Einzelbild herunterladen
 
Nr. 168. 26. Jahrgang. 1. Irilut des JntiMrts" Donnerstllg, 22.|iilil909. Doppelte Moral." In ist gestrigen Verhandlung in München   in dem Prozeß gegen Peter Ganter schilderte Oberpostrat Bauer eingehend die Verhandlungen des Verkehrsministeriums mit Ganter und dessen Rechtsanwalt Mauermeier. Letzterer sei Anfang Dezember im Auftrage Ganters in das Verlehrsministerium gekommen und sagte, es handle sich um die Versendung von Reklamckarten nach verschiedenen Orten. Er wollte wissen, ob es zulässig ist. diese in Kisten zu versenden. Bei dieser Gelegenheit sagte mir Rechts- anwalt Mauermeier, es handle sich um eine Art amerika- nische Reklame. Ich bedeutete ihm, daß bei der bayerischen Post eine Bestimmung bestehe, wonach die Briefe einen Vermerk tragen müssen, aus welchem Orte die Briefe stammen. Die Reichs- Postverwaltung habe keine besonderen Bestimmungen hierüber er- lassen. Am anderen Tage kam dann Herr Ganter selbst. Er sagte, sein ganzes Vermögen stehe auf dem Spiele. Er habe all sein Geld in die Sache hereingesteckt. Er habe Hunderttausende Mark in die ganze Sache hineingesteckt, er sei verloren, wenn es nicht möglich wäre, die Briefe an einem Tage, und zwar als Ortsbriefe gleich- zeitig aufzugeben. Wir haben vom Amt aus, von der Ober- postdirektwn� ein Telegramm an die Reichspostvcrwaltung aufge- geben, des Inhalts, daß eine hiesige Verlagsanstalt an einem bc- stimmten Tage 350 000 Reklamebriefe aufgeben werde und Wert darauf lege, daß von dem in der bayerischen Postordnung vorge- schriebenen Vermerk der Angabe des Aufgabeortes abgesehen werde. Ganter wurde bei dieser Gelegenheit auch gefragt, was für eine Reklame das eigentlich sei. Ganter sagte, es handle sich um eine Reklame für einen politischen Roman, der von einer norddeutschen Exzellenz geschrieben sei. Der Roman sei im streng konservativen Sinne gehalten. Von vier Juristen sei der Inhalt der Reklame auf ihre Zulässigkeit geprüft worden und sie hätten nicht die geringsten Bedenken dagegen gehabt. Bon dem Inhalt der Reklame haben wir selbst keine Kenntnis gehabt. Als die Sache publik wurde, hat man uns allerdings von der Reichspost aus bedeutet, wir hätten einer schönen Sache Vorschub geleistet. Aber wir mutzten, da ein angesehener Jurist im Auftrage des Herrn Ganter mit uns ver- handelte, annehmen, datz er über die Sache informiert sei und datz die Sache einwandfrei ist. Wir erhielten dann von der Reichspost- Verwaltung die tclegraphische Antwort, datz von der Vormerkung des Aufgabeortes Abstand genommen werden soll, wenn angegeben wird, welche Postanstalten in Frage kommen, damit diese bcnach- richtigt werden können. Ter Oberpostrat Kleber bezeichnete die Versendung der Briefe in Kisten für unzulässig. Sie hätten nach Erklärungen Ganters angenommen, datz dieser auf eine Massenauflieferung verzichtet habe und die Briefe in München   zur Absendung bringen wolle. Der Rechtsanwalt Mauermeier ist nicht erschienen; er befindet sich auf seiner Hochzeitsreise in Hamburg  . Strafanträge sind von 23 Personen gestellt. In denselben ist darauf hingewiesen, datz sich die Antragsteller beunruhigt und be- lästigt fühlten, teils durch die Unterstellung, datz sie in eine Skandalaffäre verwickelt seien, teils durch die Unterstellung, datz sie Enthüllungen über ihr Vorleben befürchten müßten. Sie er- blickten darin schwere Beleidigungen. Als Sachverständiger legt Dr. Freiherr v. Schrenk-Notzing ausführlich dar, datz Ganter psychopathisch und erblich belastet und geistig minderwertig, aber nicht zurcchnungs u n fähig ist. Die Bedingungen des§ 51 Str.