Dr. 123. 26. Jahrgang.
1. Beilage des„ Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonnabend, 29. Mai 1909.
5. Verbandstag der Gemeinde- und Staatsarbeiter. urlaub, Bergütung des Differenzbetrages zwischen Lohn. und
Vierter Verhandlungstag. Vor Eintritt in die Tagesordnung
tommt ein Brief Sessels zur Verlesung. Da feine Wiederaufnahme gestern abgelehnt wurde, gilt die Sache als erledigt. Es erhält nunmehr Mohs das Wort zu seinem Vortrag über
Die Stadtgemeinde als Arbeitgeberin."
Die städtischen Betriebe werden als Produkte der modernen Städteentwickelung bezeichnet, die heute bestrebt ist, Gemeindearbeiten in eigener Regie ausführen zu lassen und den Privatunternehmer auszuscheiden. Zu Musterbetrieben haben sich diese Betriebe jedoch nicht entwickelt und gerade in Lohnhöhe und Arbeitszeit fönnen ihnen noch oft Privatbetriebe als borbildlich ge= nannt werden. Die Zahl der städtischen Arbeiter ist nicht genau festzustellen, die vorliegenden Statistiken sind dazu zu ungenügend, man geht aber wohl nicht fehl, wenn man 140 000-150 000 Arbeiter annimmt. In Berlin waren z. B. Anfang März 1908 an 17 391 Personen in städtischen Betrieben beschäftigt, in Dresden follen bis zu 5000 und in Hamburg 15 192 Arbeiter beschäftigt sein. Redner verbreitet sich nunmehr über die
rechtliche Stellung
Für die Arbeiter kommt die Pensionsversorgung, SommerKrankengeld und die Hinterbliebenenfürsorge in Betracht.
Daß diese kommunale Arbeiterfürsorge sich nach den Wünschen der Arbeiter gestaltet, liegt in der Hand der Arbeiter, in dem Erstarten ihrer Organisation.( Lebhafter Beifall.)
Folgende Resolution wird mit zur Debatte gestellt: Unsere Tattit wird bedingt durch die jeweiligen Verhält nisse, in ihren Einzelheiten ist sie wandelbar, jedoch muß sie fich an bestimmte Richtlinien halten.
Maßgebend sind nach dieser Richtung die Beschlüsse des Verbandstages, insbesondere das Verbandsprogramm, unser Lohnbewegungs- und Streikreglement sowie die Grundsäße der freien Gewerkschaften.
Die sozialen Forderungen des Gemeindearbeiter- Verbandes werden von dem Gesichtspunkt aufgestellt, daß die Lohn- und Arbeitsverhältnisse in den städtischen und staatlichen Betrieben nicht nach kapitalistischen, sondern nach sozialen Grundsätzen zu gestalten sind.
der Zentralvorstand des Transportarbeiterverbandes seinen ein feitig- undemokratischen Standpunkt aufgibt.
Im Moment sind diese Voraussetzungen nicht gegeben und deshalb billigt es der Verbandstag, daß weitere Berhandlungen über die Schaffung eines Industrieverbandes erst dann wieder aufgenommen werden, wenn von allen beteiligten Ben tralvorständen eine Erklärung darüber vorliegt, daß die vorbe nannten Vorausseßungen erfüllt sind.
Der Verbandstag ermächtigt den Zentralvorstand, im ges gebenen Moment gemäß dieser Resolution zu handeln, d. h. alle dann noch erforderlichen Maßnahmen zur Schaffung des Industrieverbandes zu treffen.
Dem neuen zwischen den Zentralverbänden der Hafenarbeiter und der seemännischen Arbeiter abgeschlossenen und ant 1. Mai 1909 in Kraft getretenen Kartellvertrag erteilt der Vers bandstag post festum seine 8 ustimmung bis zur Schaffung des Industrieverbandes.
