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schlveine in der Versammlung herumgehen, naturlich nicht In natura, sondern in photographischen Aufnahmen. Stadtverordneter V e l tz erklärt die Beschwerden der Sozial- dcmokratcn für unberechtigt und wirft ihnen vor, daß sie Reden zum Fenster hinaus hielten und die Versammlung herabsetzten. Er niusjte eine Rüge des Vorstehers einstecken, da P a g e l s nichts behauptet hatte, was die Versammlung herabsetzen konnte. Stadtverordneter Pagets fertigt zunächst den Sozialisten- toter B e I ß gründlich ab und wies darauf hin, dost von anderen Seiten diese Beschwerden ebenfalls und zwar im Etats-Ausschutz vorgebracht worden seien. Stadtverordneter R o s e n o w ist ent- rüstet, daß dem Lehrer die Nebenbeschäftigung genommen werden solle. Nicht einmal der Staat gehe in der Beschränkung der Jndi- vidualität so iveit wie die Sozialdemokraten; er gestatte ihnen die Nebenbeschäftigung. Auch unter den Lehrern gebe esKraft- naturen", die über ihre eigentliche Aufgabe hinaus noch Zeit fän- den und in der Lage seien für ihre Familie zu sorgen. Er selbst sei bei einem Lehrer in die Schule gegangen, der 120 Kinder unterrichtete und außerdem noch als Post- und Stan- desbeamter fungierte. sLebhafte Zwischenrufe.) Stadtverordneter Hoppe(Soz.) nagelt diese Ausführungen fest. Der Staat werde dem Vorredner außerordentlich dankbar sein für den Fingerzeig, den er, ihm gegeben.(Sehr richtig bei den Sozialdemokraten.) Ein Beispiel sei eine Ausnahine aber nicht die Regel. Der Lehrer müsse s o besoldet werden, daß er keine Nebenarbeit brauche. Es sei ja bekannt wie es in den Schulen auf dem Lande aussehe. Stadtverordneter W u tz k h(Soz.) erklärt, daß es ihm un- verständlich sei, wie ein Lehrer im Nebenamte noch eine solche Arbeitsleistung übernehmen könne, ohne daß darunter die Schule leide. Für seine individuelle Betätigung bleibe ihm dann über- Haupt keine Zeit. Grundfalsch sei es von einer Beschränkung der Individualität zu sprechen. Die Lehrer mögen außerhalb ihrer Dienstzeit machen was sie wollen. Es sei merkwürdig, daß gerade die Herren, die sonst immer nachzuweisen suchen, daß die Be- amten und Lehrer von ihren Berufspflichten aufs äußerste in Anspruch genommen seien, solche umfangreichen Nebenarbeiten noch für möglich und wünschenswert hielten. Eines müsse doch darunter leiden, entweder das Nebenamt oder die Schule und die persönliche Freiheit des Lehrers. Stadtverordneter Ritter   meint, daß es der Stadt nichts anginge was die Schule in Waßmannsdorf leiste, sie gehöre nicht zu ihrem Jnspektionsbezirk. Stadtverordneter W u tz k y erwidert, daß es sich um die Kinder der dortigen Arbeiter handle und mit diesem formellen Einwand die Sache nicht beschönigt werden könne. Jedenfalls habe die Stadt die Verantwortung für die dortigen Zustände und auch darin, daß dem Manne die Sache nicht über den Kopf wachse. Stadtverord- neten-Vorsteher Sander verwendet denselben Text gegen die So- zialdcmokraten wie der Stadtverordnete R o s e n o w. Er meint, manchen Leuten mache das Arbeiten eben Vergnügen und gibt seiner Ueberzeugung Ausdruck, daß die Schule in Waßmannsdorf unter der Nebenbeschäftigung des Lehrers nicht leide. Stadtver- ordneter W u tz k y möchte nicht den Verdacht aufkommen lassen, als