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Mr. 21. 26. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Mittwo, 22. September 1909.

Partei- Angelegenheiten.

auch nur in irgend etwas entfernte Aehnlichkeit mit einer der Unter dem 17. Juni 1909 ist den Eltern eines hiesigen Schul vielen Roben ihrer Herrschaft" haben sollte. Und Minna findes, das, wie die ganze Familie, der es angehört, mit Ungeziefer prägte der Schneiderin änglich ein, das Kleid nur ja recht ein- behaftet war, auf unseren Antrag vom königl. Amtsgericht Berlin­Fünfter Wahlkreis. Billetts zur Urania- Borstellung fach zu machen, und ließ sich nur auf die eindring- Schöneberg die Sorge für die Person ihrer Kinder auf Grund am Sonntag, 4 Uhr sind noch bei Rausch, Wins- Straße 12, und bei Hahuisch, oben am Halse ein fleiner Einsatz aus gelbem Tüll und an aufgefordert worden, hatten aber dieser Aufforderung mit der Bes den 26. September. nachmittags lichen Vorstellungen der Kleiderkünstlerin bereden, daß von§ 1666 B. G.-B. entzogen worden. Die Eltern waren vorher von der Schulbehörde zu der Beseitigung des Ungeziefers August- Straße 50( Vorwärts" Spedition) zu haben. Preis den Aermeln auch ein wenig Spike angebracht werden sollte, gründung nicht Folge gegeben, daß der Mann frant und die Frau 70 Pfennig inklusive Garderobe. Zahlreiche Beteiligung erwartet damit das düstere Schwarz ein wenig aufgehellt werde. Als von Hause unabkömmlich sei. Die Entscheidung des Königl. Amts­Der Vorstand. Minna dann das Kleid zum ersten Male anlegte und ganz gerichts erscheint uns für unsere Schulen von so großer Bedeutung Tempelhof  . Wir weisen hiermit auf die heute abend im erstaunt thre hübsche Gestalt in dem zerbrochenen kleinen zu sein, daß wir sie den Herren Rettoren mitteilen. Sie gibt uns Bilhelmsgarten" stattfindende Boltsversammlung Handspiegel betrachtete, den sie sich auf den Küchentisch ge- für die Fälle, wo Eltern unserer Schulkinder sich hartnäckig hin. Referent ist der Reichstagsabgeordnete 8ubeil, welcher über stellt hatte, kam die Gnädige fauchend wie ein angeschossener weigern, ihre Kinder von Ungeziefer zu befreien, einen den letzten Steuer Raubzug sprechen wird. Eber in die Küche gestürzt. Sie überschüttete das verblüffte andere Kinder und der Schädigung der behafteten seinder selbst Weg, einer weiteren Uebertragung des Ungeziefers auf Mädchen mit einer Flut heftiger Schimpfreden, die Minnas ein Ziel zu setzen, und es ist zu hoffen, daß in künftigen Fällen angebliche Verderbtheit und Hoffärtigkeiten fennzeichnen sollten dieser Art Eltern, wenn sie erfahren, daß sonst ein Antrag ges und in dem Vorwurf gipfelten, daß Minna sich erfrecht habe, stellt würde, ihr Kind ihrer Sorge zu entziehen, bereitwilliger für ihr Kleid genau nach dem Muster des ganz neuen vom die Befreiung ihrer Kinder von der Plage des Ungeziefers Sorge gnädigen Fräulein" machen zu lassen. Dafür kannst Du tragen werden. Der oben angezogene§ 1666 des B. G.-B. hat Dich zum Ersten Deiner Wege scheren!" schrie die Gnädige folgenden Wortlaut:" Wird das geistige oder leibliche Wohl des ganz erbost, hoffte aber bei sich, daß Minna wieder nach die Berson des Stindes mißbraucht, das Kind vernachlässigt oder sich Kindes dadurch gefährdet, daß der Vater das Recht der Sorge für geben und ihr so die billige und willige Arbeitskraft erhalten eines ehrlosen oder unfittlichen Verhaltens schuldig macht, so hat bleiben würde. das Vormundschaftsgericht die zur Abwendung der Gefahr erforder­Aber darin hatte sie sich diesmal geirrt. Diese neue Bu- lichen Maßregeln zu treffen. Das Vormundschaftsgericht fann ins mutung war selbst der geduldigen Minna zu viel. Sie nahm besondere anordnen, daß das Kind zum Zwecke der Erziehung in die Kündigung sehr kaltblütig auf, hatte auch nach wenigen einer geeigneten Familie oder in einer Erziehungsanstalt oder in Tagen einen viel besser bezahlten Dienst gefunden, und so einer Besserungsanstalt untergebracht wird. Hat der Vater das Recht war es gekommen, daß Geheimrats Minna wirklich zum ersten des Kindes auf Gewährung des Unterhalts verlegt und ist für die Oftober zog. Zukunft eine erhebliche Gefährdung des Unterhalts zu besorgen, so fann dem Bater auch die Vermögensverwaltung sowie die Nugnießung entzogen werden."

