man Zetzt In England davon iwerzeugt ist, daß man in Deutsch-laud britische Redefteiheit doch noch nicht vertragenkann. Die Folge dieser im Auslände besonders unangenehmempfundenen Wichtigtuerei der Polizei ist, daß man hier auf-wärmt, dah Macdonald und der jetzige deutsche Kanzler erst vorwenigen Monaten auf derselben Plattform standen und Redenhielten, deren Gegenstand und Wirkung nicht allzu weit auseinander-gingen.Selbst die zahme Scherlpresss kann also nicht vor-schweigen, daß die kleinliche Polizeitat in Kiel das deutscheAnsehen im Auslande bedenklich herabgesetzt hat I Dieplumpe Täppigkeit der Kieler Polizei ist in diesemFalle um so drastischer, als der Genosse Macdonald,dem sie das Reden in seiner Muttersprache verbot, vor kurzemvor deni jetzigen Reichskanzler, damaligen Staatssekretär desInnern v. Bethmann Hollweg in dieser Sprache für denFrieden zwischen England und Deutschland reden konnte.Daß die blöde Maßregel auch noch gegen den Sinn desVcreinsgesctzcs verstößt, gegen den Sinn selbst dieses schlechten,die Gleichberechtigung ganzer Volksteile verneinden Gesetzesverstoßt, kommt noch hinzu IUebrigens werden die Vertreter der englischen Partei, dievor kurzem die Gäste der deutschen Regierung waren, nachder Behandlung, die ihr Kamerad Macdonald erfahren hat, be-greifen, daß deutsche Sozialdemokraten über den Verkehr mitdeutschen Ministern ihre besondere Ansicht haben. Und jetztwerden sie auch taxieren können, was die kleinen Freundlich-leiten wert sind, mit denen deutsche Regierungsmännerausländische Arbeitervertreter bedenken, wenn's ihnen einmalin den Kram paßt._Krone und Junker.' In der letzten Nummer der Halbmonatsschrifk„März' be-schäftigt sich Professor Otto Harnack mit der Frage, weshalb dieRegierung bei der Reichsfinanzreformberatung im Reichstage sichdem Willen der Konservativen unterordnete und nicht den Reichstagauflöste. Er antwortet:„Einfach dadurch, daß daZ Königtum selbst sich so sehr inder Gefangenschaft der Konservativen fühlte, daß es von vorn-herein nurdieseeinzigeparlamentarischeParteials die gegebene Regierungspartei und als akzeptable Stütze deSKönigtums anerkannte. Es ist klar, daß ein Königtum, das überden Parteien steht, und sich ihrer vorbehaltlos zu seinen Zweckenbedient, durch den Parlamentarismus an Macht noch gewinnenkann; aber ebenso klar ist, daß ein Königtum, das inerhalb desparlamentarischen Systems nur eine Partei als die notwendigeBundesgenossin betrachtet und behandelt, dadurch rettungs-los in deren Abhängigkeit geraten und den ganzenStaat ihrem Willen ausliefern muß. Eine Partei, die weiß, daßdie Regierung niemals gegen ihren Willen eine Auflösung vor-nehmen und Neuwahlen anordnen wird,— eine solche Parteiwird allmächtig. Sie kann sich alles erlauben, und sie verhülltihr Bewußtsein davon nicht einmal, sondern sie trotzt darauf."Harnack hat unzweifelhaft recht, nur trägt an diesen Zuständender Liberalismus eine große Mitschuld, indem er selbst das konser-vative Regiment als etwas historisch Gegebenes hinnahm und nichtzunächst gegen dieses seine Waffen kehrte.V Son der Untersuchung der Affäre Mielczyn hört män wiederetwas. Es wird gemeldet, daß im Auftrage des preußischenMinisteriums des Innern der Geheimrat Schlosser sichnach der Fürsorgeanstalt Mielczyn begeben und als Vertreter desBerliner Magistrats der Stadtrat Münsterberg ihn begleitenwerde. Warum eigentlich noch!? Bürgerliche Blätter, die sich vomRathaus