Jrtafjffi ftut duld'eke, so daß vor einigen Jaffren selbst die sonst M t?-aktionären nationalliberalen Industriellen Sachsens gegen dieseagrarische Herrschaft zu rebellieren begannen. Daneben war dieMehnertsche Politik natürlich ausgesprochen arbeiterfeindlich.Einer der erbittertsten und gehässigsten Gegner der Sozialdemo-kratie und der Gewerkschaften scheidet in Mehnert vom politischenKampfplatz. Er war der eigentliche Vater und Macher des schäm-losen Wahlrechtsraubes von 1S96. der eigentliche Schöpfer desschändlichen Dreiklassenunrechts, unter das der von ihm und seinerPartei beherrschte Minister v. Metzsch seine Unterschrift setzenmußte. Mehnert leitete den Raubzug wider das Volksrecht durchjene denkwürdige Rede in der Landtagsfitzung des 10. Dezember18Sö ein, die allzeit ein Dokument sächsischer Schande sein wird,jene Rede, die die grimmigste Kriegserklärung an die Arbeiterschaft.und die Demokratie war. Diese Rede lautete:Das allgemeine Wahlrecht zerschlägt denOrganismus des St a a t e s in seine Atome; auf derBasis des allgemeinen Wahlrechts hat der den größten Erfolg— das sind Grundsätze der Erfahrung, die von niemandem be-stritten werden können— hat der den größten Erfolg,der die extrem st e Richtung vertritt, der am rück-sichtslosesten ist in der Wahl seiner Mittel, der am gröbstenaufträgt, und der den Volksinstinkten, wenn ich so sagen soll, ambesten zu schmeicheln versteht!(Bravol)j Das allgemeine Wahl-recht, meine Herren, beruht auf einer unhaltbaren Fik-tion, auf der Fiktion, daß zum Gesetzgeber einjeder berufen, ein jeder gleich befähigt sei.(Sehr richtig!) Wo alle Stimmen und wo jede Stimme gleichenWert besitzt, dabei hat stets, das ist doch auch eine Erfahrung�die wir oft genug gemacht haben, der Unverstand vonvornherein die größten Chancen.(Sehr richtig!)....Die Umbuhlung der urteilslosen Meng«, wie sie bei jederWahl vom ersten Tage an betrieben wird, die grundstürzende,alle Verhältnisse von unten nach oben kehrende Agitation störtauf das empfindlichste den für die gedeihliche Weiterenttvickelungdes Landes notwendigen inneren Frioden. Lug und Trug gehenschon vom ersten Tage der Wahlkampagne los.Meine Herren! Ich sage: Lug und Trug spielen vom erstenTage der Wahlagitation ab die Hauptrolle und diese Wer-Hältnisse steigern sich von Tag zu Tag, bis endlichder Wahltag herankommt, bis endlich das große Ereignis eintritt.(Zuruf von links: Der Durchfall!) Passiert Ihnen auchmanchmal. Meine Herren! Jede Wahl hat meiner Ncbcrzeugungnach ein Defizit der öffentlichen Moral(Sehr wahr! rechts) undschon zu lange zehren wir an dem Kapital guter und königstrcuerGesinnung, schon zu lange verwirtschaften wir solches Kapital.Meine Herren! Es ist unbedingt wahr, das allgemeinegleiche Wahlrecht führt zu nichts anderem, als zur Herrschaft derbrutalen Masse und damit zur Beseitigung des Grundsatzes, derin jedem Staat obenan stehen soll:„Gleiches Recht für alle!"Gerade die Freiheit, die Sie fordern, muß die Forderung„Gleiches Recht für alle!" zur Unmöglichkeit machen. Ich führeIhnen, damit Sie darüber nachdenken, nur das eine Beispiel vonHamburg nochmals an. und denke, daß dasselbe meine eben aus-gesprochene Behauptung am besten bestätigt.Und nun, meine Herren, noch zu einer anderen Seite des vonder Sozialdemokratie geforderten Wahlrechtes, zu dem geheimenWahlrecht. Sonst, meine Herren, fordern doch gerade die