In RußlanS Häven sicki die Ansäße geinerkschaftlicher Organi- sationen, die nach den ersten Erfolgen der revolutionären Be- wegung sich zeigten, nicht weiter entfaltet. In der Türlei keimt anscheinend der Gedanke gewerkschaftlicher Organisation. Aus den Einzelberichten der Landeszentralen ist zunächst von England hervorzuheben, daß nach der übrigens nicht besonders zuverlässigen Streikstatistik Streiks und Aussperrungen in den letzten Jahren eine erhebliche Zunahme aufweisen, so dah der Bor- sitzende des Handelsamtes einen permanenten Ausschutz von Ver- tretern der Arbeiter und Arbeitgeber einsetzen will, der zur Schlich- tung der gewerblichen Streitsachen berufen sein soll. Da das industriereiche England besonders von der Wirtschaftskrise heim- gesucht wird, so wird das Kapitel über die Matznahmen zur Be- kämpfung dr Arbeitslosigkeit besonders behandelt. Die von staat- lichen und städtischen Behörden eingerichteten Notstandsarbeiten werden für ungenügend erachtet. Von der Arbeiterpartei soll des- halb dem Parlament ein Gesetzentwurf vorgelegt werden, der unter anderem die Errichtung eines nationalen Arbeitsamtes und eines Arbeitslosenausschufses verlangt. Weiter wird im Bericht dem Altersversicherungsgesetz Erwähnung getan, das mit dem 1. Januar tbOö in Kraft trat und schon pro Woche rund 2 Millionen Mark Ausgaben verursachte. Die Gewerkschaftsbewegung der Niederlande ist durch die langjährige Herrschast des Anarchismus in ihrer EntWickelung gehemmt worderr. In Holland waren bis vor wenigen Jahren alle Gewerkschaften mehr oder minder lockere Verbindungen örtlicher Fachvereine, mit Ausnahme des Diamantarbeiterverbandes, der von Anfang an zentralisiert war. Jetzt wird die Weiterentwicke- lung durch die ungünstige Wirtschaftskonjunktur aufgehalten. Da- neben haben die durch den Klerus protegierten christlichen Gcwerk- schaften noch manchen Zulauf. Für die Einführung eines gesetz- lichen Zehnstundentages wurde vereint mit der Partei eine Agita- tion eingeleitet und diese Forderung der Zweiten Kammer unter- breitet. Die Regierung ließ erst Erhebungen über die Wirkung dieses Antrages anstellen. Belgien zeigt ganz lebhafte Fortschritte in der GeWerk- schaftsorganisation und berichtet in großer Ausführlichkeit über jede einzelne Berufsorgcrnisation. Auch der sozialpolitischen Ge- setzgebung ist ein großes Kapitel gewidmet. Alle die bestehenden Arbeiterschutzgesetze werden als unzulängliche bezeichent, als Kari- katuren von dem, was auf sozialpolitischem Gebiet im Auslande existiert, zumal durch Erbitten von königlichen Erlassen und Ver- fügungen viele in ihrer Wirksamkeit noch aufgehoben werden können. Dänemark weist nach einem vor Jahren zu verzeichnenden Rückgange in der Mitgliederzahl seit vier Jahren einen ständigen Aufschwung auf, von 65 43g Mitgliedern im Jahre 1964 ans 96 866 Mitglieder im Jahre 1907. Demzufolge waren auch die Erfolge für die Arbeiter recht beachtenswerte. 21 Verbänden ist es z. B. gelungen, für 16147 ihrer Mitglieder eine Arbeitszeitverkürzung von K*— 4 Stunden zu erzielen. Die soziale Gesetzgebung war nicht gerade unfruchtbar. Außer dein Altersversorgungsgesetz, einer un- genügenden Unfallversicherung und einigen Arbeiterschutz- bestimmungen wurde zur Linderung der Arbeitslosigkeit neben Geldunterstützungen durch Inangriffnahme großer Bauten auf Kosten der.Kammern und des Staates wesentlich beigetragen. In Schweden stieg die Mitgliederzahl um 47M> Proz. Ganz enorm ist diese Steigerung in den letzten zwei Jahren, sie beträgt 164 666 Mitglieder. Lohnbewegungen waren recht zahlreich, 71 182 Arbeiter waren an 1126 Konflikten beteiligt. Bei den in Schweden vielfach