Nr. 67. 26. Jahrgang.
1. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Sobrub, 20. Mär 1909.
228. Sigung vom Freitag, den 19. März, nachmittags 2 Uhr.
Am Bundesratstisch: v. Eine m.
Auf der Tagesordnung steht die
Fortsetzung der Beratung des Etats für die Verwaltung des Reichsheeres.
Abg. Graf v. Carmer- Bieferwis( t.): Ich bestreite, daß adlige Offiziere im Heere bevorzugt werden.( Lachen links.) Wer das nicht zugibt, fennt die Verhältnisse nicht.( Widerspruch und erneute Heiterfeit links.) Die Armee ist nicht eine Kriegsdrohung, wie die Sozialdemotraten behaupten, sondern eine Bürgschaft des Friedens.( Zustimmung rechts.) In Frankreich bewilligen die Sozialdemokraten auch alles, was fürs Heer berlangt wird. Die Soldatenmißbandlungen haben zu unserer Freude erheblich abgenommen; soweit jie vorkommen, ist der eigentlich Schuldige in der Regel die Sozialdemokratie; fie erfüllt die jungen Leute mit Abscheu vor dem Dienst, und wenn bei folch widerwilligem Soldaten der Unteroffizier nervös wird, ist das nicht zu verwundern.( Sehr richtig! rechts, Lachen bei den Sozialdemokraten.) Glüdlicherweise gelingt ihr nicht, was sie wünscht; zwischen Offizieren und Mannschaften herrscht ein durchaus tameradfchaftliches Verhältnis. In den Kriegervereinen wird ein Unterschied zwischen Katholiken und Protestanten nicht gemacht, dagegen haben die Kriegervereine nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, die Sozialdemokratie zu bekämpfen.( Bustimmung rechts.)
Abg. Noste( Soz.):
Sonnabend,
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Ich wundere mich nicht, daß gerade jett so viel von eines Offiziers herauszufinden. Nur zwei Beispiele will ich dafür Sparsamkeit die Rede ist; ist doch jetzt zum ersten Male anführen. Es werden zivei neue Stellen gefordert: ein Hauptmann bon der Regierung der Berfuch gemacht worden, die mit einem Gehalt von 3402 M., ein Major mit einem Gehalt von befizenden Klassen zu den Ausgaben mit heranzuziehen.( Lebhaftes 6552 M.; für den einen Offizier sind aber an den verschiedenen Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Den großen Worten über Stellen im Etat 7 für den anderen 8 Zulagen zu finden, wodurch die zu übende Sparsamkeit sind allerdings, wie so häufig bei den die wirklichen Gehälter 6673. resp. 9362 M. betragen! bürgerlichen Barteien, entsprechende Taten nicht gefolgt.( Sehr Weiter hat Herr Häusler mit großem Nachdruck fich gegen das wahr bei den Sozialdemokraten.) Bon radikalen, durchgreifenden jeßige System der Pensionierungen ausgesprochen, und noch schär Reformen ist überhaupt nicht die Rede. Allerdings ist der fer fast hat Herr Müller- Meiningen eine Reform des FinanzStriegsminister bei der Veröffentlichung des Etats gerühmt worden, wesens gefordert. Aber auch über diese Frage hat der Minister daß auch er Sparsamkeit übe. In Wirklichkeit ist aber geschwiegen. Dabei wird die Frage in der Tat immer brennender. nichts davon zu merken. Nur bei 7 von den 80 Kapiteln Der allgemeine Pensionsfonds ist auf 1044 Millionen gestiegen des Etats ist eine Steigerung der Ausgaben nicht eingetreten. gegen das Vorjahr eine Steigerung um fast 4% Millionen. Von dieser Nur die einmaligen Ausgaben find geringer geworden, aber was in Summe entfällt auf die Militärpensionen der riesige Anteil von diesem Jahre weniger ausgegeben wird, wird gründlich nach 87,8 Millionen gegen das Vorjahr eine Steigerung von 3,3 geholt werden, wenn erst durch die Meichsfinanzreform wieder Millionen.( Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Der Reichstag etwas mehr Geld in die Reichskaffe gekommen ist.( Sehr wahr! bei hat jetzt bei den Benfionierungen nicht hineinzureden; sie würden den Sozialdemokraten.) in dem Umfang nicht eintreten können, wenn das Militärkabinett Herrn Schrader hat der Kriegsminister geantwortet, an Ersparnis dem Kriegsminister unterstellt würde.