aus bedienen lassen, haben doch zu berichten gewußt,der ganze von dem Anstaltsleiter Pastor Breithaupt an.gerichtete Schaden habe in etlichen blauen Flecken und rotenStreifen bestanden, die man an einigen Zöglingen borgefundenhabe. Dem Kommissar des Ministeriums empfehlen wir, sichvon der Berliner Waisenverwaltung das Protokoll auSzubitten,das sie bereits im Juni mit einem aus Mielczyn geflüchteten Für»sorgezögling hat aufnehmen müssen. Hat der Magistrat diesesProtokoll schon der Staatsanwaltschaft zur Kenntnis,nähme vorgelegt? Er sollte eS als seine Pflicht ansehen, das zutun. Freilich ist in dem Verfahren wegen der Affäre Mielczynder eigentliche Angeklagte der Magistrat und seine Waisen-Verwaltung, denen eS zur Last fällt, daß ein Pastor Breithauptüberhaupt Gelegenheit erhalten hat, an Berliner Fürsorge-zöglingen seine Methode zu erproben.=?Konservativ-liberale Einignngsbestrebungen.In der Presse der miteinander zerfallenen Parteien mächensich Anzeichen bemerkbar, die auf eine Einigung deuten. DieKonservativen mahnen den Liberalismus, sich doch endlich zu be»ruhigen. Nachdem die Finanzreform fertig sei, stehe man vor einervollendeten Tatsache, mit der sich der loyale Staatsbürger ab-.zufinden habe. Zudem hätten von dim Zwist zwischen den.Staatserhaltenden" doch nur die radikalen Richtungen Vorteil.Die nationalliberale Presse ist diesen Mahnungen keineswegsunzugänglich. Sie hat Angst vor der Zentrumsherrschaft undmeint, das Zentrum könnte vielleicht wieder ausgeschaltet werden,wenn man mit den Konservativen Frieden schließe. Die„Dort-munder Zeitung", die die Interessen des rheinisch-westfälischenGrubenkapitals vertritt, erklärt ihren nationalliberalen Partei.freunden, daß Programme und Ideale ganz gut seien— mitdiesen Dingen allein könne man aber keine Politik machen. DerArtkiel schließt mit der Ermahnung:„Endlich hinweg mit den täglichen ellenlangen Streit» undHetzartikeln zwischen Konservativen und Liberalen! Hinwegmit sentimentaler VergeltungS. und Rachepolitik!"Bald wird vielleicht schon die nationalliberale Presse die kon-servativen und klerikalen Schnapsbrüder ansingen:Ich sei, gewährt mir die Bitte,In Eurem Bunde der Dritte!In die Patsche geraten.Die neue Steuerbelastung hat unter den bayerischen Bauernstarke Erbitterung hervorgerufen. Der bayerisch-konservative Ab»geordnete Hilpert, mit dem neulich die Bauern und ländlichen Ar-beiter wegen seiner Zustimmung zum Steucrraub Abrechnung gc-halten haben, traut sich jetzt nur noch unter polizeilicher Bedeckungvor seine Wähler zu treten. Er läßt in der ihm geneigten Presseerklären, daß er bei der Behörde um polizeiliche Uebcrwachungseiner Versammlungen nachgesucht habe, damit ähnliche Vorkomm-nisse wie in Neustadt verhindert würden. Ein Abgeordneter, dersich gegen die eigenen Wähler durch die Polizei schützen zu müssenglaubt, ist wahrlich ein Bild zum Ergötzen.Die Zentrumsabgeordneten suchen sich in Bayern meist um dwNcchcnschastsablegung vor den Wählern so länge als möglich her-.umzudrückcn. Sie wollen erst im nächsten Herbst oder Winter Be-richt erstatten. Ter Abgeordnete für Aschaffenburg, Venefiziat Li-borius Gcrstenberger, wurde von katholischen Eisenbahnern in«incmoffenen Briefe aufgefordert, sein Verhalten in der Stcnerfragc vorder Oeffentlichkeit zu rechtfertigen, auch wurde er zu einer sozial-demokratischen Versammlung eingeladen. Der sonst so wortreicheHerr ging auf die unbequeme