vorhandenen Kollektivverträgen galt bisher die Praxis, daß während des Bestehens dcS Vertrages weder Streik, Aus- sperrung, Boykott noch Sperre zulässig ist. Die nun entstandenen Arbeitgebcrorganisationen wollten sich jedoch das Recht der Sym- pathieauSsperrungen wahren, dem sich die Gewerkschaften wider- setzten. Schließlich bestimmten die Gewerkschaften, daß ohne Acnderung an den bestehenden Verträgen Sympathieaussperrungen und Sympathiestreiks zulässig sein sollen. Norwegen hat durch weitere Zentralisation einzelner Ver» bände eine Mitgliederzunahme von 56 Proz. zu verzeichnen. Das Jahr war reich an Arbeitskonflikten. Der bedeutendste unter diesen ist die Aussperrung von 5666 in der Papier - und Zelluloseindustrie beschäftigten Arbeitern gewesen, die bald noch den doppelten Um- fang angenommen hätte, wenn nicht durch die Initiative des Amtmanns in dem Distrikt der Kampf beigelegt worden wäre. Die Arbeiter erreichten eine Lohnerhöhung von 366 666 Kronen jährlich. Die Arbeiterschutzgesetzgebung versagte in ihren minimalen An- sängen, dagegen sollte den Arbeitern ein Zuchthausgesetz deutsch - seligen Angedenkens beschert werden. Die Gewerkschaftsbewegung in Finnland ist sehr jungen Datums. Die meisten Verbände entstanden in den Jahren 1965 bis 1967, nachdem eS gelungen war, durch den großen National- streik die Hindernisse zu beseitigen, die der Organisation der Ar- beiter entgegenstanden. Bis dahin besaßen die Arbeiter daselbst weder Vereins- noch Versammlungsrecht. 1997 ist dann erst die Landeszentrale ins Leben gerufen worden. Nach der amtlichen Statistik sind die Konflikte für die Arbeiter mit recht großem Er- folge gekrönt gewesen; 72 Proz. endete zugunsten der Arbeiter, 28 zugunsten der Arbeitgeber. Oesterreich hat in den letzten Jahren relativ die stärkste gewerkschaftliche EntWickelung zu verzeichnen. 186 666 neue Mit- glieder wurden aufgenommen, von denen allerdings nur 52 824 den Organisationen treu blieben. Aber auch die Arbeitgeberorgani- sationen haben in den letzten drei JahrSn riesige Fortschritte gemacht. Statistische Erhebungen über Streiks und Aussperrungen werden von feiten der Landeszentralen nicht gepflegt. Nach den amtlichen Erhebungen haben 998 Arbeitseinstellungen und 21 Aus- sperrungen in 3369 Betrieben stattgefunden; die Zahl der beteiligten Arbeiter betrug 274 891. Die mit vollem und teilweisem Erfolg für die Arbeiter beendeten Streiks stellen 67Vi Proz. aller Ausstände dar. Angriffsstreiks waren 86'/� Proz. Die Einführung von Tarifverträgen nimmt stetig zu und konnten unter anderem durch diese für 335 622 Arbeiter Arbeitszeitverkürzungen erreicht werden. Auf sozialpolitischem Gebiet wurden einige Verordnungen der Regierung zum Schutze der Arbeiter in Phosphor- und Zelluloid- fabriken erlassen, auch ist eine sozialpolitische Sektion im Handels- Ministerium gebildet worden, der eine Reihe großer sozialpolitischer Aufgaben zugewiesen sind. In Ungarn hatte die Gewerkschaftsbewegung unter einer reaktionären Gesetzgebung stark zu leiden; ein Gesindegesetz und ein Eisenbahngesetz verbietet jegliche Koalitionsbestrebungen dieser beiden Arbeiterkategorien. Auch im allgemeinen wurde das Vereins- und Streikrecht der Arbeiter eingeengt. Die Regierung ge- nehmigte einfach die Statuten der Gewerkschaften nicht und löste obendrein 466 Sektionen auf. Dadurch wurde eine große Ab- Wendung der Arbeiter verursacht. Das Unternehmertum tut ein übriges zur Niederknüttelung der Gewerkschaften; die Zahl der Aussperrungen stieg um das Doppelte, während die Zahl der Streiks infolge der Wirtschaftskrise um 164 zurückging. Wenn trotz dieser schwierigen Verhältnisse noch durch