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GeViM'H g?M'chr.' So sserlor Set Kläger alle Anrechte auf die von der Beklagten eingeführten sich sehr schön ausnehmenden Wohl- .fahrtseinrichtungen, wie Krankenzuschuß, Sterbegeld, Witwenrente usw., die er sich mit 1,35 M. pro Woche erkauft hatte. Kläger erhob nun Anspruch auf Zahlung der Entschädigung von 5 Mark pro Woche für die 24 Wochen seiner Tätigkeit, die ihm für diefe Vorend halten wurde. �Das Gericht wies den Kläger mit seinem Anspruch ab. In den Gründen hieß es: Die Frage, was unter demKampf", den die Beklagte zu führen hat, zu verstehen sei, könne dahingestellt bleiben. Kläger habe seine vermeintlichen Forderungen aus dem Arbeits- Verhältnis nahezu Va Jahr anstehen lassen, ohne diese bei den regel- mäßigen Lohnzahlungen zu reklamieren. Kläger hätte seine Forde- rung bei den Lohnzahlungen geltend machen und sie, im Weigerung?- falle, einklagen müssen. Da dies nicht geschehen, konnte die Be- klagte mit Recht annehmen, daß der Kläger ebenso wie seine Kol- legen, von denen drei als Jengen vernommen worden sind, mit dem Fortfall dieser Extraentschädigung einverstanden war. Mit dem Judaslohn war es also Essig._ Nachwehen des Krachs der Ringschen Milchzentrale. Den Zusammenbruch der agrarischen Berliner Milchzentrale haben u. a. auch die Mitglieder der Barnewitz-Buschower Milchver- Wertungsgenossenschaft übel zu verspüren bekommen. Die Milch- zentrale verschaffte sich seinerzeit dadurch verfügbare Mittel, daß sie einen Teil der Provision, die sie an die genannte Genossenschaft zu zahlen hatte, einbehielt. Infolgedessen verfuhr die Genossenschaft mit ihren Mitgliedern in gleicher Weise. Einer der Genossen pro- testierte gegen die Vorenthaltung seines Geldes und wurde klagbar. Das Gericht entschied, daß die Genossenschaft kein Recht besitze, den Mitgliedern gehörige Gelder einzubehalten, und zur Auszahlung derselben verpflichtet sei. Hierzu war aber die Genossenschaft, welche sich bereits seit einiger Zeit in Liquidation befand, nicht wehr imstande. Es kam zum Konkurs, wobei die Genossen noch obendrein Nachschüsse leisten mußten, und zwar in voller Höhe ihrer Geschäftsanteile. Die aufzubringende Hastsumme betrug 20900 M. Drei Genossen, die keine Forderungen an die Genossenschast hatten, mußten zusammen zirka 2000 M. aufbringen. Die übrigen Ge- nassen haben nach Ausrechnung der Forderungen noch einen Ge- samtverlust von 26 400 M.; sie dürften aus der Masse etwa 7 Proz. erhalten. Nach diesen Ersahrungen dürfte den märkischen Land- Wirten, die wirklich arbeiten, wohl endlich die Augen darüber ge- öffnet sein, daß der Bund der Landwirte und die von dem konser- vativen Abgeordneten Dr. Ring ins Leben gerufene Milchzentrale den arbeitenden Landwirt lediglich aufs schwerste schädigen. Zeirtralkranken- und Strrvekasse der Zimmerer. Auf der 14. Generalversammlung der Zentralkrankew- und Sterbekasse der Zimmerer(Eingetragene Hilfskasse Nr. 2, Ham- burgs, die am 24. dieses Monats in München abgehalten wurde, äußerte der B»rsit?end« Niemayer in seinem Referat über den Krankenkassenkongreß in Berlin : Wenn der Regierungsentwurf der Reichsversicherungsordnung Gesetz wird, werden die freien Hilfs- kassen nicht mehr bestehen können. Doch glaube er vorläufig nicht, daß es so kommen werde, zunächst wird sich eine Kommission des Reichstags