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Kr. 96. 26. Jahrgang. 4. KilM des.Amrls" Kcrlim WsdlM Zonutag, 25. Apnl 1909. Hus Indurtne und bandet Teutschlauds Außenhandel im ersten Quartal 1909. Nach den vom kaiserlichen Statistischen Amt herausgegebenen Nachweisen ergeben sich folgende Zahlen. Einfuhr: 11357 043 Tonnen, ferner 336 342 Stück, worunter 300 775 Uhren, 35 402 Pferde usw. im Werte von 1332,6 Millionen Mark gegen 1333,7 Millionen im Vorjahr, worunter 51,7 gegen 33,5 Millionen Mark auf Edelmetalle entfallen. Gegen die beiden Vorjahre sank der Wert um 1,1 und 188,4 Millionen Mark. 10 Tarifabschnitte ergaben ge- ringere Einfuhrwerte. Mineralische und fossile Rohstoffe, Mineral- öle und uuedle Metalle sind mit Rückgängen von 15 und 17 Mill. Mark beteiligt, während für chemische und pharmazeutische Erzeug» nisse, Spinnstoffe und Waren daraus, Edelmetalle ein Mehr von 10,6 und 12 Millionen Mark zu verzeichnen ist. Ausfuh': 10 572 030 Tonnen, ferner 01 703 Stück, worunter 89 581 Uhren, 1823 Pferde usw. Bei der Ausfuhr ist der Ausfall geringer: er macht rund 161 000 Tonnen aus und verteilt sich auf 12 Tarifabschnitte. Größer als der Gesamtausfall ist derjenige bei mineralischen und fossilen Rohstoffen. Er erreicht bei den Erzen usw. allein 286 000 Tonnen im Werte von 1632,1 gegen 1576,3 Millionen Mark im Vorjahre, worunter 83,1 und 16,5 Millionen Mark auf Edelmetalle entfallen. Die Zunahme gegen das Vorjahr beträgt 55,73 Millionen Mark, währeird gegen 1907 ein Ausfall von 6.5 Millionen Mark ersichtlich ist. 6 Tarifabschnitte sind an der Wertzunahme beteiligt, namentlich Erzeugnisse der Landwirtschaft 13 Millionen), chemische und pharmazeutische Erzeugnisse, Farben und Farbwaren H- 12,6 Millionen), Leder(+ 19 Millionen). Spinnstoffe und Waren daraus erfuhren eine Verminderung um SO Millionen Mark.___ Rheinisch-Westfälisches Kohlensyndikat. AuS dem der Zechenbesitzerversammlung des Kohlensyndikats erstatteten Bericht ist folgendes zu entnehmen. Es betrug im März der rechnungsmäßige Absatz überhaupt.. ,, pro Arbeitstag Versand einschl. Landdebit, Deputat und Lieferung der Hüttenzechen An die eigenen' Werke(Kohlen)... do. pro Arbeitstag. do.(Kols).... do. pro Arbeitstag. do. Briketts... do. pro Arbeitstag. Förderung überhaupt....... , pro Arbeitstag..... 1908 1909 Tonnen 5701 545 5 365 750 226 927 204 410 4 700 766 187 095 1 130 202 36458 272 747 10 856 6 834 453 274406 4618 209 172122 1225 922 39 546 243 939 9 293 6 907 019 263 125 Demnach ist der Absatz mehr zurückgegangen als die Förderung, der arbeitStägliche Kohlenversand hat z. B. um 3 Proz. abgenommen, die Förderung nur um 4 Proz. Die Zechenbesitzerversammlung setzte die Beteiligungsanteile für Mai und Juni d. I. in Kohlen auf 80 Proz., in Koks auf 60 Proz. und w Billetts auf 30 Proz. fest. Viehhaltung im Deutschen Reiche. Ein ErgänzungShest zur Statistik des Deutschen Reiches bringt Sie ausführlichen Nachweise der am 2. Dezember 1907 erfolgten Viehzählung. Stellt man die Ergebnisse mit denen der früheren Zählungen in Vergleich, gewinnt mau folgendes Resultat: ES entfielen auf je 100 Einwohner: 1892 1900 1904 1907 Pferde..... 7,6 7.4 7,1 6,9 Rindvieh überhaupt. 34,8 33,6 32,3 33,0 Kühe...... 19,7 18,6 17,5 17,5 Schafe..... 26,9 17,2 13,2 12,3 Schweine.... 24,1 29,8 31,6 36,4 Ziegen..... 