Vogen, welche jetzt noch dor dem L August zur Erneuerung von an diesem Tage noch laufenden Gewinnanteilscheinbogen und Zins- bogen ausgegeben worden sind. Entsprechend der bereits gemeldeten viechtSauffassung des Bundesrats wird in den AusfiihrungS- bestimmungen als Zeitpunkt, in dem solchenfalls die Stempel- Pflicht eintritt, der Fälligkeitstag des letzten Zinsscheins des alten Bogens oder der Schluß des Geschäftsjahres angenommen, auf Welches der letzte Gewinnanteilschein des alten Bogens lautet. Es ist jedoch beabsichtigt, auch die Gesetzgebung nochmals mit dem Gegenstande zu befassen. Zur Vorbereitung eines Gesetz- entwurfs sind die Direktivbehörden angewiesen, bis zum 1. Sep- tcmber d. I. eine Liste derjenigen inländischen Gesellschaften usw. aufzustellen, die in der Zeit vom 10. bis 31. Juli d. I. in der vor- bezeichneten Weise neue Gewinnanteilschein- oder Zinsbogen bor - zeitig ausgegeben haben._ Revolte im konservativen Lager. Die Mißstimmung in den Kreisen der konservativen Wählerschaft zieht, allen Ableugnungcn zum Trotz, immer weitere Kreise. Der Abg. v. Hehdebrand, der eigentliche Führer der Konservativen im Steuerkampf, hat am Sonntag in Miliisch in einer konservativen Wählerversammlung seinen Rechenschaftsbericht erstattet. Sowohl vom Kreisvorsitzenden des Bundes der Landwirte als auch von einem anderen konservativem Redner, dem Dr. Dimilis, wurde der Abg. v. Hehdebrand in der heftigsten Weise angegriffen. Namentlich hielt man ihm die Ablehnung der Erbschaftssteuer, den Sturz des Fürsten Bülow, und das Zusanimengehen mit den Polen vor. Bon der preußischen Justiz. Bor einiger Zeit schoß in Köln in früher Morgenstunde nach durchzechter Nacht ein junger Lebemann seinem Kneipgenoflen, mit dem er wegen der Bezahlung einer Flasche Sekt in Streit gerate» war, eine Revolverkugel in den Leib. Längere Zeit lag der Schwer- verwundete im Hospital, wo man für sein Leben fürchtete. Nun ist er wieder hergestellt. Der Revolverschütze kam zunächst ins Gefängnis, dann znr Beobachtung in die psychiatrische Abteilung derKölnerKranken- anstalt Lindenburg. Jetzt ist das Verfahren gegen den Schießer ein- gestellt worden, und zwar mit der Begrügdung, daß d i e Möglich- tcit �1) nicht ausgeschlossen sei, daß der Angeschuldigte sich bei Begehung der Tat in einem Zustande befunden habe, der die freie Willensbestimmung ausschließt. Man hat es also gar nicht zur Gerichtsverhandlung kommen lassen, sondern den jungen Lebemann unter Ausschluß der Oeffent- keit durch einfachen Beschluß außer Verfolgung gesetzt. Dem An- sehen der Justiz hat man damit keinen Dienst geleistet. Denn in Köln kann man mancherlei Bemerkungen über das Glück hören, das dieser Sohn des reichen Luftschiff« und Gummiwarenfabrikanten Konsul C l o u t h gehabt habe. Zur Stichwahl im Wahlkreise Landau-Neustadt. Die Wahlparole des Zentrums lautet, wie zu erwarten war, auf strikte Wahlenlhaltung. Der Bund der Landwirte, der in diesem Falle ausschlaggebend ist, wird für den nationalliberaleu Kandidaten stimmen._ Reich�tagskandidatur. An Stelle des verstorbenen nationalliberalen Abgeordneten Ouarck hat die nationalliberale Partei im Wahlkreise Koburg den Sohn des Verstorbenen, den Regierungsrat Ouarck als Kandidaten aufgestellt. Von unserer Seite kandidiert Genosse Zietsch-Charlotten- bürg. Auch die Freisinnigen werden wieder einen Kandidaten auf- stellen, so daß in diesem seit langen Jahren heiß umstrittenen Wahl- kreis sich wieder drei Parteien gegenüberstehen, die so ziemlich alle drei über die gleiche Stimmenzahl verfügen. 