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tvaltung damit beabsichtigt, wird ihr nicht gelingen, die Giiierboden- arbeiter auf dem Anhalter Güterbahnhof   lassen sich nicht durch derartige Machinationen in ihrer Einigkeit stören, denn sie wissen wohin der Weg führen soll. Bedeutende Dienstverschlechterungen sollen den Stellwerks- Weichenstellern einiger, vielleicht aller Stadt- und Ringbahn- stationen beschert werden. Der Dienst des Stellwerks- Weichenstellers ist ungemein schwer und verantwortungs- voll. Deshalb ist auch hier schon seit vielen Jahren der Achtstundendienst eingeführt. Jetzt beabsichtigt die Eisenbahn- Verwaltung wenigstens zum Teil wieder den Zwöl.f stunden- dienst einzuführen. Man bedenke, daß der Beamte, der den Weichenstellerdienst auf dem Stellwerk versieht, bei dem riesenhaften Berkehr auf der Stadt- und Ringbahn während der 8 beziehungS- weise 12 Stunden Dienst kaum imstande ist, einen Bissen Brot zu essen. Die Verlängerung des Dienstes dieser Beamten bedeutet geradezu eine Gefahr ftir Leben und Gesundheit der eisenbahnfahrenden Bevölkerung. Und weshalb diese Ver- schlechterung? Die durch den Sommernrlaub der Beamten entstehenden Lücken sollen durch diese Diensteinteilung ohne Kosten ausgefüllt werden. Die Beamten befürchten, nicht mit Unrecht, daß der Zwölfstundendienst, erst wieder eingeführt, auch dann beibehalten werden wird, wenn die Urlaubsperiode vorüber ist. Deshalb will ein großer Teil lieber auf die paar Urlaubstage verzichten, als wieder die zwölf Stunden Dienst zu leisten- Die Verwaltung spart also dabei auf alle Fälle. ver blutige Zar. Ueberall, wohin das blutige Oberhaupt der Verbrecher- bände kommt, die das unglückliche Rußland   knutet und be­stiehlt, regt sich im Proletariat und in den Kreisen des Bürgertums, wo das gesunde Gefühl noch stärker ist, als diepolitischen Rücksichten", der tiefste Widerwille und die bittere Empörung. So konnte der Zar Schwedens  Hauptstadt nur unter ganz außerordentlichen Sicherheits- maßregeln betreten. Am Sonnabendnachmittag traf er dort zum Besuch des Schwedenkönigs ein. Der Burghof des königlichen Schlosses, der sonst für jedermann zugäng- lich ist, war schon in aller Frühe abgesperrt, was seit den Märztagen von 1848, als die revolutionären Strömungen auch nach Schweden   überzuschlagen drohten, nicht mehr vorgekommen war. Die Polizeibehörden von Stockholm   hatten sich schon tagelang vorher eifrig be- müht, alle Personen, die irgendwie verdächtig erschienen, für die Dauer des Zarenbesuchs unschädlich zu niachen. Man ging dabei sogar soweit, daß man den Redakteur eines in der meilenweit von der Hauptstadt entfernt liegenden Kleinstadt Norrtelje erscheinenden liberalen Blattes nach Stockholm   brachte und ihn hier einem gründlichen Verhör unterwarf! Das gleiche passierte einem siebzehnjährigen Mitarbeiter desselben Blattes, bei dem man zum Ueberfluß noch eine Haussuchung vornahm. Der junge Mann. Finnländer von Geburt, hatte sich offenbar dadurch verdächtig gemacht, daß er einige finnländische Freiheits- aedichte veröffentlichte. Der Redakteur G. Pettersson war im Jahre 1904 wegen Zarenbeleidigung verurteilt worden, weil er den Zaren wegen des Bruchs der beschworenen Verfassung Finnlands   für meineidig erklärt hatte. Er ließ damals in der nächsten Nummer seines Blattes mit großen Lettern drucken:Und doch ist Nikolaus II.   ein grober Mein- eidiger I" Die schwedische Arbeiterschaft protestterte bereits am Freitag in großen Versammlungen gegen den Zarenbesuch und schloß