6,1 5,8 5,6 6,7 Demnach hat relativ die Stückzahl bei ollen Viehgattungen, mit Ausnahme bei Schweinen, abgenommen. Deutschlands Kohlenproduktion. In den ersten drei Jahres- Monaten stellte sich die deutsche Steinkohlenproduktion auf 36 477 870 Tonnen gegen 37 697 874 Tonnen in der gleichen Vorjahrszeit. An Braunkohlen wurden 16 316 920 Tonnen(im Vorjahr 16 604 727) gefördert und an Koks 5 471 331 Tonnen(5 243 737) erzeugt. Die Preßkohlenproduktion setzte sich für die drei ersten Jahresmonate zusammen aus 1 007 073 Tonnen<931 636) Preßkohlen aus Stein- kohlen und 3 412273 Tonnen(3575033) Preßkohlen aus Braun- kohlen. Sie find schon wieder gute Freunde! ES ist nicht allzulange her. daß viele Industriellen m ihren Organisationen Beschwerde führten gegen die Ausbeuterpraktiken des Kohlensyndikats. Der Bund der süddeutschen Industriellen forderte seine Mitglieder auf, mit Lieferungsabmachungen zurückzuhalten. Ihm schlössen sich dann Handelskammern usw. an. Der Gesamtverband der bayerischen Industriellen wandte fich ebenfalls gegen die AuswncherungSpraktiken. DaS Kohlensyndikat reagierte nicht. Aber im stillen hat man alle Hebel in Bewegung gesetzt, um derlei gefährliche Dinge in Zukunft zu verhindern. Allerdings nicht auf dem Wege der Preisherab- setzung, sondern durch Spielenlassen aller möglichen Einflüsse. Und das hatte Erfolg. Aus der kürzlich abgehaltenen Sitzung des Ge- samtverbandeS des bayerischen JnduftriellenverbandeS wird berichtet: In der Aussprache wurde festgestellt, daß von feiten der bahersichen Industrie über wesentliche Mißstände bei Bezügen vom Syndikat nicht gellagt werden könne. Besonders die großen Abnehmer er- klärten, daß sie keinen Anlaß zu Klagen hätten. EL soll versucht werden, für den bayerischen Jndustriellenverband vom Kohsensyndikat dieselben Vergünstigungen zu erlangen, wie sie das württembergische Jndustriekartell genießt. Die Offerten der außenstehenden Kohlen- fruben sollen mit Dank abgelehnt werden. Es ist doch eigentünilich, die klugen Geschäftsleute die Angebote der Konkurrenz aus- schlagen, obwohl sie erstversuchen" wollen, vom Syndikat Ver- günstigungen zu erhalten. Bergmann Elektrizitätswerke. Der Geschäftsbericht für das Jahr 1903 weist einen Betriebsgewinn von 8 275 874 M. aus, gegen 7 176 364 M. pro 1907. Aus dem verbleibenden Reingewinn von 3 168 011 M. im Vorjahre 2 759 819 M. sollen wiederum 18 Proz. Dividende verteilt werden. Gewin». DieGesellschaft für Brauerei. Spiri- tuS- und Preßhefefabrikation vorm. G. Sinn er in Grünwinkel in Baden arbeitet mit einem Aktienkapital von 6000000 M. und besitzt folgende Werke: eine Preßhefesabrik, eine Spiritus- brennerei, eine Malzfabrik, eine Großbrauerei, eine Weizen« und eine Roggenmühle in Grünwinkel , ferner eine Spiritusbrennerei und eine Preßhefesabrik in DürmerSheim und eine Spiritus- brennerei und Preßhefefabrik bei Posen. Außerdem gehören der Gesellschaft in Karlsruhe 48 Gastwirtschaften sowie eine See- und Flußreederei. Von den 3 900 000 Mark Attien der Stcttiner Spritwerke besitzt sie allein 2 100 000 M Seit ihrem Be­stehen, d. h. seit 1887, hat die Gesellschaft noch nie unter 10 Prozent Dividende verteilt. Seit 1«02 verteilte sie dreimal 26 und zweimal 16 Prozent. Der jetzt erschienene Jahresbericht weist einen lieber- schütz von 2 136 286,99 M. auf. Es werden ausgeschüttet: 4 Prozent BorauSdividende auf das 6 Millionen betragende Aktienkapital--- 240 000 M., für statutarische und vertragsmäßige Tanttemen an Bor - stand und Aufsichtsrat 99 321,12 M., ferner 12 Prozent Euper- dividende--- 720000 M. Als Vortrag auf neue Rechnung 189 575 Mark. Die Aktionäre haben also 16 Prozent Dividende eingeheimst und die sieben Aufsichtsratsmitglieder erhielten zusammen fast 100 000 M. oder etwas über 14000 M. pro Person. Mus der frauenbcwegung* Rüstet zur Maifeier! Das Proletariat rüstet wiederum zur Maifeier. Wo es