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der Bericht des Diplomaten weiten,folgendes hinzuzufügen: Als voriges Jahr der dänische und der niederländische Gesandte in Berlin von ihren Regierungen beauftragt waren, wie jüngst der .N. Rott. meldete, die Nordsee -Entente nur unter dem Vor- behalt einer sicheren Neutralitätsbestimmung zu unter- zeichnen, wußte Herr v. Schön die beiden Diplomaten hübsch in Behandlung zu nehmen und sie zur Unterzeichnung durch die Ver- Sicherung zu überreden, daß dieser Vorbehalt ganz überflüssig sei. Aber warum hat Deutschland , wenn der Vorbehalt über- flüssig war, ihn abgelehnt?" Der Korrespondent fügt hinzu, daß er die Verantwortung für die in dieser Darstellung liegenden Urteile ablehne, daß aber die Tatsachen selbst auch von anderer Seite Bestätigung fänden. Dieser Kaiserbrief wurde bekanntlich schon in den Veröffent- lichungen desDaily Telegraph " erwähnt und hat zumBürger-- stürm" der Novembertage mit beigetragen, der dank der Feigheit des Liberalismus so gar kein Resultat gehabt hat. Wie not-- wendig es ist, daß es zu einer Einschränkung des persönlichen Regiments geführt hatte, das sich in der letzten Kaiserrede wieder kräftig geregt hat, das zeigen auch diese genaueren Angaben über den Kaiserbries nach Holland . DerKaisertag" in Altenburg . Wilbelm II. war am vergangenen Sonntag auf Besuch in Mten» bürg bei seinem Vetter, dem Herzog Ernst II . Seit Wochen hatten die Altenburger Patrioten die von einer ganz besonders patrioti- schen Art sind, so eine Art Ueberpatrioten mächtig gearbeitet, um Wilhelm II. eine Menge festbcgeisterter Menschen zur Ansicht zu bringen. 6000 M. hat man der blutarmen Stadtkasse abgezapft für Straßenschmückung und mindestens das Dreifache dürfte dafür drauf- gegangen sein. Auf Anregung des Landrates Schenk in Altenburg , der mit seinem Amtskollegen in Ronneburg ein sogenanntes Komitee bildete, hatten die Altenburger Bauern des Ostkreises sie gehören mit zu denen, die am lautesten über die Notlage der Landwirtschast jammern sich bereit erklärt, einen kostümierten sogenannten Huldigungszug auszuführen. Ein paar Großbauern in der alten, heute fast ganz ausgestorbenen Tracht begrüßten Wilhelm II. als angebliche Deputation der Bauern. Ebenso eifrig wie die Landräte war auch die Schul- Verwaltung Ältenburgs tätig. Seit drei Wochen übten die Schüler und Schülerinnen der Volksschule täglichpatriotische" Lieder ein. Seit Ii Tagen wurde fast jeden Nachmittag der Unter- richt ausgesetzt, um Singproben abzuhalten. Der ganze Unterrichts- plan wurde über den Haufen geworfen und nützliche Fächer fielen aus. Nur der sogen. Religionsunterricht litt keine Not I lieber 1100 Kinder aus den Volks schulen mußten am Sonntag« morgen auf der Altenburg , dem Restdenzschlosse, Wilhelm II. etwas vorsingen. Selbstredend mußten sie auch Spalier auf der Straße stehen. Die organisierte Arbeiterschaft AltenburgS fand sich an. Vor- abend des Kaiserbesuchs zu einer mächtigen Demon st ratio ns- Versammlung im Saale desWaldschlößchens" zusammen. Um S Uhr war der Saal schon längst überfüllt, und immer noch kamen Hunderte von Besuchern, die wieder umkehren mußten, weil mit dem besten Willen kein Platz mehr zu erhalten war. Mehr als 1500 Personen waren im Saale beisammen. Der Stadtrat hatte ein übriges getan, um die Versamnilung zu füllen, indem er den städti- schen Anger, ein großer freier Platz, auf dem sonst byzantinische Feste abgehalten werden, den Arbeitern verweigerte. Die Ver- sammlung nahm