Ertner. Heute Mittwoch, den 22. d. Mts., findet in Fangschleuse im Restaurant ogrell eine Wahlvereinsversammlung statt. Die Genossen und Genoffinnen von Ertner werden ersucht, sich recht zahlreich daran zu beteiligen. Der Vorstand.

Spandau  . Sonntag, den 26. September, früh 72 Uhr findet eine allgemeine Flugblattverbreitung über Spandau  , Staaten, Seegefeld   und Falkenhagen statt. Die Genossen werden ersucht, sich pünktlich vollzählig in ihren Bezirkslokalen einzufinden. Die Bezirks führer tönnen die Flugblätter schon jetzt bei dem Genossen Köppen, Spandau  , Jagowo- Straße 9 in Empfang nehmen.

Berliner   Nachrichten.

Minnas Umzug.

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Tag und Nachtgleiche.

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Diesmal wurde es wirklich Wahrheit, was schon so oft gedroht hatte: Minna von Geheinirats verließ zum 1. Oktober Nun rüsten sich die Mächte der Finsternis wieder einmal zum Zu der Selbstbezichtigung des Schlächter Emil, vor elf ihren Dienst. Zwei Jahre lang hatte sie die unberechenbaren letzten entscheidenden Schlage gegen das Licht. Immer früher fenkt Jahren den Mord an der Luise Günther begangen zu haben, Launen der Gnädigen über sich ergehen lassen, eine Ausdauer, sich das Dunkel über die sterbende Erde. Immer länger werden die erfahren wir, daß der angebliche Mörder in der nächsten Zeit hierher die keine ihrer Vorgängerinnen entwickelt hatte und wahr- Abende. Immer frösteluder haucht der Atem der Nacht. Die trübe gebracht werden wird, um hier weiter verhört und Zeugen gegen scheinlich keine ihrer Nachfolgerinnen entwickeln würde. Denn Witterung, die mit furzen Unterbrechungen fast dem ganzen heurigen übergestellt zu werden. Er ist ein Schlächter Wilhelm Keuter, der man mußte so wie Minna und die Ihrigen von Jugend auf Sommer eigen gewesen, unterstreicht diese grane Tönung des be- feinen Angaben nach das ermordete Dienstmädchen einige Tage unter der Zucht einer mecklenburgischen Gutsherrschaft ge- ginnenden Herbstes noch wesentlich; sie zieht ihre Schleier um den vor der Tat fennen gelernt hatte. Das Geständnis des standen haben, um geduldig alle Zumutungen hinzunehmen, zeitig finkenden Tag und stumpft das letzte Leuchten, das hier und angeblich reuemütigen Mannes liegt schon zweieinhalb Monate die die Frau Geheimrat für ihre Dienstmädchen bereit hatte. sie nicht vermag, das richten die in den Niederungen brauenden Er schämte sich, wie er sagt, sie darzustellen. da aus einem Wolfenspalt mattglänzend hervorbricht, ab. Und was zurück. Mit Einzelheiten tam Keuter nur langsam heraus. Gleich beim Antritt ihrer Stellung begab sich manches, Rebel aus. Eine müde Bangigkeit schleicht nun über die Erde. Ueber wiederholten Bernehmung durch den Richter entsandte die Nach seiner was Minna sich anders gedacht hatte. Unter anderem das Grün der Blätter ist bereits das erste bröckelnde Braun des hiesige Kriminalpolizei den Kriminalinspektor Braun nach Sieg­vertündete ihr die Gnädige sogleich, daß sie sie mit Du" Wellens geflogen. Die Grashalme haben etwas Starres und burg, der ihn ebenfalls eingehend verhörte. Die hiesige anreden werde, wie sie es von Jugend auf den Dienstboten Hartes bekommen. Spinnenfäden segeln durch die Luft. Schon sind Staatsanwaltschaft, die sich ebenfalls schon länger mit der Angelegen­gegenüber gewöhnt wäre. Dann hatte die Gnädige Minnas die Kronen der Laubbäume lichter geworden. Wo noch vor kurzem heit befaßt, hat jetzt ein Vorverfahren eingeleitet. Die Mutter frische Erscheinung prüfend von oben bis unten durch eine das Auge keinen Weg durch das dichte Blattgewirr finden konnte, gloßt der Ermordeten ist neuerdings wieder vernommen worden, ihr Vater, über jetzt bleigrau ein müder Himmel, goldene Stiellorgnette