( Sehr richtig! bei den Sodurch Abrüftung sei nicht zu denken. Wenn er aber hinzufügte, auch zialdemokraten.) Allerdings meinte er, auch dann würde er hier die Ausgaben würden nicht steigen, nachdem die neue Ausrüstung über die Personenfrage nicht Nede und Antwort stehen können, falls durchgeführt ist, so ist diese Hoffnung recht gering. Die bisherige nicht vorher die Verfassung geändert würde. Wenn aber der Steigerung der Ausgaben wurde ja mit Recht damit begründet, daß Reichstag der Meinung ist, daß es so wie bisher nicht weiter die technischen Neuerungen große Ausgaben erforderlich machen. gehen kann, daß der Reichstag hier mitsprechen muß, jo muß Und so lange das gegenwärtige System des Heerwefens aufrecht e ben die Verfassung geändert werden.( Lebhafte Zuerhalten wird, wird doch niemand glauben, daß hierin eine Alende- ftimmung bei den Sozialdemokraten.) Uebrigens wird auch bei den rung eintreten wird. Ich erinnere nur an die Luftschiffahrt. Pensionen gespart, nämlich bei den Soldaten, die im Heeres. Natürlich werden auch entsprechende Kanonen angeschafft werden dienst kaputt gehen. Als ich im vorigen Jahre darauf hinwies, müssen, um die Luftschiffer herunterzuschießen, und fo wird die daß der Offizierspensionsfonds beständig überschritten wird, bei Schraube weiter angezogen werden, so lange die Völker sich diesen diesem Fonds aber Ersparnisse gemacht werden, frat mir General Wahniig gefallen laffen.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) b. Luchowo scharf entgegen. Ich muß aber an meiner Meinung Ein Teil des Hauses bemüht sich ja auch schon, die Abstriche der festhalten. Nur ein Beispiel will ich anführen, wie hier gespart Die politische Lage ist unstreitig ernst. Herr v. Liebert hat so- Budgetfommiffion zum größten Teil illusorisch zu machen. Sie wird: Am 5. Oktober 1906 trat ein Mann gefund beim Train ein. gar von einer unmittelbaren Kriegsgefahr gesprochen. So pessimistisch betragen im ganzen 10 Millionen. Was aber bedeuten 10 Millionen Er wurde in den ersten Monaten gemißhandelt und von einem sehe ich die Dinge allerdings nicht an. Aber zu Zeiten politischer bei einem Etat von 800 Millionen, wozu noch 100 Millonen für Sergeanten auch mehrfach bedroht. Der Sergeant ist verurteilt Spannung, politischer Gewitterschwüle, wie sie jetzt herrscht, tann Benfionen fommen! worden, der Soldat aber wurde schwermütig, fam ins Lazarett und man nicht wissen, ob nicht ein Wetter losbricht. In folcher Stunde Jedem wirtlichen Verfuch zu sparen, ist der Kriegsminister mußte dann an die Landesheilanstalt überwiesen werden. Von sollte man bei Erörterungen von Partrigegensätzen nachdenklicher mit Nachdruck in der Kommission entgegengetreten. Es soll dabei dort wurde er am 6. September 1907 als offenkundig geisteskrant fein. Ich habe nicht erwartet, daß wir jetzt eine Sozialisten bleiben, daß für 12 Adjudanten des Kaisers 118 164 m. jährlich wieder dem Lazarett überwiesen. In diesem Zustand legte man debatte bekommen würden und habe mich gewundert, daß ausgegeben werden, ohne daß auch nur der Versuch gemacht ist, bem Manne ein Schriftstück vor und ließ es ihn unterschreiben, der Kriegsminister jetzt geglaubt hat, daß es an der nachzuweisen, daß diese 12 Herren auch wirklich zu tun haben. worin er erklärte, daß er schon vor seinem Eintritt ins Heer Beit sei, die stärkste Bartei im Lande, die Sozial-( Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Ebenso werden für geiftesgestört gewesen sei!( Lebhaftes Hört! hört! bei den Sozialdemokratie, in so unerhörter Weise zu reizen und zu verunglimpfen, 65 Adjutanten der Fürsten und Prinzen über 300 000 m. Demokraten.) Dann wurde er entlassen, und bekommt keine Pension wie er es gestern getan.( Lebhaftes Sehr richtig! bei den Sozial- ausgegeben, denn es soll unmöglich sein, etwas daran noch irgend eine Unterstüßung. Derartiger Fälle gibt es viele, demokraten.) Kämpfen sind wir noch nie aus dem Wege gegangen. au streichen, weil die Fürsten ein verbrieftes Recht darauf welche zeigen, wie recht ich mit der Behauptung hatte, daß bei der Wir sind in 40 Jahren in Sturm und Drang groß geworden, und haben. Da ist doch die Frage am Blaze, ob nicht in Versorgung der invaliden Mannschaften recht zurückhaltend berwenn der große General v. Einem glaubt, jezt gegen uns auftreten einer Zeit, in der den armen Vollsmassen zugemutet wird, ohne fahren wird. Welchen Eindruck muß das im Lande machen, wenn zu sollen, so werden wir gewiß nicht beiseite treten.