Nr. 99. 26. Jahrgang.
250. Sigung vom Mittwoch, den 28. April, nachmittags 2 Uhr.
Am Bundesratstisch: Dr. Nieberding.
legen wollen. Der Abg. Pauli hat besonders hervorgehoben, daß Wenderung für sehr bebentlich. Sie stellt eine wesentliche Ver man in den Kreisen der Unternehmer sich allgemein über das Zu- befferung nicht dar. Ueberhaupt ist es noch fraglich, ob die standekommen dieses Gesetzes freue. Ich glaube nicht, daß das den Sicherheitsleistung nicht gerade den Schutz derjenigen, die man schützen Tatsachen entspricht. Schon bei der ersten Lesung habe ich darauf will, beseitigt.
hingewiefen, daß weite Unternehmerkreise bon dem Ges
An feiner Stelle ist die Möglichkeit, das Gesetz zu umgehen, so ſeze nichts wissen wollen, und in den verflossenen anderthalb gegeben, wie an dieser. Wahrscheinlich wird überall, wo Privat Auf der Tagesordnung steht zunächst die zweite Beratung des werden der Beschlüsse der Kommission haben sich sehr große Unter- Wertpapieren in Frage kommen. Wer wird aber dann die Sicherheit Jahren hat sich diese Stimmung nicht geändert. Nach dem Bekannt- perfonen bauen wollen, die Hinterlegung der Sicherheit in Geld und Gesetzentwurfs über die Sicherung der Bauforderungen. nehmerbereinigungen gegen den zweiten Teil des Gefezes erklärt. leisten? In Unternehmerkreisen ist man der lleberzeugung, daß immer, Die Beratung beginnt bei dem von der Kommission zugefügten Ich nemne nur den Arbeitgeberbund für das Bau- wenn der Eigentümer von der Eintragung des Bauvermerks nichts ersten Abschnitt: Allgemeine Sicherungsmaßregeln. gewerbe von Groß- Berlin, ebenso den Arbeitgeberbund wissen will, er demjenigen Unternehmer den Vorzug geben wird, Abg. Dr. Meyer- Kaufbeuren( 8.): Die Erkenntnis, daß die Bau- für Mitteldeutschland. Auch eine Stimme aus Süddeutsch - der ihm versprechen wird, die Sicherheit mit zu übernehmen. Bei handwerker sich allein in genügender Weise gegen Betrug nicht schützen land will ich anführen. Mitte Februar erschien im Hochbau" in dieser Sicherheitsleistung handelt es sich aber um große Beträge. fönnen, ist mit der Zeit allgemein geworden. Der Gesezentwurf München , dem amtlichen Organ in der bayerischen Bau- In Berlin kommen Objekte von 200 000, 300 000, 400 000 und auch erfüllt nicht alle Wünsche der Bauhandwerker; Beschränkung war not- berufsgenossenschaft, ein Artikel, in dem der Gesetzentwurf ein 500 000 M. in Frage. Der Unternehmer, der diese Sicherheit leisten wendig, damit durch Einschränkung der Bautätigkeit zufolge des Ge- Verlegenheitsprodukt genannt wird, das den Bauhandwerkern, will, muß über große Kapitalien oder großen Bankkredit verfügen. fezes nicht die Handwerker geschädigt werden. Sehr zu begreifen namentlich den fleinen, nur Pflichten auferlegt, und eine Schädigung Das wird aber dazu führen, daß nur sehr fapitalträftige Untenehmer ist es, daß die Kommission neben den Neubauten, welche der Entwurf des gesamten Bauhandwerfs zur Folge haben werde. Zum Schluß bei solchen Objeften in Frage kommen. Weiter würde es dazu führen, allein berücksichtigte, auch die Abriß- und Ersazbauten aufgenommen heißt es:„ die den Rahm abschöpfen werden, sind die Rechtsanwälte". daß die einzelnen Unternehmer immer mehr zum Generalunternehmer hat; mit den Umbauten war dies nicht möglich, das hätte zu un- Auch in den Kreifen der kleinen Handwerker ist für ein gefeßliches werden und für die für den Innenausbau in Frage kommenden Kleinnatürlichen und juristisch unmöglichen Konsequenzen geführt. Neu Eingreifen nicht mehr die Sympathie vorhanden wie in den neunziger handwerker schwindet damit die Möglichkeit, die Arbeiten uumittelbar zu geschaffen sind von der Kommission die Bauschöffenämter, die als Jahren. Viele meinen, daß auch, wenn der Entwurf Gesez wird, erhalten.