wolle man dem Lehrer in Waßmannsdorf etwas entziehen. Speziell bei der Forderung höherer Gehälter für Lehrer werde stets von der anderen Seite erklärt, daß sie voll von ihrem Amte in Anspruch genommen seien; dies sei auch durchaus anzuer- kennen. Aus dieser Beweisführung jener Herren selbst ergebe sich die Richtigkeit der von sozialdemokratischer Seite geübten Kritik. Damit hatte die Schuldebatte ihr Ende erreicht. Der Antrag Seltmann auf Zuchtviehhaltung wurde dem Wirtschafts-Aus- schuß überwiesen. Hierauf fanden eine Reihe Etats-Titel ohne besondere Monitas Annahme. Beim Etat des NieselguteS Boddinsfelde wünscht Stadt­verordneter Oft ermann eine größere Selbständigkeit des dor- tigcn Inspektors. Vom Magistratstischc sagte man möglichste Be- rücksichtigung zu. Beim Titel Kanalisationsverwaltung rügt Stadtverordneter O st e r m a n n die seinerzeitige Herabsetzung der Gebühren auf 2% Proz. Dieser Satz müsse im nächsten Jahre wieder erhöht werden. Dagegen protestieren die Stadtver- ordneten Rahmig und Hildenbrandt aus gesetzlichen Gründen und verlangen die Heranziehung derAllgemeinheit". Beim Titel Grund st ückserwerbsfonds kritifiert Stadtverordneter Pagel.s, daß der Rechnungsausschuß statt 3COO M. jetzt 6000 M. für die Unterbringung der Omnibuspferde in Anrechnung gebracht habe. Es sehe so aus, als wolle man damit die Unmöglichkeit des Omnibusbetriebes nachweisen. Er beantrage, es bei dem früheren Satze zu belassen. An der Diskussion über diesen Punkt beteiligte sich astch der Oberbürgermeister Kaiser  , der eine Vorlage über den Omnibus- betrieb in Aussicht stellte. Die Linie Hermannplatz Ringbahnhof sei sinanziell befriedigend, bei der Linie Hermannplatz Treptow sei dies weniger der Fall. Der Antrag des Rechnungsausschusses wird gegen die Stimmen der Sozialdemokraten angenommen. Zur Geschäftsordnung stellte Stadtverordneter Groger den Antrag auf Vertagung der Sitzung. Er begründete ihn mit dem Hinweis auf die Feier des 18. März, an der vielleicht auch einige Serrcn aus den bürgerlichen Reihen teilnehmen möchten.(Große eitcrkeit.) Dem Antrage selbst wurde zugestimmt� ob auch der Begrün- düng, entzieht sich unserer Kenntnis, da mit der Freude über den Schluß auch die Unruhe des Hauses wuchs und die diesbezüglichen Ausführungen auf dem luftigen tzöhenort der Presse unverständlich blieben. Am Montag findet der elfte(vorletzte) Vortragsabend des Genossen Heinrich Schulz statt. Er wird die deutsche   Geschichte vom Tode Lassalles bis zum So. ziali st engesetz, also besonders die Kämpfe in den Anfängen der deutschen   Sozialdemokratie und die Kriegsjahre 1864, 66 und 70 behandeln. Um zahlreiches Erscheinen der Kursusteilnehmer bittet Der Bildungsausschuß. Wilmersdorf  . Ueber Darwinismus und Sozialismus referierte in der letzten Mitgliederversammlung deS Wahlvereins Genosse Dittmer. An diese» Vortrag schloß sich eine rege Diskusston. Zum zweiten Punkt der Tagesordnung. Ersatzwahl des Vorstandes, wurde als zweiter Vorsitzender Genosse Stargaro und als Beisitzerin und Vertreterin der Frauen Genossin Markewitz gewählt. Als Delegierte zur Ver- bandsgeneralversammlung Groß-Berlin wurden die drei Abteilungs- führer gewählt. Unter Vereinöangelegenheiten teilte der Vorsitzende mit, daß die abschlägige Antwort des