6ngland. Die Demonstration gegen de» Zarenbesnch. London , 25. Juli. (©ig.©er.) Der Tag brach kühl und trübe an und gegen Mittag begann es zu regnen, so daß an dem Gelingen der Demonstration gezweifelt werden mußte. Allein die alte liberale Kultur des englischen Volke?, die Humanitären Gefühle der Massen und die organisatorische Fähigkeit der Unabhängigen Arbeiterpartei und der sozialdemokratischen Partei siegte über die Ungunst des Londoner Wetters, und gegen 2 Uhr nachmittags begann sich der Trafalgar Square mit Menschenmassen zu füllen. Um 3.30 waren der Nord- und Ostquadrant dicht besetzt. Der Sockel der Nelson-Säule war ganz in Fahnen gehüllt, die charakteristische Inschriften enthielten. Besondere Aufmerksamkeit erregten zwei Fahnen mit folgenden In» schriften: »Nieder mit Nikolaus dem Tyrannen!'' »Gruß an den Zaren aus der Hölle!" Die Ansprachen der verschiedenen Redner waren scharf, demo- kratisch und revolutionär. Die Massen, unter denen die Nuffen zahlreich vertreten waren, bezeugten ihre Begeisterung und ihr Ver- ständniS durch Zurufe und Händeklatschen. Vor Schluß der Versammlung wurde folgende Resolution ver- lesen und gegen eine Stimme angenommen: „Dieses Massenmeeting sendet dem russischen Volke brüderliche Grüße und spricht die Hoffnung aus, daß eine konstitutionelle Re- gicrungsweise in Rußland bald eingeführt und der Freiheitskampf erfolgreich sein wird. Wir protestieren mit allem Nachdruck gegen den Entschluß des Königs und der Regierung, den Zaren im Namen des britischen Volkes zu empfangen. Wir erklären. daß die Anwesenheit deS Zaren beleidigend und daß er dem britischen Volke ein ungebetener und unwillkommener Gast ist." Die Demonstration nahm einen ruhigen und programmäßigen Verlauf.— Wie mir mitgeteilt wird, hat die Polizei ein Bündel»Justice" konfisziert, da sie den Einzelverkauf des sozialdemokratischen Organs innerhalb des Squares während der Demonstration nicht dulden wollte. Für Schuhzoll und Wettrüsten. London , 27. Juli. In einer von der konservativen Ver- e i n i g u n g einberufenen stark besuchten Versammlung wurde eine Resolution angenommen, in der die B u d g e t v o r s ch l ä g e verworfen werden und ein Festhalten an der Tarif- reform zum Ausdruck gebracht toird. Der Hauptsprecher war Balfour , der erklärte, das widersinnig dürftige Schiffbau- Programm der Regierung während der letzten drei Jahres habe des Landes vitalste Interessen gefährdet. Eine mäßige Tarifreform sei, namentlich angesichts des jetzigen Budgets, notwendig. Kelgien. Arbeitersciudlichkeit. Brüssel, 27. Juli. Der Senat hat heute beschlossen, daß der M a x i m a l a r b e i t S t a g in Bergwerken, den die Kammer auf neun Stunden festgesetzt hatte, durch königlichen Erlaß im Falle der Notwendigkeit um eine Stunde verlängert werden kann. Der Gesetzentwurf muß nunmehr an die Kammer zurückgehen. foißland. Ein Geheimzirknlar über Harting. Nachdem in den letzten Tagen immer häufiger die Nachricht kam. daß den Provinzblättern von der Administration verboten wurde, an die Harting- Affäre irgendwelche Kommentare zu knüpfen, wird jetzt mitgeteilt, daß Stolhpin ein Rundschreiben erlassen hat, daS den Behörden vorschreibt, jegliche Aeußerung, die in Verbindung mit dieser Affäre gegen