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lassen. Niemand folgte der Aufforderung und das provozierende Auftreten des Vorfitzenden forderte stürmische Rufe zur Geschäfts- ordnung heraus, was den überwachenden Beamten veranlaßte, die Versammlung aufzulösen. In musterhafter Ordnung verließen die Massen die Räume unter Absingung der Marseillaise und unter begeisterten Hochrufen auf den Zentralverband der Handlungs- gehilfen. Zu irgendwelchen Zusammenstößen kam es nicht. So ist denn die Aktion der Schackianer kläglich verpufft. Wie groß noch immer die Arbeitslosigkeit ist, beweist der Bericht über die Frequenz des städtischen Arbeitsnachweises im Monat August. Es waren Arbeitslose insgesamt gemeldet 742, gesucht wurden jedoch nur öSS, also 187 weniger als sich gemeldet hatten. Davon ronnte jedoch nur 390 Personen Arbeit vermittelt werden. Von den Arbeitsuchenden über IS Jahren waren 547 männlichen und 122 weiblichen Geschlechts. Gesucht wurden jedoch nur 322 mann- liche und 169 weibliche Arbeitskräste über 16 Jahre. Ts wurden als«, männliche weniger verlangt, als sich gemeldet hatten. Von den 320 Personen über 16 Jahren, denen Arbeit nachgewiesen wurde, waren 27g männlichen und III weiblichen Geschlechts. LS der Arbeit- suchenden waren Handwerker, 67 Fabrikarbeiter und38S andere ungelernte Arbeiter. Verlangt wurden jedoch nur 66 Handwerker, 43 Fabrik- arbeiter und 223 andere ungelernte Arbeiter. Arbeitslose unter 16 Jahren haben sich 73 gemeldet, verlangt wurden jedoch nur S4. Wenn man berücksichtigt, daß ein großer Teil der Arbeiter in Rix- dorf gewerkschaftlich organisiert ist, denen die Arbeitsnachweise der Gewerkschaften zur Verfügung stehen, deS weiteren in Betracht zieht, daß sich in Rixdorf selbst nur äußerst wenig gewerbliche Betriebe befinden, dann kann man an diesen nackten Zahlen den Umfang der immer noch bestehenden Arbeitslosigkeit und der daraus entstehenden Not erst so recht ermessen. Treptow . Ein Schnppeueinsturz trug sich auf dem Lagerplatz der Holz. Handlung von Stumpf in der Elscnstraße zu. Mehrere Zimmerleute, die gerade in dem Schuppen beschäftigt waren, wurden von dem Einsturz überrascht. Zum Glück ist bis auf den Zimmermann Hirsch Horn aus der Andreasstraße niemand verletzt. H. dagegen hatte am Kopf und im Gesicht sowie am Rückgrat erhebliche Verletzungen er- litten. Er wurde nach dem Krankenhause gebracht. Ober-Schöneweide. Am heutigen Sonnabend feiert der hiesige Arbeiter-Turnderein Obersprce" sein VI. Stiftungsfest im SchloßparkWilhelminenhos", bestehend aus Konzert, turnerischen Vorsührungen und Ball. Da derselbe sich bei den Lrbeiterfesten stets betätigt, wird ein reger Besuch erwartet. Johannisthal . In der Mitgliederversammlung deS Wahlvereins erstattete Gen. Steuer Bericht über die beiden Generalversammlungen Groß-Berlins . Dem Bericht folgte eine rege Diskussion, an welcher sich die Genossen Düring, Horensee, Pirsich, Radumke und Steuer beteiligten. Die Lokalfrage in unserem Ort wurde nochmals, nachdem die Kellner- organisation gehört worden ist. dem Vorstande überlviesen und Restaurateur Hesse dazu geladen. Einen recht breiten Raum nahm ei» zur Annahme gelangter Antrag des Vorstandes ein. Derselbe besagt, daß bei Beerdigungen, zu welchen die Geistlichkeit zugegen ist, Kranzspenden fortfallen sollen, um, wie bei der letzten Beerdi- gung des Gen. Bulicke, unliebsame Auftritte zu vermeiden. Am Schluß machte der stellvertretende Vorsitzende bekannt, daß die am Donnerstag verteilten Zettel zur Hausagitation am Sonntag wieder eingeholt werden sollen. Ober-Schöneweide und Nieder-Schöneweide. Der