Gewerhrcbaftlicbee.Dividenden und Nrvciterentlassungek.> Vorstand und Aufsichtsrat der Flensburger Schiffstverftivirden der Generalversammlung die Verteilung einer Dividendevon 6 Proz. vorschlagen. Dieses günstige Ergebnis mutz bei derseitherigen Arbeitslage der Werft überraschen. Die Zahl derArbeiter ist um rund 1000 reduziert, viele Feierschichten wurdeneingelegt und teilweise haben erhebliche ArbeitSzeiteinschränIungenstattgefunden.— Fast zu gleicher Zeit, wo ein immerhin reicherDividendensegen sich aus die Aktionäre ergietzen soll, werdenweitere Arbciterentlassungen vorgenommen. Am 17. d. Mts. sindzirka 70 Nieter entlassen worden, außerdem erhielten 27 Schiffbau-arbeiter den Bescheid, daß sie eine Woche aussetzen müßten. Ar-beitsmangel kann wohl kaum die Ursache für die Entlassungensein, da gegenwärtig fünf Dampfer zu bauen sind. Die Meinunggeht deshalb wohl nicht fehl, daß die Arbeiterentlassungen vonder Werftverwaltung vorgenommen wurden, um an den Nieternnachträglich ihr Mütchen zu kühlen, weil diese vor einigen Wocheneinen zehnprozentigen Lohnabzug mit dem Ausstande be-antworteten und dadurch die Lohnreduzierung inhibierten. DieWerft soll übrigens ihre Absicht, einen größeren Dampfer aufeigene Rechnung zu bauen, nach dem kurzen Nieterstreik fallengelassen haben.Den Aktionären 6 Proz. Dividende, den Arbeitern der Hunger,da? ist echt kapitalistische Wirtschaft. Und die Wirkungen derKrise haben die Arbeiter allein zu tragen.Der Bcrgarbeiterverband und das neue preußische Bcrggegsetz.Der Vorstand des Bergarbeiterverbandcs beschloß in einer Sitzung,die er mit den Bezirksleitern aus allen deutschen Bergrcvierenabhielt, sich an den Wahlen der Sicherheitsmänner mit aller Vervezu beteiligen. Bekanntlich sollen aus den Kreisen der Arbeiter dieseSicherheitsmänner gewählt werden, die das Recht haben, die Grubenzu befahren.Wenn der Bergarbeiterberband mit Energie in diese Wahleneingreift, wird aus dieser„weißen Salbe" doch schließlich noch einbrauchbares Mittel für den Bergarbeiterschutz.Berlin und Umgegend.Der Streik der Bauschlosser aufgehoben.Die streikenden Bauschlosser nahmen am Mittwoch im Gelverk-schaftshause einen Bericht über den Stand der Bewegung ent-gegen. Am Montag haben Verhandlungen zwischen den Kommis-sionen der Arbeiter und der Unternehmer stattgefunden. Heftigwurde hin und her gestritten. Die Kommissionen zogen sich mehr-mals zu Sonderberatungen zurück, um neue Vorschläge zu einerVerständigung zu finden. Der Mittelpunkt der Verhandlungenwar die Lohnfrage; im übrigen sollte der alte Tarif, der von denUnternehmern gekündigt worden war, bis zum 1. April 1912 bei-behalten werden. Die Meisterkommission wollte durchaus keineZugeständnisse in der Lohnfrage machen. Daran aber lag es derKommission der Arbeiter in erster Linie und es gelang ihr nachvielen Bemühungen, die Zustimmung der Meister zu einer ge-ringen Erhöhung der Mindestlöhne, die im Schlossergewerbeäußerst niedrige sind, zu gewinnen.Folgende Vorschläge wurden schließlich von der Kommissionangenommen:„Als Mindestlohn wird 52% Pf. pro Arbeitsstunde vom1. April 1911 ab für Gesellen nach Ablauf des zweiten Jahresnach beendeter Lehrzeit vereinbart. Während der Dauer desTarifvertrages erhalten junge Gesellen im ersten Jahre nachbeendeter Lehrzeit 47%. Pf.. Gesellen im zweiten Jahr nach be-endcter Lehrzeit 50 Pf. Mindestlohn pro Arbeitsstunde.Der Arbeitgeber ist bei Neueingestellten, welche