einen glänzenden Verlauf. Sie erhob nachdrück- lichsten Protest gegen die Steuerausplünderung und versprach alles daranzusetzen, den Wahlkreis Alten bürg für die Sozialdemokratie zu erobern. Potemkinsche Dörfer. Auf einer Besuchsreise, die der Minister des Innern v. M oltke bei dem Herrn v. Zitzewitz auf Zezenow abstattete, berührte er auch die Stadt Stolp . Auf die Begrüßungsrede des Bürgermeisters er« widerte er, daß er mit Freuden wahrgenommen habe, wie im Kreise überall geharkte Sommerwege vorhanden seien; das zeuge von guter Verwaltung und habeseinem landrätlichen Herzen wohlgetan" l Der gute Mann ahnt nicht, daß man ihm Potemkinsche Dörfer gezeigt hat, wie folgender Ukas beweist: Bekanntmachung. Am Sonnabend, den 19. ds. MtS., zwischen 10 und 11 Uhr vormittags wird sich der Herr Staats- minister und Minister des Jmier» v. Moltke in Begleitung des Regierungspräsidenten im Automobil von Crussen über Ouacken- bürg, Kublitz nach Stolp begeben. Ein Aufenthalt findet unter- Wegs nicht statt. Der Herr Landrat wünscht, daß unsere Ortschaft ein dieser festlichen Veranlassung entsprechendes Bild bietet. Ins- besondere soll für Reinhaltung der Chausseen gesorgt sein. Falls. wie anzunehmen, sich Kinder aus der Straße einfinden sollten, ist dafür Sorge zu tragen, daß Ordnung herrscht. Die Orts- eingescsienen werden gebeten, dem Wunsche des Landrates ent- gegenzukommen. Kgl. Kublitz. Kroll. Geineindeborsteher." Tatsächlich sind denn auch die Chausseen in diese» Tagen in Ordnung gebracht worden. Und die Küider lernten allabendlich in der Schule singen und Hurra schreien, damit es des Mor- gens schön klappte, als das Auto vorbeiraste. Wenn man ei» armer Teufel ist... JmGroß-Strehlitzer Stadtblatt" lesen wir folgende Nachricht aus L e s ch n i tz Oberschlesien: Am verflossenen Freitag verstarb Hierselbst ein alter Kriegsbeteran. der Zimmermann Philipp Burzin und wurde am Dienstag vom Krieg er verein zu seiner letzten Ruhe geleitet. Die Kameraden trugen den Sarg auf den Schul- tern zum Friedhof und erwiesen dem Dahingeschiedenen dadurch die gebührende Ehre. Bedauerlicher Weise war die B e- teiligung der Mitglieder an dieser BcerdigungSfcier sehr wenig zahlreich, eine Erscheinung, die sich bei dem Leichenbegängnis von Mitgliedern, welche nicht mit Glücksgütern gesegnet sind, schon öfter gezeigt h ä t." Der Verstorbene hatte zwar, wie daS Blatt weiterhin mitteilt, die Feldzüge 1806 und 1371 in Ehren mitgemacht; da er aber, trotzdem oder gerade weil ersein Leben in ehrlicher Arbeit und Pflichterfüllung hinbrachte", nurrecht bescheiden" leben konnte, wurde er von der Mehrheit des KriegervcreinS offenbar nicht für voll angesehen. Und so etwas soll sich schon öfters gezeigt haben] Die ärztlichen Mngdnnesen. Der Deutsche Aerztevcrcinsbimd hat der Regierung eine um- fassende Denkschrift zugehen lassen, iir der die Forderungen zu- sammengestellt sind, deren Erfüllung die Aerzte von der Reichs« Versicherungsordnung erhoffen. In der Hauptsache wird verlangt, daß die Mitglieder der Krankenkassen die Hilfe eines jeden ArzteS anrufen können, der im Bezirk der Krankenkassen tätig ist und die vereinbarten Bedingungen anerkennt. Auf Grundlage der staatlichen Taxe sollen die Honorare von einer aus Aerztcn und Kaffcnmit- gliedern gebildeten Kommission festgesetzt werden. Personen mit einem Einkommen über 2000 Mark dürfen weder Kfassenn, itglieder werden noch ble'ibenl Die Behandlung von erkrankten Mitgliedern darf nur durch die in den deutschen Bundesstaaten