilen. Thibaud, der damit unzusticden war, soll dann durch den Haupt- saal gegangen sein und gerufen haben: Ausstand! Ausstand! Alsbald stellten etwa vierhundert Telegraphisten die Arbeit ein. Unterstaatssekretär Simyan hat beschlossen, energische Maßregeln zu ergreifen. Die meisten Telegraphisten nahmen auf die Aufforderung ihrer Vorgesetzten alsbald d i e Arbeit wieder auf. Paris , 13. März. 25 von den gestern verhafteten Post- und Telegvaphenbeamten wurden heute vormittag verhört. 17 von ihnen wurden entlassen, die übrigen werden dem Zuchtpoljzei« gericht vorgeführt werden. Italien . Die Stichwahlen. Rom , 13. März.(Privatdepesche desVorwärts".) Die Partei steht in 2 8 S t i ch w a h l e n, die Sonntag stattfinden. Die Republikaner in der Romagna haben Wahl- enthaltung beschlossen. Das Einvernehmen mit Radikalen und Republikanern ist auch für die Stichwahl in Revenna und V a r e s e nicht herzustellen gewesen, was unsere Aus- sichten für diese beiden Kreise bedeutend verschlechtert. In Verona ist Genosse Todeschini zurückgetreten. Englanä. Reue Flottenbautcn. Die Partei des Wettrüstens hat gesiegt. Das Marine- b u d g e t, das sich auf 8S 142 700 Pfund St. gegen 32 319 SOO Pfund im Vorjahre beläuft, steht den Bau von vier neuen Panzer- schiffen vom Dreadnoughttyp vor, ferner sechs geschützte Kreuzer, zwanzig Torpedobootzerstörer und eine Anzahl Untersee- boote. Die für den Beginn dcS Baue? neuer Schiffe in diesem Jahre bestimmte Summe beträgt 2 235 770 Pfund, zirka 451/s Mill. Mark. Damit nicht genug, kündigt der Minister an, daß die Regierung es notwendig finden könne, im Laufe des Finanzjahres den schnellen Bau von noch vier großen Panzerschiffen vorzubereiten, mit dem am 1. April 1910 begonnen werden würde. Er verlangt deshalb von dem Parlament die Ermächtigung, im voraus die notwendigen Weisungen erteilen zu dürfen, damit diese Schiffe am 1. April 1910 begonnen und im März 1912 vollständig fertig- gestellt werden können. Das ist die Antwort auf die unsinnige Weigerstng der deutschen Regierung, mit England ein Abkommen über die Einschränkung der Flottenbauten abzuschließen. Dänemark . Gemeindewahlen. Kopenhagen , 13. März. Bei den gestrigen Stadt- verordnetenwahlen, an denen sich zum ersten Male auch Frauen beteiligten, sind zwanzig Sozialdemokraten, davon zwei Frauen, fünf Radikale, davon zwei Frauen, sechszehn Kandidaten der Rechten, davon zwei Frauen, sowie ein weiblicher unabhängiger Kandidat gewählt worden. Die Wahlbeteiligung betrug 78 Proz. Rußland. Echtrussische Frechheiten. Petersburg, 13. März. Der Präsident der extremen Rechten hat dem Präsidenten der Reichsduma geschrieben, der Präsident habe in der Sitzung vom 10. letzten Monats den Abg. Markow schwer beleidigt, da nach Meinung der Fraktion in der Rede und den Handlungen Markows kein Grund vorlag, ibn der Maje- stätSbeleidigung zu zeihen. Der Brief erklärt. Markow habe im Auftrage der Fraktion gesprochen, um die dreisten AuS- fälle einiger Redner gegen den Kaiser zurückzuweisen. Durch die Behandlung Markows seitens des Präsidenten fühle sich die ganze Fraktion beleidigt und erwarte, der Präsident werde vor Markow und der ganzen Fraktion Abbitte tun! PerNen. Eine russische Intervention. Was man schon lange voraussehen mußte, ist nun trotz aller Ableugnungen Wirklichkeit geworden. Die Henker deS Zaren schicken sich an. die persische Freiheit zu erwürgen, London ist dem Reuterschen Bureau zufolge die Meldung ein- getroffen, daß die russische Regierung eine Sotnie Kosaken nach Teheran entsendet