wegen un-genügender Leistungen innerhalb der ersten sechs Arbeitstageentlassen werden, berechtigt, den Arbeitslohn auf 45 Pf. proStunde festzusetzen. Höhere Löhne werden nach Leistungen undVereinbarung gezahlt."Die Vorschläge empfahl Otto Handke den Versammelten«m Mittwochmorgen zur Annahme. Er bedauerte, daß nicht mehrzu erreichen war. Immerhin seien die Pläne der Unternehmer,eine Verschlechterung der Lohn» und Arbeitsbedingungen herbei-zuführen, durchkreuzt worden; man habe im Gegenteil mit einerVerbesserung abgeschlossen. Im Interesse der Arbeiter liege esnicht, daß man es jetzt auf eine tarislose Zeit ankommen lasse.Man solle auch bedenken, daß in Breslau, Stuttgart. Frankfurtam Main und anderen Orten die Schlosser im Kampfe ständen,und daß selbst kleine Borteile, die in Berlin erzielt würden, günstigauf die Verhältnisse in anderen Orten, wo die Löhne nochschlechter seien, wirken müsse.In der Diskussion gab sich eine starke Unzufriedenheit mitden gemachten Vorschlägen kund. Man versagte der Kommissionnicht die Anerkennung, daß sie ihr Bestes versucht habe, aber vonden meisten Rednern wurde betont, daß das erzielte Resultat nichtden Erwartungen der Streikenden entspräche. S i e r i n g, vomVerband der Schmiede, nahm das Wort und empfahl ebenfallsdie Vorschläge der Kommission, da nach Lage der Dinge nicht mehrzu erreichen wäre. Man könne sich wohl ein besseres Resultatwünschen, aber die Frage sei, ob man eS auch durchsetzenkönne unter den gegenwärtigen Verhältnissen.Eine geheime Abstimmung wurde vorgenommen. Von den525 abgegebenen Stimmen erklärten sich.243 für die Annahme derVorschläge, 273 dagegen; neun Stimmen waren ungültig. OttoHandke hatte vor der Abstimmung darauf aufmerksam gemacht,daß es sich bei der Frage um die Fortsetzung oder Aufhebung desStreikes handelt, für die Fortsetzung des Streikes eine Drei-Viertelmajorität sie erklären müsse. Diese Majorität war nichtvorhanden, der Streik ist damit als aufgehoben erklärt. DieStreikenden kehren aber noch nicht an die Arbeit zurück, sie er-warten erst die Beschlüsse einer Versammlung, die am Freitagstattfinden soll.» �»Die streikenden Geldschrankschlosser kamen am Mittwoch beiFranke in der Badstraße zusammen, die Versammlung wurde abervertagt, weil die Unterhandlungen der Kommission mit den Geld-schrankfabrikanten noch nicht abgeschlossen waren. Die Kommissionerwartet, noch am Mittwochabend zu einem bestimmten Resultatzu kommen, um eS den Streikenden dann heute, Donnerstag-morgen, vorzulegen._Achtung Gürtler und Schleifer!Die Vertrauensmännerkonferenz für die Gürtler- undSchleiferbranche findet am Donnerstag, den 19. August nichtstatt. Die Kollegen werden ersucht, die Vertrauensmänner aufdiese Mitteilung aufmerksam zu machen. Der Termin für dieNächste VertrauenSmännerkonfercnz wird noch beginnt gemacht.Deutscher Metallarbeiter-Verband.Ortsverwaltung Berlin.Berantw. Redakteur: Hau» Weber, Berlin, Inseratenteil verantw.Arbeitslose Fleischergesellcn! Am Donnerstag, den 19. August1909, nachmittags 2 Uhr, tagt eine öffentliche Versammlung allerarbeitslosen Fleischergesellen im Gcsellschaftshaus„BerlinerMusiker", Kaiscr-Wilhelm-Stratze 20. Tagesordnung:„DerRiesenstreik in Schweden und die Absicht der dortigen Fleischer-meister, in Deutschland Fleischergesellen als Streikbrecher anzu-werben." Referent: Kollege P. Bergmann.Die Differenz bei der Firma Clasen u. Merk, AbteilungZemcntröhren, Borsigwalde, ist