approbierten Aerzte erfolgen, die auch allein berechtigt sind, die Erwerbsunfähigkeit eines Mitgliedes zu bescheinigen! Von Bescheidenheit zeugen diese Forderungen nicht; denn die Aerzte ivollen durch sie nichts anderes erreichen, als daß die nicht approbierten Naturheilkundigen und die im Auslände approbierten Aerzte und Aerztinnen von der Behandlung erkrankter Kaffenmit- glieder einfach ausgeschlossen werden l I Schiicking und Nasse: der Kaiserfreund. Dr. Schücking, der frühere Bürgermeister von Husum , führte am Dienstag vor dem ersten Senat des Oberverwaltungsgerichts wider den Oberpräsidenten der Provinz Schlcswig-Holstein Klage auf Aufhebung der Ordnungsstrafe, die ihm zuerkannt toar, weil er sich gegen eine Anzahl Beleidigungen verwahrt hatte, mit denen der Laudrat Nasse den Bürgermeister und den Magistrat von Husum bedachte. Bon der Verhandlung interessiert besonders das Bild, das der Kläger vom Landrat Nasse entwarf, dem jener übrigens, weil er ihm den Gruß versagte, schon eineVorbestrafung " zu ver- danken hat l Mit Bezug auf diesen Herrn nun stellte Schücking folgende Behauptungen unter Beweis: Der Landrat Nasse hat eine ganz ungewöhnliche Schroffheit und Heftigkeit des Tones an sich.... Oberpräsident v. Stein- mann hat einmal gesagt, wenn er mit dem Landrat Nasse zu- sammen sei, dann wisse er nicht, sei e r nun der Oberpräsident von Sckileswig-Holstein oder sei es der L a n d r a t N a s s e I Alle Beschwerden gegen den Landrat Nasse nützen nichts. Er war ein Studiengeuossc des Kaisers, und deswegen ging sein Ein- sluß selbst über den des Ministers des Innern hinweg. Alle Behörden, mit denen er zu tun hatte, behandelte er mit außerordentlicher Schroffheit. Man sprach auf der Schleswiger Re- gierung offen darüber, daß man gegen dicsen Mann nichts mache» könne. Ich war vor drei Wochen in Husum , und da sagte man mir, der jetzige Bürgermeister sei schon ebenso weit wie ich. Landrat Nasse verlangte von mir eine persönliche Anmeldung. Ich hätte anzu- treten in einer von ihm vorgeschriebenen Stunde und Bericht zu erstatten über"sozialdemokratische Ver- sammlungenl Ich hielt dies für unzulässig und habe mich beschwert, ich habe ja schließlich auch Recht bekommen. Es wurde nicht als das Recht des Landrats angesehen, im Lcutnantston über meine Person zu verfügen. Auch die fortgesetzten Versuche, mich als P o st b o t e n zu benutzen, obwohl der Landrat Kreisboten hatte, fallen in diese Rubrik. Als er sogar so weit ging. daß Privatbriefe von ihm d i e n st I i ch von mir sollten bestellt werden, wurde ich energisch vorstellig... Die Klage wurde ausgesetzt bis zur Erledigung des Disziplinar- Verfahrens, daS der D i S z i p l i n a r s e u a t des OberverwaltuugS- gerichis als Berufungsinstanz in Sachen der bekannten Schücking-Broschüre. D i e Reaktion in der Verwaltung Preußens" in den nächsten Tagen zu verhandeln haben wird. Die rheinisch-westfälischen Schnapsbrenner gegen die preußischen Schnapsjunker! In Dort nr und waren bor einigen Tagen die Vertreter von 143 Brennereien versammelt, um zu beraten, wie man sich mit der Schnapsstenererhöhung abfinden solle, ohne mit den Gastwirten und Konsumenten in Fehde zu geraten. Den Herren hat jedenfalls ein- geleuchtet, daß der Weg, den die Brauereien und Gastwirte in einer großen Anzahl Orie beschritten haben, denn zu kostspielig ist und obendrein nicht immer zum Ziele führt. Mai, einigte sich schließlich, wie uns berichtet wird, auf einen aus Solingen stammenden Vorschlag, in Zukunft nur noch