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Nr. SS. 26. Jahrgang. I KtilU Ks Jotritls" KM» öolliolilatt. Aomerstag. 29. April 1909. Sozialed. «Ist denn Küssen ein Lerbrechen?" Eine heitere Verhandlung gab es gestern vor der 2. Kammer deS Berliner   Saufmannsgerichts. Der Kläger Gustav L. lvar zwar von der beklagten Delikatessensirma Hermann Erbe als Verkäufer engagiert worden, hatte jedoch seine Stellung eingebüßt, weil er eineNebentätigkeit" als»Kußräuber" ausgeübt haben sollte. Der junge Mann klagt auf Zahlung des Restgehalts von 62 M., da ihm von einem angeblich geraubten Kusse nichts bekannt sei und ihm andererseits die Bewertung eines solchen Kusses mit 62 M. als »viel zu hoch" erscheine. Das Dienstmädchen Anna N. wird als «corpus delicti" dem Kläger gegenübergestellt und schildert mit gewissenhafter Treue, wie sie der Kommis im dunklen Hausflur an die Wand gepreßt und ihr einen Kuß auf die Lippen zu drücken versucht habe. Sie habe krampfhaft die Hände vors Gesicht gehalten, vermochte aber dem Ansturm des Jünglings nicht stand zu halten. .Fräulein N. mutz sich irren." verteidigte sich der Beschuldigte unter großer Heiterkeit des Auditoriums,..denn wenn ich auch kein geschworener Weiberfeind bin, so habe ich doch für Dienstmäd- chen nie ein besonderes Faible gehabt. Wer weiß, wer die Zeugin damals geküßt hat, ich nicht." Auf die Frage des Vorsitzenden, ob sich die Zeugin nicht wirklich irren könne, erklärt diese, daß ein Irrtum gänzlich ausgeschlossen sei. Sie versichert, daß sonst etwas Ungeziemendes bei dem Abenteuer sich nicht zugetragen habe. Das Kaufmannsgericht sprach mit recht anfechtbarer Begrün- dung dem kußhungrigen Gehilfen das Restgehalt zu. Da sich L. schon in gekündigter Stellung befand, hätten nur neu« Atomente erheblicher Natur die sofortige Entlassung rechtfertigen können. Ein s» erhebliches Moment sei aber in der Kutzaffäre nicht zu er- blicken. Das Urteil ist nicht geeignet, die nach allgemeiner Anschauung und nach dem Gesetz dem Ehef obliegende Pflicht zu unterstützen, seine Dienstmädchen gegen Zudringlichkeiten zu schützen. Tic Abweisung des Klägers hätte dem Gesetz entsprochen. Zur Haftpflicht deS Arbeitgebers. Einen empfindlichen Schaden von zusammen etwa t4v0 M. erlitten kürzlich etwa 40 Bauarbeiter dadurch, daß die auf ihrer Arbeitsstätte befindliche Baubude, in der sie ihre Kleider verwahr- ten, abbrannte. Drei von ihnen klagten gestern vor dem Getverbe- gericht gegen ihren Arbeitgeber, den Architekten und Maurermeister LeiSkow auf Schadenersah. Sie behaupten, daß diesen ein Ver- schulden treffe, da die Wand der Bude,.an der der Ofen stand, nicht mit einem Schutzblech versehen und das Rohr des Ofens nicht isoliert war. Dadurch sei die Bude in Brand geraten. Der Be- klagte bestreitet ein Verschulden seinerseits. Am 7. April, dem Tage, an dem die Bude abbrannte, habe eine so warme Witterung geherrscht, daß eine Heizung der Bude nicht notwendig war. Er könne auch für die von dem Polier getroffene unerlaubte Anord- nung, den Ofen einzuheizen, damit sich die Arbeiter ihren Kaffee wärmen können, nicht verantwortlich gemacht werden. In der Klage eine» Klägers erkannte darauf das Gericht unter Vorsist des Magistratsrats Dr. Schalhorn leider auf Abweisung der Klage. In der Begründung hieß es, daß der Beklagte nach dem Tarifver- trag« für Heizung und Beleuchtung der Baubude zu sorgen habe, nicht aber für Heizung zum Kaffeekochen. Auch könne der Be- klagte für die unerlaubte Handlung des Poliers nicht verantwort- lich gemacht werden. Auf den feuergefährlichen Zustand der Bau- 6ude hätte der Beklagte von