Aufforderung der Eisenbahner übe»Haupt nicht ein, und den Sozialdemokraten erwiderte er. er werdeNjjr feinest Wählern im nächsten Winter Rechenschaft ablegen,-Ein Soldatettschkuder.Vor dem Kriegsgericht der 14. Division halle sich der aüs derUntersuchungshaft borgeführte Sergeant Karl Georg Abeck von der6. Kompagnie des Füsilicrregiments Nr. 39(Düsseldorf) wegen fort-gesetzter Mißhandlung Untergebener zu verantworten. Abeck ging1993 freiwillig zum Militär und machte den Afrikafeldzug mit.Der Anklagevertreter nahm 29 Fälle von Mißhandlungen alserwiesen an. Schläge in das Gesicht und Püffe bor die Brust warendie Regel. Ein Soldat erhielt von dem Stellvertreter Gottes einenso heftigen Tritt vor den Unterleib, daß ihn Kameraden vom Platzetragen mußten. Bei den Gcwehrübungen wurden die Leute amHalse gewürgt oder erhielten Schläge mit dem Seitengewehr aufdie Beine und zwischen die Rippen. Bei den Schießübungen aufdem abgelegenen Platze im Grafcnberger Walde erhielten die LeuteFaustschläge ins Gesicht. Eines Nachts nach einer schweren Uebungtrieb der Herr Sergeant die Soldaten aus den Betten und nahmSpindrevision vor. Einige Soldaten erklärten, sich beschweren zuwollen, worauf der Sergeant entgegnete:„Was, Du krummer Hund,beschweren willst Du Dich? Marsch, marsch unter die Betten." DerSoldat Thomas mußte einen großen Eimer mit Wasser auf seinSpind stellen und dann das Spind ausschließen, worauf Abeck ihmdas Wasser hineingoß und eine Menge Sachen des Rekruten der-darb.„Totschlagen" und„Genick herumdrehen" waren die stän-digen Drohungen dieses edlen Vorgesetzten.Beantragt wurden 8 Monate Gefängnis und Degradation. DasUrteil lautete nur auf 9 Monate Gefängnis. Die Degradationwurde nicht ausgesprochen. Abeck kann also seine Er-ziehungsmethode fortsetzen.Das angebliche Beschwerderecht des„Gemeinen".Der Musketier Sielenborn vom Infanterieregiment Nr. 172beschwerte sich gegen seinen Sergeanten, der ihn einen Zuchthäuslerund ein Schwein genannt hatte. Der Sergeant Kamm behauptetezu seiner Verteidigung, Sielenborn habe ihn gereizt, indem er seineBefehle nicht richtig ausgeführt habe. Resultat: Der SergeantKamm erhält 3 Tage gelinden Arrest, der Musketier Sielenborn43 Tage Gefängnis.Da behaupte noch jemand, der deutsche Soldat habe kein Be-schwerdcrecht! �~Kreta.Die griechische Flagge auf Kreta ist niedergeholt.Aus Kanea wird vom 13. August gemeldet:Kauca, 18. August. Eine aus Matrosen der Schutz-mächte zusammengestellte Kompagnie landete heute morgenum 5 Uhr, holte, ohne daß sich ein Zwischenfall ereignete, dieauf der Festung am Eingang des Hafens wehendeFlagge herunter und beseitigte den Flaggenmast. NachZurücuasiung einer internationalen Schutzwache von 50 Mannauf der Bastion, wo die Flagge gelocht hatte, kehrten die Truppenan Bord zurück. Die kretische Gendarmerie hielt die Ordnung inder Stadt aufrecht.Damit ist einer der wesentlichsten Veschwerdepunkte derTürken für sie zufriedenstellend erledigt und eine friedlicheLösung des türkisch-griechischen Konflikts wahrscheinlich ge-worden. Die Kreter haben sich klugerweise dem Willen derSchutzmächte gefügt. Ihr Parlament hat nach einer stürmischenDebatte ausdrücklich so beschlossen.Die Beruhigungsaktion der<?V''ßntächte in Konstantinopel wird fortgesetzt. In der Kolle...onote, die am Mitt-woch überreicht werden sollte, wollen die Schutzmächte erklären.in der Kretafrage habe sich die Pforte nur an die Schutz-mächte und nicht