reinen Kornbranntwein zu brennen und das Verschneiden mit Kartoffelsprit, das bisher mehr oder minder fast von jeder Brennerei geübt wurde, gänzlich einzustellen. Dieser Beschluß bedeutet, in die Praxis umgesetzt, einen be- trächtlichen Ausfall für die Spirituszentrale der Junker. Es ist ferner geplant, im Jndustriebezirk eine eigene KornspirituSzentrale zu schaffen und sich dadurch völlig unabhängig von den Junkern zu machen. Halten die rheinisch-westfälischen Brennereien Wort mit ihren Beschlüssen, dann ist den preußischen Schnapsjunkern außer dem organisierten Proletariat ein weiterer Feind erwachsen, der ihm recht unbequem werden dürfte._ OeFterreid). Deutsch - tschechische Ansgleichspläne nud Landtagswahlreform. Prag , 21. September. Dem heute wieder zusammengetretenen Landtage des Königreichs Böhmen unterbreitete die Regierung fünf Vorlagen, durch welche die Voraussetzungen für eine Beilegung des nationalen Konfliktes in Böhmen geschaffen werden sollen. Zunächst wird sich der Landtag mit einer Abänderung der Landesordnung zu be- schäftigen haben, welche die Konstituierung eines Landes- a u s s ch u s s e S ermöglichen soll. Die vier anderen Vorlagen be- zwecken die Einführung einer neuen LandtagSwahl- ordnung, die Regelung des SprachengebraucheS bei den autonomen Behörden und die Errichtung von Kreis- Vertretungen. Die Anzahl der Mandate soll erhöht werden und 13 Mandate sollen der allgemeinen Wählerklasse zufalle», um einerseits das Kräfteverhältnis zwischen den Vertretern von Handel, Industrie und Gewerbe und den Vertretern der Landlvirtschaft auszugleichen, andererseits den breiten Schichten der Bevölkerung Anteilnahme an der Gesetzgebung und Verwaltung des Landes zu gewähren. Ferner soll die neue LandtagSwahlordnung jener nationalen Abgrenzung der Wahlkreise Rechnung tragen, wie sie seinerzeit unter Zustimmung der Parteien in der Wahlordnung zum Reichsrate durchgeführt worden ist. Im Verlauf der Sitzung des Landtages forderte der Oberst- landmarschall zur Konstituierung der Kurien und zur Einsetzung des Wahlprüfungsausschusses auf. Pacher erklärte im Namen der deutschen Abgeordneten, daß diese laut Beschluß der Vollversamm- lung der deutschen Landtagsabgeordneten sich an der Kon« stituierung der Kurien nicht beteiligen würden. Hierauf schloß der Oberstlaudinarschall die Sitzung. Der Zeitpunkt der nächsten Sitzung soll auf schriftlichem Wege bekannt gegeben werde». Der Jungtschechenklub deS Landtages beschloß, auf dem Standpunkte zu verharren, daß den Deutschen für ein Auf- geben derObstruktion in keinem Falle einKauf- preis gezahlt werden dürfe. Der Klub wird morgen über die Lage weiterberaten. franhrdcb. Spanische Polizeiagenten auf französischem Boden das ist das neueste Stückchen kapitalistisch- polizeilicher Jnter- Nationalität, daS an die russische Polizeiwirtschaft in der Republik rühmlich anknüpft. In den der spanischen Grenze benachbarten Städten halten si-h, wie dieHumanitö" meldet, eine Reihe spanischer Polizeibeamten auf. Eine Reihe F e st n a h in e n spanischer Flüchtlinge durch die französischen Behörden war die Folge. Von Ausliefenuigeii hat man noch nichts gehört. Aber wer weiß, was kommen mag. Jetzt berichte» spanische Blätter, die fran- zösische Regierung beabsichtige, die übergetretenen spanischen Flüchtlinge massenhaft zu internieren, wie eS einst mit den Truppen des Don Carlos geschehen ist. Gen. Dejeante hat ein Interpellation angekündigt über alle diese Machenschaften einer republikanischen Regierung