Magistrats auf den Einspruch des Wahlvereins gegen die Gültigkeit der letzten Stadtverordneten  - wähl eingetroffen lei; beschlossen wurde, den Weg des Verwaltungö- streitverfahrenS nicht zu betreten. Genosse Henkel regte alsdann noch eineVorwärts"agitatlon an, wobei überzählige Exemplare desselben berteilt werden sollen. Zum Schluß gab der Vorfitzende bekannt, daß Sonntag, den 21. März, in den Johann-Georg-Sälen in Halen- see ein Vorwagsaband mit anschließendem gemütlichem Beisammen- sein und Tanz stattfindet. Rummelsburg  . Ueberdie Bedeutung der Konsumgenossenschaften" sprach an Stelle des verhinderten Genossen G ö h r e Genosse Giebel in einer öffentlichen Versammlung bei Weigel. In leichtverständ- licher Weise entledigte der Referent sich seiner Aufgabe. In der Diskussion bemerkte Genosse B e r g e r, daß die hiesigen Rabatt- vcreinler am Werk seien, durch Aenderung des Rabattwescns die Konsumenten zu sich heranzuziehen, forderte besonders die Frauen aus, nicht ihr Geld dem politischen Gegner ins Haus zu tragen. Bei der fortgesetzten Agitation dürfte auch hier bald die Errichtung einer Verkaufsstelle des Konsumvereins erfolgen. Ariedrichsfelde. Beim Rangiere» getötet wurde gestern fnachmittag der Bahn- arbeiter August KobiSke aus der Berliner Straß« 16. Der'Unglückliche geriet auf dem Bahnhof Zentralviehhof beim Zusammenstellen von Guterwagen wahrscheinlich zwischen die Puffer und wurde so schwer gequetscht, daß er besinnungslos liegen blieb. Ein Bahnarzt machte noch Wiederbelebungsversuche, mußte aber bald den Tod feststellen. Reinickendorf  . Ei» schwerer Nabfahrerunfall ereignete sich vorgestern nach- mittag in der Nesidenzstraße. Eine Gruppe von Radfahrern suhr in größter Schnelligkeit den Straßenzug entlang und sauste an den Straßenl-ahnhaltestellen vorüber. Hierbei streifte der Tischler Pohlat einen Mann, der im Begriff war einen Straßenbahnwagen zu besteigen. P. stürzte und flog in weitem Bogen auf den Fahr- dämm. Die nachfolgenden Radler vermochten nicht mehr auszu- weichen und kamen auch zu Fall, glücklicherweise ohne Verletzungen zu erleiden. P. dagegen hatte einen Bruch des Schlüsselbeins, er- hebliche Kopfwunden und anscheinend auch innere Verletzungen davongetragen. Er wurde nach dem Lazarus-Krankenhause über- geführt. Tegel  . Aus der Gemeittbevertreterssijunz. Der Bürgermeister teilte mit, daß bei der Arbeitslosenzählung 60 Arbeitslose gezählt worden seien. Die durch unsere Organisationen vorgenommene Zählung hatte allerdings ein anderes Ergebnis. Es wurden 318 Arbeits- lose und 182 teilweise Beschäftigte gezählt. Des weiteren gab der Bürgermeister belannt, daß Herr Fournier ohne Erlaubnis Eis aus dem Hafen entnommen habe; nach den Bereckmungen des Hafenmeisters betrug die entnommene Menge 3368 Kubikmeter, gleich 68 000 Zentner. Der Gemeindevorstand empsahl der Ver- tretung, 100 M. dafür zu fordern. Einigen der bürgerlichen Ver- treter war selbst diese lächerlich geringe Summe noch zu hoch, nur unter Berücksichtigung des unerlaubten Vorgehens des Herrn Fournier wurde dem Vorschlag des Gcmcindevorstandes zuge- stimmt. Ein Antrag der Nachbargemeinde Wittenau auf Aende- rung der Gemarkungsgrcnze wurde abgelehnt. Zu PunktErsatz- wähl für den Malermeister Rodeike" erklärte der Bürgermeister, daß er