Von Cohen Berlin wird der Vorschlag gemacht, zunächst in gemeinschaftlicher Sizung auf dem Verbandstage der Transports Um allen Forderungen zur leichteren Durchführung zu verarbeiter in München nochmals eine Ginigung zu versuchen, und falls Helfen, sind die Kollegen verpflichtet, für größeren Einfluß und dies mißlingen sollte, die ganze Angelegenheit der tweitere Stärkung unseres Verbandes zu wirken. Generalkommission zur Entscheidung zu unter
Nach Beendigung der sehr eingehenden Debatte wird das Aktionsprogramm, das sich auf Freigabe des Koalitionsrechts, Feiertagsarbeit, Lösung des Arbeitsverhältnisses, Abschaffung der Strafen und Einführung von Arbeitsordnungen bezieht, ferner auf Arbeiterschutz, Arbeiterversicherung, hygienische sowie städtische Arbeiterfürsorge, angenommen. Ebenso wird der Nesolution zugestimmt.
breiten.
Nach teilweise recht heftigen Auseinandersetzungen wird obige
" Der Zentralvorstand wird beauftragt, für den Fall, daß Fusionsverhandlungen stattfinden, dahin zu wirken, daß außer den Vertretern der Zentralvorstände für jeden der beteiligten Verbände mindestens drei weitere Vertreter aus den Mitgliedschaften zu den Verhandlungen hinzugezogen werden."
der Gemeindearbeiter. Nach statistischer Feststellung werden die Regelung der Arbeitszeit, des Lohnes und der Ueberzeit- und Resolution mit diesem Zusab angenommen: Kollegen in 46 Orten als gewerbliche Arbeiter betrachtet und haben diese das Recht, sich an Gewerbegerichtswahlen zu beteiligen, in anderen Städten werden die städtischen Betriebe zum Teil als Wohlfahrtseinrichtungen betrachtet und den Arbeitern keine diesbezüglichen Rechte gewährt. Auch die Versicherungsfrage der städtischen Arbeiter wird recht verschieden von den Stadtverwaltungen behandelt. Auf Grund statistischer Erhebungen waren von 105 Städten 87, die die Krankenversicherung ihrer Arbeiter eingeführt hatten. Doch hat sich eine große Dezentralisation in der Krantenversicherung bemerkbar gemacht, es tommen Orts, Betriebs- und Gemeindekassen sowie gemischte Krankenkassen in Frage. Die Beitragszahlung regelt sich derart, daß die Stadt berwaltungen in nur sechs Fällen den vollen, in anderen zwei Drittel und in den meisten Städten nur den Pflichtteil bezahlen. Das Koalitionsrecht
der Arbeiter wird verschiedentlich gehandhabt und geachtet, Theorie und Praxis find eben recht verschieden, obwohl die Herren Stadtoberhäupter oft erklären: das Koalitionsrecht der Arbeiter muß anerkannt werden, wird es doch in jeder Beziehung mit Füßen getreten. Beispiele aus Halberstadt , Altona usw. beweisen, daß Arbeiter aus den verschiedenen Ressorten wegen Zugehörigkeit zum Verband entlassen und gemaßregelt sind. Auch die Polizeiorgane erschweren mitunter die Verbandstätigkeit, wie Vorfälle aus Halle a. S. beweisen.
Die Lohnberhältnisse
der Gemeindearbeiter find äußerst verschieden und teilweise mises rabel. So verdienten die Gasarbeiter, nach den Berichten der Berufsgenossenschaften der Gas- und Wasserwerke, im Jahre 1886 einen Durchschnittslohn von 1180,50 m.
1895 1905 1907
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984,78 1150,51 1196,25
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In Berlin gibt es noch jeht Minimallöhne von 3,50-8,80 Mart, in Danzig werden Löhne von 2,60-3 M. bezahlt und werden diese schlechten Löhne selbst den gelernten Arbeitern geboten. Straßenreiniger erhalten noch oft Stundenlöhne von 24 bis 25 Bf.