Jugend-Ausschuß teilt mit: Am Sonntag, den 12. Sep- tember cr. spricht Genosse Max Peters im Restaurant Rabe, Wilhelminenhof-Straße 43 über das Thema: Die Erziehung zum Lebenskampf. Nach dem Vortrag musikalische Unterhaltung und humoristische Vorträge. Es wird erwartet, daß die Genossen die Jugend auf diese Veranstaltung hinweisen. Neinickendorf- West. Ucber das ThemaReligion und Christentum" referierte in einer gut besuchten Voltsversammluug im Lokal des Herrn Stiller am Dienstag Genosse Bernstein . Unter großer Spannung der Ber « sammelten zeigte der Redner die Widersprüche der Kirche und ihrer Lehren. Zugleich legte er den Anwesenden, die innerlich mit der Kirche bereits gebrochen haben, aus Herz, auch formell ihren Ans- tritt ouS derselben zu erklären. Das Resultat seiner Ermahnung war, daß 73 Austrittsformulare abgegeben wurden. Es gelangte hierauf noch eine an den Herrn Schiller gerichtete Schniähschrift zur Kenntnis der Versammelten, in der der Besitzer des Lokals wie auch der Referent beschimpftstrnd bedroht werden. Das Pamphlet hier wiedergeben, heißt dem feigen Schmierfinken, der nicht einmal seinen Namen unterschrieben hat, zu viel Ehre antun. Wir begnügen uns damit, hervorzuheben, daß die Versammlung für uns einen guten Erfolg hatte. Neu-Scegefeld bei Spandau . Deradlige" Kutscher . Seit einiger Zeit bildet im hiesigen Orte eine ErbschaftSaiigelegenhcit das Tagesgespräch. Der in einem Baumaterialicngcschäft angestellte Kutscher, der sich durch eine OuittungSIarte als ein Maurerlehrling v. Suck aus Kreuzburg auSivies und sich für den wegen leichtsinnigen Lebenswandels verstoßenen Sohn eines reichen Ritterguisbesitzers ausgab, wollte durch den Tod eines Onkels plötzlich em Vermögen von über einer halben Million geerbt haben. Er fand auch Leute, die seinen Angaben Glauben schenkten und ihm Kredit gewährten. Mit verschiedenen Eigentümern trat er in Verhandlung über den Ankauf von Grundstücken, wurde mit ihnen auch Handels- einig und wußte sie dahin zu bringen, ihren etwaigen Mietern zu kündigen. Einer Frau versprach er aus Dankbarkeit für ihr Ent- gegeiikommen 20 060 M. Andere Leute waren aber mißtrauisch und zogen Erkundigungen ein. Diese ergaben, demOsthavell. KreiSbl."' zufolge, daß die Erbschaftsgeschichte Schwindel war. Es wurde An- zeige erstattet z als aber die Polizei den Schwindler festnehmen wollte, war er bereits spurlos verschwundeil. deutschen und fast ein Drittel deS ganzen amerikanischen Eisenbahn­netzes. Außerdem war Harriman Direktor von 41 anderen Gesell- schaften, darunter von wichtigen Banken und Trustgesellschasten. Sein Vermögen wird auf 1ö0 200 Millionen Dollar, also 600 bis 800 Millionen Mark geschätzt. Sein Tod dürfte die Konzentrations- bewegung noch beschleunigen, indem sie, wie bereits erwähnt, zu einer Verstärkung der Stellung ftihren dürfte, die Morgan und Rockefeller in dem amerikanischen Eisenbahnwesen einnehmen. Die Zuckerproduktion in dem mit dem 31. August zu Ende gehenden Erntejahr 1308/09 hat sich in Deutschland wie in den ineisten anderen europäischen Länderen dem Vorjahre gegenüber etwas verringert. Nach den vorläufigen Schätzungen wurden in diesem Jahre in Deutschland 2 070 600 Tonnen hergestellt gegenüber 2 138 700 Tonnen im Jahre 1907/03 und 2 400 800 Tonnen im Jahre 1905/06. Neben Deutschland sind Oesterreich mit 1 395 800, Rußland mit 1263 000 und Frankreich mit 803 900 Tonnen die größten Produzenten von Rübenzucker. Im ganzen stellte sich die europäische Rübenzuckerproduktion auf 6 941 000 Tonnen, während sie 1907/08: 6 555 900 und 1905/08: 6 944 200 Tonnen betragen hatte. Die gesamte