Herrenvon der Sozialdemokratie, daß das Prinzip der Oeffentlichkeitbis in die fernsten Winkel leuchte. Sie verlangen, daß die Pressemit möglichster Oeffentlichkeit hineindringe.... Wo sind nunauf einmal diese Spartaner, wenn es zur Wähl geht? wo sind sieauf einmal geblieben? Da sind sie plötzlich Schwärmer fürdie möglich st e Dunkelheit geworden, ja Schwärmerfür das möglichst unkontrollierbare, für das anonyme Geheimnis!... Man geht sogar so weit, daß man durch Vorschläge, wie sieim Reichstage gemacht worden sind, eine Dunkelkammer vor demWahllokale einzurichten bestrebt ist, in der gewissermaßen jeder,ehe er zur Wahlurne hintritt, noch einmal mit seinem Gewissenzu Rate gehen soll, um dann unbeeinflußt seinenWahlzettel in einem Kuvert verschlossen in dieWahlurne hineinzustecken. Ich will hier nicht nähermitteilen, welchen Beinamen man der Kommission im Reichstagebeizulegen pflegt, welche sich mit der Vorberatung dieserDunkelkammer materie beschäftigt, aber ich habe dieUeberzeugung, daß selbst diese Dunkelkammer den Terrorismusund die kontrollierende Beobachtung, wie sie gerade die Sozial-demokraten bei der Wahl betreiben, nicht aus der Welt schaffenwerde..... Das geheime Stimmrecht, meine Herren— daswerden Sie mir zugeben— legalisiert nur zu oft die Täuschungund den Betrug, legalisiert ein innerlich durchaus falsches Ver-halten des Einzelnen gegenüber seinen Mitmenschen.... Dasist das Resultat einer derartigen Agitation. Meine Herren!Welcher weitere Schaden wird aber noch hinzugefügt, wenn mansieht, wie junge Leute den Wahlversammlungen in der Regeldurchgängig beiwohnen können, wenn man beobachtet, wie dortin die jungen Herzen das Gift eingeträufelt wird.das sie für die sozialdemokratische Armee allmählich tüchtigmachen soll, so daß jeder Vaterlandsfreund die ernstesten Be-denken hiergegen hegen muß. Wenn man den FortbildungSschul-Pflichtigen verbietet, auf die Tanzböden zu gehen, sollte man auchdaran denken, daß man den jungen wahlunmündigen Leutenallen Ernstes ein für allemal verböte, in Wahlversamm-lungenzugehen, denn dort werden sie noch weit mehr ver-giftet und geschädigt alS auf den Tanzböden.Nach dem vollbrachten Wahlrechtsraub hat Mehnert die re-äktionäre Politik womöglich noch in verstärktem Maße weiter-geführt. Die roten ReichStagSwahlen von 1903 und der Wahl-rechtskampf des sächsischen Proletariats sowie die Rebellion derIndustriellen waren die Folgen. Die Herrlichkeit der Kon-fervativen begann zu wanken— selbst sie mußten einsehen, daß«s ganz ohne Zugeständnisse nicht gehen werde. Aber was sie tunkonnten, um die Wahlrechtsänderung zu verderben, das haben sie.unter Mehnerts Führung in ausgiebigem Maße getan. Die Ein-führung des schändlichen Pluralwahlrechts ist zu einem großenTeile MehnertS Werk.Angeblich tritt er jetzt aus Gesundheitsrücksichten zurück; inWirklichkeit fürchtet er wohl, daß bei den diesmaligen Landtags-Wahlen die Konservativen in der Zweiten Kammer die Mehrheitwicht mehr bekommen und er dann keine Aussicht mehr hat, denPräsidentensitz einzunehmen.DaS sächsische Proletariat wird ihm ein bleibendes Ge-dächtnis bewahren— sein Name wird ihm untrennbar verbundenbleiben mit dem düstersten, erbitterndsten Kapitel der neuerensächsischen Geschichte.Oer SchnApzblocli im freisinnigen undim IPolizeikhutz!Die Plakatsäulen DanzigS sind öffentliche« Eigentum der Kam-mune, die sie an den Verlag der freisinnigen„Danziger Zeitung"vermietet hat. Trotzdem es nun eine gesetzliche Polizeizensur fürden Text der Plakate nicht gibt, schließt die freisinnige Firma diesozialdemokratische Partei von der Benutzung der Säulenaus, indem sie deren Plakate nur dann anschlägt, wennin jedem- Einz-lfalle ein polizeilicher Erlaubnisschein bei-gebr« chi wird. Du Polizei hat aber keine gesetzliche Verpflichtungji.