-G.-B. seien deshalb nicht gegeben. Große Heiterkeit erweckt die Mitteilung des Sachverständigen, datz Ganter außer anderen Eingab?» an alle möglichen Behörden aus dem Gefängnis eine an den Reichskanzler gerichtet hat, in welcher er diesem ein Mittel angeben will,um die Sozialdemo- kratie aus der Welt zu schaffe n". Ter Oberarzt der Irrenanstalt Eglfing   Dr. Ungemach nimmt an, datz der An- geklagte als Psychopath durch die Haft sehr mitgenommen ist und für die in der Haft begangenen Handlungen nicht verantwortlich sei. Ganter sei erblich hysterisch-degeneriet. Im übrigen schließt sich der Sachverständige dem Gutachten seines Kollegen an. Ueber den Ausgang der Verhandlungen, die noch einige Tage in Anspruch nehmen dürften, werden wir berichten. Der Derbandstag der Tapezierer und oemandten Dervfs- genossen Deutschlands  . Die gestrige Vormittagssitzung begann mit der Beratung über die finanzielle Lage des Verbandes. Wie schon der gedruckte Rechenschaftsbericht zeigt, überstiegen die Einnahmen im Jahre 1906 die Ausgaben um 51000, blieben aber kleines feuilleton. Die teueren Zündhölzchen. Die durch Verabschiedung der ReichSfinanzreforin Gesetz gewordene Steuer auf Zündhölzchen, die schon mit dem 1. Oktober in Kraft tritt, ruft eine gewaltige Preis- steigerung dieses unentbehrlichen und in Deutschland   bisher äußerst billigen Gebrauchsartikels hervor. Am teuersten sind Streichhölzer selbstverständlich in den MonopoNändern, besonders in Frankreich  . das das Zündhölzchenmonopol 1872 einführte und bei einem Roh- ertrage des Monopols von 39 Millionen Frank im Jahre 1903 jedem Einwohner durchschnittlich 1 Fr. zugunsten des Steuer- fiskus abjagte. Die bekannten Folgen davon sind die maß- los schlechte Ouatität der französischen   Ware und das Kargen damit in Wirts- und Kaffeehäusern, das bei einem Detailpreise von 10 ZentimeS für eine Schachtel mit durchschnittlich 60 Stück wohl begreiflich ist. Auch Italien  , das unter seinen Konsumabgaben seit 1894 die Zündholzsteuer kenitt, hat sowohl für die geringen Mengen dort verbrauchter Zündhölzer wie für die allgemein üblichencsrinr" «Wachszündfäden) enorm hohe Preise. Auch Rußland  , das im Jahre 1884 eine Steuer von>/« Kopeke'/z Pfennig aus die Schachtel von 75 Stück legte und im Jahre 1900 daraus eine Einnahme von 14 Millionen Rubel 30 Millionen Mark erzielte, ist ein Land der teuren Streichhölzer, während in Oesterreich   die Detailpreise über die deutschen   nur bis etwa 50 Proz. hinausgehen. Für unseren inländischen Verbrauch ist es unausbleiblich, daß eine Schachtel Schweden   mit 60 bis 70 Stück Inhalt, die bisher einen Pfennig kostete, sich auf mindestens 2>/z bis 3 Pfennige ver- teuern wird. Es ist deshalb ein nur recht magerer Trost, wenn man einen Blick auf die Preise wirft, die in den Anfängen der Erfindung herrschten. Die ersten Zündhölzchen, die an dem geschwefelten Ende mit einer Mischung von Zucker und chlorsaurem Kali überzogen waren und bei Eintauchen m ein Fläschchen mit konzentrierter