Arvetter-Tamartterkolotme. Morgen, Donnerstag avend S Uhr:8. Ableitung in Schöneberg bei Wieloch, Grunewaldstr. 110, und4. Abteilung in Lichtenberg bei Beckmann, Samariterstr. 11. Inbeiden Abteilungen: Vortrag über Physiologie. Neue Mitgliederkönnen noch eintreten._Vorort- J�acbncbtemCharlottenburg.Wie dringend notwendig die endliche Schaffung eines wirkliche»VerkehrsverbandeS für Groß-Bcrlin ist, beweist eine Vorlage, die derCharlottenburger Magistrat den Stadtverordneten zur Beschluß-fassung unterbreitet hat. Es handelt sich um die Vorlage betreffendden Antrag der Gesellschaft für elektrische Hoch- und Untergrund-bahnen, der Stadt Wilmersdorf und der königlichen Kommission zurAufteilung der Domäne Dahlem auf Ergänzung der Zustimmungder Stadt Charlottenburg für eine Untergrundbahn und betreffenddie vom Magistrat dagegen ergriffenen Abwehrmaßregeln.Bereits im März hatte die Gesellschaft für elektrische Hoch- undUntergrundbahnen im Verein mit der Gemeinde Wilmersdorf denBau einer Untergrundbahn von Dahlem über den Fehrbellinerund Nürnberger Platz, durch die Nürnberger, Tauentzien- und Kleist-straße nach dem Nollendorfplatz und von hier durch die Motz- undKurfürstenstraße nach dem Gleisdreieck geplant und bei Charlotten-bürg den Antrag auf Zuftimnmng zu diesem Bauvorhaben und Ein-räumung der in der Charlottenburger Wegeunterhaltung stehendenStraßen für den Bau der Bahn gestellt. Die GemeindebehördenCharlottenburgs hatten infolgedessen, um eine Schädigung ihrereigenen Berkehrsinteressen zu vermeiden, den Bau einer Untergrund-bahn Nollendorfplatz, Kleist-, Tauentzienstratze, Kurfürstendamm,Giesebrechtstraße, Mommsen-, Kaiser-Friedrich-, Kantstraße bis zurRingbahn beschlossen, um auf diese Weise eine direkteVerbindung des KurfürstendammS mit Berlin herzustellen. Gegendiesen Entwurf wandte sich sofort nach seinen- Bekanntwerden dieGesellschaft für elektrische Hoch- und Untergrundbahnen. Es fandennun im Ministerium der öffentlichen Arbeilen langwierige Sitzungenstatt zu dem Zweck, über die drei Projekte der Hochbahn-gesellschaft und Wilmersdorf, der Stadt Charlottcnburg undder Stadt Schöneberg, soweit sie kollidierten, zu ver-handeln, um eine Vereinigung der widerstreitenden Jnter-essen herbeizuführen. Die Verhandlungen sind schließlich resultatlosverlaufen. Charlottenburg konnte nicht auf den direkten Anschluß desKurftirstendammgebiets an die bestehende Untergrundbahn und andie Schöneberger Bahn verzichten, Wilniersdorf aber wollte diesZugeständnis nicht machen, es lehnte auch eine vom Minister an-gebotene Basis für eine Einignng durchaus ab. Im Gegensatz dazuerklärte sich Charlottenburg bereit, sich mit Wilmersdorf an der Eckeder Leibnizstraße und des KurfürstendammeS zusammen zu schließenund dem Wilmersdorfer Verkehr den Vorzug vor seinen vom Bahn-Hof Charlottenburg kommenden Zügen einzuräumen.Nunmehr trat auf Anweisung des Ministers die Hochbahn-Gesellschaft in Verhandlungen mit Charlottenburg, um die Verfolgungdes Charlottenburger Projektes auf anderer Grundlage herbei-zuführen, und zwar beseitigte dieser neue Vorschlag den direktenAnschluß der Charlottenburger Bahn am Wittenbergplatz an diebestehende Untergrundbahn und damit auch den Anschluß an dieSchöneberger Bahn. Charlottenburg lehnte das Projekt nach ein-gehender Prüfung ab. da es für den Verkehr nur llnvoll-komnienes bot, andererseits aber so große Zuschüsseerforderte, daß die Leistungen nicht im Verhältnis zu dengeringen Verkehrsanteilen gestanden hätten. Auch für einen Ver-mittelungsvorschlag deS Ministers