sich einstimmig der in der vorigen Woche vom Genossen Branting   in der Zweiten Kammer eingebrachten, dort aber abgelehnten Jnter- pellation an. Die englische Arbeiterpartei veranstaltet bekanntlich zum Protest gegen den Besuch des Zaren in England große Protest- Meetings unter freiem Himmel. Die Stimmung, aus der diese Protestkundgebungen geboren werden, wird auch von manchen Kreisen der Liberalen geteilt dort kommt sie allerdings nicht zum Ausdruck, weil die Angehörigen der Regierungspartei der Politik der Negierung keine Schwierig- leiten machen wollen. Die Rücksichten auf die äußere Politik, auf die englisch  -russische Entente sind stärker, als die ethischen Empfindungen. Die Kapitalsinteressen siegen über die liberale Ideologie. In R o in hatte am Sonntag eine sozialistische Konferenz, auf der zahlreiche Vertreter sozialistischer Provinzorganisa- tionen vertreten waren, stattgefunden. Die Versammelten nahmen eine Resolution an, in der die sozialistische Partei und Konföderation der Arbeit(die Leitung der Gewerkschaften) aufgefordert werden, für den Tag der Zarenankunft den Generalstreik zu proklamieren und überall Protest- Versammlungen zu veranstalten. politiftbe deberficbt. Berlin  , den 28. Juni 1909. Los mit dem Versuch! Die?, Deutsche Agrar-Korrespondenz" meint in einem längeren Artikel gegen die sozialdemokratische Forderung auf Aufhebung der Getreide- zölle, eigentlich sollte das Experiment einmal gemacht werden, denn es werde den urteilslosen großen Massen be- weisen, daßder Zoll als preisbilde nderFaktor gänzlich ausscheidet." Was auf gut Deutsch   heißen soll, daß der Zoll das Getreide nicht ver teuer tl Wenn die Herren Agrarier so fest von dieser abgründigen Weisheit überzeugt sind, so sollten sie sich allerdings die günstige Gelegenheit, dieurteilslosen Massen" einmal über die Harmlosigkeit der Getrcidezölle gründlich zu belehren. nicht vorübergehen lassen. Wenn s i e wollen, wird die Re- gierung ja nichts dagegen haben. Also.... Die Herren wollen nicht! Den Wunsch, daß der Ver- such angestellt werde, heuchelt dieDeutsche Agrar- korrespondenz" vorsichtigerweise nur in der Einleitung des Artikels, um ihm zum Schluß ganz energisch zu wider- sprechen. Die Herren Bündler sind also doch nicht so ganz fest davon überzeugt, daß nicht der Zoll ihnen die besonders fetten Gewinne am Hungerpreis des Getreides verschaffe! Und damit tun sie sehr recht. So redselig übrigens der Artikel derAgrar- korrespondenz" über die Forderung auf Aufhebung der Kornzölle ist, um so weniger sagt sie zu der sozialdemo- kratischen Forderung auf Aufhebung der Einfuhr- scheine! Aber sie erklärt sie kurzerhand für undiskutierbar! Diese Forderung ist ihr also noch unbequemer, erscheint ihr noch gefährlicher als die Aufhebung der. LktxeidezöM Wohl weil sie glaubt, daß sich für diese Maßregel die Regierung und eine Parlamentsmehrheit leichter gewinnen ließe als für die Aufhebung der Zölle!_ Die christliche»Arbeitervertreter" und der Kaffeezoll. Bekanntlich haben die christlichen.Arbeiterdertreter" der ZentrumSfraklion samt und sonders g e g en die ErbschaftS- steuer gestimmt, auch der Abg. G i e s b e r t S, der vor kurzem noch lebhaft für die Erbschaftssteuer gesprochen hatte. dessen Blatt bis vor kurzem für diese Steuer gekämpft hatte. Als am folgenden Tage die Erhöhung des KaffeezolleS zur Beratung stand, sprach niemand von den Herren, die am Tage vorher gegen eine geringe Belastung der Reichen ge- stimmt, ein Wort gegen diesen neuen Raub an den arbeitenden Klassen. Und