Nr. 206.
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Vorwärts
Berliner Volksblatt.
26. Jahrg.
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Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.
Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.
Die Landungsgefahr."
Sonnabend, den 4. September 1909.
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1984.
Wir sehen also, daß die Lage einer Landungsarmee durchaus nicht rofig ist, und deshalb schreibt auch Admiral Plüddemann, nachdem er die Schwierigkeiten einer Landung erörtert hat, wie folgt:*)
ein geschlossenes Truppenkorps zur Stelle führen, als eine begonnene wird es ihr so ergehen wie der französischen Armee in Landung zur Aufstellung gelangt, fann man überhaupt die Gefahren Aegypten , die nach der Schlacht von Abutir ihre Operationseiner Landung äußerst gering anschlagen. Die größeren Häfen der basis verlor; sie wird nach mehr oder minder verlustreichen Ditsee aber find so flach, daß fie mit Ausnahme von Kiel für Stämpfen tapitulieren müssen. größere Kriegsschiffe überhaupt unerreichbar sind; und die Fahrrinnen sind so schmal und gewunden, daß auch für fleinere Weiter sucht man für die Annahme immer neuer Forderungen Stimmung zu machen, indem man uns die MöglichSchiffe ihre Benutzung ohne Seezeichen ganz unmöglich ist." Dementsprechend nahm man auch, als vor ein paar feit einer Truppenlandung großen Stils vorhält. Wir stellen zunächst fest, daß nur solche Mächte an den deutschen Küsten Jahren eine französische Zeitung Enthüllungen über angebliche Truppen landen können, die die See beherrschen und den englische Landungsabsichten anstellte, in den maßgebenden deutschen Landstreitkräften mindestens ebenbürtige Truppen- Kreisen Deutschlands als sicher an, daß England im Falle mengen entgegenwerfen können. In dieser Lage aber befindet eines Strieges mit Deutschland seine Armee nicht an den sich augenblicklich keine Macht der Welt; denn Frant- deutschen Küsten, sondern auf Jütland landen würde. Und selbst in Dänemark schenkte man reich wäre bei einem Feldzuge gegen Deutschland derart auf man diesen Gedaß mehrere Redner der dem Landkriegsschauplatz in Anspruch genommen, daß ihm rüchten so viel Glauben, die Notwendigkeit der damaligen der Gedanke an eine überseeische Expedition nicht einfallen Parlamentsmehrheit damit begründeten, daß würde; und England käme nur im Falle eines Zusammen- dänischen Militärforderungen gehens mit Frankreich in Betracht. Gerade dieser Fall die dänische Armee der englischen Invasionsarmee geaber würde das Schicksal Frankreichs besiegeln, wachsen sein müsse. Ohne Zweifel wäre ja eine Landung weil sich ja der Stoß der Dreibundmächte ausschließlich englischer Truppen auf Jütland ein Att der Feindseligkeit gegen Frankreich richten würde. Nimmt dieses aber die Hilfe gegen Dänemark , und Deutschland würde eine Duldung der Rußlands in Anspruch, so wären die Landstreitkräfte des Landung sicherlich als einen Bruch der Neutralität seitens Dreibundes denen der anderen Ententemächte mindestens eben- Dänemark auffassen. Will letzteres daher nicht in Konflikt bürtig und eine Verlegung des Kriegsschauplatzes in die mit Deutschland geraten, wozu es nach 1864 wenig Lust verdeutschen Küstenprovinzen dürfte für die letzteren wenig Wert spüren dürfte, so werden die dänischen Soldaten den deutschen willkommene Bundesgenossen sein.
haben.
Man sieht, daß in allen gegebenen Fällen die Schwäche des Verteidigers Vorbedingung für das aussichtsvolle Landen einer Armeeabteilung ist, sei diese Schwäche numerisch oder moralisch. Jm Kriege um Kuba landeten die Amerikaner nach vorheriger Beschießung des felsigen Landungsterrains unter sehr ungünstigen Umständen. Sie fonnten eigentlich nur eine Anlegebrücke benußen; manche Boote, welche direkt auf den Strand laufen wollten, zerstießen sich in der Brandung an den Steinen. Die Spanier waren, wenn auch nur mit einigen Kompagnien, zur Stelle; denn die ganze feljige Südküste von Kuba hat nur wenige zum Landen geeignete Punkte; sie ließen sich aber durch die Beschießung ins Bockhorn jagen und zogen, ohne einen Schuß zu tun, davon. Hier war es die moralische Schwäche der Spanier, welche sie einen außerordentlichen taktischen Vorteil nicht ausnuten ließ."