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Für diese tritt Aufsichtsämter fungieren sollen, bei Streitigkeiten aber auch als von einer wirklichen Sicherung der Bauforderungen gar alfo eine Verschlechterung ihrer Lage ein. Der Generalunternehmer Einigungsbehörden dienen sollen. Wir hoffen, daß das Gesetz sich teine Rede sein kann, und schließlich hat zu dieser wird nun aber wahrscheinlich auch zur Aufbringung der Sicherheitsin der Praxis bewähren wird. Abg. Pauli( t.): Ich unterschreibe alles, was der Borrebner stände im Baugewerbe, soweit der Bauschwindel in Frage fommt, mir das ein im Baugewerbe stehender Unternehmer. Stimmung wohl mit beigetragen, daß im Laufe der Jahre die Miß- leistung noch die Kleinhandwerker heranziehen. Wenigstens versicherte ( Hört! gefagt hat. Die Handwerkskreise sind von dem Gesetz, wie es aus nicht mehr in dem Maße in Erscheinung getreten sind, wie in den hört! bei den Sozialdemokraten.) Bevor der Generalder Stommission herausgekommen ist, mit ganz geringen Ausnahmen 80er oder 90er Jahren. Bei der ersten Lesung sprach ich die Be- unternehmer feine Offerte abgibt, läßt er sich ja von vollständig befriedigt. fürchtung aus, daß die Krise die alten Mißstände wieder zum Auf- den Handwerkern Offerten machen, und wo eine Raution Abg. Lind( natl.): Die Regelung der Materie ist sehr schwierig, leben bringen würde. Diese Befürchtung ist, soweit ich übersehen zu zahlen ist, müssen die Handwerker dazu beitragen. Das wird so daß man begreifen kann, daß die Regierung nur mit Zögern fann, nicht eingetroffen. Das ist ein Beweis dafür, daß im wahrscheinlich auch hier eintreten, und wo bleibt dann die Sicher herangegangen ist. Aus der Kommission ist der Entwurf Baugewerbe eine gewisse Gefundung eingetreten ist. Berücksichtigt heit. Die minder kapitalfräftigen Unternehmer werden überall, wo in start vermehrter Auflage hervorgegangen; ich hoffe, der Reichstag wird anerkennen, daß es auch eine verbesserte Auflage man nun, daß in den Kreiſen, die durch das Gesetz geschützt werden es sich um die Sicherheitsleistung handelt, zurüdgedrängt werden. sollen, sehr viele Gegner desselben sind, so müßte man eigentlich zu ist. Die Kommission hat den Schutz für die Bauforderungen wirt dem Schluß tommen, es sei besser, den zweiten Teil abzulehnen. Durch die Bestimmungen über die Sicherheitsleistung gedient, so haben Aber wenn die Handwerksmeister meinen, ihren Interessen sei famer gestaltet, indem sie die Verpflichtung zur Führung eines Baus Das würde aber nach Ansicht meiner politischen Freunde ein wir feine Veranlassung, dagegen aufzutreten. Noch auf einen anderen buches einfügte, indem sie bestimmte, daß der Bauvermert nicht schwerer Fehler sein. Es gibt noch immer Mißstände, die ein Bunft will ich aufmerksam machen. Die Feststellung des Baustellen hinter dem vollen, sondern hinter drei Viertel des Baustellenwertes gefeßliches Eingreifen rechtfertigen. Wir brauchen auch ein Gesez, wertes spielt in dem Gefeß eine Rolle. einzutragen ist, indem sie ferner von dem Bauvermerk nicht den um in der Folgezeit vorbeugend zu wirken, und dazu ist diese Vor- diese Aufgabe erfüllen sollen, kann die Erfahrung lehren. In der Wie die Bauschöffenämter jenigen befreite, der den vierten Teil der voraussichtlichen Baukosten lage in ihrem ersten Teile wie geschaffen. Die Bestimmung über die Kommission sagte ein Vertreter der Regierung, man denke sich die hinterlegte, sondern diese Summe auf den dritten Teil erhöhte. Es Verwendung des Baugeldes im§ a, der Buchführungszwang im§b Sache so, daß bei Anlegung neuer Baufluchtlinien der Baustellenist nicht zu leugnen, daß vielleicht eine Erschwerung des Bauens zu werden ihre Wirkung um so weniger verfehlen, da die anderweitige wert generell festgelegt werden soll. Ich möchte diese Erklärung folge des Gesezes eintreten wird; das wird aber durch die Ver- Verwendung des Baugeldes und die Unterlassung der Buchführung unterstreichen, diese Maßnahme fönnte dazu beitragen, daß der minderung des Rififos und den erhöhten Schutz der Handwerker hohe Strafen mit sich