Streiks und Kollektivverträge für die Arbeiter Arbeitsverbesserungen geschaffen werden tonnten, so spricht das immerhin für einen steigenden Ein- fluß der Gew-rkschaften im Wirtschaftsleuen. Kroatien . Slawonien zeigt noch keine streng durch- aeführte Zentralisation. Der Arbeiterbewegung stellen sich wegen der schwachen Schulbildung(48 Proz. Analphabeten) große Schwierigkeiten in den Weg. In 8 Zentralverbänden sind 4666 Mitglieder organisiert. In Serbien ist nur ein schwacher Zuwachs der gewerkschaft - lichen Mitgliederzahl zu verzeichnen; es wurden 5434 Mitglieder gezählt. Von den Streiks waren 14 erfolgreich und 15 erfolglos. Von Bulgarien ist der große Generalstreik der Eisen- bahner, an dem sich 3566 Personen, nicht nur Arbeiter, sondern auch Beamte beteiligten, besonders hervorzuheben. Der Streik endete, nicht zuletzt durch die finanzielle Unterstützung des internationalen Sekretariats, mit vollem Erfolge. Sonst zeigen die Streiks eine Abnahme. Die Organisation der Staatsbeamten gewinnt dort tag. lich an Boden; ein Bund der Post- und Telegraphenheamten würde fie&iunfect, 1 In der Schweiz stieg die Mitgliederzah! um'UVi Proz. Streiks wurden besonders um Verkürzung der Arbeitszeit geführt. Eine private Aufstellung über Streiks verzeichnet 183 Streiks, 437 Lohnbewegungen ohne Streiks und 14 Aussperrungen. Italien zeigt eine starke Steigerung der Landarbeiter- organisation. Ueberaus zahlreich waren Streiks. Auf die Land Wirtschaft entfielen 233 Streiks mit 184 167 Streikenden, auf die Industrie 2641 Streiks mit 269 327 Streikenden. Die Zunahme der Streiks wird auf das Erwachen des Klassenbewußtseins der Ar- beiter zurückgeführt. Durch die kraftvolle Propaganda der Arbeiter sah sich die Gesetzgebung gezwungen, wichtige Arbeiterschutzgesetze einzuführen, darunter die Abschaffung der Nachtarbeit in Backe- reien. In Spanien sieht es mit der Gewerkschaftsbewegung immer noch sehr dürftig aus. Eine namhafte Organisation besteht eigent- lich nur in Madrid . Die Anarchisten, die zwar stark abgewirt- schaftet haben sollen, stören mit ihren Sonderorganisationen doch immer noch die EntWickelung einer kräftigen Gewerkschafts- bewegung. Die Gewerkschaftsbewegung in Deutschland konnten wir wohl an dieser Stelle übergehen, da wir sie als bei den Lesern bekannt voraussetzen dürften. Nur soviel sei bemerkt, daß unsere Gewerkschaftsbewegung nunmehr auch in der absoluten Mitglieder- zahl an der Spitze der internationalen Gewerkschaftsbewegung marschiert. Der übersichtliche deutsche Bericht wird den aus- ländischen Arbeitsbrüdern gewiß ein treffendes Bild von unseren festgefügten Zentralorganisationen geben, und unsere Einrichtungen dürften gewiß manchen Landeszentralen als Vorbild dienen. Wenn dann in die internationale Berichterstattung eine größere Einheit- lichkeit gebracht wird, dann wird aus der gewiß sehr schwierigen Arbeit der Zusammenstellung der einzelnen Berichte durch den internationalen Sekretär sich noch ein zutreffenderes Bild vom organisatorischen Fortschritt des internationalen Proletariats er- geben._ Für den Ashllmk liiederbsrnim fand am Sonnabend eine außerordentliche General» Versammlung im„Schwarzen Adler" zu Lichtenberg statt. Vor Eröffnung derselben trug der»Lichtenberger Männerchor" das Lied„Dem Lenz entgegen" vor. Die Wahl eines KreiSsekretärS stand als erster Punkt auf der Tagesordnung. Genosse M i r u S erstattete namens der von der vorigen Generalversammlung ein» gesetzten Kommission Bericht über die Bewerbungen, welche auf die Ausschreibung des Postens eines Kreissekretärs eingegangen sind. Er teilte mit, daß sich drei Genossen aus dem Kreise und zwölf aus Berlin und anderen Städten Deutschlands beworben haben. Die Kommission empfiehlt einstimmig die Wahl des Ge- nossen B ü h l e r aus Essen. — Der Vorstand und die Kreis- konferenz sind ebenfalls einstimmig zu demselben Vorschlage ge- kommen.