die Notwendigkeit derselben nicht einsehe. Sämtliche Red- ner traten diesen Ausführungen entgegen. Die Ausschreibung der Wohl wurde mit allen gegen die Stimme des Bürgermeisters ange- nommen. Darauf wurde der Gefängnisinspektor Rautenberger als Armenpfleger gewählt. Gegen die Richtigkeit der Wähler- liste lagen 5 Einsprüche vor. 2 davon wurden als berechtigt an- erkannt, 2 wurden abgelehnt und im Falle W. Tietz wurden weitere Erhebungen beschlossen. Unsere Genossen hatten Gültigkeit sämt- licher Einsprüche beantragt. Zur Vergrößerung des Klärweris und Errichtung einer elektrischen Anlage soll eine Anleihe von 190 000 M. bei der Preußischen Pfandbriefbank aufgenommen werden. Der Abänderung des Tilgungssatzes einer Anleihe von 11 000 M. von 1)4 auf 3"Proz. wurde zugestimmt. Die Anlegung eines Spielplatzes wurde der finanziellen Lage wegen vertagt; der Platz soll jedoch Vereinen nach eingeholter Erlaubnis in dem jetzigen Zustand zur Verfügung stehen. Ein Kaufangebot für das Grundstück Hauptstr. 16, Ratsswben, lag vom Pächter desselben bor. Herr Lindcmann hatte angetragen, entweder den Saal zu vergrößern oder ihm dos Grundstück zum Preise von 80 000 M. zu verkaufen. Beides wurde abgelehnt. Es wurde die Vergröße- rung des Müllplatzes beschlossen. Dem Vertrage auf Uebernahäie der Bernauer Straße   durch die Gemeinde wurde zugestimmt. Für Abgabe elektrischer Kraft wurden folgend« Sätze festgelegt. Für elektrische Kraft pro Kilowatt 20 Pf., für Licht 30 Pf. Zum Ver- trage mit dem Kreis Nieder-Barnim über Llbgabe von elektrischer Kraft glaubt Herr von Borsig im Interesse der Gemeinde, nicht etwa im Interesse des Gaswerks wie er ausführte auf den mit dem Ewswerk abgeschlossenen Vertrag hinweisen zu müssen. Der Vertrag verbietet der Gemeinde die Abgabe von Licht. Da beim Betrieb der Kräne des Kreises auch einige Lampen betrieben werden sollen, so war die Konkurrenz für das Gaswerk außer- ordentlich groß und das Eintreten des Herrn von Borsig für das- selbe von seinem Standpunkte berechtigt. Der Vertrag wurde mit einigen Aenderungen angenommen. Zur Beschaffung eines Rau- mes zur Fleischbeschau soll die jetzige Krankenstube umgebaut und für diese eine neue eingerichtet werden. Als letzter Punkt gelangte die Neufestsetzung der Begräbnisgebühren zur Verhandlung. Es wurden gegen die Stimmen unserer Genossen folgende Sätze be- schlössen: Für große Grabstellen 10 M., bisher 6 M., für mittlere 6 M., bisher 3 M., für kleine Grabstellen bleibt die Gebühr von 3 M. bestehen. Die Gebühren für Grüfte wurden je um 1 M. erhöht. Für Auswärtige soll der doppelte Preis erhoben werden. Die Gebühren für Wahlstellen wurden von 40 M. auf 50 M. und für Dauerstellen von 100 M. auf 120 M. erhöht. Eichwalde  . Den ersten Sozialdemokraten gelang cS heute in die hiesige Gemeindevertretung zu wählen. Genosse A l l r i tz bereinigte aus sich 91 Stimmen, der Kandidat der Bürgerlichen, Kaufmann Riehn, brachte es nur auf 85 Stimmen. Die Gegner arbeiteten mit allen Mitteln. Die Bahn- und Postbeamten mußten zur Wahl antreten und der Pfarrer sammelte Papierstimmen. Potsdam  . Ein Betriebsunfall ereignete sich in der Eisenbahnhauptwerkstatt. Dort fiel dem beim Verladen von Eisen beschäftigten Arbeiter Jeziorsky die Wand eines Güterwagens auf den Kopf. I. erlitt