damit beschäftigen. An die Ausführungen des Redners knüpfte'sich eine lebhafte Diskussion und drehte sich die Debatte zunächst darum, ob die Kasse in eine Zuschußkasse umgewandelt werden solle, ob die Kasse wie bisher bestehen, die Leistungen aber hinabgesetzt werden sollen. Die Herabsetzung der Leistungen findet bei den Delegierten keinen Anklang. Es wird eine Kommission von neun Mitglieder gewählt, die nach reiflicher Erörterung dieser Frage der Generalversammlung folgende Vorschläge unterbreitet: die Kasse als freie Hilfskasse weiter bestehen zu lassen unter Bei- beHaltung deS seitherigen Grundbeitrages. Dafür sollen vier Extrabeiträge eingezogen werden, wodurch der Kasse zirka 50 000 Mark zugeführt werden; diese Exrtabeiträge sollen noch im Jähre 1909 eingezogen werden. Im tz? des Statuts soll dem Vorstand das Recht eingeräumt werden, je nach Bedarf die Beiträge um ein Fünftel zu erhöhen. Diese Vorschläge wurden mit 51 gegen 10 Stimmen angenommen._ Der Remscheid » Oberbürgermeister abermals verurteilt. Die im Jahre 1906 erfolgte Absetzung des Vorstandes der Remscheider Ortskrankenkasse durch den dortigen Oberbürger- meister und die Aufhebung seiner Verfügung als ungesetzliche ist unseren Lesern wohl noch im Gedächtnis. Von neuem mußte der Oberbürgermeister belehrt werden, daß er abermals im der. gangenen Jahre dem Gesetz widersprechende Vorwürfe gegen den Kassenvorstand erhoben hat. Am 8. November 1908 fanden die Arbeitnehuiervertreterwahlen brr Allgemeinen Ortskrankenkasse in Remscheid statt. Sie endeten mit einem Siege der freien Gewerkschaften. Die Christlichen legten Protest gegen die Wahl ein. Der Remscheider Oberbürger. meister, als Vertreter der Aufsichtsbehörde, erklärte die Wahlen für ungültig. Gleichzeitig wurde dem Kassenvorstand aufgegeben, innerhalb 14 Tagen eine Neuwahl vorzunehmen. Diese ober- bürgermeisterliche Verfügung erachtete der Kassenvorstand für ungerechtfertigt. Er forderte deshalb vom Bezirksausschuß in Düsseldorf deren Aufhebung. Die angeordneten Neuwahlen haben inzwischen stattgefunden und das gleiche Ergebnis gehabt wie die für ungültig erklärte Wahl die freien Gewerkschaftler getroffen. Das Ouartier des Lumpenproletariats,te lornaci", dessen Demolierung die Stadtverwaltung beschlossen halte, ist zwar vom Erdbeben zerstört worden, aber die aus Lehm und Mohr ge- bauten Höhlen haben das Leben der Einwohner zum größten Teil verschont. Besonders schwer hat die Verwüstung ihre Hand auf den Kirchen ruhen lassen. Eine alte Dame aus Reggio hatte mir so viel von einemdurch ein Wunder" erhalten gebliebenen Äärdonnenbilde erzählt. Wenn man schon einmal etwaswunder- bar" finden will, so würde ich dies Wort eher auf die Zerstörung der Kirchen anwendenl Sind doch von den 93 Kirchen der dies- mal getroffenen Zone Kalabriens nur zwei erhalten geblieben! Und allerorts handelt es sich um hoffnungslose Zerstörung, für die nur noch Dynamit in Frage tommt.... Schrecklich zugerichtet ist auch der industrielle Vorort S. Cate- rina, der sich an der Provinzialstraße längs des Meeres dehnt. Die Trümmer, die hier vier Fünftel der Bewohner begruben, haben das Niveau der Straße um einen bis anderthalb Meter er- höht. Man kann au den Häuscrresten Studien anstellen über den ach so gründlich mißglückten Kompromiß zwischen Erdbebenfurcht und Sparsamkeit. Umerdbebensicher" zn