zur Zufriedenheit der Arbeiter er-ledigt. Die Platzarbeiter bekommen 3 Pf., die Stampfer undMischer 5 Pf. pro Stunde Lohnzulage.Deutfcbes Reich.Konferenz der in der Gelbmetallindustrie beschäftigten Arbeiter.Eine in Frankfurt a. M. abgehaltene Konferenz, in der 48Delegierte, 10 Bezirksleiter des Metallarbeiterverbandes und einMitglied des Hauptvorstandes anwesend waren, erörterte die Ver-Hältnisse in der Gelbmetallindustrie. Die Verhandlungen zeitigtenals direktes Resultat die Annahme dieser Resolution:„Die am 16. und 17. August 1909 in Frankfurt a. M. tagendeI. Konferenz der in der Gelbmetallindustrie Deutschlands be-schäftigten Berufskollegen steht nach Kenntnisnahme des Referatsüber die statistischen Vorerhebungen über die Verhältnisse indieser Industrie, sowie den Darlegungen der Delegierten überdie örtlichen Lohn- und Arbeitsverhältnisse auf dem Standpunkt,daß eine positive Grundlage für ein weiteres ersprießliches Ar-beiten zur Verbesserung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse dieserBerufsgruppe nur möglich ist, wenn auf dem beschrittenen Wegeweiter gearbeitet wird.Die Vorerhebungen erstreckten sich nur darauf, festzustellen,wie diese Jndustriegruppen sich im Bereich des Deutschen Metall-arbeiterverbandes verteilen, und Unterlagen über die Zahl derbeschäftigten Arbeiter und deren Organisationszugehörigkeit zuschaffen.Diesen Zweck haben die Vorerhebungen erfüllt.Es ist jetzt aber notwendig, spezialisiertere Feststellungen zumachen. Diese haben sich in der Haupsache zu erstrecken auf:1. spezialisiertere Abgrenzung der Berufsgruppen;2. Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse;3. der Arbeits- und Entlöhnungsmethoden;4. inwieweit für die einzelnen Berufsgruppen Exportindustriein Frage kommt;5. ob und inwieweit eine Verschiebung der Produktion statt-findet.Selbstverständlich ist, daß da wo die Verhältnisse eS gestatten,die durch das Statut des Deutschen Metallarbeiterverbandcs vor-gesehenen Mittel auch während der Zeit der Erhebungen und Be-arbeitung der Statistik angestrebt wird, eine Verbesserung derLohn- und Arbeitsbedingungen für die in der Gelbmetallindustriebeschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen herbeizuführen."Differenzen find auf dem Eisen- und Stahlwerk, G.m. b. H. in Ohligs bei Solingen ausgebrochen. SämtlicheFormer haben dieArbeit eingestellt bezw.sind entlassen worden. Schonseit längerer Zeit bestanden zwischen den Formern des Betriebes unddem Formermeister Differenzen, die Direktion fand sich jedoch nichtbereit, mit den Arbeitern bezw. ihren Vertretern wegen Abstellungder Mißstände zu verhandeln, obwohl der Arbeitgebcrverband sichbereit erklärte, in der Angelegenheit zu verhandeln. Schon imMärz d. Js. gärte es unter den Arbeitern. Zu einem Streik kames damals aber nicht. Der Direktion scheint infolge der damaligenNachgiebigkeit der Arbeiter die Lust zu neuen Repressalien ge-kommen zu sein. So ist schon am 6. August durch den Arbeit-gebervcrband eine schwarze Liste verschickt worden, auf welcherdie Namen von zwölf Formern verzeichnet waren, die dastodeswürdige Verbrechen begangen hatten, zu kündigen.