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der geeignete psychologische Moment

Einschränkung der Rüstungen zur See durch internationales Ab, Bersonen Dank abstatten till, bann muß er ihn abstatten Sen, das eine sagen: Der Besuch des Kaisers in Tanger war ein wohl kommen und internationalen Verzicht auf das Beuterecht Herren Mandelstamm und Silberfarb!( Sehr gut! bei ben Sozial erwogener Schritt im Rahmen unserer damaligen politischen Aktion. fordert. Wir wollten ursprünglich Prisen recht" sagen, ziehen demokraten; Lachen rechts; Abg. Kreth ruft: Nein, Singer und Ich habe nichts von dem zurückzunehmen, was ich darüber im No­aber den Ausdruck Beuterecht als den weitergehenden vor. Das Stadthagen !) Bei den unglücklichen Verhältnissen, in die durch vember oder Dezember 1905 hier gesagt habe, nämlich, daß ic Prisenrecht ist nichts als der legalisierte Seeraub.( Sehr richtig!) eine ungefchickte Diplomatie die deutsche Regierung zu England ge- diesen Besuch anempfohlen have und ihn mit Bekanntlich hat gerade England sich bisher am meisten gegen die raten ist, liegen die Dinge gegenwärtig so, daß die russische die meiner vollen politischen Verantwortlichkeit Aufgabe des Beuterechtes gesträubt, aber gerade jetzt ist gierung auf die finanzielle Unterstützung der englischen Stapitalisten bede. Hier und da ist von einer Inkonsequenz unserer mit einiger Sicherheit rechnen kann. Und wenn die jetzt durch die Maroffopolitik gesprochen worden. In der Politik ist nichts von verderbliche Aktion der deutschen Regierung in England erzeugte ewiger Dauer. Das Ziel der Größe und Macht des Vaterlandes Mißstimmung sich weiter ausbreitet, dann ist es nicht aus muß man im Auge behalten, die Mittel und Wege wechseln nach den geschlossen, daß die englischen Chauvinisten, wenn sie ans Ruder Verhältnissen. Und diese wechselnden Verhältnisse muß jeder im kommen, einen geeigneten Zeitpunkt sich aussuchen werden, um Auge behalten, sonst ist er kein Politiker.( Abg. Arendt: Sehr mit Hilfe der russischen Militärpartei und womöglich mit Hilfe wahr! Schallende Heiterfeit.) Der Herr Zwischenrufer meinte noch anderer Bundesgenossen einen Krieg gegen Deutschland und wohl dasselbe, was ein verewigtes sehr geistvolles Mitglied dieſes Desterreich vom Zaun zu brechen.( Widerspruch rechts.) Man hohen Hauses, Herr Ludwig Bamberger , der mir sehr wohlwollend muß mit allen Möglichkeiten rechnen, und deshalb ist eine dringende gesinnt war( Heiterkeit), einstmals zu mir sagte: Ich glaube, das Notwendigkeit, daß eine Verständigung mit England herbei- Geheimnis der auswärtigen Politik beruht in einer gewissen kühnen geführt wird. Inkonsequenz."