den Klägern hingewiesen werden müssen. Anstatt dessen sei aber die Bude ohne jeden Anstand in Benutzung genommen worden. Deshalb sei das Verschulden der Kläger   cm dem Schaden mindesten? ebenso groß, wie da» des Be- Die beiden anderen Kläger nahmen daraufhin ihre Klag« glirück._ Verstoß gegen Gleichheit der Kündigungsfristen Der Bildhauer St. klagte gestern vor dem Gewerbegericht gegen den Bildhauer P. auf Zahlung einer Entschädigung von 120 M., weil er nach achttägiger Beschäftigung ohne vorherige Kündigung entlassen worden ist. Der Beklagte macht geltend, daß er sich beim Engagement ausbedungen habe, daß er den Kläger  , wenn ihm dieser nicht konveniere, sofort ohne vorherige Kündigung wieder entlassen könne. Nachdem das Gericht einen Zeugen, der diese Behauptung stützte, vernommen hatte, wie« es den Kläger mit seinem Anspruch ab. Dieses Urteil beruht auf einer klaren Vcr- letzung des 8 122 der Gewerbeordnung der zum Schutz des Ar becters Gleichheit der Kündigungsfrist vorschreibt. Es ist bedauer lich. daß das Gewerbegericht das Fehlurteil durch Uebersehen dieser Echutzvorschrift zeitigte._ Zur Abstimmung im Ausschuß deS Kaufmannßgerichts. Für den Antrag zu§ 9 des Gesetzes über unlauteren Weit- ficwcrb stimmten nicht 7 Beisitzer des Deutsch  -nationalen Hand- lungSgehilfenberbandes, sondern 7 Beisitzer der Kaufleute und L Beisitzer des Deutsch  -nationalen Handlung-gchilfcnvcrbandeS. Stadtverwaltung und Mrtzgermeister. Das Auswärtig« Amt in Berlin   hat an die Stuttgarter   Stadt- Verwaltung eine Anfrage über die Erfahrungen mit der Fleisch- preiS-Festsetzungskommission gerichtet. Stuttgart   hat nämlich, wie schon früher berichtet, die Aufhebung der kommunalen Flcischstcuer dazu benutzt, mit der Metzgerinnung einen Vertrag über die Fest- setzung der Ladenfleischpreis« abzuschließen. Die von Mitgliedern der Stadtverwaltung bezw. von der Stadtverwaltung bestimmten Personen und aus Mission bestimmt Ladenpreis des Fleisches. mcindemetzgrrei ins Leben gerufen werde,' hatte den Widerstand der Metzgermeister gegen die Einflußnahme der Stadtverwaltung auf die Festsetzung der Fleischpreise gebrochen. Nach§ 13 des Zolltarifgesetzes vom 26. Dezember 1902 ist eine Reihe preußischer Gemeinde» gezwungen, demnächst ebenfalls die indirekten Steuern auf Lebensmittel, besonders auf Fleisch, aufzu- heben. Das hat den preußischen Minister des Innern bewogen, durch das Auswärtige Amt   in Stuttgart   Auskunst über die Ersah- rungen mit dieser Einrichtung zu bitten. Die preußischen Gemein- den sollen eventuell auf die Stuttgarter   Praxis verwiesen werden. zumal es im Interesse der Metzger liegen wird, sich gegen den Vorwurf zu wehren, daß sie den Nutzen der Steueraushöbung bei der Preisfestsetzung nicht berücksichtigen." So wird vom Aus- wältigen Amt in Berlin   gesagt. Die Antwort der Stuttgarter   Stadtverwaltung geht dahin, daß man mit der fraglichen Kommission im allgemeinen gute Er- sahruiigea gemacht habe. Jedenfalls seien nach unzweifelhaften statistischen Feststellungen die Fleischpreise in Stuttgart   niedriger als in den meiste» übrigen Städten des Landes, und zwar trotz mangelhafter Viehmarktsverhältnisse. In der Kommission, die oft stundenlange Verhandlungen erfordere, gebe der gemeinderätliche Vorsitzende häufig zugunsten des Nichtaufschlags oder der Ermäßi- gung des Preises den Stichcutscheid. Dabei seien die Vertreter der Metzgcrschaft stets veranlaßt, eingehende Nachweise über den je- weiligen Stand des Viehmarkteö, über die Verlocrtbarkeit der Nebenprodukte und über die allgemeinen Betriebsspesen zu geben. Reben der Regulierung