bauen, hat man viel Holz verwendet und leichte, auf Rohr gestützte Decken. Aber ein» mal sind die Grundmauern schlecht gebaut(aus unbehauenen, im Meer oder in Flußbetten gerundeten Steinen, deren ganz un- gleiche Größe auch bei reichlicher Verwendring von Kalk besserer Qualität der Festigkeit gefährlich sein muß), und ferner springen die Decken nicht über die Mauern über. Eine Verschiebung der Mauern um wenige Grade genügt, um die Decke des Stützpunktes zu berauben, so daß viele Decken, in sich unversehrt, herunter- stürzten und trotz ihres leichten Materials gerade durch das, was ihre Stärke vorstellen soll nämlich ihren Zusammenhalt den Tod brachten. Man zeigt mir eine Fabrik, in der gegen 1000 Spinnerinnen arbeiteten. Um Sitz Uhr hätte ihre Arbeit beginnen sollen, um 5 Uhr 20 Minuten stürzte die Fabrik zu- stimmen, ohne Menschenopfer zu fordern. Die unweit gelegene Villa des Besitzers erschlug diesen und seine ganze Familie. Wunderbar ist, wie inmitten dieser Stätte des Schreckens der Mensch sein Gleichgewicht wiedergefunden hat und wie der Pendel des Einzellebens weiter seine Schwingungen durchläuft. An den Dampfsägen wird gearbeitet, und in den Casös wird geklatscht, auf dem Markt wird gefeilscht und in den Barackenkirchen gebetet. Was faktisch noch nicht wieder erstehen kann, das ersteht einstweilen wenigstens im Name n.Cafe S. Marco" heißt eine Holzbaracke, und das Brettergasthaus nennt sich:Hotel International'. Vom Fenster meines Zimmers aus sieht man aus einen Trümmerhaufen U»d M dgA Zslt dk- KaÄMW.i.- Reggig Igt heute etwa Vö0 fimrden wiederum gewählt. Der ganze Streit zwischen dem Kassenvorstand und der Aufsichtsbehörde hatte infolgedessen nur theoretische Bedeutung. Der Vorsitzende der Kasse führte am letzten Dienstag vor dem Bezirksausschuß aus, daß das Verfahren an- gestrengt worden sei, weil man dem Kassenvorstand unberechtigte Vorwürfe gemacht habe, die in dem Bescheid des Oberbürger- meisters gewissermaßen als berechtigt anerkannt worden seien. In dem Protest hieß es: Die Wahlzeit von 3 Stunden(4 bis 7 Uhr nachmittags) sei ungenügend gewesen, die Wahl sei un- zulässigerweise geschlossen worden, der WahlvorstSnd sei will- kürlich bei der Prüfung der Legitimationen verfahren und die Wähler seien seitens des Wahworstandes beeinflußt worden. In der die Wahl aufhebenden Verfügung des Oberbürgermeisters hieß es, der Wahlvorstand habe nicht die Gewähr geboten für einen ordnungsmäßigen Verlauf der Wahl. Diese Vorwürfe wollte der Vorstand der Kasse nicht auf sich sitzen lassen. Er legte vor dem Bezirksausschuß dar, daß die Wahlzeit von 3 Stunden voll- ständig ausgereicht habe. In der letzten Stunde seien nur noch wenige Wähler erschienen. Insgesamt haben in den drei Stunden über 1100 Wahlberechtigte ihr Wahlrecht ausgeübt, während früher nur 200 bis 300 Wähler erschienen sind. Bei der vom Oberbürger- meister angeordneten Neuwahl haben dann über 2060 Nassen- Mitglieder gewählt, was der Vorstand auf die durch die Aufhebung der Wahl hervorgerufene Aufregung unter den Beteiligten zurück- führte. Der Bezirksausschuß in Düsseldorf erkannte auf Aufhebung der oberbürgcrmeisterlichen Berfügung und stellte in der Urteils- begründung fest, daß die UngültigkeitserklÄrung der Wahl seitens der Aufsichtsbehörde zu Unrecht erfolgt und die Wahl in einwand- freier Weise geleitet worden sei. Der