ba, um von der englischen Regierung diese Konzession zu erhalten. Gewisse Anzeichen nach dieser Richtung finden sich auch in der diesjährigen Verhandlung des Unterhauses. Die englische Regie­rung scheint sich allmählich der Gefahren bewußt zu werden, die auch für England aus dem Fortbestand des Beuterechts erwachsen. Die deutsche Regierung hat in dieser Hinsicht stets einen fort. geschritteneren Standpunkt eingenommen, so z. B. im Kriege bon 1870/71, wobei allerdings zu beachten ist, daß die deutsche Flotte 1870/71, wobei allerdings zu beachten ist, daß die deutsche Flotte sich damals erst in ihren Anfangsstadien befand. Wir legen den allergrößten Wert darauf, daß die Frage der Abrüstung mit der des Prisenrechts verbunden bleibt, und können uns daher auf die engen wirtschaftlichen Bande mit England beweisen sollen. Er bin ihm dankbar, daß er es schmerzlich empfindet, daß ich nicht an Der Reichskanzler hat uns allerlei Zahlen mitgeteilt, die die Ich komme nun zu den Ausführungen des Abg. Ledebour . Jch von Herrn Bassermann vorgeschlagene Trennung nicht einlassen. hätte besser getan, uns Auskunft zu geben über die tatsächlichen Be- allen Beratungen des hohen Hauses teilnehmen kann. Im übrigen Ganz im Gegenteil würde die ausschließliche Forderung einer Aufziehungen und wie sie gebessert werden können. gabe des Prisenrechts in England als eine Unfreundlichkeit auf bei den Sozialdemokraten.) Wir müssen zu einer Verständi- das der Sehnsucht nach dem Abgeordneten Bebel.( Sehr richtig!) ( Sehr richtig! empfand ich während seiner Ausführungen vor allem ein Gefühl, gefaßt werden.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Unsere Resolution in ihrer Gesamtheit gewährt jeder der beiden Regie- gung mit England kommen, damit die Hoffnungen oder Be- Gine tiefe Sluft trennt die Weltanschauung des Abgeordneten rungen eine Gegenleistung. Eine Trennung der beiden Forde fürchtungen in beiden Ländern zerstreut werden, als ob jemals ein Bebel von meiner. Auf fast allen Gebieten bestehen zwischen rungen würde die Verständigung nicht erleichtern, sondern er- Strieg entfacht werden könnte. Diese Verständigung wird aber nicht ihm und mir die schärfsten Gegensätze. Aber das muß ich doch sagen, schweren.( Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) durch Fürstenbesuche erreicht.( Sehr richtig! bei den Sozialdemo- der Abgeordnete Bebel machte die Sache wirklich besser.( Heiterfeit Es ist nun gesagt worden, die englische Regierung habe nicht traten. Diese Verständigung wird nur erreicht, einmal dadurch, bei den bürgerlichen Parteien.) Auf die Ausführungen des Abg. angegeben, wie sie sich die Abrüstung dente. Demgegenüber hat Daß alle Parteien, denen der Friede ernstlich am Herzen liegt, durch Ledebour über die Flottenvorlage will ich nicht näher eingehen schon einer meiner Vorrebner ausgeführt, daß gewisse Grundlinien Taten zeigen, daß sie den Frieden wollen. Die Tat diefes Augen-( Sört! hört! bei den Soz.), ich würde den Wert der Zustimmung eines Vorgehens in dieser Richtung schon von der Haager Konferenz blicks ist die Annahme unserer Resolution. Sie verlegt weder der bürgerlichen Parteien dadurch kaum steigern.