gegen Leute, die nichts als etwa französische Zustände für ihr Vaterland erstreben. Einen mächtige» Protest gegen die spanische Schaudwirtschaft stellte die Massenversammlung dar. die am 18. September auf Einladung gewerkschaftlicher und sozialistischer Vereine in Paris stattgefunden hat. Sie war von 6000 Personen besucht und beschloß schärfsten Protest und energisches Eintreten für die Opfer jenes Systems. Snglanck� Das Budget. London , 20. September. Im U n t e r h a u s e wurde heute, am dreißigsten Tage der Finauzbilldebatte, die Erhöhung der Ein- k o m m e ii st e u e r auf einen Schilling und zwei Pence pro Pfund einstimmig angenommen. Palfour gab seinem Bedauern Ausdruck, daß diese Erhöhung sich als notwendig erwiesen habe, aber da die Regierung nicht dazu gebracht werden konnte, die Grundlogen der Steuergesetzgebung zu erweitern und andere weniger belastende Steuer- quellen zu finden, so habe die Einkommensteuer erhöht werden müssen. Finanzminister Lohd George sagte S t e u e r n a ch I a tz bei den a ii S L a n d b e s i tz st a m m e n d e n E i n k o m m c n zu, der mit Rücksicht ans die wesentlich erhöhten Preise für Verbesserungen und Reparaturen gewährt werden solle. Der Minister schätzte den Steuerausfall, der durch diesen Nachlaß hervorgerufen wird, auf 500 000 Pfund Sterling. Die Liberalen sind der Ansicht, daß der Nachlaß die Annahme der Finanzbill durch das Oberhaus wahrscheinlicher macht. Für das Budget, gegen die LandlordS. In Glasgow fand am Sonnabend eine Demon st ratio» für das Budget statt, an der sich 80000 P e rs o n e n be- teiligteu. Hundert verschiedene Arbeiterorganisationen waren dabei. Die Bäcker trugen auf einer Bahre einen Sarg, ans dem das Wort I, s. n dl o r d i s m"(Junkertum) stand. Auf dem Sarge lag eine Hcrzogskrone und ein Kranz. Am Schluß der Prozession wurde der Sarg unter allgemeinem Jubel verbrannt. Liberale Bergleute und die Arbeiterpartei. London , 10. September. (Eig. Ber.) Bekanntlich beschlossen die Bergleute Großbritanniens , der Arbeiterpartei beizutreten und demgemäß ihre Parlaments- kandidaten zu verpflichten, die Satzungen der Arbeiterpartei zu unterschreiben und, wenn gewählt, zur Arbeiterfraktion zu ge- hören. Die meisten Kandidaten der Bergleute haben sich diesem Beschlüsse unterworfen, nur die alten Führer von Northumbcrland, Burt und Fenwick, wollen sich nicht von der liberalen Partei trennen und weigern sich deshalb, die Satzungen der Arbeiterpartei zu unterschreiben. Um einem Konflikt vorzubeugen, zieht sich Burt vom politischen Leben überhaupt zurück, während Fenwick von den Liberalen aufgestellt werden soll. In F e n w i ck s Wahl- kreis wollen die Arbeiter einen Gegenkandidaten haben, so daß dort die Konservativen, Liberalen und die Arbeiter sich um das Mandat bewerben. Um diese Angelegenheit zu regeln, findet nächstens zwischen den Northumberlander Bergleuten und den Vertretern der Arbeiterpartei eine Konferenz statt,~ Rolland. Eröffnung des Parlaments. Haag, 21. September. Die neue Session der General- st a a t e n wurde durch den Minister des Innern HeeniSkerk mit einer Thronrede eröffnet. Sie kündigt Gesetzentwürfe über die Vermehrung der ErbschastSsteuer, über die Revision des Zolltarifes und über eine allgemeine E i n k o m m e n st e u e r an. Außerdem würden besondere Maß- nahmen getroffen werden, um das sehr beträchtliche Defizit für das nächste Budget auszugleichen: unter anderem sei eine Erhöhung der Abgaben auf inländischen und ausländischen Alkohol