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Gewerkschaftliches.

Die christliche Strategie

feiert im Solnhofener Lithographieſteingebiete, wo bekanntlich feit 15. Juni 1000 Arbeiter ausgesperrt sind, wahre Triumphe. Erst wurden die wenigen freiorganisierten Steinarbeiter als Streitbrecher gebrandmarkt, weil sie der christlichen Stand­haftigkeit etwas Mißtrauen entgegenseiten und nicht sofort, als die Aussperrung der Christen erfolgte, die Arbeit ebenfalls niederlegten, sondern warteten, bis der verschlechterte Tarif auch ihnen vorgelegt wurde. Wie sehr das Mißtrauen be­rechtigt war, zeigt sich jetzt dadurch, daß die Christlichen   aus reißen wie Schafleder und selbst Streifbrecher werden. Um sie zusammenzuhalten, hat ihr Führer Tremmel zu einem eigenartigen Mittel gegriffen. Er animierte sie zur Unter­schrift eines Vertrages, worin sie sich verpflichten, noch mindestens zwei Jahre Mitglieder der christlichen Organisation zu bleiben, wogegen er sich namens seines Verbandes ver­pflichtete, daß sie die Streitunterſtügung regelmäßig bekommen, und zwar wird diese bis nächsten Mai garantiert! Die Agi­tatoren und die Presse der Christlichen   können nicht genug die treffliche Schulung" ihrer Mitglieder rühmen. Wie Figura zeigt, sind sie so trefflich geschult, daß sie per Kontraft ver­pflichtet werden müssen, dem Verbande nicht unter zwei Jahren davonzulaufen.

Berlin   und Umgegend.

Achtung, Holzbildhauer! Die Firma 3 elder u. Plathen in Lichtenberg   bemüht sich schon seit einiger Zeit vergeblich um Holzbildhauer. Alle, die in den letzten Tagen dort angefangen haben, organisierte und unorganisierte Kollegen, haben gleich wieder ihren Dampfer geheizt. Auch die drei dort länger Be­schäftigten haben am Freitag den Betrieb verlassen, der un­günstigen Arbeitsbedingungen wegen. Wir ersuchen alle Kollegen, welche sich vor Schaden behüten wollen, Arbeitsangebote von dieser Firma unberüchtigt zu lassen. Die Lohntommission der Holzbildbaner. Achtung, Blakatpräger und Prägerinnen! Wegen Lohndifferenzen steht das Personal der Firma Falt u. Co., Inhaber Oplatka, in Tolkewitz   bei Dresden  , in Kündigung. Die Firma versucht, aus anderen Orten Arbeitskräfte heranzu ziehen. Der Betrieb ist gesperrt. Vor Arbeitsannahme wird ge­Die Ortsverwaltung Berlin des Deutschen Buchbinderverbandes. Achtung! Böttcher, Faßkutscher!

warnt.

Der Streit der Kutscher bei der Firma Vereinigte Faß­handelsgesellschaft m. b. H.( Dietert Adolf Ww.)", Fröbelstr. 4, ist beendet. Die Firma hat nach erneuten Verhandlungen den ut­schern Zugeständnisse gemacht, womit sich dieselben zufrieden gaben. Im Einverständnis mit den ausständigen Böttchern und ihrer Organisation haben die Kutscher aus taktischen Gründen am Mon­tag, den 6. d. M., sämtlich die Arbeit wieder aufgenommen. Der Streit der Böttcher bei der betreffenden Firma dauert noch fort. Berband der Böttcher.- Deutscher Transportarbeiter- Verband.

Ginstimmig nahm die Versammlung die Resolution an; damit ist die Kündigung der Tarifverträge ausgesprochen.

Es wurde noch beschlossen, daß die in der Umgegend von Berlin  liegenden Brauereien und Brauereiniederlagen in das Tarifver­hältnis einbezogen werden sollen. Wie weit dieser Bezirk sich er­strecken soll, ist erst noch festzusehen.