Schwefelsäure aufflammten, wurden, obwohl man sich mit der herumspritzenden Säure reichlich Löcher in Kleidung un» s�aut brannte, im Jahre 1812, um den Preis von einem Gulden für 100 Stück angeboten und willig gekaust. Auch die von dem öfter- reichischen Techniker Stefan Jrimje um 1830 erfundenen ersten Reib- Hölzchen kosteten wegen der hohen Phosphorpreise und weil sie Hand- arbeit waren, um 1333 in Wien   noch immer einen halben Gulden für 100 Stück. Ein prachtvolles Nordlicht ist auf der berühmten Wetterwarte de» Blauen Hügels bei Boston   beobachtet worden. Die Erscheinung war in mehrfacher Hinsicht besonders merkwürdig. Zunächst ist zu berücksichttgen. daß Boston   ungefähr in der geographischen Brette von Rom   liegt und das Auftreten eines Nordlichts in so großem Abstand vom Pol in Europa   niemals gesehen worden ist. Ferner war auch die Jahreszeit ungewöhnlich, nämlich Mitte Mai, und endlich ist die Erscheinung besonders glanzvoll gewesen. Nach in den beiden folgenden Jahren hinter den Ausgaben zurück, und zwar 1907 um 50 776 Ai. und 1908, obwohl im selben Jahre 14 474 M. durch Extrabeiträge aufgebracht wurden, immer noch um 13 727 M. Die Einnahmen find zwar von Jahr zu Jahr auch stark gestiegen, aber nicht in dem Matze, wie die Ausgaben für Streiks und Unterstützungen. Stiegen doch die Ausgaben für Streiks von 16 914 M. im Jahre 1906 auf 102 335 M. im Jahre 1907, und wenn auch 1908 nur 35 230 M. für Streiks ausgegeben wurden, so ist doch damit zu rechnen, datz in den nächsten Jahren wiederum höhere Summen dafür erforderlich sein werden. Außer- dem sind die Ausgaben für Arbeitslosenunterstützung beständig ge- wachsen, und zwar in den letzten drei Jahren von 23 234 M. aus 47 211 M. und auf 83 510 M. Daneben erforderten auch die Reise- und die Kranken- sowie die Sterbeunterstützung immer höhere Ausgaben. Datz unter diesen Umständen Steigerung der Ein- nahmen notwendig ist, erscheint selbstverständlich, und in den meisten Filialen hat sich denn auch schon die Erkenntnis Bahn gebrochen, datz Beitragserhöhung unvermeidlich ist. Es liegen dazu verschiedene Anträge vor. Einige Filialen und auch der Hauptvorstand schlagen Erhöhung des Wochenbeitrags für männ- liche Mitglieder von 50 auf 60 Pf., für weibliche von 25 auf 30 Pf. vor, andere wollen den Beitrag der männlichen Mitglieder auf 65 Pf. erhöht wissen, und die Filiale Hannover   auf 70 Pf., für weibliche Mitglieder auf 35 Pf., wofür die Unterstützungseinrich- tungen verbessert werden sollen. Einzelne Filialen schlagen Staffelung der Beiträge nach der Lohnhöhe vor, und zwei Filialen wollen den Beitrag wie bisher belassen. Von einer Zahlstelle wird vorgeschlagen, datz Mitglieder unter 20 Jahren nur den halben Beitrag zu zahlen brauchen. Im übrigen liegt eine große Anzahl von Anträgen auf Verbesserung oder Ausbau des Unterstützungs- Wesens vor. Der Verbandskassierer©p liebt, der als Refe­rent die Finanzlage des Verbandes ausführlich klarlegte, begründete den Antrag des Hauptvorstandes auf 60 Pf., der für die Haupt- lasse eine Steigerung der Jahreseinnahmen um ungefähr 35 000 M. bringen werde. Das werde zunächst genügen, um den bevorstehenden Aufgaben und Kämpfen gewachsen zu sein. Er- höhung oder Ausbau der Unterstützungen könne dabei jedoch nicht durchgeführt werden. Den Beitrag auf 65 