konnte sich Charlottenburg ebensowenig wie Schöneberg erklären. Dagegen erhielt die Hochbahn-gesellichaft vom Minister den Zulassungsbescheid, der sowohl dieMöglichkeit einer Bahnausführung über den Nollendorfplatz von derNürnberger Straße aus, als auch eine solche durch die Nettelbeck-und Kurfürstenstraße behandelt und für beide Fälle die zuerbauenden Bahnen als Kleinbahnen anerkennt. Die Gesellschaftentschied sich für die Bahn durch die Nettelbeckstraße. Schon bevorder Charlottenburger Magistrat dies erfuhr, forderte er dieGesellschaft auf Grund des bestehenden Vertrages auf, Bahnprojektezu unterlassen, die das Recht Charlottenburgs auf Anschluß derCharlottenburger Bahn an die bestehende Untergrundbahn amWittenbergplatz unmöglich machen würden. Diese Aufforderung ver-anlaßte die Hochbahngesellschaft in Verbindung mit Wilmersdorf unddem Domänenfiskus, den Ergänzungsantrag gegen Charlottenburgzu stellen. Charlottenburg beabsichtigt nun, die mit dem Ergänzungs-antrag verlangte Zustimmung nicht zu erteilen, sondern den- Ver«fahren Fortgang zu geben, nnt allen zur Verfügung stehenden Mittelngegen das Vorgehen der Hochbahn Stellung zu nehmen, undauf Grund des Vertrages ein Schiedsgericht von fünf Schiedsrichternzur Entscheidung der Frage einzuberufen, ob die Gesellschaft befugtist, das dem Ergänzungsbegehren zugrunde liegende Projekt zu ver-folgen, obschon es den für die projektierte Charlottenburger Bahnverlangten Anschluß am Wittenbergplatz unmöglich macht. Aber ob-wohl Charlottenburg in dem Verhalten der Hochbahngesellschafteinen Verstoß gegen den Vertrag erblickt, hat eS sichdoch entschlossen, positive Vorschläge zur'Lösung des Kon«flikts zu machen, der Magistrat empfiehlt, die Zustimmungder Hochbahngesellschaft für eine Linie durch die Uhland-straße. den Kurfürstendamm, die Tauentzien» und Kleiststratze überden Nollendorsplatz und durch die Motzstraße unter den für das be-stehende Untergrundbahnunternehmen festgesetzten Bedingungen zuerteilen. Als besondere Forderung will Charlottenburg lediglich dieSchaffung eines Gemeinschaftsbahnhofs am Zusammenlaufe deöKurfürstendammeS und der Uhlandftraße auf geineinschaftliche Kostenstellen.Die Angelegenheit, die bereits am heutigen Mittwoch in derStadtverordnetenversammlung zur Sprache kommt, zeigt aufS neue,wie verkehrt es ist, wenn eine Gemeinde einer privaten Erwerbs«gesellschaft ihre Straßen und Plätze ausliefert. Charlottenburg ist dadurchin dieZwangSlage versetzt worden, um sein gutes Recht und zur Wahrungseiner Interessen einen langwierigen Prozeß zu führen, der der Stadt,auch wenn er gewonnen wird, hohe Kosten verursacht. DieStellungnahme des Ministers zugunsten der Hochbahngesellschaft istfitr den Kenner der Verhältmsie nicht überraschend. Bon jeherhaben die preußischen Berlehrsminister sich als Sachwalter privatergroßkapitalistischer Interessen erwiesen.Aus dem Fenster gesprungen. Ein aufregender Vorfall spieltesich vorgestern abend vor dem Hause Nehringstraße 4 ab. Es hattesich dort das Gerücht verbreitet, daß ein Vater in der Erregungfeine Tochter aus dem Fenster geworfen habe. Eine aufgeregteMenge fand sich infolgedessen vor dem Hause ein. Einige Männerstürmten die Treppen zu der Wohnung des Fuhrherrn Albert Stoseempor uiw griffen den Wohnungsinhaber tätlich an. Der Sach-verhalt war folgender: Die sechzehnjährige Tochter Ida desFuhrunternehmers Rose hatte sich in loser Gesellschaft inder Nacht zum Montag auf einem in der Nähe befindlichenRummelplatz„amüsiert". Als sie am Montag abend in die elterlicheWohnung