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Nr. 133. 26. Jahrgang. 2. KeilU i>cs Lmiills" Kerlim WsM Freitag» 11. Juni 1909. Partei-?Znge!egenkeiten. Lritz-Buckow. Sonntag, den 13. Juni, nachmittags'/a® Uhr: BereinSvertammlung in Buckow , Chausseestr, 12 bei Klein. 1. Vor- trag deS Genosien Heinrich Schulz über: Die Lrbeiterversicherung. 2. Diskusfion. 3. Verschiedenes. Der Vorstand. Wannsee . Morgen. Sonnabend, S'/a Uhr abends, bei Wilhelm Philipp: Wahlvereinsversammlung. Gäste willkommen. Zernsdorf . Am Sonnabend, den 12. Januar, abends 8 Uhr. findet die Mitgliederversammlung des Sozialdemokratischen Wahl« Vereins Zernsdorf und Umgegend bei Julius Knorr statt. Die Tages- ordnung wird in der Versammlung bekanntgegeben. Schildow-Llankenfelde(Bezirk Nieder-Schönhausen). Am Sonn- tag, den 13. Juni 1S09, nachmittags 3 Uhr, findet in Mönchsmühle im Lokal des Herrn Florian Knappe die Wahlvereinsversammlung statt. Treffpunkt der Schönhauser Genossen Punkt V,2 Uhr bei Bratvogel, Nordend. Der Lorstand. Buch(Bezirk Franz.-Buchholz ). Am Sonnabend, abends 8'/, Uhr, findet bei Juhnke der Zahlabend statt. Berliner JVaebnebten. 42 Prozent Dividende für die Aktionäre Abzüge für die Arbeiter. Das RestaurantP r ä l a t e n", Mexanderplatz, erfreut sich dines starken Zuspruchs des mittleren Bürgertums und die Aktien- gesellschaft.Inn", welche den Betrieb bewirtschaftet, hat alljährlich einen reichen Gewinn zu verzeichnen. In den letzten Jahren wurden immer 42 Prozent Dividende verteilt. In dem genannten Restaurant, das bekanntlich unter den Stadtbahnbögen gelegen ist, arbeiten etwa 50 Kellner. Diese erhalten ein Gehalt von 18 M., ferner eine Kostentschädigung in der Höhe von 18 M. monat- tich. Vom Gehalt gehen natürlich die üblichen Abzüge für die Kassenbeiträge ab. Die Kellner sind meist verheiratet, müssen aber, da sie fast den ganzen Tag an das Geschäft gefesselt sind, ihre Mahlzeiten in der Regel dort einnehmen. Man darf es ihnen ohne weiteres glauben, daß sie täglich mindestens IM M. im Ge­schäft verzehren, so daß sie also allmonatlich weit mehr dem Ge- schäst wieder zuführen, als sie an Gehalt und Kostentschädigung zusammen erhalten. Anfang dieses Monats wurde nun das 25jährige Jubi- läum des Bestehens dieses gastwirtschaftlichen Großbetriebes durch ein solennes Frühstück gefeiert. Die Kellner, von denen ein großer Teil 15, 20 Jahre und noch länger dort beschäftigt ist, und die im Laufe der Jahre den Aktionären Tausende und aber Tausende verdient haben, wurden mit einer Handvoll Zigarren abgespeist. Für sie war eine andere Festfreude in Bereitschaft. Es waren in diesen Tagen einige neue Kellner engagiert worden, und diesen hatte man die 18 M. Kostentschädigung ohne weiteres in Abzug gebracht. Kost sollten sie aber auch nicht erhalten. Auf deren Reklamation hin, daß sie ja nun schlechter gestellt wären, als ihre älteren Kollegen, wurde ihnen geantwortet, daß man auch den übrigen Kellnern in Zukunft die 18 M. abziehen werde. Die älteren Kollegen befürchteten nun, daß sie uberflüssig und durch neue Kräfte ersetzt werden sollten, die dann der Direktion sehr viel billiger zu stehen gekommen wären. Mit Recht suchten sich die Kellner gegen die Verschlechterung zu wehren. Haben sie doch einen äußerst schweren Dienst zu reisten. Es handelt