als eS zur Abstimmung kam, hotte» sie kein kräftiges Nein mehr, wie am Tage vorher, sondern diese sogenannten Arbeitervertreter Schiffer, Wiedeberg, Becker(Arnsberg  ), S ch i r m e r kniffen stige   aus und ent­hielten sich der Abstimmung. Nur G i e S b e r t S hatte den Mut, der Zentrumsparole zu folgen und für die Erhöhung des Kaffeezolles zu stimmen. Diese Abstimmung zeigt, daß sobald daS Zentrums- i n t e r e s s e mit dem Arbeiterinteresse kollidiert, die Gewerkschaftsführer in der ZentrumSfraltion regelmäßig die Arbeiterintereffen verraten. Was das in diesem Falle heißt, erkennt man erst, wenn man sich vergegenwärtigt, daß die Abg. GieSberts, Schiffer und Wiedeberg in Bergarbeiter- bezirken gewählt sind, und die Bergleute unter Tage der in der Grube herrschenden Hitze wegen viel Kaffee trinken müssen, den sie sich in Blechkannen mit hinunter nehmen. Diese Abstimmung GieSberts für die Erhöhung des Kaffee- zolls und die feige Stimmenthaltung der übrigen ist nieder- trächtiger Verrat an den Bergarbeitern. UebrigenS sind die christlichen.Arbeitervertreter" von der evangelischen Konfesston natürlich nicht besser. Auch der christlich- soziale Behrens, der Generalsekretär deS Gewerkvcreins der christlichen Bergarbeiter, drückte sich von der Abstimmung über den Kaffeezoll.___ Ein Vorschlag zum Enlenburg-Prozeff. Wir lesen in einem hiesigen Blatte: Die Auslosung der Geschworenen im Prozeß Eulenburgsoll angeblich Schwierigkeiten machen, weil eine größere Anzahl der ausgelosten Herren gesundheitliche Rücksichten geltend macht, um von der unangenehmen Pflicht entbunden zu werden. W i r begreifen dieSchwierikeiten" der Behörde nicht, denn sie hat ja durchaus nicht nötig, sich bei der Auswahl an bestimmte gesellschaftliche Kreise zuhalten. Sie soll ruhig in etwas.niedere Schichten" herabsteigen, dann wird sie genug Männer finden, die zu diesem Geschworenenamt Fähigkeit und Mut finden. Das Blatt, da? diesen Borschlag macht, ist die.National- zeltung". Die Annäherung der Regierung an die konservativ- klerikale Mehrheit scheint selbst in nationalliberalen Brüsten zweifelhaste Gesühle über die deutsche Justiz zu wecken l Weiß daS Blatt übrigens, wie man nach seiner Notiz schließen darf, daß bei- der Auswahl der Geschworenen nur bestimmte gesellschaftliche Kreise berücksichtigt werden wir halten das nicht für unmöglich so hat es die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, deutlicher zu werden l Geheimrat v. Halle. Montag starb hier im Alter von 40 Jahren Professor b. Halle. Talent und Fleiß war ihm sicherlich nicht abzusprechen. Nur daß ein falscher Ehrgeiz den von Haus aus vermögenden Mann dazu trieb, seine Fähigkeiten nur in den Dienst der Karriere zu stellen. In nationalökonomischen Kreisen durch ein reich dokumentiertes Buch über amerikanische   Baumwollproduktion bekannt, trat er in der Oeffentlichkeit als einer der eifrigsten Flottenagitatoren herbor, wurde schließlich ins R e i ch s m a r i n e a m t zur Vorbereitung der Marinevorlagen berufen und siedelte später ins Reichs» s ch a tz a m t über, wo er eine eifrige StinimungSmache für die Erbschaftssteuer betrieb. Das ärgerte die Konservativen, und Sydow und Bülow zögerten nicht, Halle den Konservativen als Opfer darzubringen. Bald daraus befiel ihn eine schwere Brust- fellentzündung, der er erlag._ deutscher   Champagnerzoll französischer Gewebezoll. Die Handelskammer in C o l m a r i. E l f. wendet sich in einer Eingabe an den Reichstag gegen die Champagnerzollerhöhung von 120 auf 150 