Die Arbeitszeit
ift in der Regel 10-12 Stunden. In einer ganzen Reihe bon Städten beträgt sie jedoch noch 13-14 Stunden. Die letzten Jahre haben fleine Verbesserungen gebracht; so haben die Gasarbeiter in 48 Orten bereits den Achtstundentag. In anderen Städten tie Offenbach , Mannheim usw. ist für alle Betriebe der Neunstundentag eingeführt. In Leipzig hat man ebenfalls mit dem Neunstundentag gute Erfahrungen gemacht, trotzdem sträubt man sich, denselben für die Gaswerke einzuführen. Auf dem Gebietę den
Kommunalen Fürsorge
wird immer noch ein Unterschied zwischen Beamten und Arbeitern gemacht, obgleich selbst verschiedene Bürgermeister erklärt haben, daß kein Grund zu dieser verschiedenen Behandlung vorliegt, denn auch an der pflichttreuen Hingabe der Arbeiter liege das Wohl und Wege der Stadtgemeinde.
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Kleines feuilleton.
Dem Verbandsvorstande wird empfohlen, dahin zu wirken, daß die Laternenanzünder versicherungspflichtig werden und der Da der Kartellvertrag mit den Verbänden der TransportGemeindekrankenkasse angehören müssen, da sie selbst tagsüber mit arbeiter und Hafenarbeiter außer Straft gesetzt worden ist, hat der außergewöhnlichen städtischen Arbeiten beschäftigt werden und Zentralvorstand der Seeleute mit dem Zentralverband der Hafen. daher vollständig als Gemeindearbeiter zu betrachten und zu bearbeiter allein einen Kartellvertrag abgeschlossen zu gegen. handeln sind. feitigem Schuße im wirtschaftlichen Kampfe usw. und zur Wahrung und Vertretung der gemeinsamen Interessen ihrer Mitglieder. In diesem Vertrage heißt es u. a.:
beitsjagungen auszuarbeiten und den Filialen zur Verfügung zu Ferner wird dem Vorstande nahegelgt, ein Schema für Arstellen. Es soll sich beziehen auf:
1. Arbeitsordnungen für städtische Arbeiter.
2. Arbeitsordnungen für die einzelnen Betriebe. 3. Ausführungsbestimmungen zur Arbeitssatzung.
4. Statut für den Arbeiterausschuß.
5. Versorgungsstatut.
6. Entwurf einer Schutz- und Schmutzkleiderordnung. Es findet eine Abendsizung statt.
6. Verbandstag der Seelente.
Bierter Verhandlungstag.
" Zum Zwede der Verständigung über alle taktischen, orga nisatorischen und agitatorischen Fragen gemeinsamer Natur werden je nach Bedarf, mindestens aber zweimal im Jahre, gemeinsame Sizungen von Vertretern der beiden Zentralverbände abgehalten. Die Einberufung dieser Sizungen erfolgt durch den Vorsitzenden des durch gemeinsamen Beschluß hierzu beauftragten Zentralvorstandes. Ueber die Verhandlungen ist Protokoll zu führen und ist eine Protokollabschrift den beiden Zentralvorständen auszufertigen."
Wenn der Verbandstag der Transportarbeiter getagt und ebentuell die Generalfommission über die hier strittigen Fragen gesprochen haben wird, soll eine Konferenz der Verbandsfunktionäre einberufen werden, welche die Delegierten zu den Fusionsverhand
Am Donnerstag fanden die Auseinandersetzungen über Star- lungen wählen soll. Der Siz des Verbandes bleibt in Hamburg , der tellvertrag und Industriever band" statt, bei welchen die leidigen Differenzen zwischen Transportarbeitern und Hafen. Si des Ausschusses in Bremerhaven . Sollte bis dahin eine Fusion mit den anderen Verbänden nicht arbeitern, durch die der Zusammenschluß zum Industrieverband gehemmt wird, eingehend erörtert wurden. Die Verbandsvorsitzenden erfolgt sein, so wird der nächste Verbandstag in Bremerhaven Müller( Seemann ), Schumann( Transportarbeiter) und stattfinden. Der zu wählende dritte Beamte der Zentralverwaltung foll Der Döring( Hafenarbeiter) legten ihren Standpunkt klar. Zentralvorstand legte dem Verbandstage folgende Resolution vor: nicht Mitglied des Zentralvorstandes werden. Der 6. Verbandstag des Zentralverbandes der feemännischen Arbeiter Deutschlands nimmt Kenntnis von der Erklärung der Zentralvorstände der Zentralverbände der Hafenarbeiter und seemännischen Arbeiter betreffend Industrieberband und Aufhebung des bisherigen Kartellvertrages mit dem 1. Februar 1909.