—Es wird ersucht, den Zuzug von Formern und Gießereiarbeiternnach dem Kreise Solingen strengstens fernzuhalten.Wie steht es mit dem 4 Millionenfonds für die Tabakarbeiter?In Tabakarbeiterkreisen herrscht große Entrüstung darüber,daß bis zur Stunde von feiten der kompetenten Behörden noch keineAdressen veröffentlicht worden sind an die die Untcrstützungsgesuchearbeitslos gewordener Tabakarbeiter zu richten sind. Der Bundes-rat scheint zu glauben, daß die Tabakarbeiter von ihren 602 M.jährlichem Durchschnittsverdienst noch Ersparnisse zurücklegenkonnten; denn anch von ihm sind bis jetzt noch keine Veröffent-lichungen erlassen über die Aufteilung des 4 Millionenfonds andie verschiedenen Bundesstaaten.— Inzwischen helfen sich dieTabakarbeiter durch Abmachungen mit den Unternehmern überdie gegenwärtige Misere hinweg. So haben die Zigarettenfabri-kanten in Trebbin die den Arbeitern gegebene Kündigung zurück-genommen und sich der Abmachung der am Ort bestehenden größtenFirma angeschlossen, derzufolge die zurzeit beschäftigten Arbeiterund Arbeiterinnen umschichtig beschäftigt werden sollen. DieseAbmachung geschah auf Intervention des Berliner Gaues hin. InTrebbin kommen 300 Tabakarbeiter in Frage.Holzarbeiterauöstand in Heidelberg.Wegen Lohndifferenzen stehen in Heidelberg die organisiertenSchreiner und Maschinenarbeiter im Ausstand. Beteiligt sind andem Kampfe zirka 200 Mann._Miihlcnarbeitcrausstand in Mannheim.Die in der Dampfmühle von Kaufmann u. Söhne beschäftigtenMühlenarbeiter— 45 an der Zahl— reichten die Kündigung ein,da der Unternehmer sich weigert, eine Lohnzulage zu geben und mitder Organisation zu verhandeln.Fortschritt des TarifgedankenS im Holzgewerbe.Nachdem jetzt auch die dem Schutzverbande für das Holzgewerbein Bochum angeschlossenen Unternehmer den Tarif anerkannt haben,werden zwischen den Arbeitern und den Mitgliedern des Arbeit-geberbundeS für das Baugewerbe Verhandlungen gepflogen. DieBewegung auf der ganzen Linie ist hiermit als erfolgreich für dieArbeiter beendet zu betrachten.AlS Redakteur der„Holzarbeitcr-Zeitung" wurde vom Vor-stand und Ausschuß des Holzarbeiterverbandes an Stelle des ver-storbenen Genossen Deinhardt der bisherige RedakteurM. Kahser gewählt. Neben ihn tritt der im Verbandsbureaubisher als Hilfsarbeiter tätige Genosse Franz K issner in dieRedaktion ein. Auch die Redaktion der fachtechnischen Zeitung, deS„FachblgtteS für Holzarbeiter", ist beiden übertragen worden.Soziales.Eine Statistik des Elends.Die sächsischen und deutschen Herbergen jzurHeimat im Jahre 1903.Die HervergSfrequenz ist immer ein ziemlich sicherer Maß-stab für den Stand der wirtschaftlichen Geschäftslage. Leider gibt eSnoch keine Ueberstcht über den gesamten deutschen Herbergsvcrkehr,denn weder von den Gewerkschafts- noch JnnungSherbergen, nochvon den vielen freien HerbergShäusern werden Aufstellungen ge-sammelt. Nur der deutsche HerbcrgSvcrcin gibt alljährlichüber den Verkehr in seinen„Herbergen zur Heimat" eine Statistikheraus. Aus der Uebersicht für 1908 ist zu ersehen, daß im König-reich Sachsen 56„Herbergen zur Heimat" bestehen, in denenim Vorjahre 254 513 selbstzahlende HerbergSgäste mit 453 392Schlafnächten domizilierten. Das ist gegen das Jahr 1907 ein Mehrrh.Gl»cke, Berlin. Druck u. Verlsg: Vorwärts Buchdr. u. VerlagSanstguvon 43 512 Nächten. Von den Eingekehrten entfallen auf Durch«reisende 251 686 Personen mit 385 769 Nächten und auf Kostgänger< Gesellen usw. als Einlogierer) 2827 Personen mit 67 623 Nächten.Mit den sächsischen„Herbergen zur Heimat" waren 27 BerpslegungS«stntionen verbunden, die außer dem reinen HerbergSverlehr von68 845 Personen in Anspruch genommen wurden. Gegen1907 ist