sich hier um ein stark frequentiertes Lokal; niedrige Räume, keine besonders gute Ventilation, und mit Ausnahme der wenigen Sommermonate müsien die Räume fast den ganzen Tag künstlich beleuchtet werden; über den Köpfen der dort Beschäftigten aber' donnern täglich Hunderte von Eisenbahnzügen dahin. Die Direktion wird wahrscheinlich einwenden, die Kellner verdienten genug durch die Trinkgelder. Ohne hier des Näheren auf die Frage einzugehen, ob die Trinkgeldereinnahmen wirklich aus- reichen, um eine lange und schwere Arbeit angemessen zu ent- lohnen, ist es jedenfalls zu begrüßen, wenn die Kellner es ab- lehnen lediglich auf Trinkgelder angewiesen zu sein, wenn sie möglichst feste Löhne zu erreichen suchen. Die Wirtshausbesucher sind an diesen Bestrebungen durchaus interessiert, denn sie sind es in letzter Linie, die den Gastwirten.freiwillig" die Pflicht abnehmen, ihre Angestellten zu entlohnen. Deshalb war es ganz angebracht, wenn das imPrälaten" verkehrende Publikum von Obigem unterrichtet wurde. Das geschah am Mittwoch abend. Ein Scparatabdruck aus dem heute erschienenen.Gast Wirtsgehilfen" wurde, in Kuverts eingefalzt, an die Gäste verteilt. Im Nu waren alle Tische belegt, und die Verteiler wieder verschwunden, noch ehe die Direktion und die Geschäftsführer recht wußten was loS sei. Die Gäste hatten nunmehr einen allgemeinen UnterhaltungSftoff und das Vorgehen der Direktion wurde allgemein auf das lebhafteste verurteilt. Einige der Gäste brachten ihre Entrüstung in lauter und ziem- lich drastischer Weise zum Ausdruck, einige Handwerksmeister be- tonten, daß sie gezwungen wären, gleichgültig, ob sie selbst etwas verdienten, allwöchentlich ihre Gesellen richtig auszuzahlen, an diese selbstverständliche Pflicht müßten sich die Gastwirte auch gewöhnen. ES ist sicher, daß, wenn die Kellner erst ernstlich daran gehen, auf dem Trinkgeldbettel zu verzichten, und sich höhere Löhne zu erzwingen suchen, sie daS ganze große Publikum auf ihrer Seite finden werden. Di» Post iu der Reisezeit. Bei Beginn der Sommerreisezeit hat die Post jetzt die wichtigsten Bestimmmigen neu zusammengestellt, die zur Verhütung von Unregel- Mäßigkeiten im Bezüge der Postsachen und Zeitungen zu beachten sind. Für Nachsendungsanttäge werden von den Postanstalten unent- geltlich Formulare verabfolgt, deren Benutzung dringend empfohlen wird. Es sind darin alle Arten von Postsendungen aufgeführt. Gattungen von Sendungen, deren Nachsendung nicht gewünscht wird, sind in den Formularen zu streichen. Nachzusendende Zeitungen sind genau zu bezeichnen und einzeln aufzusühren. Di« Gebühr für die Ueberweisimg einer Zeitung nach einem anderen Orte innerhalb Deutschlands beträgt 50 Pf. Sie ist im voraus zu entrichten. Wird die Ueberweisung gleichzeitig für den Rest der laufenden und für die kommende BezugSzeit verlangt, so wird die doppelle Gebühr erhoben. Die RückÜberweisung nach -einem früheren BezugSorte erfolgt kostenfrei Sie wird, wenn die Dauer der Nachsendung im Antrage genau angegeben ist, von der Post ohne weitere» bewirft.... Die«dreste, unter der die Sendungen bei der alten Postanstalt eingehen, der neue Bestimmungsort und. falls in diesem kein« Post- Wohnung._____ neuen Postanstalt nachträglich sofort mitzuteilen. Aus dem Antrage muß zu ersehen sein, von welchem