Einzelbild herunterladen
 
  

Nr. 99. 26. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Donerstag, 29. April 1909.

Partei- Angelegenheiten.

Erster Wahlkreis. Am Montag, den 26. April, fand in Dräsels Festsälen für die Mitglieder des Wahlvereins des ersten Kreises der erste Vortrag über das Erfurter Programm statt. Referent war Genosse Dr. Dstar Cohn. Die Fortsetzung dieses Vortrages findet am Montag, den 3. Mai, abends 81/2 Uhr, im selben Lokale statt und werden die Genoffen gebeten, für zahlreichen Besuch zu agitieren. Der Vorstand. Rigdorf. Die Generalversammlung des Wahlvereins findet am Dienstag, den 4. Mai, abends 8 Uhr, in Hoppes Festfälen, Hermann­straße 49, statt. Auf der Tagesordnung steht: 1. Geschäfts- und Staffenbericht. 2. Die legten Vorgänge im Stadtparlament. 3. Dis­Tussion. 4. Verschiedenes.- Mitgliedsbuch legitimiert. Der Vorstand.

Die Mahlsdorfer   Genossen und Genoffinnen, welche am 1. Mai, bormittags 10 Uhr, an der Versammlung in Raulsdorf, Ha manns Gesellschaftshaus, Berliner   Chauffee, teilnehmen wollen, treffen sich früh 9 Uhr in Drägers Restaurant, Mahlsdorf  , Bahnhofstraße. Die Mitgliedsbücher der Gewerkschafts­organisationen find zum Abstempeln mitzubringen.

Bernsdorf  . Am Sonntag, den 2. Mai, nachmittags 3 Uhr, findet die Maifeier des Wahlvereins Bernsdorf und Umgegend im Lokale von Julius Knorr  , bestehend in Konzert, Festrede und Ball statt. Der Vorstand.

Nieder- Schönhausen- Nordend. Diejenigen Barteigenoffen und Genoffinnen, die sich am 1. Mai an der Bormittagsversammlung in Bankow   beteiligen, treffen sich pünktlich 10 Uhr vormittags in Settekorns Waldschlößchen", Lindenstr. 1. Der Vorstand.

"

Rudow  . Die Maifeier für unseren Drt findet am 1. Mai abends im Lokale von August Ba Im statt.

Potsdam  . Die diesjährige Maifeier findet in folgender Weise statt: Vormittags 1/10 Uhr Versammlung bei Witwe Glaser, Kaiser- Wilhelmstraße. Nachmittags von 4 Uhr ab: Konzert und Abendfeier im Voltsgarten, Alte Luisenstraße. Festkarten 10 Bf.

Berliner   Nachrichten.

Bodenspekulation und Stadtverwaltung.

Für die Wohnungsverhältnisse in Groß- Berlin wird eine Befferung erstrebt von dem Ansiedlungsverein Groß- Berlin", der bor   Jahresfrist gegründet wurde und dem" Deutschen Verein für Wohnungsreform" als Ortsgruppe beitrat. In Berlin   und auch in vielen der Vororte sehen wir eine Zusammenpferchung der Menschenmassen, die die Bevölkerung von der Natur loslöst, die Mieter mit unnötiger Berteuerung der Wohnungen belastet, den Bodenbesitzern aber mühelos reiche Gewinne in den Schoß wirft. Demgegenüber will der Ansiedlungsverein darauf hinwirken, daß auf den noch freien Terrains, die in dem großen Gebiet von Oranienburg   bis Boffen, von Potsdam   bis über den Müggelsee hinaus reichlich vorhanden sind, für den alljährlichen Bevölkerungs­zuwachs Groß- Berlins die Möglichkeit einer weiträumigen Ansiedlung geschaffen und eine Verbilligung des Bohnens herbeigeführt werde. Erreicht soll das werden durch Beseitigung des bisherigen Zustandes, daß für die Erweiterung der großen Städte das privatwirtschaftliche System überwiegt, bei dem eine Handvoll Leute- Grundstüdsbesiker, Terrainspekulanten, Terraingesellschaften- eine dem Monopol sehr ähnliche Macht stellung haben und aus der maßlosen Steigerung des Bodenwertes die eigenen Taschen füllen. Die Hauptrolle bei der Stadterweite­rung müsse, sagt der Ansiedlungsverein, fortan den öffentlichen oder halböffentlichen Fattoren zugewiesen werden, dem Staat, den Gemeinden, den Genossenschaften. Durch Staat und Gemeinden könne Landerwerbung und Landaufschließung ebenso leicht geleistet werden wie jetzt durch Terraingefell schaften und sehr viel besser als durch fie. Für Landüber laffung an Private sei eben, um die Spekulation möglichst voll­ständig auszuschließen, das Erbbaurecht oder die Rentengutsform zu wählen.