M., wie sie durch die Finanzkommission des Reichs­tages beschlossen worden ist. Die Eingabe macht geltend, daß diese Zollerhöhuna in Frankreich  , dessen Champagner- ausfuhr dadurch betroffen würde, zu Gegen maßregeln führen und die Ausfuhr deutscher   Jndustrieerzengnisse nach Frank- reich schädigen müßte. Dabei kommt besonders die Moll- i n d u st r i e in Betracht, die einen Absatz von jährlich zehn Millionen Mark an Kleiderstoffen in Frankreich  verlieren würde. Bisher habe gerade die Handelskammer des Champagner produzierenden Bezirkes von ReimS   in Frankreich   mit Rücksicht auf die Champaanerausfuhr nach Deutschland   ihren Einfluß gegen die französischerseitS geplante Erhöhung deS Zolles auf deutsche Woll» gewebe geltend gemocht. Die Erhöhung des Zolles auf französischen  Schaumwein würde sicherlich auf die gegenwärtige Beratung des neuen franzöfischen Zolltarifs   in der Deputiertenkammer ungünstig einwirken._ Ein genialer Steucrtechniker.i In Baden macht gegenwärtig der Bund der Landwirte gegen die Liberalen mobil. DieBadische LandeSzeitung". das nationalliberale gentraloraan in Karlsruhe  , nagelt im Kampfe gegen die Bündler einen Ausspruch fest, den der badische Führer dieser Herren, der Rechtsanwalt O. H. Schmidt- Bretten, vor drei Jahren im Landtag tat. Es handelt sich dabei um die Schiffahrtsabgaben, für deren Einführung der Abgeordnete Schmidt sich namens der konservativen Gruppe aussprach; dann habe er noch hinzugefügt, daß auch der Verkehr auf den Land- straßen mit einer Abgabe bedacht werden sollte, und zwar für jedes Fuhrwerk, ob esein Last- wagen oder ein Kinderwägelein ist". Weil der rechtsgelehrte Bündlerführer die Nichtigkeit dieser Behauptung be- streitet, verweist ihn dieBad. LandeSztg." auf die Sitzung der Zweiten badischen Kammer vom IS. Januar ISvS und deren(un- korrigiertes) Stenogramm im Landtagsbureaul Das Urteil in der Klage der Radbod-Wttwen. Im Auftrage der Mehrzahl der Radbod-Witwen haben sechs Witwen gegen das Hilfskomitee in Hamm  , das nach dem Unglück die bekannte Raobodspende gesammelt hat, Klage aus Auszahlung der Spende beantragt. Tie Klage ist am 12. Mai ohne Begründung abgewiesen worden. Am Sonnabend ist nun den Parteien das Urteil zugestellt. In der Begründung heißt es nach langen rein juristischen Ausführungen, maßgebend sei vor allem der Wort- laut des Aufrufs:Linderung der augenblicklichen Not durch so- fertige Maßnahmen". Dem sei das Komitee nachgekommen. Außer- dem seien die Witwen nicht aktiv legitimiert(nicht zur Klage be- rechtigt), da die Zahl der zu Unterstützenden heute noch gar nicht feststehe und es könnten zum Beispiel sich noch Personen melden, die von den Verunglückten unterhalten oder unterstützt worden seien, und von den wenigen Geretteten könnten vielleicht einige Lauernde Schäden behalten. Endlich sei aber auch noch zu berücksichtigen, daß nach dem un- bestrittenen Vorbringen der Beklagten   eine augenblickliche Not der Klagerinnrn in den ersten Tagen»ach dem Unglück nicht mehr vor. bandr» war, weil nach der unbestrittenen Behauptung der Be» klagten beb Witwen sofort nach dem Unglück das Sterbegeld aus- gezahlt und mit der Bezahlung der gesetzlichen Renten durch die Knappschaftsberufsgenossenschast(diesichzumsehr großen Teil zwischen 26 und 40 M. bewegen. D. Red.) begonnen ist und außerdem etwa 137 000 M.