an- gängig ist, soll sie durch Arbeitsruhe begangen werden. Diese sich selbst und anderen zu ermöglichen, mutz jede Arbeiterfrau, jede Prolcrarierin bestrebt sein. Aber in letzterer Beziehung lätzt Gedankenlosigkeit noch vielfach sündigen. Vor anderen Festen wird geputzt, gescheuert, geschmückt und frühzeitig eingeholt, damit am Festtage für deS Leibes Notdurst voraus gesorgt, den eigenen Händen Ruhe vergönnt ist, des HauseS anheimelnde Ordnung Er- quickung und Erholung bietet. Weniger geschieht das vor dem 1. Mai. Und er sollte doch der Fest- und Feiertage erster sein. Besonders wird versäumt, vorher einzuholen. Da müssen am 1. Mai vielfach noch Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände besorgt werden. Das beeinträchtigt die eigene Feier und zwingt andere in die Mtagstretmühle. Der Widerstand gegen die Freigabe deS 1. Mai für Handlungsangestellte usw. hat seine Wurzel vielfach in der gerügten Gedankenlosigkeit. Wird am 1. Mai nicht ein- geholt, lätzt der Chef sein Personal wohl gern spazieren gehen. Und man kann für einen Tag Vorsorgen. Das mutz ja auch ge- schehen für den ersten Oster-, Pfingst- und Weihnachtsfeiertag. WaS für diese Tage möglich sein mutz, kann für des Proletariats frei- gewählten, selbstbestimmten Weltfeiertag nicht unmöglich sein, dürfte und sollte es nicht seinl Unsere Genossinnen, und wo deren Gedankenlosigkeit freundlicher Erinnerung bedarf, unsere Genossen, sollen nur die erforderlichen Vorbereitungen treffen. Am Abend vor dem 1. Mai mutz alles zu dem Feste gerüstet sein. Sich selbst und den anderen, die sonst zur Fron am 1. Mai ver­urteilt sind, ist jede Proletarierin das schuldig! Nun tauchen diesmal besondere Schwierigkeiten auf. DeS- halb dieser Hinweis, damit man, den Umständen Rechnung tragend. der Schwierigkeiten Herr werde. Der 1. Mai fällt auf einen Sonn- abend. Und was wichtiger ist: an diesem Tage ist Lohntag für viele und deshalb Haupteinholungstag. Das macht die Sache schwierig. Aber bei gutem Willen und entsprechender Vorbereitung lätzt es sich doch wohl machen. Am Freitag kann eben nur das Dringendste für Sonnabend eingeholt werden; auf Sonntag und Montag sind die übrigen Besorgungen zu verschieben. Wo ein Wille ist, findet man auch den Weg zum Ziele. Für unsere Genos- sinnen mutz es Grundsatz sein: am 1. Mai wird nichts eingeholt! Dritter Verbandstag der christliche» Heimarbeiterinnen. In der vergangenen Woche tagte in Berlin der dritte Ver- bandstag derchristlichen" Heimarbeiterinnen. Im Jahre 1902 ward der Verband unter hoher Protektion gegründet, um die Heimarbeiterinnen dem Einfluß der modernen Arbeiterbewegung fernzuhalten. Der ganze äußere Charakter der diesjährigen Tagung, die gepflogenen Debatten und last not least die Aufmerksamkeit und Beschickung, die ihr von Regierungsseite und aushöchsten Kreisen" zuteil ward, zeigten, daß hier keine klassenbewußten Arbeiterinnen versammelt waren. Zu deren Tagungen erscheint weder ein Geheimrat Paekler als Vertreter des ReichSamteS des Innern noch ein Fräulein von GerSdorff als Vertreterin der Kaiserin. Klassenbewußte Arbeite­rinnen senden allerdings von ihren Tagungen auch kein Telegramm an die Kaiserin, m dem sie sagen:650 christliche Heimarbeiterinnen gedenken an ihrem Verbandstag in Dankbarkeit und Treue ihrer geliebten Kaiserin und geloben, all ihr Ringen unter das Wort zu stellen:Mit Gott für Kaiser und Reich!"", wie es hier ge- schehen ist. Arbeiterinnen, die die Zusammenhänge des Wirtschaft- lichen, sozialen und politischen Lebens begriffen haben, die also zum Bewußtsein ihrer Klassenlage erwacht sind und den Willen