Zuckerproduktion der Welt hat sich im Laufe eines halben Jahrhunderts mehr als verdreifacht; sie stellte sich im Fahre 1852/53 auf 1 463 000, im Jahre 1905/06 aber auf 12 064 000 Tonnen. Beachtenswert ist, wie der Anteil d e s Rübenzuckers an der Weltprodliktion allmählich gestiegen ist. Im Jahre 1852/53 machte er erst 14 Proz. der Gesamtproduktion aus; im Jahre 1891/92 überflügelte er mit 52,1 Proz. zum ersten Male dir Rohzuckerproduktion, und seit 1395/96 bewegt er sich um 60 Proz. Der Anteil von 61 Proz. im Jahre 1905/06' läßt auf weitere all- mähliche Steigerung schließen. Der Zuckerverbrauch in Deutschland ist von 6,0 Kilo gramm im Jahrfünft 1871 76 auf 17,1 Kilogramm pro Kopf der Bevölkerung gestiegen, steht aber immer noch hinter dem Konsum mehrerer, eine andere Zoll- und Wirtschaftspolitik verfolgender Länder, z. B. Englaiid, weit zurück. Sehr beeinflußt durch die Steuer- und AuSfuhrprämienlvirtschaft in Deutschland ivurde natür- lich der Zuckerpreis; er ist jedoch im Laufe des letzten Vierteljahr Hunderts ganz außerordentlich gefallen. Während im Jahre 1882 der Doppelzentner Rohzucker ohne Sack in Magdeburg 59,7 M. kostete, stellte er sich im Jahre 1883 auf 45,2 M., um im Jahre 1895 auf 13,9 M. zu sinken. 1906 erreichte der Zuckerpreis mit 16,7 M. den niedrigsten Stand; Ende August 1908 ivar er wieder auf 19 M. und Ende August 1909 auf 23,25 M. gestiegen. Hirn Inclustrie und DandeL Harriman. Gin Telegramm aus New Dork meldet den Tod de? amerikanischen Eisenbahnkönigs Harriman. Schon seit Wochen hatten die Berichte von seinem Krankenlager die Börsenspekulation beeinflußt. Bon der Todesnachricht befürchtete man eine Börsen- panik und man verheiinlichte daher die Mitteilung, bis die Börse geschlossen war, wohl auf Beraiilassimg der Gruppe Morgans und Rockefeller ?. die sich anschicken, die reiche Erbschaft anzutreten. Harriman. der 1843 geboren war, entstammte ärmlichen Ver- Hältnissen. Sein Vermögen entstand aus erfolgreichen Börsen- spekulationen. Vor allem beschäftigte er sich mit Eisenbahnpapieren. In den schweren Kriscnjahren von 1892 bis 1896, als eine ganze Reihe kleinerer und größerer Bahnen in Konkurs gerieten, warf er sich auf die Reorganisation der Bahngesellschaften. Es gelang ihm, die Reorganisation der großen Union Pacific-Bahn erfolgreich durchzuführen und sie rentabel zu machen. Nach einigen Jahren vereinigte er mit dieser die Southern Pacific-Bahn und be- herrschte damit ein Bahnnetz von 15 900 englischen Meilen. Bei seinem Tode besaß er den ausschlaggebenden oder doch einen wichtigen Einfluß bei 14 bedeutenden Eisenbahn- gesellschaften, die zusammen ein Schienennetz von über 70 000 Meilen umfassen, also weit inehr als das Doppelte des Sericdts- Leitung. Die Geheimnisse einerWurstfalirik" wurden gestern in einer Verhandlung vor der zweiten Ferien strafkammer des Landgerichts II enthüllt. Wegen wissentlichen Ver gehens gegen das Nahrungsmittelgesetz vom 14. Mai 1879 war der Schlächter Johann Ernst G r ä m S angeklagt. In der Verhandlung wurden ganz unglaubliche Schmutzereien bei der Wurstfabrikation zur Sprache gebracht, die wieder einmal zeigen, in wie ftivoler Weise gewisse» lose Menschen mit dem Leben und der Gesundheit ihrerMitmenschen um- gehen. Der Angeklagte besucht schon seit längerer Zeit die Wocheumärlte in Berlin und Umgegend, wo sein Stand, da er sehr billige Preise hatte, sich stets eines großen Zuspruchs erfreute. Am 5. Februar d. F entnahm der Tierarzt Pieper auf dem Wochenmarkt in Köpenick bei dem Angeklagten mehrere Wurstproben, die sich als völlig verdorben erwiesen, aber durch irgendwelche