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wiederholt eingetretenen Tavwetter fest gefroren blieb, so daß daZ Wasser nicht eindringen konnte, und daß bei dem letzten langen Frost die Maaten durch eine starke Schneedecke geschützt waren. So wird aus Schlesien berichtet, daß die im Herbst infolge der Trocken- hcit nicht geleimten Körner stellenweise unter der Schneedecke auf- gegangen seien, und aus Posen wird mitgeteilt, daß im Treib- hause angestellte Keimversuche ergeben haben, daß der Roggen lebenskräftig durch den Winter gekommen ist. Vereinzelt wird sogar darauf hingewiesen, daß die späte Saat gerade wegen ihres unentwickelten Zustandes verhältnismäßig durch den Frost weniger gelitten habe als die frühe Saat. Die Frühjahrsbestellung ist noch weit im Rückstände, vielfach um zwei bis vier Wochen gegen normale Zeiten. Gcwcrklcbaftlicbes. Berlin und Umgegend« Einegelbe" Abrechnung. In der letzten Nummer des LebiuSschenBund' befindet sich «in Bericht über die Abrechnung des gelben UnterstützungSvereins der Siemenswerke. An diesem Bericht ist nun weniger interessant was er sagt, als was durch ihn verschwiegen wird, lieber die Ab­rechnung teilt der Bericht mit, daß 91 509,64 M. vereinnahmt und 89 779,96 M. verausgabt waren. An Kassenbestand seien vorhanden 89 926,96 M. Damit Schluß. Warum wird wohl nichts darüber gesagt, daß die SiemenS-Direktion, um Einnahme und Ausgabe ins Gleichgewicht zu bringen, 23 999 M. zugeschossen hat? Warum wird nichts darüber berichtet, daß die Angestellten des gelben Ver- eins ihr Gehalt von der Firma Siemens erhalten? Dieses Geld ist auch nicht in der oben genannten Summe der Ausgaben ent- halten. Da dasselbe auch mit den Ausgaben für denBund' der Fall ist, kann man sich denken, welch schönes Stück Geld es sich die Firma losten läßt, umihre Gelben" zu erhalten. Nun ist aber die Abrechnung, d. h. die wirkliche Abrechnung. nicht die von LebiuS veröffentlichte, auch noch sonst sehr lehrreich. Bekanntlich wird den Arbeitern und Arbeiterinnen der Beitrag zum gelbe» Verein vom Wochenlohn abgezogen. Die auf diese Weise, häufig gegen den Willen der in Betracht kommenden Arbeiter, ihnen abgezogenen Gelder betrugen im Jahre 1908 die Summe von 66 792,66 M. Neben anderer interessanter Aufklärung zeigt diese Summe, daß Herr Lebius die Mitgliederzahl der gelben Vereine bei Siemens um die Kleinigkeit von über 4999 zu hoch angibt. Eine weitere Stelle im Bericht desBund" spricht auch eine deutliche Sprache. Es heißt da: Während der hiernach stattfindenden Pause machte der Bor - sitzende die Versammlung mit einem Schreiben des gelben Arbeits- bundes bekannt, in welchem der Unterstiitzungsverein aufgefordert wird, einen Beitrag für die Bundbücherei zu bewilligen, und schlug vor, eine Tellersammlung zu vcranstallen. Dieselbe ergab 6 M., welche dem 5kassierer des gelben Bundes übergeben wurden. S o also sehen dieRiescnversammlungen" der Gelben aus. Angesichts dieser imponierenden Summe, die ja eine nicht miß- zuvcrstehende Sprache spricht, muß man sich fragen: Wie wenig Arbeiter und Arbeiterinnen der SiemenSwcrke gehören wohl frei- willig dem gelben Verein an? Werden