( Lebhafte Bu- Murren wieder Hunderte von Millionen neuer Steuern auf sich zu man sieht, wie bei invaliden Soldaten geknaufert wird, während timmung bei den Sozialdemokraten.) Als großer Stratege hat er nehmen, auch den Fürsten zugemutet werden kann, auf loftspielige zahlreiche gefunde Offiziere ihre Pension aufgedrängt be sich gestern allerdings nicht gezeigt. Wir haben es ja schon oft Benefizien zu verzichten, die keineswegs notwendig find.( Lebhafte fommen.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Wollte man dem erlebt, daß ein Minister, der in Berlegenheit ist, glaubt, Bustimmung bei den Sozialdemokraten.) Nur den schlimmsten Aus- Kriegsminister glauben, so ist alles so ziemlich tadellos. Deshalb sich damit helfen zu können, daß er den roten Lappen wüchsen ist entgegengetreten, wenn beschlossen wurde, daß eine Reihe hat er es auch nicht für nötig befunden, außer neuen Uniformen schwingt, daß er die sozialistische Gefahr an die Wand malt. Und von Generalen in Berlin nicht mehr ganz so teuer wohnen sollen und neuen Kanonen irgend welche Reformen vorzunehmen. noch immer haben wir dabei erlebt, daß ein Teil der bürgerlichen wie bisher. ( v. Einem: Das neue Pensionsgesetz!) Aber abgesehen von diesem Abgeordneten darauf hineinfällt.( Sehr wahr bei den Sozial30 600 2., 34 000, 26 300. für Wohnungsmieten usw. Pensionsgesetz ist alles beim alten geblieben; alle Mißstände bedemokraten.) Der Kriegsminister ist in den paar Tagen hier von war der Kommission doch etwas zu bunt. In Zukunft sollen die Ge ist geradezu eine Schande, daß erst nachdem in der Presse stehen unverändert weiter.( Sehr richtig! bei den Sozialdmokraten.) einer ganzen Reihe von Rednern arg in die Enge getrieben worden. Herren„ nur" noch 15 300 M. für die Wohnung bekommen. Nach der Allerdings find ihm auch Hilfstruppen erstanden: der Vorredner, gerühmten altpreußischen Sparsamkeit reicht allerdings auch das nicht 16. Armeekorps verboten hat, daß Soldaten in Zukunft noch anLärm geschlagen wurde, der kommandierende General des Graf Oriola, Herr von Byren, Liebermann von Sonnenberg und aus. Uebrigens ist diese Sparsamkeit noch nie geübt worden, so- gehalten werden sollen, den Mist mit den Händen aufzuheben. Ist der General des Reichsverbandes.( Heiterkeit bei den Sozialdemo- weit es sich um die Bezahlung hoher Herren handelte. Der Bau übrigens ein entsprechender Befehl auch bei anderen Armees traten.) Aber herausgerissen haben die ihn nicht. Weder die Kriegs- einer solchen Wohnung fostet im Durchschnitt eine halbe Million forps erteilt? Denn solche Schweinereien kommen bei manchen anekdoten des Generals von Liebert noch die Erzählungen des und verlangt etwa 20 000. an Binsen, so daß für die Woh- Regimentern vor.( Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Dafür Herrn von Bhern konnten Eindruck machen, der darüber flagt, daß in den Kasinos jetzt nicht mehr so viel Alkohol vertilgt wird nung der Herren Generale, die ein Gehalt von 30 000 202. befom hat aber der Kommandant von Spandau , Herr v. Salisch, im Septvie früher!( Heiterkeit bei den Sozialdemokraten.) Die Mehrheit men, noch 35-36 000 M. extra gezahlt werden!( Hört! hört! bei tember 1908, folgenden Erlaß verfügt: des deutschen Volkes hat der Kriegsminister gegen sich sehen müssen. den Sozialdemokraten.) Eine wirkliche Ersparnis ist nur der AbDenn die Mehrheit des deutschen Volkes hat sich bei den Wahlen strich des Löhnungszuschusses im Betrage bon 230 000 m. für 2700 nicht zu den Mehrheitsparteien hier, sondern für die Gegner des ann, welche freiwillig ein drittes Jahr dienen wollen. Blocs erklärt.