Einzelbild herunterladen
 
K.W. 26. Zshrgatlg. 1. KnlU des.Amiirls" Kerlmr KMlsIl. AaMsiaz. ver AM als tiiitgller! öer Gewerbe* siMIcht. Die HälrdelZ- uhb Gewerbekommission des preußischen Drei NafsenhauseS hat bekanntlich auch die von den Sozialdemokraten beantragte Anstellung von Aerzten als Mitglieder der Gewerbe- aufsicht abgelehnt. Sowohl der Vertreter der preußischen Regie- rung als auch die Vertreter der meisten bürgerlichen Parteien erklärten eine solche Maßnahme für mindestens überflüssig. Wie falsch diese Behauptung ist, zeigen wohl am besten die kürzlich erschienenen amtlichenJahresberichte der Gewerbeauf- sichtsbeamten im Königreich Württemberg für 1S08". Denn in Württemberg ist bekanntlich ein Arzt als Mitglied der Gewerbe- aufsicht tätig. Und welche Erfahrungen hat man dabei gemacht? 5t lagt etwa der Arzt selbst, oder klagen die anderen Gewerbcauf- sichtsbeamten, oder die Arbeitgeber, oder die Arbeiter darüber. Äiß der Arzt als Mitglied der Gewerbeaufsicht nichts leiste? Durchaus nicht. Eine solche Klage ist ganz unmöglich. Geht doch )us denJahresberichten der Gewerbeaufsichtsbeamten im König- zeich Württemberg für 1908" wiederum in einer gerade für Preußen sehr lehrreichen Weise hervor, daß der Arzt als Mit- glied der Gewerbeaufsicht eine sehr segensreiche Tätigkeit ent- falten kann. ES seien daher die wichtigsten Mitteilungen der amtlichen Berichterstatter hierüber kurz zusammengestellt. Zunächst lesen wir in den Jahresberichten, daß sich der Arzt in dem Berichts- jähre an 56 Revisionen in 54 Fabriken und diesen gleichen Anlagen und in zwei Handwerksbetrieben, sowie an fünf Besichti- gungen und vier Besprechungen beteiligt hat. Im dritten Auf- sichtsbezirke handelte es sich bei der Besichtigung im wesentlichen um wichtigere Anordnungen zur Bekämpfung gesundheitsschädlicher Einflüsse in langst bestehenden Anlagen, in einem Falle darum, die gesetzlich vorgeschriebenen Voraussetzungen für die Befreiung von den Pausen, die für die jugendlichen Arbeiter vorgeschrieben sind, zu prüfen. Im zweiten Bezirke wurde der Arzt zu den Revisionen verschiedener Fabriken in erster Linie zu dem Zweck hinzugezogen, um über die Leistungsfähigkeit neuer sanitärer Verbesserungen in gemeinsamer Aussprache ein sicheres Urteil zu gewinnen. Bei der Besichtigung der Gerberei der Lehrwerkstätte für daS Gerbereigeweroe in Metzingen   wurde vom ärztlichen Mit- glied mit dem Leiter der Gerberei auch die Möglichkeit, die Krankheitskeime in Häuten, die Milzbrandsporen enthalten, zu töten, besprochen. Mehrfach wurden auch Beschwerden der Ar- beiter über sanitäre Mißstände gemeinsam untersucht und auf deren Abstellung hingewirkt. Bezeichnend ist der folgende Zu- sah in dem Bericht: Gleichwie in früheren Jahren ließen sich durch die Mitwirkung des ärztlichen Mitglieds auch ein- schneidendere, zum Schutze der Arbeiter gegen gesundheits- gefährdende Einflüsse als nötig erachtende Maßnahmen leichter und rascher durchsetzen, wenn die Unternehmer auch vom ärzt- lichen Standpunkte aus über die Notwendigkeit der Maßnahmen aufgeklärt worden waren. Ferner entnehmen wir den Berichten einige weitere Mit- teilungen darüber, wie im einzelnen das ärztliche Mitglied der Gewerbeaufsicht im Interesse der Arbeiter tätig gewesen ist. Eine Vijouteriefabrik suchte um die Erlaubnis nach, die Vormittags- pause ihrer neun männlichen und 40 weiblichen Arbeiter unter 10 Jahren auf eine Viertelstunde zu verkürzen und die Nach- nnttagspause wegfallen zu lassen, wobei angedeutet wurde, daß bei Nichtgewährung dieser Ausnahme den jugendlichen Arbeitern die Vergünstigung der neunstündigen