sie nicht vielmehr nur durch den an ihnen geübten TerroriSmns dazu gezwungen? Achtung, Metallarbeiter! Der Streik bei der Firma Bosse, Wiener Straße 43, ist beendet. Die Sperre über diese Firma ist hiermit aufgehoben. Deutscher Mctallaröeiterverband, Ortsverwaltung Berlin . Achtung, Bauauschlager! Die Kollegen werden daraus aufmerksam gemacht, daß laut Vcrjammlungsbeschluß jede Verschlechterung der bisherigen Lohn- und Arbeitsbedingungen sofort an der zuständigen Stelle gemeldet Iverden muß.. Die Meldung hat bis auf weiteres auf dem Bureau des Deutschen Metallarbeiterverbandes, Charitestr. 3, zu erfolgen. Die arbeitslosen Bauanschläger sind verpflichtet, bevor sie eine neue Arbeitsstelle annehmen, sich an die zuständige Organisation zu wenden, damit keine Mißverständnisse vorkommen. Folgende Firmen sind für Bauanschläger bis auf wei- teres gesperrt: Rott, Charlottcnburg, Schillcrstr. 83, Rahmann, Treptolo, Harzer Straße 32, Köppen, Alte Jakobstr. 19, Klemm, Friedenau , Nachtigall. Lindenstr. 78, Blume, Charlottcnburg, Schillerstr. 97, Glaue, Lichtenberg , Siegfriedstr. 2, Püschel, Walde- marstraße 14, Franke, Admiralstr. 136. Deutscher Metallarbeiterverband, Ortsvrwaltung Berlin . Schuld an der ernsteren Wendung in der Tarifbewegung der Bauanschläger tragen die Unternehmer. In der letzten Versammlung der Vauanschläger berichtete Handle, daß es die Arbeitgeber abgelehnt hätten, vor dem von den Arbeitern angerufenen EinigungSamt zu erscheinen. Die Arbeitgeber begründen ihre Ablehnung mit der Behauptung, die Arbeiter hätten die ihnen angebotenen Kommissionsverhandlungen mit den Arbeitgebern abgelehnt, von.einer Reduzierung der Tarifsätze könne keine Rede sein, nur diejenigen Positionen sollten herabgesetzt werden, deren Preise in keinem Verhältnis zu der Arbeitsleistung ständen, neue Positionen seien aufgestellt, um wiederholten Diffe- rcnzen vorzubeugen usw. Gegenüber diesen Behauptungen der Arbeitgeber stellie Handle fest, daß nicht die Arbeiter, sondern die Arbeitgeber am 17. März die Verhandlungen abgebrochen, die Ar- bester aber stets betont hätten, daß sie zu Verhandlungen bereit seien. Daß eS aber den Arbeitgebern in der Tat um eine Lohn- Herabsetzung zu tun sei, beweise ein vertrauliches Schreiben, welches die Geschäflsstelle des ArbeitgeberschutzberbandeS sämtlichen Schlosser- meistern zugesandt hat. Das Schreiben, welches vom 39. März datiert ist, lautet: Nachdem der bis Ende dieses Monats laufende Anschläger- tarif gekündigt worden war, legte die Meisterkommission den Konim'issionen der Anschläger einen neuen Entwurf vor. In der gemeinsamen Sitzung vom 17. März erklärten aber die Ver- treter der Arbeitnehmer, daß sie auf Grund deS von der Meisterkommission aufgestellten Tarifentwurfs nicht in die ihnen angebotenen Verhandlungen eintreten könnten. Da diese hierdurch bis auf weiteres als abgebrochen zu betrachten find, beschloß gestern eine erweiterte Meistcrkommission, vom 1. April a» die Sähe des nunmehr abgelaufenen Tarifs nuSnahms- los um 10 Proz. herabzusehen, damit die Arbeitnehmer sich bald zu gütlichen Verhandlungen bequemen. Wir ersuchen Sie Höf- lichst und dringend, diesen