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Aber Abstrich ist zu begrüßen, weil damit restlos die zweijährige Dienstnicht einmal die Regierungsparteien stehen restlos hinter dem Kriegs: daß auch wir in einzelnen Fällen in der Kommission gegen Abzeit durchgeführt werden soll. Mit Recht ist darauf verwiesen, minister. Auch der Freifinn hat es noch nicht fertig gebracht, auf striche gestimmt haben, denn mit der Art, wie in der Kommission jede ernsthafte Kritif zu verzichten. Der Kriegsminister bat in stundenlangen Reden geantwortet, Sparsamkeit geübt werden sollte, ist gar nichts anzufangen. Dort Der Striegsminister hat in stundenlangen Reden geantwortet, aber auf alle ernsthaften Kritiken hat er bisher eine Antwort nicht ist wahllos gestrichen worden, und die Folge werden Etatsüberaber auf alle ernsthaften Kritiken hat er bisher eine Antwort nicht gefunden.( Lebhafte Bustimmung bei den Sozialdemokraten.) Seit schreitungen sein, womit dem Steuerzahler natürlich nicht gedient Monaten ist in den Beitungen aller Parteien die Rede davon, daß ist.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.)
es so wie bisher mit den Ausgaben für das Heertesen nicht weiter gehen könne. Zwar haben alle bürgerlichen Parteien den Militarisnus und Marinismus groß gepäppelt, aber bei manchen taucht jezt och ein Grauen auf vor dem, was sie großgepäppelt haben.
Kleines feuilleton.
Auf die Klage des Abg. Häusler über
die Unübersichtlichkeit des Etats
Dieser
" Ich habe die Unteroffiziere und Y ohne Handschuhe auf der Straße getroffen. Ich ersuche, ihnen erneut flar zu machen, daß die Rücksicht auf ihren Stand es erfordert, daß sie sich auf der Straße mit Handschuhen bewegen."
leidet die Achtung vor den Offizieren nicht darunter, daß sie sich ( Schallende Heiterkeit links und im Zentrum.) In Japan barfuß vor ihren Soldaten bewegen, der Kommandant von Spandau aber bereitet die Schlagfertigkeit der deutschen Armee vor, indem er darauf sieht, daß die Unteroffiziere im Sommer auf der Straße nicht mit unbekleideten Händen gehen.( Erneute Heiterfeit.) Mit der Unfitte des Militärboykotts
vermag die Militärbehörde noch immer nicht zu brechen. Wenn sich dann die Gastwirte erkundigen, wem sie den Boykolt, d. h. in
hat der Kriegsminister nicht geantwortet. Ja der Tat aber ist es ein wahres Kunststück, aus dem Etat das wirkliche Einkommen " National Review" erwähnt in einem interesanten Artikel, daß in anzutreten. In der Angst, daß seine Frau num alles erfahren wird, Tostana oft echte etruskische Basen zu fabelhaften Preisen verkauft fucht der Uebeltäter bei dem bewußten Freunde Troft. Irgend eine werden, weil sie mit wunderbar erhaltenen emaillierten Malereien Revanche, die dem Sünder eine wohlverdiente Lehre geben soll, bedeckt sind. Die Vasen sind zwar echt, aber die Malereien scheint sich mit dieser Wendung anzufpinnen. Doch es fommt nichts find das Werk irgend eines gefchickten Kunsthandwerkers. zum Austrag. Die magere Schlußpointe läuft darauf hinaus, daß Höchst amüsant ist die Geschichte von dem Potal, der vor einiger die Gattin auf das Geständnis des Mannes mit der Erklärung Beit im südlichen Frankreich während der Ausgrabungen eines reagiert, der Traum sei Wahrheit, sie habe ihm mit gleicher Münze römischen Lagers entdeckt" worden ist. Auf dem Pokal befand sich beimgezahlt, und daß der vertrauensselige Gemahl auf den Nat des eine geheimnisvolle Inschrift, die unter den Archäologen lange und Freundes fich vornimmt, ihr zu Gefallen so zu tun, als„ glaube er lebhafte Diskussionen hervorrief. Die Jufchrift lautete:" M. J. D. D.", den Unsinn". Brilliant war Meinhard in der komischen Episodenund die Archäologen erklärten diese vier Buchstaben für eine An- rolle des Profeffors, sehr hübsch auch Albert Heine und Julie rufung Jupiters, der höchsten Gottheit:" Magno Jovi Deorum Deo", Serba in den beiden Hauptfiguren. waren nach ihrer Ueberzeugung die bier Buchstaben zu deuten. Nach langer Beit erst wurde die Inschrift richtig entziffert; fie bedeutete nämlich:" Moutarde Jauna De Dijon", b. h.; Gelber
Theater.