hat. Nachdem Rußland seinen Kosakenobersten Liakhosf dem Schah zur Verfügung gestellt hatte, um durch die Bombardierung des Parlaments und die Vernichtung der Verfassung die Kämpfe um die Ver- fassung zu entfesseln, benutzt es jetzt die von ihm selbst ge- schaffenen Wirren, um den durch den Vertrag mit England längst vorbereiteten Plan zur Ausführung zu bringen und seine Oberherrschaft über Nordpersien aufzurichten. Denn daß d« ejoeo Setoie mehrere vachkolgen werden, ist gewiß. Dieliberale" englische Regierung wird natürlich in der« selben Weise sich auf dieAnarchie" in Persien berufen, um deni russischen Freunde bei seinem Zerstörungswcrk freie Hand zu lassen, genau wie sie die friedengefährdendcu Intrigen Rußlands auf dem Balkan unterstützt unter dem Vorwand das«Völkerrecht" zu wahren. Indien . Nene Attentate. Kalkutta , 13. März. In verschiedenen Stadtteile» sind Droh» briefe gegen die Engländer im Umlauf. In der ZeitungThe englishmann" wurde eine Höllenmaschine gefunden. Henry Macdonald, der mit der lleberwachung Verdächtiger betraut worden war, soll getötet worden fein. Zentral-JivneriUz, DerKrieg". Mexiko , 12. März.(Auf deutsch -atlantischem 5tabel.) Drei Kanonenboote von Nicaragua griffen das Ltanonenboot Presidentc, das El Salvador gehört, am letzten Dienstag an. Das Führerschisf der Nicaraguaner wurde bei dem ersten Schuß gefechtsunfähig und mußte umkehren. Wie indessen ver- lautet, wurde es wieder in Stand gesetzt und nahm die Verfolgung des Presidente wieder auf. Es kam zu einem neuen Zusammen- stoß, dessen Ergebnis unbekannt ist. Die Vereinigten Staaten als Friedensstifter. Washington , 12. März. Das Staatsdepartement hat den diplomatischen Vertreter Amerikas in Nicaragua Plötz- lich abberufen wegen ruhestörender Umtriebe in Nicaragua und der gleickigültigen Haltung des Präsidenten Zelaya. Der mexikanische Botschafter hatte heute eine Besprechung auf dem Staatsdepartement. Es wurde beschlossen, falls die amerikanischen Kriegsschiffe in den nicaraguanischen Getvässern keinen Ein- druck auf den Präsidenten machen sollten, energischere Schritte zur Sicherung des Friedens in Zentral- amerika zu tnn. Gegebenenfalls soll eine Intervention er- folgen. Es wurde ausdrücklich erklärt, Amerika und Mexiko stimmten in der Nicaragua gegenüber zu befolgenden Politik völlig überein. Das Marinedepartemcnt hat Kriegsschiffe an die Küste von Nicaragua beordert. 73iis der Partei. KautskySUrsprung des Christentums" konfisziert Z In Oesterreich, im goldenen Prag ist's geschehen! Dort gibt Gen. Dr. B. Samerai von der Redaktion desPravo Lidu" eine tschechische Uebersetzung des neuesten Kautskyschen Werke» heraus. Am Freitag erschien das 1. Heft dieser Ausgabe. Und darin hat eine fürsorgliche Behörde nicht weniger als sechs Seiten staatsgefährlichen Inhalts gefunden; sechs Seiten in den Kapiteln Die heidnischen Quellen" und.Die christlichen Quellen" wurden konfisziert l Wenns also nach der Prager Behörde geht, so bekommen dir tschechischen Genossen die KautSkysche Arbeit nur zerfetzt zu Gesicht! Es handelt sich um ein wissenschaftliches Werk aber nach Ansicht der Prager Behörde hat die Wissenschaft Halt zu machen vor dem Dogma der Kirche l Was dawider schreibt, daS konfisziert sie. Oesterreichische Preßfreiheit l-- Sozialdemokratischer Presseverband Norwegens . Am Dienstag wurde in Kristiania unter dem Namenblorgss sooialdemo- kratiske presseforemng" eine Organisation der Redakteure und fest- angestellten Mitarbeiter der von der norwegischen Sozial- demokratie