betrachtet und ihr kurz befohlen, daß dunkle Wolfenfetzen fegt. Und doch ist der eigentliche Herbst noch ist unterdessen gestorben. Die Nachprüfung aller Einzelheiten wird noch den der Sturm der seinerzeit in der Fürbringer Straße 9 die Pförtnerstelle versah, fie sofort ein Bad zu nehmen habe, sie rieche nach Bauern- nicht da. Denn der Herbst ist Brausen und Weben und rischelndes geraume Zeit in Anspruch nehmen. wohnung". Freilich, so viel weite, hohe Räume, mit fostbaren Rascheln harter, welter Blätter. Jezt aber geht die Stille durch die man bestimmt sagen können, ob die Selbstbezichtigung zutrifft oder Erst nach ihrem Abschluß wird Möbeln und dicken Teppichen erfüllt, wie sie die Gnädige in Welt. Das letzte, ruhige Atemholen ist es vor der Agonie des nicht. ihrer hochherrschaftlichen Wohnung im vornehmsten Westen Todeskampfes. Es ist, als ob Nähen und Fernen eine große, traurige innehatte, waren in Minnas heimatlichem Dorfe nicht zu Gewißheit erfüllte, die die Blätter schlaff und müde macht, die über Die Kindesleiche im Landwehrkanal. Am Halleschen Ufer wurde finden, aber das Mädchengelaß, das man ihr in derselben die Gräser die Farbe des Todes gießt und dem letzten Entfaltungs- gestern der Leichnam eines neugeborenen Knaben aus dem Kanal hochherrschaftlichen Behausung anwvies, hatte doch nur faum brange unbarmherzig Einhalt gebietet. Was die langen Nächte mit gelandet. Wahrscheinlich handelt es sich hier um einen Kindesmord. den vierten Teil Flächeninhalt aufzuweisen wie das fleine falten Fingern zerstören, das fönnen die furzen Tage mit ihren Der tote Körper war vollständig nadt. Es ist anzunehmen, daß der mattwärmenden, meist wollenverhangenen Sonnenstrahlen nicht mehr Knabe, als er noch lebte, in den Kanal geschafft worden ist. Durch Giebelstübchen im Elternhause, das Minna mit ihrer Schwester zum Leben erwecken. Jeder Tag ist ein Räuber an der Habe seines die gerichtliche Obduktion im Schauhause, wo die Leiche auf­daheim bewohnt hatte. Als die Nase der Gnädigen nach Borgängers, und jede Stunde führt den scheidenden Sommer einen genommen wurde, wird die genaue Todesursache festgestellt werden. dem vorschriftsmäßigen Bade keine Heimatserinnerungen" mehr Schritt näher zu seinem Grabe. Noch halten Tag und Nacht ein­an Minua wahrnahm, mußte Minna ein blaufarriertes ander die Wage. Aber in furzem triumphiert die Finsternis, die in Flugvorführungen werden auch in den nächsten Tagen wieder Stuttunkleid anlegen und eine weiße Haube aufsehen, um ihren schwarzen Fängen rasch und roh das letzte, flackernde stattfinden. Nachdem Drville Wright seine Flüge auf dem Tempel­hofer Felde beendet hat, kommt Latham von Wolf Wertheim auch äußerlich für jedermann für das kenntlich zu sein, was Leben erwürgen wird. engagiert nach Berlin  , um gleichfalls seine Flugmaschine auf dem sie war: Hausmädchen bei Geheimrats. Dann hatten sich die Felde zu zeigen. Außerdem finden auf dem Gelände bei Johannis­Frau Geheimrat und mehr noch ihre zaundürre, schon recht thal bis zum 3. Oktober ett flüge statt, an denen bekannte angejahrte Tochter darum bemüht, sie in all ihre Obliegen- entlassene Jugend in ihrem Sinne zu erziehen, wobei fie fich der Die herrschende Klaffe segt alles daran, um die aus der Schule Aviatiker auch Wright- teilnehmen. heiten einzuweihen, eine Mühe, bei der die Damen das Be­verschiedensten Mittel bedient. Chriftliche Vereine versuchen, die Das tragische Ende eines Berliner   Konfektionärs erregt im wußtsein entschädigte, daß Minna nur 12 M. Lohn bekam, jungen Menschlein in ihren Bann zu schlagen und zu verblöden; Hausvogteiviertel großes Aufsehen. Der Inhaber der bekannten während sonst der in Berlin   übliche Lohn für ein Haus- andere Vereinigungen find vielfach mit Unterstützung staatlicher Be- Damenmäntelfabrik S. Bernhard, Kronenstr. 