( Sehr richtig! bei festgelegt worden sind. Deutschland noch England. Sie zeigt einen Weg, der beschritten den bürgerlichen Parteien.) Mit Phantasien, mit Idiosynkrasien Es sind auch schon bestimmte Vorschläge gemacht worden, so werden kann und der getan werden muß. Mit der Annahme dieser ohne jedes historische Verständnis( Lachen bei den Soz.), mit dem dahingehend, daß jede Regierung sich verpflichtet, für Marineswede Resolution dienen Sie der Sicherung des Weltfriedens, der jetzt revolutionären Drang eines Alleriveltsverbesserers läßt sich eben über eine bestimmte Summe nicht hinauszugehen. Ich kann in leider gefährdet ist. Das deutsche Volt ist nicht gewillt, der Spiel- teine große nationale Politik treiben. Nur eins will ich bemerken: diesem Zusammenhang nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, daß ball einer chauvinistischen Clique zu sein. Wenn Sie aber die Re- Herr Ledebour behauptet, daß nicht die Minister, sondern die So­Deutschland gegenwärtig viel stärker gerüstet ist als England. Es solution ablehnen sollten, dann werden wir an das Voltappel- zialisten, speziell die serbischen und russischen Revolutionäre, den ist im englischen Unterhause darauf hingewiesen worden, daß auf Tieren, und das Volk wird dafür sorgen, daß Wolfsvertreter ge- Strieg verhindert hätten.( heiterteit bei den bürgerlichen Parteien.) eine Tonne der Handelsflotte England an Marinerüstungen jähr- wählt werden, die mehr Verständnis für die Interessen des Volkes Tie Angriffe, die er bei dieser Gelegenheit gegen die russische Re­lich 58 M. ausgibt, während für Deutschland diese Summe 106 M. haben als diejenigen, die den chauvinistischen Kriegsheßereien die gierung, die amtliche russische Politik und den Zaren Nikolaus ge­richtet hat, weise ich zurück. Die Auffassung, als ob der Friede ausmacht!( Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Dieser Ver- Wege ebnen.( Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten.) gleich paßt deshalb so gut, weil nach den Angaben aller Regierungen Abg. Erbpring Hohenlohe- Langenburg ( p.): Von dem ge- durch die Minister und den Ehrgeiz der Monarchen gefährdet werde, die wesentlichste Aufgabe der Kriegsflotte der Schutz der Handels- sunden Menschenverstand des englischen Boltes habe ich eine so entspricht nicht nur der wirklichen Sachlage nicht, sondern steht in flotte ist. Wenn Deutschland was ich nach Lage der Dinge für gute Meinung, daß ich überzeugt bin, die Erregung in England vollen Gegensatz zu den tatsächlichen Verhältnissen. ausgeschloffen halte in einem Seekrieg mit England die Ober- über unsere Flottenrüstungen wird bald bernünftigen Anschauungen hand behalten sollte, so würde auch das einen Ruin für Deutschland Plah machen. Jedenfalls müssen wir in dieser Frage ruhig Blut bedeuten. Deshalb sollten wir uns bald über Maßnahmen klar bewahren, uns vor geschmadlosen Renommistereien hüten, haben werden, wie die Rüstungen eingeschränkt werden können, und ich aber keinen Grund, nervös zu sein. Unsere Stellung in der Welt hoffe, daß Sie unseren Antrag annehmen werden. Nur dann be- beruht auf unserer inneren Straft und darauf, daß wir durch weisen Sie, daß die Friedensbeteuerungen, die auch heute wieder Förderung der deutschen Schulen im Auslande die Verbindung mit von allen Seiten geäußert sind, nicht bloß leere Worte darstellen, den Deutschen im Ausland aufrecht erhalten.( Bravo ! rechts.) sondern daß Sie gewillt sind, diese Beteuerungen in Taten umzu- Abg. Liebermann v. Sonnenberg Antis.): Wir sind ganz über­fehen.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) zeugt davon, daß Herr Ledebour und seine Freunde bei nationalen Ich komme damit auf eine andere Frage, die im engen Zu- Regungen niemals mit dem übrigen Hause übereinstimmen werden. fammenhang mit dieser Abrüstungsfrage steht, der Während der Rede des Herrn Ledebour hatte ich manchmal das Gefühl, als wäre ich in der Herenküche und hörte das Hereneinmal eins. Mir kamen die Worte aus" Faust" in den Sinn:" Was macht sie uns für Unsinn bor , es wird mir gleich den Kopf zer­brechen; mich dünkt, ich hör den ganzen Chor von hunderttausend Narren sprechen."( Große Heiterkeit rechts. Unruhe bei den Sozialdemokraten.)