— Ohne Debatte wählte die Versammlung einstimmig den Genossen Bühler aus Essen als Kreissekretär für Nieder» Barnim . Hierauf kamen mehrere Anträge zur Verhandlung, welche sich auf das Reglement für die Delegiertenwahlen zu Parteitagen, Provinzialkonferenzen usw. beziehen. Die An. träge erstrecken sich nicht ans die Wahlen selbst, sondern nur auf die Aufstellung der Kandidatenlisten. Nach dem bisher geltenden Modus wurden für die von der Generalversammlung zu wählenden Delegierten die Kandidaten in der Kreiskonferenz auf. gestellt. Ein Antrag aus Karlshorst verlangt eine Aenderung dieses Zustandes in der Weise, daß jeder Bezirk so viele Kandidaten aufzustellen berechtigt sein soll, wie Delegierte zu wählen sind. Andere Anträge(Rummelsburg , Tegel ) wollen, daß jeder Bezirk nur einen Kandidaten aufstellt.— Der Vorstand und die Kreiskonferenz beantragen, daß jeder Bezirk so viele Kandidaten als Delegierte zu wählen sind, aufstellt. AuS diesen Vorschlägen soll dann die KreiSkonferenz doppelt so viele Kandidaten, als Delegierte zu wählen sind, aufstellt. AuS diesen der Generalversammlung unterbreiten, welche jedoch noch weitere Vorschläge machen kann.— Nach längerer Debatte wurde der Antrag von Rummelsburg mit 64 gegen 29 Stimmen an- genommen. Er lautet: Die Wahl der Delegierten zum Parteitag erfolgt in der Generalversammlung des Kreises. Zwecks Stellungnahme zum Parteitag berufen die Bezirke Versamm. lungen ein, welche gleichfalls die Kandidaten(jedoch für jeden Bezirk nur einen) zu nominieren haben. Sämtliche Kandidaten werden auf eine Liste gesetzt und der Generalversammlung vorgelegt. Nach dem von Sonnenburg erstatteten Bericht der Mändatsprüfungs-Kommission sind anwesend 69 De- legierte, 26 Bezirksleiter, 13 Vorstandsmitglieder und Funktionäre. An Stelle des zurückgetretenen Genossen H e l l r i ch wurde L i e s e g a n g in die Preßkommission und der Kreissekretär B ü h l e r als Aspirant für Groß-Berlin gewählt.— In den Ausschuß der Gemeindevertreter wurden die Genossen D ü w e l l- Lichtenberg, Müller- Rummelsburg und Taubmann. Weißensee gewählt.— Ein von der Kommission ausgearbeiteter Entwurf der Ausführungsbestimmungen zum Kreisstatut soll den Bezirken zugestellt werden. Zum Punkt Kreisangelegenheiten wurden folgende Anträge angenommen: 1. Nach dem jeweiligen Parteitag ist eine KreiSgeneral- Versammlung einzuberufen, in der die Delegierten Bericht vom Parteitag zu geben haben. 2. Für die Ortschaften WaidmannSlust , Lübars , HermS. darf, Glienicke . Hohen-Neuendorf , Stolpe , Bergfelde und Birkenwerder einen neuen Bezirk zu bilden. 3. Die Mitglieder der Lokalkommission müssen in ihren Bezirken zu den Sitzungen der Bezirksleitung hinzugezogen werden._ Genchta-Zcitung. Srankenkassenbetrüger. Der Zimmermeister Karl Kretschmer in Breslau ist von der dortigen Strafkammer wiederholt wegen Unterschlagung von Krankenkassenbeiträgen bestraft worden, das letzte Mal mit 266 M. Geldstrafe. Das hat aber alles nichts geholfen. Letzten Mittwoch hatte er sich wieder vor der Strafkammer zu verantworten, da er der Ortslrankenkosse der Fabrikarbeiter 638 Mark hinterzogen hatte. Der Angeklagte hatte mit diesem Gelbe ein flottes Leben geführt. Das Gericht sah diesmal von einer Geldstrafe ab und verurteilte den Betrüger zu einem Monat Gefängnis. Em der frauenbenegung. Vom internationalen Frauenstimmrechtskongreß. Vom 26. März bis zum 3. April tagte in London der Kongreß deS Weltbundes für Frauenstimmrecht. 