-.t Erteilung solcher Bescheinigungen. Selbst das für das Plakat-wesen noch immer maßgebende preußische Gesetz über die Presse vomJahre 1851 regelt nu: die formale Beschaffenheit der Plakate.Hinsichtlich des Wortlautes der Ankündigungen aber ließenselbst die Polizeireaktionäre von 1851 den Bürgern freie Hand.Sie werden jetzt sogar von den freisinnigen S ä u l e n p ä ch t e r nDanzigs gründlich beschämt!Obgleich das Polizeipräsidium, wie gesagt, gesetzlich nicht ver-pflichtet ist, die geschilderte freisinnige Praxis zu unterstützen, werdenvon ihm doch Bescheinigungen ausgefertigt. Meist in derForm, daß ohne bestimmte„Verfügungen", die ja den Rechtswegzur Abwehr ermöglichen würden, nur nigende Ratschläge er-teilt werden! So glaubte das Polizeipräsidium erst unlängst dieBezeichnung„Volksausplünderung" als„nicht ganz parlamentarisch"bezeichnen zu müssen, und der Anschlag des Plakates wurde daraufvon der Pächterin wieder prompt verweigert, obgleichschließlich das anstößige Wort gestrichen und durch Punkteersetzt wurde lZu einer am 21. September in Danzig tagenden'Volks-Versammlung sollte durch Plakate eingeladen werden, die am Kopfdie Bezeichnung„Gegen den Schnapsblock derJunker und Pfaffen" trugen und das Thema.DerRaubzug deS SchnapsblockS" nannten. Der Chefder Firma erklärte sich nach Vorlegung dcS Textes zumAnschlag der Plakate bereit. Als sie ihm dann aber g e-druckt eingereicht wurden, verweigerte er wieder die Ver-öffentlichung mit der Erklärung, daß daS Polizei-Präsidium ihm den Anschlag verboten habe! Dasangebliche„Verbot" sieht nun tatsächlich so aus:Danzig, den 17. Septbr. 1909.Kgl. Polizei-PräsidiumJ.-Nr. IV 3964,An den Vorstand-des sozialdemokratischen Vereins Danzig.Ich muß mich gegen die in dem mir heute vorgelegtenPlakatentwurf enthaltenen Ausdrücke„Schnapsblock der Junkerund Pfaffen" und„Der Raubzug des Schnapsblocks" aussprechenund enipfehlen, an deren Stelle weniger ausreizende WorteDiese ganz und gar unverbindliche polizeiliche Meinungsäußerungbeliebt der„Freisinn" des Danziger Zeitungsverlages als polizeiliches„Verbot" zu bezeichnen, nur um der Sozialdemokratie das Plakatrechtnehmen zu können. Die noch immer rege Blocksehnsucht des Börsen-freisinns fügte sich alleruntertänigst auch dieser Polizeiweisheit. DerAnschlag des Plakats wurde selbst mit der Aenderung:„DerText der Tagesordnung ist polizeilich bean-standet" verweigert lDa bei der Form der gar nicht einmal amtlichenpolizeilichen„Aeußerungen" ein Rechtsmittel leider nichtanwendbar ist, so gibt es gegen den freisinnigen Plakatbohkott keineRettung. Die sozialdemokratischen Bürger DanzigS sind wehrlosvon der Benutzung der öffentlichen Säule» ausgeschlossen, weilfreisinniger Männerstolz sich berufen fühlt, die polizeilichen Befug-nisse noch weiter auszudehnen als das gesetzlich zulässig ist.vom Kampf in Schweden.Stockholm, 22. September(Privatdepesche des-„Vor-wärts"). Die Unterhandlungen dauern fort. EntscheidendeFragen sind indes