Bezirksausschuß stellte sich in allen Punkten auf den Standpunkt des Vorstandes der Kasse. Die gesamten Kosten des Verfahrens hat die Aufsichtsbehörde zu tragen. Wegen derselben Sache hat die Elberfelder Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren gegen dieRemscheider Arbeiterzeitung" ein- geleitet, die die Maßnahmen des Remscheider Oberbürgermeisters kritisiert hatte. Die Remscheider Fälle bestätigen von neuem, daß verstärkter Schutz gegen die Aufsichtsbehörde erforderlich ist. Der Entwurf der Reichsversicherungsordnung will bekanntlich im Gegensatz hierzu das jetzt noch bestehende Recht gegen solche gesetzwidrigen Eingriffe in die Kassenverwaltung aufheben und durch Versiehe- rungsämter und Oberversicherungsämter die Kassenverwaltung völlig der Willkür von Bureaukraten ausliefern. Dem Ideal der Gegner einer Selbstverwaltung der Kassen entsprächen etwa ein VersicherungSamt mit dem Remscheider Oberbürgermeister und ein Oberversicherungsamt mit Dr. Pape(Weißensee) gn der Spitze. Gerichts-Leitung. Der Staat ist wieder mal gerettet. Das offizielle Programm des intcrnationalen antimilitaristi- schen Kongresses vom 30./31. August 1007 ist zum Gegenstand eincö objektiven Werfahrens geworden, mit welchem sich gestern die 9. Strafkammer des Landgerichts I zu beschäftigen hatte. Das Programm, welches vor Gericht unter Ausschluß der Oeffentlichkeit verlesen wurde, soll nach der Anklage eine Aufforderung zum Widerstand gegen die erlassenen Gesetze enthalten. Die Straf- kammer sprach auch die Einziehung und Vernichtung der etwa 100 Exemplare, die bei einem hiesigen Anarchisten beschlagnahmt worden waren, aus._ Kautionsschwindel. Auf drei Jahre Gefängnis lautete das Urteil, welches seiner- zeit die 134. Abteilung des Schöffengerichts Berlin-Mitte gegen den Kaufmann Robert Kehler gefällt hatte. Gegen dieses bei einem schöffengerichtlichen Verfahren selten hohe aber gerechte Strafmaß hatte der Verurteilte Berufung eingelegt. Der Angeklagte suchte im Jahre 1907 für seine in der Liebenwalder Straße betriebene Kohlcnanztindcrfabrik einen Verwalter. Er hatte dann diese Ver- walterstelle einem Manne übertragen, der nach mündlicher Ver- abredung 2000 M. als Kaution stellen muhte. Letzterer unter» schrieb dann gutgläubig einen schriftlichen Vertrag, ohne zu merken, daß darin aus derKaution" eineGeschäftseinlage" geworden war. Das Geld hat er für sich verbraucht und die Pflicht zur Rückzahlung einem Dritten auferlegt, dem er seine Fabrik ver- kaufte. Der Verkauf für 4500 M. wurde durch eine Annonce an- gebahnt, in der angegeben wurde, daß die Fabrik einen täglichen Verdienst von 25 M. bringe. Diese Angabe hatte der Angeklagte auch mündlich wiederholt. Tatsächlich ging das Geschäft miserabel und der Käufer hatte in kurzer Zeit 2500 M. zugesetzt und einen Gesamtschaden von 6500 M. erlitten. Nach dem Verkauf seiner Kohlenanzünderfabrik hatte der Angeklagte ein Buttergeschäft in der Fruchtstraße 66 gekaust. Dieses Geschäft hat er unter falschen Vorspiegelungen einem geschäftsunkundigen Tischler angeschmiert, der 1060 M. dafür zahlte und das ganz schlecht gehende Geschäft schon nach einem Monat aufgeben mußte. Der Angeklagte hat dann noch kurz hintereinander kleine Buttergeschäfte zu ganz billigen Preisen angekauft und für dies« durch AnnoncenFilial- leiter" gesucht. Er fand solche in den