oder 70 Pf. zu er- höhen, sei wohl für die großen Städte recht gut möglich, aber mit Rücksicht auf die kleineren Filialen nicht zu empfehlen. Die An- träge, Staffelbeiträge einzuführen, halte der Hauptvorstand für unannehmbar. Die Generaldebatte, die SV* Stunden in An­spruch nahm, entsprach im allgemeinen den vorliegenden Anträgen. Jedoch zeigt es sich, datz die Ueberzeugung von der Notwendigkeit der Beitragserhöhung noch weiter verbreitet ist, als man nach den Anträgen annehmen konnte. So wird z. B. ausgeführt, datz, während Mannheim   gegen die Beitragserhöhung ist, sämtliche kleineren Filialen der weiteren Umgegend im Sinne des Haupt Vorstandes dafür sind. Einzelne Redner sprachen sich dafür aus, datz eine, wenn auch geringe Verbesserung der Unterstützungen mit der Beitragserhöhung verbunden werden möge. Die Abstimmung über die verschiedenen Anträge ergab zu- nächst Ablehnung der Staffelung der Beiträge gegen eine Stimme. Die Anträge auf Erhöhung oder Erweiterung der Arbeitslosen-, der Reise-, der Kranken- und der Sterbeunterstützung sowie auf Einführung von Umzugsunterstützung wurden sämtlich abgelehnt und zwar gegen geringe Minderheiten von 3 bis 6 Stimmen. Von den Anträgen auf Beitragserhöhung wurde der, den Bei- trag der männlichen Mitglieder auf 60 Pf. festzu- setzen, mit 33 gegen zwei Stimmen bei einer Stimmenthaltung angenommen, und gegen zwei Stimmen lvurde die Erhöhung des Beitrages der weiblichen Mitglieder auf 30 Pf. beschlossen. Ferner wurde ein Antrag angenommen, wonach invaliden Mitgliedern bei 20 Pf. Monatsbeitrag das Verbandsorgan ge- liefert und, unter Anrechnung ihrer Beitragsleistung, die statuta- rische Sterbeunterstützung zugesichert wird. Sodann kommen verschiedene Anträge aus Leipzig  , München  , Köln   auf Gründung einer besonderen Abteilung und eitragsklasse für Lehrlinge zur Beratung, sowie ein Unterantrag München  , wonach die Filialen verpflichtet werden. dahin zu wirken, datz die Beschlüsse des Hamburger GeWerk- schaftskongresses über die proletarische Jugendbewegung in die Tat umgesetzt werden. In der Debatte tritt allgemein die Ueberzeugung hervor, datz es unbedingt notwendig ist, sich der Lehrlinge anzunehmen. Wie das geschehen soll, darüber sind die Meinungen geteilt. Die Filiale Leipzig   macht bestimmte Vor- sihläge über Einführung eines Wochenbeitrages von 20 Pf., ent- sprechender Kranken- und Sterbeunterstützung, nach beendeter Lehrzeit Reiseunterstützung und Anrechnung ihrer Beitragsleistung für die übrigen Unterstützungen des Verbandes. Der Hauptvor- dem im neuesten Heft der WochenschriftScience  ' beröffent- lichten Bericht begann das Schauspiel kurz vor 9 Uhr abends mit der Bildung von drei getrennten leuchtenden Flecken, von denen die beiden hellsten nahe am Zenith standen. Zehn Minuten später vereinigten sich diese beiden zu einer großen bläulichgrauen Masse von ungewöhnlicher Helligkeit. Danach wechselte die Licht- erscheinung mit reißender Schnelligkeit von Augenblick zu Augen- blick, während die Form sich nur wenig veränderte, die ganze Masse aber langsam gegen Süden und Westen sich verschob. Für ungefähr eindreiviertel Stunde hatte der Hauptteil die Form einer Schöpfkelle mit langem Griff, welch' letztere so stark an den Schweif eines großen Kometen erinnerte, daß die Erscheinung von