haben, die Hebung ihrer Klasse und deren endgiltige Befreiung durchzusetzen, die wissen, daß dies nur durch gemeinsamen Kampf gegen die herrschenden Klassen durchgesetzt werden kann, nimmer unter deren Protektion. Die Geschichte des HeimarbeiterschutzeS, oder richtiger ausgedrückt, die Tatsache, daß immer noch kein gesetzlicher Schutz für die Heimarbeiter geschaffen wurde, hätte auch den Mitgliedern des HeimarbeiterinnenverbandcS diese Erkenntnis vermitteln müssen. Auf der Heunarbeitsaus- stellung 1906 erschienen die Kaiserin, die kaiserlichen Prinzen, der damals noch im Amte stehende Graf v. Posadowskh und dessen Tochter, desgleichen zahlreiche hohe Regierungsbeamte. Alle haben sich von dem grausen Heimarbeiterelend überzeugt, alle haben ihre Sympathie den Aermstcn der Armen, den Heimarbeitern, aus- gesprochen, aber zu gesetzlichen Matznahmen kam es nicht. In der den Reichstag beschäftigenden Novelle zur Gewerbeordnung ist der erste Anfang eine» Heimarbeiterschutzes enthalten, der aber nimmer die Arbeiterschaft bestiedigen kann. Dieser Umstand zeigt doch deutlich, daß nicht die Philantropie hochgestellter Persönlichkeiten hier Wandel schafft, sondern daß im Widerstreit der Interessen zwischen Arbeiter- und Unternehmerschaft die erstere nur dann etwas erreichen kann, wenn sie energisch und zielklar in ge- schlossener Phalanx um die Durchsetzung ihrer Forderungen ringt. Da die GewerbordnungSnovelle und die ReichsversicherungS- Novelle dem Reichstage vorliegen, hätte man erwarten sollen, datz die Heimarbeiterinnen dem Wenigen, was dort geboten wird, gegenübergestellt haben würden, was im Interesse der Arbeiterschaft unbedingt zu fordern ist. DaS Gegenteil geschah. Fräulein Behm beantragte dffe Streichung ihrer Programmforderung: Ausdehnung der Invaliden-, Kranken- und Hintexbliebenenverstcherung auf die Hausgewerbetreibenden und Heimarbeiter, weil die ReichsversicherungSordnung vorliege. So. lange diese nicht Gesetz geworden sei, könne man über diese Punkte nicht reden! Heiliger Bimban, ist das eine Logik! Wir vermeinen, just jetzt, da die Gesetzgebung sich mit dieser Materie beschäftigt, gilt es, durch den WillenSauSdruck organisierter Arbeitermassen einen Einflutz auf die Legislative auszuüben. Die Arbeiterschaft sollte um so mehr keine Gelegenheit vorübergehen lassen, dies zu tun, da erfahrüngsgemätz die Unternehmer noch ganz andere Mittel anwenden, die Gesetzgebung ihren Interessen dienstbar zu machen.(Geheime Aergherrenkonferenz.) Doch wir vergaben, daß eschristliche" Arbeiterinnen sind, die mit Gott für Kaiser und Reich streiten wollen, statt all ihr Streben darauf zu richten, die Misere der Heimarbeit zu beseitigen. Die Vorsitzende des Vereins, Frl. Behm, sowie der Referent Dr. Franke, der über Submission und Heimarbeit sprach, verlangten keineswegs die Beseitigung der Zwischenmeister, sondern eine gesetzliche Regelung ihre? Parasiteneinkommens, also ihre Erhaltung. Frl. Behm erklärte sogar, die Zwischenmeister seien unentbehrlich! Freilich, wenn man Arbeiterinnen und Zwischenmeisterinnen in einer Organisation zusammenfaht, da darf man den letzteren kein Weh antun. Man kann höchstens, wie hier geschah, an ihr gutes Herz appellieren, was freilich ziemlich wirkungslos bleiben wird. OberregierungSrat Dr. B i t t m a n n, ein vorzüglicher Kenner der Heimarbeiterverhältnisse, referierte über die Errichtung von Lohnämtern, denen die Fixierung und Festlegung von gesetzlichen Mindestlöhne» obliege» solle, Freilich sang er gleichzeitig ein großes Loblied auf die geplante Hinterbliebenenversicherung, die in vor- liegender Gestalt die