zurückkehrte, drohte ihr der Vater mit einer körperlichenZüchtigung. Aus Furcht davor stürzte sich das Mädchen auS demFenster auf den Hof und blieb dort mit schweren inneren Ver-letzungen liegen. Dieser Anlaß brachte den Glauben bei den Mit-bewohnern hervor, daß der Vater seine Tochter aus dem Fenster ge-worfe» habe. Der Fuhrunternehmer wurde von der Polrzei sistiert,aber noch in der Nacht nach Feststellung des Tatbestandes wiederentlassen. Das schwerverletzte Mädchen fand im Krankenhaus WestendAufnahme.Tchöneberg.Aus dcu« vierten Stock abgestürzt ist auf den: Neubau Grüne-waldstraße 14/15 der 3S Jahre alte Bauarbeiter August Schulz,Ebersstr. S in Schvneberg wohnhaft. Er fiel beim Wassertragenvon der bis zur vierten Etage fertiggestellten Giebelwand undstürzte auf den asphaltierten Hof des Nebengrundstücks, wo er mitzerschmetterten Gliedern liegen blieb. Der Schlverberletzte wurdenoch lebend, jedoch in hoffnungslosem Zustande nach dem Schöne-berger Krankenhause übergeführt.Die rote Gefahr. Zwischen Ringbahn und der GemarkungSteglitz erstreckt sich südlich von Friedenau der zu Schöneberg ge-hörige sogenannte Friedenauer OrtSteil. Dieser ziemlich abseits vomGanzen liegende Teil trägt den Charakter eines BcamtenviertelS.Der organisierte» Arbeiterschaft ist es auch hier bereits gelungen,einzudringen. Um dies nun der Einwohnerschaft ack oculos zudemonstrieren, war verabredet, demnächst eine Versammlung unterfreiem Himmel stattfinden zu lassen, da geeignete Lokalitäten nichtzur Verfügung stehen. Doch die bösen Sozis hatten ihre Rechnungohne den liberalen Magistrat gemacht. Der Stadt gehört ein großerTeil der TerrainS und so lourde um Ueberlassung eincS derartigenPlatzes zu einer Versammlung ersucht. Pronipt erfolgte die Ant-wort:„Für einen derartigen Zweck kann ein Platz prinzipiellnicht gewährt werden." Damit ist der böse Geist des Umsturzesvon den braven Bürgern und Spießern des Friedenauer Ortsteilsnoch einmal ferngehalten. Ehrenpflicht der Arbeiter mnß es nunsein, zu den bevorstehenden Stadwerordnetenwahlen erst recht eineenergische sozialistische Agitation zu entfalten.Rixdorf.Achtung! Bereinigung Jugendheim. Am Mittwoch, 22. September, abends SYa Uhr, in Hoppes Saal: Konstituierende Per-sammlung.Wilmersdorf.Ein brennender Straßenbahnwagen beschäftigte vorgestern abendgegen 8 Uhr die Halenseer Feuerwehr. Bei dem Motorwagen 2742der Linie 91 war bei der Fahrt durch die Brandenburgische Straßedie Isolation der Widerstandskabel durchgeschmort, wodurch der Fuß-boden vom Feuer ergriffen wurde und schwelte, ohne daß sich jedochFlammen bildeten. Die Fahrgäste, die von dem Vorgange kaumetwas bemerkt hatten, wurden aufgefordert, den Wagen zu verlassenund kamen dem nach, ohne daß eine Panik entstand. Der Brandwurde durch die Feuerwehr mit leichter Mühe gelöscht und der be-schädigte Wagen ausgesetzt. Der Vorgang spielte sich so schnell ab,daß durch den Unfall keine Betriebsstörung herbeigeführt wurde.Marieudorf-Südende.Die letzte Gcnieindevertretersitzung brachte zunächst eine Geschäfts-ordnungsdebatte, in der der Gemeindevorsteher in sehr selbst-herrlicher Weise vorging. Genosse Reichardt stellte vorEintritt in die Tagesordnung den Antrag, den Punkt:.Wahl einesMitgliedes zur Straßen- und Baukommission" abzusetzen. Die Neu-wählen ständen bevor; n a ch diesen sei eine bessere Buswahl für dieBesetzung von Aemtern vorhanden. Die alten Vertreter seien auchschon genügend mit Aemtern versehen. Der Gemeindevorsteherstellte sich einer Aenderung der Tagesordnung ablehnend gegenüberund wollte in diese ohne weiteres eintreten. Die nachdrücklichenHinweise der Genossen Reichardt und Weber, daß eswohl feine Pflicht fei, erst über einen geschäftsordiiungs-mäßigen Antrag abstimmen zu lassen, brachten den Herrn dahin, imVollbewußtsein seiner Macht zu verkünden:„Die Geschäftsordnungführe ich! Das ist meine Sache. Es verbleibt bei meiner Anordnung!"