Deutschland aber ist eine Macht, mit der zu Lande nicht gut Kirschenessen ist. Es müßte deshalb schon eine Armee von mehreren hunderttausend Mann gelandet werden; dann aber würde sich das Uebergewicht Deutschlands auf dem Doch gehen wir in unseren Voraussetzungen weiter. Ist eigentlichen Landfriegsschauplatze um so stärker geltend machen. Doch angenommen, irgendeine seestarke Macht hätte den Blan einer Invasion gefaßt. Diese Absicht würde in Deutsch - wirklich an den deutschen Küsten eine Landungsstelle aus Aus diesem Grunde mußte ja auch Frankreich 1870 auf alle land schon deshalb bald bekannt werden, weil die Ausrüstung eben nicht nur Truppen, sondern auch andere Dinge in Un- das Landheer einreihen. MoItfe war von vornherein von gefundschaftet, so gibt es neue Schwierigkeiten. Es müssen Landungspläne verzichten und sogar die Marinesoldaten in und Einschiffung so gewaltiger Truppenmassen, wie sie zu einem Einfall in Deutschland notwendig wären, nicht geheim- mengen an Land gebracht werden. So muß man bei einer bem Mißlingen eines solchen Truppeneinfalles überzeugt. Er gehalten werden kann. Und da die Ausrüstung einer solchen Armee von 100 000 Mann schon mit ungefähr 30 000 Dienst schrieb: Invasionsarmee sicher Wochen in Anspruch nimmt, so könnte pferden rechnen. Dazu kommen dann Schlachtvieh, Eisenbahnfich Deutschland in aller Gemütsruhe auf den Empfang des material, Kohlen, Sanitätsmaterial, Lebensmittel und noch mannigfache Güter, an die der Laie gar nicht denkt, ohne die Gegners vorbereiten. Zunächst würden die deutschen Torpedoboote die Trans. die Armee aber nicht schlagfertig ist. Gerade das Landen portflotten des Feindes belästigen, was ihnen durch deren dieser Güter gestaltet sich äußerst zeitraubend. So müssen Größe äußerst leicht gemacht würde. Denn man stelle sich beispielsweise die Geschüße auseinandergenommen werden, vor, daß schon zur Beförderung von nur 100 000 Mann eine weshalb sie für die Mitwirkung in der ersten Zeit gar nicht Flotte von mindestens 150 bis 200 großen Transport in Frage kommen. dampfern erforderlich ist. Dann kann aber nur das not
Da also lange Tage verstreichen würden, ehe die Einfalls
„ Die Ueberlegenheit unserer Kräfte an dem Bunkt, wo der entscheidende Schlag fallen wird, wird sich noch fühlbarer bemerkbar machen, wenn sich die Franzosen zu Expeditionen gegen die deutschen Stiften hinreißen lassen."
Das trifft auch heute zu, desgleichen, was der frühere Generalfeldmarschall v. Blume sagte:
Wenige an geeigneten Eisenbahnpunkten bereitgehaltene Divisionen sichern gegenwärtig Deutschland gegen jeden Versuch einer Invasion von der Seeseite."
Wir wollen die Reihe der Militärautoritäten schließen ,, Verlangen Sie nichts anderes als den Schutz des Küstenstrichs gegen eine feindliche Invasion, so können Sie in der Tat den Schutz auch mit anderen Dingen als mit Schiffen erreichen."
wendigste Kriegsmaterial mitgenommen werden. Um nun armee wirklich zum Schlagen bereit wäre, dürfte es bei der mit dem Urteil des Admirals Hollmann: für diese 100 000 Mann den nötigen Ersatz an Lebensmitteln, Drganisation des deutschen Verteidigungswesen nicht schwierig Ausrüstungsgegenständen, Geschüßen, Munition, Lazarett. sein, den Landenden überlegene Streitträfte einrichtungen, Pferden und Soldaten nachzusenden, hat entgegenzustellen, selbst wenn das stehende Heer und mindestens eine Flotte von 50 Dampfern ständig unterwegs die ersten Reserven auf einem entlegenen Striegsschauplatz zu sein. Daß diese mit Menschen oder Konterbande voll- engagiert wären. Eine Landung wie 1853 im Krimtriege jepfropften Schiffe willkommene Angriffsobjekte für die das haben selbst einflußreiche Militärautoritäten zugegeben
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deutschen Torpedoboote ſein würden, versteht sich am Rande. ift in Zuthunft unmöglich; denn hätte Rußland damals fein Der Riefenkampf in Schweden .
tönnen.