Personen eines WeißgerberS, Baracken, hat Krankenhaus, Apotheke, Feuerwehr, Eleltrizitäts- zentrale, hat Kirchen und Schulen, hat gutbezahlte Arbeit und alle Bedingungen zu seiner wirtschaftlichen und baulichen Wiedergeburt. Die Webereien haben die Arbeit wieder aufgenommen, und nur das Meer zeigt, daß Arme und Boote fehlen, denen ungeheuerer Fisch- reichtum reichen Lohn verspricht. Ganz anders ist der Eindruck, den M e s s i n a macht. Reggio trägt Trauer, aber es lebt. In Messina macht sich fremdes Leben breit: ehrfurchtloses Leben neben dem großen Friedhof. In Reggio ist das Leben erstanden aus den Bedürfnissen derer, die blieben, um ihre Toten zu begraben und ihr Haus zu bewachen. Messinas Tote liegen unter haushohen Trümmern, vor denen die Pietät, der Ucberlebenden mutlos die Arme sinken läßt. Wer hier demolieren und bergen will, der muß auch die Mittel haben, die Trümmer bis zum Meer zu schaffen. Die Arbeit übersteigt die wirtschaftlichen Kräfte der einzelnen und konnte doch bisher aus juristischen Eigentumsgründen nicht vom Staate ausgeführt werden. Messina ist noch heute der große Trümmerhaufen, den viele zu beschreiben versuchten und den niemand beschreiben kann. Noch stehen fünf Stock hohe Häuserskeletts, noch hängen an den toten Wänden Familienportrüls, noch türmen sich Schutthaufen aus Kalt und Mauersteinen und Eisen, mit menschlichem Hausrat: GesckijIr, Decken und Gardinen. Nur verhüllen diese Massen keinen Todes- kämpf mehr, und die unbestatteten Leichen noch gegen 40 000 i verbreiten keinen Verwesungsgeruch. Aber der unbestatteten Toten sind in der Stadt viel mehr als der Lebenden. Sie kann nicht leben, und man läßt sie doch nicht sterben. Man läßt sie nicht sterben, weil der Hafen nicht ruhen kann, weil das Hinterland, das kaum gelitten hat, seine Produkte zu Markt bringen muh, und weil sie eine wirtschaftliche Funktion hat, außerhalb der Bedürfnisse ihrer Bewohner. So lebt Messina auf, über das Maß seiner langsam zurückkehrenden Energie hinaus, wie ein Kranker, der vor be- ginnender Genesung durch äußeren Zwang seine Arbeit wieder aus. nehmen muß. Das Leben als brutale Selbstbehauptung, als Kampf ohne Größe, als Gefahr ohne Heldentum, dies Leben lernt man in Messina verstehen: die wirtschaftliche Notwendigkeit, die über Gefühl und primitiven Instinkt den Sieg davonträgt. In den wenigen gangbaren Straßen ist der Verkehr viel größer als in Reggio und viel lärmender. Oeffentliche Aemter , Läden, Agenturen haben sich in die Nähe des Hafens gedrängt, während die Wohnbaracken den toten Körper der Stadt umgrenzen. An der Via S. Martina hat auch eine römische Nettungsgesellschaft eine Baracke mit der In- schriftSpezialität: Bergungsarbeiten an gefährlichen Stellen"! Am gfiHssia SRüitßSt, C?fl die MMngMer Leichen eines Hausdieners, eines Mvlkereigehilfen anv eickeS KaufmarrnS, die vertrauensselig nicht unbedeutende Kautionen Hingaben und von ihrem Gclde wenig wiedersahen. Das Schöffengericht hatte gemeint, mit Stücksicht auf das planmäßige, systematische Vorgehen des Angeklagten, durch das einfache, unerfahrene Personen um ihre ganzen Ersparnisse gebracht wurden, auf drei Jahre Gcfäng- nis erkennen zu sollen. Die Strafkammer ermäßigte die Strafe auf«in Jahr Gefängnis unter Anrechnung von 1 Monat Unter- suchungshaft._ Die fürstliche Meineidssache aufgeschoben? Bei der