vielen Leuten überhaupt für einen Kometen gehalten wurde. Etwas nach 10»/, Uhr waren fünf gesonderte Lichtflecken zu sehen; sie vereinigten sich nach wiederum zehn Minuten zu einem ununter- brochenen Bogen, der von Westen nach Osten fast über den ganzen Himmel zog und mit seinein höchsten Punkt den Zenith beinahe erreichte. Nach 11 Uhr brach der Bogen wieder in einzelne Teile auf, die von Zeit zu Zeit ihren Glanz wechselten, aber allmählich schwächer wurden. Um ll'/z Uhr war das ganze Schauspiel vei- schwunden. Sehr eigentümlich lvar die Tatsache, datz der Südrand der Lichtmasse während der ganzen Zeit in einer deutlichen Linie scharf abgeschnitten war, während der nördliche im Gegenteil stets einen unbesttinmten, verschwonnnenen Verlauf hatte. Die Breite der leuchtenden Fläche schwankte zwischen 10 und 35 Grad. Die Farbe war ein blasses Blaugrau ohne jedes Spiel von Regenbogen- färben. - Das Ende der Soldatcnmalerei. Im nationalistischenEcho de Paris' jammert ein patriotischer Kunstkritiker über das Absterben der Militärmalerei. Die Schuld daran gibt er dem Fortschreiten der Zriedensideen und besonders des Internationalismus. daneben dem Impressionismus, der die Farbenflecken an die Stelle der Linien gefetzt und die Anekdote aus der Malerei verdrängt hat. Auch in den wenigen Darstellungen militärischer Stoffe in den letzten Ausstellungen hat der Kritiker denRealismus' des Kriegs, nämlich das blutige Handgemenge vermißt.Nirgends sieht man gespaltene Schädel, offene Wunden, zufammeugelrampste Glieder, im Todeskampf verzerrte Gesichter. Wenn nran Leichen sieht, so scheinen sie zu schlafen.' Ein einzige« Bild im Salon des ArtisteS FrangaiS zeigte Kürassiere in kriegerischer Bewegung. Aber das Bild hatte oen Titel:Die Emeute' und derFeind', dem der Angriff drohte, waren streikende Arbeiter, Die Letzten derMvhikanek". Man schreibt der«Franks. Ztg." aus Winnipeg  (Kanada  ): In wenigen Wochen oder Monaten, je nachdem das Einfangen längere oder kürzere Zeit in Anspruch nehmen wird, darf Kanada  'die größte Büffelherde sein eigen nennen. Von den paar Dutzend dieser Tiere, die sich in den Parks bei Winnipeg  und Banff  (Alberta  ) befinden, ganz abgesehen, waren bis vor kurzem noch 600 Stück Büffel auf einer Reservation stand ist jedoch der Ansicht, datz die Verhältnisse viel zu verschieden und zu wenig einwickelt sind, die Schwierigknien zu groß find, um auf solcher oder ähnlicher Grundlage Jugendabteilungen im Verbände zu gründen, und diese Meinung scheint auch unter den Delegierten vorherrschend zu sein. Das ergibt auch die Absrim- rnung. Der Antrag Leipzig   wird gegen 6 Stimmen abgelehnt. Angenommen wird gegen eine Stimme auf Vorschlag des Haupt- Vorstandes folgende Resolution: Der Verbandstag verpflichtet die Verbandsmitglieder, sich mehr als bisher der Lehrlinge anzunehmen. Besonders ist da- hin zu wirken, datz die Lehrlinge sich in den Veranstaltungen der örtlichen Ausschüffe zur Bildung der Jugend beteiligen. Die Filialleitungen sind verpflichtet, dafür zu sorgen, datz der Frage der Lehrlingsausbildung und des Lehrlingsschutzes eine größere Aufmerksamkeit zugewandt wird, damit die Beschlüsie des 6. Gewerkschaftskongresses über die Jugendbewegung in die Tat umgesetzt werden. Allen jugendlichen Personen, die innerhalb zwei Wochen nach beendeter Lehrzeit dem Verbände der Tapezierer beitreten, kann, wenn sie nachweislich mindestens 52 Wochen ununter­brochen einer proletarischen Jugendorganisation angehört haben, sofort Reiseunterstützung bis zur Höhe von 15 M. gewährt iverden. Alle etwa bis zum Uebertritt geleisteten Beiträge sind, in 60 Pf.