man
Doch sehen wir weiter voraus, daß die Transportflotte jetziges Eisenbahnnetz gehabt, die 120 000 Franzosen, EngIn den letzten Tagen scheint cine Wendung im schwedischen wirklich unbehelligt oder aber wenig geschwächt an die deutschen länder und Türken wären nicht so glücklich ans Land geSüsten gelangt; jetzt beginnt erst die Schwierigkeit des Landens. tommen, hätten sich aber mindestens nicht so lange halten Stampfe sich vorzubereiten. Das darf natürlich nicht so aufNicht an jeder Stelle der Küste können nämlich Truppen ausgefaßt werden, als ob schon der Friede in Aussicht stände. Nun ist es ja ganz selbstverständlich, daß man eine Landung Einzelne bürgerliche Blätter Deutschlands , die schon seit geschifft werden; es werden vielmehr an einem Landungsplatz bie mannigfachsten Anforderungen gestellt. Die Transport nicht immer vor ihrem Beginn wird vereiteln können. Bei Beginn des Ausstandes täglich lange Berichte über sein Fiasko schiffe müssen vor Wind und Wetter geschüßt sein und guten der Schnelligkeit der Schiffe können diese urplöglich an einer brachten, gehen nunmehr dazu über, den Frieden in unAntergrund finden. Das Wasser muß tief sein, so daß die von großen Truppenverbänden freien Küstenstrecke auftauchen, mittelbare Aussicht zu stellen. Nachdem aber das Zirkular Schiffe möglichst nahe an den Strand herankommen können, auch können die Verteidiger durch Scheinoperationen getäuscht des Unternehmerführers v. Südow bekannt geworden ist, ausländischen und dieser wieder muß ein flachanlaufender Sandstrand sein, werden; aber ganz ausgeschlossen ist es, daß vor der An- wonach ihm die Bearbeitung der ein gutes Stück Stück Geld Geld kostet, muß damit möglichst viel Truppen gleichzeitig gelandet und ent- funft deutscher Truppen nennenswerte Massen ausgeschifft Presse wickelt werden können. Ferner muß das Terrain in der werden könnten. Wehe dem Gegner aber, der bei der diese Nachrichten noch vorsichtiger als bisher aufnehmen. Umgebung der Landungsstelle frei von Erhebungen, hinter andung überrascht wird! Die Truppen des Ver. Die bedeutsamen Unterstützungssummen, die gerade die deutsche denen sich Truppen des Verteidigers versteckt halten können, teidigers find den Landungstruppen gegenüber, denen es Arbeiterschaft für ihre kämpfenden Brüder in Schweden aufund von Küstenbefestigungen sein; denn die Zerstörung an Artillerie und Striegsmaterial gebricht, fast stets im Vor- gebracht hat, sind der Unternehmerzentrale sehr unangenehm der letzteren durch die Schiffsgeschüße würde für den teil, selbst wenn sie die numerische Ueberlegenheit nicht be- und sie würde es gerne sehen, wenn aus Deutschland keine Landenden häufig nur wenig Wert haben, weil sofort ſizen; bei Sturm und Nebel gar ist die Lage der Invasions- Unterstügungen mehr fämen. Daher müssen die Friedensnachrichten als gänzlich verfrüht angesehen werden, nach begonnener Landung die in der Nähe weilenden arntee eine direkt verzweifelte. Nun wird zwar oft behauptet, die Landungstruppen hätten soweit sie nicht direkt falsch sind. Infanterietruppen, die fich am Artilleriekampf nicht beteiligen konnten, in Aftion treten würden. Weiter aber ist gar nichts zu fürchten, weil die Kanonen der Kriegsschiffe die auch auf den eigentlichen strategischen Zwed Rücksicht zu Küste sehr bald von den Verteidigern säubern würden. Doch nehmen, und der Landungsplatz darf nicht zu weit von dem das ist nicht so leicht. Denn erstens müssen die Kriegsschiffe häufig definitiven Ziel der Landungstruppen entfernt sein, damit der fehr weit vom Lande entfernt bleiben, zweitens aber werden Vormarsch nicht durch Terrainhindernisse und Verpflegungs- fie bei ihren Aktionen durch die Transportflotte arg behindert. schwierigkeiten aufgehalten wird. Endlich muß der Landungs. Dann aber findet man Plätze, wo das Ausschiffen unter plak so beschaffen sein, daß sich die Transportflotte dort auch dem Schutz der Kanonen stattfinden könnte, überhaupt äußerst wirklich halten fann; denn die Flotte ist die Operationsbasis felten vor. Denn die Küste ist fast nie gänzlich eben; sie ist der Landungsarmee, und ist diese geschlagen, dann muß sie entweder felsig oder sie ist von Dünen eingesäumt, die vom Meere aus eine Aussicht auf das dahinter liegende Gelände Meere aus eine Aussicht auf das dahinter liegende Gelände von jener sofort und ohne erhebliche Verluste wieder auf nicht zulassen und ein Bestreichen desselben durch die Schiffs. Solche einer Landung günstige Stellen bietet die deutsche fanonen unmöglich machen, die andererseits aber den Truppen Rüfte sehr wenige. Die wenigen wirklich gefährdeten Buntte, des Verteidigers Schutz gewähren. Findet sich aber wirklich die man natürlich nicht verraten wird und über die fich der einmal eine geeignete Stelle, so können auch hier die Schiffsweil sich zwischen ihnen Feind aus Seekarten nicht genügend informieren kann, können geschütze felten mitsprechen, aber leicht in Verteidigungszustand gesetzt werden, und so und ihren Feinden die Landungstruppen befinden. Das Feuer so dürfte denn eine Landung schon allein an dem Nichtvorhanden- der Marinegeschüße kann nur dann Vorteile gewähren, wenn fein geeigneter Pläge scheitern. Dieser Ansicht ist auch der es quer zur Angriffslinie erfolgt, so daß der Verteidiger den von den Marinegeschossen bestrichenen Raum nicht zu betreten frühere Chef der Admiralität v. Stosch, der da schreibt:
genommen werden können.