Auslosung der Geschworenen für den Eulenburg- Prozeß haben sich infolge der ungünstigen Zeit allerlei Schwierig- leiten eingestellt, die es fraglich erscheinen lassen, ob der Prozeß wirklich verhandelt werden kann. Dem Vernehmen nach sollen fast täglich von den durch das Los als Geschworene bestimmten Herren ärztliche Atteste eingehen, nach welchen die Betreffenden driiigend einer Kur zur Wiederherstellung ihres Gesundheitszustandes be- dürfen und nicht fähig sind, an einer längeren Verhandlung teil- zunehmen. In den meisten Fällen mußte den Anträgen auf Be- urlaubung stattgegeben werden, so daß bis jetzt erst 11 Geschworene ausgelost sind, während eine Anzahl von 25 bis 30 erforderlich ist, aus denen dann in der Verhandlung das aus 12 Personen be- stehende Gcschtvorenengericht gewählt wird. Ferner sind viele der als Geschworene ausgelosten Herren verreist, so daß von der noch nicht dagewesenen Möglichkeit gesprochen wird, daß wegen Mangel an Geschworenen die Verhandlung nicht werde stattfinden können. Frcisprnch eines betrogenen Ehemannes. Vor dem Posener Schwurgericht hatte sich am Freitag der Bauunternehiner Franz Wujewski aus Naramowice wegen ver- suchten Morde? zu verantworten. Der Angeklagte überraschte am 21. März d. I. de» Gemeindevorsteher Schwanke, als dieser während seiner Abwesenheit in seiner Wohnung mit der Ehefrau des Au- geklagten in unerlaubte Beziehungen getreten war. In seiner Auf- rcgung faßte der Angeklagte den Entschluß, den ehebrecherischen Gemeindevorsteher zu töten. Während er nach seinem Revolver suchte, gelang es Schwanke, aus der Wohnung des Angeklagten zu flüchten. Als die in die Enge getriebene Ehefrau dem Angeklagten gestand, mit dem Gemeindevorsteher schon seit längerer Zeit in unerlaubten Beziehungen zu stehen, hielt dieser an dem einmal gefaßten Entschlüsse fest, und als er am 24. März d. I. den Ehe- brccher auf der Straße traf, gab er auf diesem aus einem Revolver einen Schuß ab. Dieser wäre ein tödlicher gewesen, wenn nicht das Geschoß in der dicken Brieftasche des Gemeindevorstehers stecken. geblieben wäre. An der weiteren Ausführung seines Planes wurde der Angeklagte von hinzueilenden Passanten gehindert. Am 3. April wurde der Rücher seiner Ehre in Untersuchungshaft genommen. Die Geschworenen verneinten die ihnen gestellte Schuldfrage, worauf der Angeklagte freigesprochen und sofort aus freien Fuß gesetzt wurde. Zweifellos schlössen sich die Geschworenen der Ansicht des Ver- teidigerS an, nach der Angeklagter bei Begehung der Tat in einem Zustande geistiger Unzurechnungsfähigkeit sich befunden hat. Der Riesenbestechungsprozetz gegen eine Anzahl königlicher Grubensteiger und ander« Personen, der am 31. Oktober v. I. vor dem Landgerichte Saarbrücken seinen Abschluß fand, beschäftigte am Freitag das Reichsgericht. An- geklagt waren 52 Personen; davon sind bekanntlich 38 freigesprochen, 14 verurteilt worden. Von den Verurteilten hatten 12 Revision eingelegt. Die Staatsanwaltschaft hatte Revision eingelegt, weil drei Angeklagte ihrer Ansicht nach aus einem falschen Gesichts. punkte verurteilt worden sind. DaS Reichsgericht verwarf die Re- Visionen der 12 verurteilten Angegklaten und hob aus die Revision der Staatsanwaltschaft das Urteil auf. soweit die Witwe Spengler freigesprochen und der Angeklagte Peter Krämer verurteilt worden ist. Im übrigen