Arbeitszeit entzogen würde. Der Gewerbeinspektor konnte das Gesuch zunächst nicht befür- Worten, da die im Gesetz vorgeschriebenen Voraussetzungen für eine solche Ausnahme nicht erfüllt waren. In der Aeußerung des kleines feiulleton. SevölkerungSstatistik von Deutsch- Südwest  . Professor Supan bringt in Petermanns Mitteilungen eine Ueberficht über die Be- völkerung von Deutsch-Südwest   auf Grund der Feststellungen, die zum erstenmal für die Zeit von 1908 vorgenommen worden sind. Eine vollkommene Sicherheit läßt sich in Anbetracht der Größe des Gebiets und der in manchen Teilen schwierigen Verhältnisse nicht erwarten, jedoch sind nur etwa 10 000 Bewohner durch Schätzung und nicht durch Zählung in die Angaben aufgenommen worden und mehr als die Hälfte von ihnen sind Buschleute. An der Unsicher- hcit nehmen nur die beiden nördlichsten Bezirke mit ihrer farbigen Bevölkerung teil. Ueberhaupt ausgenoinmen von der Statistik sind das Ovamboland und der sogenannte Caprivizipfel. Hereroland und Namaland haben eine Bevölkerung von 44027 bezw. 23 399, also zusammen 87 420 Seelen. Davon sind in den beiden Gebieten Deut, che 4567 bezw. 1648, Engländer 3050 bezw. 7080 und andere Fremde 5468 bezw. 2747. Die farbige Bevölkerung setzt sich zu- sammen aus 1769 bezw. 21 Ovambo, 13 253 bezw. 3105 Herero  , 13 445 bezw. 3028 Bergdmnara, 297 Betschuanen snur im Herero- land), 5962 bezw. 943 Buschleuten, 3127 bezw. 9987 Roma. 533 bezw. 3006 Mischlingen und 170 bezw. 559 fremden Farbigen. Im ganzen stehen also 8213 Weißen 59 213 Farbige gegenüber. Da Schwabe die Bevölkerung 1899 auf 80 000 Herero  , 20 000 Nama und 4000 Bastarde schätzte, so kann man beurteilen, in welch mörderischer Weise der Krieg und die deutsche   Ausrottungspolitik die Hereros aufgerieben hat. Ovamboland hat vermutlich eine Be- völkerung von etwa 100 000, der Caprivi-Zipfel   eine solche von etwa 24 000, so daß die Gesamtbevölkerung des Schutzgebietes etwa 100 000 betragen würde. Erwähnung verdient noch der Umstand, daß in dem Gebiete mehr Kinder als Männer vorhanden find, nämlich 13 260 Kinder und 17 418 Männer, dagegen 21 018 Frauen. Eine Wcrtzuwachstanticme für Künstler propagiert jetzt ein Verband französischer bildender Künstler und Literaten. Sie soll dem Uebelstande vorbeugen, daß oft Schöpfer von Kunstwerken oder ihre Nachkommen Not leiden, während ihre Werke im Handel ungeheuere Preise erzielen. Die Gesellschaft strebt die Errichtung eines Amtes für künstlerisches Eigentum an, dem jeder öffentliche oder private Verkauf von Kunstwerken angezeigt werden soll. Erhält der Verkäufer einen den ursprünglichen Kaufpreis über steigenden Betrag, so soll der Schöpfer des Werkes während seiner ganzen Lebensdauer, seine Familie während 50 Jahre nach seinem Tode einen festgesetzten Anteil vom Zuwachs erhalten. Der Grund- gedanke der Aktion ist zweifellos gerecht, nur dürften sich seiner Durchführung, namentlich bei privaten Verkäufen, beträchtliche Hinder nisse entgegenstellen. Jedenfalls hat B r i a n d den bei ihm vor sprechenden Vertretern des Komitees ein freundliches Lächeln fpendiert. Aus der Vorgeschichte der Zeitungen. Im alten Frankreich  wurde die Presse planmäßig unterdrückt und die Regierung blickte mit unverhohlener Abneigung auf ihre ersten Gehversuche. Nur die 1631 gegründete, wöchentlich erscheinendeGazette" konnte sich behördlicher Genehmigung rühmen, aber sie veröffentlichte nur un- wesentliche und.unbedeutende Nachrichten. Aus diesem Mangel Gewerbeinspektor? an die Kreisregierung wurde zugleich der Standpunkt des ärztlichen Mitglieds der Gewerbeaufsicht mit- geteilt, der