Noch nie hat ein Feind eine Landung an irgend einem Bunft magt. Hieraus folgt also, daß sich Halbinseln am besten zu der Nordsee versucht; die Nordseehäfen verteidigen einer Landung eignen. sich ganz allein. Man nehme den durch meilenweite Watten Doch wird nun tatsächlich eine Abteilung ohne Zwischenund Sandbänke sich jedes Jahr anders schlingenden Fahrrinnen fall gelandet, so wird sie in bestimmten Zwischenräumen beihre Seezeichen, und der beste Lotse wird es nicht wagen, ein trächtliche Teile zur Sicherung der Verbindungen zurücklaffen Schiff in dieselben einzuführen. Auch ist die Brandung von See müssen, sie wird immer kleiner werden. Wehe aber der aus so stark und der Strand so flach, daß nur leichte Boote mit Landungsarmee, deren Plan mißlingt, die geschlagen wird Sicherheit das Ufer gewinnen können. An der Ostsee ist das Landen leichter, wie schon die Geschichte der Dänen, Schweden und oder der die Einnahme einer gesicherten Operationsbasis nicht Normannen zeigt. Aber heute, wo Telegraph und Eisenbahn rascher gelingt! Sie setzt sich der Gefahr bölliger Ver. nichtung aus, weil nur in besonders günstigen Fällen *) Vergleiche die Nummern 194, 195 u. 208 bes Vorwärts". ihre Wiedereinschiffung ungestört erfolgen kann. Meistens
Wohl aber steht anscheinend eine Aenderung in der Stampfesführung bevor. Darüber meldet uns eine Brivatdepesche aus Stockholm folgendes:
Stockholm , den 3. September. Der Vorsitzende der Landeszentrale der schwedischen Gewerkschaften, Genoffe Lindqvist, hat heute dem schwedischen Telegrammbureau folgende Mittei lungen zugehen lassen: Die Forderung der Regierung, gewisse Gruppen der Ausständigen gewissermaßen zur Bestrafung auszuliefern, wird von der Streilleitung entschieden zurüdgewiesen. Solche Bedingungen werden die Arbeiter nicht akzeptieren, am allerwenigsten, um ein vermittelndes Eingreifen der Regierung zu erreichen.
Dagegen würde die Streikleitung eventuell cinen anderen Weg einschlagen können. Sie würde eventuell anordnen, daß die Arbeit bei allen außerhalb des schwedischen Ar= beitgebervereins stehenden Unternehmern wieder anf= genommen wird, wodurch nur diejenige Unternehmerorganisation vom Kampfe betroffen werden würde, die ihn durch ihre Maffenaussperrungen begonnen hat. Dadurch würden mehr als 100 000 Arbeiter Sie Arbeit wieder aufnehmen, während 163 000 im Kampfe verbleiben würden.
Als Bedingung für eine solche Veränderung der Kampfesfront müßte die Streifleitung die Garantie dafür fordern, daß cin staatliches Eingreifen zur endgültigen Regelung des Konflikts auf der ganzen Linie erfolgt.
Der Kampf würde demnach zu einem ausschließlichen Berteidis gungskampf gegenüber dem aussperrungstollen Unternehmerverein werden. Dazu ist vor allem notwendig, daß die Inter= stübungen in bisheriger Weife fließen, da viele ber 163 000( Schneidergewerbe und Zelluloseindustrie) seit Mai resp. Juli ausgesperrt find.
") Admiral Plüddemann: Modernes Seekriegswesen.