Gera  ( Reuß). Durch Vereinbarung zwischen Brauereien und Wirten sowie dem Konsumverein und Vertretern der Arbeiter ist hier die Preiserhöhung des Bieres auf 2 M. pro Hettoliter feft­gesetzt worden. Im Kleinverkauf sollen fortan fosten: ½ Literglas Lagerbier 15 f 10 12 f. und Bier über die Straße pro Liter 22 Pf. Gegen Schnaps- und Biersteuer macht auch die Hamburger Die Frage der Bierpreiserhöhung kam darauf ebenfalls zur Arbeiterschaft mobil. In einer Versammlung aller Funktionäre Besprechung. Man machte besonders Front gegen die Gastwirte, der Partei und Gewerkschaften wurde folgende Resolution ange­die den gegenwärtigen Kampf benutzen, um dem biertrinkenden nommen:" Die Versammlung erklärt es für ein Unrecht, daß die Bublifum immer fleinere Gläser vorzusehen. Viele haben schon erhöhte Biersteuer nicht nur ganz auf die Konsumenten abgewälzt, heimlich die Gläser ausgewechselt und ziehen ihren Profit aus sondern auch noch ein Mehr gefordert werden soll, das den Steuer der Verteuerung, die erst kommen soll. In den Weißbierbrauereien betrag weit übersteigt. Die Versammlung ersucht die Wirte, wird geklagt, daß der Konsum stark zurückgegangen sei. Die Weiß- bei diesem Einspruch mit der Arbeiterschaft Hand in Hand zu biertrinker wollen den Gastwirten nicht ohne weiteres die hohen gehen, anderenfalls sich die Versammlung genötigt sieht, die ge­Profite überlaffen. famte Arbeiterschaft Hamburgs   zu ersuchen, bis zur Wiederherstellung des früheren Preises sich des Biergenusses voll. ständig zu enthalten.

Von der Deutschen  " und der Unionsbrauerei wurde behauptet, daß sie die getroffenen Vereinbarungen, vor dem 1. Mai 1910 feine Entlassungen vorzunehmen, nicht einhalten.

folgende Richtigstellung zu: Bom Verband der Gemeinde- und Staatsarbeiter geht uns

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Die Bierpreise in Hamburg   sind mit die höchsten in ganz Deutschland  . 50 bis 60 Pf. pro Liter ist Mindestpreis. Seit furzem versuchte man ein Zehntel für 10 Pf. auszuschänken. Die Empörung der Arbeiter ist groß.

Hus der Frauenbewegung.

Stenerpolitik und Frauenarbeit.

ordentlich anschwellen lassen, so werden die neuen Reichssteuern, Hatte schon die Krisis die Zahl der weiblichen Arbeiter außere die Kaffee, Tee, Streichhölzer, Bier, Tabak, Glühkörper usw. ganz direkten Steuern noch unerträglicher machen, zweifellos in der­enorm verteuern und die ohnehin schwer drückende Last der ins