34/35, ist gestern früh mädchen 20-25 M. betrug. Für Minna, die teine entfernte hörden am Werke, um die Jugend durch geeignete" Vorträge zu plöglich einer Leuchtgasvergiftung erlegen. Gegen 7 hr machte Ahnung davon gehabt hatte, was für vielfältige Bedürfnisse gutgesinnten Staatsbürgern zu erziehen und wieder andere pflegen fich im Hause ein starker Gasgeruch bemerkbar, und als etwas später ein hochherrschaftliches" Leben mit sich bringt, waren die sogar das Kriegsspiel um wahrhaft patriotische" Männer heranzu Geschäftsangestellte die Räume der Mäntelfabrit betraten, fanden sie ersten Monate thres Dienstes eine harte Lehrzeit gewesen. bilden. Wie das gemacht wird, möge folgender Bericht beweisen, ihren Chef im Kontor als Leiche. Die Gashähne waren, wie sich Wenn die Damen schlechter Laune waren, ein Fall, der den wir der Voss. 8tg." entnehmen. Dort heißt es: herausstellte, geöffnet worden. meistens vorlag, so pflegten sie das arme Ding mit Titeln Größere Feldmanöver der Jugendorganisationen haben am Sonntag in der Spandauer   Stadtforst und im Gelände Schwerer Unglücksfall. Gestern nachmittag 21/4 Uhr ereignete sich zu bedenken, wie sie einem Unteroffizier auf dem Kasernenhof Döberiz- Ferbiz- Fahrland- Groß- Glienicke stattgefunden. Die auf der Chauffee am Tempelhofer Felde ein Zusammenstoß zwischen fast zu stark gewesen wären. Daher hatte Minna in der Berliner   Jugendwehr hatte sich am Sonntag früh in Stärke von einem Privat- Automobil und einem Geschäftsfuhriverk der Firma erften Zeit mehr geweint als gegessen, trostlose Briefe nach etwa 250 Mann über Spandau   nach Hakenfelde   begeben, um Harris u. Scheldon, Berlin- Tempelhof  . Das Auto war mit zwei Hause geschrieben, auf die ihr der strenge Vater nur grobe dort unter Leitung des Geschäftsführers Söhmisch ein Kriegs- Monteuren besetzt, um den Motor auszuprobieren und fuhr in Antworten gab, und ihre roten Backen, die der Gnädigen spiel zu veranstalten. Während eine Kompagnie unter Führung schärfster Geschwindigkeit, so daß ein Stoppen nicht mehr möglich gleich als bäurisch" mißfallen hatten, waren zusehends blasser des Feldwebels Paesch sich nach Papenberge begab, nahm die war und der Zusammenstoß erfolgte. Der Scherbaum des Geschäfts­geworden. Von Natur fügfain, suchte sie sich so lange wie ziveite Kompagnie unter dem Kommando des Feldwebels Diemer   wagens zerbrach, wodurch das Pferd frei wurde und durchging. Die möglich in ihrer Stellung zu behaupten und ließ sich ruhig am neuen Kanaldurchstich nördlich Hakenfelde   eine Verteidigungs- beiden Monteure flogen im Bogen vom Auto und wurden mit an­stellung ein. Bald entwickelte sich in der Spandauer   Stadtforst scheinend schweren Kopfverlegungen mit einem anderen Privat­von Kameradinnen, die bei benachbarten Mietern im gleichen ein reges militärisches Leben. Feldivachen wurden ausgesetzt, Posten Automobil nach der Unfallstation am Tempelhofer   Ufer eingeliefert. Hause angestellt waren, hänseln, wenn die Wände wieder aufgestellt und Patrouillen entfandt. Die Patrouillen zeigten im einmal von dem Gefeife der Damen widergehallt hatten. unbemerkten Heranschleichen an den Feind", Der Deutsche Arbeiter- Sängerbund, Gau Berlin  , hielt am an den Feind", im Erspähen feiner Stellung und in der Ueberbringung von Meldungen Lichterfelder   Männerchor. Der Ausschuß erteilte nachträglich feine im Erspähen 19. September seine Ausschußsizung ab. Aufgenommen wurde der an die eigene Truppe hervorragende Leistungen. Die An- Bustimmung zu dem Vorstandsbeschluß, nach welchem 200 M. für griffe auf den verschanzten Gegner wie auch dessen Ver- den Generalstreit in Schweden   bewilligt wurden. Ueber die Be­teidigung zeugten von strammer Disziplin und tadellofem Ver­