bringt. Auch die Bestimmung im§ b, wo Grund- und Bodenwucher nicht ins Unendliche geht. wettgemacht. Zweifellos ist das Gefeß nicht überall ein Bedürfnis, nach der Bauleiter verpflichtet ist, an leicht sichtbarer Stelle einen Noch ein Wort zu unseren Anträgen. Wir wünschen, daß zum Beispiel nicht in den mittleren und fleinen Städten; Anschlag anzubringen, welcher den Stand, den Familien- und Vor- unter den Bauschöffen auch ein Arbeiter fein foll deshalb hat der Entwurf das Richtige getroffen mit der Be- namen sowie den Wohnort des Eigentümers und Unternehmers in Die bisherigen Redner haben sich gegen diesen Antrag erklärt. Das stimmung, daß durch landesherrliche Verordnung die Gemeinden deutlich lesbarer und unverwischbarer Schrift enthalten muß, wird Gefeß wird ja aber nicht in kleinen Orten zur Einführung kommen, bestimmt werden, in denen die dingliche Sicherung der Bau ihre gute Wirkung feineswegs verfehlen. Für den ersten Teil des sondern nur in großen wirtschaftlichen Intereffengebieten, zum Beispiel forderungen stattfinden soll. Für eine wesentliche Verbesserung Gefeges find ja auch alle intereffierten Kreise. in Berlin und Vororten. Dort würden nicht nur vier Bauschöffen
halten wir die von der Kommission im§ 19 zugefügte Bestimmung, daß eine Bauhypothet für Lohnrückstände von Bauarbeitern bis zur Höhe des auf zwei Wochen entfallenden Lohnes den Vorrang vor den übrigen Bauforderungen hat; diese Bestimmung halten wir für fozial und werden ihr zustimmen. Ablehnen dagegen werden wir die Forderung der Sozialdemokraten, daß unter den Bauschöffen mindestens ein Arbeiter sein muß.
den
Der zweite Teil hat, darin stimme ich mit den Vorrednern in Frage kommen, die der Entwurf als Mindestzahl nennt, sondern überein, durch die Kommissionsbeschlüsse erhebliche Verbesserungen da genügen auch 14 nicht, weil ja auch die verschiedenen Untererfahren. Ich erinnere nur an die Ausdehnung des Gesetzes aufnehmertategorien in dem Bauschöffenamt vertreten fein sollen. Da Ersatz- und öffentliche Bauten, an die Einführung der Bauschöffen- ist es doch nicht unbillig, zu verlangen, daß den Handwerkern ein ämter, auf die Besserstellung der Sicherheitshypothet und schließe einziger Sig unter den Bauschöffen eingeräumt werde.( Sehr richtig! lich an den Vorrang, auf Wunsch meiner Freunde bei den Sozialdemokraten.) Die Bauschöffenämter haben ja auch Abg. Dove( frf. Bg.): Auch ich glaube, daß der Entwurf aus die Lohnforderungen der Bauarbeiter haben follen. Bei der wichtige Interessen der Arbeiter zu bertreten. Ich der Kommission wesentlich verbessert herausgekommen ist. Die ersten Beratung waren meine politischen Freunde der Meinung, bitte Sie daher, Ihre Bedenken gegen unseren Antrag fallen zu Kritit, die ich in der ersten Lesung an dem Entwurf übte, sollte ihn es sei richtig, daß das Gesetz gleich allgemein ein- laffen. Einige Worte will ich auch unserem Antrage widmen, daß die nicht unterminieren, sondern entsprang dem Gefühl, daß wir hier geführt oder mindestens in allen Gemeinden über 2000 Einwohner auf bullanischem Boden stehen, daß die Sicherheit des Hypotheken- eingeführt werde. Nach der Vorlage muß ja durch landesherrliche Arbeiterinteressenvertretung vor Erteilung der landesherrlichen Nach dem wesens ins Schwanken tommt, wenn eine bestimmte Hypothet einen Verordnung bestimmt werden, wo der zweite Teil eingeführt werden Genehmigung zur Einführung des Gefezes zu hören ist. besonderen Vorrang erhält. Der zweite Abschnitt des Gesetzes fezt foll. Wenn wir davon Abstand nehmen, einen Antrag auf all- Kommissionsentwurf soll die Handwerkskammer gehört werden. fest, daß die landesherrliche Verordnung die dinglichen Bestimmungen gemeine Einführung zu stellen, so deshalb, weil wir nicht ver- Der freifinnige Antrag verlangt, daß auch die im Bezirk bestehende in Kraft feßen fann und, wie ich hinzufüge, wenn fie fich nicht be- fennen, daß man die Wirkung des Gesetzes