noch, nicht erledigt worden, und es istauch kaum zu erwarten, daß man in den nächstfolgendenTagen zu einer Entscheidung kommt.Die Klassenjustiz wütet in geradezu rücksichtsloser Weisefort. Das Gericht zu Norberg hat einen Jungsozialisten zuzwei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt wegenAeußerungen in einer Versammlung, die gar nicht festgestelltsind. Irgendwelche genauen Zeugenaussagen waren nichtvorhanden, sondern lediglich auf Grund von Kombi na-tionen ist das Urteil gefällt worden!Bezüglich der Konflikte außerhalb des schwedischen Arbeit-gebervereins ist mitzuteilen, daß. nachdem bereits vor einigenTagen eine Einigung mit dem Unternehmerverbande derelektrotechnischen Industrie erzielt wurde, nunmehr auch dieDifferenzen mit den Bäckereiunternehmern erledigtsind. Die Versuche dieser Unternehmerkategorie, Repressalienan den Arbeitern zu üben durch Einführung persönlicherVerträge, sind zurückgewiesen worden. Man hat sichdahin geeinigt, die Frage, ob Tarisbruch vorliege oder nicht,einem Schiedsgericht zu unterbreiten. Die Arbeit wirdauf Grund der bisherigen Verträge sofort aufgenommen.Falls das Schiedsgericht die Frage des Tarifbruchs be-j a h t, sollen sämtliche Tarife, die bis zum 1. Juil 1911laufen, unverändert auf ein Jahr, also bis zum 1. Juni 1912,verlängert werden. Auch die Verträge, die n a ch dem 1. Juni1911 ablaufen, werden bis zum gleichen Termin verlängert,jedoch mit einem Lohnaufschlag von 5 Prozent. Wird da-gegen die Frage des Tarifbruchs verneint, so erfolgt inden Bedingungen der bisherigen Verträge keine Aenderung.Diese Verhandlung hat also mit einem glänzenden Erfolgeder Bäckerciarbeiter geendet.politische(leberllckt.Berlin, den 22. September 1909.Noch ein Triolcn-Jnserat Schacks.Nach der Meldung eines süddeutschen Blattes hat HerrS'chack nicht nur im„Hamburger Fremdenblatt", sondernauch in der Münchener„I u g en d" Opfer für seine perversenGelüste gesucht. In der Nr. 28 dieses Blattes suchte HerrTriole, Hbg. 3 6, eine„heitere, sinnenfrohe, ge-bildete junge Dame als Gesellschafterin in vornehmemHause".Der altteutsche, germanisch sittenstrenge Herr Schack be-nutzte also sogar den Inseratenteil der von Heuchlern vomSchlage des Triolen-Schack als sittenlos verschrienen„Jugend", um teutsche Jungfrauen ins Netz der Triolereizu ziehen._Neues vom Neichsvcrband zur Bekämpfungder Sozialdemokratie.Aus der Vakanzenliste eines Berufsverbandes ist zu entnehmen.daß der Reichsverband im Laufe deS Winters mit neuen Kräftengegen die Sozialdemokratie zu ziehen gedenkt. Aussicht auf An-sielllmg hat der Bewerber, der die Befähigung besitzt, Zeitungen zubeeinflussen, gelegentlich muß er Flugblätter verfassen können und wiees nun einmal üblich ist, auch eine gewisse Redegewandtheit solldie neue Kraft besitzen. Zunächst wäre die Tätigkeitmehr informatorischer Natur, als Hauptziel aber sind dieWahlen für 1912 anzusehen. Bis dahin hat sich der National-ölonom, der sich für die Kanipfesweife des besagten Verbandesherzugeben gedenkt, mit allem vertraut zu machen, was zur Einigungder bürgerlichen Parteien dienen kann, soweit es sich um die Be«kämpfung der Sozialdemokratie handelt. Ms Lockspeise wird rfttmehrjähriges Engagement versprochen. Damit sich aber die etwaigenBewerber bei der Gehaltsforderung nicht zu sehr versteigen, lvirderläuternd hinzugefügt, daß die geeignete, in Betracht kommendeKrast