In Nr. 205 des Borwärts" wird unter der Rubrik Gewerk­Auch in Trier   protestierte vorgestern eine unter freiem fchaftliches" bezüglich der Arbeiterorganisation in den Industrie- Simmel abgehaltene, zahlreich besuchte Versammlung, an der Haupt­gruppen gesagt, daß 34,4 Proz. der Gemeinde- und Staatsarbeiter fächlich Arbeiter teilnahmen, gegen die Erhöhung des Bierpreises. christlich organisiert seien; ferner wird angeführt, daß unter den Es wurde eine Resolution angenommen, in der sich die Bersam christlichen Gewerkschaften die Gemeinde- und Staatsarbeiter melten verpflichten, sich so lange des Biergenusses zu enthalten, bis der Mitgliederzahl nach an dritter Stelle stehen. Dazu haben wir der Bierpreis wieder ermäßigt ist. zu bemerken, daß diese Angaben unrichtig sind. Jeder Gewerk­Gemeinde-, Verkehrs-, Hilfs- und sonstiger Industriearbeiter schaftler weiß ja wohl, daß der Verband der christlichen Staats-, Deutschlands   seine Mitglieder zwar zumeist in den Kreisen der nichtgewerblichen Arbeiter, davon aber doch weniger in denen der Gemeinde- und Staatsbetriebe zu suchen hat. Früher nannte er sich nur Zentralverband der Hilfs- und Transportarbeiter, um aber ein besseres Aushängeschild zu haben, das obendrein schon öfter Titel zugelegt. Es war also ein Irrtum, die Gesamtmitglieder zu Verwechselungen Anlaß gegeben hat, hat man sich einen anderen des christlichen Verbandes zu Staats- und Gemeindearbeitern zu selben Richtung wirken. stempeln, während doch nur ein Bruchteil hierfür in Betracht kam. Hinzu kommt weiter, daß die eingetretene enorme Verteuerung Nach einer Zusammenstellung des Verbandes der Gemeinde- und so vieler Gebrauchsmittel den Konsum derselben in fast allen Ar Staatsarbeiter waren am Jahresschluß 1908 in seinem Organi beiter- und Kleinbürgerfamilien bedeutend einschränken wird. Die fationsgebiet insgesamt 43 208 Beschäftigte Mitglieder einer Ge- weitere Folge ist Abnahme der Arbeitsgelegenheit für werkschaft. Davon entfielen 29 319 67,8 Proz. auf den Verband viele tausend Arbeiter und Arbeiterinnen in jenen Industrie­freie Gewerkschaften, also zusammen 80 Proz. in freien Gewerk- der Arbeitsgelegenheit Familienväter und bleibt ihr Bemühen um der Gemeinde- und Staatsarbeiter, 5265 12,2 Proz. auf andere zweigen, die diese Gebrauchsartikel herstellen. Trifft der Verlust fchaften, 237 auf die Lokalisten, 3744= 9,3 Proz. auf die" Christ- andere Arbeit erfolglos, so werden dadurch abermals Frauen, die lichen"( Staats- und Gemeindearbeiterverband, Siz Aschaffenburg, bisher nicht erwerbstätig waren, die sich ihren Mutter- und Haus­und Krankenpflegerverband, Siz Berlin), 1059= 2,9 Proz. auf die frauenpflichten widmen fonnten, in die Erwerbsarbeit getrieben. Hirsch- Dunderſchen, 2320= 5,4 Broz. auf sogenannte unabhängige Wir werden deshalb auch in der Zukunft mit einer weiteren be Vereine und 1264 2,9 Proz. auf die Gelben. Hieraus ergibt sich, deutenden Steigerung der Frauenerwerbsarbeit zu rechnen haben. daß christlich nur 9,3 Proz. organisiert sind und nicht 34,4 Pro3. In den Jahren von 1895 bis 1907 stieg die Zahl der weiblichen Er­Der Unterschied ist doch zu groß, so daß er also berichtigt werden werbstätigen von 5 264 393 Personen auf 8243 498, babei find die muß. weiblichen Dienstboten nicht mitgezählt. Im Jahre 1895 bildeten die weiblichen Erwerbstätigen einschließlich der Dienenden 29,75 Die Holzarbeiter in Luckenwalde   stehen in einer Lohn Prozent der Gesamtbevölkerung, 1907 dagegen 33,79 Proz, also eine bewegung. Ihre wesentlichsten Forderungen sind: Einführung gewaltige Zunahme. Nun haben wir gegen die Erwerbstätigkeit der neunstündigen Arbeitszeit an Stelle der neueinhalbstündigen, der Frau an sich sicher nichts einzuwenden, bildet sie doch die Vor­Erhöhung der Löhne um 5 Pf. pro Stunde und der Affordpreise ausseßung ihrer wirtschaftlichen Selbständigkeit und damit die um 10 Proz., Sicherung des Durchschnittsverdienstes der letzten Vorbedingung ihrer dereinstigen vollständigen Befreiung aus der brei Monate bei Anfertigung neuer Muster, Festsetzung des Geschlechtssklaverei. Vollzieht sich jedoch die Zunahme der Frauen­Stundenlohnes für die einzelnen Branchen im Vertrage. Buden- erwerbsarbeit aus den eingangs geschilderten Ursachen, so bildet sie walde gehört bekanntlich zu den Städten, in denen die Unter- allerdings in doppelter Beziehung eine Gefahr für die Arbeiter­nehmer den Leipziger Schiedsspruch vom vorigen Jahre nicht an schaft und ihrem wirtschaftlichen und geistigen Aufstieg. Freilich erkannt haben, und für die darum seither eine vertragslose Zeit erwuche sie aus der zunehmenden allgemeinen Notlage, der uner­gewesen ist. träglichen Steuerbedrückung, und sie bildet eine Ilustration der Gemeingefährlichkeit und Schädlichkeit der Steuerpolitit, die aufrüttelnd auf die Massen wirkt, aber gerade diejenigen, die von der Geißel der Not auf den Arbeits­markt getrieben werden, haben sich meistens um die Arbeiter. bewegung bisher nicht oder wenig gefümmert.

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Deutfches Reich.

Die Korbmacher haben in Stettin   Lohnforderungen ge­stellt. Da die Arbeitgeber bisher nicht das geringste Entgegen kommen gezeigt haben, ist am Sonnabend, den 4. September, die Arbeit eingestellt worden. Wir ersuchen die auswärtigen Kollegen, Stettin   und Umgegend Altdamm  , Finkenwalde streng zu meiden und auch keine Streitarbeit zu liefern. Deutscher Holzarbeiterverband, Bahlstelle Stettin. Husland.