Beschluß in Ihrem Betriebe strikt inne- zuhalten. Wir bemerken noch, daß angefangene Fenster und Türen zu den früheren Bedingungen fertiggestellt werden müssen. Die Situation ist fiir die Bauanschläger äußerst günstig. Trotz desvertraulichen" Rundschreibens des Schutzverbandes der Ber- liuer Schlossereien usw. hat der größte Teil der Arbeitgeber den 19prozentigen Abzug den Kollegen nicht angeboten. Verschiedene Arbeitgeber machten am Sonnabendabend bei der Lohnauszahlung den Versuch, den Beschluß der Meisterkommission in die Tat um- zusetzen. Nachdem ihnen klargemacht wurde, daß die Arbeit nieder- gelegt tvürde, wenn irgend welche Abzüge erfolgten, wurden die alten Preise weiter gezahlt._ Achtung, Töpfer! Herr Georg B i e l s k i, Vertreter der Kachelflrma Bankel, Lauf, läßt in der gestrigen Nummer desVorwärts" berichten, daß er an dem Lohnausfall bei Artelt auf dem Bau Winsstraße unschuldig ei. Er habe in jeder Woche Artelt den Lohn ausgezahlt, den er verlangte". Dies trifft zu._ Er verlangt nun, wir sollte» die Sperre über ihn aufheben. Dem können wir natürlich nicht siattgeben. Für uns ist hier nicht Artelt, sondern Bielski der wirk- liche Arbeitgeber, und Artelt ist nur sein Polier gewesen. Denn Bielski hat den Bau abgeschlossen, lieferte das Kachelzeug usw. und zahlte die Löhne pro Woche. Sein Buchhalter hat in jeder Woche am Freitag den Verdienst der einzelnen Töpfer aufgenommen. Auch mußte auf Anordnung B i e I s k i S die Töpferarbeit eingestellt werden, weil, wie B i e l s k i unserem Vertreter erklärte, er sich erst mit dem Bauherrn betreffs der Zahlungen verständigen müsse. Aus all diesen Dingen heraus betrachten wir eben B i e l s k i als Arbeitgeber und Artelt nur als seinen Polier. Die Töpfer haben noch von dem Bau an 499 M. zu erhalten. Hat nun Herr B i c l s k i diese Summe an seinen Polier ausbezahlt, so mag er sich mit diesem auseinander- setzen. Jedenfalls werden sich die Töpfer an B i e l s k i hallen. Bedauerlich ist aber, daß sich Herr Bielski mit solchem Polier eingelassen hatte und an denselben so niedrige Preise für die Arbeit zahlte. B i e l s k i zahlte für MittelgesimSösen mit Ausfärben und Trägerlohn, die laut Tarif 62 M. machen, 50 M.. für Wandkamine statt 61,76 M. 44 M., stir Fünfecköfen statt 48 M. 41,39 M., für kleine Herde statt 39 M. 28,69 M. usw. Herr Bielski läßt nun weiter in der gestrigen Nummer sagen. er habe nur privates Interesse an dem Bau Winsstraße. Dies glauben wir ihm. Aber gerade aus diesem Grunde haben wir ihn und somit den Bau Winsstraße gesperrt. Wir haben ihn nicht als Vertreter der Firma Bankel und nicht sein zu vertreibendes Fabrikat gesperrt, sondern als Privatmann. _ Die Verbandsleitung. Die Aussperrung der Bauklempner. Im großen Saale des Gewerkschaftshauses versammelten sich am Sonnabendabend die Klempner, um den Bericht über den Stand der Aussperrung zu hören. Cohen berichtete. Deinach waren bis Donnerstag früh 38 Firmen zu zählen, die 291 Arbeiter aus- sperrten. Eine so geringe Anstrengung der Meister, den Aus- sperrungsbeschluß zur Geltung zu bringen, hatten die Arbeiter nicht erwartet. Manche bekannten Firmen, darunter