eine halbstündige Vor- und Nachmittagspause im Interesse der Entwicklung des jugendlichen Organismus für un- crlaßlich erklärt, insbesondere im vorliegenden Falle, wo die Art der Beschäftigung eine vornübergebeugte Haltung des Oberkörpers bedingt. Auf Veranlassung der Kreisregierung wurde kurze Zeit darauf nochmals das Gesuch geprüft; als Grundlage diente eine mit dem ärztliche» Mitglied der Gewerbeaufsicht gemeinsam vor- genommene Revision des Betriebes. Hierbei gelangten die beiden Beamten zu der Ueberzeugung, daß hinsichtlich der 40 Mädchen das Gesuch der Firma nicht befürwortet werden könne, daß viel- mehr der Wegfall der Nachmittagspausc die Mädchen bei ihrer Zlrbcit, die große Aufmerksamkeit erfordert, i» ihrer Gesundheit schädigen würde. Dagegen konnte bezüglich der neun Lehrlinge, die in einem festen Lehrverhältnis zur Firma stehen und mit schriftlich abgeschlossenen Lchrverträgcn verschen sind, das Gesuch der Firma unterstützt werden. Von einer Vertrauensperson wurde ferner eine Beamtin der Gewerbeaufsicht darauf aufmerksam gemacht, daß in einer kleineren Druckerei selbst den schwangeren Arbeiterinnen zugemutet werde, die schweren Walzen der Druckmaschinen jeden Tag in die Maschinen hinein- und herauszuheben. Die Art, wie die Maschinen aufgestellt sind, erfordere, daß die Frauen in gebückter Stellung die Arbeit ausführen; und das falle den Frauen besonders schwer. Die Beamtin besichtigte zusammen mit dem Arzte den Betrieb. Dabei ergab sich, daß die Beschwerde berechtigt war. Die Be- schäftigung war für schwangere Frauen ganz ungeeigiiet,.fix konnte unter Umständen zu schweren Schäden führen. Selbst- verständlich wurde sie strengstens untersagt. Die Vorsteherin einer Kinderkrippe teilte einer Beamtin mit, daß die Kinder von Arbeiterinnen, die mit dem Ausfüllen von Seifenpulver oder mit dem Kleben von Gelatinefolienartikeln mit Salzsäure beschäftigt seien, auffallend schwächlich und viel mit Ausschlägen behaftet seien. Hierauf erfolgte mit dem Arzte eine Besichtigung der Fabriken. Es ergaben sich aber keine An- Haltspunkte dafür, daß, wie befürchtet war, die Arbeiten auf das Kind im Mutterleibe schädlich einwirken. Dagegen mußte, mit Rücksicht auf die Arbeiterinnen selbst» das Ausfüllen von Seifen- Pulver durch Schwangere verboten werden. Diese Beispiele werden genügen, um auch den letzten Zweifel darüber zu beseitigen, daß der Eifer der preußischen Dreiklassen- Herren gegen den Arzt als Mitglied der Gewerbeaufsicht ganz gewiß nicht arbeiterfreundlichen Gründen entspringt. Hus der Partei. Die sozialdemokratische Partei Hamburgs   im Krisenjahr. Dem soeben erschienen Jahresbericht der Landesorganisation und der drei Parteivereine Hamburgs   entnehmen wir folgendes: Das verflossene Jahr war ganz besonders der Agitation und Pro- paganda für unsere Bestrebungen gewidmet. Die Stimmung unter der Arbeiterschaft war zwar infolge der wirtschaftlichen Krise eine gedrückte und daher ungünstig für die Agitation, aber die Leitung der Reichspolitik sorgte dafür, ganz besonders durch die Vermehrung der indirekten Steuern und das persönliche Regiment, daß die Bevölkerung fortwährend in Aufregung blieb und allen die Augen über die ganze Reichsherrlichkeit geöffnet wurden. Die Hamburgerköniglichen" Kaufleute befürchteten mit Recht, daß durch die fortwährenden Eingriffe des Monarchen in die Politik leicht schwere Konflikte mit dem Auslande entstehen, die gerade für Hamburg  , als erste Handelsstadt des Reiches, schlimme Folge haben könnten. Es wird dann nachgewiesen, wie die Aktion der aufrechten Hanseaten" verpuffte, während das