Der Verbandstag billigt sowohl die Erklärung der Bentralvorstände als auch die Aufhebung des bisherigen Kartellvertrages am 1. Februar 1909.
Der Verbandstag erachtet die Aufhebung des Kartellvertrages mit dem Transportarbeiterverband als die einzig richtige Konsequenz, die aus dem undemokratischen Verhalten des Zentralvorstandes des Transportarbeiterverbandes gezogen werden mußte.
Grundsäßlich erkennt der Verbandstag nach wie vor die Bestrebungen nach Gründung eines Industrieverbandes der Transportarbeiter zu Wasser und zu Lande als berechtigt an.
Voraussetzung für die Schaffung eines Industrieverbandes ift aber eine hinreichende Garantie dafür, daß sowohl in materieller als auch in rechtlicher und moralischer Beziehung den Minoritätsverbänden bezw. ihren Bedingungen hinreichend Rechnung getragen wird. Voraussetzung ist weiter, daß
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Lustspielhaus:
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Der Vertreter der englischen Sailors- Union, Rortmann, begrüßte im Namen der englischen Kollegen den Verbandstag, gibt einen Ueberblick über die englischen Schutzgesetze für Seeleute, die biel weitgehender seien als die deutschen Bestimmungen, und gibt feiner Ueberzeugung Ausdruck, daß in Zukunft teine englischen Streitbrecher mehr den Kontis nent betreten würden, da die gelbe Organisation, die von den Reedern ins Leben gerufene Shipping- Federation, in den letten Bügen liege. In diesem Sinne wünsche er den Arbeiten des Verbandstages besten Erfolg. dankt dem
Der Vorsitzende, Dellrich Bremerhaven, englischen Vertreter herzlichst und feiert in seinem kernigen Schlußwort die internationale Jdee der Arbeiterbewegung.
Mit einem kräftigen Hoch auf die Transportarbeiterbewegung und den Verband der Seeleute wird der Verbandstag nach viertägiger Dauer geschlossen.
Soziales.
Achtuhr- Labenschluß und Sonntagsruhe im Handelsgewerbe.- Der Zentralverband der Handlungsgehilfen und Gehilfinnen Deutschlands hatte bei den örtlichen Kartellen der Arbeitergewert
Humor und Satire. Strafpredigt des Grubenpafas:
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von 55 Proz. der Gesamtausgaben nicht übersteigen darf, so be zuschlagen wagte, findet ihn nun, wo er, vollends ins Tierische enttommt man etiva 1400 M. Jahreseinnahme als Mindesthöhe stellt, ihr seine äffischen Kapriolen vormacht, mit Tellern wirft, auf für eine erträgliche Lebensführung einer Familie von fünf Personen. Schränke flettert usw., über alle Maßen füß“ und zum Verlieben. Aber in Dresden hatte nur die Hälfte der Bevölkerung Der frostige Schluß der frostigen Geschichte ist, daß der UmDrei Grönlandexpeditionen. Drei neue Polarexpeditionen, sämtlich dieses Existenzminimum, da nur 44,6 Prozent aller Haus- schmeichelte, als er, von der Verliebtheit seiner reichen Gönnerin mit der Westküste Grönlands als nächstem Reiseziel, werden in den baltungen eine Einnahme von 1600 m. bezogen, mit Einrechnung angestedt, aus der Gorillarolle ins Menschliche zurückfällt, bei ihr letzten Tagen des Mai die Neede von Kopenhagen verlassen. Als des Verdienstes aller Familienmitglieder, und bloß 53,1 Proz. und ihren Gästen sofort den alten Abscheu weckt und sich dafür mit die wichtigste ist die des Kapitäns Einar Mittelsen zu bezeichnen, über 1400 M. Also nur die Hälfte der Dresdener Familien erwirbt dem philosophischen Tiefsinn revanchiert: die Affen sind noch immer der fich die Aufgabe gesetzt hat, in Gemeinschaft mit einem Reise- das phyfiologisch wirtschaftliche Mindestmaß an Subsistenzmitteln. besser als die Menschen!