solche, die im Vorstand der Jnnung sitzen, hatten nur teilweise oder gar nicht ausgesperrt. Die Arbeitgeber sprechen in einem Zirkular von unwahren Mitteilungen, welche die Arbeitnehmer verbreiten. Sie bemühen sich, die Aussperrung auszudehnen und sie erhalten in diesem Bestreben sogar Unterstützung vom Deutschen Metall- arboiterverband, der die Klempner aus den Betrieben, die teil- weise ausgesperrt haben, herausgezogen hat. Trotzdem ist die Zahl der Firmen, die überhaupt ausgesperrt haben, am Sonnabend- abend nicht höher gewesen als 43 mit zusammen 355 Aus- gesperrten. Cohen erklärte: Es liegt uns durchaus nichts daran, den Umfang der Aussperrung vor der Oeffentlichkeit kleiner dar- zustellen als er sich in Wirklichkeit zeigt. Im Gegenteil haben die Arbeiter selbst dazu beigetragen, diesen Umfang zu vergrößern. Die Streikleitung machte der Versammlung den Vorschlag, zu beschließen, daß am Montag früh bei allen Meistern, die zur Innung und zur Vereiniggng gehören, die Arbeit nicht wieder aufgenommen wird. (Starker Beifall.) Cohen teilte mit, daß am Freitag mehrere Firmen, darunter eine der größten, beim Deutschen Metallarbeiter- verband angefragt haben, ob sie nicht ihre Klempner wiedererhalten könnten. Die Streikleitung hält es gegenwärtig nicht für zweck- mäßig, diesem Verlangen nachzukommen. Manche Meister haben schon versucht und diese Versuche werden sich bald mehren mit den Arbeitern direkt in Verbindung zu treten und sie zu be- wegen, die Arbeit wieder aufzunehmen. Darauf darf sich kein Arbeiter ohne die ausdrückliche Zustimmung seiner Organisation einlassen. Mancher Meister ist in großer Bedrängnis, und während er von den anderen Meistern verlangt, daß sie die Aussperrungsbeschlüffe streng einhalten, sucht er selbst heimlich nach Klempnern. Dafür hatte Cohen Beweise. Für den Arbeiter aber muß es Ehrensache sein, allen Versuchungen standzuhalten, um nicht zum Verräter an seinen Arbeitskollegen zu werden. Die Arbeitgeber haben heute, Sonntag, eine Versamm- tung, in der die Tariffrage besprochen werden soll. Für die Arbeitnehmer steht es fest, daß die Tarifvorlage der Arbeitgeber nicht mehr diskutabel ist; sie sind entschlossen, an ihrer Vorlage festzuhalten. Der Vorschlag, am Montag früh die Arbeit bei Meistern, die zur Innung und Vereinigung gehören, nicht aufzu- nehmen, wurde e i n st i m m i g angenommen. VeutfeKes Reich. Im BreSlaner Töpfergewerbe ist nunmehr endgültig der Frieden gesichert. Unternehmer sowohl als Gehilfen haben in ihren Versammlungen den Abmachungen ihrer Kommissionen zugestimmt. Der neue Tarif ist am 1. April in Kraft getreten. Auch in Hildesheim , Neu Münster und B i t i e r f e l d, wo die Un- ternehmer des Töpfergewerbes den Gehilfen gleichfalls die Lohn- tarife gekündigt hatten, sind auf dem Verhandlungswege neue Tarifabschlüsse erfolgt, die den Arbeitern keine Verschlechterungen ihrer bisherigen Positionen brachten. In Neumünster sind sogar teilweise recht günstige Lohnerhöhungen erzielt worden. Schwarze Liste » versendet der Gesamtverband Deutscher Metallindustrieller. Vier dieser Listen sind uns wieder auf den Tisch geflogen. Sie datieren vom 6., 