Hamburger Pro- letariat machtvollen Protest einlegte. Trotz der großen Arbeits- losigkeit brachte die Novemberagitation, eine Frucht der Steuer- Politik und des persönlichen Regiments, uns einen Zuwachs von 8858 neuen Mitgliedern und 904 neuen Abonnenten auf an Information erwuchs die eigenartige Sitte der Nachrichten- briefe, die von Hand zu Hand gingen und von allen Freunden gewissermaßen als Ersatz für eine Zeitung gelesen wurden; die Briefe der Mme. de Sevigne   spielten in dieser Hinsicht eine hervor- ragende Rolle. Schließlich kam es dann zu der Einrichtung eines regelrechten Informationsdienstes zwischen Verwandten und Freunden, die es übernahmen, sich gegenseitig ihre Informationen mitzuteilen. Mazarin   zahlte monatlich 10 Frank an Portal für einen wöchentlichen Nachrichtenbrief. Schließlich wurden diese In- formationen zusammengeschlossen, auf Manuskriptpapier geschrieben und teuer verkauft; für manche Informationen wurden 400 bis 500 Frank Abonnement bezahlt. Ludwig XIV.   organisierte dann eine regelrechte Jagd auf diese kleinen Geheimzeitungen, die mit größter Vorsicht unterderhand verbreitet wurden und im günstigsten Falle 100 oder 200 Abonnenten hatten. Nach Ludwigs Tode zeigte der Regent eine größere Duldsamkeit; er be gnügte sich damit, eine Präventivzcnsur einzuführen, die dem Generalleutnant der Polizei anvertraut wurde. Dabei kam< so wird in derRassegna Nationale" erzählt, bisweilen zu seit- samen Zwischenfällen. So wurde einem Nachrichtenverbreiter seine Zeitung verboten, weil er zu alte Notizen verbreitete. Die Notizen eines anderen wurden vernichtet, weil er Falsches und Wahres durcheinander würfelte. Der Polizeichef Marville  , der um 1739 die Zensur verwaltete, entwickelte zum ersten Male den Gedanken, die Journalisten und Nachrichtenverbreiter zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung zu gebrauchen. 1745 schritt man dann wieder mit äußerster Strenge gegen die Journalisten ein, anscheinend im Zusammenhang mit dem österreichischen Erbfolgekrieg. Die Strafen des 17. Jahrhunderts wurden durch einen königlichen Erlaß er- neuert und die Journalisten mußten wiederum die Galeerenstrafe über sich ergehen lassen. Damals dachte noch niemand daran, daß der verfolgte Stand der Männer der Feder einstytgls die achte Großmacht genannt werden könnte. Humor und Satire. Humor des Auslandes. Dr. Schlächter hatte seiner Klasse angehender Krankenpflegerinnen lang und breit die Einzelheiten eincS angenommenen Falles aus- einandergesetzt.Nun, Fräulein Hastig." sprach er dann,wieviel Morphium sollte in einem solchen Falle Ihrer Meinung nach der Kranke bekommen?"Acht Gramm," war die prompte Antwort des jungen Mädchens. Der Arzt machte keine Bemerkung dazu und fuhr in seiner Belehrung fort. Aber plötzlich durchzuckte seiner Schülerin ein entsetzlicher Gedanke.Herr Doktor," sagte sie,ich möchte die Antwort, die ich Ihnen vorhin gab, richtigstellen. Ich wollte sagen, daß dem Patienten ein Achtel Gramm gegeben iverden müßte."Zu spät", bemerkte Dr. Schlächter mit strengem Blick,der Mann ist tot!" Jimmy", sagte die zärtliche Mutter zu ihrem schlauen Elf- jährigen,was ist aus dem Kuchen geworden, den ich Dir gestern zur Belohnung gebacken habe? Hast Du ihn aufgegessen?" Nein, Mama", antwortete Jimmy grinsend,ich habe ihn meiner Lehrerin mitgenommen."DaS war sehr nett und edelmütig von Dir, Jimmy!" lobte ihn seine Mutter.Und hat Deine Lehrerin ihn verzehrt?'Ja, ich glaube." entgegnet» Jimmy.Sie war heute nicht in der Schule."