Dieser Ansiedlungsberein Groß- Berlin" hatte in seiner lehten Sigung eine Aussprache über die Beziehungen zwischen Boden fpetulation und Stadtverwaltung. Das Thema wurde von dem Schriftsteller Eschwege   in einem Vortrag be­handelt, der hauptsächlich die Zustände in den südwestlichen Vor­orten Berlins   schilderte, und auf den speziell für Schöneberg  wichtigen Fall Haberland" näher einging. Eschwege   stellte an die Spize den Sak, dant den Gesetzesbestimmungen über den Einfluß des Grundbefizes auf die Gemeindeverwaltung müsse hier sozu fagen die korruption aum System gehören. Daß die

Aus dem Berliner   Polizeifumpf.

Grundbefizer die Sonderstellung, die ihnen durch Gesez gewährt unglückt? Oder hatte ein Unhold sie verschleppt, um ein Ver werde, nicht ungenutt lassen können, das liege in der Natur der brechen an ihr zu begehen? Die Polizei war baldigst benachrichtigt Sache. So werde unsere ganze Kommunalverwaltung zu einer worden, aber sie wußte feinen Nat und konnte auf wiederholte An­Jahren die Wertzuwachssteuer zu Fall gebracht worden sei keine Meldung eingelaufen. Selbstverständlich hatte die Mutter Quelle der Interessenverquickung. In Berlin   sei vor einigen frage immer nur mit bedauerndem Achselzucken antworten, noch durch den Einfluß des Stadtv. Kämpf, desselben Mannes, dem auch in der Schule nach der Kleinen gefragt, um festzustellen, wann vom Vortragenden öffentlich vorgeworfen worden sei, daß er bei sie von dort weggegangen sei. Der Schuldiener gab an, wo die seinen Beziehungen zu Terraingesellschaften ein lebhaftes Interesse Klaffenlehrerin wohne, doch nannte er irrtümlich eine falsche an der Nichteinführung der Wertzuwachssteuer haben mußte. Adresse, so daß die Lehrerin nicht aufgefunden wurde. Um ihre Herrn Kämpf habe das damals nicht geschadet, er sei bald darauf richtige Adresse zu ermitteln, suchte am späten Abend der Vater in Berlin   zum Reichstagsabgeordneten gewählt worden und im des Kindes den Rektor auf, der nicht im Schulhause wohnt, weil Reichstag   habe man ihm das Amt eines Vizepräsidenten übertragen. die Schule in einer Mietsfaserne untergebracht ist. Vom Rektor Bedenklich sei auch, daß in Berlin   der Stadtv. Haberland erfuhr er dann, am Vormittag sei eine in der Verkehrsdeputation size und dort von neugeplanten der Schule gekommen, habe sich als Helferin des Verkehrsunternehmen   Kenntnis erhalte, obwohl er ein Ver- Pastors Pfeiffer borgestellt, habe Auslieferung des trauensmann der Dresdener Bank sei, die ein außer Kindes gefordert, und dieses Verlangen sei erfüllt worden. ordentliches Interesse an dem Gedeihen der Großen Berliner Nun wußte man's also, wo das Kind geblieben war! Wem das Straßenbahn" habe. etwa noch nicht recht glaubhaft erschien, der wurde am andern sehr reformbedürftigen Gemeindewahlrechts, das geradezu Kindes zugehende Postkarte. Auf ihr stand, mit Bleistift getribelt, Solche Zustände