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was Gott

Die meisten Konflikte, die die Welt im Laufe der letzten Jahr­zehnte gesehen hat, sind hervorgerufen worden nicht durch fürstliche Ambitionen oder ministerielle Umtriebe, sondern durch die leiden­schaftlich erregte öffentliche Meinung, die durch Presse und Barla­ment die Grekutive mit sich fortriß. Und wenn es wieder zu einem Kriege fommen sollte, so würde verhüten möge er auch durch diese acherontischen( unterirdischen) Gewalten hervor gerufen werden. Die Monarchen sind heute alle friedfertig, die Ne­gierungen sind es auch, und was die Diplomaten betrifft, so besteht ihre Aufgabe darin, mit Löscheimern herbeizueilen, wo irgendwo aus der Erde Feuer schlagen. Deshalb verstehe ich nicht recht die Ab­neigung des Herrn Ledebour gegen die Diplomaten. Er brauchte das Wort fast nur im sarkastischen Sinne, sozusagen in Gänse­ füßchen. ( Heiterfeit.) Es hat doch auch recht tüchtige Diplomaten gegeben, und ich kenne sogar in der sozialdemokratischen Partei manche Herren, die nicht ohne diplomatische Begabung sind.( Heiter­feit.) Bon dem Herrn Abgeordneten Ledebour fann ich das freilich nicht behaupten.( Große Seiterfeit bei der Mehrheit.) Also die Zeit der Kabinettstriege ist vorüber und das ist ein Glück. Um so Abg. Liebermann v. Sonnenberg ( fortfahrend): Mit der mehr haben jetzt alle, die irgendwie Einfluß haben auf die öffent­Haltung der Regierung Desterreich gegenüber sind wir einverstan- liche Meinung, und vor allem die Mitglieder der Parlamente, die den. Wir wollen hoffen, daß Oesterreich die geleistete Bundestreue Aufgabe, die auf den Frieden gerichteten Bemühungen der Regie­nicht bergißt und in Zukunft die deutschen Interessen innerhalb rung vertrauensvoll zu unterstüben.( Sehr richtig!) Daß das von feiner Monarchie besser schützt als bisher. Der sozialdemokratischen seiben der Vertreter aller bürgerlichen Parteien geschehen ist, dafür lichen Parteien.) Resolution werden wir nicht zustimmen, weil sie in diesem Augen- spreche ich nochmals meinen Dank aus.( Beifall bei den bürger­blid geradezu als ein Bekenntnis unserer Schwäche angesehen werden könnte.( Lachen bei den Sozialdemokraten.) Reichskanzler Fürst Bülow :

mentarischer auszudrücken.( Seiterkeit.) Präsident Graf Stolberg : Ich muß Sie bitten, sich etwas parla. mentarischer auszudrücken.( Heiterkeit.)

Erklärung

Staatssekretär b. Tirpit:

Die Behauptung im englischen Parlament, daß die Bauzeit unserer Schiffe gegen früher beschleunigt sei, trifft nicht zu; eben­Zu der Frage der deutsch - englischen Verständigung über den fowenig, daß der Bau früher vergeben worden sei als etatsmäßig Flottenbau habe ich folgende zulässig war. Zwei Schiffe des Etats 1909 find aus geschäftlichen Gründen früher zugesichert worden, aber der Kontraft wurde abzugeben: auch erst nach der etatsmäßigen Bewilligung abgeschlossen. Abg. Dr. v. Starczynski( Pole)( faft unverständlich) scheint unter anderem auf das Fiasko der Politik der Russenfreundschaft hinzuweisen, die Bismard betrieben habe.

Wie in der Kommissionssitung vom 23. März erklärt worden ist, sind über diese Frage zwischen maßgebenden englischen und deutschen Persönlichkeiten zwar unverbindliche Gespräche geführt worden, niemals aber ist ein englischer Vorschlag gemacht worden, Damit schließt die Besprechung der auswärtigen Politik. der als Basis für amtliche Verhandlungen hätte dienen tönnen. Abg. Ledebour( Soz.)( zur persönlichen Bemerkung): Der Die verbündeten Regierungen denken nicht daran, mit dem Bau der Reichstanzler hat mir Leichtgläubigfeit vorgeworfen, weil deutschen Flotte in Wettbewerb mit der britischen Seemacht zu ich eine Anzahl Aeußerungen aus dem englischen Unterhaus vor­treten. Durch zahlreiche Reden im Reichstage und durch den In- gelesen habe. Außer mit den Ausführungen eines englischen Sozia­halt des Flottengefeges ist als underrüdbares Ziel der deutschen listen habe ich mich mit feiner derselben identifiziert, sondern sie lottenpolitik der Schuß unserer Küsten und unserer Handelsschiffe nur angeführt, um zu zeigen, welche Stimmung in England durch festgelegt. Auch liegt das Programm unseres Flottenbaus vor aller die unbegreifliche Taktik des Reichskanzlers der englischen Regie­Ceffentlichkeit bar, wir haben nichts zu verheimlichen und zu ber- rung gegenüber hervorgerufen ist. Ferner hat er aus meinen steden, und es ist nicht beabsichtigt, die Durch- Ausführungen herausgelesen, daß ich die Schuld an Striegen ein­führung des Bauprogramms über die gefeh zelnen Personen zuschreibe. Ich habe aber wiederholt von herr­liche Frist hinaus zu beschleunigen.( hört! hört!) chenden Klassen gesprochen, in derem Interesse die Kriege alle entgegenstehenden Gerüchte sind falsch. Wir werden frühestens geführt werden. Wenn ich den Zaren Nikolaus persönlich angeführt im Herbst 1912 dreizehn neue große Schiffe, darunter drei Panzer- habe, so geschah es deshalb, weil der Reichskanzler gerade ihm für freuzer, verwendungsbereit haben. die Beseitigung der Kriegsgefahr besonderen Dant ausgesprochen