der Preise erblicke man in der Möglich- keit, daß auf diese Weise eine objektive amtliche Stelle, in welcher die Interessen der Allgemeinheit ausreichend vertreten seien, einen fortlaufenden Einblick in die Geschäftsverhältnisse des für die gc- famte Emwohnerschaft so wichtigen Fleischergcwerbes erhalte, einen &tuptooüeil der Einrichtung» Ucberstunden und Einkommensteuer. Der Finanzminister hat auf die Reklamation eines Oberzoll- bcamten entschieden, daß das Entgelt für Ueberstunden nicht zu dem steuerpflichtigen Einkommen zu rechnen ist, weil durch die Ueberstundenarbeit ein Mehraufwand an Kleidung und Be- köstigung notwendig sei und dadurch dieser Mehrverdienst wieder ausgeglichen würde. Es würde mit unverhältnismäßigcn Weite- rungen verknüpft sein, die Höhe der Mehrausgaben bei Ueber- stunden gegen den Mehrverbrauch ziffernmäßig im einzelnen Falle zu verrechnen. Nach diesem hier klar und deutlich zum Ausdruck gebrachten Rechtsfäll müßte es nun eigentlich als ganz selbstverständlich gelten. daß dies nicht bloß auf Zoll- und andere Beamte Anwendung findet, sondern auch die arbeitende Klasse ein Recht hieran hätte. Weit gefehlt!--- Die Steuerbehörde erkennt wohl die angeführte ministerielle Entscheidung als richtig an, kann sich jedoch nicht zu der Auf- fassung entschließen, dies nun auch im allgemeinen für jeden Staatsbürger als Recht gelten zu lassen. Vielmehr sei der Gewinn aus Ueberstunden bei der nicht im Staatsbcamtenverhältnis stehenden steuerpflichtigen Bevölkerung ebenso zu versteuern wie der in der normalen Arbeitszeit erworbene Verdienst, höchstens könnten eventuelle Abzüge für Beköstigung usw., die durch die verlängerte Arbeitszeit entstehen, gemacht werden können. Eine zur Sicherheit nochmals eingeholte Erkundigung bei der zuständigen Steuerbehörde, und zwar hier in Berlin  , ergab, daß Vorstehendes zutrifft, jedoch lägen in staglichem Falle bei Zoll- bcamten andere Verhältnisse vor. Ob der Grund darin zu suchen ist, daß der Staatsbeamte dies als Privileg ansehen soll, um ihn seine Stellung als Staatsbürger zweiter Klasse in Preußen nicht so fühlbar zu machen?_ Der Aerztekonflikt in Nürnberg  scheint sich auf ganz Bayern   auszudehnen. Die ärztlichen Bezirks- vereine streben eine Aenderung der im Jahre 1901 festgelegten Ge bührenordnung an, und zwar fordern sie die Erhöhung der Mindest- taxen für den ersten Besuch von 2 auf 3 M., für jeden folgenden Tagesbesuch von 1 auf 2 M., für jede Beratung ebenfalls von 1 auf 2 M.. also um 60 und 100 Proz. Es sollen also gerade die Gebühren für jene Leistungen erhöht werden, die in den meisten Fällen von dem Ermessen des behandelnden ArzteS abhängen und über die eine Kontrolle schlechterdings unmöglich ist. Mit der Er- höhung der Mindesttaxen der ärztlichen Gebührenordnung würde dann sofort auch eine entsprechende Erhöhung der von den Kranken- lassen zu leistenden Honorare gefordert werden. Die Krankenkassen wollen daher gegen die Erhöhung der Mindesttaxen Einspruch beim Ministerium erheben. Versammlungen. Der Wahlverein für den fünften Berliner   NeichStagSwahlkreiS hielt am Dienstag imAlten Schützenhause" eine Generalversamm- lung ab. Genosse Max G r u n w a l d referierte unter lebhaftem Beifall überIndustrie und Landwirtschaft". Als weiblichen Beisitzer wählte die Versammlung die Genossin Nürnberg   in den Vorstand und als von der 7. Abteilung vor- geschlagenen Beisitzer den Genossen R o s ch. AIS Abteilungsfuhrer der 7. Abteilung wurde Genosse Fritz Böttcher bestätigt. Es kamen dann einige Ausschlußanträge zur Erledigung. Sie betreffen den Kellner v. Skepsgardh und den