im Augenblic auch noch Handelsvertretung zu hören ist. Es ist doch selbstverständ währen, auch wieder außer Straft feßen tann. Durch landesherrliche nicht im entferntesten abzuschäßen vermag. In Unternehmerkreisen lich, daß auch die Arbeiterintereffenbertretung Verordnung tann also der zivilrechtliche Belagerungszustand über befürchtet man von dem Gefeß nicht nur eine Verteuerung des gehört wird, zumal wichtige Intereffen der Arbeiter in Frage eine Gemeinde verhängt werden. Daher ist es richtig, daß vorher Bauens, sondern auch eine ganz wesentliche Einschränkung der Bau- lommen. Als diese Vertretung denken wir in erster Linie an die Arbeitsdie Gemeinde und die Handwerkskammer des Bezirts zu hören ist. tätigkeit. Das aber würde für die beteiligten Streife tein Vorteil, sondern fammer, wenn der Arbeitskammergefeßentwurf Gesez wird. Ich Aber ebenso billig ist, daß auch die amtliche Handelsvertretung ge- ein sehr nachwesentlicher Nachteil fein. Diefer Nachteil würde auch bitte Sie also, auch diesem Antrage zuzustimmen. hört werde, wie wir beantragen. Die Herren von der äußersten weite Bevölkerungstreise treffen, besonders in Orten mit schneller Im übrigen will ich mit den übrigen Rednern wünschen, daß Linten haben beantragt, auch die gesetzliche Arbeitervertretung zu Bevölkerungszunahme würde schnell Wohnungs- wir nach Jahren fagen können, das Gesetz hat eine gute Wirkung hören. Was die Herren sich darunter vorstellen, ist mir nicht flar. manget, der sich leicht zur Wohnungsnot steigern tönnte, gehabt. Doch fürchte ich sehr, daß durch den zweiten Teil des GeWir werden dem Gesetz zustimmen und wollen hoffen, daß es fich eintreten. Wir meinen deshalb, man fönne zunächst ruhig abwarten, fetzes die Wirkung nicht erreicht wird, die Ihnen vorschwebt. nicht als ein Danaergeschenk für die Handwerksmeister erweisen möge. welche Wirkung der erste Teil des Gesezes haben wird. Sollte sie( Bravo ! bei den Sozialdemokraten.) ( Beifall bei den Freijinnigen.) sein, daß die wesentlichen Mißstände im Baugewerbe dadurch Abg. Dr. Mugdan( freis. Bp.): Sehr leicht kann durch das beseitigt werden, so würde das andere Gesetz vielleicht Gesetz der Mittelstand, dem geholfen werden soll, geschädigt werden. Abg. Bömelburg( Soz.): überflüssig werden. Deshalb ist wohl richtig, tvenn man Indem der§ 4 gestattet, daß jemand sich allen Belästigungen dieses Dieses Gesetz dient in der Hauptsache den Intereffen des vorläufig von der allgemeinen Einführung des Gesetzes Gesezes entzieht, wenn er ein bestimmtes Kapital hinterlegt, tanı Unternehmertums. Die Mitarbeit der Sozialdemokraten hat Abstand nimmt. Zwei Arten von Sicherungen von Bauforderungen leicht dazu führen, die Handwerker zugunsten des Großtapitals ausman sich hierbei gern gefallen gelassen. Wenn es sich aber um Maß- sind in der Vorlage vorgesehen, die eine liegt in der Eintragung im zuschalten. Die Zustimmung zu dem ganzen Gesetz wird meinen nahmen zum Schuße des großen Portemonnaies" des Herrn Grundbuchamt, die zu einer Sicherheitshypothet werden kann, und Freunden dadurch erleichtert, daß der zweite Teil nur durch landesv. Oldenburg handelt, so schiebt mar. die Sozialdemokraten gern bei- die andere Art der Sicherung ist die Hinterlegung einer Sicherheit herrliche Genehmigung in Kraft treten fann; den ersten Teil halten feite, weil man weiß, daß die Sozialdemokraten darauf nicht Rück- in Geld- oder Wertpapieren. Nach der Regierungsvorlage follte ein wir für so gut, daß es wahrscheinlich nicht nötig sein wird, daß der ficht nehmen( Sehr gut! bei den Goz.), sondern daß sie in erster Viertel der voraussichtlichen Bautosten hinterlegt werden. Die zweite Teil gar nicht in Kraft treten braucht. Daß mit der EinLinie gerade auf dieses große Portemonnaie die Lasten des Reichen Kommission hat das bis auf ein Drittel erhöht. Ich halte diese richtung der Bauschöffenämter den Städten wieder neue Laften
Kleines feuilleton.