(Answers".) daSEcho". Wenn auch ein Teil von diesem Zuwachs wieder verloren ging, so ist doch die Steigerung der Mitgliederzahl um 4763 gegen das Vorjahr zum guten Teil auf die Agitation zurück- zuführen. Der Mitgliederbestand war am 30. Juni 1909 in den drei Vereinen 39 931 gegen 33168 im Vorjahre. Die Zahl der Echo"-Abonnenten hat schwer unter der wirtschaftlichen Krise gelitten. Vom 1. Januar 1908 bis 31. Dezember 1908 ist die Auf- läge von 61 872 auf 57 710 zurückgegangen. Eine Besserung ist bis heute noch nicht wieder eingetreten. Auch die Zahl der Abon- nenten auf dieNeue Zeit",Gleichheit" und denJakob" hat Einbuße erlitten. Das Bildungswesen ist zweckentsprechend reor» ganistert worden. Ebenso hat die Jugendorganisation eine Um» gestaltung erfahren. Für Unterrichtskurse in Nationalökonomie und sozialer Gesetzgebung wurde ein Zuschuß von 328,80 M. und für das übrige Bildungswesen ein solcher von beinahe 7000 M. geleistet, an welcher Summe zur Hälfte das Gewerkschaftskartell partizipiert. Die Jugendorganisation, die beinahe 800 Mitglieder zählt, erforderte einen Zuschuß von 1044,72 M. Die Partei er» zielte eine Einnahme von 210 412,24 M., wovon 181 008 M. an die Parteikasse in Berlin   abgeführt wurden, 69 800 M. mehr. als nach dem Organisationsstatut abzuführen waren. Aus dem von der Partei bewerkstelligten Vertrieb desEcho" und der sonstigen Literatur(nicht zu verwechseln mit Geschäftsüberschuß des Hamburger Parteiunternehmens) wurden an die Parteikasse Berlin   abgeführt 12 000 M., der Kassenbestand beträgt gegen 20 000 M. Auf der Bilanzseite figurieren zwei Summen von je 20 000 M. als Anteilscheine bezw. Darlehen an das Gewerkschafts« haus. Eine intensive Tätigkeit hat die 21 Köpfe starke sozialdemo» kratische Fraktion im Hamburger Landesparlament entfaltet, was im Bericht eingehend dargelegt wird. Aus den mitgeteilten Daten geht hervor, daß die hamburgische Parteigenossenschaft die Krise gut überstanden hat; der nächste wirtschaftliche Aufschwung wird ihrer Fahne große Scharen neuer Kämpfer zuführen. Die Generalversammlung des ZentrlAwahlvereins ftkv den Kreis Königsberg N.-M- fand am Sonntag, den 8. August, in Küstrin  statt. Erschienen waren 27 Delegierte. Außerdem waren vertreten das Probinzialsekretariat, die Agitationskommission, der vierte Berliner   Reichstagswahlkreis und der Kandidat des Kreises. Als ein trauriges Zeichen des wirtschaftlichen Niederganges und mangeln» den Pflichtgefühls muß es angesehen werden, daß aus den Oder» dörfern Zäkerik, Letzegörike, Zellin weder ein Delegierter erschienen noch eine Abrechnung eingesandt war. Die Bauhandwerker in den be- treffenden Orten, die sonst in Berlin   arbeiten, sind mit dem Rück« gang der Konjunktur sofort fahnenflüchtig geworden. Die Zahl der im Kreise organisierten Genossen ist daher um 100 zurück- gegangen. Beigetragen hat hierzu allerdings, daß auch in anderen Orten alle faulen Zahler ausgemerzt wurden. Einen bemerkcns- werten Aufschwung hat Ncudamm zu verzeichnen; dort ist die Zahl der Genossen auf 115 gestiegen. ES stehen im Kreise uns nur zwei Lokale zur Verfügung; es sind darin 19 öffentliche Versamm- lungen sowie eine, und zwar die erste im Kreise, unter freiem Himmel, außerdem zwei Kreis-Generalversammlungen und mehrere Konserenzen abgehalten worden. 