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Die Kündigung der Tarifverträge in den Brauereien. Der Zentralverband deutscher Brauereiarbeiter hatte am Sonntag nachmittag eine gemeinsame Mitgliederversammlung aller Gruppen im Gewerkschaftshause veranstaltet. Ge galt, zu der Frage der Kündigung der Tarifverträge im Brauereigewerbe Stellung zu nehmen. Hodapp referierte. Er stellte zuerst fest, daß es sich nur um die Tarifverträge in den Lagerbier brauereien handelt. Die Frage der Bierpreiserhöhung, die Möglichkeit, daß ein Bierkrieg ausbrechen könnte, hat die Brauerei­arbeiter veranlaßt, bis jetzt mit der Erledigung ihrer Angelegenheit zu warten, aber die Zeit dränge und die Arbeiter seien gezwungen, Stellung zu nehmen. Die letzten Tarifverträge sind 1907 abge­Sie waren Hausfrauen, die, weil nicht erwerbstätig, fo schlossen worden; einzelne laufen nun in drei Monaten, andere in oft bermeinen, sie gehe es nichts an, wenn Versammlungen und fechs Monaten ab. Die Verträge der Handwerkerkommission, die Demonstrationen stattfinden, wenn Frauen und Mädchen sich or= am 31. Dezember ablaufen, sollen bis 31. März verlängert werden, ganisieren, um überall als Kampfesgenoffinnen neben dem Mann so daß sämtliche Verträge bis zu diesem Termin erledigt wären. Ein Fiasko der christlichen Streifbrecherzucht in der Schweiz  . ihrer Klasse zu stehen. Von der Not in die Erwerbsarbeit ge= Die Ortsverwaltung und die Vertrauensmänner hatten nach gründ- In Solothurn   streikten im vorigen Jahre die freiorganisierten trieben, damit eine doppelte Bürde von Arbeit auf ihre Schultern licher Prüfung der Sachlage beschloffen, der Versammlung die Arbeiter der Gasapparatenfabrik, wohin auch der christliche Metall- ladend, sind dann diese indifferenten Frauen allen Soli­Kündigung der Tarifverträge zu empfehlen und für den neuen arbeiterfekretär Laufenegger Streitbrecher vermittelte. Die Fabrik daritätsempfindens bar und deshalb sehr leicht zu Lohndrückern zu Bertrag bestimmte Leitfäße zugrunde zu legen, die in der weiter direktion zwang aus Erkenntlichkeit und im eigenen Interesse die gebrauchen, nicht aus Bosheit und Schlechtigkeit, sondern aus Un­unten folgenden Resolution enthalten sind. Was das Verhältnis neueingetretenen Arbeiter zum Eintritt in die christliche Gewerkschaft. wissenheit. des Brauereiarbeiterverbandes zu den im Kartell" vereinigten Jezt fahen sich die Christlichen selbst veranlaßt, die schlechten Die Zunahme der Frauenerwerbsarbeit infolge der wider* anderen Organisationen anbetrifft, so haben darüber bereits Ber- Arbeitsbedingungen zu verbessern und in eine Lohnbewegung ein- finnigen Steuerpolitik ist für uns alle deshalb eine ernste Mahnung, handlungen stattgefunden und ein befriedigendes Resultat ist er zutreten. Bescheiden, wie die Christlichen   nun einmal find, forderten bei der Agitation unter den proletarischen zielt worden. Ein gemeinsames Vorgehen aller freien Organisa- fie nur eine Erhöhung des Tagesverdienstes um 20 Cts., Garantie Frauen die Hausfrauen nicht zu vernachlässigen. tionen erscheint gesichert. Die Stellung zu dem gelben Gesellen des Tagelohnes und Wiedereinführung der gesetzlichen Kündigung. Werden sie dann durch die Not auf den Arbeitsmarkt geworfen, so bund und zu den Hirsch- Dunderschen ist noch nicht genügend ge- Die Direktion lehnte aber diese bescheidenen Forderungen ab. Nun haben sie den Gedanken der Solidarität bereits erfaßt und werden flärt; man wird erst ihr Verhalten zu den neuen Vorschlägen sollte gestreift werden, aber die Hälfte der christlichen Brüder erklärte, ihn im eigenen und im Gesamtintereffe ihrer Klasse betätigen. abwarten. Dringend notwendig ist die Entfaltung einer eifrigen aufrieden zu sein und nicht für andere streiten zu wollen. Das Wenn irgendeine Zeit günstig ist, diese Agitation mit allem Nach­Agitation unter allen Berufskollegen, um ein geschlossenes Vor- ist Konsequenz von Streitbrechergesinnung und ein prächtiger Erfolg brud zu betreiben, so die gegenwärtige, to just auch unter den gehen zu erzielen. chriftlich- gewerkschaftlicher Erziehungsarbeit.