( Paul Straumer- Bardhausen in der Dürer- Bundes
Korrespondenz.)
Notizen.
Der frante Mann". Es wird heute vielfach angeabdul Hamid II. gewesen sei. Die Bezeichnung ist aber viel älter. nommen, daß das häufig gebrauchte Wort vom„ franken Mann" am Goldenen Horn ein persönliches Prädikat des bisherigen Sultans
hunderts", daß zuerst der preußische Hofhistoriograph Friedrich minister, in seiner europäischen Staatengeschichte den Sultan einen Ancillon, ber Erzieher Friedrich Wilhelms IV. und spätere Staatsancillon, der Erzieher Friedrich Wilhelms IV. und spätere Staats franten Mann" genannt habe. Aber schon bei Montesquieu und Voltaire findet sich das Wort„ malade"( frant) in Verbindung mit dem politischen Zustande der Türkei , und bereits aus der Zeit der großen Türkenkriege im 17. Jahrhundert eristieren historische Boltslieder mit dem Titel„ Der Türd ist krant" und" Sulbans Krandheit". Richtig eingebürgert jedoch hat das Wort anscheinend erst Bar Nikolaus I. , der bei den Verhandlungen während des Krimfrieges den Vergleich der Türkei mit einem Schwerkranken mehrfach in diplomatischen Schriftstücken gebrauchte.
die Kunst der Dichter und Schriftsteller auf die Gemüter der Leute machte, die bis dahin nur Detektiv- und Schauergeschichten und ähnliche traurige Erzeugnisse kannten. Einen im zweiten Jahre dienenden Das Bolt selbst über die Schundliteratur. Unwillkürlich brängt gelegen hatte, fragte ich:" Im Lazarett hat es Ihnen doch wohl ganz Soldaten, einen fogenannten alten Mann", der einmal im Lazarett nich dem, der vom Kampfe gegen die Schundliteratur" liest und hört, die Frage auf, wie sich das Bolt selbst zu seiner Literatur gut gefallen?"" Nein! Es ist da zu langweilig!" antwortete er. Treitschte erwähnt in seiner„ Deutschen Geschichte des 19. JahrHattet Ihr denn nichts zu lesen?" stellt. Ich selbst hatte schon oft, wie ich gestehen muß, lächelnd Räuberbücher, und das Zeug bekommt man fatt." Klingt das nicht baran gedacht, wie so viele hochgelehrte Herren und opferwillige wie ein Ruf, zu helfen? Unterstützen diese Worte des schlichten Damen eifrig daran arbeiteten, die Schundliteratur zu ver- Mannes nicht aufs beste die Aufrufe und Bitten, die unsere Großen drängen, während die Verehrer der Schundliteratur, ahnungslos, erfchallen lassen? daß um ihr bißchen geistige Most ein Kampf tobt, die Schauerromane und geschichten weiterlesen; ja, daß sie erbost sein würden, wenn man ihnen ihre gewohnte Unterhaltung nähme und durch schlechtere" erfekte. Der Aufenthalt in einem großen GarnisonLazarett, wo ich mit vielen Soldaten in einem Raume zufammenwohnen mußte, belehrte mich eines anderen. Ursprünglich zu meiner Unterhaltung hatte ich, zum Verdruß des Lazarettpersonals, eine Anzahl Bücher mitgenommen, die ich aber bald berlieh. Mit den wissenschaftlichen Werken fonnten meine Kameraden natürlich nichts anfangen. Die meisten Bücher der schöngeistigen Literatur aber lafen fie mit graßem Ver langen und Genuß. Am begehrtesten war der Roman Fata Mor gana" von Johannsen mit bewegter Handlung und einfachen Motiven. Für Adalbert Stifters feine, duftige Poesie, durch Waldbrunnen" und Bunte Steine" bertreten, war allerdings wenig Verständnis vorhansen. Auch Helene Böhlaus Sommerseele und Muttersehnsucht" fanden infolge der darin entwickelten fchwierigen Probleme wenig Antlang. Aeußerst gern wurden gelesen: Raabes Schwarze Galeere", Sterns Flut des