6 Gemeindevertreter sind vorhanden. Vorn Provinzialsekretariat sind 800 M. zur Agitation überwiesen worden. Der Bericht über die Rechtsauskunftsstellen lautet durchweg befriedigend, es soll eine vierte in Neuenhagen- Bralitz errichtet werden- lieber oie Provinzialkonferenz berichtet Hackelbusch. Als Delegierte werden gewählt Ebel-Neuenhagen, Lese-Neudamm und Dautz-Küstrin  . Zum kommenden Parteitag sprach der Kandidat Borgmannn- Berlin, derselbe sowie Ebel- Neuenhagen wurden als Delegierte hierzu gewählt. Bezüglich der Gründung eines eigenen Organs wurde die Bedürfnisfrage ein- stimmig bejaht; die weiteren_Vorarbeiten dazu sind im Gange. Der alte Vorstand, der seinen Sitz in Küstrin   hat, wurds einstimmig wiedergewählt und seine umsichtige und tatkräftige Arbeit'einhellig anerkannt. Eine in Münster   stattgehabte Konferenz beschloß die Abtren- nung der Wahlkreisvereine Lüdinghausen- Beckum» Warendorf  , Münster  -Coesfeld   und Tecklenburg  » Ahaus-Burgsteinfurt vom Agitationsbezirk des östlichen Westfalens und ihren Anschluß an das' westliche Westfalen vorzu- nehmen. Der Wunsch nach dieser Aenderung war rege geworden, »Ich kann Ihnen sagen", sprach Sinnick,die Menschen sind heutzutage so falsch, daß man seinen besten Freunden nicht trauen kann."Und was noch schlimmer ist," unterbrach ihn trübselig Pnmperle,Sie können Ihre besten Freunde nicht bewegen, Ihnen zu trauen._(Philadelphia Preß".) Notizen. Theaterchronik. Das Berliner   Theater nimmt ain 16. d. M. nach viermonatlicher Pause die Aufführung von Kalischs. GesangsposseEiner von unsere Leut' wieder auf. Das Schiller-Theater 0 eröffnet seine neue Spiel» zeit am Sonnabend mit einer Neueinstudierung von Shakespeares Macbeth". Am gleichen Tage wird das Schiller» Theater-Charlottenburg mit Lindaus LustspielEin Erfolg" wieder eröffnet. M u s i k ch r o n i k. G e m m a B e ll i n e i o n i beginnt am kommenden Montag ein Gastspiel an der Gura-Oper in Verdis  Traviata  ". Die Sammlung alter Musikin st rumente (Charlottenburg  , Fasanenstr. 1) hat in den letzten Jahren eine Reihe wertvoller Neuerwerbungen gemacht. Aus dem Nachlaß Josef Joachims wurden verschiedene seiner Instrumente geschenkt. Geschenkt wurden weiter der Flügel Klara S ch im annS. seltene afrikanische Musikinstrumente. 690 Porträts von Flötenspielern und Komponisten nebst biographischen Notizen dazu. Angekauft wurden eine alte gälische Harfe, eine schön ausgelegte Balalaika(südrussisches Nationalinstrument), prächtige Flöten u. a. Leihwesse ausgestellt wurde eine elfenbeinerne Flöte, die ehemals Friedrich II.  , der Flötenkönig, benutzt hat. Auszeichnung eines Berliner   Forschers. Die Balvh-Medaille, eine hohe wissenschaftliche Auszeichnung, die jedes zweite Jahr von dem königlichen Kollegium der Aerzte in London  an den Gelehrten verliehen wird, der sich am meisten in der Förde- rung der Physiologie ausgezeichnet hat, ist in diesem Jahre dem berühmten Chemiker der Berliner   Universität, Professor Emil Fischer  , zugesprochen worden. Lilie ncron" als Tondichtung. Unser Müncheiter Mitarbeiter Wilhelm Mauke hat zum Gedächtnis des heim- gegangenen Dichters eine Tondichtung:Lilieneron", als sinfonisches mernento vivore(Weckruf zum Leben) für großes Orchester und Tenorsolo komponiert. Friesischer Unterricht ist mit Genehmigung der Regierung in den Lehrplan aller Schulen auf der Insel Sylt   auf» genommen worden. Die friesische Sprache ist im Aussterben be» griffen und wird außer im holländischen FrieSland nur noch in der nordfriesischcn Abart auf einigen nordfriesischen Inseln gesprochen. ES ist nahe mit dem alten Angelsächsisch verwandt und steht etwa in der Mitte»wischen Platt- deutsch und Englisch  . Einst an der ganzen Küste von Holland  bis Dänemark   verbreitet, ist es seit Jahrhunderten durck daS Holländische, Plattdeutsche und schließlich daS Hochdeutsche verdrängt worden. Das Friesische   ist ein interessantes Beispiel dafür, tote eine Sprache aussterben kantt, ohne daß das Volk, da» die Sprach» schuf, verschwindet.