seien die naturgemäße Frucht des bestehenden, Tage von seinem Zweifel turiert durch eine dem Großvater des korrumpierend wirken müsse. die folgende Mitteilung: Teile Ihnen hierdurch mit, daß ich Dr. A. v. Mangoldt der Gedanke entwickelt, die Gemeinden Pastor Pfeiffers Auftrage anderweitig untergebracht habe. Frau In der Diskussion wurde vom Vorsitzenden Schriftsteller( hier ist der Name des Kindes angegeben in Herrn sollten dazu übergehen ,, selber Bauland zu beschaffen. Haack, Helferin." Die Karte war erst am Abend zur Post gegeben Ein paar Freunde des Hausagrariertums antworteten, das werde worden, der Stempel sagte: 8-9 Uhr nachmittags". Hatte die den Hausbefizern den Ruin bringen. Zur Kennzeichnung der Helferin des Herrn Pastors nicht zeitiger die Pflicht Interessenverquidung in den Gemeinden wurden auch Beispiele empfunden, die Familie des Kindes zu benach. aus anderen Vororten herangezogen. In Lichtenberg   habe es vor richtigen? Hatte die im Auftrage des Herrn Pastors handelnde Gemeindevertreter forderten, die an der Terrainspekulation inter  - Sorge und Angst geraten mußte, wenn sie nicht sofort Nach/ einigen Jahren noch Aufsehen erregt, daß die sozialdemokratischen Helferin sich nicht gesagt, daß die Mutter des Kindes in essierten Mitglieder der Gemeindevertretung von der Beratung richt erhielt? über eine hierher gehörige Angelegenheit auszuschließen. In Daß das Kind tatsächlich durch eine Beauftragte des Pastors Steglitz   sei jezt in einem ähnlichen Fall erreicht worden, daß diese Pfeiffer aus der Schule abgeholt worden ist, steht fest. Der Mutter Forderung erfüllt wurde. Von einem Diskussionsredner wurde wurde das auf dem Bureau des Kinderrettungsvereins" bestätigt, ausgeführt, daß die notwendige Aenderung des Gemeinde- als sie dort sich über dieses Verfahren beschweren wollte. Dreitlassensystem, von dem preußischen Landtag in seiner jebigen Anstalt gebracht worden ist. Fragen muß man, auf welchen wahlrechts, der Bruch mit dem Hausbesikerprivileg und dem erfuhr dabei auch, daß das Kind inzwischen nach außerhalb in eine Busammensetzung nicht erwartet werden könne. Vorangehen müsse Rechtstitel hin die Frau Haad die Auslieferung des Kindes die Reform des Landtagswahlrechts, die Einführung fordern konnte und die Schule es ihr auslieferte. Haben die der direkten, gleichen, geheimen Wahl zum Landtag. Herr Eschwege   Helferinnen des Herrn Pastors eine Polizeigewalt? Mußte die betonte im Schlußwort noch einmal scharf, daß er die von ihm ge- Schule das Verlangen ohne weiteres erfüllen? Es ist dringend schilderten Zustände geradezu als tommunale Korruption zu wünschen, daß über dieses in seinen Einzelheiten höchst be bezeichnen müsse. fremdliche Vorkommnis nicht nur der Herr Pastor Pfeiffer sich äußert, der gegenüber der Oeffentlichkeit die Verantwortung hier­für trägt, sondern auch die Organe der Schule, die dabei mit. gewirkt hat.