anerkannten Parteiorgane gegründet, deren Zweck eS ist, die Fachinteressen der Mitglieder wahrzunehmen sowie für die EntWickelung und volle offizielle Anerkennung der Parteipresse zu wirken. Als Vorsitzender der Pressevereinigung wurde der Geuossc Jakob Vidnes gewählt, als zweiter Vorsitzender die Genossin Fernando Nissen, als Sekretär E i n a r Li. Die erste or- dentliche Generalversamnilung findet im April zu Hamer im An- schluß an den sozialdemokratischen Parteitag statt, wie überhaupt die Generalversammlungen der Pressevereinigung in Verbindung mit den Parteitagen abgehalten werden sollen. polireiliebes,©mdmlches utw. RcichSverbandSschutz. Der Genosse Redakteur Däumig, früher in Halle, jetzt m Erfurt , hatte im»Volksblatt für ?)alle" eine Notiz veröffentlicht, in der er abriet, eine Ver- ammlung in Sangerhausen , in der ein Generalsekretär deS Reichs- Verbandes reden werde, zu besuchen. Dadurch fühlte sich ein Mann namens Leufen aus Magdeburg , Generalsekretär deS Reichs- Verbandes, beleidigt. Am Freitag wurde seine Klage vor dem Schöffengericht zu Halle verhandelt. Sein Verteidiger meinte. man müsse es den Sozialdemokraten, die den Reichsverband immer wieder verletzten,ein bischen teuer machen".Die übliche Taxe" für die Ausdrücke sei jetzt 000 M.; diese Strafen hätten die Land- gerichte Halle und Dessau ausgeworfen. Das Schöffengericht meinte, jene Ausdrücke wärenäußerst unschöne Ausflüsse politischer Gehässigkeit" und verurteilte unseren Genossen zu 200 Marl Geldstrafe._ Strafkonto der Presse. Genosse B r o m m a von derArbeiterzeitung" in Dortmund wurde in der Berufungsinstanz von der Strafkammer wegen Beleidiguiig dreier Amtsblattrcdakteure zu 400 Mark Geld- strafe verurteilt. Die»Dortmunder Zeitung" hatte in einer politischen Notiz behauptet, bei den letzten preußischen Landtags- Wahlen seien die Stimmen der sozialdemokratischen Partei erheblich zurückgegangen. In einer Polemik waren die Amtsblaltredakteutc alsPreßgesindel" bezeichnet worden. Wegen Beleidigung eines Barmer Fuhrunternehmers stand am Freiwg Genosse M o l k e n b u h r von der.Elberfelder Freien Presse" und Genosse Riedel vomCourier"(Organ der Transportarbeiter) vor dem Elberfelder Schöffengericht. In einer Transportarbeiterversammlung war von Mißständen in einem Betriebe gesprochen worden, und das Ergebnis der Versammlung wurde in derFreien Presse" und imCourier" mit- geteilt. Bei der Zeugenvernehmung konnte der Wahrheitsbeweis nur teilweise erbracht werden, da die Zeugen, die in der Versammlung selber die Mißstände besprochen hatten, nachher vor Gericht ver- sagten. Riedel und Molkenbuhr wurden zu je 20 Mark Geldstrafe verurteilt. Ausnahmsweise wurde dem Genossen Riedel als Angestellten des TransportarbeiterverbandeS der Schutz des§ 193(Wahrung berechtigter Interessen) zugesprochen. Wegen angeblicher Beleidigung eines Vizeschulzen wurde vom BolkSfreund" zu Sonneberg Genosse Barth vom Ko burger Schöffengericht zu 30 Mark Geldstrafe ver- urteilt._ Hus Industrie und Kandel . Kapitalistische Praktiken. Die Deutsch -Ueberseeische Elektrizitäts-Ge» s e l l s ch a s t wurde vor 10 Jahren mit einem Aktienkapital von 10 Millionen Mark gegründet und zwar von dem führenden deutschen Elektroriesen. Absicht dabei war von vornherein, sich durch die Tochtergesellschaft Aufträge besorgen zu lassen resp. zu erteilen. Seit der Gründung ist die D.-U. E.-G. schon oft an den deutschen Geldmarkt mit Kapitalforderungen herangetreten. Jetzt nimmt sie 8 Millionen Mark für Aktien und IS Millionen Mark Obligationen