keine zu hohe Bezahlung fordern darf. An der Er-läuterung sieht man. daß der Patriotismus immer daHalt macht, wo der Geldbeutel aufäugt. Allerhand Fähigkeitenwerden verlangt, um„gute Dienste" leisten zu können, aber ausdas eigene Portemonnaie setzen die Herren, die diöse Dienstleistungin Anipruch nehmen wollen, den Daumen. Des weiteren scheint esdem Schnapsblock doch mehr in die Glieder gefahren zu sein, alser zugibt. Wenn jetzt schon auf Schleichwegen für die kommenden1912 stattfindenden ReichstagSwahlen der Kainpf gegen die Sozial-demolratie begonnen werden soll, so ist dies doch ein Zeichen, daßes den Herren Reichslügenverbändlern etwas schwumlich ist bei derEhrenrettung des Vaterlandes anläßlich der Reichsfinanzreform.Branntwein- Nachversteuerung.Nach Z 145 deS am 1. Oktober 1909 in Kraft tretenden Brannt»Weinsteuergesetzes vom 15. Juli 1909 ist von den am 1. Oktober 1909vorhandenen Beständen an Branntwein und BranntweinfabrikatendeS freien Verkehrs eine Nachsteuer zu erheben. Zu diesem Zweckesind die nachsteuerpflichtigen Bestände der zuständigen Steuerbehördeanzumelden.Anzumelden sind: Branntwein aller Art und alkoholhaltigeBranntweinfabrikate, die sich am 1. Oktober 1909 im freien Verkehrbefinden, namentlich Arrak, Rum, Kognak, Obstbranntwein. Brannt-weinessenzen, Liköre und sonstige versetzte Branntweine, Fruchtsäfteund ähnliche alkoholhaltige Zubereitungen, ferner solche nicht zumGenüsse geeignete Fabrikate, die nur aus versteuertem Branntweinhergestellt werden dürfen, wie alkoholhaltige Parsümerien, Seifen-spiritus usw.Branntwein und Branntweinfabrikate, die sich am 1. Oktober1909 und an den folgenden Tagen unterwegs befinden, ohne daßsie bereits der Nachsteuer unterlegen haben oder in eine andere An-meidung aufgenommen sind, müssen vom Empfänger angemeldetwerden, sobald sie in seinen Besitz gelangt sind. NachsteuerpflichtigeErzeugniffe, die veräußert sind, sich aber im Gewahrsame des Ver-käufer« befinden, sind von diesem anzumelden.Gewerbtreibende, die Branntwein verkaufen(KasinoS, Konsum-vereine, Wareneinkaufsgesellschaften und ähnliche Vereinigungen,Gastwirte usw.) sind verpflichtet, ihre sämtlichen Bestände an-zumelden, sofern sie 20 Liter Alkohol übersteigen, Haushaltung-«vorstände dann, wenn ihre Bestände 10 Liter Alkohol übersteigen.Die erwähnten Gewerbtreibcnden, Vereinigungen sowie deren Ver-Walter(Oekonomen) werden nicht als Haushaltungsvorstände an-gesehen.Mehrere HauShaltungSvorstände, die Branntwein oder Brannt»Weinfabrikate gemeinsam aufbewahren, werden alS ein Haus-Haltungsvorstand angesehen; zur Anmeldung ist verpflichtet, werden Branntwein oder die Branntweiufabrikate in Gewahrsam oderAufbewahrung hat.Eine Anmeldung ist nicht erforderlich für nicht zum Genüssegeeignete Branntweinfabrikate, wenn sie einen Alkoholgehalt vonnicht mehr als 20 Hundertteilen deS Gewichts haben oder sich inAufmachungen für den Einzelverkauf bis zum Gewichte der Einzel-Packung von nicht mehr als 1 Kilogramm befinden.Bolksschullchrer und Stadtfreifinn«Der Berliner Stadtfreisinn hat in den letzten Tagenund Wochen manche bittere Wahrheit— namentlich auch aus Lehrer-kreisen— zu hören bekommen, weil er in der Lehrergehalts-frage die Lehrer schmählich getäuscht hat. Das tftunangenehm für die Freisinnsführer, unangenehm besonders in einemAugenblick, wo in Berlin Landtagswahlen samt Stadtverordneten-wählen