eine Gehirnerschütterung und wurde nach dem Krankenhouse übergeführt. Die Zahl der Unfälle hat in der Werlstatt in den letzten Jahren in erschreckender Weise zugenommen. Feuer in der Maschinengewehraiteilung. In den Kasernements der 1. Gardemaschinengewehrabteilung am Bornstedter Feld, wo be- reits am 27. Dezember v. I. ein Brand im Kriegsfahrzeugschuppen ausgebrochen war, kam in der letzten Nacht loieder ein Feuer zum Ausbruch. Der neben den Wellblechkasernen liegende Schuppen, in dem die Maschinengewehre untergebracht sind, stand gegen Mitter- nacht wieder in Flammen. Das Feuer zerstörte die Holzvorräte, die zur Wiederherstellung deS beim früheren Brande veniichteten Ge- bäudes aufgespeichert lagen. Die Potsdamer Feuerwehr erschien rasch an der Brandstätte und bekämpfte mit zwei Schlauchleitungen das entfesselte Element. Man vermutet diesmal eine Brandstiftung. Spandau  . Stadtverordnetenversammlung. Zwei Nummern sind eS vor­nehmlich, welche die Vorwärtsleser aus dieser Sitzung interessieren. Der erste betrifft den Antrag des Stadtverordneten Genossen Pieck und Genossen:Den Magistrat zu ersuchen, über die Ein- führung der Wertzuwachsstcuer mit der Stadtverordnetenversamm- lung in gemischter Kommission zu beraten." Man glaubte anfangs. dieser Antrag würde ohne weitere Debatte angenommen werden, weil er doch die Versammlung zu gar nichts verpflichtete, ober es kam anders. Genosse Pieck als Referent wies darauf hin, daß dieser Antrag keine Parteisach« sei. Bedeutende Autoritäten hätten sich für diese Steuer ausgesprochen. Auch die hiesigen Stadtverord- ncten seien verpflichtet, sich mit dieser Steuer zu beschäftigen, lvenn man die großen Ausgaben, welche der Stadt bevorstehen, be- rücksichtigt und wenn man ferner in Betracht ziehe, daß man schon den letzten Etat mit Mühe und Not bei einem Zuschlag von 150 Prozent zur Einkommensteuer zum balanzieren gebrocht habe. Man habe deshalb schon die Zuschläge zur Grundsteuer und mit schwerem Herzen auch die der Gewerbesteuer erhöhen müssen. Lehne man die Wertzuwachssteuer ab, dann werde man wohl oder übel die Zu- schlüge zur Einkommensteuer und auch die Kanalisationsgebühren erhöhen müssen. Was haben dagegen die Spekulanten für die Wertsteigerung getan? Sic haben geschlafen und nur die Riesen- gewinne eingesteckt. Lediglich die Unternehmungen und Verbesse- rungen der Stadt haben die Wertsteigerung vollzogen, da sei es doch sehr berechtigt, wenn die Spekulanten einen kleinen Teil ihres Gewinnes auch wieder der Stadt zukommen lassen. Auf diese sachlichen Ausführungen des Genossen Pieck reagierte zunächst der Stadtverordnete und Vorsitzende des Grundbesitzervercins Sie- fert. Er beantragte glatte Ablehnung des Antrages. Er stimmt ein großes Lamento darüber cm, daß man alles dem Grundbesitz aufholzen wolle. Man werde nicht nur die unbebauten, sondern auch die bebauten Grundstücke heranziehen. Dadurch werde der Grundbesitz teurer und vertcure man den Grundbesitz, dann werden auch die Mieten teurer. Der zweite, der auch in die Kerbe des Vorredners mit einhicb, war der Maurermeister Stadtv. M a- kowka, der auch in Spandau   erst ein vermögender Mann ge- worden ist. Er ist der Meinung, daß die Grundbesitzer ihre Grund- stücke, wenn sie dieselben bebauen, selber wertvoll machen. Man