(Wenn nicht etwa die Kronprinzenspende gemeint ist, so erfährt die Oesfentlichkeit zum ersten Male, daß eine solche Summe verteilt wurde. Sied.) zur Verwendung gelangt sind. Zum Schluß, heißt eS dann: Selbst wenn man ein AustragSverhältnr? zwischen den Spendern und den Sammlern annehmen wolle, so würde doch die Klage nicht begründet sein. Der Auftraggeber habe keine Weisungen über die Art der Verteilung erteilt, der Beauftragte habe demnach selbständig so zu handeln, wie eS nach vernünftigem Ermessen notwendig sei. ES er- übrige sich nach alledem nur die Abweisung der Klage. Einverstanden» Herr Major! Die vor kurzem beendete Landwchrübung beim 170. Jnfanterie- Regiments in Offenburg  (Baden  ) schloß mit einer offiziellen Erklärung ab, welche zur Anerkennung weiter verbreitet zu werden verdient, wenn sie auch etwas Selbstverständliches ausspricht. Der Major, vor welchem die beiden Landwehrkompagnien exerzierten, lobte die Wehrmänner. Sie, die schon so lange Zeit des Exerzierens entwohnt waren, hätten sich während der zweiwöchentlichen Arbeit wieder so ausgebildet, daß die aktiven Mannschaften sich an ihnen ein Beispiel nehmen könnten. Zu den Offizieren gewendet, sagte darauf der Major, daß ein solches Resultat nur erzielt werden konnte durch eine anständige Behandlung der Sol- baten; denn von einer schlechten Behandlung entstünden Mißmut und ungenügende Leistungen. Wie oft ist dies von der Sozialdemokratie schon gesagt worden'. DieKorrekturen" des Hauptmanns. Vor dem Kriegsgericht Nürnberg   hatte sich am 22. Juni der Hauptmann und Kompagniechef L a m p l von der 10. Komp. des in Erlangen   garnisonierenden 10. bayerisch. Infanterieregiments wegen vorschriftswidriger Behandlung Untergebener zu verant- ivorten. Es war schon seit langer Zeit bekannt, daß Hauptmann Lampl seines schikanösen Benehmens wegen in der Kompagnie gefürchtet ist, aber es ist charakteristisch, daß keiner der mihhan- dejten Soldaten den Mut hatte, den Beschwerdeweg zu betreren. Es war ein gewissenhafter Kompagnieoffizier, Oberleutnant Hofer, gezwungen, von dem Treiben des Hauptmanns Meldung zu er- statten. Vor dem Kriegsgericht wurde dem Hauptmann in 13 Fällen vorschriftswidrige Behandlung von Unter- g e b e n e n nachgewiesen. Der Hauptmann hatte die Gewohnheit, in die aufgestellte Kompagnie hineinzutreten und den Soldaten die Gewehre an die Köpfe zu stoßen. Ein Soldat bekam vom Haupt- mann einen Faustschlag auf die Nase, daß sie anschwoll. Ein anderer, der liegend im Anschlag war, wurde mit dem Kopf an den Gewehrkolben gestoßen. Einen dritten trat der Hauptmann von hinten mit dem Fuß in die Weichteile. Ein vierter bekam mit der Faust einen Stoß auf da» Kinn, daß ihm der Helm vom Kopfe flog und der Mann sich in die Zunge biß. Ein anderer Mann hatte 14 Tage lang am linken Ohr eine Wunde, die ihm der Hauptmann beigebracht hatte. Wieder ein anderer bekam den Kopf gewaltsam nach hinten gestoßen, in diesem Falle war aber der Herr Hauptmann so besorgt, und fing mit der anderen Hand den nach rückwärts schnellenden Kopf wieder auf. In dieser Weise hat der Hauptmann in alle» 18 Fällen gehandelt. Bor Gericht will der Hauptmann glaubhaft machen, daß er nicht das Bewußtsein hatte, seine Befugnisse zu übertreten, er habe nicht mit der Faust, son- dcrn mit dernatürlich g e k r ü m m t e n H a n d" dieKor- r e k t u r e n" ausgeführt. Schließlich scheute sich der Offizier nicht, die mißhandelten Soldaten möglichst herabzusetzen. Von einem erzählt er, daß er kein ganzes Hemd mit in die Kaserne brachte, und daß er vor seiner Dienstzeit, man höre wegen unberechtigten HausierenS bestraft wurde! Ein Stabsarzt bekundet, daß der Hauptmann an Obstipation  (Verstopfung) leide und