-Beiträgen umgerechnet, auf die sonstige Bezugsberech- tigung im Verband anzurechnen. Die solchergestalt Ueber- tretenden sind von Zahlung eines Eintrittsgeldes entbunden. Ferner wurde beschlossen, datz jugendlichen Mitgliedern bis zu 19 Jahren dieArbeiter-Jugcnd" gratis geliefert wird. In der Nachmittagssitzung konmtt zunächst der Punkt die Ganeinrichtungcn des Verbandes zur Verhandlung. Hierzu liegt, außer verschiedenen Anträgen der Filialen, ein Vorschlag des Hauptvorstandes vor. der eine Revision und Ergänzung der gesantten statutarischen Bestimmungen über die Gauorganisation und ihre Tätigkeit zum Ziele hat. Der Verbandsvorsitzende Vesper begründet diesen Vorschlag, der in der Hauptsache folgende Aenderungen und Neuerungen gegenüber dem alten Statut enthält: Statt der bisher regelmäßig zweimal in der Zeit von einem zum anderen Verbandstag abzuhaltenden Gautage sollen Gautage in Zukunft nach Bedarf und nach Verständigung zivischen Gauvorstand und Haupt« vorstand stattfinden. Zur Förderung der Agitation sind die Gana durch die Gauleitung in Bezirke einzuteile», mit einem Bezirks- leiter an der Spitze, der. vom Bezirksvorort gewählt, im Ein- Verständnis mit der Ganleitung die Agitation im Bezirk zu betreiben und die Ganleitung in der Erfüllung ihrer Aufgaben zu unterstützen hat. Die Bezirke sollen nach Be- darf BezirkSkonfercnzen abhalten, die von der Gauleitung einberufen werden. Derartige Bezirkskonferenzen haben sich schon jetzt eingebürgert, obwohl sie bisher nicht im Statut vorgesehen sind. Erweist es sich als notwendig, so kann der Hauptvorstand gemeinsam mit dem Ausschuß eine Aenderung in der Einteilung der Gaue oder eine Verlegung des Ortes, wo der Gauvorstand seinen Sitz hat, vornehmen. Die vollbesoldeten Gauleiter sollen durch den Hauptvorstand und Ausschuß gewählt werden, die nicht besoldeten sowie die übrigen zwei Gauvorstandsmitglieder durch die Mitglieder des GauborortS. Zur Deckung der AgitationS» und VerwaltungSkoftsn sollen den Gauen von jeder in den Filialen verkauften Beitragsmarke 2 Pfennig au» der Haupt- kasse überwiesen werden. Die Anträge der Filialen weichen in verschiedenen Punkten von dem Vorschlage deS Haupt- Vorstandes ab; unter anderem verlangen vier Filialen, daß auch die besoldeten Gauleiter nicht durch Hauprvorstand und Ausschuß, sondern durch die Mitglieder oder die Gautage oder Bezirkskonferenzen ge- wählt werden sollen, während ein Antrag Stuttgart   wohl dem Hauptvorstand und Ausschuß die Wahl der besoldeten Gauleiter überlassen will, aber mit der Bedingung, daß die beiden Körperschaften vorher mit den Ortsverwaltungen Rücksprache nehmen. Die übrigen Anträge beziehen sich meist auf die Deckung der Unkosten, die Verwaltung der Gaue und die Vertretung auf den Gautagen. Ein Antrag Berlin  , der von S t r a s s e r begründet wird, besagt. datz, wenn in Filialen Sektionen bestehen, diese auf den Konferenzen vertreten sein müssen. Im Laufe der sehr eingehenden Debatte wird von Sande r-Berlin ein Antrag eingebracht, wonach die besoldeten Gauleiter durch die Verbandstage gewählt werden, und wenn einer in der Zeit zwischen zwei Verbandstagen ausscheidet, die Ersatzwahl durch Verbandsvorstand und Ausschuß nach Rücksprache mit der Gau- leitung und den betreffenden Filialen erfolgen soll. Dieser Antrag, mit dem sich in seinem Schlußwort auch der Verbands- Vorsitzende einverstanden erklärt, wird bei der nach dreistündiger bei Lamont.