Bom Berliner Rinderrettungsverein",

Sie

Zur Kirchensteuer herangezogene Diffidenten verlieren durch Frift. versäumnis ihren Anspruch auf Freistellung.

der ein Unternehmen des Pastors 2. Pfeiffer ist, haben wir früher ein paar recht merkwürdige Leistungen mitgeteilt. Jeßt müssen wir uns aufs neue mit diesem Verein beschäftigen. und haben über ein Vorkommnis zu berichten, aus dem man er­sehen möge, was dort möglich ist. Der Kinderrettungsverein" will unehelichen Kindern Schuß gewähren, indem er die Bäter Landeskirche ausgetreten ist und an sich nicht mehr firchensteuer­Der Kunstmaler Mainz  , der vor Jahren aus der evangelischen ermittelt, sie zur Zahlung der Alimente anhält und nötigenfalls pflichtig war, wurde im Oftober 1907 vom geschäftsführenden Klage gegen sie erhebt. Wir erkennen gern an, daß diese Be­mühungen des Vereins den Kindern wie ihren Müttern Segen Ausschuß der Stadtfynode Berlin   zur Kirchensteuer heran­bringen können. Aber sehr viel weniger Gewinn für die Kinder gezogen. Nach dem Kirchengesetz von 1905 ist nun der eventuelle samt den Müttern versprechen wir uns dabon, daß Pastor Pfeiffer Einspruch binnen vier Wochen einzulegen und gegen den auch die Vormundschaft über die Kinder führt. Er ist General- darauf zu erteilenden Bescheid gibt es das Rechtsmittel der Ve bormund" für eine ganz außerordentlich große Zahl von Kindern, schwerde. Diese ist beim Konsistorium einzureichen, das sie mit jeßt für anderthalb tausend, wenn wir recht unterrichtet sind. Die feiner Aeußerung der Staatsbehörde( in Berlin   Polizeipräsident) Verantwortung für diese Kinderschar wird von ihm getragen, doch zur Entscheidung weitergibt. Legtes Rechtsmittel ist die Klage. kann er da selbstverständlich einen sehr wichtigen Teil seiner Vor- Ein Einspruch des Herrn M. gegen seine Heranziehung ging nun mundspflichten, die persönliche Fürsorge, nicht selber ausüben. Er nicht binnen vier Wochen beim geschäftsführenden Ausschuß der überträgt sie auf Helfer und Helferinnen, die im wesentlichen nur Stadtfynode ein, sondern erst nach mehreren Monaten. Sein An­ihm verantwortlich sind. spruch auf Freistellung wurde deshalb zurückgewiesen. Auf seine Beschwerde entschied indeffen der Polizeipräsident zugunsten M.s  , indem er davon ausging, daß trop Versäumung der Einspruchsfrist entschieden werden könne, tveil M. gar nicht der Landeskirche an­gehöre. Das wäre entscheidend. Auf die Stlage des geschäfts­führenden Ausschusses stellte das Oberverwaltungsgericht unter Aufhebung des Beschwerdebescheides des Polizeipräsidenten  den Bescheid des Ausschusses der Stadtfynode wieder her, durch den der Einspruch M.s   wegen Frist versäumnis abgewiesen worden war. Es wurde ausgeführt: Wenn auch M. als Dissident irrtümlich herangezogen sei, fönne er von der veranlagten Kirchensteuer nicht freigestellt werden, weil er die gefeßlich gegebene Rechtsmittelfrist versäumt habe. Wie M. ist es auch anderen Bersonen, z. B. auch Katholiken ergangen.

Zu den Schüßlingen des Herrn Pastors gehören auch die un­ehelichen Kinder einer Arbeiterin, die auf dem Wedding bei ihren Eltern wohnt. Das Erziehungsrecht ist ihr abgesprochen worden aus Gründen, die uns nicht ganz klar find. Anscheinend hat die Mutter das dem Kinderrettungsverein" zu danken. Dessen Leiter nimmt wohl Anstoß daran, daß die beabsichtigte Eheschließung der Mutter mit dem Vater der Kinder immer wieder noch hinaus­geschoben worden ist. Die Kinder sind schon einige Male hin und her gewandert zwischen dem Waisenhaus und der Mutter, die sie immer zurüdholte und sie auch ausgeliefert bekam. Das eine der Kinder, ein Mädchen, wurde nun zu Ostern d. J. Schulpflichtig. Nachdem die Kleine zwei Wochen hindurch eine Gemeindeschule besucht hatte, tehrte sie eines Mittags nicht vom Schulwege heim. Man begab sich auf die Suche nach ihr, die Mutter wurde von ihrer Arbeitsstelle geholt, um suchen zu helfen, sie selber holte später auch den Vater des Kindes von seiner Arbeitsstelle, damit der sich daran beteilige aber das Kind wurde nicht gefunden. Unseres Erachtens handelt es sich im vorliegenden Falle um ein Am Schiffahrtskanal wurde Umschau gehalten, bis in die Jungfern- Fehlurteil schlimmster Art. Man bedente nur: die Kirchensynodé heide erstreckten sich die Nachforschungen, überall wurde gesucht und veranlagt Personen zur Zahlung von Kirchensteuern, die gar nicht geforscht, so daß im Wedding  - Stadtteil bereits Aufregung entstand beranlagt werden dürfen, und weil diese Personen sich nicht weiter doch keine Spur der Vermißten war zu entdecken. War fie ver- um die Sache scheren und keine Berufung gegen die unberechtigte

-

genossen. Er war vom 1. April bis Ende Dezember 1908 Mitglied bes Bentralverbandes der Handlungsgehilfen. Aber die gewert schaftliche Drganisation genügte ihm nicht, und so trat denn der Kriminalbeamte August Malick, Mirbachstr. 72