Frage des Verhältnisses zwischen Oesterreich und Serbien . Ich werde zeigen, daß diese Frage im gewissen Sinne in einem sehr nahen Zusammenhang steht mit dem Verhältnis Deutschlands zu England. Was die Betätigung unserer Bündnis­treue gegen Desterreich betrifft, so bin ich in der Lage, auch namens unserer Partei erklären zu können, daß wir in dieser Be­ziehung im großen und ganzen einverstanden sind mit der deutschen Reichsregierung. Auch wir sind Anhänger dieses Bündnisses mit Desterreich- Ungarn . Wir erkennen an, daß dieses Bündnis zwischen zwei historisch miteinander eng zusammenhängenden Bändern Berpflichtungen für jeden der beiden Kontrahenten mit sich bringt. Ich sage sogar: wenn zwei Staaten, die miteinander durch ein Bündnis verbunden sind, vor gefährliche Komplikationen in dem einen Staate gestellt werden, dann hat der andere Ver­bündete zwar nicht die unbedingte Verpflichtung, alles zu machen, was der andere tut, aber bis zu einem gewissen Grade gibt er doch die Dispofition über feine Aktionen aus der Hand. Er muß sogar hin und wieder in Auge zudrücken, wenn der Verbündete etiva Dummheiten macht. Da komme ich auf einen Bunkt, wo ich mit dem Herrn Reichskanzler nicht übereinstimme. Vielleicht stimmen wir auch überein, aber als verantwortlicher Leiter der Reichs­regierung spricht er sich darüber nicht mit der Rückhaltlosigkeit aus, wie man das als Abgeordneter tun kann: Unserer Ueberzeugung nach hat Desterreich mit schuld daran, daß der Konflikt eine so atute Form angenommen hat, insofern, als Desterreich- Ungarn gegenüber Serbien nicht dasjenige Entgegenkommen auf wirtschaft lichem Gebiet bewiesen hat, wie es im Interesse der wirtschaftlichen Entwickelung Serbiens und auch Desterreichs notwendig war. Dadurch wurde Serbien veranlaßt, fich den panslawistischen Be­strebungen in die Arme zu werfen. Die Annexion Bosniens war auch darin hat der Herr Reichskanzler recht tatsächlich bereits eine vollzogene Tatsache, die nur noch staatsrechtlich be­träftigt wurde. Aber auch da ist Desterreich der Vorwurf nicht zu ersparen, daß es in einem höchst ungeeigneten Moment diesen for mellen Ausspruch der Annerion vollzogen hat, nämlich in dem Moment, als das türkische Reich infolge der junktürkischei Bewegung eine kon­stitutionelle Entwickelung durchmachte, durch die alle Welt über rascht wurde. In diesem Moment wirkte die formelle Annegion geradezu aufreizend und lähmend auf die türkische Entwickelung. Desterreich hat ja für sein Vorgehen dadurch büßen müssen, daß Die allgemeine Stellung der verbündeten Regierungen zu der hat! Gegen diefen völlig beplazierten Dant habe ich ironisch polemi­es durch den wirtschaftlichen Boykott seitens der Türkei schwer ge- Abrüstungsidee wird von den Gesichtspunkten bestimmt, die ich am fiert, indem ich den Zaren in den Vordergrund stellte. Daß der schädigt wurde. Aber wir stehen nun einmal vor der vollzogenen 30. April 1907 vor dem Zusammentreten der letzten Haager Non- Reichskanzler seiner Abneigung gegen mich Ausbruck gab, stört mich Tatsache, und es fragt sich, was nun geschehen soll. Deutschland hat das Recht, Desterreich in freundschaftlicher Weise dahin zu ferenz und am 10. Dezember 1908 dem Reichstag dargelegt habe. nicht, er befindet sich dabei in der schönen Gesellschaft der Herren bringen, daß es Maßregeln ergreift, die ihm erst das moralische ist seitdem keine Formel bekannt geworden, die den großen Ber- Arendt, Werner und Liebermann b. Sonnenberg.( Große Beiter­Recht für die Einverleibung Bosniens geben. Im anderen Falle schiedenheiten in der geographischen, wirtschaftlichen, militärischen feit bei den Sozialdemokraten.) wird die Gefahr in absehbarer Zeit wieder auftauchen. Denn und politischen Lage der verschiedenen Wölfer gerecht würde, und darüber dürfen wir uns feinem Zweifel hingeben: Wenn die eine geeignete Verhandlungsbasis ergäbe. Solange aber die brauch ruffische Regierung, die die Aufhebung Serbiens durch Agents bare Grundlage dazu fehlt, hält die Regierung daran fest, daß Ver­provocateurs betrieben hat es ist ja eine Neuerung, daß nun handlungen über die Einschränkung des Flottenbaus teinen wirt auch mit fronpringlichen Agents provocateurs gearbeitet wirdlichen Erfolg versprechen, ob sie nun zwischen zwei oder mehreren ( Sehr gut! bei den Sozialdemokraten), noch über die Kräfte ver- Mächten geführt werden.