Lebens", Ricarda Huchs Mondreigen von Schlaraffis", Boigt- Diederichs, Borfrühling" und andere ähnlicher Art, die aufzuzählen nicht nötig ist; denn diese weniger Beispiele genügen, um zu zeigen, daß auch die weniger und wenigst gebildeten Glieder unseres Volkes an einer edlen Lektüre Gefallen finden. Die Soldaten zeigten sich fehr erfreut( und waren es wirklich), daß ihnen Lesestoff dieser Art bermittelt worden war. Solche Bücher", sagten sie und die Prantenwärter, gleichfalls Soldaten, haben wir noch nicht gelesen. Woher sollen wir die auch bekommen? Wir wissen nicht, wo es die gibt." Wie groß war erst die Freude, als ich ihnen am Abend borlas! Die Krantenwärter, die Leichtkranken anderer Stuben tamen, um zu lauschen und die von ihnen noch nicht bernommene Sprache zu hören, um fich an den Bildern, die ihnen vorgeführt wurden, zu ergößen. Und wie freute ich mich, den Eindrud zu sehen, den durch meine bescheidene Vortragsweise
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Humor und Satire. Der Nachlaßsteuer- Weg. Und ein ahnungslos erschreckter Lefer fragt sich: Ist es wahr? Wider seinen Stachel lödt er, der ein braves Bugtier war? Der den Kanzler- Karren ländliche schändlich schon neun Jahre zieht, wie, er wäre jezo endlich des Agrarierdienstes müd'? Jst es möglich, daß er störrisch seinen Weg sich selber wählt, taub dafür, daß herrisch- närrisch Hüh und Hott der Lenker gröhlt? Komm zurüd von diesem Wege, febre um, folang' du kannst, Tritte triegst du sonst und Schläge auf den runden Haferwanft!
.. Seht, er hat ja nur geheuchelt, und er fommt zurück gerannt, und die Kruppe wird gestreichelt, wiehernd frißt er aus der Hand. Gott verhüte, daß der deutsche Reichsgaul ernstlich boden tann. Schwingt der Bauer seine Peitsche, zieht der Klepper wieder an. Franz.
Sven Hedin macht Wize. Er will, wie es heißt, die Zeitschrift April" berklagen, weil sie ihn als den größten Reflamehelden" gefeiert hat. Da verklagt er vielleicht auch uns, die wir sein hypergeschäftsmäßiges Gebaren auch nicht gerade in den Himmel gehoben haben. Das eine steht jedenfalls fest: Wären die Tibetaner halb so rauhbeinig, wie Dr. Sven v. Hedin es zu fein scheint, dann hätte der gute Mann kaum zu den heimischen Gestaden zurückgefunden.
Kuppelhorizont. In aller Stille ist die Bühne um eine neue technische Errungenschaft bereichert worden, die, wenn sie sich in der Praxis bewährt, eine große Zukunft hat und der modernen Bühne bemerkenswerte szenische Fortschritte sichert. Es ist das der Kuppelhorizont: ein Prospekt, der die ganze Bühne bedeckt und ihr einen echten Himmel verschafft, wie er bisher technisch nicht zu erzielen war. Während einer Probe des Balletts„ Coppelia" im Neuen föniglichen Opern- Theater( Kroll) präsentierte sich der neue Horizont zum ersten Male in feiner ganzen Schönheit. Dieser der Natur abgelauschte Himmel umschließt die Bühne in Form einer großen Halbglocke und zeigt Sonne, Sterne und Wölfchen so klar, wie es früher nicht möglich war. Db er sich praktisch bewähren wird, muß erst die Zukunft lehren, denu er erfordert einen tomplizierten Apparat. Auf hohen Eisentonstruktionen ruht das Himmelsdach, das nach Art eines Papierlampions in die Höhe zu richten und niederzulegen ist. Der Kuppelhorizont trägt selber die Lampen, die ihm das Licht spenden, und eine von ihnen malt optisch die Er scheinung der fliehenden Wollen, der Sonne und des Mondes.