— Zur Wahl als Mitglieder der Voreinschätzungskommission brachteder Vorsteher eine Anzahl Kandidaten in Borschlag, die sich„ausallen Ständen" rekrutieren sollen. Genosse Reichardt stellte fest, daßunter den Genannten weder Beamte noch die Arbeiterschaft vertretenseien. Auf seinen Vorschlag wurde dann je ein Vertreter dieserKategorie Steuerzahler gewählt. Zum weiteren Punkt: Ver-einigung der Straßenbahnlinien 9S und 73 und 93 und 70erklärte sich die Versammlung damit einverstanden, daßdie Linien 93 und 73 verschmolzen werden, jedoch unterder Bedingung, daß die Endstation der Linie 97 in der Behren-straße beibehalten und die Wagen fortan in Abständen von 3 Minutenverkehren.— Wie seinerzeit beim Ausbau der Dorfstraße, so hatteauch diesmal, wo es sich um ein Gesuch der Freien TumerschaftTempelhof-Mariendorf um Genehmigung zur Milbenutzung derGemeinde-Schulturnhalle handelte, der Gemeindevorsteher es fürnötig befunden, ein„Gutachten" eines SchulrektorS einzuholen.Dieser hat den Standpunkt eingenommen, daß dem Gesuch nichtentsprochen werden könne— eine Meinung, die auch der Gemeinde-Vorsteher sich zu eigen machte, weil seines Wissens dieTurnerschaft dem„sozialdemokratischen" Arbeiter-Turnerbund an-gehöre, dessen„Tendenzen" grundsätzlich nicht gefördert werdenürften. Die Genossen Weber und Reichardt suchten dem Herrnnach jeder Richtung hin klar zu machen, daß ein Turnverein alssolcher kein sozialdemokratischer sei, selbst wen» auch Mitgliederdes Turnvereins Sozialdemokraten seien. Aus ganz besondere„Kenntnis" der Verhältnisse ließ auch der Ausspruch eines Bürger-lichen schließen, daß er ja glaube, daß während der Turnstundenkeine Politik getrieben werde, aber... nachher.... Das Gesuchwurde schließlich mit 5 gegen 3 Stimme» abgelehnt, wobei der Vor-steher den Ausschlag gab.Brih-Buckow.Schule und HauS lautete das Thema, über das Genoffe Lehmannin der letzten Mitgliederversammlung deS Wahlvereins referierte.Der Vortrag, in dem der Redner den Gegensatz zwischen Volksschuleund höheren Lehranstalten beleuchtete und unsere programmatischenForderungen in Staat und Gemeinde hervorhob, fand allgemeineZustimmung. Diskussion fand nicht statt. Am Schlüsse der Ver-fammlung ersuchte der Vorsitzende die Versammelten, den auf demParteitag beschlossenen Schnapsbohkott stritte zu befolgen.Groß-Besten.Ein Opfer seines Berufes ist der 59 Jahre alte WeichenstellerHermann Linke von hier geworden. L. wollte vorgestern die Gleiseder Bahn am Königs-Wusterhausencr Bahnhof überschreiten, als einGüterzug von Berlin herangesaust kam. Da zu gleicher Zeit auchein Personenzug angefahren kam, so überhörte L. daS Geräusch desnahenden Güterzuges; er wurde von der Maschine niedergerissenund kam unter die Räder, sodaß diese ihm über die Brust und Beinehinweggingen. Der Körper deS Unglücklichen wurde zermalmt. DerTod trat auf der Stelle ein.Mühlenbek.Wie die neue» Stenern mich von unserer LaiidVevSlkcrungbeurteilt werden, konnten unsere Genossen am Sonntag schon beider Flugblattverteilung erfahren. Dasselbe kam gerade zur rechtenZeit, um das richtig zu stellen, waS ein von konservativer Seitestammendes Flugblatt vor kurzem über den Steuerraubzug