Mittel ein ganz gutes und appetitliches Aussehen hatten. Auf Veranlassung der Köpenicker Gesundheitspolizei wurden noch an demselben Tage in der Wurstfabrik des Angeklagten, die sich in Lichtenberg befand, eine unvermutete Revision vorgenommen. Die.Fabrik" bestand aus einer kleinen Stube und einer Küche. Als die Beamten hier ein- drangen, schlug ihnen ein wahrhast pestilenzialischer Gestank entgegen, der bei ihnen Erbrechen hervorrief. Die Beamten entdeckten nun eine ganz haarsträubende Schmutzerei. In einigen alten Tonnen fanden sie eine halbjauchige Masse, die sich erst bei genauem Hin sehen als Fleisch herausstellte. Auf einem Tische lag ein schon halb in Verwesung übergegangenes und in allen Farben schillerndes Stück Pferdefleisch. Verschiedene Spuren und Reste zeigten, daß aus dieser ehemals Fleisch gewesenen Substanz Wurst bereitet worden war, Außerdem bekundete ein Angestellter des Angeklagten, daß er stets nur halb verfaultes Fleisch zur Wurstfabrikation erhalten habe. Die Folge dieser Revision war die jetzige A» klage wegen Verkaufs verdorbener und gesundheitsschädlicher Nahrungsmittel. Der Vertreter der Anklage war der Ansicht, daß gegen derartige gewissenlose Menschen, die ein mehr als frevelhaftes Spiel mit der Gesundheit anderer treiben, nur ganz exemplarische Strafen am Platze seien, um ähnliche Schmutzereien zu verhüten DaS Gericht erkannte auch dem Antrage des Staatsanwalts gemäß auf sechs Monate Gefängnis und Vollstreckung des Urteils. Versammlungen. Die Freunde des TriolenmanneS produzierten sich am Donnerstagabend als wüste Radaumacher. Der Zentralverband der Handlungsgehilfen hatte eine Versamm- lung nach den Arminhallen einberufen. Als Referent war Ge- nosse Ströbel angezeigt und das Thema hieß:Niedriges Ge- halt hohe Steuern". Die führenden Personen im Deutsch - nationalen HandlungSgehilfeuverband vermuteten, daß in der Versammlung die Triolenaffäre ihres Verbandsleiters Schack zur Sprache kommen werde. Das wollten sie mit den bei ihnen üblichen Mitteln verhindern. Deshalb ließen die Berliner Größen der Deutschnationalen Einladungen an ihre Gefolgschaft ergehen mit der Weisung, die Versammlung zu besuchen. Die Absicht der Deutschnationalen war natürlich, die Versammlung zu sprengen und so jede Erörterung des schamlosen Treibens des Triolen- mannes unmöglich zu machen. Es hatte sich denn auch ein Häuf- lein der ärgsten Radaubrüder aus dem Schackschen Lager ein- gefunden. Unmittelbar vor der Bühne nahmen sie Platz und schickten sich auch gleich nach Eröffnung der Versammlung an, unter der Führung des Herrn Thomas Störungen zu versuchen, die jedoch durch die Energie des Vorsitzenden verhindert wurden. Doch, nur kurze Zeit konnte Genosse Ströbel ungestört reden. Mit strengster Sachlichkeit sprach er über die soziale Gliederung der Gesellschaft und der Interessenvertretung ihrer einzelnen Klassen durch die politischen Parteien. Das paßte aber den deutschnationalen Schack» Freunden nicht in den Kram. Sie hassen sachliche Erörterungen, denn sie sind nur gewohnt, mit persönlichen Verunglimpfungen ihrer Gegner zu kämpfen. Des- halb arbeiteten sie darauf hin, die sachlichen Ausführungen zu stören, den Referenten zu provozieren und, koste es, was es wolle, Radau zu machen. Bald hatten die Leute um Thomas denn auch ihre Absicht erreicht. Unmotivierte Zwischenrufe, durch welche die Sprengkolonne S t r ö b e l s Rede zu stören suchte, veranlaßte den Referenten, die Radaumacher in die Schranken zu weisen, wobei er, durch Provokationen von deutschnationaler Seite ver- anlaßt, auch auf die Triolengeschichte ihres Führers Schack