Tage an die Nachsendung erfolgen und wann sie aufhören oder ob sie bis auf Widerruf gelten soll. Antröge auf Nachsendung postlagernder Sendungen haben nur 4 Wochen Gültigkeii Sie sind, falls sie noch länger gelten sollen, nach Ablauf dieser Frist schriftlich zu erneuern. Da in großen Städten mehrere Dienststellen von den NachsendungS- anträgen Kennwis zu nehmen haben, empfiehlt eS sich, die Antrage tunlichst zwei Tage vor der Abreise abzugeben. Als ausreichende Ausweispapiere behufs Empfangnahme von Sendungen, für die die Postverwaltung Garantie zu leisten Hai gelte«: von Behörde« für bestimmte Personen ausgestellte Schrift« stücke, die eine Personalbeschreibung, eine beglaubigte Photographie oder die eigenhändige Unterschrift deö Inhabers enthalten, wie Pässe, Paßkarten, Gewerbeausweispapiere usw. Auch werden Post- ausweiskarten gegen eine Schreibgebühr von 50 Pf. ausgestellt, die im inneren deutschen Verkehr, in Belgien , Dänemärk, Deutsch- Südwestafrika , Luxemburg , Norwegen , Oesterreich, Schweden und der Schweiz für die Dauer eines Jahres Gültigkeit haben. Aut Reisen empfiehlt sich ganz besonders die Regel, die Briefe usw. mit genauer Aufschrift zu versehen, diese bei Postkarten zuerst niederzuschreiben und seinen eigenen Namen, Wohnort und Wohnung außen auf den Sendungen anzugeben. Berfrommung der Eisenbahner. Seit Jahren gibt sich das kgl. preußische Eisenbahnministerium ganz besondere Mühe, an den in seinem Fahr- und Werkstattbetriebe zu Zehntausenden beschäftigten Personen ErziehungSkünste zu üben. So hat eS unter allen preußischen Behörden mit seinen Bestrebungen, die Angestellten vom Alkohol- mißbrauch fernzuhalten, die unbestrittene Führung. Gegen die ver- schiedenen Vorschriften, welche den Eiscnbahnangestellten den Genuß von Alkohol in jeder Form während des gefahrvollen Dienstes aufs strengste verbieten, läßt sich im allgemeinen gewiß nichts einwenden. Weniger will es uns gefallen, daß die Eisenbahnbehörde auch die religiösen Anschauungen der Angestellten einer Revision unterwirft. Sobald nämlich Eisenbahnangestellte, auch solche aus dem Arbeiter- stände, dazu auSersehen find, in eine höhere Stellung aufzurücken, wird ihnen zur genaueren Feststellung der persönlichen Verhältnisie, also auch der Familienverhältnisse, em Formular vorgelegt, in dem unter anderem die Frage enthalten ist, ob der Betreffende verheiratet und kirchlich getraut ist. In den beteiligten Kreisen ist man der Ansicht, daß mit dieser Frage Proselytcn für die Kirche gemacht werden sollen. Denn was könnte sie sonst für einen Zweck haben? Man glaubt ferner, daß Anwärter für solche Stellungen Nachteile haben, wenn sie nicht kirchlich getraut sind. Deshalb soll es gar nicht selten vorkommen, daß solche Personen noch nachträglich die kirchliche Trauung vollziehen lassen, um nicht der Stellungsverbesse- rung verlustig zu gehen. Solche Schrittmacherei für die Kirche geht denn doch über die Hutschnur. Wenn Angestellte auf solche Weise förmlich gezwungen werden, nach außen hin Frömmigkeit zu zeigen, so steht dicht neben diesem Gewissenszwang die sehr starke Möglich- keit, daß sie wegen pekuniärer Vorteile sich innerlich als Heuchler betätigen._ vom Fundiureau der städtischen Straßenbahn. Ein Leser schreibt uns: Meine Frau ließ am 27. Mai auf der Linie