verbreitethatte. Die öffentliche Versammlung, die am Abend bei Mayer inBuchhorst stattfand, folgte mit regem Interesse den Worten desGenosien Siering. Von einer Diskussion wurde abgesehen. Unter„Verschiedenes" wurden die Arbeitsverhältnisse in den einzelnenZiegeleien beleuchtet. Hierbei kam zum Ausdruck, daß in hygienischerBeziehung wie auch iu xuuoto Arbeitszeit äußerst miserable Zuständevorhanden sind.Zum Schluß machte der Vorsitzende noch auf eine am Sonntagüber 14 Tage im Lokale von Mayer in Bnchhorst stattfindendeöffentliche Gewerkschaftsversammlung aufmerksam.Spandau.Ein gräßlicher Unglücksfall ereignete sich auf der BerlinerChaussee in der Nähe der Gewehrfabrik. Ein Straßenbahnwagender Nonnendammbahn bewegte sich in voller Fahrt auf der duitklenChaussee. Plötzlich stieß der Wagen auf einen Widerstand, der indesdurch die Wucht des fahrenden Wagens aus dem Wege geräumtwurde. Der Wagenführer hielt iofort und als die Schienenabgesucht wurden, fand man einen menschlichen Körper in völlig zer-fetztem Zustand. In einein Umkreis von 30 Metern lagen Fleffch-teile umher. Herz, Lunge. Leber waren herausgerissen. Beine undArme gebrochen und völlig umgeknickt. Die angestellten Ermitte-lungen ergaben, daß es sich um den polnischen Arbeiter ValentinDworaczhck handelte. In der Tasche des Toten fand man noch10,80 Mark. Wie der Getötete auf b!e Schienen gekommen, ob erdort im betrunkenen Zustand gelegen, ob er erst kurz vor derStraßenbahn dorthin gefallen, ist bis jetzt noch nicht aufgeklärt. DieLeichenteile wurden gesammelt und nach der Obduktionshalle ge-schafft. Der Wagenführer ist sofort vom Dienst suspendiert. Ob ihnein Verschulden trifft, muß die Untersuchung ergeben. Jedenfallsträgt die Hauptschuld, daß man es noch nicht für nötig erachtet, dieBerliner Chaussee gerade in jener Gegend, wo ein nicht unerheb-sicher Verkehr ist, zu beleuchten.Potsdam.Raddiebstahk. Während der Schulzeit wurde am Montag vor-mittag einem hiesigen Lehrer von einem mittelgroßen Manne, dermit Ueberzieher und schwarzem Steifhut bekleidet war, das Rad auSdem Schulkeller gestohlen. Das Rad(Brennnbor) trägt dieNr. 241 999, ist schwarz, gut vernickelt, mit Jnnenbremfe undbrauner Tasche, Lenkstange, nach oben etwas geschweift, ein gut er-haltenes Tourenrad. Der Dieb ist in der Richtung Glienicke,Wannsee, Berlin abgefahren. Der Lehrer bittet, etwaige Mit»teisiingen über den Verbleib des Rades an die Kriminalpolizeimachen zu wollen._Sericdts- Leitung.Die„Judcnkammer" vor dem Reichsgericht.Der Reichstagsabgeordnete Dr. Heinz Potthoff beschäftigte amMontag das Reichsgericht. Nachdem ein früheres Urteil aufgehobenworden, war, verurteilte am 3. Januar d. I. das Landgericht Kassel Dr.P. wegen Beleidigung der fürstlich Waldcckschen Domänenkammcr zueiner Geldstrafe von 200 M. Das frühere Urteil hatte auf diegleiche Strafe gelautet, doch war diesmal nicht§ 183, sondern§ 185als vorliegend erachtet worden. Die Beleidigung wurde erblickt ineinem Artikel des Angeklagten in der„Lorbacher" und„WildungerZeitung":„Der verfassungswidrige Landtag II", und zwar in demHinweis darauf, daß ein verstorbener Landtagsabgeordneter dieDomänenkammer direkt als Judenkammcr bezeichnet habe.— DieRevision des Angellagten rügte Mangel an Entscheidungsgründen.— Der Reichsanwalt beantragte die Aufhebung des Urteils, dadasselbe nicht ganz klar sei. Das Gericht finde die Beleidigungin dem Worte Judenkammer, stelle aber fest, daß dieser Ausdruckdurch die folgenden Acußerungen abgeschwächt werde. Wenn derAngeklagte dem Pfeile die Spitze abzubrechen suche, was bleibeda noch übrig?