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Nr. 206. 26. Jahrgang. 3. KeilM des Junärls" Keilim WsblÄ. Sonnabend, i. September 1909. vom iicrhrieg. Die Breuer geben nach. Wenn fich eine heute in der bürgerlichen Presse veröffentlichte Mitteilung bewahrheitet, dann haben die Ringbrauereien sich auf den Weg des Entgegenkommens begeben. Angeblich wollen sie sich nun mit einem Aufschlage von 2,50 M. begnügen. Auch dieser Satz liegt noch wesentlich über die Mehrbelastung durch die Brausteuer erhöhung. ES bleibt nun abzuwarten, wie die Wirte sich zu den Borschlägen stellen und mit welchen Forderungen sie an die Kon- sumenten herantreten. Für die Wirte im rheinisch-westfälischen Jndustriebezir! sind schlimme Zeiten angebrochen. Nicht nur die Arbeiter, auch die Bürgerschaft lehnt die höheren Bierpreise oder die kleinen Gläser mit Entschiedenheit ab. Die sonst so lammfrommen Spießer sind förmlich wild geworden. Bohkottposten aufzustellen ist diesmal nicht nötig; die meisten Wirtschaften sind ohnehin ohne Gäste. Der Bierkonsum ist überall auf ein Minimum gesmiken. Trotzdem dringen die Brauereien auf strenge Durchführung der Beschlüsse. Die Beschlüsse gehen dahin, daß die Brauereien vier Mark aufschlagen und die Wirte nochmals vier Mark, der Bierpreis also im ganzen um acht Mark erhöht wird. Diese Verteuerung habe man meistenteils erzwingen wollen durch Verkleinerung der Gläser, zum kleinen Teil durch Aufschlag von zwei bis fünf Pfennig pro Glas. Die An- schaffung der kleinen Gläser hat die größte Er- bitterung hervorgerufen, weil das Publikum darin eine Ueberlistung, ja direkten Betrug er- blickt. Natürlich find die Preisaufschläge nicht im geringsten durch die Verhältnisse gerechtfertigt. Die Brauereien des Jndustriebezirks zahlen durchweg glänzende Dividenden<20 Proz. und mehr sind keine Seltenheit!) und die Wirtschaften gehören schon seit Jahrzehnten zu den beliebtesten Spekulations- objekten. Freilich hat diese Medaille auch eine Kehrseite, nämlich die, daß die meisten Wirte der Selbständigkeit ermangeln, sie sind völlig abhängig von den Brauereien. Diese haben ungeheure Kapitalien in den Wirtschaften investiert. Die Wirte als Schuldner müssen sich ihrem Willen fügen. Indem die Brauereien fich nicht damit begnügen, den multiplizierten Steuerbetrag aufzuschlagen, sondern auch noch die Wirte zwingen, die verdoppelte Abwälzung ebenfalls vorzunehmen, verfolgen sie ledig- lich den Zweck, die in den Wirtschaften angelegten Kapitalien noch e rtragreicher zu gestalten. Eine weitere Preistreiberei bei Wirtschaftsverkäufen würde folgen. Der Plan ist so durchsichtig, daß er vom konsumierenden Publikum wohl durchschaut wird. Die Wirte fühleen sich wie zwischen zwei Mühl- steinen und fiirchten zerrieben zu werden. Was früher noch niemals geschehen; jetzt suchen die Vorstände von Wirtevereinen unsere Vertrauensleute und Organisationsleiter auf, um mit diesen zu der- handeln. Solch ein Vereinsvorstand gab offen zu, daß er nicht mehr den acht en Teil gegen früher verkaufe. Es soll Wirte geben, die kaum noch soviel Liter Bier verzapfen wie früher Hektoliter. So kann eS nicht weiter gehen I jammern sie. Freilich gibt es auch Wirte, die noch zur Verschärfung der Lage beitragen. So war auf Mittwoch abend von der Demo- kratischen Vereinigung in Dortmund eine Volksversammlung nach dem»Kölnischen Hof" einberufen worden. Der Wirt hatte sein Lokal zugesagt. Die Bürgerschaft fand das Lokal aber verschlossen. Der Wirt ließ mitteilen, er habe sein Lokal zurückgezogen, die Versammlung finde nicht statt. Besser konnte die Erregung des Bürgertums gar nicht geschürt werden. Auf der Straße hörte man erbitterte Reden und die Parole: Nun ist jeglicher Biergenuß einzustellen! Sicher ist, daß dieser Kampf viele Existenzen vernichtet. Und alle wissen und sagen es auch: Das danken wir dem volksverräterischen Zentrum! Auffällig ist die