Brauereiarbeiter Vogel. In beiden Fällen beauftragte die Versammlung den Vorstand, das Schiedsgerichtsverfahren auf Ausschluß au» der Partei einzuleiten. Genosse Ritter   interpellierte darauf wegen der England reise der Berliner   Stadtverordneten, woran sich nach einem Beschluß der sozialdemokratischen Fraktion auch vier Genossen beteiligen sollen. Er glaube nicht, daß das in Einklang zu bringen sei mit dem Standpunkt, den die Partei bei ähnlichen Anlässen eingenommen habe. Es handle sich hier um einen Ver- brüderungsrummel der Bourgeoisie, den die Sozialdemokratie nicht mitmachen dürfe. Auf die Weise, wie es dort geschehen solle, habe es die Sozialdemokratie nicht nötig, ihren bekannten Wunsch nach einem guten Einvernehmen mit England auszudrücken. Wie stelle sich der Zentralvorstand dazu? Der Vorsitzende Genosse Friedländer erwiderte: So sehr er mit der Anschauung des Vorredners sympathisiere, möchte er bitten, heule von einer Diskussion Abstand zu nehmen, denn der Zentralvorstand von Groß-Berlin sei schon mit der Angelegenheit beschäftigt. In den nächsten Tagen werde sie unter Hinzuziehung von Vertretern der Fraktion verhandelt werden. Genosse Engelmann verlangt Besprechung! gerade der Zentralvorstand müsse wissen, wie die Berliner   Genossen über die Englandreise denken. Genosse Stadtverordneter Dr. Wehl glaubt nach den An- griffen Ritters nicht schweigen zu können. Die Auffassung Ritters sei nicht berechtigt. Die Stadtvcrordnetenstaktion Berlins   mache leinen Rummel mit, wie Ritter befürchte. Eigentlich liege in der Befürchtung schon eine Herabsetzung. Der Londoner   Magistrat habe die Stadtverordneten eingeladen. Es gelte, englische Einrich- tungen, die Einrichtungen der englischen Kommune, kennen zu lernen. Die Sozialdemokraten hätten gerade ein Interesse daran, aufmerksam machen zu können auf die Vorteile, durch die sich eng- tische Städteeinrichtungcn auszeichneten. Wenn es sich darum handle, dann müßten selbstverständlich auch wir vertreten sein. Die sozialdemokratische Stadtverordnetenfraktion habe aber lediglich diesem Zwecke Rechnung getragen, wenn sie nach eingehender Er- örterung in ihrer Mehrheit beschlossen Schabe, sich zu beteiligen. Uebrigeus bürgten die Namen Adolf Hoffmann   und Pfannkuch dafür, daß unsere Beteiligung in einer der Partei angemessenen Weise erfolge. Genosse Wels: Da Wehl geredet, sei er auch zum Reden gezlvungen, obwohl er es lieber gesehen hätte, wenn nicht den Ver- Handlungen mit dem Zentralvorstand vorgegriffen loorden wäre. Auch er müsse die geplante Reise als einen Rummel bezeichnen. Ob Adolf Hoffmann   und Pfannkuch mit hinüberfahren, sei ganz egal. Es komme nicht darauf an, wer mitreise, sondern, was geschehe. Und da sei es die Partei nicht gewöhnt, sich an .solchen Veranstaltungen zu beteiligen. Wehl lverfe die Frage auf, ob man sich mcht am Studiuni kommunaler Einrichtungen beteiligen solle. Nach dem veröffentlichten Festprogramm möchte er annehmen, die Stadtverordneten kämen mit beschwertem Magen zurück. Es sei bekannt, daß zum Studium von kommunalen Ein- richtungen besonder« Studienkommissjpncn gebildet würden. Der- artig« wirkliche Arbeits- und Studicnkommissionen gingen ohne großen Tamtam auf die Reise und leisteten etwas. Das sei von Wert. Aber diese Teilnahme an dem Besuch in London  , wie er hier vorgesehen wäre, sei etwas Ungewöhnliches. Das könne man mit dem Mantel des Internationalismus nicht decken. Wir hätten vor kurzer Zeit die Vertreter der englischen Arbeiterschaft zur Frie­densdemonstration hier gehabt und unser Gegenbesuch sei in Vor- bereitung. Im vorliegenden Falle