hier eine Steigerung um 24 600 Nächten zu ver-zeichnen. Die Verpflegungskosten beliefen sich im Jahre 1903auf 33 464 M. gegen 19 828 M. im Jahre 1907. Die Gesamt-summe der Nächte in den sächsischen„Herbergen zur Heimat' belauftsich also auf 520139, was durchschnittlich pro T a g 1 423 Heimat-lose Wanderer ausmacht; das ist mehr als der zehnte Teilvon dem Verkehr in allen deutschen„Herbergen zur Heimat", aufdie durchschnittlich pro Tag 12 485 Personen im Jahre 1903 und11 137 Personen im Jahre 1907 kamen. Die Arbeitsnachweise derHerbergen in Sachsen brachten 9726 Personen in Arbeit, das find3,04 Proz. von den Eingekehrten; 1907: 4,55 Proz. Das Jahr 1903,eines der schwersten Krisenjahre, brachte demnach in den sächsischen„Herbergen zur Heiniat" gegen 1907 eine Verkehrsvermehrungvon 46203 selb st zahlen den Durchreisenden<22,49 Proz.) und 25 925 Stationsgästen<60,38 Proz.). In den inDeutschland bestehenden 454„Herbergen zur Heimat" � kehrten 1908insgesamt 2 622000 Personen mit 4 547 058 Nächten ein, was gegen1907 ein Mehr von 551 922 Personen mit 483 813 Schlasiiächtenoder 26,66 resp. 11,91 Proz. bedeutet. Durch die Arbeitsnachweisedieser Herbergen erhielten 139 083 Personen<gegen 1907 19'412Personen weniger--- 12,25 Proz.) Arbeit. Durch ähnlicheStatistiken, auch von den anderen Herbergen, würde die Uebersichteine vollständigere werden. Aber schon diese Zahlen zeigen,welch ungeheure Menschenkräste auf der Landstraße brach liegen.Es wird aber auch gezeigt, daß das Heer der_ Wandererin Zeiten wirtschaftlicher Krisen furchtbar anschwillt; ein Beweis,daß wir in unserer wandernden Bevölkerung nicht bloß Arbeits-scheue erblicken dürfen, sondern, daß die Arbeitslosigkeit Tausendeaus die Landstraße drängt. Daß die Zahl der Heimat- und arbeits-losen Wanderer immer mehr anschwillt, möge an folgender ver-gleichender Zusammenstellung zu ersehen sein. Die deutschen„Herbergen zur Heimat" wiesen an Schlafnächten auf: 1890:2,74, 1891: 3,27. 1893: 3,54, 1895: 3,63, 1396: 3,60, 1897:3,64, 1893: 3.63. 1899: 3,38, 1900: 3,79, 1901: 4.2«.1902: 4,49, 1903: 4.25. 1904: 4,08, 1905: 4,03, 190«: 3,95,1907: 4,06 und 1908: 4,54 Millionen. Hieraus ist ersichtlich.� daß1908 das schwerste Krisenjahr war, gegen daS selbst 1902 zurücksteht.Es ist daraus aber auch zu ersehen, wie gewaltig überhaupt derHerbergSverlehr und damit die Not deS Wanderlebens seit 28 Jahrengestiegen ist. Die soziale Bedeutung deS Herbergs- und Verpflegungs-stationswcsens geht auS diesen Zahlen ohne weitere? hervor, damitaber auch der Wunsch nach gesetzlicher Regelung derartiger sozialerNotstände.Versammlungen.Der Zentralverband der Handlungsgehilfen nahm sich in eineröffentlichen Versammlung, die am Montagabend in den Armin-hallen stattfand, den Führer der an Zahl stärksten Organisationder Handlungsgehilfen, den Neichstagsabgeordneten Schack vomDeutschnationalcn Verband vor. In der starkbesuchten Versamm-lung befanden sich viele Mitglieder dieses Verbandes, die sich zwarüber den Zentralverband recht geringschätzig aussprachen, zugleichaber sich die vergebliche, wenn auch größte Mühe gaben, die An»griffe desselben Verbandes auf ihren Führer Schack abzuwehren.Martin Meyer referierte. Er erinnerte daran, wie diedeutschnationalen Handlungsgehilfen jubelten, als es ihnen gelang,Schack in den Reichstag zu senden. Natürlich mußte man an-nehmen, daß Schack sich verpflichtet fühlen werde, die Interessender