deswegen sehr reizbar sei. Der soldatenquälende Offizier wird mit 43 Tagen Stubenarrest be straft. Die gleichen Richter verurteilten eine halbe Stunde spater einen Soldaten des 7. Chevaulegerregiments wegen Ungehor- sam und Achtungsverletzung, begangen gegen einen Unteroffizier, zu 2 Monaten 15 Tagen Gefängnis. Noch mehr als die unerhört mildeStrafe" ist bezeichnend für die Militärjustiz, daß die Anklage in den Mißhandlungen. die der Hauptmann beging, keine Mißhandlungen, iondern nur vorschriftswidrige Behandlung" erblickte! Zur Reichstags-Nachwahl in Neustadt-Landa«. Die Nachwahl für den verstorbenen nationalliberalen Abgeord- neten Schellhorn findet am 20. Juli statt. Eine sozialdemokratische Konferenz, die Sonntag. 27. d. M. in Neustadt   abgehalten wurde, stellte den bisherigen Kandidaten. Genossen Joses Hub er, LudwigShafen   wieder auf. Eine nationalliberale Ausschuß- sitzung beschloß, die Kandidatur Franz Buhl in Deidesheim  der Vertrauensmännerversammlung vorzuschlagen, da der Bund der Landwirte nach der Ablehnung der Erbanfall- steuer nunmehr die bedingungslose Unterstützung dieser ihm genehmen Kandidatur zugesagt hat. frankmcb. Die Hetze gegen dieHumanits". Paris  , 26. Juni.  (Eig. Ber.) Die traurige Desorganisation der französischen   Arbeiterbewegung scheint noch immer nicht zum Stillstand zu kommen. In der Konföderation ist die Aussicht ans eine Wendung zum Besseren äußerst gering, und auch sonst sieht man IKräfte tätig, da« wenige, was noch an Institutionen der Arbeiterklasse aufrecht steht, zu schädigen. Dazu gehört die Kam- pagne gegen dieHnmanitö", die jetzt von revolutionären Syndi- kalisten unter anarchistischem Kommando geführt wird. Die .Humanitü" hat sich daS wahrlich just von dieser Seite nicht verdient. In ihrer.gewerkschaftlichen Tribüne" kamen die revolutionären Syndikalisten häufiger zu Motte als die Reformisten, und fie wurden lange Zeit nicht ein- mal bei der Betätigung ihrer Neigung. verdiente Partei- genossen zu beschimpfen,«ingeschränkt. Dennoch erregte die Humanitü" den Zorn der Revolutionäre, weil sie manche, in be- leidigender Form abgefaßte antiparlamentattsche Resolutionen anarchistelnder Gesellschaften nicht abdruckte. Namentlich ein.Comitü der sozialen Verteidigung", das unter der Leitung eines begüterten anarchistischen Literaten. deS Herrn De Marmande. steht und außer der in seinem Programm stehenden Intervention für Opfer der Klassenjustiz auch antiparlamentarijche und.antipatriotische" Propa- ganda betreibt, begann an dieHumanitü" mit beleidigenden und erpresserischen Zumutungen heranzutreten, die schließlich sogar für die Gutmütigkeit und vorsichtige Zurückhaltung der Redaktion zu stark waren. Darauf folgte eine offene Kriegserklärung und gestern fand eine große Versammlung statt, die dieHumanitü" als.Organ einer Koterie" verurteilte. Als Redner traten eine Reihe der belanntestcn Gewerkschaftsführer auf, so der Sekretär der Arbeitsbörse B l e d, der just am Tag vorher einen Artikel in der.Humanitü" veröffeut- licht hatte, und eingeschriebene Parteigenossen wie die Hervüisten I o b e r t und Perceauxl ES darf hierbei daran er- innert werden, daß der nächste Nationalrat der geeinigten Partei den Uebergang der«Hlnnanitü" in den Patteibesitz regeln soll. Die.Humanitü' hatte die Einladung zur Bersammlung ab- gelehnt mit der Motivierung, daß fie nicht dazu beittagen wolle. der Bourgeoisie das Schauspiel des inneren Zwistes der Arbeiter- schaft zu geben. Indes hat die kapitalistische Presse auch so ihr Gaudium..