beiveise die ganze Art der Auf- machung, daß es sich um mehr handle, als um Studienzwecke. Guter alter Brauch spreche aber gegen die Beteiligung an dieser Reise. Unsere Stadtverordneten nähmen schon so, mehr als bisher, an repräsentativen Veranstaltungen teil. Man könne ihnen nur zurufen:Sorgt dafür, daß wir an Euch nicht irre werden." Uebri- gens, wen» unsere Fraktion zu uns komme uird sage, sie wolle eine Studienlommission nach England schicken, um Vorteile kennen zu lernen und sie hier anzuwenden, dann sei er überzeugt, daß die Partei die Mittel bewillige, Genosse Wehl hofft, daß es in der bevorstehenden Sitzung zur Verständigung komme, er hält aber die vorgebrachten Argumente gegen die Beteiligung für nicht durchschlagend.®r wiederholt, daß es sich für unsere Fraktion nur um Studienzwccke handelt. L i c p in a n n beantragt, die Diskussion abzubrechen, damit eine Verständigung nicht erschwert loerdc. Die Versammlung erklärt sich damit einverstanden und wird von einer Beschlußfassung abgesehen. Der Vorsitzende macht noch zum Schluß auf die Rdaifeier und die am 9. Mai stattsindcnde Uraniavorstellung des Kreises auf- merksam. Verband der Maurer. Die Gips- und Zementbranche hielt am Mittwoch ihre Generalversammlung ab. Die Abrechnung vom 1. Quartal ergab folgende Bilanz: Einnahmen 14 633,22 M.. Ausgaben 7049,96 M. Summa 7483,2� M. Die Mitgliederzahl betrug am Luartalsschluß 1228. An der Abrechnung wurde ein Posten für Darlehen an Kollegen bemängelt. H a e s e erklärte dazu, daß formell ei» Fehler vorliege, menschliche Gründe aber den Vor- stand bewogen hätten, in einzelnen Fällen Darlehen zu gewähren und er, H a e s e. sowie der andere in Betracht kommende Kollege voll und ganz für die Summe einständen. Diese Erklärung wurde mit lebhaftem Bravo aufgenommen. Dem Kassierer wurde darauf einstinimig Decharge erteilt. Ferner teilte H a e s e mit, daß der Sektionsvorstaud beschlossen habe, der Versammlung zu empfehlen, den 1. Mai wie in früheren Jahren in würdiger Weise durch Arbeitscuhe zu feiern, um so für den Acht- stundentag zu demonstrieren und dem Unternehmertum zu zeigen, daß trotz der Krise und der Drohung einer achttägigen Aussperrung die organisierte Arbeiterschaft sich nicht von ihren Zielen und Be- strebungen abhalten läßt. Die Unterstützung für Ausgesperrte wird vom 3. Mai an gezahlt. Die nachfolgende Diskussion ergab eine äußerst günstige Stimmung für die Arbeitsruhe am 1. Mai, und wurde der Antrag des SektionSvorstandeS in dieser Frage ein- st i m m i g angenommen. Verband der baugewerblichen Hilfsarbeiter. Der Zweig» verein Berlin   hielt am Sonntag seine Generalversammlung ab. Die Bilanz des 1. Quartals 1909 hatte aufzuweisen an Ein- nahmen 16 460,70 M. Hinzuzurechnen ist der Kassenbcstand vom 4. Quartal 1908 in der Höhe von 36 144,68 M., was die Gesamt- summe von 60 595,28 M. ergibt. Dem stehen an Ausgaben gegen- über: 17 788,04 M.. dazu kommt der Kassenbestand zum 2. Quarta! 1909, der 32 807,24 M. aufweist. Die Gesamtsumme beträgt: 60 695,28 M. Die Einnahme der Lokalkasse beträgt 2971,45 M., Kassenbestand zum 2. Quartal 1909 macht Summa 38116,03 M. Ausgabe im 1. Quartal 6308,79 M.. bleibt ein Kassenbestand zum 2. Quartal 1909 32 807,24 Vi. An den Kassenbericht schloß sich eine längere Diskussion, in der von mehreren Mitgliedern auf die unumgängliche Notwendigkeit eines in nächster Zukunft einzuführenden Lokalzuschlages hinge- wiesen wurde. Ein Antrag, jedem Mitglied« einen Abzug der Ab» rechnung zuzustellen, wird abgelehnt. Ein weiterer Antrag, zur Vermeidung eines Defizits 10 Pf. pro Monat Lokal» b e i t r a g zu