Zentral-Viehhof Virchow-5kraiikcnhauS ein kleines Kontobuch, einliegend fiir 00 Pf. Rabattmarken liegen. Das Buch war für mich von größerer Wichtigkeit, da ich in demselben Notizen über Brot- lieferungen und Zahlungen verzeichnet hatte, die ich im Hauptbuch noch nicht verbucht hatte. Da es nun gerade zwei Tage vor den Feiertagen, und ich deshalb abends sehr lange zu tun hatte, auch an den zwei Tagen nach den Feiertagen ging es mir ebenso so konnte ich in diesen vier Tagen bei dem Bureau nicht nachfragen. Ich hätte mich gern an einem Feiertage nach den, Bureau bemüht, aber ich nahm an, daß das Bureau für derartige Zwecke an solchen Tagen geschlossen ist und so bin ich denn am 3. Juni hingegangen, um nach dem Verlust deS Buches zu forschen. Da bekam ich leider die wenig tröstliche Antwort, daß dasselbe wohl gefunden, aber auch bereits vernichtet worden ist, da eben angenommen wurde, daß ich kein Interesse an dem Buche hätte und auch für derarftge Sachen kein Platz im Bureau vorhanden wäre. Ich wies darauf hin, daß das Buch doch meine genaue Adresse ent- halten hätte und aus dem Inhalt desselben auch ersichtlich gewesen sei, daß das Buch für den Inhaber von Wert sei, woraus der Beanite aus dem Papierkorb verschiedene Papierschnitzel herausholte, welche er mir als Ueberbleibsel des Buches übergab. Nur die Marken blieben verschwunden; und deshalb ist eS mir heute noch rätselhaft wie ein derartiges Fundobjekt, mit Namen und Straßenangabe, binnen 8 Tagen vernichtet werden kann." Noch dieser Zuschrift scheint im vorliegenden Falle von dem Beamten, dem das Fnndbureau untersteht, doch recht voreilig ver- fahren worden zu sein und wir sind fest überzeugt, daß die Ver- waltung der städtischen Straßenbahn das Verhalten dieses Beamten in diesem Falle unter keinen Umständen dilligen wird. Ging aus der Art des Fundobjektes die Adresse des Verlierer? hervor, so hätte eine Fünfpfcnnigkarte genügt, um den Verlierer von dem Funde in Kenntnis zu setzen. Die fünf Pfennig wären der Verwaltung sicher gern ersetzt worden. Wir wollen hoffen, daß dem oben geschilderten Fall nicht noch andere ähnlicher Art zur Seite gestellt werden können, sonst müßte verlangt werden, daß an diese Stelle ein Mann gesetzt wird, der über genügende Sorgfalt verfügt, die man von dem Bekleider einer solchen Stelle zu verlangen Hai Eine Gedächtnisfeier fiir Dr. Theodor Barth fand am Mittwoch abend im großen Saal der Arminhallen statt. Die Versammlung, die von der Demokratischen Vereinigung veranstaltet war, wurde mit einer Ansprache des Oberst Gädke eröffnet, worauf Dr. Breit- scheid die Gedächtnisrede hielt, in der er den Politiker wie den Menschen Barth nach den verschiedensten Seiten hin würdigte. Der Genosse Heine widmete dem Heimgegangenen anerkennende Worte. War Barth auch ein Gegner der Sozialdemokratie, so habe er doch immer sachlich gekämpft und im Reichstage bei den Zollkämpfen tapser seinen Mann gestanden, wie er immer den Standpunkt ver- treten habe, es sei kein Kampf für den Liberalismus gegen die Sozialdemokratte möglich. Zur Raupenplage im Tiergarten schreibt die.Vossische Ztg.": Die Raupenplage im Tiergarten scheint eine dauernde Eigentüm- lichkcit diese« unteres schönsten Parkes werden zu sollen. Der Laie. der diese Massen von Raupen sieht, muß der Meinung sein, daß