würde durch die Wertzuwachssteuer der EntWickelung Spandaus die Wurzel abschneiden. Der Dritte im Bunde   war der Stadt- verordnete und Zentralvorsitzende der Grundbesitzervereine Justiz- rat Dr. Baumert. Er will, daß man lieber die Aktionäre be- steuere als den Grundbesitz. Führe man die Wertzuwachssteuer ein, dann werden die Kapitalisten sich mehr dem mobilen Kapital, den Aktien zuwenden. Ueber die Besteuerung der unbebauten Grundstücke ließe sich vielleicht noch sprechen. Dieser Ansicht schließen sich auch der Stadtverordnete Schob und der Stadtver- ordnete und konservative Landtagsabgcordnete L ü d i ck e an. Genosse Pieck wäscht� dann in seinem Schlußwort diesen Ver- tretern eigener Interessen noch ganz gehörig den Kopf und schließ- lich stimmte die Versammlung, nachdem noch verschiedene Redner damuf verwiesen, daß man doch nur über die Wertzuwachssteuer in einer gemischten Kommission eine Besprechung herbeiführen wolle, mit großer Majorität dem Antrage Pieck zu. Der zweite wichtige Punkt betraf die Vorlage der Einrichtung einer Betriebs-- krankenkasse für die städtischen Arbeiter. Als der Referent dieser Vorlage, der Stadtv. Kle inert, der früher selber einmal Vor- sitzender der allgemeinen Ortskrankenkasse loar, mitteilte, daß die Kommission leider beschlossen habe, diese Krankenkasse einzuführen, und schilderte, wie die Ortskrankenkass dadurch geschädigt werde, sowie seinen Antrag, die Vorlage auf ein halbes Jahr zu vertagen. bis die Krankenkassennovelle im Reichstag erledigte sei, konnte man beinahe Hoffnung schöpfen, daß dieser Anicag angenommen werden könnte. Aber die Wut, daß einige Sozialdemokraten als Beamte der allgemeinen Ortskrankenkasse angestellt waren, war zu groß und machte die Sozialistenfresser allen vernünftigen Vorschlägen unzugänglich. Die Stadtverordneten Betricbsschreiber Simon lkons.), Dreher Kisch(Zentrum), beides Vertreter der 3. Abtei- lung, Justizrat Dr. Baumert(kons.) und endlich der Stadtrat Stritte, sie alle fielen über die allgemeine Ortskrankenkasse und deren teure Wirtschaft her. Letzterer erklärte sogar, wenn die all« gemeine Ortskrankenkasse nicht mehr bestehen könne, möge sie ihre Pforten schließen.(Dieser Herr ist noch dazu Dezernent der Orts- krankenkasse.) Alle Bemühungen des Genossen Pieck, der noch einen Zusammenstoß mit dem konservativen Stadtv. Schob hatte, sowie der Stadtverordneten D u ck s ch und Weber, die noch etwas Verständnis von den Krankenkassen bekundeten, waren vergeblich. die allgemeine Ortskrankenkasse soll nun einmal erdrosselt werden. Die Versammlung stimmte in ihrer Mehrzahl dem Antrage des Magistrats zu. Nun, die Ortskrankenkasse wird trotz alledem nicht zugrunde gehen, wenn sie anfangs vielleicht auch mit Schwierig. leiten zu kämpfen haben wird, und die Zeit wird es ja lehren, ob nicht die Krankenkasse für die städtischen Arbeiter für diese noch mal größere Nachteile bringen wird, als sie in der Ortskranken- lasse hatten. Soviel steht sicher fest, die städtischen Arbeiter werden in dieser Kasse nichts zu sagen haben. Vergessen soll nicht werden. daß auch sämtliche Gegner auerkannten, daß die Beamten der Orts« krankenkasse ihre Pflicht in vollstem Maße tun. Das ist aber ganz egal. Sobald sich ein Sozialdemokrat darunter befindet, wird danach