21 Länder, fast alle europäischen Nationen, dazu Australien , Neuseeland , Südafrika und die Vereinigten Staaten hatten Vertreterinnen entsandt. Neben einem reichlich bemessenen Fest- und Vergnügungsprogramm wurden in langen und breiten Verhandlungen auch so ungeheuer wichtige Fragen wie die eines internationalen Banners, eines internationalen LiedeZ und eines internationalen Abzeichens m Form einer Medaille oder Brosche erledigt. TaS für uns interessanteste Ergebnis war aber der offen und unverhüllt zutage tretende reaktionäre Charakter dieser Pseudo-Fortschr>ttlertiinen in d�r Behandlung Ht Wahlrechtssrag«. Auf ihren früheren internationalen Konferenzen waren die organisierten bürgerlichen Frauenstimmrechtlerinnen der Frage, welches Wahlrecht zu fordern sei, ob das jeweils für die Männer geltende Wahlrecht oder das allegemeine, gleiche, geheime und direkte Wahlrecht, stets sorgfältig aus dem Wege gegangen. Dies- mal ließ sich einer Entscheidung über diesen Hauptpunkt der WaHlrechtsfrage nicht ausweichen, da die in dem Kongreßlande zwischen Anhängern und Gegnern des beschränkten Wahlrechtes entbrannten Kämpfe zu einer strikten Stellungnahme zwangen. Weil die herrschenden Klassen in England sich bei dem geltenden, an eine lange Reihe von Besitz- und Eigentumsqualifilationen gebundenen Wahlrecht sehr wohl befinden, fordert das Gros der Stimmrechtlerinnen zu dcni geltenden Herren-Wahlrecht das Damen-Wahlrecht. Unter sich sind diese Herrschaften in nicht weniger als vier verschiedene Richtungen gespalten, denen als einzige Verfechterin des allgemeinen, gleichen Wahlrechts für jeden erwachsenen Mann und jede erwachsene Frau du Adult Suffrage Society gegenübersteht. Ihre Mitglieder sind über» wiegend Sozialdemokratinnen. Den lange geplanten Vorstoß gegen die Anhänger des allgemeinen Wahlrechts unternahm auf dem Kongreß Mrs. Fawcett, eine der ältesten und angesehensten Führerinnen der bürgerlichen Frauenstimmrechtlerinnen. Sie stellte den Antrag, künstig nur solche Stimmrechtsverbände zum Weltbunde für Frauenstimmrecht zuzulassen, die ausschließlich für die Befreiung der Frauen kämpfen. Ausgenommen sollten nur diejenigen Länder sein, in welchen das Frauenwahlrecht bereits bestehe oder wo lokale Ver- Hältnisse noch zur Verteidigung anderer Reformen für die Befreiung der Frauen zwingen. Es wurde daraus vorgeschlagen, dem Antrage sofortige Geltung zu verschaffen. Aber dagegen protestierte Anita Augspurg , weil eine Reihe von deutschen Frauenstimmrechts, verbänden, die auf das allgemeine Wahlrecht verpflichtet sind. dann vom Weltbunde ausgeschlossen wären. Australische und finnische Delegiertinnen wiesen darauf hin, daß der gegen die Forderung des allgemeinen Wahlrechts erhobene Vorwurf, es bindere die Erringung des Fraucnstimmrechts, unberechtigt sei. Sie selbst hätten das Frauenstimmrecht auf der Basis des all- gemeinen Wahlrechts errungen. Vergebens! Es wurde ihnen entgegnet, daß es sich in ihren Ländern um Ausnahmeverhältnisse handle. Und so wurde— wie zu erwarten war— Mrs. Fawcetts Antrag mit großer Mehrheit angenommen. Die Adult Suffrage Society hatte, obwohl sie dem Weltbunde nicht angeschlossen ist, Delegierte zum Kongresse entsandt. Von diesen wurde bei der Präsidentin angefragt, ob ihr Verband, falls er Zulassung zum Weltbunde beantragte, ausgeschlossen werden würde. Als die Frage dem Wortlaut des Beschlusses gemäß be. saht werden mußte, verließ die Adult Suffrage-Delegation unter Protest den Kongreß, und die Delegierten des internationalen sozialistischen Komitees schloffen sich ihr an. Konsequent in der Inkonsequenz— wie immer— verzichteten