8. und 9. März und tragen die Nummern 2427. Unterm 6. März wird ersucht, drei Modelltischler nicht einzu- stellen, weil sie am 4. März wegen Entlassung eines Kollegen bei der Firma Johann Wilhelm Spät in Nürnberg die Arbeit niedergelegt haben. Unterm 8. März wird eine schwarze Liste Nr. 17 vom 24. Februar d. I. für ungültig erklärt, weil die Lohndifferenzen bei der Firma Bernhardt u. Philipp in Chemnitz infolge Anwerbung anderer Arbeitskräfte beendet worden sei. Am 9. März werden im Rundschreiben Nr. 26 elf Former der Sudenburger Maschinenfabrik und Eisen- gieß er ei A.-G. zu Magdeburg schwarz geschrieben, die am 6. März wegen Lohndifferenzen die Arbeit niedergelegt haben, und unter dem gleichen Datum wird eineArbeiterbewegung" bei der Firma B o e ck e r u. C o. in Gelsenkirchen -Schalke als beendet er- klärt, wodurch gleich drei schwarze Listen Nr. 15, 18 und 19 vom 23. und 25. Februar und 1. März erledigt werden. Bergarbeiterstreik. Die Braunschweigischen Kohlenwerke zahlen ihren Aktionären 14 Proz. Dividende. Trotzdem kürzten sie ihren Gruben- arbeitern im Januar dieses Jahres den Lohn um 19 Proz. Mitte März verlangten die Arbeiter die Zusicherung des alten Lohnes. Die Forderung wurde von der Verwaltung jedoch rundweg abge- lehnt. Darauf legten über 399 Arbeiter der GrubeTreue" bei Schöningen und die Arbeiter der GrubeTrendelenbusch" am Don- nerstag die Arbeit nieder. Die christlichen Bergarbeiter und die vom alten Verbände gehen gemeinschaftlich vor._ Streik der Hamburger Kostilmschneider und Schneiderinnen. Vor einigen Tagen beschloß eine große Versammlung, am Sonn- abend, den 3. April, die Arbeit einzustellen, falls die Arbeitgeber die bescheidenen Forderungen nicht bewilligten. Statt der bisherigen ll'/zstündigen wird die 9stündige Arbeitszeit verlangt. Bislang erhielten Arbeiter 5472 Pf. pro Stunde, gefordert werden 69 bis 89 Pf. Die Löhne der Arbeiterinnen betragen jetzt 2249 Pf., ver- langt werden 2446 Pf. Die Arbeitgeber möchten gern nach Leistung" undAnfängerinnen und weniger eingeübten Personen" sehr dehnbare Begriffe nur 15 Pf. pro Stunde zahlen, also Th.Glockr, Berlin . Druck».Verlag: Vorwärts Buchdr. u. BerlagSgnjtaU eine wesentliche Verschlechterung des bestehenden Tarifs Herbei führen. Da unter diesen Umständen eine Einigung nicht zu erzielen war, stellten am Sonnabcndmorgcn 462 Arbeiter und Arbeiterinnen die Arbeit ein, der Rest folgt voraussichtlich am Sonnabendabend, weil viele Arbeitgeber sich noch Bedenkzeit auSgebeten haben bezw. dann erst den Lohn auszahlen. Die Geschäftskonjunktur ist eine sehr gute._ Christliche Gewerkschaften als Streikbrechcrlieferanten. ImPforzheim er Generalanzeiger" stehen seit dem 4. März die im Deutschen Transportarbeiterverbande organisierten Zeitungsausträgerinnen im Streik. Die Zeitung kostet pro Monat inklusive Zustellnngsgebühr für die 1359 Stadrabonnenten 45 Pf. und für Landaboniienten gar nur 49 Pf. im Monat, kein Wunder, wenn da fiir die Trägerinnen nichts übrig blieb. Die Trägerinnen verlangten nun eine kleine Erhöhung ihres Einkommens und ließen die Forderungen durch die Verbandsleitung einreichen. Die Ver- Handlungen zogen