Notizen.
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dt.
Kunstdronit. Die Marées Ausstellung in bet Sezeffion hat einen Zuwachs durch eine große Anzahl von Zeichnungen aus allen Perioden des Stünstlers erhalten. Auch ist vor furzem noch ein großes Bild entdeckt worden, das ebenfalls der Ausstellung einverleibt wird.
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Die Kunst, Altertümer zu fabrizieren. Wenn es möglich wäre, den wahren Ursprung des größten Teils der antiken Gegenstände, die die Antiquare als Brunfitüde in ihre Schaufenster stellen, an der Quelle zu studieren", würde man sein blaues Wunder erleben. Es gibt, wie jedermann weiß, in Europa und in Amerika zahlreiche Altertümerfabriken, und man muß gestehen, daß die Antiquitätenfälscher in der Erfindung neuer Fälschungsmittel oft geradezu genial sind. Die Stempelschneider und die Männer, die fich mit der Fabrifation antifer Münzen beschäftigen, sind überaus geschickt und Legen bei ihrer Arbeit einen hervorragenden Künstlerischen Geschmack an den Tag. Berühmt wurde der Deutsche Becker, der die Schönheit der numismatischen Kunst der Griechen und Römer in Mostrich von Dijon 1" geradezu bollendeter Weise nachzuahmen verstand. Um feinen Schöpfungen den Alterssiegel aufzuprägen, legte er fie in eine Schachtel, die mit Eisenspänen gefüllt war, befestigte die Berliner Theater: Nur ein Traum", Luftfpiel von Schachtel an einer Feber feines Wagens und trieb die 2othar Schmidt. Das Stüdchen war in der flotten DarPferde des Wagens zu einem wilden Galopplauf fiber stellung, die es fand, ganz unterhaltsam drollig. Freilich am Ende-Die Schwestern 23iefenthal, für die die Schönes steinige Straßen und Wege an. Die heftigen Erschütterungen zeigte fich, daß dem Kinde doch eine Hauptsache, der Kopf fehlt. Berger Bolizei eine so nette Reflame gemacht hatte, zeigten am bewirkten, daß die Eisenspäne die Münzen polierten, so daß die Der Schlußtrumpf wurde nicht ausgespielt, der Faben von dem Donnerstag im Mozartsaale ihre angeblich bedenklichen, in Prägung schließlich genau so aussah wie die der antifen griechischen Autor plöglich abgeschnitten. Hätte der Theaterzettel nicht drei Wirklichkeit aber höchst dezenten Tanzkünste. Drei schlanke, junge und römischen Münzen. Weit zahlreicher aber als die gefälschten Afte angekündigt, alles wäre nach dem letzten Fallen des Vor- Mädchen tanzen zu sehen, wird jederzeit ein hübscher Anblick Münzen sind die gefälschten Schmuckgegenstände aus dem Mittel- hanges ruhig figen geblieben, in der Erwartung, nach dem sein. Und so fonnte man sich an Lanner Schuberischen und alter" und aus der Zeit der Renaissance". Man fann rubig be- Sommenden. Straußschen Walzern erfreuen, bie in anmutige Tanzbilder und haupten, daß, mit Ausnahme der in Museen befindlichen, fast die Wie die Zenfur barauf hatte verfallen fönnen, der. frohbewegte Körperlichkeit übersetzt wurden. Aber Tanzdichtungen" meisten anderen Schmudgegenstände dieser Art gefälscht sind. Es Aufführung Schwierigkeiten zu bereiten, blieb ein Mätsel, ist doch ein etwas übertriebener Wusdruck dafür. Als die Schwestern ist nichts leichter, als eine Ramee alt zu machen. Man Bei allem Spielerischen in der Behandlimg ehelicher Entgleisungen aber diese Ankündigung zur Tat zu machen versuchten und läßt die Kamee, sobald fie fertig ist, bon einem Trui was ja übrigens zum hergebrachten Rechte der Komödie gehört, Kompositionen von Strecker, z. B. den Wind und die Bäume, durch Hahn verschlucken. Der chemische Prozeß der Verdauung tut hält sich das Lustspiel doch von der