heftigste Kritik aller modernen Arbeiter und Arbeiterinnen hervorruft. Die Referate über Ausbildung der Heimarbeiterinnen durch selbstgeschaffene Kurse, sowie durch Pslichtfortbildungsschulen zeigten, daß die christlichen Heimarbeiterinnen und ihre Führer und Gönner keineswegs auf eine Beseitigung, sondern auf eine Befestigung und Erweiterung der Heimarbeit hinarbeiteten. Forderten sie doch nicht nur eine Fort- und Weiterbildung der Heimarbeitcnden, sondern auch eine Schulung und Anlernung junger Mädchen und Frauen zur Heimarbeit. Im ganzen zeigte die Tagung: viel Unklarheit und Konfusion spukt in den Köpfen der christlichen Heimarbeiterinnen. Einen kleinen Lichtblick brachten die Referate von Fräulein Schritter und Fräulein E r k e n s. Die erstere forderte Erhöhung der Beiträge auf 10 Pfg. pro Woche; die zweite Referentin bc- gründete die Notwendigkeit von Unter st ützungea beiLohn- bewegungen. Sie erklärte: Die ursprüngliche Annahme, datz die Heimarbeiterinnen- bewegung ohne ernste Lohnkämpfe gefördert werden könnte, haben wir als unrichtig erkannt. Die Arbeitfleber haben sich den Heim­arbeiterinnen vielfach geradezu feindlich entgegengestellt. Wollen wir erfolgreich dagegen ankämpfen, so dürfen wir auch vor ernsten Mitteln, wie es der Streik ist, nicht zurückschrecken..." Diese Auslassungen sind uns ein Beweis für die Richtigkeit unserer oft wiederholten Behauptung, datz die Macht der Ver- Hältnisse aufrüttelnd wirke auf die Proletarierinnen. Wäre keine Arbeiterbewegung vorhanden, sie würde entstehen, weil die Aus- beutung der menschlichen Arbeitskraft die Arbeitenden zum Kampf gegen diese treibt, zunächst instinktiv, später bewußt und zielklar. Zersplitterungsorganisationen, wie es die christlichen sind, wurden geschaffen, um die Macht der freien Gewerkschaften zu lähmen, den Aufstieg der Arbeiterschaft zu hemmen. Um solche Organisationen zu sckmften« müssen ihre Gründer sich naturgemäß an die Jndiffe- rentesten, an die Zurückgebliebensten wenden, die vom Baume der Erkenntnis noch nicht gegessen haben. Andere würden, in Berück. sichtigung ihrer eigenen Interessen, nicht zu haben sein. Nun hat aber die Erfahrung gelehrt, und die obigen Auslassungen Fräulein ErkcnS bestätigen es, daß die Arbeiterinnen, die die Macht, die im Zusammenschluß liegt, erst erkannt, die den Gedanken der Solidari- tat erst erfaßt haben, durch den Druck des Kapitals sowie durch die Energie der Gesamtarbeitcrschaft vorwärtsgetrieben werden, ganz gegen den Willen ihrer Protektoren. Diese können dann wehklagend, gleich dem Goetheschen Zauberlehrling, ausrufen:Die ich rief, die Geister, werd' ich nun nicht los". Das ist eine auch für uns erfreuliche Erscheinung auf dem Verbandstag der christlichen Heimarbeiterinnen. Die Einführung des Frauenwahlrechts wird in Schweden nicht mehr lange auf sich warten lassen. Der Konftitutionsauöschuh des schwedischen Reichstags hat in seiner Mehrheit dem Antrage der Liberalen auf Einführung des aktiven und passiven Wahlrechts der Frauen zugestimmt. In seinem nun dem Reichstage vorliegenden Gutachten wird ausgeführt: der Hauptgrund dafür, datz man vordem die FrauenwahlrechtSanträg« abgelehnt habe, sei der gewesen, eine Verzögerung der Lösung der Wahlrechtsfrage in bczug auf die Männer zu verhindern. Jetzt liege kein Grund mehr vor, die Lösung der FrauenwahlrcchtSfrage noch länger hinauszuschieben. Acht Ausschutzmitglieder, sämtlich Herren von der ersten Kammer des Reichstags, haben dem An- trage nicht zugestimmt, und sechs von diesen Gesetzgebern erster Güte wollen erst einmal wieder eine Untersuchung über die vor- auSsichtlichen Wirkungen des Frauenwahlrechts veranstaltet wissen, damit die Sache nicht zu schnell geht. Sie befürchten offenbar, datz zu viele Proletarierinnen in den politischen Kampf hinein- gezogen werden könnten,_ Leseabende. FriebrichSfelde. Dienstag, den 27. d. M. im Lokale der Genossin Bartholain. Prinzenallee 59. Tegel . Nicht Dienstag, sondern Donnerstag, den 29. April, bei Haifes, Brunowstratze. Sericdts- Leitung. Prozeß MirSki.