der Mensch machtlos gegen die Plage sei. In Wirklichkeit muß aber der Tiergartenverwaltung der Vorwurf gemacht werden, daß sie die Plage so weit hat um sich greifen lassen und nicht rechtzeitig Vorkehrungen traf, das Ungeziefer in Schranken zu halten. Der Vorwurf ist um so schwerer, weil durch diese Nach- lässigkeit die Gesundheit der Besucher des Tiergartens ge- fährdet wird. Die behaarten Raupen de« GoldafterS, um die eS sich hier hauptsächlich handelt, haben die Fähigkeit, ihre mit Widerhaken versehenen Haare abzuwerfen, wenn man sie anfaßt. Die Haare bohren sich in die Haut des Menschen ein und erzengen ein böS« artiges Jucken, unter Umständen auch Entzündung und Ausschläge der Haut. Die wirksame Bekämpfung deS Schädlings ist keineswegs so schwierig, wie es scheinen mag. Sie beruht auf der Kenntnis der Lebensweise des Tieres. Der Schnietterling legt Ende Juli bis Anfang August seine Eier, aus welchen noch im August die jungen Räupchen ausschlüpfen, welche aber nur kurze Zeit fressen und sich dann zwischen Blättern einspinnen. Da diese Blätter zugleich an den Zweigen festgesponnen werden, so bleiben sie auch im Winter an den Bäumen. Es ist also nichts weiter nötig, als im Winter diese.Raupennester" von den Bäumen, an denen sie leicht auffallen, zu sammeln und zu verbrennen. Da sich in jedem Raupennest" 100200 kleine Raupen befinden, kann man sich eine Vorstellung von der Masse der überwinternden Raupen machen. Jeder Schmetterling legt etwa 250270 Eier! Neben den Goldafterranpen treten auch noch die ähnlichen deS.Schwan" auf. Dieser dem vorigen ähnliche Schmetterling legt ebenfalls im Juli und August seine Eier. aus denen bald die lungen Raupen auskriechen. Diese überwintern aber an der Rinde der Bäume in den Ritzen derselben. Deshalb ist im Winter die Rinde zu säubern. Jetzt ftiechen Millionen von Raupen an der Erde und am Stamme in die Höhe, um sich zu verpuppen. Deshalb sollte man sofort um jeden Stamm einen Hand- breiten Ring von Raupen- oder noch besser Fliegenleim schmieren und täglich die sich unter dem Ringe ansammelnden Ranpen ab- suchen lassen. Auf die Mithilfe der Singvögel dürfen wir u»S bei der Bekämpfung dieser Schädlinge nicht verlassen, weil die aller- meisten Singvögel keine haarigen Raupen fressen. Die auffällig große Anzahl der Waldbrände in den Forsten der Umgebung Berlins hat Veranlassung gegeben, daß die Forstbeamten wie auch die Gendarmerie die Anweisung erhalten haben, ans die strikte Durchführung des Rauchverbots zu achten und besondere Auf- merksamkeit den in den Wäldern herumirrenden Kindern und jungen Burschen zu widmen. Es ist nämlich festgestellt, daß ein großer Teil der Brände vorsätzlich angelegt wurde. So koiliiten bei einem Wald- brand bei Johannisthal nicht weniger als sechs einzelne Brand- Herde festgestellt werden. In verschiedenen anderen Fälfoc ist nach­gewiesen, daß Waldstreu zusammengchäust und zur Entzündung gebracht worden ist. Uebrigens hat auch gestern wieder ein Wald- brand in der Nähe des JagdschlossesStern" im Grunewald statt- gefunden, doch konnte das Feuer gelöscht werden, ehe es größere Ausdehnung annahm._ Wenn man sich auf der Polizeiwache meldei Bekam da jemand vor einigen Wochen ein Strafmandat; er solle 15 M. Strafe zahlen, weil er nachtsstraßenweit hörbaren Lärm" verübt