an Griechenland zu wenden.Indes war von einigen Seiten behauptet, daß die Be-mühungen umsonst sein würden, da die griechische Antwort-note, die für Mittwoch erwartet wurde, für die türkische Re-gierung unbefriedigend sein werde. Der türkische Gesandtewerde deshalb alsbald Athen verlassen.Der Konflikt würde sich dann vornehmlich um Maze-donien drehen, das die griechischen Offiziere und Konsulnunterwühlen. Die Türkei will diesem Treiben energisch einEnde machen. Uebrigens haben die Großmächte jetzt derPforte gerade in bezug auf Mazedonien ein Zugeständnis ge-inacht, das geeignet sein könnte, das Ansehen der türkischenRegierung im Lande zu heben und damit das Bedürfnis nachkriegerischer Glorie abzuschwächen. Die Mächte haben nämlicherklärt, daß sie die von ihnen eingesetzte Finanzkommission,die die Verwaltung Mazedoniens zu überwachen hatte, zurück-ziehen, so daß die volle Souveränität der Türkei in Maze-donien wieder hergestellt ist. Der Vorgang ist eine An-erkennung des konstitutionellen Systems und der Ausdruckdes Vertrauens, daß es sich dauernd halten werde.Der Boykott griechischer Waren wird von denTürken eifrig betrieben. In Smyrna, Saloniki undTrapezunt weigerten sich die Auslader, die griechischenSchiffe zu löschen. Die Regierung erläßt augenblicklich Maß-regeln gegen den Boykott. Auf jeden Fall sind sie tpirkungslos.f�ankreicd.Die Svitzclwirtschaft geht Seiter.Wie ausländische Blätter meldeten, hat der entlarvte Spitzel-chef Hart in g- Land esen bei der Anwesenheit des Zaren inCherbourg den Sicherheitsdienst" geleitet. Ob er im Auslandoder zu Hause weiterarbeiten soll, sei noch unentschieden. Ein ehr-maliger Offizier sei bestimmt, die Leitung der russischen Polizeiin Paris zu übernehmen. Die„H u m a n i t e" bestätigt diese Fest-swllungcn und erinnert dabei an daS Versprechen des vorigen Mi-nisterpräsidcnten und den einstimmigen Beschluß der Kammer betr.Abschaffung der ausländischen Polizei. Sie stellt an Briand dieFrage:„Ist es wahr, daß Harting-Landescn, der nach Angabe derRegierung aus der Ehrenlegion ausgestoßen und des Landes ver-wiesen ist, trotzdem, zusammen mit Leitern der französischen Polizeiseine unheilvolle Tätigkeit in Frankreich fortgesetzt hat? Ist eswahr, daß die zaristische Regierung einen neuen Spihelchef inFrankreich anstellen darf, in mehr oder minder tätigem Einver-ständnis der fra-nzösischen Regierung."' Warum soll es nicht wahrsein? Man ist nicht umsonst Verbündeter der glorreichsten Monarchieder Welt.Spanien.Hinrichtungen in Bnreelona.Wie dem„Berliner Tageblatt" aus Barcelona berichtet wird,würde gestern auf dem Montjuich bei Barcelona der Anarchist Baro,der bei den letzten Unruhen mit den Waffen in der Hand ergriffenwurde, standrechtlich erschossen.Der Minister deS Innern bemerkte ausdrücklich dabei, daßbisher diese Füsilierung die einzige sei. Indessen hat das Krieg».gericht bereits weitere sechs Anarchisten zum Tode verurteilt. DaSUrteil kann erst vollstreckt werden, wenn die Regierung ihre Zu-stimmung gegeben hat.<Wie weit diese Versicherung des Ministers den Tatsachen ent-spricht, läßt sich von hier aus nicht beurteilen. Nach den Mit-teilungen auS Barcelona sollen bereits zwanzig Revolutionäre aufdas Urteil deS Kriegsgerichts erschossen sein.■Rußtand.