die Regierung gerichtet werden sollte, auf daS strengste zu unterdrücken. Diese Nachricht zeigt deutlich, wie sehr sich die Regierung durch die Enthüllungen über das Treiben der Lockspitzel-Exzellenz im Auslande getroffen fühlt. Sie ist aber außerdem ein Beweis, daß die Regierung nun offen denselben Weg der Presseknebeluug beschreitet, der laut Gesetz vollständig aufgehoben worden ist. Dreibund oder Tripclentente. Aus Petersburg wird uns geschrieben: Aus Anlaß der Zarcnreise findet in der russischen Presse eine Diskussion statt, die für die jetzige auswärtige Politik Rußlands sehr charakteristisch ist. Es handelt sich dabei um die Frage, ob sich Rußland dem Dreibunde anschließen soll oder dem Ein- vernehmen mit England und Frankreich treu bleiben soll. Die konservative„Moskowskija Wiedomosti", das Sprachrohr des junkerlichen Flügels in der Regierung schreibt aus Anlaß der letzten persischen Ereignisse, sie seien das beste Beispiel dessen, wie die russische Diplomatie von dem„perfiden Albion ge- nasführt wird". Der gestürzte Schah sei ein Freund Rußlands (sollte gewiß heißen, eine Puppe des Zarismus) und Deutschlands , darum wäre er England verhaßt. Rußland, dessen Politik zu seinem Sturz beigetragen hätte, hätte der englischen Diplomatie in die Hand gearbeitet. Das Blatt versucht weiter zu beweisen, daß auch die Politik Rußlands in der Bagdadbahnfrage nur den Interessen Englands entsprochen habe. Rußland könnte nur ge° Winnen, wenn England durch die Bagdadbahn bedroht wäre. Statt dessen habe es dem Bau der Bahn Schwierigkeiten gemacht. Das Blatt verlangt am Schluß eine Rückkehr zur deutsch - freundlichen Politik. Gleichzeitig bringt Mjenschikow, die Wetterfahne, die sich stets nach dem offiziösen Winde dreht, in der„Nowoje Wremja" eine Artikelserie über die„politischen Sicherungen", in denen er ausführt, der festere Anschluß an England fordere den Ausbau der Flotte, was jetzt für Rußland unmöglich sei und sichere es daher nicht bor den westlichen Nachbarn. Eine An- Näherung an Deutschland würde zwar Rüstungen zu Lande ver- langen, aber eS würde Rußland vor jeder Gefahr vom Westen schützen. Er verlangt keine jähe Abkehr von England, aber be» fürwortet einen langsamen jedoch festen Anschluß an Deutschland . Gegen diese Ausführungen wendet sich das Organ der kapita- listischen Oktrobistenpartei,„G o l o s M o s w y", in einer Reihe von Aufsätzen über„das englisch - russische Bündnis" von Woronzow , in«denen ausgeführt wird, Deutschland suche gute Beziehungen mit Rußland , um gegen England freie Hand zu er- halten. Ein Anschluß aber an den Dreibund würde den Abfall der Südslawen von Rußland bedeuten, er würde zum Bruch mit Frankreich führen, während das Bündnis mit England die Stellung Rußlands in Europa und Asien verbessern kann. In dieser Diskussion spiegelt sich der Kampf der beiden Rich- tungen in der russischen auswärtigen Politik wieder: Der junkcr- lichen, welche vor jedem kriegerischen Abenteuer zurückschreckt, weil sie weiß, es würde einen neuen Ausbruch der Revolution herbei- führen, und der bürgerlichen, die aus dem ökonomischen Niedergang, der durch den Sieg der Konterrevolution auf Jahre festgelegt worden ist, durch einen Krieg herauskommen möchte, weil sie den Kampf gegen den Zarismus, der nur revolutionär sein könnte, scheut. Während das Bürgertum und die Junker die russische aus- wältige Politik in eine bestimmte