M

Um diese Zeit fehlte in dem Bezirk 538c ein Bezirksführer, und auf die warme Empfehlung feines früheren Bezirksführers Haberlern wurde Malick unter Zustimmung der Abteilung vom Genoffen Dobrohlaw dort als Bezirksführer eingefeßt. Die im legenheit, seine schäzbare Kraft als Bezirksführer für die Partei November 1908 stattgefundenen Gewerbegerichtswahlen gaben ihm Ge­einzufeßen, und er errang, wirklich in seinem Bezirk auch ziemliche Erfolge. Noch am Tage der Wahl bemühte sich der Polizeibeamte Malick

Du siehst ja ein, daß man unter den heutigen wirtschaftlichen Verhältnissen mit Ehrlichkeit nicht als August Mischte, Bureaugehilfe, Rodenbergstr. 31, burch die Welt lommen tann, und schließlich ist es dem Begirl 587a des sozialdemokratischen Wahlvereins im 6. Berliner  doch gleichgültig, ob ein Spigel mehr oder weniger Reichstagswahlkreis als Mitglied bei. da ist." Was er in seiner dienstlichen Stellung nie erreichen konnte, Hier So schrieb schon Mitte der achtziger Jahre der vom Alexander- nügte er wenigstens in etwas der Menschheit. Fleißig und plaz heute noch als erstrebenswertes Vorbild angesehene Agent pünktlich besorgte er alle erforderlichen Parteiarbeiten, feste Bons eifrig, die säumigen wähler heranzuschleppen und sie provocateur bring Mahlow  . Und diese polizeiliche Gaunernatur um, forgte für die Verbreitung der Parteipreffe und war beim Flug- zu bestimmen, die sozialdemokratischen Kandidaten zu wählen. Damit fannte die Justinkte feiner Kollegen. Schon wiederholt haben wir blattverbreiten einer der ersten. Den 1. Mai feierte er natürlich aber auch genügend Munition in der Kriegskaffe der Partei vor­die Kneifzange gebrauchen müssen, um eine dieser Pflanzen vom burch Arbeitsruhe. An den Zahlabenden machte er sich dem Bezirks- handen sei, forgte er eifrig für die Gintreibung alter Rückstände, Alexanderplatz   unseren Parteigenossen vorzeigen zu können. Wir führer Haberkern noch dadurch besonders müglich, daß er ihm beim welche er auch ablieferte. Auch bei der Agitation unter den Schiffern müssen's auch heute wieder. Kleben der Beitragsmarken half und sich an Diskussionen fleißig mühte er sich redlich im Interesse der Partei ab. Am Dienstag, den beteiligte. Auch bei den Vorarbeiten zu den Landtagswahlen 1908 20. Oftober fanden zur Eröffnung des Landtages öffentliche Ver­besorgte er die Ausschreibung der Kuverts für die Urwahlbezirke 992 fammlungen statt. Der Malid alias Miste rief als Bezirks­bis 994 fast allein. Mitte September berzog er plötzlich nach der führer alle Mitglieder zusammen und dirigierte sie zu der Versamm­Lettestraße 1, vorn 4 Treppen zu einem Schneidermeister lung bei Ballschmieder, und merkwürdigerweise tam es Heymann und trat dem dortigen Bezirk bei. gerade hier zu ernsten Zusammenstößen mit der Aber die Tätigkeit in Bartei und Gewerkschaft genügte ihm nicht. Darunter befand sich mal id felbstverständlich nicht. Polizei. Ein Teil der Versammlungsbesucher wurde sistiert; Er nahm auch noch als Gast an den Sigungen des Leseklubs Heinrich Heine  "

Vorgestern ist von uns gemeldet worden, daß der Bureaugehilfe August Mischte, Lettestr. 1, in das Lokal Mirbachstr. 16 stürzte, dart einen Photographentasten entwendete und damit schleunigst Reißaus nahm. Dieser Liebhaber fremden Eigentums ist ein Hüter für Ordnung und Gesetzlichkeit", der

gebildet.