vorgesehen. Die Zwangsversicherung gegen Krankheit, Invalidität und Alter solle ebenfalls ge- s etzlich geregelt werden. Für die Verbesserung der Küstenverteidiguna werde ein Fonds errichtet werden. Eine von der Regierung eingesetzte Kommission solle prüfen, in welcher Weise die Verfassung geändert werden könne. (W a h l r e f o r m.) Rußland. Bon Verfassung darf nicht gesprochen werde«. Petersburg, 20. September. In einer Wählerversamm« lung, die gestern hier aus Anlaß der bevorstehenden Wahl eines Dumaabgeordneten stattfand, führte der Kadetten» führer Mljukow aus, die Reise der Abgeordneten nach England sei ein Beweis dafür, daß Rußland eine Verfassung habe und daß die Gewalt des autokratischen Zaren beschränkt sei. Als hierauf der an- lvefende Polizeibeamte verlangte, daß der Redner die Tribüne ver- lasse, protestierte der Versammlungsleiter, da in den Worten MiljukowS nichts Gesetzwidriges liege. Daraufhin verfiel die Ver- sammlung der Auflösung durch die Polizei. Die offiziöse Petersburger. R o s s i j a" erklärt, der Polizei- offizier, der die W ä h l e r v e r s a m m l u n g a u f l ö st e. sei ein besserer Jurist gewesen als Miljulow. Die Selbst- Herrschaft bestehe in Rußland nach wie vor fort und sei durch die Konstitution nicht beschränkt. Die Aeußerung MiljukowS, in Rußland gebe cS keine Selbstherrschaft, sei nur ein ProvokationSstück, und die Polizeioffiziere seien anaewiesen, derartige Aeußerungen i» Wahlversammlungen nicht znzulasse». OrKe». Zollerhöhnng. Konstantinopcl, 21. September. England hat einer vier- prozentigen Zollerhöhnng zugestimmt. Frankreich erhebt keine Einwendung dagegen. Die Pforte erklärt, die Erhöhung sei nur zur Deckung des Budgctdefizits bestimmt. Unruhe« auf der Insel SamoS . Konstantlnopel, 13. September. Auf SamoS sind Unruhen ausgebrochen. Der Fürst hat die Nationalversammlung, die eine Herabminderung der auf der Insel befindlichen türkischen Truppen forderte, aufgelöst. Ansständische durchschnitten daS Kabel von Smyrna . Uebcr weitere Borgänge auf der Insel ist die Pforte ohne Nachricht. Mfokko. Vorstoff der Spanier.. Eine größere spanische Truppenmacht, 21 Kompagnien Infanterie, 2 Eskadrons Kavallerie und mehrere Batterien Artillerie, ist am Montag gegen die Rifstämme vorgerückt und hat nach einem Kampfe das Kap H u e r t a besetzt. Der Feind hatte große Verluste, auf feiten der Spanier fiel ein Mann, 23 wurden verwundet. Die Flotte unterstützte die Opera- tionen von Punta Negri aus. Abends bemächtigte sich eine in westlicher Richtung vorgehende spanische Kolonne der Orte I a t e l und T a d d e r t. Der Kampf brachte dem Feind, der in großer Zahl auftrat, schwere Ver- l u st e. Die Spanier hatten 10 T o t e und 70 Verwundete, Protest Mulah Hasids. Der M a ch s e n hat Mohammed el Guebbas mit einem Pro- t e st beim diplomatischen Korps gegen das Vorgehen der Spanier, das eine Verletzung der Akte von Algeciras bilde, be- auftragt. Den Spaniern wird vorgeworfen, durch U e b e r» schreiten der Grenze und Anlage der Eisenbahn zum Abbau der Minen die Unruhen veranlaßt zu haben. Der Machscn versichert, er habe Spanien gegenüber die besten Gesinnungen, er habe eine Gesandtschaft nach Madrid und Abgeordnete ins Rifgebiet geschickt, um den Frieden herbe t» zuführen. Spanien aber setze seinen Vormarsd) fort und mache dadurch die Bemühungen des Sultans hinfällig. Der Machsen fordert das Einschreiten der Mächte, um die Integrität Marokkos und keinen Versuch, dem-Blutvergießen Einhalt zu tun, zu schützen,