die Damen um Anita Augspurg auf diesen einzig wirksamen und logischen Protest. Wie sie sich später mit ihrem Ausschluß abfinden werden, bleibt abzuwarten. Jedenfalls ist es gut, daß es zu dieser reinlichen Scheidung gekommen ist, die in England speziell zur Notwendigkeit geworden war. Wurden die Damenwahlrechtlerinnen durch ihr Klassen» interesse zu ihrem Vorgehen gedrängt, so sollten sich nunmehr auch diejenigen englischen Genossen und Genossinnen, die bisher in törichter Verblendung den bürgerlichen Frauen Heeresfolge leisteten, auf ihr proletarisches Klasseninteresse besinnen. Wenn sie dann endlich erkennen, daß das beschränkte Frauen- Wahlrecht nichts anderes sein wird als ein K l a s s e n m o n o p o l der Besitzenden, so erwächst ihnen die Pflicht, der Unheil- vollen Verzettelung der proletarischen Kräfte ein Ende zu machen und den schwierigen Kamps der Adult Suffrage Society um die volle politische Gleichberechtigung aller großjährigen Männer und Frauen mit höchster Energie zu fördern. Verrmlcktes. Eine mittelalterliche Mühle niedergebrannt. Wie aus Trier gemeldet wird, ist die aus dem Mittelalter stammende kurfürstliche Mühle in Ruwer gestern nacht mit den Nebengebäuden und Vorräten abgebrannt. Explosion in einer Pulverfabrik. AuS Genua wird vom gestrigen Tage berichtet: In der Fabrik für Explofivstoffe der Gesellschaft „Prometheo" im Dorfe San Eusebio fanden heute vormittag zwei Explosionen aus bisher noch unbekannter Ursache statt. Die gesamte Fabrik ist eingestürzt. Drei Personen wurden verletzt aus den Trümmern gezogen. Man befürchtet, daß noch 15 bis 20 Personen unter ihnen liegen. Feuerwehrleute sind zu ihrer Rettung am Werke. Späterer Meldung zufolge sind bisher aus den Trümmern zehn Tote und drei Verletzte geborgen worden. Einer der Verletzten liegt im Sterben._ Amtlicher Marktbericht der städtischen Marktballen-DireMon über den Großhandel in den Zenwal-Marfthallen. Marktlage: Fleisch: Zusubr stark. Geschalt etwas reger, Preise sür Hammel- und Schweinefleisch anziehend, sonst unverändert. W t l d: Zusubr schwach, Geschäft ruhig, Preise behauptet. Geflügel: Zufuhr nicht ausreichend, Gefchäst schleppend, Preise besriedigend. Fische: Zusuhr gering, Geschäft ruhig, Preise sür Hechte und Schleie höher. Butter u nd Käse: Zuiuhr in seiner Butter schwächer, Geschäft ruhig, Preise fast unverändert. G c. müs e, O b st und Süds r üchte: Zusubr genügend, Geschäft schleppend, Preise gedrückt. Neu am Markt: Italienische Kartosscln. WittrrungSuberflcht vom 10. Mai 196g. morgen«« lldr. Swwemd». Hamburg verlin Frankf.aAi.7S0 NO München>7S8O Wien!7Sg NNO «2 SB— II sS 75!) NNO 761 NNO 759 NW Scttn 3 wollig 2 heiter 2 bedeckt 3 heiter 2 heiter 2 bedeckt US d* »II h« Ctttflonrn Ii c «2 »«H JO§ II Havaranda 758 NO Petersburg 756 W Cctllv 764 ONO Werdern Pari» 766 NNW 760 NNO Sett« trfac o" S* wS, 6 wölken!| 4 2halbbd.- 2 ühalbbd. 10 1 bedeckt 3 wollig 7 10 Wetterprognose für TienStag, de» 11. Mai IgvS. Ziemlich kühl, teilweise ausklarend, vorwiegend trübe mit lelchlcn Regeiijällen und meist schwachen nordwestlichen Winden. Berliner Wetterbureau. Wasserstands. Ztachrlchtc» der LattdeSanstalt sür Gewässerkunde, mltgetetlt von» Berliner Wetterbureau. Wasserstand M e m e l. Tilstt B r e g e I, Jnsterburg Weichsel, Tboru Oder, Natibor , Krassen . Frankfurt Wa r t h e, Schrimm , Landsberg Rehe, Pordamm Elbe, Leitmeritz , Dresden » Bardo . Magdeburg ') 4- bedeutet Wuchs,— Fall.—') Uulerpegel,...•) am g. 12 Uhr mittags 200 cm. Nach telegraphischer Meldung war die O d e r bei Raiibor heute früh aus 384 cm gefallen und sällt noch weiter.
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