sich während fünf Woche» hin und als den Trägerinnen am 3. März erklärt wurde, daß auf eine Zulage nicht zu rechnen sei, legten am 4. März von den 12 Trägerinnen elf die Arbeit nieder, worauf der Verlag die Zeitung durch die Post zu- stellen ließ. Das Postabonnement kostete dem Verlage pro Monat 14 Pf., während die Trägerinnen 15 Pf. gefordert hatten. Nach Ablauf des Monat März mußte der Verlag ein» sehen, daß sich die Postzustellung nicht bewährt und wurden deshalb andere Trägerinnen gesucht, von den Streikenden wollte man vier bis fünf wieder einstellen zum Trägcrlonhn von 12 Pf., was die Streikenden natürlich ablehnten. Als Helfer in der Not fand sich der christliche Zeniralverband der Staats-, Gemeinde-, Verkehrs-, Hilfs- und sonstiger Industriearbeiter, Mitgliedschaft Pforzheim , dessen Vor- sitzender Joseph Albert Kuhn in Pforzheim den Frauen, welche sich bei ihm erkundigten sagte, daß für den christlichen Verband imPforzheim er Generalanzeiger" kei/i Streik bestehe, sie könnten dort arbeiten. Ter Schriftführer vom christlichen GewerkschafiS- kartell Ernst Sauer, Taglöhner in Pforzheim , Dammstraße 21, beorderte seine Frau zum ZeitungStragen. Um in der Sache ganz sicher zu gehen, erkundigte sich der Gauleiter des Deutschen Transportarbeiterverbandes bei diesem Herrn Kuhn selbst und dieser gelehrige Schüler deS bekannten Peter Tremmel, vom Mannheimer Hafeuarbeiterstreik in uurühnrlichem An- gedenken, jetzt zweiter Verbandsvorsitzendcr, erklärte dem Gau- leiter des freien Verbandes, daß der christliche Verband die Frauen deshalb zu Streikbrechern werden lasse, weil der freie Ver» band mit dem Pforzheimer Parteiorgan, derFreien Presse" im Tarif einen Passus vereinbart habe, laut dem die Trägerinnen aus ihre Organisationspflicht hinzuweisen sind. Der christliche Herr Kuhn bezeichnet dies alsTerrorismuS gegenüber dem christlichen Verband, gegen welchen sie sich lvehrcn müßten." Das christliche Gewerkschaftskartell nahm an, daß der gleiche Passus mich im eingereichten Tarifentwurf desGeneralanzeiger" eines bürgerlichen Blattes enthalten sei und auf Grund dieser Annahme werden nun die Frauen der Herren christlichen Gewerkschaftler als Arbeitswillige kommandiert. Den ZeitungSträgeriimen. welche während vier Wochen im Kampfe ausgeharrt haben, fallen diese Christen solchermaßen in den Rücken. Ausland. Zeh» Jahre gewerkschaftlicher Zentralisation in Norwegen . Die Landesorganisation der norwegischen Gewerkschaften konnte am 1. April dieses JahreS auf ein zehnjähriges Bestehen zurück- blicken. Die Anregung zur Gründung dieser Zentrale der GeWerk- schuften ging vom skandinavischen Arbeiterkongreß aus, der 1897 in Stockholm tagte und beschloß, daß sämtliche Gewerkschaften in den drei dort vertretenen Ländern sich zu einer LandcSorgaiüsation zu- sammcnschließeu sollten, mit einem besonderen Sekretariat für jedes Land. Die dänischen Gewerkschaften gründeten dann ihre Landesorganisation bereits im Frühjahr 1898, die sch>o e d i s ch e n im Herbst desselben JahreS, und die norwegische Landesorganisation der Gewerkschaften trat mit dem 1. April 1399 ins Leben. Zu Anfang des JahreS 1999 waren ihr