haben sollte. Da der Empfänger des Strafmandats sich einer solchen Handlung nicht bewußt war, so beantragte er ge- richtliche Entscheidung. In der Schöffengerichtsverhandlung, die kürzlich stattfand, ergab sich folgendes aus der Aussage des Angeklagten: Er hat'e einer Sistierung beigewohnt und dem Sistierten seine Zeugensch�.st angeboten. Dein Schutzmann, der die Sistierung vorgenommen hatte, war aber an dieser Zeugenschaft offenbar nichts gelegen, denn der Angeklagte erhielt von ihm eine» Stoß ins Genick. Em- pört über diese Behandlung, suchte der Angeklagte, nachdem der Schutzmann und sein Arrestant die Polizeiwache betreten hatten, diese auf, um über den Schutzmann Beschwerde zu führen. Der Erfolg war die spätere Zusendung des Strafmandats. Nach der Aussage des Schutzmannes sollte der Angeklagte den Schutzmann bei der Sistierung gehindert und dabei den AusdruckFrechheit" und andere Schimpfereien gebraucht haben. Der Angeklagte be- stritt ganz entschieden, sich derartig benommen zu haben, und richtete an den Schutzmann die Frage, weshalb er ihn in diesem Falle nicht sistiert habe. Er habe doch später die Polizeiwache frei- ivtllig aufgesucht, was doch sicher nicht geschehen wäre, wenn er sich in irgend einer Weise schuldig gefühlt hätte. Der Schutzmann meinte, er hätte mit dem einen Arrestanten zu tun gehabt. Ein nun vernomniener Zeuge bestätigte die Darstellung des Ange- klagten. Der Vorsitzende fragte diesen Zeugen insbesondere, ob er von einemstraßenweit hörbaren Lärm" etwas vernommen habe. Der Zeuge mußte daS verneinen. Er sei ungefähr vier Schritt hinter der Gruppe gegangen und mußte, um das Gesprochene verstehen zu können, sich bis auf einen Schritt Entfernung nähern. Hierauf mußte der AmtSanwalt die Freisprechung und Uebernahme der Kosten auf die Staatskasse beantragen. Das Gericht beschloß demgemäß. Es war ein Glück für den Freigesprochenen, daß ihm ein Zeuge zur Seite stand; er hätte sonst ohne Murren zahlen müssen, denn selbstverständlich wird dem Schutzmann eher geglaubt als dem Angeklagten. Der Vorsitzende gab auch bei Beginn der VerHand- lung dem Angeklagten den Rat. wenn er sich in der angedeuteten Weise schuldig gemacht hätte, den Einspruch zurückzuziehen, denn eine geringere Strafe würde dann nicht Platz greifen Wir fragen nun, was geschieht eigentlich dem Schutzmann? Seine Aussage stand doch in striktem Widerspruch zu der des andern Zeugen. Da werden die Zeugen vor ihrer Vernehmung auf die Heiligkeit deS Eides und auf die eventuellen Folgen eines Falscheides hingewiesen und dann diese entgegenstehende Aussagen. Es wäre nur zu wünschen, daß die Polizei mit der Verhängung von Strafen etwas zurückhaltender wäre, denn in vielen Fällen wird der polizeiliche Eifer von den gerichtlichen Instanzen ganz erheblich abgekühlt. Personen, die andern als Zeugen dienen wollen, dürfen unter keinen Umständen etwa auf der Polizeiwache die? mitteilen. Wie man sieht, kann man dann sehr leicht selbst noch angeklagt werden. Ein gefährlicher Kindcrfreuud hat gestern in der Linienstraße ein schweres Sittlichkeitsattentat verübt. Der Unhold lockte die acht- jährige Tochter des Verwalters Bendit nach dem Bodenflur des HauseS hinauf und verging sich dort in der schwersten Weile an dem Kinde. Die kleine B. beschreibt den Attentäter als einen