Richtung bringen möchten, balan- ziert die russische Regierung zwischen den beiden Richtungen und versucht als Parasit des deutsch -englischen Gegen- satzeS ihr ramponiertes Prestige aufzufrischen, um irgendwelche Erfolge herauszuschlagen. Beweis: Die Zarenreisen und P e r s i e n. Es ist aber eine Frage, ob einerseits diese Politik Rußland schließlich nicht in eine Situation führen wird, in der das Mundspitzen nicht mehr genügt, in der es pfeifen müssen wird, und ob andererseits die kleinen Erfolge ihm auf die Dauer aus der Patsche werden heraushelfen können. Spanien . Der Generalstreik. Perpigmm, 27. Juli. Aus Barcelona wird vom 26. Juli gemeldet: Der Zivilgouverneur, der die Verhängung des Belagerungszustandes nicht billigte, hat seine Entlassung genommen. In ver- schiedenen Stadtteilen fanden Zusammen st öße statt; mehrere Personen wurden durch Schüsse verwunde t.� Um 4 Uhr nachmittags wurden auf der Rambla Salven abgefeuert und zwei Straßenbahnwagen umgestürzt. Die Schienen der Eisenbahn wurden aufgerissen und fortgeschleppt. Man erwartet Verstärkungen der Truppen. Barcelona , 27. Juli. (Meldung der"Agence Havas".) AnS Anlaß der Proklamation des Generalstreiks kam eS hier zu Zusammenstößen, bei denen ein Gendarmeriehanptmann, drei Gendarmen und acht Manifestanten getötet wurden; die Zahl der Verwundeten beträgt etliche 20. Keine KriegSbegeisternng. CerbSre(Ostpyrenäen), 27. Juli. Zahlreiche spanische Deserteure kommen hier über die Grenze. Cürheu Eine jungtürkische Proklamation. Saloniki, 27. Juli. DaS Komitee für Einheit und ortschritt hat eine Proklamation veröffentlicht, worin alle Nationalitäten aufgefordert werden, sich der jung- türkischen Partei anzuschließen. Die ottomanische Nation bedauere die Ereignisse vom 13. April und die Vorgänge in A d a n a. Hieran sei aber noch das alte Regime schuld. Jetzt tage in allen Köpfen deS Volles die neue Aera, die im Zeichen der Prosperität und der Entwickelung stehe. Sie zu fördern bedürfe eS anderer Maß- nahmen und junger, vom Patriotismus getragener Kräfte. Ernste, kompetente Kreise besorgen, daß diese Proklamation nun doch einen Wechsel des Kabinetts zur Folge haben werde. Immer wieder verlängert. Konstnntinopel, 27. Juli. Wie der„Courler d'Orient" meldet, beschloß daS Kriegsgericht mit Zustimmung Schcwket Paschas de» Belagerungszustand in Konstantinopel bis März 1311 zu verlängern._ Eine ernste Meldung. Das„Reutersche Bureau" meldet ans Canea , der Hauptstadt Kretas : Die griechische Flagge ist auf der Festung und den Kasernen der kretischen Miliz gehißt worden. Diese Meldung kann nur besagen, daß die Kreter jetzt, nach- dem die Schutzmächte ihre Truppen zurückgezogen haben, ihre U n- abhängigkeit von der Türkei proklamieren wollen. Die Türlei hat aber keinen Zweifel daran gelassen, daß sie die Unab« hängigleitScrklärung mit kriegerischen Maßnahmen be- antworten würde. Sollte sich diese Meldung aber bestätigen, so würde sich die Situation bald sehr ernst gestalten, und das alle, von der Diplomatie immer wieder verschleppte Problem der Vereinigung Kretas mit Griechenland würde schließlich doch seine blutige Lösung finden. Wahrscheinlicher ist es, daß es sich um ein falsches Gerücht handelt, und von Paris aus wird die Nieldung auch bereits de- m e n t i e r t. Perficn. Russische Perfidie. Köln , 27. Juli. Der„Kölnischen Zeitung " wird aus Teheran gemeldet: Wie seinerzeit