— Das Reichsgericht hielt jedoch den Tatbestanddes§ 185 für ausreichend festgestellt und verwarf die Revision.Nach der Rechtsprechung des Reichsgerichts ist allmählich inden 8 165 Str.-G.-B. der Sinn hineingelegt: Jede abfällige Kritikvon Richtern, Beamten und Offizieren kann als Beleidigung be»straft werden. Diese ausdehnende Auslegung des Beleidigungs-begriffs setzt die angeblich Beleidigten tiefer herab, als eine nochso scharfe Kritik eS zu tun vermag.Vermischtes.Gefährliche Landung. Die Laiidung des Ballon?.Schlesien", dermit den beiden anderen Ballons des Schlesischen Vereins für Luft»scbiffahrt am Sonntag in Glogau anfgestiegen war. ist BceslauerMeldungen zufolge nicht ohne Unfall von statten gegangen. DerBallon wurde hinter Krotoschin in tieferen Luftschichten der Eisen-bahnstrecke Ostrowo— Lissa entgegengetrieben, auf welcher gerade einPersonenzug herangebraust kam. Der Führer zog die Reißbahn,worauf der Ballon sich schnell senkte und etwa vier Meter vomEisenbahndamm entfernt liegen blieb. Der Aufstoß der Gondel warso heftig, daß Direktor Michaelis« Breslau einen Knöchelbruch,Dr. med. Feiler-Breslau eine Fußverstauchung und Direktor Nother-Glogau eine leichtere Fnßverletzung davontrug. Der Führer desBallons Valentin-Breslau wurde nicht verletzt.Zusammenstoß auf der Lokalbahn. Aus München wird amtlichgemeldet: In der österreichischen Station Hellbrunn der elektrischenLokalbahn Salzburg— Berchtesgaden find gestern zwei Züge zu-sammengestoßen, wobei zwei Zugbcamte und eine Anzahl Reisenderleichte Verletzungen erlitten und die Motorwagen zum Teil stark be-schädigt wurden. Ursache ist, wie eS scheint, nicht rechtzeitigesBremsen des einen der beiden KreuzungSzüge.Aus Seenot gerettet. Wie die Cuxhavcner Rettungsstation derDeutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger mitteilt, wurdengestern von dem auf Scharhoern gestrandeten deutschen Fischdampfer„Senator Sthamer", Kapitän Duecker, mit Fischen von der Nordseenach Cuxhaven bestimmt, neun Personen durch daS RetMngS«boot des zweiten Elbleuchtschiffes gerettet.Ein heftiger Sturm im Golf von Mexiko hat. wie an? NewJork gemeldet wird, vorgestern in den Küstenbezirken der StaatenMississippi, Louisiana und Florida großen Schaden angerichtet. Nach-richten über schwere Schäden siegen besonders aus Natchez, NewOrleans und Mobile vor; auch Menschenleben sollen beidem Unwetter zugrunde gegangen sein.Amtlicher Marktbericht der städttschen Markthallen-Direktion überden Großbandel i» den Zenttal-Marktballen. Marktlage: Fletsch:Zufuhr genügend, Teichäst schleppend, Preise unverändert. Wild: Zu-suhr nicht genügend, Geschäst lebhast, Preise fest Geflügel: Zufuhrgenügend, Gefchäft nicht lebhaft genug, Preise wenig verändert. Fische:Zufuhr genügend, Gefchäft teilweise schleppend, Preise unverändert.Butter und K ä f e: Gefchäft still, Preise unverändert. Gemüse,Obst und Südfrüchte: Zujuhr reichlich, Geschäft ruhig, Preisegedrückt._Wttterungsüborstcht dost, 21. September 1909, morgen« 8 Ilbr.Wetterprognose für Mittwoch, den SS. September IVOS..Nachts etwas kühler, am Tag« zunächst vorwiegend heiter und stärkereErwärmung bei schwachen südöstlichen Winden, später neue Trübung undRegen.Berliner Wetterburea»WasserstandS'Stachrichtender LaNdeSaustalt sür Gewässerkunde, mitgeteilt vow__ Berliner Wettcrbiireau.»)+ bedeutet Wuchs.— Fall.—») Unterpegel.Nach telegraphischen Meldungen von heute führen die Leine undI n n e r st e Hochwasser; auch die Saale ist über den mittleren Wasser-stand gestiegen.