(Nord-Alberta) eingezäunt; sie bilden einen Teil der verschiedentlich auf 700 bis 800 Stück geschätzten Büffel- Herde, die die kanadische Regierung vor etwa zwei Jahren von einem Rancher in Montana  , namens Pablo, kaufte und deren Transport nach Kanada   mit ziemlich großen Schwierigkeiten verknüpft war. Von den etwa 500 Büffeln bei Lamont sind nun vor etwa 14 Tagen 380 Stück nach einer neu eingerichteten Reservation in der Provinz Sasketchewan verladen worden; eS war keine leichte Arbeit, die Tiere in die Eisenbahnwagen zu bringen, aber schließ- lich gelang es doch, und die ansehnliche Herde ist nun in dem neuen Heim glücklich angekommen. Sie fühlt sich hier wohl die Reservation bei Wainwright ist etwa 75 englische Ouadratmeilen groß, sicher eingezäunt und enthält reiche Prairiewiesen, viel Wasser und genügend' Gebüsch, gerade die Art von Weide, wie sie die Herden Büffel von früher her in Kanada   gewohnt loaren. Ein weiterer Transport von Büffeln aus der Pablofchen Ranch in Montana   nach Wainwright geht jetzt langsam vor sich; es handelt sich dabei um den Rest der von der Regierung gekauften Herde, der auf etwa 300 Stück geschätzt wird; nach einem tagelangen Kesseltreiben wurden letzie Woche etwa 100 Stück zusammengebracht. Obgleich diese Montanaer Büffel nicht mehr zur urwilden Rasse gehören, sondern durch Kreuzungen niit zahmem Viehgebildeter" geworden sind, haben die Tiere jetzt doch, wohl infolge der diesjährigen fetten Weide, einen gewissen Grad von Wildheit angenommen, der es fraglich erscheinen läßt, ob der Rest der Herde noch in diesem Jahre eingefangen und nach Canada   gebracht werden kann. Notizen. Verdis Othello  , das reife Werk des italienischen Meisters, das von seinen Fortschritten über den überkommenen italienischen Opernstil so beredt Zeugnis ablegt, vermittelte uns die Gura-Oper am Dienstag. Da die beiden Hauptpartten zuletzt noch umbesetzt werden mußten, soll heute nur auf die trotzdem nicht unbefriedigende Aufführung hingewiesen und das Bemühen der Gura-Oper, uns ein mannigfaltiges Repertoire vorzuführen, dankbar anerkannt werden. Am Sonnabend wird die Oper in der ursprünglich geplanten Besetzung(mit Burrian und Frl. Hummel) wiederholt. Ein R a d i u m k o n g r e ß in Brüssel  . Im nächsten Jahre soll in Brüssel   ein großer internationaler Kongreß für Radio- logie stattfinden. Zum ersten Male seit der Entdeckung des Radiums und der Radioaktivität werden sich hier die Gelehrten der ganzen Welt versammeln, uni die bisher gewonnenen Resultate der Forschung vorzulegen und künfttge Probleine zu beraten. Die Aeranstaltuiig geht von der belgischen Regierung und von der französischen   Gesell­schaft für Physik auS; ihre Teilnahme an den Vorbereilnngen und an dem Kongreß selbst haben n. a. zugesagt Sir William Ramsay, Sir William ErookeS, Svante Arrhenius  , Lenard, Rutherford und Mme. Eurie.