erheben, wird abgelehnt. Dem Kassierer wird gegen 3 Stimmen Decharge erteilt. Zur Maifeier liegt eine Resolution deS erweiterten Sektionsvorstandes vor. in der die Arbeitsruhe als die würdigste Form bezeichnet wird. Jedoch könne angesichts der gesamten Gc- schäftslage kein Zwang ausgeübt worden. Gemahregelte Kollegen werden unterstützt. Wer arbeitet, hat 1 M. an den Verband abzu» führen. Diese Resolution wurde nach kurzer Debatte mit großer Majorität angenommen. In den Ausschuß wurden gewählt: Schilling, Heinemann, MundkowSki, Heide» mann. Kramer. Am nächsten Dienstag findet mit den MaU» rern eine Bautenkontrolle statt. Die Sektion der Putzer des Maurerverbandes hielt am Sonntag in den Armiilhallen ihre Generalversammlung ab, in der der bis- herige Kassierer L e h n i g die Abrechnung vom 1. Quartal 1909 verlas. Sie schließt für die Hauptkasse mit der Bilanzsumme von 3325,91 M. ab. Die Einnahmen der Lokalkasse, samt dem alte» Bestand von 80 386,14 M. betrugen 84 369,33 M., die Ausgaben 25 782,21 M., so daß 68 687,12 M. übrig blieben. Unter den Aus» gaben sind nicht weniger als 19261 M. für Notstands» Unterstützung, ferner 2716,05 M. für Krankenuntcrstützung. zu der noch aus der Hauptkasse, die in den Wintermonaten keine Krankenunterstützung zahlt, für Monat März 926 M. kommen. Die Generalversamnilung erteilte dem Kassierer einstimmig Entlastung. Sodann wurde über einen Antrag beraten, die Arbeitslosenmarle von der ersten Woche ab aus der Lokalkasse zu zahlen; bisher ge- schah dies von der 7. Woche der Arbeitslosigkeit ab. Der Antrag wurde angenommen. Der nächste Punkt der Tagesordnung war die Stellungnahme zur M a i f e i e r. Der Vorsitzende E. S ch u l z e empfahl im Namen des Vorstandes, den 1. Mai wie bisher durch Arbeitsruhe zu feiern. Es liege keinerlei Ursache vor. etwas anderes zu beschließen. Die Versammlung erklärte sich ohne wei» tcres mit dem Borschlage einverstanden. Auf Antrag der Schön- hauser Vorstadt beschloß die Versammlung, daß bei der Mai- aussperrung auch die arbeitslosen Mitglieder mit unterstützt werden sollen. Voraussetzung ist selbstverständlich, daß auch sie sich an der Maiversammlung oder, soweit sie auswärts wohnen, an den Ler» sammlungen der Vororte beteiligen. Die Rohrleger und Helfer hielten am Sonntag eine vom Metallarbeiterverband einberufene allgemeine Versammlung im Gewerkschaftshause ab. Dem beifällig aufgenommenen Vortrage des Kall  . Düwell überDie nicht säen und doch ernten" folgte die Erörterung von Branchenangelegenheiten. Bezüglich der Maifeier wird lebhast Klage geführt, daß in den Betriebsversammlungen seitens des Wiesenthalverbandes durchweg gegen das Feiern des 1. Mai durch Arbeitsruhe gestimmt und agitiert wird. Da sich in den letzten Wochen unter den Kollegen Bestrebungen geltend machen, die Einheitsorganisation wieder zu propagieren, um im Herbst wieder gerüstet zu sein, soll die nächste Mitgliederversamm- lung am 23. Mai sich mit wichtigen Agitationsfragen beschäftigen. Bor der neuesten Sumpfpflanze unter den Rohrlegern, einem gelben Verein, werden die Kollegen eindringlichst gewarnt. Ferner hat jeder streng darauf zu achten, daß die streikenden Bauklempncr nicht durch Anfertigung von Streikarbeit und sei diese noch so winzig, geschädigt werden. «asserftaudS-Rachrtchteu der LandeSanstalt für Gewässerkunde, mitgeteilt vom Berliner Wetterbureau. Wasserstand M- m e l. TUR P r e g e l, Jnfterbura Weichsel, Thorn  Oder, Ratibor  , Krossen  , Frankfurt  Wa r t h e, Schrimm  , Landsberg  Netze, Vordamm Elbe, Leitmeritz  , Dresden  , Barbh , Magdeburg 0+ bedeutet Such», Fall.-»') Unterpegel»