Mann nvon etwa 80 Jahren mit blassem Gesicht. Bekleidet war der gefährliche Bursche mit weißem Strohhut und dunklem Sommerübcrzreher. Zehn Zentner Wurst gestohlen. Ein dreister Einbruchsdiebstahl ist bei dem Schlächtermeister Döring in der Behmstraße verübt worden. Nachts drang eine aus mehreren Mitgliedern bestehende Diebesbande in die VorratSräume der Schlächterei ein und räumte tüchtig auf. Nicht weniger als zehn Zentner Salami- und Schlack- wurst schleppten die Einbrecher fort. Zur Wegschaffung der schweren Beute müssen sich die Täter eines Fuhrwerks bedient haben. Der Schaden, den der bestohlene Schlächtermeister durch den Einbruch er- litten hat, beträgt nahezu 2000 M. Eiu folgenschwerer Zusammenstoß zwischen zwei Automobilen er- eignete sich gestern nachnnttag in der Tiergartenstraße. Vor dem Hause Tiergartenstr. 6 stieß ein Privatautomobil mit solcher Heftig- keit gegen eine Kraftdroschke, daß der Insasse der letzteren, der rn der LandShuterstraße wohnhafte Kaufmann Richard Feind, durch die Scheiben hindurchgeschleudert und auf den Fahrdamm geworfen wurde. Durch umherfliegende GlaSsplitter wurde dem Verunglückten daS Gesicht schrecklich zugerichtet. Blutüberströmt mußte Herr F. nach der Unfallstation in der Kronenstraße gebracht werden, wo nicht weniger als sechzehn Nähte an ihm vorgenommen wurden. Die Schuld an dem Unfall ist angeblich dem Chauffeur des Privat- automobils zuzuschreiben. Das letztere war mit voller Gewalt von hinten in die Autodroschke hineingerast. Beide Kraftwagen sind er- heblich beschädigt. Einer Steuer unterliegen Fahrkarten dritter Klasse von 30 Pf an, und zwar einer solchen von 5 Pf., zwei Fahrkarten a 40 und 20 Pf. dagegen nicht, woraus sich das gestern mitgeteilte Fahrpreis kuriosum erklärt. Treptower Sternwarte. Der Planet Mar« nimmt wohl hin- fichtlich des ihm entgegengebrachten Interesses die erste Stelle unter den Planeten unseres Sonnensystems ein. Besonders sind es die auf seiner Oberfläche erkennbaren geradlinigen Gebilde, die so- genannten Kanäle, welche schon viele Gelehrte zu der ernsten Vor- mutung geführt haben, daß der Mars von vernunftbegabten Wesen bewohnt ist. und daß eben jene Kanäle von den Marsbewohnern künstlich angelegt sind. Direktor Dr. F. S.«rchenhold wird am Sonntag, den 13. Juni, nachmittag? 5 Uhr, über:MarS, seine Kanäle und Eisfelder' im großen Vortragssaale der neuen Treptow- Sternwarte einen vorwog halten. Ferner findet an demselben Tage, abends 7 Uhr, ein Vortrag dortfelbst statt über: Das Geheimnis des WeltenbaueS". Am Montag, den 14. Juni, wird Dr. Archenhold abends 9 Uhr über den durch fein eigenartiges Ringsystem hochinteressanten Saturn sprechen. Die Vorträge sind gemeinverständlich gehalten und mit zahlreichen Licht- und Dreh- bildern ausgestattet. Ferner möchten wir unsere Leser daraus hinweisen, daß zurzeit im großen Fernrohr der Trcptow-Sternwarte tagsüber die Sonne, abends der Planet Jupiter gezeigt wird. Außer- dem stehen den Besuchern noch kleinere Fernrohre zur Beobachtung beliebiger Himmelsobjekte frei zur Verfügung. Da jedoch Jupiter nur noch kurze Zeit sichtbar ist, so wird sich für diejenigen unserer Leser, welche diesen größten Planeten unseres SonuensystemS be- obachten wollen, ein möglichst baldiger vefuch der Treptow - Sters» warte empfehle«.