----- Die Anklage gegen den früheren Studenten Demetrius MirSki wegen Verbrechens gegen das Sprengstoffgesetz wird am 3. Mai wiederum das Schwurgericht des Landgerichts I beschäftigen. Der Angeklagte ist, wie wohl noch erinnerlich ist. im November 1907 in einer Pension in der Elsasser Straße verhaftet worden, weil er in dem Verdacht stand, einem russischen Terroristenbund anzugehören. In seinem Besitze soll ein Koffer mit doppeltem Boden gefunden und in diesem verborgen von der Polizei elektrische Apparate ent» deckt sein, die dazu dienen sollten, Sprengstoffe zur Entzündung zu bringen. MirSki hat schon einmal vor den Geschworenen ge- standen. Die damalige Verhandlung blieb ohne Ergebnis, weil MirSki vor Gericht auf alle Fragen ganz unvernünftige Ant- Worten gab. so daß eine Verhandlung ganz unmöglich war. Der Angeklagte hatte im Untersuchungsgefängnis einen TobsuchtS- anfall gehabt und hat jede Nahrungsaufnahme verweigert. Dann saß er eines Tages wieder bis auf das Hemd entkleidet und ganz verblödet in der Zelle und schrie immer: Strafe! Strafe!" Die Verhandlung bor dem Schwurgericht mutzte seinerzeit vertagt werden und es wurde beschlossen, den An- geklagten auf feinen Geisteszustand untersuchen zu lassen. Diese Untersuchung hat stattgefunden und stellte fest, daß der Angeklagte zur Zeit der Untersuchung gristeSgestSrt war. Er wurde infolge- dessen einer Irrenanstalt zugeführt. Aus dieser ist er wieder t» das Untersuchungsgefängnis entlassen. Nunmehr soll MirSki wieder vor den Geschworenen erscheinen. Dem Vernehmen nach soll er neuerdings wieder ein absonderliches Verhalten im UntersuchungS- gefängnis gezeigt haben._ Verdorbene Wurst. Vom Landgericht I in Berlin ist am 5. Januar die Fleischwarenhändlerin Berta Wessel geb Winter wegen Vergehens gegen das Nahrungsmittclgesetz zu 2 Wochen Gefängnis verurteilt worden. Zur fraglichen Zeit hielt sich ihr Ehemann, der eine Gefängnisstrafe verbüßen sollte, verborgen, und die Angeklagte leitete allein das Geschäft. EincS TageS nahm der Polizeitierarzt eine Durchsuchung in ihrem Laden vor und fand auf dem Ladentische und dem Regale Würste, die vollständig ver- härtet, stark ranzig und in Fäulnis übergegangen waren. Die Angeklagte behauptete, diese Würste hätten gar nicht verkauft werden sollen, aber das Gericht schenkte ihr keinen Glauben, weil anderenfalls diese Würste wohl von dem Ladentische entfernt worden wären. Die Revision der Angeklagten wurde am Frritag vom Reichsgerichte als unbegründet verworfen. ßnefftaftai der Czepeältlon. G. 2. 100. ES liegt kein Druckfehler vor. Dt« Zeit t 6 Uhr, tv« unS angegeben._ Amtlicher Marktbericht der städtischen Rarkthallen-Dlrektion über den Großhandel in den Zenwal-Markthallen. Marktlage: Fleisch: Zusnhr schwach, Geschäst ruhig, Preise unverändert. Wild : Zusuhr sehr siitipp, Geschäjt rege, Preise scst. Geflügel: Zusuhr knapp, Ge« schäst lebhast, Preii« hoch. Fische: Zusuhr reichlich. Geschält sehr schleppend, Preise allgemein nachgebend, vntter und Käs»: Geschäst ruhig, Preii« unverändert. Gemüse, Obst und Südfrüchte: Zufuhr genügend, in Salat und Spinat über Bedarf. Geschäst lebhaft Preist wenig verändert,