erst 5 Verbände und einige Fachvereine mit im ganzen 3494 Mitgliedern angeschlossen; am 1. Februar 1999 aber waren es 19 Zentralverbände und 11 Fach- vereine, für die eine Zentralisation noch nicht besteht, und die Mitgliederzahl ist 47 497. Außerhalb der Landesorganisation stehen jetzt noch 6 Gewerkschaften mit 9365 Mitgliedern. Die Gesamtzahl der gewerkschaftlich organisierten Arbeiter Norwegens ist demnach jetzt 56 362; vor 19 Jahren waren es kaum 19 999. Die Einnahmen der Landesorganisation betrugen im Jahre 1999 nur 17 295 Kronen, im Jahre 1993 jedoch 258 225 Kronen und in der ZehnjahreSpcriode zusammen 1 912 159 Kronen, wovon 889 709 Kronen für Streikunterstützung ausgegeben wurden. Von dieser Summe kommen 63 978 Kronen auf Unterstützung gewerkschaftlicher Kämpfe im Auslande. Bei diesen verschiedenen Summen sind selbstverständ- lich nur die Gelder gerechnet, die durch die Landesorganisation auf- gebracht wurden. Die angeschloffenen Organisationen selbst haben allein in den 6 Jahren von 19921997 1 992 597 Kronen für Streik- Unterstützung ausgegeben, davon 151 813 Kronen für die Kämpfe ausländischer Bruderorganisationen. Die Gewerkschaften haben sich die Achtung des Unternehmertums erkämpft. Früher war eS die Regel, daß das Unternehmertum bei Lohnbewegungen überhaupt nicht einmal mit der Organisation verhandeln wollte, jetzt kommt dies nur noch sehr selten vor. Allein in den beiden Jahren 1997 und 1993 wurden für über 36999 Arbeiter Tarifverträge abgeschlossen. Im Jahre 1903 fanden in Norwegen 112 Lohnbewegungen mit 7963 Beteiligten statt, die ohne Kamps durchgeführt wurden, und 59 Streiks und Aussperrungen mit 8647 Beteiligten. Arbeitslosenunterstützung haben die der LandeSorganisaiion angeschlossenen Gewerkschaften int Jahre 1899 9416 Kronen, im Jahre 1993 98 642 Kronen, innerhalb der Zehnjahresperiode zusammen 452 295 Kronen ausbezahlt. Für andere Unterstützungen, wie Kranken-, Sterbe-, Invaliden- und Hinterbliebenenunterstützung, die meist erst später eingeführt wurden, sind in den sechs Jahren von 1992 bis 1907 375 198 Kronen aus­gegeben worden._ Letzte IVacbrichtcn und DepcFcbcn« Die ReichLtagSnachwahl in Ulm. Ulm a. Donau , 3. April. (W. T. B.) Bei der heutigen Nach- wähl für Ulm -Stadt wurde an Stelle des verstorbenen Volks- parteilichen Abgeordneten Mayer Kommerzienrat Wieland(deutsche Partei) gewählt._ Abänderung des Berliner Vertrages. Wien , 3. April. (Meldung des Wiener K. K. Telegr.-Korresp.» Bureaus.) Die ö st erreicht sch-nngarischenVertreter bei den Signatarmächten erhielten den Auftrag, das formelle An- suchen um Zustimmung zur Aufhebung des Artikels 25 deS Berliner Vertrages zu stellen._ Alte Schulden. Konstantinopel , 3. April. (Meldung des Wiener k. t. Telegr.» Korr.-Bureaus.) Vor etwa einem Monat hatte die türkische Rc. gierung ein Edikt veröffentlicht, wonach alle Gläubiger der Pforte ersucht werden, ihre Forderungen anzumelden. Bis gestern haben die Anmeldungen dieser schwebe, wen Schuld die Höhe von zwölf Millionen türkischen Pfund erreicht. "Sflul Singer& Co., Berlin S\Y. Hierzu 5 Beilage«, x Vcrantw. Redakteur: Hans Weber, Berlin . Inseratenteil herontw.;