Handlungsgehilfen wahrzunehmen. Bei den Abstimmungenüber die berüchtigte NeichSfinanzreform kümmerte sich Schack abernicht darum, was die Handlungsgehilfen wünschen. Er fühlte sichin erster Linie als„'Reichstagsabgeordneter", wie seine Freund«behaupten und stimmte als Antisemit mit der reaktionären Seitefür die neuen drückenden Steuern, und als es galt, den kauf-männischen AngTslelltisn der Tabakbranche, des Braujerei- unddes Branntweingcwcrbes Entschädigungen zu gewähren, wenn sieinfolge der neuen Gesetze arbeitslos werden, da trat Herr Schacknicht für die Angestellten ein, sondern er stimmte sogar noch gegenentsprechende Anträge, die die Sozialdemokraten eingebracht hatten.Während mancher kaufmännische Chef als Abgeordneter im Reichs-tage für die Interessen der Angestellten eintrat, hat der Vertreterder Handlungsgehilfen, Schack. sich nicht um diese Interessen ge.kümmert, sondern hat sich sogar noch als Gegner gezeigt.— NachMeyers Referat begann eine sehr erregte Diskussion. Zuerst tratein Vertreter der Deutschnationalen, ein Herr Walz, auf, derHerrn Schack ebenso eifrig wie ungeschickt verteidigte. Als Probenseiner Art der Argumentation braucht man nur anzuführen, daßer die verheerenden Wirkungen des Tabaksteuergesctzes bestritt,indem er darauf hinwies, daß die— Zigarrenhändlcr gute Geschäfte gegenwärtig machen und daß in vielen Fabriken Heber-stunden gearbeitet würden. Die neuen Steuern stellte er inVergleich mit den Beiträgen, welche die Arbeiter an ihre Gewerk-schaften zahlen und meinte, das Steuerzahlen sei vorzuziehen.Und dieser Mann will selbst ein Gewerkschaftsführer sein! Ihmwurde gründlich heimgeleuchtet vom Genossen Friedländer.der noch näher ausführte, wie Schack für die neuen Steuern imBunde mit den Reaktionären stimmte. Unter den folgenden Red.nern befanden sich einige ganz junge Leutchen von den Deutsch-nationalen, die mit einer bewundernswerten Dreistigkeit sich vordiese große Versammlung hinstellten und über die Sozialdemo.kratie urteilten wie die Großväter. Vielfach platzten die Mci-nungen heftig aufeinander und nur mit Mühe konnte der Vor-sitzende Urban die Ruhe aufrechterhalten. In seinem Schlußwortnahm der Referent Meyer Gelegenheit, über die Stellung desZentralverbandes zum Hansabunde zu sprechen. Es sei irrig,anzunehmen, daß der Zcntralverband dem Hansabunde Sympathienentgegenbringe. Dos wäre die größte Torheit. Der Hansabundmag mit Glück gegen den Bund der Landwirte kämpfen, aberder Zentralverband der Handlungsgehilfen werde stets wissen, daßfür ihn und seine Bestrebungen beim Hansabund nichts zu holensei.Letzte I�admchten und Depefchen.Zwei Kinder verbrannt.Halle a. S., 18. August.(B. H.) Im benachbarten DölS»darf versuchten zwei Mädchen im Alter von 7 und 5 Jahren mitPetroleum Feuer zu machen. Hierbei erfolgte eine Explosion,beide Kinder kamen«mS Leben,Ans dem Zug geschleudert.BervierS, 18. August.<B. H.) Gestern abend wurden zweiBahnangestellte, welche auf einem Dienstwagen eines Zuges Platzgenommen, bei einer Kurve unter die Räder geschleudert undüberfahre«. Beide sind 60jährige Streckenarbeiter.Dem Untergang geweiht.Bombay» 18. August.<W. T. B.) Die Stadt Dera-Gahzi-Khan im Punjab scheint unrettbar dem Untergang geweiht zusein, lveil der Indus unaufhörlich breite Streifen Landes, mitdenen täglich Häuser, Hütten und Moscheen in den Strom sinken,wegschwemmt.PsuISinger Lc Cvv Berlin Hierzu 2 Beilagen«.UntrrhaltungSbl.