an- spielte. Als der Referent dann nachwies, daß das Einkommen der Handlungsgehilfen nicht höher ist als das der besser bezahlten Arbeiter, da hielt die Sprengkolonne die Zeit für gekommen, um ihre Absicht ins Werk zu setzen. Die oft gestellten vorwitzigen Fragen nach den EinkommenLverhältnissen von Bebel und Singer wurden dem Referenten entgegengerufen. Er fertigte die Schreier unter dem Beifall der Versammlung ab und nef ihnen zu, sie konnsen ja ihreüi Schack flach ein paar tausend' Mark mehr bewilligen, damit er sein dreieckiges Verhältnis in aller Behaglichkeit genießen könne. Als die Deutschnationalen hierauf einen wüsten Lärm machten und behaupteten, ihr Schack sei ein tadeloser Ehrenmann, rief ihnen Ströbel zu, daß sich dieser Ehrenmann, dieser Wächter deutscher Tugend und Sitte, ja als Kuppler seiner Frau aufgespielt habe. Nun erreichte der Radau seinen Höhepunkt. Während die überwiegende Mehrheit der ungewöhnlich stark besuchten Versammlung dem Referenten applaudierte, erhoben die Schack-Freunde ein wütendes Gebrüll und ihr Anführer Thomas rief dem Genossen Ströbel zu: Sie sind ein gemeiner Lump!" Der Vorsitzende wies Herrn Thomas aus dem Saal. Dieser ging, ihm folgte das Häuflein seiner Getreuen. Unter furchtbarem Johlen, Brüllen und Toben bewegten sie sich dem Ausgange zu. Länger als eine Viertel» stunde währte der Lärm. Am Ausgange des Saales tarn es z«l einem Handgemenge, hervorgerufen durch die Schackmänner, die von ihrengeistigen Waffen", Stöcken, Bierseideln und Gummi- knüppeln Gebrauch machten. Als es endlich gelungen war, die Radaumacher aus dem Saale zu drängen, konnte Ströbel seinen Vortrag ungestört zu Ende führen. Er zeigte, wie Schack bei der Reichsfinanzreform mitgeholfen hat, die arbeitende Klasse durch indirekte Steuern zu belasten und forderte die Handlungs- gehilfen auf, sich von ihren falschen Freunden ab- und den wahren Vertretern ihrer Interessen zuzuwenden. Meier kennzeichnete den Schack unter Hinweis auf die Triolenaffäre als einen Menschen, der sich als Apostel der Sitt- lichkeit, als Schützer der weiblichen Ehre und des Familienlebens aufspielt, der jetzt aber gezeigt hat, daß er für seine Person das Gegenteil von dem tut, was er öffentlich predigt. Wenn trotz- dem die Führer des Deutschnationalen Handlungsgehilfenverbandes ihrem Schack eine Ehrenerklärung geben, so müsse nicht nur Schack, sondern die ganze korrupte Führerschaft des Deutsch - nationalen Handlungsgehilfenverbandes bekämpft werden. Eine Resolution wurde einstimmig angenommen. Sie erklärt» daß Schack durch seine Haltung als Reichstagsabgeordneter bei der Reichsfinanzreform die Interessen der Handlungsgehilfen schwer geschädigt hat, daß ihm, der sich auch durch seine Triolen- angelegenheit in schlechtestem Lichte gezeigt hat, sowie dem Deutsch - nationalen Handlungsgehilfenverbande das Recht abgesprochen werde, sich als Vertreter der Handlungsgehilfen aufzuspielen, und daß das rüpelhafte Verhalten der Freunde Schack s in dieser Versammlung scharf verurteilt wird. Charakteristisch für die Leute ist übrigens noch folgender Zwischenfall: Einem der antisemitischen Radaubrüder wurde em Gummiknüppel entrissen, mit dem er auf einen Gegner einschlagen wollte. Hinzukommenden Schutzleuten gegenüber bezichtigten darauf die Triolisten den Entwaffner ihres Freundes, einen Gummiknüppel gebraucht zu haben, und verwiesen auf dies In« strument, das er ja naturgemäß in der Hand haben mußte. Das steht in der Tat ganz auf der Höhe der Beweisführung, nach der nicht etwa Schack, sondern die Deuter seines Triolebrieies pervers seien!