in Konstantinopel. werden hier die Führer der Reaktion vor das Kriegsgericht gestellt. Zwischen den Kosaken und der Regierung ist ein Konflikt ausgebrochen. Die russische Gesandtschaft hat die modernen Ge- schütze der Brigade weggenommen, weil Rußland für deren Be- zahlung haftbar fei und sie dem persischen Ministerium daher nicht unterstellt werden dürften. Die Nationali st en glauben, Rußland suche einen Konflikt, um dieRäumung Persicns hinauszuziehen. Wenn die Truppen des Schah bei Suitanabad die Waffen nicht niederlegen, kann die Regierung sie nicht angreifen, da sie nicht stark genug ist, um Teheran von Truppen entblößen zu können angesichts der Gefahr neuer Unruhen. Soziales. Die neue Stelnarbelter-Verordnung. Unter den nicht zu den Fabriken gehörigen Anlagen, für die der Bundesrat besondere Schlitzvorschriften erlassen hat, befinden sich auch die Steinbrüche, Steinhauereien und Slcinmetzbetriebe. Die große Zahl der in diesen Betrieben vorkommenden Unfälle und Erkrankungen der Atmungsorgane veranlaßte den Bundesrat schon am 20. Mai 1302 zum Schutz der in ihnen beschäftigten Arbeiter am 1» Oktober 1802 in Kraft getretene Bestimmungen zu erlassen. Waren doch, wie Prof. Dr. Sommerfeld 1800 feststellte, von 100 ge« storbenen Steiitmetzen in Deutschland an Krankheiten der Atmungs- organe 87.6 Proz. und speziell an Lungentuberkulose 84,2 Proz. ge- storben. Und von 1000 Bollarbeitern der Steinhauerberufsgenoffeu- schaft waren verunglückt 11.8 bis 11,4, während im Durch- schnitt aller BerufSgeuossenschaften von 1000 Vollarbeitern nur 8,1 bis 8,2 verunglückt waren. Die 1802 erlassenen Schutz- bestimmungen bestanden in einer Beschränkung der täglichen Arbeitszeit auf 10 Stunden und speziell für Sandsteinarbeiler auf 8 Stunden, in Vorschriften über die Beschaffenheit von Unterkunfts- räumen, Beschaffung von gesundem Trinkwasser, ausreichenden Be- dürfnisanstalten, Verbot der Beschäftigung von weiblichen und jugend- lichen Arbeitern bei staubverursacheuden und ihren Kräften nicht an- gemessenen Arbeiten. Der Inhalt dieser Verordnung erwies sich aber in der Praxis nach verschiedenen Richtungen als ungenügend. Daher sah sich, wie wir unmittelbar nach Erlaß der Verordnung mitteilten, der Bundes- rat veranlaßt, an ihrer Stelle unter dem 31. Mai 1808 eine am 1. Juli 1308 in Kraft getretene neue Verordnung zu erlassen, die aber leider nur zum Teil die Mängel der Verordnung von 1902 be- seitigt. So schreibt auch sie, wie jene Verordnung, die Errichtung von heizbaren Schutzhütten und von Bedürfnisanstalten nur für solche Betriebe vor, in denen regelmäßig 6 oder mehr Arbeiter be- schäftigt werden, während für die vielen Betriebe mit 4 und weniger Arbeitern eS in dem Befinden der zuständigen Behörde gelassen wird, ob sie auch für diese Schutzhüllen und Bedürfnis- anstalten für notwendig hält. Dann gelten diese Bestimmungen sowie die Spezialbestimmunge» für Sandsteinarbeiter gar nicht für solche Fälle, in welchen Steinhauer außerhalb der regelmäßigen Be- rriebSstätte z. B. aus Bauten vorübergehend beschäftigt werden, ob- wohl diese vorübergehende Beschäftigung sehr oft monatelang dauert und diese Arbeiter dann den schwersten Schädigungen ausgesetzt sein können. Ueberhaupt gelten nach wie vor für die über die Roh- aufarbeitung hinausgehende Bearbeitung von Werlstücken, wie die Steinkrämler, die Steinschleifer und Polierer die Schutzbestimmungen