Öi» Zuchthäusler als Gcfäligulsdirektör.,Der frühere Polizeimeister von Sabiamtzi, I o n i n, der wegender Ermordung'des politischen Gefangenen Geisel vom WarschauerAppellhof zu 12 Jahren Zwangsarbeit verurteilt und hier.»nach auf Betreiben seiner hohen Gönner im echtrussischen Volksver.bände vom Senat freigesprochen wurde, bekleidet jetzt die Stellungeines Gehilfen des Direktors des Petersburger Gefängnisses„Kresth", in dem ausschließlich politische Gefangene interniert sind.Man kann sich denken, wie dieser Mörder und Zuchthäusler seineFunktionen ausübt._Verhaftung eines bulgarischen Genossen in Rußland'.Mitte Juni d. I. war der Redakteur der bulgarischen sozial-demokratischen Zeitschrift„Natschalo", Genosse N. Charlakow,nach dem Gouvernement Tschernigvw gereist, um die Familie einesin Bulgarien verstorbenen Arztes in die Heimat zu begleiten. Erwollte nach einigen Tagen nach Bulgarien zurückkehren� wurde aberam 25. Juni plötzlich verhastet und in das Gefängnis in Tschcr-nigow geschafft. Hier wurde er 1� Monate ohne Verhörfestgehalten, und am 9. August mit der Weisung befreit, u n v e r-züglich Rußland zu verlassen. Por seiner Reise nachRußland hatte sich Genosse Charlakow an den russischen Konsul inSofia mit der Frage gewandt, ob seine sozialdemokratische Tätig»keit in Bulgarien nicht als Hindernis für seine Fahrt nach Ruß»land dienen könne. Der russische Konsul gab eine beruhigende Ant-wort. Es unterliegt aber keinem Zweifel, daß die Verhaftung desGenossen Charlakow auf die Meldung des Konsuls erfolgt ist, daßsich ein bulgarischer Sozialdemokrat nach Rußland begeben habe.Genosse Charlakow beabsichtigt, die Ursache seiner Verhaftung aufdiplomatischem Wege festzustellen.Ausländische Sozialdemokraten sind in Rußland ebenso Vogel-frei wie die russischen!s)erNen.Die Schulden des Ex-SchahS.1 Zwischen dem abgesetzten Schah und der Regierung schwebenzurzeit wichtige finanzielle Verhandlungen. Der gestürzte Sou»vcrän hat eine persönliche Schuldenlast von 8 Millionen Marlaufgehäuft. Die Regierung will diese Verbindlichkeiten über-nehmen, wenn sich der Schah verpflichtet, sein gesamtes liegendesEigentum in Pcrsien dem Staate zu üherlassen. Die Regierungwürde sich dann verpflichten, seine Pension auf 389 999 M. zuerhöhen. Der Ex-Schah möchte aber mehr herausschlagen undstößt sich außerdem an einer Klausel, wonach er seijjK Pension per»liert, sobald er gegen Persien intrigiert.IVlarokko.General Martine; gefangen?" Nach Meldungen des„Morning Leader" ist der spanische Ge»neral Martinez mit vierzig Infanteristen von den Kabylen ge-fangen genommen worden. Der Oberkommandierende Marinaließ anfragen, unter welchen Bedingungen die Gefangenen frei-gegeben wurden. Der Kabylenhäuptling antwortete:«Ihr kommtzu spät, wir haben Mangel an Lebensmitteln und müsse» daherunsere Gefangenen erschießen.�_Gefangennahme Bu Samaras.Fes, 18. August. Hier ist ein Eilbote mit der Meldung ein-getroffen, daß der Rhogi und 19 CH-rfaS seiner Umgebung ge»fangen genommen worden sind. Gleichzeitig mit dieser Meldungtraf der Kopf seines KämmererS und eine Anzahl Gefangenerein. 