bevorstehen. Da greift nun die„Freisinnige Ztg."in ihrer Not wieder mal zu dem oft bewährten Spitzbuben-kniff, mit einem„Haltet den Dieb!" die Aufmerksamkeitabzulenken. Unter der Ueberschrift.Volksschullehrer und Sozial-demokratie" erzählt sie, daß am 22. Januar 1907 in der BerlinerStadtverordneten-Versammlung unser Genosse Stadt«verordneter Dr. A l f r. Bernstein den Lehrern Begehrlichkeitborgeworfen habe. Das Blatt zitiert aus dem amtlichen steno-graphischen Bericht:„Die Lehrer sind verhältnismäßig die vestgestellte Beamten-kategorie in der Großstadt.(Hört I hört I) Ich gebe gern zu. daßwir jetzt andere Sorgen haben, als die Lehrergehälter ins un-gemessene aufzubessern. Die Lehrer sollen sich daran gewöhnen,nicht dem agrarischen Nimmersatt nachzuahmen."Das ist wörtlich dem amtlichen stenographischen Bericht ent»nommen, gewiß. Aber in dem Bericht steht just an der Stelle, wodas Zitat der„Freisinnigen Zeitung" endet, noch der Zwischenruf„Bravol" Warum gibt die„Freis. Ztg." nicht auch denwieder? Weil sie sich erinnert, daß schon vor sechs Jahren, als siedenselben Schlvindel probierte und die Bernsteinsche Aeußcrung ineine Meinung der Sozialdemokratie überhauptumzufälschen suchte, öffentlich festgestellt worden ist, woherjenes„Bravol" kam. Es kam aus den Reihen der Frei-sinnigen und kennzeichnete der freisinnigen Mehrheitwahre Meinung. Freisinnige waren eS auch, die hinterher dem Genossen Bernstein privativ ihre Befriedigungdarüber aussprachen, daß er eS den Lehrern„gegeben" habe.Woraus dann allerdings Bernstein ersah, daß er doch wohl aufeinen falschen Weg geraten war.Das Freisinnsorgan weiß selbstverständlich sehr wohl, daß essich bei der Bcrnsteinschen Aeußerung nur um die abweichendeMeinung eines einzelnen handelte, die übrigens auchnur dem Unmut einer AugenblickSstimmung entsprang, weilBernstein einen vermeintlichen Angriff der Lehrer gegen dieAerzteschaft zurückweisen zu sollen glaubte. Auch das weiß dasFreisinnSorgan, daß in der LehrergehaltSfrage die S o z i a l d c m o-kratie durch die Tat oft genug bewiesen hat, wie sie denkt. DerFreisinn macht eS umgekehrt: er ist lehrerfreundlich inWorten— und hält nicht in den Gemeinde-Verwaltungen, Was er im Landtage verspricht.Darüber wird keine„Freisinnige Zeitung" die Lehrerschaft hinweg-täuschen können._Die Folgen der neuen Tabaksteuer.Wie die Unterstützung für die Tabakarbeiter geregelt wird, zeigtein Bericht, der uns aus Brieg in Schlesien zugeht. Dort habendurch die Tabaksteuer Entlassungen und Arbeitszeitverkürzungen inerheblichem Umfange stattfinden müssen. Ein brotlos gewordenerTabnkarbeiter wandte sich an die zuständige Stelle, um in den Besitzder Unterstützung zu gelangen. Das war aber nicht so leicht. Zunächstwurde» von der Steuerbehörde bei dem früheren Arbeitgeber mehrfachErkundigungen eingezogen, ob die Entlassung wirklich eine Folgeder Tabaksteuer sei. Als hier eine bejahende Antwort erfolgte,stellte man an den Vertrauensmann de! TabakarbeitcrverbnndcS diegleiche Frage. Hier wurde das nicht nur bestätigt, sondern auch er-klärt, daß Entlassungen in großer Zahl bevorständen. Dem Antrag-steller wurde durch die Steuerbehörde Arbeit bei einem Kanalbauverschafft. Da der Zigarrenmacher aber von schwächlicher Körper-konstiwtion ist, überdies schon in einer Lungenheilstätte war. wirder kaum in der Lage sein, die schwere Arbeit auf die Dauer auözu-