Verminderung des BierkonsumS auf den industriellen Werken, die eigene Kantinen haben. Es ist erfreulich, daß nicht alleWohltäter" dem Beispiele Krupps folgen, der den Preis für Mineralwasser erhöhte, als die Arbeiter es ablehnten, verteuertes Bier zu trinken. Werke, die sonst wohl 600 1000 Flaschen Bier verbrauchten, haben jetzt einen Umsatz von 30 SO Flaschen. Einige Kantinen haben bei solch ge- ringem Konsum den Bierverkauf gänzlich ein- g e st e l l t. An Stelle des Bieres werden andere Getränke, loie Milch, Limonaden und Mineralwässer in großen Mengen konsumiert. Soweit sich überblicken läßt, werden die Mineralwässer durchweg zu annehmbaren Preisen geliefert: eine Flasche Aachener Sprudel kostet im Durchschnitt 710 Pf. Mag dieser Kampf nun auch in erster Linie die Wirte schwer schädigen, sicher ist, daß auch die Brauereien ein Schlag treffen wird, wie sie ihn wohl nicht er- warteten. Die Arbeiterschaft gewinnt auf jeden Fall. Das durch entgangenen Biergenuß ersparte Geld dient zur Anschaffung besserer Genuß- und Nährmittel. Je länger die Brauerei- protzen halsstarrig bleiben, um so mehr entwöhnen die Arbeiter sich vom Alkohol. Der Abstinenzbewegunng ist ein erfolg« reicher Förderer erwachsen; den Brauherren ge« bührt der Ruhm, die Bewegung ruckweise vor« wärts gebracht zu haben. So mußte es kommen I Den Biervoykott beschlossen in drei großen Volksversammlungen, die am Mittwochabend in Solingen , Ohligs und Wald abgehalten wurden. Es ge- langte eine Resolution zur Annahme, die besagte, daß alle diejenigen Brauereien und Wirte zu meiden sind, die ihre Produkte zu erhöhten Preisen zu verkaufen gedenken. Brauer drohe» mit Arbeitcrausspcrrung. Partei und Gewerkschaften haben in Essen a. R. nachdem die Einigungsverhandlungen mit den Brauereien ergebnislos verlaufen sind beschlossen, den Kampf gegen die Bierpreiserhöhung auf- zunehmen. Die Brauereien antworteten mit der Drohung, 60 Proz. der Brauer auszusperren. Es wird damit gerechnet, daß eS bestimmt zur Aussperrung kommt. Auch in Offenbach a. M. haben Gewerkschaftskartell und sozial- demokratischer Verein infolge der Bierpreiserhöhung den Boykott erklärt._ WallerstandS-Nachrichte» der Landes anstatt für Gewässerkunde, mitgeteilt vom Berliner Wetterbureau. Wasserstand M- m e l. Tilsit B r e g e l, Jnsterburg Weichsel. Thorn Oder , Ratibor » Kressen . Frankfurt Warthe , Schrimm , Landsberg Netze, Vordamm Elbe, Lcitmeritz , Dresden , Barbh , Magdeburg l)+ bedeutet WuchS. Fall.") Unterpegel. Amtlicher Marktbericht der städttschen Marttballen-Direktion über den Großhandel in den Zentral-Marttballen. Marktlage: Fleisch: Zuwhr genügend, Geschäft still. Preise unverändert. Wild : Zufuhr knapp, Geschäft lcbhast, Preise gut. K- s l ü g« l: Zufuhr nicht genügend, Geschäft sehr lebhaft, Preise gut. Fische: Zufuhr knapp. Geschäft lebhaft, Preise weiter anziehend. Butter und Käse: Geschäft still, Preise unverändert. Gemüse, Ob st und Südfrüchte: Zufuhr genügend, Geschäft still. Preise gedrückt. Warenhaus Wilhelm Stein Berlin N., Chausseestrasse 70-71 Heute Sonnabend, den 4. September er. Schluß unserer 90 Pfennig-T age t 5 i t Solange Vorrat Solange Vorrat Von Sonnabend, den 4., bis Dienstag, den 7. September er. Sehr preisw. Angebote In Lebensmitteln Fleischwaren Pa. Kassler Rippespeer Pfd. 90, 95 Pf. Pa. Kalbfleisch.. Pfd. 80, 85, 90 Pf. Pa. Suppenhühner. Stack 1.90-2.50 Junge Braihühner stück 80 P'- bis 1.00 Junge Enten.... Stück 2.253.00 Rebhühner....... 90?' ws 1.25 Rehblätter...... stück 1.60-2.25 Jagdwurst.......... Pfd 85 Pf. Pa. Schlackwurst...... Pfd. 1.00 Pa. Salamiwurst...... m 1.00 Thüringer Schlackwurst.. Pfd. 1.25 Thüringer Salamiwurst.. Pfd. 1.25 Westfälische Schlackwurst Pfd. 1.60 Westfälische Salamiwurst. Pfd. 1.60 | Oderbrücher Fett- Gänse......... p* 58 b.s 63 ff Prima Gänserollbrust.............. 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