29 Verwundete wurden enthauptet, anvere Gefangene ge-martert. Da» Eintreffen des Gefangenen Rhogi in Fes wird aufden 25. August erwartet.London, 18. August. Nachrichten aus Marokko berichten, daßBu Hamara gefangen genommen und nach FeS gebracht wordensei. In der Hauptstadt herrsche ungeheurer Jubel über den Erfolgder Truppen Mulay HasidS.Amerika.Tie BundeS-Einkommensteuer.' Montgomery(Alabama), 18. August. Der Gouverneur desStaates Alabama hat eine Verfügung unterzeichnet, durch welcheer dem Beschlußantrag auf eine Verfassungsänderung, die denKongreß zur Erhebung einer Einkommensteuer ermächtigt, seineZustimmung erteilt. Alabama ist der e r st e Staat,der in dieser Angelegenheit eine» entscheidendenSchritt getan hat, �Soziales.Freigesprochener Zahntechniker.Eine ganze Reihe von Uebertretungen wurden dem Zahn-techniker Barsch aus Lehe vorgeworfen. Die Gewerbeordnung ver-bietet die Ausübung der Heilkunde im Umherziehen, insoweit derAusübende für dieselbe nicht approbiert ist. Dagegen sollte sichB. vergangen haben, indem er außerhalb seines Wohnorte» Lehe,nämlich in Wehner, häufiger die Zahnheilkunde ausübte. ES ge.schah in einem eigens dazu gemieteten Zimmer, das dauernd fürdie Ausübung seines Berufes hergerichtet war und worüber er auchdauernd die Verfügungsgewalt hatte. Mit Rücksicht darauf, undda B. nicht unstet umherreiste, sprach die Strafkammer in Äurichden Angeklagten von jener Beschuldigung frei, indem sie annahm,in dem regelmäßigen Aufsuchen diese« Zimmer» in Wehner zumZwecke der Ausübung der Heilkunde sei eine Ausübung dc� Heil»runde im Umherziehen n i ch t zu finden. Ebenso sprach die Straf.kammer B. von der Beschuldigung frei, sich entgegen§ 147, Zif-fcr 3, der Gewerbeordnung einen arztähnlichcn Titel beigelegt zuhaben, was nach der Anklage durch die Bezeichnung„Dentist ge.schehen sein sollte. Der Ausdruck„Dentist sei nicht geeignet, denAnschein zu erwecken, daß B. eine geprüfte Medizinalperson sei.Heute wisse auch der gemein« Mann, daß sich Zahnarzt nenne,wer das Recht dazu erworben habe, und nicht Dentist. Drittenshatte die Anklage B. unlauteren Wettbewerb vor.geworfen, weil er schmerzlose Behandlung angekündigthatte. Auch das Vorliegen unlauteren Wettbewerbs verneint« dieStrafkammer. Der Angeklagte habe nicht von absolut schmerzloserBehandlung gesprochen und mit dem Ausdruck„schmerzlose Be-Handlung" nur eine schmerzlose Behandlung insoweit ver-sprechen wollen, als sie nach dem heutigen Stande der Technikmöglich sei. Er sei auch des Glaubens gewesen, daß das Publi-kum die Anzeige so verstehen werde. Damit erachtete das Gerichtauch den v i e r te n Punkt der Anklage für erledigt, wonach Ä.durch prahlerische Versprechungen eine Regierungs-Polizeiverordnung vom 24. September 1842 übertreten haben sollte,die den nicht approbierten Heilkundigen die Veröffentlichung vonAnzeigen verbietet, die geeignet sind, über ihre Befähigung zutäuschen oder die prahlerische Versprechungen enthalten. Auch vondieser Beschuldigung wurde B. aus den obigen Erwägungen frei-gesprochen. Die Staatsanwaltschaft. legte Revision ein. DerFerienstrafsenat des K a m m e r g e r i ch ts verwarf aber dasRechtsmittel. Die tatsächlichen Feststellungen des Landgerichtsseien ohne Rechtsirrtum getroffen. Was den Vorwurf derAusübung dep Heilkunde im Umherziehen angehe, so möge ja einesolche Ausübung dann vorliegen, wenn jemand von Stadt zu Stadtund von Hotel zu Hotel ziehe, und wenn er zugleich ankündige.er fei dann und dort zu sprechen. So liege es aber hier n i eh t.B. habe dauernd die Räume in Mehner gemietet und für den Be-trieb eingerichtet und damit gewissermaßen einen zweiten Wohn-sitz errichtet. Unter diesen Umständen sei ja auch die behördlicheNachprüfung der Zuverlässigkeit jederzeit möglich. Mit Recht seiverneint worden, daß B., der nicht approbierte Zahntechniker, dieHeilkunde im Umherziehen ausübe. Auch in; übrigen sei die Frei.sprechung gerechtfertigt,