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Um die Jugend.

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Das Unangenehmste an der Frau Geheimrat war, daß sie sich um alle Privatangelegenheiten ihrer Angestellten zu­bringlich bekümmerte. Ueber Minnas Verbleib an den Sonntagnachmittagen, die ihr alle 14 Tage freigegeben wurden, mußte Minna genau Bericht erstatten, und daß sie lieber Ver­wandte besuchte als in den Erbauungsverein für deutsche Jungfrauen zu gehen, in den ihr die Gnädige herablassend Eintritt verschaffen wollte, hatte die unzweifelhaft aus­gesprochene Mißbilligung der Frau Geheimrat hervorgerufen. Seitdem Minna aber auf das montägliche Aushorchen der Gnädigen schüchtern erzählt hatte, daß sie sich mit einem Arbeiter der Elektrizitätswerke versprochen hätte, war die Bosheit der beiden Damen in ein neues Stadium getreten. Sie verfolgten das Mädchen mit spitzigen Bemerkungen über ihren Schak". der gewiß ein Roter" sei, und entließen sie an ihren Ausgehtagen mit Ermahnungen, die viel eher Beleidigungen gleichfamen. Auch Minnas sonn­täglichen Bug unterzog die Gnädige einer strengen Kritik. Jeden kleinsten Schmuck fand sie für ein Dienstmädchen un­gehörig, und als Minna einmal den Versuch machte, ihren glattgestrichenen Scheitel, den sie gewöhnlich trug, mit einer gefälligeren Anordnung ihres üppigen blonden Haares zu ver­wehr wohlverdientes 205 der Lehrer und der zahlreichen Zu­tauschen, bekam die Gnädige einen Wutanfall und drohte sie Daß durch derartige Arrangements der arbeitenden fofort aus dem Hause zu jagen, wenn sie sich noch mal heraus- Jugend nicht genügt wird, sollte für jeden einsichtigen Arbeiter flar nehmen würde, sich wie eine Dame" zu frisieren. Minna sein. Die Arbeiterbewegung braucht für ihren schweren Befreiungs­war unter reichlichem Tränenerguß zu ihrer alten Haartracht fampf Männer, die selbständig denken können. Das fann nicht zurückgekehrt, aber ihre Nachgiebigkeit schob die Statastrophe geschehen durch Beteiligung an Beranstaltungen obiger Art. Jeder nur um furze Zeit hinaus. Ihr Sonntagsstaat Bater sollte deshalb seine Söhne und Töchter von der Beteiligung war an den patriotischen und Muckervereinen fernhalten und sie der die Klippe, an der sie bei der Frau Geheimrat endgültig Drganisation der arbeitenden Jugend zuführen, die einzig und Schiffbruch litt. Sie hatte die Absicht, sich aus einem halb- allein bestrebt ist, in ben jungen Leuten Menschenwürde zu wecken Mitgliederzahl ist auf 100 Sänger gestiegen. wollenen schwarzen Stoff, den man ihr zu Weihnachten be- und selbständiges Denken zu fördern. schert hatte, ein neues Sleid machen zu lassen, denn ihr altes