nicht gefragt. Den Arbeitern Spandaus niuß dieser Schand- fleck aber ein neuer Ansporn sein, bei den nächsten Stadtverord- netentvahlen im vollsten Maße ihre Schuldigkeit zu tun, damit solche rückständigen Elemente, die sich auch Arbcitervertreter nennen» nicht wieder in die Versammlung hineingewählt werden. Wegen Milchpantscherei wurde am Mittwoch, den 16. d. M., vom Schöffengericht der Materialwarenhändler Wilhelm R u« thenberg aus der Fischerstraße zu 75 M. Geldstrafe verurteilt. Der Angeklagte hat die Milch mit 15 20 Proz. Wasser vermischt. Auch hier beginnt die Jugendorganisation Fuß zu fassen. Zu einer am Sonntag nach dem Lokal von Gottwald, Schömvalder Straße, einberufenen Versammlung hatten sich eine Anzahl jugend- licher Personen eingefunden. Nach einem Referat des Genossen Groger über das ThemaJugcndideale" und einer Diskussion hierüber, wurden Aalender und Ritter fiir die Jugendkommission gcwählt. Als der Vorsitzende die Versammlung geschlossen hatte, »lachte sich der überwachende Polizcikommissar Wangelin dabei, die Personalien von vier anwesenden jugendlichen Personen von unter 13 Jahren festzustellen. Der Versammlungsleiter protestierte hier- gegen, worauf sich der Kommigar auf den K 17 des Vereinsgesetzes berief. Zugleich fragte er den Genossen Senftleben, ob er den § 17 kenne. Schlagfertig erwiderte dieser, ich kann Ihnen den- selben ja vorlesen, falls Sie ihn nicht kennen sollten. Der Beamte hat also die Versammlung wohl für eine politische angesehen. Die Anmeldungen zur Ausnahme zeigten, daß die jugendlichen Personen das Auftreten des Beamten zu würdigen wußten. Jeden- falls hat das Verhalten des Beamten eine gute Propaganda sur die. Jugendorganisation in Spandau   gemacht. Vermifcbtes. Ein Grubenunglück. Wie uns telegraphtsch aus Waldenburg  (Schlesien) gemeldet wird, wurden gestern früh 3 Uhr der Steige: Rother und der Hauer Bienert durch Brandgase getötet. Zehn Mann wurden betäubt aufgefnuden, darunter befindet sich ein Auf- seher in Lebensgefahr. OrdnungSstützen. Wie uns aus Dresden   berichtet wird, wurdcr von dem Schöffengericht in Meißen   drei Ordnungsstützen, u. a. ein bürgerlicher Stadtverordneter, zu je 150 Mark Strafe oder 30 Tagen Gefängnis verurteilt, weil sie bei einem Wohltätigkeitsfeste die Kontrollkarten und die Gewinnlisten gefälscht hatten, um sich die besten Gewinne zuzuschanzen. Das Komitee wollte die Sache vertuschen; aber durch die ver- öffentlichung unseres Meißener Parteiblattes wurde das verhindert Amtlicher Marktbericht der städtischen Markthallen-Direktion über den(Arosjhnndel in den ZenNal-Marlthallem Marktlage: Fletsch: Zustlbr reichlich. Gcschäst flau, Preise unverändert. Wild  : Zusuhr knapp. ©eschäst lebhast. Preise gut. G e s l ü g e I: Zusuhr genügend, Gcschäst lebhast, Preise besriedigcnd. Fische: Zusuhr etwas reichlicher, Geschält ansänglich rege, später matt, Preise wenig verändert. Butter und Käse: Geschäst ruhig, Preise wenig verändert Gemüse, Obst und Südjrüchte: Zusuhr genügend, Geschäst ruhig, Preise wenig verändert_ WasserstandS  -Nachrichte» der LandeSanstalt für Gewässerkunde, mstgeleM vom Berliner   Wetterbureau. 1 4- bedeutet WuchS. Fall.--) Unterpegel.) Eisstand. *) Wasserstand am 18. März, 6 Uhr vormittag» 320, um 5 Uhr nach­mittags 27s ora,