Aber da nahte das Verhängnis. Durch widersprechende Angaben über seinen Beruf und seine Arbeitsstelle hatte er Berdacht, gegen

Bolizeibeamte August Malid, Mirbachstr. 72. Haben die Erfahrungen seiner anderen Kollegen naturgemäß auch nicht besonders schärfend auf seine Geistesgaben wirken können, so haben doch die Erlebnisse seines Kollegen Wilhelm Schlaf teil. Auch hier beteiligte er sich recht lebhaft an den stattfindenden sich erregt. Gerade zu dieser Zeit wurde ermahnt, auf die Genossen, bie Schnelligkeit seiner Füße zur höchsten Leiſtungsfähigkeit ausborstandes wie auch seines Abteilungsführers Dobrohlaw nicht zu geben und infolgedessen wurde er observiert. Bielleicht merkte Diskussionen. Daß er mit den Maßnahmen des Wahlvereins- welche als Schlafburschen angemeldet sind, etwas genauer Achtung Waren aber die übrigen Genoffen vom Alexanderplat" fast immer einverstanden war, hob er öfter selbstrühmend hervor. Malit davon; denn plöglich verschwand M. auch aus seiner Schlafstelle durchweg schon beim Versuch gescheitert, Malid hatte das heiß- Er fühlte felbstverständlich auch den Beruf als" Reformator gegen bei Heymann und zog angeblich nach Steglig. Doch die kurze sozial­ersehnte Glüd, schon die erste Stufe in der sozialdemokratischen die herrschende Korruption" in fich. Als das Bild des Kriminal- demokratische Aufklärungsarbeit war nicht vergebens. Es zeigte sich Bartei zu erklimmen und er träumte bereits von Lorbeeren und beamten August Padud erschien, betrachtete er dasselbe oft plöglich ein auffallender Hang zur Ehrlichkeit bei ihm. Er schickte Beihrauchdüften auf den Höhen der Parteiorganisation und des ahnungsvoll. Und richtig, beide Auguste hatten das gleiche Schicfal. nämlich alles Material und folgenden Brief mit Parteigruß" ar Alexanderplates. Doch ach zu früh wurde seine glorreiche Laufbahn Persönlich war er sehr liebenswürdig und spielte mit den Genossen den Genossen Dobrohlaw: unterbrochen. Und wieder mußte er untertauchen in die duftenden oft bis in die sinkende Nacht Stat. Nur war ihm troß der be­Schlammgefilde, denen er entstiegen war. fannten Reptilienquellen das Geld immer knapp. Trogdem trat er dem Hoffnungsvoll trat der junge Mann seine Laufbahn an. Un- Sparverein" Freundschaft" bei, wo er bald als Schriftführer fun­beschwert von Gewissen und dergleichen philiströsen Empfindlichkeiten gierte. Hier hat er heute noch ein Guthaben von 2,50 M., welches tauchte er im April 1908 in den Lokalen einiger Parteigenossen der er der Vereinskasse später brieflich bermachte. Der Verein aber Schönhauser Vorstadt auf. August Mischte nannte er fich, war lehnt die Zuwendung ab und übergibt das Geld der Parteikasse Bureaugehilfe und wohnte bei einem Fräulein Muche, Rodenberg  - aum Stampfe gegen die Polizeiwirtschaft in Preußen. So sehen straße 31. Selbst diesem gegenüber soll er sich als ein entfernt wir den Verwandter ausgegeben haben, beide stammen angeblich aus derselben Kriminalbeamten August Malid, Mirbachstr. 72,

-

Gegend. Die polizeiliche Anmeldung besorgte er selbst und behielt in der Schönhauser Vorstadt die Doppelrolle als preußischer fie auch. Er nahm also die volle Berantwortung für diese Polizeibeamter und organisierter Sozialdemo Falschmeldung auf sich. Nun suchte er Fühlung mit den Partei- frat spielen.

Lieber Baul!

Steglig, d. 17. Dezember 1908.

Teile Dir mit, daß ich meinen Bosten als Bezirksführer niederlege. Ich hatte mit meinem Wirt eine kleine Auseinander­segung und mußte plötzlich ziehen. Da ich nun in Steglitz   Ver wandte habe, so habe ich es vorgezogen, zu diesen zu ziehen, denn ich wohne doch billiger und fahren muß ich so wie so nach meiner Arbeitsstelle. Da Du Rendant vom Sparberein bist, so teile ich Dir auch mit, daß ich aus dem Verein Austrete. Meine bisherigen Ersparnisse sollen der Vereinskaffe zufließen. Wenn ich Zeit habe tomme ich mal abends hin. Die Abrechnung liegt mit im Brief und schicke auch gleichzeitig das Material und 2,50 M. Geld für