trautsein mit den militärischen Felddienstbestimmungen. In etwas teiligung der Vereine an der Maifeier lag ein gedruckter Bericht vor, größerem Umfange hatte der Jugendbund Wandervogel" unter der zu längerer Debatte führte. Beschlossen wurde, allen Vereinen, Oberleitung des stud. ing. Walter Weißleder ein Kriegsspiel die sich nicht mit 75 Prozent an der Maifeier beteiligt haben, eine durchgeführt. Gine rote Partei" verließ schon am Sonnabend Rüge zu erteilen. Auf eine Anregung hin, bei Ableben von Partei­nachmittag Berlin   mit der Bahn und fuhr nach Potsdam   genossen auf Wunsch Sänger für Grabgefänge zu stellen, schlug der und trat dann zu Fuß den Marsch nach Marquardt und Fahr- Grabgefänge befinden, an den Vorstand wenden sollten, um eine Borstand vor, daß sich die Vereine, in denen sich Quartette für land zum Beziehen der Nachtquartiere an. Am frühen Morgen begann der Abmarsch in der Nichtung nach dem Döberiger Bentralſtelle eröffnen zu können, von der aus diese Angelegenheit Truppenübungsplatz, den die Kommandantur dem Verein zur geregelt werden könne.

Es wurde betont, daß man an den an die einzelnen Berfügung gestellt hatte. Hier war inzwischen von Berlin   über Bund nicht zu große Anforderungen und Spandau   fommend eine blaue Partei" eingetroffen und erwartete schließlich dem Vorschlage des Vorstandes zugestimmt. Sänger nicht zu große Zumutungen stellen solle, aber den bösen Feind. Der Aufklärungsdienst stellte infolge der von erhielt der Vorstand die Zustimmung, zum Stiftungsfest des Dann dem starken Nachtregen aufgeweichten Wege an die Wandervögel Bundes ein bis jetzt bei uns noch nicht gehörtes Konzert zur Auf­große förperliche Anforderungen. Wie bei der Jugendwehr konnte man auch hier erkennen, daß die jungen Leute dankbare Schüler führung bringen zu lassen. Orgel, Cello, Sopran und Bariton soll ihrer Lehrmeister im Kriegsspiel sind. Die einzelnen Gefechts- u Gehör kommen; außerdem sollen sechs unserer großen Vereine momente vom Patrouillendienst bis zum Angriff in der Front­kolonne und Verteidigung der eingenommenen Stellungen flappten tadellos und brachten den Wandervögeln wie auch der Jugend­

schanterschaft ein."

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ihr Möglichstes tun, um diesen Abend genußreich zu gestalten. Meyer Chöre, deren Bildung der Bund sich schon seit mehreren Jahren zur wünscht einmal Revue zu halten über die Leistungen unserer großen Aufgabe gemacht hat. Bekanntgegeben wird, daß am 26. September eine Gedenkfeier für den verstorbenen Genossen Herrmann in Stolpe an der Nordbahn stattfindet, und werden die in der Nähe domizi­lierenden Bereine gebeten, sich an dieser Feier zu beteiligen. Bur nächsten Uebungsstunde werden gesungen die Lieder: Sehnsucht, Herbstfeier und Grablied von Bombelte. Da die Liederbücher vers Auflage erscheinen zu lassen. Bekanntgegeben wurde, daß der Ber­griffen sind, wird der Vorstand beauftragt, eine neue verbesserte liner Männerchor sich dem Berliner   Männerchor 1905 angeschlossen hat. Der Chor führt nun den Namen Berliner Männerchor", seine

Das Nordufer von der Buchstraße bis zur Föhrerstraße und die eine Hälfte der Föhrerstraße zwischen dem Nordufer und der Buch­

rotes war schon arg mitgenommen. Die Gnädige hatte dant Entziehung des Erziehungsrechtes der Eltern. Die Berliner Straße sind behufs Herstellung der Rampen zur Föhrerbrücke vom ihrer ewigen Schnüffeleien von ihrem Plane Wind bekommen Schuldeputation teilt eine Entscheidung mit, die von großer Be- 20. d. Mts. ab bis auf weiteres für Fuhrwerke und Reiter ge und ihr sofortige Entlassung angedroht, wenn ihr neues Kleid deutung ist. Es heißt in einer Mitteilung an die Rektoren: sperrt.