- Die frappante Affenmimit, die Herr gefolge von acht Köpfen nach der literarischen Hinterlassenschaft der In Chemnitz sind die Preise der Lebensbedürfnisse etwa 10 Proz. Pallenberg zum besten gab, war getviß ein Kunststück, aber eins, das verunglückten Danmart"- Expedition zu forschen, über deren Ver- niedriger, in ganz Sachfen durchschnittlich über 20 Proz., aber auch eher in den Zirkus als ins Theater gehört. bleib bestimmte Anhaltepunkte vorliegen. Das Schicksal der die Löhne blieben unter dem Dresdener Saß, und das Ergebnis Daß er ebensowohl die Gabe drastisch- komischen Charakterisierens " Danmark " Fahrer ist mit dem Namen des jungen dänischen Dichters ist wieder, daß die Hälfte der Bevölkerung sich unter dem harten befigt, erwies fich glänzend in dem zweiten Stückchen, einer im und Polarforschers Mylius- Erichson aufs engste verknüpft. Mylius- Druck des Nahrungsspielraumes durchschlägt.( Nach Dr. Wieth- Tert ebenfalls recht wiglofen und gewaltfam frivolen EhescheidungsSzene vor Gericht, wo er einen angeblich in seiner Gattenehre geErichson hatte sich lange Jahre hindurch mit der Erforschung der grön- Knudsen Formerelse og Fremskridt".) fränkten, Rache heischenden Drogisten, ein cholerisches Männchen von ländischen Kultur, insbesondere der alten Religionsübungen, Sagen und Theater. erlesener Pedanterie und Gesinnungslumperei darzustellen hatte. Er Bolksgesänge der Eskimostämme befchäftigt. Das in seinen Tagebüchern und sonstigen Aufzeichnungen niedergelegte Ergebnis dieser Der Liebling der Damen ", tat's mit einer souveränen Laune, die, auch ohne daß er sprach, Ein durch das bloße Geficht und das leidenschaftlich beschwörende Spiel Nachforschungen soll nun womöglich durch die von Kapitän Mittelfen Tragische Posse von E. Fleg und P. Meylan. geführte Entjazexpedition in Sicherheit gebracht werden. Aus- Freundschaftsdienst", Posse von A. Vely und L. Miral. der Hände Lachstürme entfeffelte. In allem ausschweifend Grotesken schließlich wissenschaftlichen Zwecken gewidmet ist die zweite der Der Wiener Komiler Ballenberg präsentierte sich in der Eröffnungs- war ein Kern naturalistischer Echtheit. Man mußte ihm den wunder neuen Grönlandfahrten, die unter Führung des bekannten Südpol vorstellung seines Gastspiels in zwei recht minderwertigen franzöfifchen lichen Kauz in jedem Zuge glauben. fahrers Prof. Otto v. Nordenstjöld von statten gehen wird. Schnurren, deren erste, die tragische Posse" der Herren Fleg und Nordeustjöld hat speziell die Umgebungen der Kolonie Holstenborg, Meylan ", nicht einmal die Entschuldigung hat, daß sie dem Schau60° n. B., für seine Arbeiten ins Auge gefaßt, die neben ethno- spieler Gelegenheit zur Entfaltung seines humoristischen Talents graphischen Studien vorwiegend der geologisch interessanten Er- bietet. Eine solche Häufung von Widersinn, Ungeschmad, ja Roheit scheinung der sogenannten Gletscherwanderungen gelten werden. wie in diesem als„ Satire" gemeinten Stückchen findet sich felten Nordenstjöld glaubt u. a. durch frühere Wahrnehmungen zu der zusammen. Am verlegendsten ist wohl die Art, wie die abschredende im Stellungsbureau um Arbeit nachAnnahme berechtigt zu sein, daß sich im Bereich des gewaltigen