( Sehr richtig!) Die Regierungen nehmen fügte, die es vor dem russisch - japanischen Kriege hatte, so wäre für sich in Anspruch, daß ihr Standpunkt in dieser Frage von den Der Strieg zweifellos ausgebrochen. Rußland hätte Serbien in den Motiven des Friedens und der Humanität bestimmt ist und sich Krieg gehezt und wäre dann über Desterreich hergefallen, um in voller Uebereinstimmung befindet mit der friedlichen, Jahrzehnte eventuell England und Frankreich in den Krieg gegen Oesterreich hindurch bewährten Richtung der gesamten deutschen Politit. Wenn wir daher in unserer Zurückhaltung verharren, ( Bravo !) und Deutschland mit sich zu reißen. Wenn übrigens der Herr Reichskanzler dem russischen Zaren den Dank dafür aussprach, so liegt darin nichts Unfreundliches gegenüber anderen Mächten. daß er die Hauptarbeit für die Sicherung des Friedens getan habe, Bir machen nur von dem selbstverständlichen Rechte Gebraud, über so hat er sich damit ganz an die falsche Adresse gewandt.( Sehr innere deutsche Verhältnisse mit dem Ausland nicht zu diskutieren. richtig! bei den Sozialdemokraten.) Er hätte sich zunächst an die( Bravo ! rechts.) Die Regierung wird es auch weiterhin als ihre Pflicht betrachten, die freundschaftlichen Beziehungen zwischen ( Lachen rechts.) serbische Sozialdemokratie wenden müssen. Gewiß, in der ferbischen Skupichtina war es der Sozialdemokrat Deutschland und Großbritannien zu fördern, und auf ein Verhältnis allein, der gegen die chauvinistischen Hehereien Front machte. zwischen beiden Völkern hinzuarbeiten, das dem Argwohn teinen Auch daß die Tatsache, die dem serbischen Kronprinzen das Genic Raum läßt.( Bravo !) Im übrigen wollte ich den Bertretern der brach, überhaupt ruchbar wurde, ist das Berdienst der ferbischen bürgerlichen Parteien, die in den großen Fragen der auswärtigen Sozialdemokratie.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Die Politik heute das Wort ergriffen haben, meinen Dank aussprechen Polizei schickte sofort eine Deputation zu dem mißhandelten für die Unterstüßung, die sie mir in diesen Fragen gewährt haben. Diener, um ihm eine Erklärung abzupressen, die nachher ver- Ich will nur auf einige Punkte eingehen, die von den Vertretern öffentlicht werden sollte in der Nordserbischen Allgemeinen der bürgerlichen Barteien berührt find. Graf Kaniß ist auf Persien Beitung".( Große Heiterkeit.) Glüdlicherweise waren unsere eingegangen. Wir haben dort nicht politische Ziele, sondern nur Parteigenossen eher zur Stelle und sorgten dafür, daß die Sache nicht nach der Methode der Polizeidiplomaten der ganzen Welt bertuscht und beschönigt wurde.( Sehr gut! bei den Sozialdemo traten.) Außer dem Zaren hätte der Reichsfangler aber bor allem den Japanern Dant abstatten müssen. Wenn die Japaner nicht den Eroberungsgelüften des russischen Baren das Genid gebrochen hätten, dann hätten wir heute den Krieg.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Als dritten im Bunde muß geübt worden. Nachdem es einmal Streit gegeben hat, würde ich der Reichskanzler seinen Dank abstatten den russischen Sozialdemo- die Rechtfertigung unseres Verhaltens nicht unternehmen können, traten, die gleichfalls mit dafür gesorgt haben, daß in Rußland ohne Empfindlichkeiten zu berühren, und den alten Zant wieder die Neigung zu Striegen auf ein Minimum gesunten ist.( Sehr aufzurühren, das würde unserer Politik nicht förderlich sein. Dess richtig! bei den Sozialdemokraten.), Wenn Fürst Bülow bestimmten halb will ich auf die einzelnen Punkte nicht eingehen, fondern nur