_ Vermiscbtes. Die Cholera in Deutschland ? Da bei einem Matrosen eines am 8. d. M. aus Dortrecht im, Hafen zu Duisburg angekommenen Dampfers sich cholera« verdächtige Erscheinungen gezeigt hatten, ist die ganze Besatzung deS Schiffes, bestehend aus dem Kapitän und vier Personen, am Donnerstag gegen Abend im Epidemienhanse untergebracht worden. Bisher hat sich der Choleraverdacht nicht bestätigt. Das Befinden des Kranken ist vielmehr ein günstiges. Die gründliche Desinfektion des Schiffes ist unverzüglich veranlaßt worden; auch sind alle sonstigen Vorsichtsmaßregeln sofort getroste» worden. Der Ver- treter der kgk. Regierung, der gestern in Duisburg weilte, hat sich mit den getroffenen Maßregeln in allen Punkten einverstanden erklärt._ Schiffsunfa». Wie aus Hamburg gemeldet wird, find bei der Woermann-Linie Drahtmeldungen aus Swakopniund eingegangen, wonach der DampferEduard Bohlen" während eines Nebels bei Concepcion-Bay auf den Strand gelaufen ist. Abschleppungsversuche durch den DampferOtavi" siud erfolglos gebliebeu. Post und Passagiere des aufgelaufenen Dampfers wurden durch denOtavi" i» Swakopmund gelandet. Nach Aussagen der beiden Kapitäne sind die Aussichten auf eine Abbringung des.Eduard Bohlen" sehr zweifelhast._ Die Cholera in Rotterdam . Aus den Baracken sind, wie eine Meldung rniS Notterdam be­sagt, wieder vier Personen, die an Cholera erkrankt waren, als ge- sund entlassen worden; fünf Personen, deren Zustand sehr gut ist, befinden sich noch in den Baracken. Seit gestern sind weder neue Kranlheits- noch Todesfälle vorgekommen. Tödlicher Absturz in den Bergen. Einer Meldung aus Innsbruck zufolge ist der Baumeister Dacrr aus Innsbruck in den Mieminger Bergen bei TelfS abgestürzt. Die Leiche konnte bisher nicht ge> borgen werden. Revolte im Gefängnis. Nach einer Meldung aus Tschernigow überfielen gestern früh inehrere im dortigen Gefängnis in Unter- suchungShaft befindliche Arrestanten zwei Aufseher, erwürgten den einen, nahmen ihm die Waffen und die Schlüssel der Zellen ab. steckten die Matratzen in Brand und begannen die Arrestanten ans den Zellen zu befreien. Die Militärwache stellte bald die Ordnung wieder her. Zwei Arrestanten wurden getötet, zwei schwer und acht leicht verletzt._ SandaliSmuS. Gestern nachmittag zerschnitt im Louvre zu Paris ein CafS« kellner namens Fauchot mit einem Federmesser die Gemälde von Heinrich II. und dem Herzog von Montmorench. Der Täter wurde verhaftet.__ Allgemeine Kranken- und Sterbckasse der Metallarbeiter (E. H. 29 Hamburg .)(Filiale Berlin 7.) Sonntag, den 12. d. Mts,, vormittags 16 Uhr, bei Hossmann, Pasewalker Straße 3: Mitglieder- verlamnilung,.... Freie Jugendorganisation Pankow . Heute, Sonnabend, abends S Uhr, findet bei Götzmann. Florastr, 7, eine Versammlung statt. Vortrag des Genossen Melzbeliner überJugendbewegung". Freie Jugendorganisation, Ab t e i l u n g XVI Sonnabend, den 11. September, abends 8 Uhr, bei Weil, Kaiserstr, 41: Vortrag. Achtung, Lagerhalter! Morgen, Sonntag, nachmittags 3 Uhr: Ver» sammlung im Gewerkschastshause, Saal 8. Gäste willkommen. BSasserstand?. Nachrichten der LandeSanstalt sür Kewässerkmide, mitgeleill vom _ Berliner Wetterbureau._ es* Wasserstand emei. Tilfi» P r e g e l, Jnsterburg Weichsel. Thor» Oder, Ratibor , Krossen , Franksurt Wa r l h e. Schrimm , Landsberg Netze, Vordamm Elbe, Leilnieritz , Dresden , Barby , Magdeburg >)+ bedeutet Wuchs. Fall.*) llnlerpegel. Bergntwsrtlicher Redakteur.: Emil Unger� Berlin , Für den Jnseratsliteilverantw� Th. Glocke, Verlin, Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei m Verlugsanstglt Paul Singer Lc Co.. N.erliß SW,