Häßlichkeit eines armen Inlandgletscherzuges, der ganz Grönland von Norden nach Süden suchenden Burschen zu allerhand faden Spaßmachereien im ersten Von irgend welcher Charakteristit, einer einin der Form eines kompakten Bergrückens durchzieht, eine Anzahl Atte genutzt wird. in dem vom Unglück ausgedehnter Salzseen mit ausgeprägt eigentümlichem Tier- und dringlichen Darlegung des Seelischen Pflanzenleben befinde, deren Beschaffenheit für die Aufklärung des einer solchen Mißgestalt Betroffenen ist nicht die arttischen Vereisungs- Problems von großer Bedeutung sein würde.- aber dafür hat der Zuschauer das Vergnügen, alle Personen auf der Als dritte Expedition endlich ist die des dänisch - grönländischen Ethno- Bühne, ohne Unterschied von Alter und Geschlecht, beim Anblick des graphen Knut Rasmussen zu nennen, der sich im Laufe der Unglücklichen sich schlimmer aufführen zu sehen als bösartignächsten Wochen nach seiner arktischen Heimat( Rasmussen ist der gedankenlose Schulbuben. Jeder und jede, greift ihm ins Gesicht Sohn eines dänischen Kolonialbeamten und einer grönländischen oder stößt Schreckensrufe aus, und nachdem sich das wohl ein halbMutter) zu begeben gedenkt, um die von seinem verunglückten duzendmal wiederholt hat, fällt eine Prinzessin, damit Abwechselung Vorgänger ylius- Erichson begonnenen fulturwissenschaftlichen in die Pointe kommt, gar in Ohnmacht. Auch sonst geht es auf dem Bureau wie in einem Irrenhause zu. Der Magistratsbeamte, der Forschungen weiter fortzuführen. seine Kunden als allmächtiger Despot anfährt und immerfort mit Existenzminimum und Einkommen. Nach den Berechnungen der Rausschmeißen droht, weiß schlechterdings fein Mittel, um die MißWissenschaft braucht ein Erwachsener pro Tag 112,5 g Eiweiß, geburt, Narziß , der nicht vom Blage weichen will, bis er Arbeit 75,2 g Fett und 484 g Kohlenhydrate, was etwa 2958 bis 3145 erhalten, zu entfernen. Endlich zieht er Arm in Arm mit ihm von Kalorien( die Methoden der Berechnung sind verschieden) entspricht. Dannen. Er stußt ihn als Affen zurecht und macht mit diesem Nach den Dresdener Detailpreisen kostet dies 64,6 Pf. pro Tag, wozu Wundertiere in den exklusivsten Pariser Lokalen Sensation. noch 10 Broz. für die Zubereitung zu schlagen sind. Nach anderen offenbar eine Anspielung auf jenen wirklichen Affen, der zeitweise Autoren belaufen sich die Kosten auf 70-75 f. für Tag und Einheit. die Attraktion in hochfeudalen Bariser Restaurants bildete und mit Für eine Familie von fünf Köpfen belaufen sich die jährlichen Aus- noblen Damen zu deren Entzücken am gleichen Tische tafelte. Die gaben für die Ernährung auf 770 M., und da dieser Teil den Betrag Prinzessin, die entsegt war, als man ihr Narziß zum Diener bor
Rede;
Pfui, wie doch so unzufrieden Bergarbeiter sind,
für ihr glücklich Los hienieden völlig taub und blind! Was' ne Art, sich zu beklagen über Feuchtigkeit!
Was' ne Sitte, Lärm zu schlagen weil' s im Winter schneit! Was' ne Mode, gleich zu schelten auf die Kolonie,
bloß weil sie sich zu erkälten pflegen im Logis!
Wenn euch so viel Kummer machte Nässe, Schnee und Eis: Warum bliebt ihr nicht im Schachte, wo es mollig heiß!
Rund heraus gesagt: mich wundert, daß ihr mault und jault.
Macht es doch wie die dreihundert, die schon längst verfault! Scheuten auch den Winter oben
in der Kolonie;
find jetzt herrlich aufgehoben, frieren tun die nie!"
Franz