nur, wenn diese Arbeiten im Steinbruch erfolgen, was jedoch meist nicht der Fall ist. Die neue Verordnung wiederholt größtenteils nur den Wortlaut der Bekanntmachung vom 20, März 1302, Im§ 4 wird zweckmäßig ergänzt, daß Arbeitsbuden nicht nur für Stoinhauer, sondrrn auch sür Sihrotschläger. Kleinschläger, Klarschläger, Pflastersteiiikipper und Pflastersteiuschläger errichtet werden müssen. Der Bestimmung im Z 8, daß Arbeiter beim Bossieren oder weiteren Bearbeiten von Sandstein nicht länger als neun Stunden täglich beschäftigt werden dürfen, ist zweckmäßig der tusatz beigefügt,„wenn sie auch nur während eines Teiles des ages" damit beschäftigt werden. Im§ 10 ist die Bestimmung. daß Arbeiterinnen und jugendliche Arbeiter bei der Rohaufarbeituug nicht beschäftigt werden dürfen, durch folgende Sätze näher präzisiert: „Als Rohaufarbeitung von Steinen im Sinne dieser Bestimmung gilt auch die Herstellung von Chausseesteinen(Schotter, Klarschlag. Knackschlag. Kleinschlag) in solchen Betrieben. Auch beim Verladen und Transport von Abraum, Steinen und Abfall dürfen Arbeite- rinnen und jugendliche Arbeiter nicht mehr beschäftigt werden. Diese Ergänzungen dürften geeignet sein, den Rllcksichtslosig- leiten mancher Arbeitgeber, durch die Arbeiterinnen in Übermäßiger Weise angestrengt werden, wirksam einen Riegel vorzuschieben. Aber wenn die Verordnung dann weiter zufügt:„Die höhere Verwaltungsbehörde kann fsir ihren Bezirk oder Teile desselben gestatten, daß Arbeite- rinnen über 18 Jahre mit der Herstellung von Chausseesteiiren schäftigt werden. Die Dauer der Beschäftigung im Steinbruch darf in diesem Falle sechs Stunden nicht übersteigen", so mag das wohl auf dem grünen Tisch als eine zulässige Rücksichtnahme nach beiden Seiten hin erscheinen, der Praktiker ist aber nicht damit einverstanden. So weist Gewerberat Czimatis in Breslau in seinem letzten Bericht ausdrücklich darauf hin. daß Frauenarbeit in manchen Betrieben wohl seit langem üblich ist, aber eS ohne weiteres als anstößig, un» geeignet und gefährlich erachtet werden muß, wenn die ans- zuwendenden körperlichen Anstrengungen, die Uusallgefahren, die Ein- fliisse von Hitze usw. sowie die sittlichen Bedenken in Betracht ge- zogen würden.«Aus diesem Gesichtspunkte war, sagte er,-imtex anderem die Heranziehung der Frauen zur Herstellung v o n K le in sch lag, in d en S t ei» br ü.ch e n zu beanstanden, nämeut- lich soweit Schwangere in Frage kommen, was gar nicht selten ist". Leider hat der Bundesrat diese» sehr beachtenslverten Standpunkt des Herrn EzimatiS nicht geteilt. Schließlich lautet noch ein weiterer neuer, Satz des§ lv:„Falls jugendliche Arbeiter, wenn auch nur während eines Teiles des Tages zur Bearbeitung vor» feuchtem Sandstein verwendet werden, so dürfen sis« nicht länger als 8 Stunden beschäftigt werden". Man darf hierbei nicht übersahen, daß Sandstein gerade bei der Bearbeitung der allergefahrlichste Stein seines Standes wegen ist, und daß, wenn ein Arbeitsstück auch einmal bei Beginn der Arbeit angefeuchtet worden ist. eS in freier Luft in kurzer Zeit trocknen kann und sich dann beim Bearbeiten nicht unbedeutende Mengen deö feinen Stanbeö entwickeln lönnen, die wenn sie schon für ältere Arbeiter gefährlich sind, für jugendliche dies in erhöhtet» Masse sein müssen. Es loäre also viel besser gewesen, diese Beschäftigung von jugendlichen Arbeiten» nicht zuzulassen.