Die Ortsverwaltung des Verbandes und die Vertrauensmänner legten der Versammlung die folgende Resolution vor:

Die am 5. September 1909 im Gewerkschaftshaus tagende Versammlung der im Brauereiarbeiterverband organisierten, in den Lagerbierbrauereien Groß- Berlins   beschäftigten Arbeitnehmer erklärt:

In der Erwägung, daß die Rohnerhöhungen, welche die Brauereiarbeiter durch die zurzeit geltenden Tarifverträge im Jahre 1907 erzielten, infolge der ganz erheblichen Verteuerung aller Lebensmittel und der sonstigen für die Arbeiter notwendigen Bedarfsartikel, hervorgerufen durch die volksfeindliche Steuer­politik der Reichsregierung und des Reichstages, längst wieder aufgewogen sind, stimmt die heutige Versammlung dem Vor­schlage der Ortsverwaltung und der Vertrauensmänner zu, die zurzeit mit den Lagerbierbrauereien abgeschloffenen Tarifverträge zu fündigen.

Der Abschluß des neuen Tarifvertrages foll unter Beoba achtung nachstehender Beitfäße geschehen: Verkürzung der Arbeitszeit bei Tage und Nacht­schicht, insbesondere beim Fahrpersonal. Einführung des achtstündigen Arbeits­tages in 6 Schichten pro Woche. Erhöhung der Löhne unter besonderer Berücksichtigung der niedrig bezahlten Kategorien.

Vom Bierkrieg.

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Der Bierkrieg zieht immer weitere Kreise. In Frankfurt am Main   fanden am Freitagabend sieben Versammlungen statt, die vom Gewerkschaftstartell und der Partei einberufen worden waren, um zur Erhöhung der Bierpreise Stellung zu nehmen. Die Versammlungen nahmen sämtlich einen ziemlich stürmischen Ver­lauf. Die Arbeiter sind mit dem vom Gewerkschaftskartell ge faßten Beschlusse, eine Erhöhung des Bierpreises um einen Pfennig gutzuheißen, nicht einverstanden. In der größten Versammlung, im Bürgerſaal in Bornheim  , in der der Redakteur Wittris referierte, tam es zu einer sehr lebhaften Auseinandersehung. Bum Schluß wurde dort folgende Resolution angenommen:

Die Versammlung lehnt es entschieden ab, den Vorschlag des Gewerkschaftskartells anzunehmen. Sie verlangt, daß die jenigen, welche die Steuern geschaffen haben, fie auch tragen, und gelobt streng, sich jedes Biergenusses zu enthalten." In einer Versammlung in Westend   wurde beschlossen, alle Wirtschaften zu meiden, in denen ein Preisaufschlag erfolgt, sowie den Schnapskonsum auf das schärfste zu bekämpfen.

Hausfrauen die Empörung hochlodert ob der neuen drückenden Steuerlast. An unsere Genossinnen richten wir deshalb die Mahnung:

Nutet die Zeit!

Verfammlungen.

Eine allgemeine Gummiarbeiterversammlung fand am Sonn tagvormittag im Englischen Garten  " statt, einberufen vom Ver­band der Fabritarbeiter. Genosse G. Wurm hielt einen Vor­trag über das Thema:" Krankheitserscheinungen bei den Arbeitern ber Gummiindustrie."" Der Vortrag wurde mit großem Beifall aufgenommen und in der Diskussion noch vielfach ergänzt. Man wies auf das Kabelwerk und das Walzwert der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft hin, die mit ihren Wohlfahrtseinrichtungen fobiel prahlt. Die Gummiarbeiter sind mit den Einrichtungen in diesen Werken sehr unzufrieden und haben dort vieles zu bes mängeln. Die Diskussion soll in einer späteren Versammlung fortgesetzt werden. Der Fabritarbeiterverband hat eine Sektion der Gummiarbeiter eingerichtet, deren Zeitung in der Versamm­lung gewählt wurde. Jeder Gummiarbeiter sollte sich der Organi­fation anschließen.