wurde auch die Revisign der Ztsg�WMstjchaft uetftJWfen-> «LasserstandS-Rachrtchte» der LandeSanstalt für Gewässerkunde, mttgekew Berliner Wetterbureau. Wasserstand Memel , Tllstl P r e g e I, Jnsterbitkg Weichsel, Thor» Oder , Natibor » Krassen » Frankfurt Warthe, Schrimm , Landsberg Netze, Vordamm* Elbe , Leitmeritz , Dresden , Barby » Magdeburg Wasserstand Saale, Grochlitz Havel , Spandau ») , Rathenow ') Spree , Spremberg ') BeeStow Weser, Münden , Minden R h» l u, MaximilianSqu , Kaub , Köln Neckar, Heilbron» Main , Wertheim Mosel. Trier ') 4- bedeutet Wuchs. Fall.*) Unkerpegel.) Höchster Wasser­stand: 255 cm am 24. von 8 Uhr morgens bis 3 Uhr nachmittags. in 4 Gräbern sind noch Hunderte von Särgen aufgeschichtet, die bei der Wiederaufnahm« der Räumungsarbeiten im Herbst Ber- Wendung finden werden. An den Palästen der Pvlazzata, längs des Hafens, hat das Dynamit hier und da gearbeitet. Im ganzen aber bieten sie das Bild gewaltiger, fast möchte ich sagen, vor- n e h m e r Zerstörung, da die Erhaltung der architektonischen Linie den inneren Jammer verbirgt. Hier ist denn auch der Mittelpunkt des lärmenden Verkehrs der neuen Stadt. Merkwürdig, daß das tote Messina mit seinem Meere von Trümmern und seiner lieber- zahl von Leichen das neue Leben neben sich nur durch eines hindert: durch den Staub. Einen unbesiegbaren weißen Staub, der die Trauerkleider grau färbt, der in alle Poren dringt, von dem die Augen brennen, die Kehle verdorrt und der das Leben in Messina zur Qual macht. Vor Beseitigung der Trümmer, die Jahre dauern wird, kann man nicht hoffen, den Staub loszuwerden. Ein friedliches, fast möchte ich sagen heiteres Antlitz hat das neue Leben hier nur im Villaggio Lkegina Elena, das die wackere Mannschaft des gleichnamigen Panzerschiffes gebaut hat und über dessen EntWickelung die Königin wacht. Hier haben die Baracken Veranden und Gärten, hier sind nicht nur Waisenhäuser und Schulen, sondern auch Werkstätten und kleine Fabriken; hier ist nicht nur Zuflucht, sondern Arbeit. Dieses kleine, 1400 Seelen zählende, improvisierte Gemeinwesen läßt ahnen, was ein durchdachtes, einheitliches Hilfswert für das in unserer Ge- sellschaft die administrativ-technischen wie die psychologischen Vor- auSsetzungen fehlen hätte leisten können. Der Wiederaufbau, wie er heute erfolg?, entbehrt deS lei« tenden Grundgedankens und vollzieht sich daher unter Ver- schwendung, Mißbrauch und Ungerechtigkeit, gelenkt und getrieben von dem augenblicklichen Bedürfnis. ES ist eine Auferstehung in Schmerzen, namentlich für Messina . Nicht Frieden, Kampf findet man auf diesen Stätten. Kampf, den die reiche Fülle tätigen Erbarmens kaum zu erleichtern vermag. Wohl kann sie Baracken errichten und Wunden verbinden; damit aber aus dem unsicheren Grund ihrer schönen Heimat sicher gebaut werden tonne, muß unter der Bevölkerung selbst viel soziales Vemntwor- tungsgefühl geweckt, viel Ohnmacht nnd Unwissenheit beseitigt werden. Wenn nicht die Masse der Bevölkerung zu eigenem Willen und eigenem Verständnis erstarkt, wird man an diesen Stätten allen Gesetzen zum Trotz nur zu neuem Unheil Bauten errichten. Ehe die Spanne eines Menschenalters versinkt, wird die furcht- barste Lehre der Geschichte verloren gehen, wenn sie nicht im Be» wußtsein eines wehrhaften und widersWdFsähigeg Proletariats ciiigegrsben bleibt.-_' O, L»