Präsident Graf Stolberg : Das ist nicht persönlich!( Heiter­keit.)

Abg. Ledebour ( fortfahrend): Wenn dann der Reichskanzler einen anderen meiner Parteigenoffen mir gegenüber anführt, so beschränke ich mich auf die Erklärung, daß weder sein Lob noch sein Tadel für einen Sozialisten und die Wertung, die wir einem Sozialdemokraten zuteil werden lassen, irgendwelche Bedeutung haben.( Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Präsident Graf. Stolberg : Das letztere war nicht persönlich. ( Große Seiterkeit.) Nächste Sibung: Dienstag, 11 Uhr: Etat des Reichskanzlers ( innere Politik); Etat der Eisenbahnen und Reichsschatzamt. Schluß: 6% Uhr.

Amtlicher Marktbericht der städtischen Markthallen Direktion über Marktlage: Fleisch: den Großhandel in den Sentral- Markthallen. Bufuhr start. Geschäft rege, Preise unverändert, für Hammel, Stalb- und Schweinefleijch anziehend. 23 ild: Bufuhr Inapp, Geschäft lebhaft, Breise feft. Geflügel: Zufuhr genügend, Geschäft lebhaft, Preise befriedigend. ise: Zufuhr schwach, Geschäft ziemlich lebhaft, Preise wenig verändert. Butter und Safe: Geschäft ruhig, Breife unverändert. Gemüse, Obst und Südfrüchte: Zufuhr genügend, Geschäft stin, Preise wenig verändert. Witterungsübersicht vom 29. März 1909, morgens 8 Uhr.

Barometer

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wirtschaftliche Aufgaben, während wir anerkennen, daß Stationen Rußland und England dort ein startes Intereffe an der Aufrecht­erhaltung von Ruhe und Ordnung haben. Wir haben keine Ber­anlassung, aus der Zurüdhaltung herauszutreten, die wir bisher den Vorgängen in Persien gegenüber eingenommen haben. Von Sinembe. 755 GD mehreren Seiten ist Kritik an einigen Punkten unserer Marokkopolitik

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0

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5 Regen

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Wetterprognose für Dienstag, den 30. März 1909. Biemlich warm, teilweise heiter, jedoch unbeständig mit einzelnen Regenschauern und sehr lebhaften südlichen Winden.