ausgeflügelten fatalen Frivolität charatterifierende Bewegungen ausdrücken wollten, da zeigte sich die das übrige, und die Stamee ist, wenn sie zu dem Künstler zurück- so vieler unbeanstandet passierender Pariser Residenztheater- Schwänke Begrenztheit der Tanzkunst und ihre eigene nur zu deutlich. Zudem fehrt, mit einem wunderhübschen bernsteinartigen Gelb bedeckt. In fern. Statt in dem traditionellen Botpourri allerhand gewaltsam war auch das Arrangement nicht so geichmackvoll, wie im borigen Paris gibt es eine ganze Schule von Nachahmern der berühmtesten herbeigezogener Verirrungen, bewegt sich die Handlung in einer Jahre auf der intimeren Bühne der Kammerspiele. Da auch ein Geigen von Cremona . Die fettesten Gewinne aber wirft den teihenfolge einfacher, dem Menschenmöglichen verhältnismäßig nahe paar Singspiele ausfallen mußten, war der Abend im ganzen etwas Pseudo- Antiquaren der Handel mit alten Möbeln ab. Es ist ganz bleibender Situationen, die von Schlaglichtern einer ironisch ge- mager. leicht, eine fleine Sänfte oder ein Bett im gotischen Stil oder im färbten Laune und mancher treffenden Beobachtung belebt find. Deutsche Kunst in Paris . Für den nächsten Pariser Stil der Renaissance zu fabrizieren. Ganz gewöhnliches Holz ver- Namentlich der Mittelalt war reich an fleinen amüsanten Zügen. Herbstfalon wird eine Stollektivausstellung von Werken ans wandelt sich unter der Hand der Fälscher in Nusbaumholz, wenn man Höchst komisch wirkte das undurchdringliche Vertrauen, das der von Marées borbereitet, der dem französischen Publikun noch es mit dem Nußsaft färbt, und die Schmutstreifen des 20. Jahr- fchuldbewußte Gatte den Beichtverfuchen feiner gleichfalls ein wenig vom ganz unbekannt ist. Auch ist eine Ausstellung der bayerischen hunderts sehen nicht anders aus als die des 14. oder des 16. Jahr- rechten Wege abgewichenen jungen Frau entgegenfeßt, als fte ihm ihr beforativen unft geplant. hunderts. Die langfame Tätigkeit des Holzwurms wird auch nach Abenteuer im Bilde eines Traumes schildert. Er fühlt den Hinter Die Dichterspende, die zu spät tam. Aus gemacht: Man schießt gegen das frische Holz mit einer Bistole, die grund der Wahrheit so wenig heraus, daß er den Freund, vor dessen Glasgom wird der Frank. 8tg." berichtet: In Armut und mit fleinen Stugeln geladen ist. Die Kleinen Kugeln bleiben natür- Nebenbuhlerschaft fie ihn hatte warnen wollen, nur noch intimer an Elend starb diefer Tage der betannte schottische Dichter Richard lich in den vermeinten Wurmfraßlöchern steden, aber wer wird fich zieht. Den Höhepunkt erreichte die Stimmung des Publikums Owen, dessen Gedichte und Lieder sich großer Beliebtheit erfreuen. wohl ein antites Möbel in Stücke zerlegen, um nach Kugeln beim Erscheinen eines philosophischen Gymnasialprofeffors, der Der englische Premierminister, der von der Not des Dichters gehört zu suchen?
Im übrigen findet man ja auch altes Holz, heiteren, ja dankbaren Gemüts sich dem Schuldigen als der von ihm hatte, überwies ihm ein Gefchent bon 100 Pfund. Es war aber das wirklich vom Wurm zerfressen ist. Was soll man nun erst betrogene Ehemann vorstellt. Er hält einen längeren Vortrag über schon zu spät: Im Armenhause zu Festiniog war Richard Owen am von den antiken Basen und Henkelfrügen fagen? Bon hundert, die Notwendigkeit aller menschlichen Handlungen und bittet nur Morgen des Tages, an dem ihm das Geschent überreicht werden die verlauft werden, sind mindestens neunzig gefälscht. Die immer wieder, doch pünktlichst als Beuge bei bem Scheidungsprozeß follte, gestorben.