Gleichmäßige Bezahlung aller gelernten Arbeit Bersammlung schließen, sonst wäre es zu einem Tumult gekommen. Letzte Nachrichten und Depeschen.

nehmer im Brauereibetriebe und der an deren Stelle Be schäftigten.

Bezahlung jeglicher Sonntagsarbeit, also auch derjenigen des Maschinen und Dampftesselpersonals, des Fahr- und Stallpersonals.

Ablösung des Freibieres im Sinne des Beschlusses des Frankfurter   Verbandstages.

Erweiterung des Urlaubes. Die Versammelten verpflichten sich, mit allen zu Gebote stehenden Mitteln für Ausbreitung und Stärkung der Organi­fation zu wirken, um der Tarifbewegung zu einem für die Arbeit­nehmer günstigen Abschluß zu verhelfen."

Im Gewerkschaftshause gab es gleichfalls eine recht stürmische Versammlung. Der Vorsitzende mußte schließlich die Auch dort war man mit dem Beschlusse des Gewerkschaftskartells. nicht einverstanden. Alle Diskussionsredner erklärten, daß alle Wirtschaften zu meiden seien, in denen ein Bierpreisaufschlag erfolge.

Die Brauereien in Mainz   und Umgebung find gewillt, die geplante Bierpreiserhöhung um 50 Pf. pro Heftoliter herabzu­fehen und wünschen auf dieser Basis in weitere Berhandlungen zu treten. Die Gewerkschaften und Partei empfehlen jedoch weitere Abstinenz.

Wer hat nun den Nordpol   erreicht?

New York  , 6. September.  ( W. T. B.) Wie die Asso­ ciated Preß  " meldet, ist ihr eine Nachricht Bearys, die in Indianharbor auf Labrador an Land geschwemmt worden ist, von dort auf telegraphischem Wege über Cape Bay auf Neu­ fundland   zugegangen. Die Depesche lautet:" Sternenbanner am Nordpol   aufgepflanzt." Der Sekretär des Arktiklubs Bridgman hat aus St. Johns   auf Neufundland   folgendes Telegramm erhalten:" Pol erreicht, Dampfer Roosevelt  " un­versehrt. Peary  ."

In Mülhausen   i. Els. donnerten in einer stark besuchten Wirteversammlung zwei Ilerifale Gemeinderatsmitglieder gegen die Steuermache des blau- schwarzen Blodes. Der eine ver­In der Diskussion sprachen sämtliche Redner im Sinne diefer wies darauf, daß die von den elfäffischen Brauereien beschlossene Resolution. Energisch wurde der Achtstundentag verlangt, und Erhöhung des Bierpreises um 2 bis 2,50 m. pro Heftoliter durch der erste Vorschlag, daß der Achtstundentag nur in den Abteilungen, die unfelige Steuermache des schwarz- blauen Blockes" hervor­die einen ununterbrochenen Betrieb erfordern, wie im Sudhaus, gerufen fei; er spottete über den bewilligungsfreudigen Reichstag Cook Ehrendoktor. beim Bierlaufen, in der Darre und im Maschinen- und Kessel- und meinte, die Konsumenten sollten sich für den Bierpreisauf- Kopenhagen, 6. September.  ( W. T. B.) Das Kuratorium haus eingeführt werden sollte, fand keine Annahme. Hervorgehoben schlag eben bei den steuerbewilligenden Parteien, dem Zentrum der Universität beschloß in heutiger Versammlung, dem Vorschlag der wurde in der Diskussion noch die Notwendigkeit der Einheits- und den Konservativen, bedanken". Ein Beschluß auf Erhöhung mathematisch- naturwissenschaftlichen Fakultät, Dr. Cook zum Ehren­organisation, und Tröger betonte, daß dem Brauereiarbeiter des Bierpreises wurde von den Wirten nicht gefaßt: es bleibt jedem doktor der Kopenhagener Universität zu ernennen, beizutreten. Das berbande als dem stärksten auch der entsprechende Einfluß ein- einzelnen überlassen, mit den Brauereien und den Konsumenten Diplom wird Dr. Cook am Donnerstag vom Universitätsrektor geräumt werden müßte. fertig zu werden. feierlich überreicht werden. Berantw, Redakteur: Emil Unger, Berlin  . Inferatenteil verantw.: h, Glode, Berlin  . Drud u verlag: Vorwärts Buchbr.u. Berlageanstalt Baul Singer& Co, Berlin   SW, Hierzu 3 Beilagen u. Unterhaltungsb